Dokumentation - Landkreis Ludwigslust-Parchim
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INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK Dokumentation der Fachtagung Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Dienstag, 01.07.2014 in Parchim Foto: Landkreis Ludwigslust-Parchim Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 1
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK Fachtagung „Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim“ am 1. Juli 2014 im Landratsamt in Parchim Mit der Vorlage des Pflegesozialplans 2013 für den Landkreis Ludwigslust-Parchim ist die Pflegesozialplanung noch nicht abgeschlossen, sondern es handelt sich hier um einen konti- nuierlichen Prozess: Die einzelnen Komponenten der Pflegeplanung entwickeln sich laufend weiter: Erstens befinden sich die demografische Struktur sowie Art und Umfang von Hilfebe- darfen in einer ständigen Entwicklung, zweitens verändern sich auch die pflegerischen Ver- sorgungsangebote und drittens werden in bestimmten Abständen die rechtlichen Rahmen- bedingungen weiterentwickelt. Daher ist die Pflegeplanung keine zeitlich begrenzte Maßnahme, sondern ein Prozess, der unter Einbeziehung aller beteiligten Akteure laufend fortzuführen ist, um das Versorgungs- system auch in Zukunft passgenau gestalten und verbessern zu können. Es war Ziel der Fachtagung, die im Pflegesozialplan enthaltenen Empfehlungen zur Weiter- entwicklung der pflegerischen Versorgungsstruktur aufzugreifen und deren Umsetzung vor- zubereiten. Rund 60 Vertreter der Städte und Ämter, der Träger von Diensten und Einrich- tungen, der Pflegekassen, der Kassenärztlichen Vereinigung, Seniorenvertreter und weitere Akteure waren der Einladung gefolgt, um mit ihrer Erfahrung an der Umsetzung mitzuwirken. Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 2
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK Programm der Fachtagung 01. Juli 2014 im Landratsamt Parchim 09:00 Uhr Eröffnung und Begrüßung Herr Landrat Rolf Christiansen 09:15 Uhr Bedeutung der Pflegesozialplanung aus Sicht der Träger Herr Hans Hopkes, Vertreter der „kleinen LIGA“ der Wohlfahrtsverbände 09:30 Uhr Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim: Ergebnisse, Handlungsempfehlungen, Umsetzung Dr. Dietrich Engels, ISG 10:30 Uhr Kaffeepause 11:00 Uhr Demenz – Hilfestrukturen im ländlichen Raum Frau Melina Meding, Deutsche Alzheimer Gesellschaft, Landesverband Mecklenburg-Vorpommern e.V. Frau Gisela Grote, „Hand in Hand im Bördeland“, Generationenhilfe Börde- region e.V. 12:00 Uhr Mittagspause 12:45 Uhr Arbeitsgruppen AG 1: Ehrenamtliche und professionelle Unterstützung bei Demenz AG 2: Kurzzeitpflege: Bedarf, Konzept und wirtschaftliche Tragfähigkeit ei- nes eigenständigen Kurzzeitpflegeangebots AG 3: Wohnen im Alter im ländlichen Raum: Barrierefreiheit und kleinräu- mige Vernetzung 14:15 Uhr Kaffeepause 14:45 Uhr Berichte aus den Arbeitsgruppen 15:15 Uhr Schlusswort Herr Harald Haase, Fachdienstleiter Soziales Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 3
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK In seinem Grußwort hob Landrat Rolf Christiansen hervor, dass Ludwigslust-Parchim als einziger Landkreis in Mecklenburg-Vorpommern einen Pflegesozialplan in der kurz bemes- senen Zeit erstellt habe und wies zugleich auf die gemeinsame Verantwortung aller Akteure für die Weiterentwicklung der Versorgungsstruktur hin. Anschließend bewertete Hans Hopkes in seinem Grußwort als Vertreter der „kleinen LIGA“ der Wohlfahrtsverbände den Pflegesozialplan ebenfalls als wichtige Grundlage für die weitere Arbeit, betonte aber auch die Schwierigkeit für die Träger, in allen Teilen eines großflächigen Landkreises eine gute Versorgung zu garantieren. Im Hauptteil des Vormittags stellte zunächst Dr. Dietrich Engels (ISG) die zentralen Ergeb- nisse des Pflegesozialplans 2013 vor und zeigte die weiteren Schritte zur Umsetzung auf. In allem gehe es um den Ausbau der vorstationären Versorgungsangebote, um im Sinne des Grundsatzes „ambulant vor stationär“ den Bedarf an stationärer Pflege möglichst gering zu halten. Dazu können insbesondere eine ortsnahe Beratungsstruktur, Hilfen für Angehörige von Pflegebedürftigen und Personen mit Demenzerkrankung, eine Sicherstellung altersge- rechter Wohnmöglichkeiten, die Schaffung von ausreichenden Kapazitäten der Kurzzeitpfle- ge und Tagespflege, eine Vernetzung der Pflegeplanung mit Ärzten und Krankenhaussozial- diensten sowie eine vorausschauende Sicherstellung des zukünftigen Fachkräftebedarfs beitragen. Der zweite Teil des Vormittags war dem Thema des Umgangs mit zunehmenden Demenzer- krankungen gewidmet. Melina Meding vom Landesverband Mecklenburg-Vorpommern der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft erläuterte in ihrem Vortrag, welche Formen und Verläufe von Demenz bekannt sind und welche Belastung die Demenz für die erkrankte Person selbst, für ihre Beziehung zur Umwelt und insbesondere für die pflegenden Angehörigen bedeutet und informierte gleichzeitig über Unterstützungsangebote in Mecklenburg- Vorpommern. Mit dem besonderen Fokus auf mögliche Hilfestrukturen im ländlichen Raum berichtete dann Gisela Grote vom Verein „Hand in Hand im Bördeland“ (Niedersachsen), wie aus einer Selbsthilfe-Initiative eine Organisation ehrenamtlicher Hilfen aufgebaut wurde, die schon wenige Jahre nach ihrer Gründung ein beeindruckendes Maß an Unterstützung für Angehörige leistet. Am Nachmittag wurden die Empfehlungen zur Weiterentwicklung in drei Arbeitsgruppen ver- tiefend diskutiert. Die AG 1 „Ehrenamtliche und professionelle Unterstützung bei Demenz“ führte das Schwer- punktthema des Vormittags fort. Der Aufbau ehrenamtlicher Hilfen ist eine gute Möglichkeit, professionelle Unterstützungsstrukturen zu ergänzen, ist aber auch mit einigen Schwierigkei- ten konfrontiert: Ehrenamtliche müssen gewonnen und auf ihre Aufgabe vorbereitet werden, die besonders im ländlichen Raum anfallenden Fahrtkosten müssen erstattet werden und bei den Betroffenen und Angehörigen müssen Vertrauen aufgebaut und Scham überwunden werden, damit eine wirksame Entlastung erfolgen kann. Professionelle Pflegekräfte müssen in Zusatzausbildungen über die Besonderheiten von Demenzerkrankungen geschult werden. Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 4
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK Schließlich sollte mit einer gezielten Öffentlichkeitsarbeit das Bewusstsein über Demenz in der Bevölkerung verbessert werden. In der AG 2 wurde das Thema „Kurzzeitpflege: Bedarf, Konzept und wirtschaftliche Tragfä- higkeit eines eigenständigen Kurzzeitpflegeangebots“ vertiefend behandelt. Spezifische Probleme der Kurzzeitpflege liegen in der Auslastung, die saisonabhängig (Urlaubszeiten) und wegen der Leerstände zwischen den Nutzungsphasen schlechter kalkulierbar ist, sowie in der verlässlichen Planbarkeit, die für die Angehörigen nicht immer gegeben ist, aber auch für die Träger ein Problem darstellt. Anzustreben ist ein eigenständiges Kurzzeitpflegeange- bot, das nicht im normalen Heimalltag integriert ist, sondern attraktiv gestaltet wird, indem es als „Pflegeurlaub“ mit aktivierenden Maßnahmen in wohnlicher Atmosphäre konzipiert wird. Damit kann erreicht werden, dass Pflegebedürftige gerne wiederkommen und dass Angehö- rige ihre Pflegebedürftigen in „guten Händen“ wissen. Ein solches Angebot sollte eine Min- destzahl von etwa 12 Plätzen nicht unterschreiten, und wenn es offensiv beworben wird, ist auch bei angemessener Preisgestaltung mit einer guten Inanspruchnahme zu rechnen. In AG 3 „Wohnen im Alter im ländlichen Raum: Barrierefreiheit und kleinräumige Vernetzung“ wurde zunächst der Bedarf an altersgerechten Wohnungen bestätigt, da ältere Menschen auch mit Pflegebedarf möglichst lange in der gewohnten Wohnung leben möchten. Eine barrierefreie Gestaltung der Wohnung sei weniger ein technisches Problem, sondern dies scheitere oft an den Kosten, trotz vorhandener Fördermittel. Weiterhin genügt es in ländli- chen Gebieten nicht, den eigenen Lebensraum barrierefrei/-arm zu gestalten, wenn in der Wohnumgebung keine ausreichende Infrastruktur (Einkaufsmöglichkeiten), Transportmög- lichkeiten etc. vorhanden sind. Im Landkreis Ludwigslust-Parchim gebe es neben den Städ- ten mit guter Versorgungssituation auch größere Dörfer, in denen zwar die Minimalversor- gung gesichert ist, es aber an vielem (ÖPNV, ärztliche Versorgung etc.) fehlt, und schließlich viele kleinere Dörfer, in denen selbst eine Minimalversorgung nicht gegeben sei. Ansätze zur Verbesserung seien ehrenamtliche Fahrdienste, mobile Verkaufsangebote und Nachbar- schaftshilfen. Angeregt wurde eine zentrale Informations- und Anlaufstelle, über die die Bür- gerinnen und Bürger innerhalb ihres Sozialraums miteinander in Kontakt kommen und eh- renamtliche Angebote miteinander vernetzt werden könnten. Nach der Arbeitsgruppenphase wurden die Ergebnisse der drei Arbeitsgruppen im Plenum vorgestellt. Abschließend dankte Harald Haase, Fachdienstleiter Soziales, den Teilnehmen- den für ihre konstruktiven Beiträge und äußerte die Erwartung, dass die Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim in Zukunft als gemeinsames Projekt weitergeführt werde. Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 5
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK Präsentation von Herrn Dr. Engels (ISG) zum Vortrag „Pflegesozialplanung im Land- kreis Ludwigslust-Parchim: Ergebnisse, Handlungsempfehlungen, Umsetzung“ Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 6
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INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK Pflegesozialplanung Soziale Inklusion und im LandkreisEngagement Ludwigslust-Parchim Angebotsdatei – Beispiel Tagespflege (Ausschnitt) STADT/AMT ANGEBOT Angebot_2 KAP EINRICHTUNG plus: Boizenburg/Elbe, Stadt Tagespflege 20 Tagespflege "Am Kurt Bürger" Adresse Boizenburg/Elbe, Stadt Tagespflege 15 LARES Pflege Summe 2 35 Träger Hagenow, Stadt Tagespflege 15 Tagespflege "Mitten im Leben" Ansprech- Summe 1 15 Lübtheen, Stadt Tagespflege HEIM, BTW, AD, KUPF 12 Das komplexe Pflegezentrum Lobetal partner Summe 1 12 Ludwigslust, Stadt Tagespflege 12 AWO Tagespflege Summe 1 12 Parchim, Stadt Tagespflege AD 15 DRK Pflegeeinrichtung Parchim, Stadt Tagespflege 18 Tagespflege Sonnenstrahl Summe 2 33 Banzkow Tagespflege 16 Tagespflege Banzkow Banzkow Tagespflege 15 Tagespflege der JUH Summe 2 31 Crivitz Tagespflege 19 Tagespflege für Senioren Summe 1 19 … und weitere Ämter Seite 9 Pflegesozialplanung Soziale Inklusion und im LandkreisEngagement Ludwigslust-Parchim Angebotsspektrum im überregionalen Vergleich Übersicht zur Angebotsstruktur Landkreis Ludwigslust-Parchim im Vergleich, Stand: 31.12.2013 Anzahl/ Kennziffer Landes- Bundes- Bereich Plätze je 100 ab 75 J. vergleich vergleich Gesundheitsversorgung Ärzte 120 0,6 0,5 0,8 6 Kliniken Betten: 778 3,7 5,6 5,7 Wohnen im Alter Kreis Viersen: 39 Häuser betreutes Wohnen 1.065 5,1 3,1 Ambulante Dienste 61 Pflegedienste Mitarb.: 936 4,5 4,5 3,7 Tages- und Kurzzeitpflege 15 Tagespflegeeinrichtungen 235 1,1 1,0 0,4 14 Kurzzeitpflegeangebote 34 0,2 0,2 0,5 Stationäre Pflege 37 Pflegeeinrichtungen 2.374 11,4 11,3 10,6 Seite 10 Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 9
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK Pflegesozialplanung Soziale Inklusion und im LandkreisEngagement Ludwigslust-Parchim Angebotsdatei: Nutzungsmöglichkeiten und Fortschreibung (1) Informationsquelle für Beratung: Bereitstellung der Informationen für Pflegestützpunkte und weitere Beratungsstellen (2) Informationsquelle für Bürger: Aufbau eines Internet-Portals (Welche Angebote gibt es in meiner Umgebung? Was gibt es in der Nachbargemeinde?) (3) Erweiterung: Bestandsaufnahme von Begegnungszentren für Senioren, Besuchs- und Betreuungsdienste für Demenzkranke, Seniorenorganisationen, barrierearme Wohnungen etc. ( zu diskutieren) (4) Informationsquellen: • Kreisebene: Sozialplanung, Heimaufsicht, Pflegestützpunkte • Städte/ Ämter: Bürgerberatung, weitere Ansprechpartner • Träger: Wohlfahrtsverbände und private Anbieter (5) Fortschreibung: • Häufigkeit: 2 Mal jährlich (Jahresmitte + Jahresende) • Wer? Sozialplanung unter Einbeziehung aller Akteure ( Arbeitsgruppe?) Seite 11 Pflegesozialplanung Soziale Inklusion und im LandkreisEngagement Ludwigslust-Parchim 4. Empfehlungen zur Weiterentwicklung (1) Ambulant vor Stationär: • Bestandsaufnahme im Pflegesozialbericht: 2.374 Plätze in stationären Pflegeeinrichtungen im Jahr 2013 • rechnerischer Zusatzbedarf ( demografische Entwicklung): bis 2020 weitere 370 Plätze bis 2030 weitere 311 Plätze • Ziel: Ausbau der vorstationären Angebote, um den rechnerischen Zusatzbedarf durch alternative Angebote zu reduzieren Fragen: • Welche Angebote können dazu beitragen? (ambulante Dienste, Tages- und Kurzzeitpflege, geeignete Wohnangebote, bedarfsgerechte Beratung) • Wie müssen diese Angebote weiter entwickelt werden? Seite 12 Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 10
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK Pflegesozialplanung Soziale Inklusion und im LandkreisEngagement Ludwigslust-Parchim Empfehlungen zur Weiterentwicklung (2) Information und Beratung: • Kooperation und Vernetzung der Pflegestützpunkte mit anderen Beratungsstellen, z.B. Krankenhausüberleitung • ortsnahe Informations-/ Beratungsangebote • Weiterentwicklung zu aufsuchender Pflegeberatung Fragen: • Wer kommt als Ansprechpartner in den Städten und Ämtern in Frage? • Welche Ressourcen erfordert eine „aufsuchende Pflegeberatung“ in einem großflächigen Landkreis? Seite 13 Pflegesozialplanung Soziale Inklusion und im LandkreisEngagement Ludwigslust-Parchim Empfehlungen zur Weiterentwicklung (3) Begegnungsangebote und Hilfen bei Demenz: • Begegnungsangebote mit Beratungsmöglichkeit • Information, Beratung, Schulung für Angehörige • Ambulante Betreuung der Älteren mit Demenzerkrankung • Ehrenamtliche Betreuungsdienste Fragen: • Welche Begegnungsangebote und welche Angebote für Ältere mit Demenz- erkrankung und ihre Angehörigen gibt es schon im Landkreis und in den Städten/ Ämtern? • Welche Unterstützungsstrukturen gibt es in anderen Landkreisen? Welche Anregungen können für den Landkreis LUP gewonnen werden? ( weitere Vorträge und Arbeitsgruppe 1) • Wie können weitere Angebote aufgebaut werden? ( Berücksichtigung in der weiteren Planung) Seite 14 Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 11
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK Pflegesozialplanung Soziale Inklusion und im LandkreisEngagement Ludwigslust-Parchim Empfehlungen zur Weiterentwicklung (4) Wohnen im Alter: • Kreisweit gute Versorgung mit betreutem Wohnen (1.063 Wohnungen), aber weiterer Bedarf in einigen Ämtern • aufsuchende Wohnberatung und Wohnungsanpassung zur Verbesserung der bestehenden Wohnungen • Hinreichendes Angebot an barrierefreien und barrierearmen Wohnungen schaffen • Bereits 10 ambulant betreute Wohngemeinschaften mit 102 Plätzen, aber weiter ausbauen als Alternative zu stationärer Pflege Fragen: • Wie kann der Bestand an barrierefreien Wohnungen vollständig erfasst und aktualisiert werden? • Sind auch barrierearme Wohnungen für ältere Menschen hilfreich? Welches sind die Kriterien für „barrierearm“? ( Arbeitsgruppe 3) Seite 15 Pflegesozialplanung Soziale Inklusion und im LandkreisEngagement Ludwigslust-Parchim Empfehlungen zur Weiterentwicklung (5) Kurzzeitpflege: • Kurzzeitpflege ist ein wichtiger Baustein, um vollstationäre Pflege zu vermeiden: Nachsorge nach Krankenhaus, Entlastung der Angehörigen, Sicherung der Versorgung bei deren Krankheit, Aktivierung etc. • Kreisweit gibt es nur 34 eingestreute Kurzzeitpflege-Plätze, dies entspricht 0,2 Plätzen je 100 Ältere ab 75 Jahren (Bundesdurchschnitt 0,5 Plätze) • Befragung von Diensten und Einrichtungen in LUP: KUPF unzureichend Fragen: • Wie kann ein ausreichendes Angebot an Kurzzeitpflegeplätzen geschaffen werden? • Wie kann erreicht werden, dass dieses Angebot verlässlich planbar ist und nicht nur eingestreut? • Wie kann erreicht werden, dass die Kurzzeitpflege zur Aktivierung und Rehabilitation genutzt wird und nicht nur als „Betreuung im Heim“? • Kann Kurzzeitpflege wirtschaftlich erbracht werden? ( Arbeitsgruppe 2) Seite 16 Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 12
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK Pflegesozialplanung Soziale Inklusion und im LandkreisEngagement Ludwigslust-Parchim Empfehlungen zur Weiterentwicklung (6) Fachkräftesicherung: • Zunehmender Bedarf an Fachkräften: Im Jahr 2020 werden in Mecklenburg- Vorpommern 42 % mehr Pflegekräfte benötigt als im Jahr 2007 (IAB 2010) • Befragungsergebnisse LUP (ambulante Dienste + stationäre Einrichtungen): Schon jetzt schwierig, Pflegepersonal zu finden, mit einer Verschlechterung ab 2015 / 2016 wird gerechnet Fragen: • Wie kann der derzeitige und in Zukunft noch steigende Bedarf gedeckt werden? ( Workshop „Fachkräftebedarf in der Altenpflege“ im Herbst) Seite 17 Pflegesozialplanung Soziale Inklusion und im LandkreisEngagement Ludwigslust-Parchim Weitere Empfehlungen (7) Gesundheitsversorgung: Aufrechterhaltung der hausärztlichen Versorgung, Zusammenarbeit mit Krankenhaussozialdienst intensivieren (8) Ambulante Pflege: ausreichend, aber niederschwellige, hauswirtschaftliche Unterstützung ausbauen – auch für Menschen mit Behinderung ( Workshop im Herbst) (9) Tagespflege: Kreisdurchschnitt gut, aber in 8 Ämtern (insbes. östliches Kreisgebiet) jeweils etwa 8 bis 10 Tagespflege-Plätze zusätzlich (10)Stationäre Pflege: derzeit gute Auslastung, langfristig steigender Bedarf Ausbau vorstationärer Wohn- und Pflegeangebote (11)Sterbebegleitung: unzureichend entwickelt – Hospizangebote aufbauen Kurzfristig (bis 2015): ortsnahe Beratungsstrukturen, Ausbau Kurzzeitpflege, niederschwellige Hilfen; kontinuierliches Berichtssystem aufbauen Langfristig (bis 2025): barrierefreies Wohnen, ambulant betreute Wohngemeinschaften, Weiterentwicklung der Hospizarbeit Seite 18 Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 13
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK Pflegesozialplanung Soziale Inklusion und im LandkreisEngagement Ludwigslust-Parchim Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Dr. Dietrich Engels und Dr. Regine Köller ISG Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik GmbH Barbarossaplatz 2, 50674 Köln Tel. 0221 – 23 54 73 E-Mail: Engels@isg-institut.de Web: www.isg-institut.de Seite 19 Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 14
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK Präsentation von Frau Meding (Deutsche Alzheimer Gesellschaft, Landesverband M-V) zum Thema „Demenz – Hilfestrukturen im ländlichen Raum“ Diagnose Demenz Folgen im nachbarschaftlichen Miteinander Deutsche Alzheimer-Gesellschaft – Selbsthilfe Demenz – Landesverband M-V e.V. Häufigkeit demenzieller Erkrankungen in Deutschland • über 1,4 Millionen Erkrankte in Deutschland • jeden Tag über 100 Neuerkrankungen • 2050 geschätzt: 3 Millionen demenziell Erkrankte Risikofaktor: Lebensalter 40% 35% 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% < 65 J. < 70 J. < 75 J. < 80 J. < 85 J. < 90 J. © Deutsche Alzheimer-Gesellschaft e.V. – Selbsthilfe Demenz Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 15
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK © Christina Schwarzfischer © Christina Schwarzfischer © Deutsche Alzheimer-Gesellschaft e.V. – Selbsthilfe Demenz in unserer Region • MV 2013: 1,6 Mio. EinwohnerInnen • mittelschwer bis schwer dement: 26.500 + schätzungsweise 1/3 leicht: ca. 9000 → ca. 2,2 % demenziell betroffen: 35.200 © Deutsche Alzheimer-Gesellschaft e.V. – Selbsthilfe Demenz Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 16
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK Was ist eine Demenz? Verlust von Nervenzellen und ihrer Verbindungen untereinander: • Muster von Symptomen (Kontrollverlust) • Alltagsfähigkeiten beeinträchtigt → zunehmender Verlust der Selbstständigkeit Dauer: mindestens 6 Monate © Deutsche Alzheimer-Gesellschaft e.V. – Selbsthilfe Demenz Das Gehirn – unser „Aktenschrank“ Neue Erfahrungen/Erlebnisse werden Neues wird immer seltener gespeichert gespeichert und können jederzeit und kann somit nicht wieder genutzt verwendet werden. werden. Auch alte Erinnerungen gehen zunehmend verloren. Quelle: Powell, J. (2009). Hilfen zur Kommunikation bei Demenz. Köln: Kuratorium Deutsche Altershilfe. S. 20f. © Deutsche Alzheimer-Gesellschaft e.V. – Selbsthilfe Demenz Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 17
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK Hauptsymptome der Demenz • Beeinträchtigung bis Verlust der geistigen Leistungsfähigkeit - Gedächtnis - Denkvermögen - Orientierung - Sprache - Aufmerksamkeit und Urteilsvermögen • Persönlichkeitsveränderung © Deutsche Alzheimer-Gesellschaft e.V. – Selbsthilfe Demenz „Demenz“ gleich „Alzheimer“? Anteil an Ursache Demenzerkrankungen Alzheimer-Krankheit ca. zwei Drittel vaskuläre Demenzen ca. 30 % und Mischformen mit Alzheimer-Demenz sonstige Demenzen (Lewy-Körper-Demenz, ca. 10 % Frontotemporale Demenz u.a.) © Deutsche Alzheimer-Gesellschaft e.V. – Selbsthilfe Demenz Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 18
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK Quelle: Dr. med. Krämer, G. (2000). Alzheimer-Krankheit: Antworten auf die häufigsten Fragen. Stuttgart: Georg Thieme Verlag. S. 45. © Deutsche Alzheimer-Gesellschaft e.V. – Selbsthilfe Demenz Gehirne im Vergleich normales Gehirn Gehirn mit Alzheimer- Erkrankung Quelle: Hilfe beim Helfen. Schulungsreihe für Angehörige von Alzheimer- und anderen Demenzkranken. Folie 1.7. © Deutsche Alzheimer-Gesellschaft e.V. – Selbsthilfe Demenz Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 19
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK Alzheimer-Krankheit • Ursachen unbekannt, nur selten vererbt • Risiko steigt mit Lebensalter • von Außenstehenden anfangs lange unbemerkt („Fassadenverhalten“) • nicht heilbar, stetig fortschreitend: leichte – mittelschwere – schwere Demenz • Krankheitsdauer: im Ø 6–9 Jahre © Deutsche Alzheimer-Gesellschaft e.V. – Selbsthilfe Demenz Was bedeutet eine Demenz für die betroffene Person? zunehmender Orientierungsverlust: • zeitlich Welche Uhrzeit, welcher Tag, welches Jahr? • örtlich Wo bin ich? • situativ Was geschieht um mich herum? • zu anderen und zu sich selbst Wer bist Du? Wer bin ich? © Deutsche Alzheimer-Gesellschaft e.V. – Selbsthilfe Demenz Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 20
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK Was bedeutet eine Demenz für die betroffene Person? • Wahrnehmung der Umwelt und Selbstwahrnehmung verändern sich (werden misstrauisch, ängstlich, manche ablehnend, passiv) • alltägliche Situationen und Gegenstände erhalten eine andere Bedeutung • leben in ihrer eigenen Welt • nicht betroffen: Gefühle und Erleben! © Deutsche Alzheimer-Gesellschaft e.V. – Selbsthilfe Demenz Was bedeutet eine Demenz für die Angehörigen? • Menschen mit Demenzsymptomen – anfangs – überwiegend „in der Häuslichkeit“ betreut/gepflegt → Angehörige tragen Hauptlast, oft Isolation → „Krankheit der Angehörigen“ • Arno Geiger „Der alte König in seinem Exil“: „Der einzig verbliebene Platz für ein Miteinander ... war die Welt, wie der Vater sie wahrnahm.“ • Angehörige sind hauptverantwortlich für best- mögliches Miteinander und Begegnungsangebote → Selbstsorge, Unterstützung annehmen! © Deutsche Alzheimer-Gesellschaft e.V. – Selbsthilfe Demenz Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 21
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK Was bedeutet eine Demenz für die Angehörigen? • Herbert M.: „Freunde sind schon ewig nicht mehr zu mir gekommen. Sie können mit Lisa nicht umgehen. Und sie stört ja auch. Aber ich kann doch meine Frau nicht einfach wegsperren ...“ • Elsa H.: „In unserer Mietwohnung konnte ich nicht mehr mit ihm bleiben. Er hat nachts so geschrien, dass Nachbarn im Haus regelmäßig die Polizei holten, weil sie der Meinung waren, ich schlage meinen Mann.“ Quelle: Alzheimer-Gesellschaft Brandenburg e. V. (2013). Die Tür nach draußen öffnen © Deutsche Alzheimer-Gesellschaft e.V. – Selbsthilfe Demenz Je früher erkannt, umso besser! VERDACHT AUF DEMENZ AUSSCHLUSS von - normaler Altersvergesslichkeit - anderen Ursachen einer Gedächtnisstörung (wie Depression oder Delir) DEMENZ Differentialdiagnose Primäre Sekundäre Demenzen Demenzen © Deutsche Alzheimer-Gesellschaft e.V. – Selbsthilfe Demenz Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 22
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK nicht-medikamentöse Behandlung • Alltagsfähigkeiten stärken Ergotherapie • Orientierungsfähigkeit fördern Milieutherapie (Wohnraum, Haus; Tagesablauf) • Erinnerungen pflegen Erinnerungs-, Musiktherapie • Kommunikation anpassen Validation (ernstnehmen) © Deutsche Alzheimer-Gesellschaft e.V. – Selbsthilfe Demenz Wichtig für Demenzkranke ist … • sie verstehen • dass sie sich verstanden fühlen • sie als Person akzeptieren und wertschätzen © Christina Schwarzfischer • sozial einbinden → Sicherheitsgefühl! © Deutsche Alzheimer-Gesellschaft e.V. – Selbsthilfe Demenz Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 23
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK Wichtig für Demenzkranke ist … • in der gewohnten Umgebung bleiben können • selbstständig handeln • sich bewegen dürfen © Christina Schwarzfischer © Christina Schwarzfischer © Deutsche Alzheimer-Gesellschaft e.V. – Selbsthilfe Demenz Wichtig beim Umgang ist … • ihre Selbstständigkeit unterstützen • nicht auf Defizite hinweisen • Betroffene ernst nehmen • Respekt und Wertschätzung äußern • Ruhe und Sicherheit vermitteln © Christina Schwarzfischer © Deutsche Alzheimer-Gesellschaft e.V. – Selbsthilfe Demenz Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 24
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK Menschen mit Demenz in Nachbarschaft, Verein, Kirche • vergessen Termine • vernachlässigen übernommene Aufgaben • anderes Erscheinungsbild, verändertes Verhalten • belästigen/beschuldigen andere • sozialer Rückzug © Deutsche Alzheimer-Gesellschaft e.V. – Selbsthilfe Demenz Kennen Sie eine der folgenden Situationen? © Christina Schwarzfischer © Deutsche Alzheimer-Gesellschaft e.V. – Selbsthilfe Demenz Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 25
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK Schlüsseldienst Nachbar Ihre 90-jährige Nachbarin, Frau Z., lebt allein. Sie ist körperlich sehr fit, doch schon seit längerem fällt Ihnen und auch anderen Nachbarn auf, dass ihre geistigen Kräfte nachlassen. Sie muss sich selbst versorgen und hat, soweit Ihnen bekannt ist, keinerlei Hilfe. Sie haben noch nie Angehörige oder Freunde gesehen, die sie besuchen. Auch eine Unterstützung im Haushalt durch eine Putzfrau oder eine Sozialstation scheint sie nicht zu nutzen. Seit zwei Wochen klingelt Sie nun sehr häufig bei Ihnen – zumeist weil sie sich ausgesperrt hat. Da dies bereits häufiger passiert ist, haben Sie einen Zweitschlüssel von ihr. So können Sie ihr schnell und unkompliziert helfen. Allmählich wird jedoch auch dies zur Belastung – insbesondere weil ihr Zeitgefühl gestört ist, so dass sie immer wieder auch nachts bei Ihnen klingelt. © Deutsche Alzheimer-Gesellschaft e.V. – Selbsthilfe Demenz Neue Spielregeln im Kegelverein Seit Jahren sind Sie, genau wie Herr M., Mitglied im örtlichen Kegelverein. Regelmäßig einmal in der Woche treffen sich die Kegelbrüder um 20 Uhr zu einer zweistündigen Partie. In letzter Zeit fällt Ihnen und anderen Vereinskollegen auf, dass Herr M. häufig unpünktlich ist oder die Termine sogar ganz vergisst. Beim gestrigen Treffen schließlich wollte er unbedingt in seinen Straßenschuhen spielen. Darüber hinaus behauptete er, immer in diesen Schuhen zu spielen. Argumente, Fragen oder Erklärungen, die Sie und die anderen Anwesenden vorbrachten, zeigten keine Wirkung. Herr M. ging darauf gar nicht ein, sondern wurde ärgerlich. © Deutsche Alzheimer-Gesellschaft e.V. – Selbsthilfe Demenz Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 26
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK Rückzug aus dem Gemeindeleben Frau L. ist 78 Jahre alt und lebt allein. Ihr Mann ist vor vielen Jahren verstorben und die beiden Kinder wohnen weit entfernt. Sie ist ein bekanntes und aktives Mitglied der Kirchengemeinde und nahm bis vor kurzem regelmäßig an den Gottesdiensten sowie den Seniorennachmittagen teil. In letzter Zeit fielen den Gemeindemitgliedern einige Veränderungen auf. Frau L. war bei den gemeinsamen Treffen sehr ruhig, sie sprach nicht viel und wirkte eher „in sich gekehrt“. Außerdem besuchte sie die Seniorennachmittage und Gottesdienste nur noch sehr unregelmäßig. Seit zwei Wochen kommt Sie nun gar nicht mehr. © Deutsche Alzheimer-Gesellschaft e.V. – Selbsthilfe Demenz © Christina Schwarzfischer © Christina Schwarzfischer © Deutsche Alzheimer-Gesellschaft e.V. – Selbsthilfe Demenz Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 27
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK „Was kann ein Anker im Leben sein?“ – „Der Nachbarmensch!“ Frau T., demenzkrank Zentrum Demenz (Hrsg.) 2008: Demenz-Wegweiser für Schwerin und Umland © Deutsche Alzheimer-Gesellschaft e.V. – Selbsthilfe Demenz Aufbau ehrenamtlicher Strukturen in MV • Modellprojekt der AlzMV bis Juni 2016 • Modellstandorte: Mehrgenerationenhäuser • initiieren selbstständige Träger; Ziel: flächendeckend mehr vom Land und Pflegekassen anerkannte Angebote gemäß BetrAngLVO und -Richtlinie (SGB XI § 45c (3): (3) Niedrigschwellige Betreuungsangebote; Betreuung: Gruppen oder 1:1 in Häuslichkeit • beraten Träger zur Anerkennung ggü. LAGuS • schulen die Ehrenamtlichen und bilden fort • wichtig: stabile, selbstständige Netzwerke vor Ort © Deutsche Alzheimer-Gesellschaft e.V. – Selbsthilfe Demenz Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 28
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK denkbare Zusammenarbeit mit AlzMV • Hinweise auf Beratungen: im PSP, Telefon, Internet • mehr Fach-/Mitglieder → monatliche Demenzsprechzeit im Pflegestützpunkt • Angehörigenschulungen (zwei bis Juni 2015) aus denen später evt.: Selbsthilfegruppen • Trägerberatung und Aufbau ehrenamtlicher Strukturen • bislang: fast alles im Ehrenamt → Lobbyarbeit ... ... kommunale bzw. Landesförderung © Deutsche Alzheimer-Gesellschaft e.V. – Selbsthilfe Demenz persönliche Beratung vor Ort • Pflegestützpunkte Parchim und LuLu • Demenzberatung im Pflegestützpunkt Wismar: immer 1. Do. von 14 bis 16:30 Uhr Dr.-Leber-Straße 2, 23966 Wismar Telefon: (038 41) 30 40 50 82 • Angehörigengruppen von Mitgliedern der Alzheimer-Gesellschaft M-V © Deutsche Alzheimer-Gesellschaft e.V. – Selbsthilfe Demenz Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 29
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK Kontakt – bundesweit – Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. – Selbsthilfe Demenz – Friedrichstr. 236, 10969 Berlin E-Mail: info@deutsche-alzheimer.de Internet: www.deutsche-alzheimer.de © Deutsche Alzheimer-Gesellschaft e.V. – Selbsthilfe Demenz Ansprechpartner • Beratung durch Alzheimer-Gesellschaft, Austausch in Angehörigengruppen; Infomaterial • Pflegestützpunkte (Wismar) • gerontopsychiatrische Beratungsstellen, „Gedächtnissprechstunde“ (Sana Hanse-Klinikum Wismar) • Gesundheitsamt; PsychiatriekoordinatorInnen • Allgemeine und Krankenhaus-Sozialdienste • Seniorenberatungsstellen • Pflegedienste © Deutsche Alzheimer-Gesellschaft e.V. – Selbsthilfe Demenz Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 30
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK Ich freue mich auf unseren Austausch! Melina Meding modellprojekt@alzheimer-mv.de Deutsche Alzheimer-Gesellschaft – Selbsthilfe Demenz Landesverband M-V e. V., Rostock © Deutsche Alzheimer-Gesellschaft e.V. – Selbsthilfe Demenz Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 31
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK Präsentation von Frau Grote („Hand in Hand im Bördeland“, Generationenhilfe Börde- region e.V.) zum Thema „Demenz – Hilfestrukturen im ländlichen Raum“ • unsere Gemeinde • unser Verein • unser Projekt: „Teilhabe von Menschen mit Demenz“ Gisela Grote – Hohenhameln - Clauen Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 32
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK Einwohner Hohenhameln gesamt 9046 Bis 24 Jahre 2360 25 – 64 4849 65 – 74 1035 75 und älter 803 Gisela Grote – Hohenhameln - Clauen Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 33
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK Zielsetzung des Vereins : • Hilfe zu günstigen Konditionen für ältere und hilfebedürftige Menschen durch Vereinsmitglieder • Förderung selbstbestimmten Älterwerdens mit Verbleib im gewohnten Lebensumfeld Gisela Grote – Hohenhameln - Clauen • Stärkung des nachbarschaftlichen Umfelds in den Ortschaften • Entgegenwirken von Vereinsamung und Isolation im Alter – auch bei den Helfern • Möglichkeit für Helfer, zusätzliche Vorsorge für das eigene Alter zu treffen oder das derzeitige Ein- kommen aufzubessern Gisela Grote – Hohenhameln - Clauen Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 34
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK Leitgedanke: Mitglieder helfen Mitgliedern Hilfenehmer zahlen 8 € pro geleisteter Stunde Helfer bekommen 6 €, möglich ist sofortige oder spätere Auszahlung oder Inanspruchnahme von Hilfe im Alter Gisela Grote – Hohenhameln - Clauen Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 35
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK Von der Gründung bis heute Gründung November 2012 78 Mitglieder Heute 231 Mitglieder Davon 71 Helfer Hilfeeinsätze im Monat ca. 100 Gisela Grote – Hohenhameln - Clauen Hohenhameln auf dem Weg zur demenzfreundlichen Kommune Gisela Grote – Hohenhameln - Clauen Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 36
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK Aktueller Stand der Kommune • Rückgang der Bevölkerungszahlen • fehlende Finanzmittel • statistisch leben in Deutschland 1,2 Millionen Menschen mit Demenz, damit rechnerisch 117 Betroffene in der Gemeinde Hohenhameln Gisela Grote – Hohenhameln - Clauen • Fehlende ambulante Betreuungseinrichtungen und Begegnungsstätten • mangelhafte Verkehrsanbindung und Versorgungsmöglichkeiten in den Ortschaften Gisela Grote – Hohenhameln - Clauen Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 37
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK Unsere Aktionen: gefördert und unterstützt von Gisela Grote – Hohenhameln - Clauen Vortragsreihe März bis Juni Information und Sensibilisierung zum Thema Demenz • Auftaktveranstaltung für Kommunalpolitiker • Krankheitsbild, med. Hintergründe, Grenzen der Medizin • Wahrnehmung der Lebenswelt von Menschen mit Demenz Gisela Grote – Hohenhameln - Clauen Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 38
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK • Kommunikationsformen im Umgang mit verwirrten Menschen • Finanzielle Hilfen, Beratungs- und Unterstützungsmöglichkeiten • Juristische Fragen zur Selbstbestimmung (Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung, Testament) Gisela Grote – Hohenhameln - Clauen Unsere Fachreferenten: • Sozialwissenschaftlerin, Lehrerin für Pflege- berufe, Teamerin für integrative Validation • Dipl. Gesundheits- u. Pflegelehrerin • Facharzt für Psychiatrie, Geschäftsführer Sozialpsych. Dienst, Gesundheitsamt Peine • Leiterin des Fachdienstes Soziales/Senioren und des Pflegestützpunktes Landkreis Peine • Rechtsanwältin • Prof. Dr. Böhm aus Wien Gisela Grote – Hohenhameln - Clauen Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 39
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK Schulungen • für Mitglieder 20 Stunden niedrigschwelliges Betreuungsangebot Schulungen im Umgang mit verwirrten Menschen • für Mitarbeiter: → der Verwaltung → Volksbank Hildesheimer Börde → im Gesundheitsbereich → aus Handel und Handwerk → der Polizei und der Feuerwehr Gisela Grote – Hohenhameln - Clauen Kooperationspartner • Realschule Hohenhameln • Volksbank Hildesheimer Börde • Alten- und Pflegeheim • Landkreis Peine, Pflegestützpunkt • „Panisches Orchester“ • Senioren-Tanzlehrerin • Landfrauen Verein Gisela Grote – Hohenhameln - Clauen Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 40
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK Nachhaltigkeit • Einrichtung einer Begegnungsstätte • Betreuungsgruppe für Menschen mit Demenz • Supervision und Schulungen der Vereins- mitglieder • Stammtisch für pflegende Angehörige Gisela Grote – Hohenhameln - Clauen • Tanztee-Nachmittage für Betroffene und Angehörige • Vorträge für die allgemeine Öffentlichkeit zum Thema Demenz • Veröffentlichungen: Homepage / Presseartikel Gisela Grote – Hohenhameln - Clauen Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 41
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK „Streng genommen erkrankt jeder Mensch an Demenz, vorausgesetzt, er wird alt genug, um es zu erleben“ Prof. Dr. Hans Förstl, Psychiater u Neurologe Gisela Grote – Hohenhameln - Clauen Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 42
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK Zentrale Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen Im Folgenden werden die zentralen Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen, die am Nachmittag des 1. Juli stattfanden, in Form kurzer Protokolle dargestellt. Die vertiefende Diskussion erfolgte in drei Arbeitsgruppen zu diesen Themen: AG 1: Ehrenamtliche und professionelle Unterstützung bei Demenz Moderatorin: Melina Meding AG 2: Kurzzeitpflege: Bedarf, Konzept und wirtschaftliche Tragfähigkeit eines eigen- ständigen Kurzzeitpflegeangebots Moderator: Dr. Dietrich Engels AG 3: Wohnen im Alter im ländlichen Raum: Barrierefreiheit und kleinräumige Vernet- zung Moderatorin: Dr. Regine Köller Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 43
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK Arbeitsgruppe 1 zum Thema „Ehrenamtliche und professionelle Unterstützung bei Demenz“ Herausforderungen ehrenamtlicher Angebote der Unterstützung Im Rahmen der Arbeitsgruppe wurde zunächst die Notwendigkeit betont, dass ehrenamtliche Arbeit lediglich als Ergänzung und nicht als Ersatz professioneller Angebote dienen sollte. Des Weiteren ergab sich, dass es sich bei dem Aufbau ehrenamtlicher Strukturen um einen langwierigen Prozess handelt und dass für die Dauerhaftigkeit solcher Strukturen die lang- fristige Bereitschaft der Ehrenamtler gegeben sein muss. Die Akquirierung bereitwilliger Personen ist im Bereich der Arbeit mit demenziell erkrankten Personen besonders schwierig, da häufig Angst vor der Konfrontation mit der Thematik De- menz zu bestehen scheint. Um jedoch eine langfristige Bereitschaft bereitwilliger Personen zu gewährleisten, sollte die ehrenamtliche Arbeit zum einen keine Überlastung darstellen (punktuelle Nutzung) und zum anderen eine angemessene Wertschätzung erfahren. Die Frage danach, ob ehrenamtliche Arbeit zudem finanziell honoriert werden sollte und wenn, ob eine pauschale oder stundenweise Bezahlung vorzuziehen sei, wurde dabei ebenfalls diskutiert. Zukünftige Handlungsorientierungen • Um verbreiteten Ängsten zu begegnen und ein Verständnis für Krankheitsbilder und Symptome der Demenz zu schaffen, sollte vermehrte Aufklärungs- und Öffentlich- keitsarbeit betrieben werden. Die Aufklärungsarbeit sollte generationsübergreifend sein, sich also schon an Schulkinder richten und auch Akteure wie Polizeibeamte miteinbeziehen. - Bsp. Sozialführerschein für Schulkinder (theoretische und praktische Auseinan- dersetzung mit der Thematik der Behinderung) - Bsp. Aufklärung/ Sensibilisierung von Polizeibeamten (Projekt Hand in Hand im Bördeland) • Die Thematisierung demenzieller Erkrankungen sollte nicht von einer defizitorientier- ten, sondern von einer ressourcenorientierten Darstellung geprägt sein und es sollten positive, regionale Beispiele hervorgehoben werden. • Ziel dieser Aufklärungsarbeit sollte zum einen sein, die Hemmschwellen potentieller Ehrenamtler und zum anderen die potentieller Nutzer abzubauen, damit bereits be- stehende Angebote genutzt werden. - Selbsthilfegruppe für pflegende Angehörige im Mehrgenerationenhaus Lübz - Selbsthilfegruppe im Pflegestützpunkt Parchim • Einheitlich ergab sich, dass Vernetzung und Austausch aller beteiligten Akteure not- wendig sind. Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 44
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK • Punktuelle Nutzung und angemessene Wertschätzung von Ehrenamtlern ist für deren langfristige Bereitschaft notwendig. Nutzung ehrenamtlicher Angebote Bestehende ehrenamtliche Einrichtungen sehen sich oftmals dem Problem gegenüber, dass auf Grund von Scham- und Angstgefühlen bestehende Angebote von potentiellen Nutzern nicht in Anspruch genommen werden. Des Weiteren besteht oftmals eine Hemmschwelle „fremden“ Personen Einblick in den eigenen Haushalt zu gewähren. Zudem besteht auf Grund von Unklarheiten der Beratungszuständigkeit oftmals ein Informationsdefizit über be- stehende Angebote und Zuständigkeiten. Es besteht eine besonders hohe Nachfrage nach Begleitdiensten (Einkaufen, Arztbesuche etc.). In besonders ländlichen Regionen stellt hier- bei die Erreichbarkeit potentieller Nutzer eine Herausforderung dar, da die ehrenamtlichen Angebote hierbei mit Fahrdiensten und Fahrtkosten verbunden sind. Die Fragen nach der Übernahme der Fahrtkosten und nach der eventuellen Nutzung von Privatautos der Ehrenamtler sind dabei von besonderer Relevanz. Zukünftige Handlungsorientierungen • Um Hemmschwellen abzubauen sollte der persönliche Kontakt zu betroffenen Perso- nen/ Angehörigen gesucht werden und Erstgespräche ggf. aufsuchend geführt wer- den. Herausforderungen professioneller Angebote der Unterstützung Besonders bei der Versorgung demenziell erkrankter Menschen stellt die Suche nach geeig- neten Fachkräften eine Herausforderung dar. Eine oftmals unzureichende Vorbereitung auf die Arbeit mit demenziell erkrankten Personen innerhalb der pflegerischen Ausbildungen, die typspezifischen Unterschiede in der Fähigkeit mit demenziell erkrankten Menschen arbeiten zu können, die hohen Arbeitsanforderungen, wie auch die geringe Pflegezeit pro Patient und die allgemeinen Arbeitszeiten, stellen, im Verhältnis zum durchschnittlichen Entgelt, ein Problem bei der Suche nach geeigneten Fachkräften dar. Allgemeine Herausforderungen Regional ansässige Mediziner sind häufig nicht für eine Zusammenarbeit zu motivieren. Die Problematik liegt unter anderem darin, dass die geriatrische und gerontopsychiatrische Me- dizin von den allgemeinen Hausärzten nicht mehr abgedeckt werden könne. Probleme ent- stehen häufig nicht auf Grund der Quantität der Angebote, sondern auf Grund unzureichen- der Vernetzung und Vermittlung innerhalb der Versorgungslandschaft. Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 45
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK Zukünftige Handlungsorientierungen • Informationsdefizite müssen aufgebessert und eine stärkere Vernetzung aller Akteure angestrebt werden. - Bsp.: Pflegestützpunkt in Parchim und Ludwigslust als Informationsdienst - Bsp.: Projekt VERAH Care: Rund 120 Hausärzte beschäftigen Arzthelfer/-innen mit Zusatzqualifikation, die aufsuchend ambulante medizinische und nicht- medizinische Leistungen anbieten und eine Schnittstelle zu den Hausärzten dar- stellen (Liste im Anhang) - Bsp.: Mobile spezialisierte ambulante Palliativversorgung in Ludwigslust-Parchim (SAPV) Fazit Ehrenamtliches Engagement ist für die derzeitige und zukünftige Versorgungslandschaft unabdingbar. Viele Probleme liegen nicht in der Quantität der Versorgungsangebote begrün- det, sondern könnten durch eine stärkere Vernetzung und Kooperation aller Akteure besser bearbeitet werden. Die Versorgungslandschaft sollte nicht durch Konkurrenz unter den ver- schiedenen Akteuren, sondern durch fachlichen Erfahrungsaustausch und Zusammenarbeit geprägt sein. Die gesellschaftliche Aufklärung in Bezug auf das Thema Demenz ist notwen- dig, um eine frühzeitige und angemessene Versorgung zu gewährleisten. Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 46
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG UND GESELLSCHAFTSPOLITIK Arbeitsgruppe 2 zum Thema: Kurzzeitpflege - Bedarf, Konzept und wirtschaftliche Tragfähigkeit eines eigenständigen Kurzzeitpflegeangebots In der AG 2 wurde das Thema „Kurzzeitpflege: Bedarf, Konzept und wirtschaftliche Tragfä- higkeit eines eigenständigen Kurzzeitpflegeangebots“ vertiefend behandelt. Das Ziel der Kurzzeitpflege ist es, die Sicherstellung der Pflege von Pflegebedürftigen in Privathaushalten und die Rückkehr in den Privathaushalt nach Krankenhausaufenthalt zu ermöglichen. Sie ist ein Angebot für Pflegebedürftige, deren pflegende Angehörige wegen Krankheit, Urlaub oder aus anderen Gründen verhindert sind, sowie für die Nachsorge nach einem Krankenhaus- aufenthalt. Das Angebot an Kurzzeitpflege-Plätzen ist im Landkreis Ludwigslust-Parchim sehr gering. Erfahrungen mit der Kurzzeitpflege-Versorgung Zu Beginn wurden Erfahrungen mit der Kurzzeitpflege-Versorgung im Landkreis Ludwigslust- Parchim ausgetauscht. Spezifische Probleme der Kurzzeitpflege liegen aus Sicht der Träger in der Auslastung, die saisonabhängig (Urlaubszeiten) und wegen der Leerstände zwischen den Nutzungsphasen schlechter kalkulierbar ist. Ein weiteres Problem stellt die verlässliche Planbarkeit dar: Ein Angehöriger berichtete, dass ein lange vereinbarter Platz kurzfristig ab- gesagt worden sei und somit der geplante Urlaub nicht möglich war. Auch für die Träger stellt die Planbarkeit ein Problem dar, wenn ein reservierter Platz aus gesundheitlichen Gründen nicht in Anspruch genommen wird. Empirische Daten Aus einer Untersuchung des ISG aus dem Jahr 2009 lassen sich Hinweise auf Bedarf und Probleme der Kurzzeitpflege entnehmen, die der Arbeitsgruppe vorgestellt wurden: Inanspruchnahme Die Kurzzeitpflege ist ein Angebot für Pflegebedürftige, deren pflegende Angehörige wegen Krankheit, Urlaub oder aus anderen Gründen verhindert sind, sowie für die Nachsorge nach einem Krankenhausaufenthalt. In der Diskussion wurde unter anderem die Frage gestellt, ob während eines Urlaubs der Angehörigen nicht nur die Verhinderungspflege nach § 39 SGB XI in Anspruch genommen werden könne. Demgegenüber wurde klargestellt, dass es eine solche Einschränkung nicht gibt (dies wurde auch seitens der Pflegekasse bestätigt). Die vom ISG durchgeführte Befragung von Kurzzeitpflege-Einrichtungen in NRW ergab folgende Anlässe, aus denen eine Kurzzeitpflege in Anspruch genommen wurde: Umsetzung der Pflegesozialplanung im Landkreis Ludwigslust-Parchim Fachtagung am 01.07.2014 in Parchim 47
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