CSD-Motto 2021: Schaffe, schaffe - bunter werden

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CSD-Motto 2021: Schaffe, schaffe - bunter werden
PRESSEMITTEILUNG vom 11.04.2021 Seite 1

CSD-Motto 2021: Schaffe, schaffe – bunter werden

Stuttgart, 11. April 2021 • Vom 16. Juli bis 1. August findet in Stuttgart der Chris-
topher Street Day (CSD) statt, das Kulturfestival der Regenbogen-Community. Der
Veranstaltungsreigen steht dieses Jahr unter dem Motto „Schaffe, schaffe – bunter
werden“. Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des CSD-Vereins wird mit dem dies-
jährigen Motto nicht nur der Bogen zum ersten Motto („Stuttgart ist bunt“) gespannt,
sondern auch die bunte Vielfalt im Stuttgarter Kessel genauer beleuchtet. Eine bun-
tere und offenere Gesellschaft war und ist noch immer ein langwieriger Arbeitspro-
zess. Der CSD Stuttgart appelliert mit „Schaffe, schaffe – bunter werden“ an die Re-
genbogen-Community und alle Unterstützer*innen, sich dieser Arbeit gemeinsam
weiter anzunehmen.

Kann Stuttgart bunt? Beim Gedanken an LSBTTIQ*-freundliche Städte kommen einem
direkt Orte wie Köln oder Berlin in den Sinn. Kaum jemand denkt dabei als erstes an die
baden-württembergische Landeshauptstadt Stuttgart. Möglicherweise ist dies auch den
klassischen Klischees von den konservativen und engstirnigen Schwaben, denen
manchmal auch ein gewisses Hinterwäldlertum zugesprochen wird, geschuldet. Doch
diese Klischees hinter sich zu lassen und einen genaueren Blick auf die schwäbische
Metropole zu werfen, lohnt sich, denn Stuttgart ist ein Kessel voller Vielfalt.
In der internationalen Stadtgesellschaft liegt der Migrationsanteil bei etwa 45%. Im Jahr
1949 fand der Homobefreiungstag statt, einer der allerersten CSD in Deutschland. Mitt-
lerweile feiern wir in Stuttgart, gemessen an der Zahl der Besuchenden, den drittgrößten
CSD in Deutschland.
In all den Jahren wurden viele freizügige Entscheidungen getroffen, aber groß geredet
hat darüber niemand. Szenekneipen wurden toleriert, Paragrafen dafür ignoriert. Dies
geschah bereits zu Zeiten, als Homosexuellen in den sich ihrer Toleranz rühmenden Met-
ropolen noch von der Polizei nachgestellt wurde. Reden ist tatsächlich nicht die größte
Stärke in Stuttgart. Dafür werden Tatsachen geschaffen.
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Auch ein Blick auf die Polit-Parade, die die IG CSD Stuttgart e.V. in diesem Jahr zum 20.
Mal ausrichtet, offenbart die Vielfalt des Kessels: Die Parade ist der Ausdruck einer vita-
len, regelrecht bunten Stuttgarter Regenbogen-Community. Vom Sportverein über El-
terngruppen, Glaubensgemeinschaften bis hin zu Musik- und Kulturgruppen engagieren
sich LSBTTIQ*-Menschen im Stuttgarter Raum selbstverständlich im gesellschaftlichen
Leben. Fehlt eine Veranstaltung, wird sie eben auf die Beine gestellt – ein gutes Beispiel
hierfür ist die Machbarkeitsstudie zum Regenbogenhaus Stuttgart. Diese Selbstver-
ständlichkeit macht Vielfalt zunehmend zur Normalität und schafft so eine buntere Ge-
sellschaft. Auf die Szene können wir stolz sein.
Ein schöner Zufall überdies treibt uns mit unseren Anliegen dieses Jahr auf den zentra-
len Schlossplatz (CSD-Hocketse am 31.7. + 1.8.). Ein Grund mehr, Vielfalt stolz ins
Schaufenster der Stadt zu stellen.

Allerdings sorgt auch eine aktive und engagierte LSBTTIQ*-Szene alleine nicht für ein
buntes Stuttgart. Vielmehr braucht es auch eine Mehrheitsgesellschaft, die dieser Viel-
falt offen begegnet. Man denke dabei nur an die zahlreichen Unterstützer*innen, die bei
der jährlichen Polit-Parade am Straßenrand stehen und gemeinsam mit der Regenbo-
gen-Community die Vielfalt feiern. Stuttgart kann also bunt.
Doch gewiss erstreckt sich diese Offenheit, mit der Vielfalt begegnet wird, nicht über alle
Teile der Stadtgesellschaft und sicherlich mag hier und da zu viel bunte Farbe auch über-
fordern.

20 Jahre IG CSD Stuttgart

Die IG CSD Stuttgart e.V., der gemeinnützige Trägerverein des CSD Stuttgart, wurde vor
20 Jahren gegründet, um die jährliche Polit-Parade zu organisieren und der regenbogen-
bunten Community in der Region durch das ganzjährige Engagement eine Stimme zu
geben. Aus diesem Grund wählten wir mit „Schaffe, schaffe – bunter werden“ ein etwas
eigensinniges Motto und nutzten die Gelegenheit, anlässlich des Jubiläumsjahrs den
Bogen zum allerersten Motto zu spannen: „Stuttgart ist bunt“. Ja, Stuttgart war schon
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immer bunt. Damals gab es genauso wie heute die vielfältige Regenbogen-Community.
Nur ist sie heute präsenter. Die Gesellschaft hat sich gewandelt, Vielfalt kann offener
gelebt werden. Dies schafft Raum, in dem sich Vielfalt auch begegnen kann: Herausge-
hoben sei hier die enge Zusammenarbeit mit der türkischen Gemeinde Baden-Württem-
berg, mit der wir viele gemeinsame Aktionen durchgeführt haben. Was früher im Verbor-
genen geschah, ist heute sichtbarer. Diese Sichtbarkeit, die der Stadt erst ihren bunten
Anstrich verlieh, ist das Ergebnis eines langwierigen Kraftaktes.

Vielfaltsarbeit ist anstrengend

Auch wenn wir zu Beginn dieses Textes dazu aufgerufen haben, Klischees über Bord zu
werfen, verfallen wir nun doch noch einmal zurück in das Klischee-Denken:
Denn mit „Schaffe, schaffe – bunter werden“ machen wir uns natürlich das Klischee des
fleißigen Schwaben zu eigen. Die Tatsache, dass Vielfalt heute offener gelebt werden
kann, ist keine Selbstverständlichkeit, sondern das Ergebnis harter Arbeit. Eine bunte
und vielfältige Gesellschaft ist ein langwieriger Prozess, der die Bereitschaft fordert, ei-
gene Vorstellungen und Vorurteile zu hinterfragen und offen zu sein für andere Ansätze,
die Dinge zu sehen und zu empfinden.
Andere Sichtweisen und Erfahrungen bereichern. Nur wer das verstanden hat, profitiert
von einer bunter werdenden Gesellschaft. Wer die Arbeit nicht auf sich nimmt, Herge-
brachtes zu überdenken und sich versperrt, auf den mag eine bunter werdende Gesell-
schaft bedrohlich wirken. Das Motto des CSD 2021 dankt auch den Vielen, die sich die-
ser Arbeit angenommen haben, den Vielen, die eine buntere Gesellschaft zugelassen
haben, und den Vielen, die sich weiter für eine buntere Gesellschaft einsetzen.

Stuttgart ist bunt – geht aber bunter

Der Weg zu einer bunteren Gesellschaft ist ein langer Prozess, den wir vor vielen Jahren
eingeleitet haben und an dessen Ende wir noch lange nicht angelangt sind. Solange in-
nerhalb der Gesellschaft Minderheiten aufgrund ihrer sexuellen Orientierung, Identität
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oder Vielfalt von Geschlecht, nicht diskriminierungsfrei leben können und nicht alle über
die gleichen Rechte verfügen, ist die Arbeit für uns noch nicht zu Ende. Dies ist aber
keineswegs eine Erkenntnis, die sich nur auf die Community der Stuttgarter Region be-
zieht. Dieser Arbeitsprozess geht alle an: Die Regenbogen-Community überall, aber
gleichzeitig muss eine buntere Gesellschaft auch zugelassen werden. Vielfalt bietet
neue Perspektiven und bietet ganz neue Möglichkeiten. Wer viele Perspektiven zusam-
menbringen kann, der versteht eine bunte Welt viel besser. Dies gilt es zu erkennen und
gleichzeitig müssen diejenigen abgeholt werden, die sich durch zu viel Buntheit überfor-
dert oder gar bedroht fühlen.
Das alles ist kräftezehrend und kostet viel Durchhaltevermögen, aber die Errungen-
schaften der LSBTTIQ*-Community der letzten Jahre zeigen, dass es sich lohnt, getreu
unserem Motto fleißig zu „schaffen“. Wir sind stolz auf die auf die bunte Gesellschaft,
die wir aktiv mitgestaltet haben, und von der wir ein wichtiger Teil sind.
Jedoch wirkt alles auch oftmals etwas bunter als es tatsächlich ist: Es liegen noch große
Aufgaben vor uns, dessen müssen zum einen wir uns bewusst sein und zum anderen
müssen diese Missstände sichtbar für alle sein. Da sei beispielhaft die Notwendigkeit
einer Modernisierung des Abstammungs- und Personenstandsrechts sowie des Trans-
sexuellen-Gesetz genannt, um Regenbogenfamilien zu stärken und Fremdbestimmung
zu unterbinden. Es braucht eine inklusive Sprache, um Vielfalt sichtbarer und so selbst-
verständlicher zu machen. Konversionstherapien zur „Heilung“ von LSBTTIQ* müssen
vollständig verboten werden. Es braucht eine realitätsnahe Fristenregelung bei der Blut-
spende von homo- und bisexuellen Männern. Eindeutige Regelungen („sichere“ Her-
kunftsländer) für LSBTTIQ*-Geflüchtete unter Berücksichtigung der besonderen Bedürf-
nisse bei Unterbringung und Betreuung müssen geschaffen werden. Diese Aufzählung
könnte noch eine ganze Weile so fortgeführt werden. Es bedarf zweifellos noch einiger
Arbeit. Wichtig ist, weiterhin die Forderungen und Belange der Regenbogen-Community
sichtbar zu machen. Nur, wenn alle die Aufgaben kennen, können wir gemeinsam weiter
eine buntere Gesellschaft „schaffen“, in der wir alle leben und lieben wollen.
PRESSEMITTEILUNG vom 11.04.2021 Seite 5

Der CSD Stuttgart sieht sich dabei als einer der entscheidenden Treiber hin zu einer
bunteren Gesellschaft. Wir hoffen, mit dem Kulturfestival vom 31. Juli bis 1. August
2021 viele weitere Unterstützer*innen gewinnen zu können, die sich gemeinsam mit
uns der Arbeit annehmen und ganz nach schwäbischer Manier „Schaffe, schaffe – bun-
ter werden“.

www.csd-stuttgart.de

Druckfähiges Bildmaterial steht unter www.csd-stuttgart.de/presse zum Download bereit.
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Christopher Street Day (CSD) in Stuttgart 2021

Der CSD Stuttgart findet auch 2021 trotz Corona vom 16. Juli bis 1. August statt. Es wird
eine CSD-Demonstration unter dem Motto „Schaffe, schaffe – bunter werden“ am
Samstag, den 31.7. in der baden-württembergischen Landeshauptstadt geben, deren
konkrete Ausgestaltung abhängig von der Entwicklung der Corona-Pandemie ist.
Informiert wird außerdem bei der CSD-Hocketse, für gewöhnlich in coronafreien Jahren
ein großes zweitägiges Straßenfest, am gleichen Wochenende (31.+1.8.) auf dem
Schlossplatz. Nach aktuellen Planungen beschränkt sich die Hocketse in diesem Jahr
auf eine Infomeile, bei der zahlreiche Initiativen über ihre zumeist ehrenamtliche Arbeit
sowie wichtigen Anliegen informieren. Wir behalten es uns jedoch vor, bei entsprechen-
der Besserung der Corona-Lage unser Konzept flexibel anzupassen. Im Rahmen der Kul-
turtage im Juli 2021 organisiert die Regenbogen-Community mit Unterstützung zahlrei-
cher weiterer gesellschaftspolitisch aktiver Akteur*innen Einzelveranstaltungen, die
zum offenen Dialog einladen und für mehr Sichtbarkeit der LSBTTIQ-Belange sorgen.

LSBTTIQ steht für insbesondere lesbisch, schwul, bisexuell, transsexuell, transgender,
intersexuell und queer.

Bezüglich Informationen zu allen diesjährigen Veranstaltungen und Maßnahmen und
deren Ausgestaltung lohnt sich ein regelmäßiger Blick auf unsere Homepage (www.csd-
stuttgart.de). Diese wird laufend von uns aktualisiert.

Alle Termine des CSD-Vereins im Überblick

    •   CSD-Kulturtage → 16.7. bis 1.8.2021 → verschiedene Orte
    •   CSD-Empfang → 16.7.2021 → Stuttgarter Rathaus
    •   CSD-Demonstration (Polit-Parade) → 31.7.2021 → Stuttgarter Innenstadt
    •   CSD-Straßenfest (Hocketse) → 31.7.+1.8.2021 → Schlossplatz
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Über die IG CSD Stuttgart e.V.: Die Interessengemeinschaft (IG) CSD Stuttgart e.V. ist der gemeinnüt-
zige Trägerverein des jährlichen Christopher Street Day (CSD)-Kulturfestivals in der Landeshauptstadt
von Baden-Württemberg. Mit einem Organisationsteam von gut 25 ehrenamtlichen Mitarbeitenden
sowie zahlreichen Helfenden ist die IG CSD ganzjährig für Vielfalt, Akzeptanz und Gleichberechtigung
aktiv. Der Verein zählt über 400 Mitglieder. Zu den Hauptterminen der zweiwöchigen CSD-Kulturtage
gehören ein Empfang im Rathaus, eine Gala, die Polit-Parade durch die Innenstadt mit anschließender
Kundgebung auf dem Schlossplatz sowie ein zweitägiges Straßenfest (Hocketse). Die Demonstration
sowie das Straßenfest des CSD Stuttgart finden stets am letzten Wochenende im Juli statt (2021:
31.7.+1.8.).

Der CSD-Verein (VR 6575) hat den Zweck, die Öffentlichkeit über die Lebensbedingungen und -reali-
täten von gesellschaftlichen Minderheiten aufgrund der sexuellen Orientierung beziehungsweise der
sexuellen Identität und der Vielfalt von Geschlecht aufzuklären. Hierzu gehören insbesondere lesbi-
sche, schwule, bisexuelle, transsexuelle, transgender, intersexuelle und queere Menschen
(LSBTTIQ). Dazu werden öffentliche Veranstaltungen und Aktionen organisiert, Publikationen aufge-
legt sowie aktive Aufklärungsarbeit betrieben.

Gleichzeitig dient der Christopher Street Day als Tag der Erinnerung und des Gedenkens an die Er-
eignisse des 27./28. Juni 1969. Damals setzten sich lesbische, schwule, transsexuelle und trans-
gender Menschen in New York erstmals gemeinsam gegen staatliche Willkür und gewaltsame Über-
griffe der Polizei zur Wehr. Schmelztiegel war die Bar „Stonewall Inn“ in der Christopher Street. Da-
her auch der deutsche Name „Christopher Street Day“ oder kurz CSD. Darüber hinaus zeugt der CSD
heute von den bisher hart erkämpften Erfolgen in Sachen Sichtbarkeit, Sensibilisierung, rechtlicher
Gleichstellung, Antidiskriminierung und Akzeptanz.

Presseinfo: Bisherigen Mitteilungen zum CSD Stuttgart sowie druckfähiges Bildmaterial finden sich
auf www.csd-stuttgart.de/presse
Pressekontakt:
IG CSD Stuttgart e.V.• Weißenburgstraße 28a • 70180 Stuttgart
Telefon: 0711 40053030 • E-Mail: presse@csd-stuttgart.de
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