Doping bei der Tour de France in historischer Perspektive

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                Doping bei der Tour de France
                 in historischer Perspektive

                   1. Betreuer: Prof. Dr. Andreas Luh
                              2. Betreuer:

                      Ruhr Universität Bochum
                    Fakultät für Sportwissenschaft

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1. Gliederung der Arbeit
    1. Einleitung: Die Bedeutung der Tour de France
    2. Definition „Doping“
    3. Doping bei der Tour de France
      3.1    Historische Entwicklung
      3.2    Die großen Dopingskandale
    4. Reaktionen und Konsequenzen
      4.1    Zuschauer
      4.2    Sponsoren
      4.3    Medien
      4.4    Veranstalter
      4.5    Fahrer
    5. Schlusswort

2. Darstellung der thematischen und methodischen Konzeption und Vorgehenswei-
se

Gerade das letzte Jahrzehnt hat dank verbreiteter und verbesserter Dopingkontrol-
len neues Licht in die gängige Dopingpraxis im Radsport gebracht. Dies hat ver-
schiedene Konsequenzen nach sich gezogen: Zahlreiche Fahrer, sogar ganze
Teams wurden disqualifiziert, Sponsoren und Medien haben sich aus dem
Radsport zurückgezogen und Zuschauer strafen den Radsport mit Missachtung
und Generalverdacht. Wegen ihrer herausragenden Bedeutung im Radsport – sei
es sportlich oder wirtschaftlich – war und ist die Tour de France hiervon besonders
betroffen. Der Untersuchungsgegenstand meiner Master-Arbeit bezieht sich daher
auf die Dopingpraxis und „Dopingpolitik“ bei der Tour de France und die öffentliche
Wahrnehmung dessen.

In den späten 1990er Jahren wurden reuige Sportler häufig als „schwarze Schafe“
dargestellt, doch die Flut an Geständnissen, die folgten, zeigte bald, dass diese
keine Einzelfälle waren. In der Master-Arbeit möchte ich darstellen, wie sich die
Dopingpraxis bei der Tour de France entwickelt hat, wann sie begonnen hat und

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seit wann sie als systematisch bezeichnet werden kann. Dabei möchte ich sowohl
darstellen wie sich die Mittel und Methoden verändert haben als auch wie sich Stra-
fen und Sanktionen – so fern es sie gab – entwickelt haben.
Ein anderer Schwerpunkt der Arbeit soll auf der Darstellung der Reaktionen und
Konsequenzen der verschiedenen beteiligten Parteien wie Fahrer, Medien und
Sponsoren liegen. Auch hier soll der Wandel der Einstellung zum Doping und die
Folgen der systematischen Dopingpraxis in der Perspektive der Fahrer, der Renn-
ställe, der Sponsoren und der Medien (Presse und Fernsehen, am Beispiel der
ARD) thematisiert werden. Insbesondere wird das Verhalten und das aufeinander-
bezogene Verhältnis von Sport, Medien und Sponsoren zu thematisieren sein. Hier
drängen sich Fragen nach der Art der betriebenen Aufklärung und Vertuschung,
aber auch nach der Mittäterschaft auf.

In einem einleitenden Kapitel werde ich kurz das Untersuchungsdesign der Arbeit
erläutern und zum besseren Verständnis der Bedeutung der Tour de France einen
historischen Überblick über Entstehung und Entwicklung der Tour geben.

Eine Arbeit, die sich mit dem Thema Doping auseinander setzt, muss sich diesem
Thema auch von einer theoretischen Seite nähern, daher gilt es im zweiten Kapitel
zunächst einmal den Gegenstand „Doping“ zu definieren. Dazu ist es allerdings
notwendig die verschiedenen Definitionen und Ansichten über Doping aus ver-
schiedenen Epochen zu beachten, denn nicht immer ist das, was heute als Doping
angesehen wird, auch schon 1900 als Doping angesehen worden. Und umgekehrt
gilt genauso: Nicht alles, was früher zum Zwecke der Leistungssteigerung ange-
wandt wurde, wird heute als Doping betrachtet. Als Quelle für die aktuelle Doping-
Definition werden die entsprechenden Seiten der bestimmenden Organisationen
herangezogen. Ältere Definitionen werden vor allem aus der Sekundärliteratur ent-
zogen.

Auch wenn die gängige Dopingpraxis in den letzten Jahren einen traurigen Höhe-
punkt gefunden hat, so ist Doping aber kein Phänomen der heutigen Zeit. Dies wird

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das dritte Kapitel aufzeigen. In zwei Unterkapiteln werde ich chronologisch die Do-
pingpraxis bei der Tour de France beschreiben. Die Zweiteilung resultiert dabei
zum einen aus der methodischen Herangehensweise und zum anderen aus Unter-
schieden in der öffentlichen Wahrnehmung: mangels fehlender Berichterstattung
und fehlender Verfügbarkeit in nordrhein-westfälischen Bibliotheken werde ich für
die Darstellung der Geschichte bis in die 1990er Jahre vornehmlich auf Sekundärli-
teratur zurückgreifen. Von zahlreichen Autoren sind hier Rückblicke zur Tour de
France verfasst worden, wie z.B. La fabuleuse Histoire du Tour de France. Livre of-
ficiel du centenaire (Chany 2003) zum hundertjährigen Bestehen der Tour. In die-
sen Quellen wird auch zum Thema Doping Stellung genommen. Eine wichtige
Quelle wird hier ein Interviewe mit den Brüdern Pélissier aus dem Jahr 1924 sein
(www.encyclique.com/Pages/Textes/Londres_Pelissier.html), in dem die Brüder be-
richten, wie sie die Tour erleben. Sie berichten sowohl über die Strapazen als auch
über Mittel, die es ihnen erlauben, diese Strapazen auszuhalten. Vereinzelt werden
auch ab 1946 Artikel aus dem Spiegel verwendet. Für die jüngere Vergangenheit
und damit besonders für die großen Dopingskandale 1998 und 2006 werde ich
vermehrt Primärquellen heranziehen, dazu gehören sowohl Berichte in übergeord-
neten Zeitschriften und Zeitungen wie dem Spiegel, Focus und der Süddeutschen
Zeitung als auch in Fachzeitschriften wie dem Kicker und des Magazins Procycling.
In diesem Abschnitt wird auch die Rolle des Bundes deutscher Radfahrer themati-
siert (vgl. http://www.rad-net.de). Zusätzlich werden Autobiographien von geständi-
gen Sportlern und anderer Beteiligter untersucht (Voet 1999; Winnen 2008 u.a.).
Solche Geständnisse sind seit dem ersten Dopingskandal gehäuft aufgetreten,
doch noch immer werden geständige Sportler als Verräter und unliebsame Einzel-
fälle dargestellt.

Bei einer historischen Betrachtung der Dopingpraxis fällt einem auf, dass von Be-
ginn an der Dopingmissbrauch bekannt, wenn nicht sogar willkommen war, denn
erst durch ihn wurde die Dramaturgie der Tour de France möglich und erst so konn-
te sich die Tour zu dem Mythos entwickeln, der sie heute ist. Dabei stellt sich die
Frage, ob sich das Bewusstsein für und die Arbeit gegen Doping heute grundle-
gend geändert haben. Daher soll im vierten Kapitel auf Reaktionen und Konse-

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quenzen verschiedener beteiligter Parteien eingegangen werden. Es sollen zwar
auch Reaktionen, Konsequenzen und Sanktionen, so fern es sie gab, von Beginn
an dargestellt werden, um eine mögliche Änderung der Einstellung belegen zu
können, die Konzentration wird aber auf den Doping-Skandalen um Festina (1998)
und Fuentes (2006) und die Reaktionen und Aufarbeitung in Deutschland, das in
den letzten Jahren eine Art „verspätete Vorreiterrolle in der kritischen Berichterstat-
tung über Doping eingenommen hat, liegen. Dabei konzentriere ich mich auf Seiten
der Medien besonders auf die kritische Rolle Hagen Bossdorfs und der ARD, da sie
wegen ihrer Nähe zum Team T-Mobile und insbesondere Jan Ullrich durch Exklu-
sivrechte immer wieder in Verdacht gerieten, die journalistische Objektivität zu ver-
letzen. In diesem Zusammenhang möchte ich die Interdependenzen im Verhältnis
von Sport, Medien und Sponsoren untersuchen. Vor diesem Hintergrund drängt
sich besonders die Frage auf, inwiefern Aufklärung betrieben worden ist. Gibt es
Institutionen, die schon früh Anti-Doping-Kampagnen unterstützt haben oder kri-
tisch darüber berichtet haben? Oder ist eher das Gegenteil der Fall: Haben Medien
und Sponsoren das Thema „Doping“ aus eigenem Interesse lieber künstlich klein
gehalten? Hierfür stehen zahlreiche Berichte aus Zeitung und Fernsehen zur Ver-
fügung (z.B. Spiegel, Süddeutsche Zeitung u.a.), aber auch die Homepage und das
interaktive Doping-Webmagazin der ARD sind hier sehr aufschlussreich. In diesem
Zusammenhang soll auch der Umgang mit den Übertragungsrechten für die Tour
de France thematisiert werden.
Auf der anderen Seite der Übertragung stehen die Zuschauer. Hierbei wirft sich die
Frage auf, wie diese nun der Tour de France begegnen. Es hat sich zwar auf der
einen Seite gezeigt, dass die Quoten für die Tour de France gesunken sind, aber
auf der anderen Seite jubeln die Fans Fahrern wie Erik Zabel bereits eine Woche
nach seinem Geständnis zu. Offen ist hier die Frage, inwiefern die Dopingpraxis im
Radsport von den Zuschauern reflektiert wird und wie sie das Zuschauerverhalten
beeinflusst hat. Für das Verhalten der Zuschauer sollen vornehmlich Quoten von
Fernsehübertragungen und Beobachtungen bei großen Radrennen verwendet wer-
den.

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Wie bereits erwähnt wird sich die Arbeit vordergründig auf Deutschland und die hier
ansässigen Medien, besonders die ARD, konzentrieren. Die öffentliche Wahrneh-
mung in Frankreich wird lediglich am Rande behandelt und auch andere Länder
werden nicht weiter näher beschrieben. Zeitlich gesehen wird das Hauptaugenmerk
auf der jüngeren Vergangenheit seit 1990 liegen, denn hier kann man von einer
wichtigen Zäsur im Radsport sprechen.

4. Literatur und Quellenverzeichnis, Tabellen, Abbildungen, Formales

Bette, Karl-Heinrich und Uwe Schimank (1995). Doping im Hochleitsungssport: An-
passung durch Abweichung. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

Blickensdörfer, Hans (1997). Tour de France. Mythos und Geschichte eines Rad-
rennens. Künzelsau: Siegloch Edition.

Bossdorf, Beate und Hagen (2003): 100 Highlights Tour de France: 1903-2003.
Berlin: Sportverlag.

Chany, Pierre und Thierry Cazeneuve (2003). La fabuleuse Histoire du Tour de
France. Livre officiel du centenaire. Genf: Minerva.

Daumann, Frank (2008). Die Ökonomie des Dopings. Hamburg: merus-Verlag.

Ejnès, Gérard (2003). 100 Jahre Tour de France. 1903-2003. Bielefeld: Delius Kla-
sing Verlag.

Feiden, Karl und Helga Blasius (2008). Doping im Sport: wer – womit – warum. (2.
Auflage). Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft.

Fife, Graeme (1999). Tour de France. The History, the Legend, the Riders. Edinbo-
rough: Mainstream Publishing Company.

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Franke, Werner und Udo Ludwig (2007). Der verratene Sport. Die Machenschaften
der Doping-Mafia. Täter, Opfer und was wir ändern müssen. Gütersloh: Verlag Za-
bert Sandmann.

Meutgens, Ralf (2007). Doping im Radsport. Bielefeld: Delius Klasing Verlag.

Rabenstein, Rüdiger (1996). Radsport und Gesellschaft. Hildesheim, München und
Zürich: Weidmannsche Verlagsbuchhandlung.

Schröder, Ralf & Hubert Dahlkamp (2003). Nicht alle Helden tragen Gelb. Die Ge-
schichte der Tour de France. Göttingen: Verlag die Werkstatt.

Voet, Will (1999). Gedopt. Der Ex-Festina-Masseur packt aus. Oder: Wie die Tour
auf Touren kommt. Berlin: Sportverlag Berlin.

Watterott, Herbert (2006). Tour de France. Live! Bielefeld: Delius Klasing Verlag.

Winnen, Peter (2008), Gute Beine, Schlechte Beine. Bielefeld: Cavdonga.

www.cycling4fans.de
www.dohev.de
www.dopinginfo.de
www.doping-infos.de
www.dosb.de
www.nada-bonn.de
www.olympic.org
www.on-dope.de
www.rad-net.de
www.sport.ard.de/sp/doping (Doping Magazin der ARD)
www.uci.ch
www.wada-ama.org

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