Ein neuer Stadtbaustein - Schadenbauer Projekt
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4 Leben & Wohnen Samstag/Sonntag, 24./25. April 2021 Vorarlberger Nachrichten Ein neuer Stadtbaustein Ein neues Gebäude zu errichten, bedeutet auch immer, weiterzubauen, Stadt oder Dorf um ein Element zu ergänzen, und Bezüge zu Vorhandenem herzustellen. Autorin: Verena Konrad | Fotos: Dietmar Walser, Karin Nussbaumer
Samstag/Sonntag, 24./25. April 2021 Vorarlberger Nachrichten 5 NACH HINTEN versetzt ist das neu hinzugefügte Stiegenhaus, das beide Gebäude erschließt und einen kleinen Innenhof formt. DIE OBERFLÄCHE des neuen Gebäudes nimmt sich vornehm zurück. Die Fensterelemente mit den schmalen Klappläden und den schlichten Geländern helfen, die Fassade zu gliedern. STADTBAUSTEIN. Die Harrachgasse schließt nun durch ein Eckgebäude ab, das sich am baulichen Bestand des Straßenzuges orientiert. ohenems hat sich in mit Investoren Liegenschaften pro Geschoß in jedem Bauteil wur- H den letzten Jahren wahrnehmbar entwi- ckelt, deutlich auch er- kennbar für Zaungäste. Vor allem die Entwicklungen in der Markt- und baufällige Gebäude und hat mit deren Revitalisierung, Erwei- terung und einigen Neubauten, Rahmenbedingungen für kulturel- le und wirtschaftliche Entwicklung den geschaffen. Gemeinsam ist ihnen das Weiterdenken des Be- standes, einmal im Alt- und einmal im Neubau. So wurde der Altbau, ein Mas- straße haben dazu einen wesentli- geschaffen und gezeigt, dass der sivbau mit Bruchsteinmauerwerk, chen Beitrag geleistet. Das Enga- Erhalt denkmalgeschützter und grundlegend saniert. Die Ober- gement von Bürger(inne)n in und geschichtsträchtiger Häuser auch geschoße sind als Holzständerbau mit einem Visionen-Café hat Wel- wirtschaftlich erfolgreich sein errichtet, ausgefacht mit Ziegel len geschlagen, ebenso wie privat- kann. Das neueste Projekt ist die und Bruchsteinen. Das Dach be- wirtschaftliches Engagement und Renovierung und Erweiterung der steht aus ausgedämmten Holz- jenes der Stadt selbst. Harrachgasse 7. Gemeinsam mit elementen mit Biberschwanz- Die Entwicklungen in der Architekt Ernst Waibel, abermals, eindeckung. Hier war viel zu tun. Marktstraße sind vor allem mit der denn dieses Projekt folgt schon ei- Der Anspruch der Denkmalpflege Arbeit von Markus Schadenbauer ner Reihe von Kooperationen, wur- die Wärmedämmung mit Wolle, verknüpft. Seit vielen Jahren ist de das Bestandsgebäude neu struk- hier Steinwolle, auszuführen, wur- der Hohenemser im Bereich von turiert und ein neues hinzugefügt, de umgesetzt, der Deckenputz als Projekt- und Quartiersentwick- verbunden durch ein gemeinsa- lung tätig. Er kauft gemeinsam mes Stiegenhaus. Sechs Tops, drei FORTSETZUNG auf Seite 6
6 Leben & Wohnen Samstag/Sonntag, 24./25. April 2021 Vorarlberger Nachrichten FORTSETZUNG der Geschichte Ein neuer Stadtbaustein für Hohenems von Seite 5 „Wir möchten auch Verantwortung für die Programmierung übernehmen.“ Markus Schadenbauer Projekt- und Quartiersentwickler 1 Hydraulikkalk mit mineralischer bewährter Form weiterführen und Eine Baukulturgeschichte von Beschichtung ausgeführt. Auch die auch Verantwortung für die Pro- Das vai ist die Plattform für Architektur, Raum und Holzfenster konnten teilweise er- grammierung übernehmen, indem Gestaltung in Vorarlberg. Neben Ausstellungen und halten werden, neue wurden in der wir für Belebung und Frequenz sor- Veranstaltungen bietet das vai monatlich öffentliche gleichen Profildimension wie im gen“, erzählt Markus Schadenbau- Führungen zu privaten, kommunalen und gewerblichen Bestand ergänzt. Besonders harmo- er. Ein kleiner, feiner Modeladen Bauten. Mehr unter Architektur vor Ort auf www.v-a-i.at nisch wirken die Holzböden und Bö- mit einem ausgesuchten Sortiment den mit Kaseinspachtelungen, die fairer Mode in Verbindung mit Mit freundlicher Unterstützung durch sich durch das gesamte Altbestands- einem Café könnte auch in einem gebäude ziehen. Die Räume werden Berliner Kiez zu Hause sein und ist nun zu Wohnzwecken genutzt, eine kleinteilig urban im Sinn nachhal- Objekt Denkmalgeschützte Sanierung und Neubau Harrachgasse 7, Hohenems gemeinschaftlich betriebene Psy- tiger Entwicklung statt eine große Bauherr Miteigentümergemeinschaft chotherapiepraxis hat sich bereits Kette mit üblicher Leuchtreklame vertreten durch Schadenbauer Projekt- eingemietet. Im Untergeschoß zieht aufzunehmen. Das ist wohltuend und Quartierentwicklung GmbH gerade ein Modeladen ein. klug und atmosphärisch wertvoll Architektur Architekten Nägele Waibel ZT GmbH Der Neubau wurde in Massiv- für ein kleines Stadtzentrum, das DI Ernst Waibel bauweise mit Stahlbetondecken viel Einzigartiges zu bieten hat. Fachplanung Bauphysik: DI Dr. Lothar Künz, Hard und Dämmziegel ausgeführt, Einzigartig ist auch das neue Lokal Statik DI Robert Kofler, Götzis Landschaft Stadtland, DI Thomas Loacker, die Fassade ebenso mit Kalk und „Spuds“ gleich nebenan. Hier gibt Hohenems Kalkbeschichtung. Diese Anpas- es „Grumpra“, wie Betreiber David Grundstücksgröße 476 m² sung war in der Planung eine South mit englischem Akzent er- Wohnnutzfläche 548 m² grundlegende Entscheidung. klärt. „Ich orientiere mich an der Ausführung: Baumeister: Haberl Baugesellschaft mbH, „Natürlich soll man das Alte und Slow-Bewegung und biete Ofen- Lustenau; Zimmerer: Holzbau Hirsch Neue unterscheiden können, kartoffeln in allen Varianten.“ Wo bühl, Riefensberg; Fenster (Neubau): doch wir wollten etwas Harmoni- einst ein kleiner Garten war, ist nun Metzler Fensterbau, Hohenems; Fenster (Denkmalschutz): Tischlerei sches hinzufügen. Etwas Kleintei- ein Gastgarten, benützbar für alle Konzett, Fontanella; Metallfenster- liges, Solides und doch Charman- Stadtbewohner(innen) und ihre läden: M+S Metalltechnik GmbH, Röthis; tes, das die Straße gut abschließt Gäste. Kaseinböden, Lehmputz und Maler- und den Bestand weiterbaut, auch Auch Markus Schadenbauer und arbeiten: Alex’s Malerkiste, Dafins; im städtebaulichen Sinn.“ seine Mitarbeiter(innen) sind hier Heizung/Lüftung: Siegfried Steurer; Quartiersentwicklung besteht ab sofort beruflich „zu Hause“. Installationen Energietechnik GmbH, Andelsbuch; Elektro: Maldoner Elektro- nicht nur aus Bauaktivitäten. Ganz „Wir haben einen Teil der Räume technik GmbH & Co KG, Lauterach wesentlich sind Maßnahmen zur als Büroräume für unsere Hausver- Energiekennwert 47,7 kWh/m² im Jahr (HWB) Wohnen Aktivierung und Nutzung von waltung und unser Büro „raumgut 67,3 kWh/m² im Jahr (HWB) Gewerbe Raum. Dieses Prinzip macht vor Immobilien“ ausgestattet.“ So zu Investitionskosten gesamt: 2,9 Mill. Euro allem dann Freude, wenn bauli- bauen, wie man selber gern woh- Fotonachweis: Dietmar Walser che Qualität auf Nutzungsqualität nen und arbeiten würde, ist ein gu- Karin Nussbaumer: Cover, Seite 7 trifft. „Wir möchten Handel und ter Anspruch, der hier vorbildlich Dienstleistungen im Erdgeschoß in aufgeht und gelebt wird.
Samstag/Sonntag, 24./25. April 2021 Vorarlberger Nachrichten 7 2 3 Im ersten Obergeschoß wurde Nebenan gibt es den ersten 1 Architekt Ernst Waibel mit einem 5 stationären Foodtruck Vorarl- schönen Detail fündig. Die Täfelung bergs. David South serviert dort wurde, wie früher üblich, geflickt und „Spuds“, die bescheidene Kartoffel als natürlich erhalten. Hier berät und Slow-Food-Erlebnis vom Feinsten. begleitet die Praxis „SINNVOLL – Bodenständig schön sind auch die Bettina Speckle“. Räume dazu, auch wenn vorerst Take-away angesagt ist. Kleinteilig und hell sind die 2 3 Räume im Neubau. Wände, Wo einst ein privater Garten war, Einbauten und Böden wurden mit 6 ist nun ein zugänglicher Gast- haptisch anregenden und ökologisch garten. Mit der Stadtplanung wurde wertvollen Materialien gestaltet. der Bodenbelag zum Gebäude hin 4 weiterverlegt und so ein semi-öffentli- cher Raum geschaffen. Faire und nachhaltige Mode gibt 4 es ab sofort bei Herr Degen – Gwand und Kaffee. Betreiberin Eva-Katharina Heerdegen fühlt sich am Standort vor allem vom städtischen Szene-Viertel-Charakter angesprochen. 6 5
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