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Leben & Wohnen Immobilienbeilage Samstag/Sonntag, 20./21. März 2021 Heute: Gartenmö trends 20bel- 21 Eine Idee in drei Varianten Als schnörkellos klare Solitäre haben Innauer Matt Architekten die drei Stationsgebäude für die neue Bahn auf den Innsbrucker Patscherkofel gestellt.
4 Leben & Wohnen Samstag/Sonntag, 20./21. März 2021 Vorarlberger Nachrichten Samstag/Sonntag, 20./21. März 2021 Vorarlberger Nachrichten 5 WÄHREND die Bergstation der Patscherkofelbahn kühn auskragende „Flügel“ hat, in bzw. auf denen es sich fein sitzen und die Aussicht genießen lässt, ist die Mittelstation eine reine „Maschine“. DIE TALSTATION ist ein vielfach gegliederter, in die Landschaft stimmig eingebetteter Baukörper. Gebaut wie alle Stationen aus Sichtbeton, dessen Oberfläche gefräst ist, was diesen die Anmutung eines Steins verleiht. AUSZEICHNUNG Mit einem renom- mierten AIT-Award wurde die Innsbru- cker Patscherkofelbahn im vergange- nen Jahr in der Kategorie Sport/Freizeit Eine Idee in drei Varianten A ausgezeichnet. ls Franz Klammer am gar ihr Amt kosten sollte. In den verkleideten Kabinen, während 5. Februar 1976 am Pat- gut drei Jahren, seit die neue Pat- die neue Einseilumlaufbahn in scherkofel olympisches scherkofelbahn nun in Betrieb je nach Jahreszeit 50 bis 70 mo- Abfahrtsgold erraste, ist, haben sich die Wogen weit- dernsten 10er-Kabinen nun 2000 war ganz Österreich aus dem gehend geglättet. Haben sich die Personen pro Stunde in knapp Als schnörkellos klare Solitäre haben Innauer Matt Architekten Häuschen. Weniger Jubel gab Skifahrer genauso wie Wanderer zehn Minuten von der Talstation die drei Stationsgebäude für die neue Bahn auf den Innsbrucker Patscherkofel es im Vorfeld des Baus der neu- mit der leicht veränderten Tras- auf die 956 Meter höher gelegene en Bahn auf den Hausberg der senführung angefreundet, was Bergstation bringt. gestellt. Gebaut aus Sichtbeton, der fast wie Stein daherkommt. Innsbrucker. Der Alpenverein be- besonders die nun außerhalb des Gebaut wurden die Tal-, die fürchtete, dass die neue Berg- dörflich strukturierten Innsbru- Mittel- und Bergstation der neu- station die Terrasse seines Schutz- cker Stadtteils Igls liegende neue en Patscherkofelbahn nach den hauses zukünftig im wahrsten Talstation betrifft. Während noch Plänen der Bezauer Innauer Matt Text: Edith Schlocker | Fotos: Adolf Bereuter Sinn des Wortes in den Schatten immer unklar ist, was mit der al- Architekten, den Gewinnern des stellen würde und initiierte –al- ten, weil unter Denkmalschutz von den Innsbrucker Verkehrs- lerdings mit wenig Erfolg – eine stehenden, zukünftig passieren betrieben ausgeschriebenen bau- Bürgerinitiative. Unmut erregte soll. 1928, als die Patscherkofel- künstlerischen Wettbewerbs. Die aber besonders die Kostenstei- bahn ihren Betrieb aufnahm, war sich als Projektpartner die Inns- gerung für das gesamte Projekt, sie die längste Pendelbahn Ös- brucker ao-architekten mit Mi- was in der Folge der damaligen terreichs, bestückt mit zwei für je Innsbrucker Bürgermeisterin so- 24 Passagiere ausgelegten holz- FORTSETZUNG auf Seite 6
6 Leben & Wohnen Samstag/Sonntag, 20./21. März 2021 Vorarlberger Nachrichten Samstag/Sonntag, 20./21. März 2021 Vorarlberger Nachrichten 7 FORTSETZUNG der Geschichte Eine Idee in drei Varianten von Seite 5 So hart die „Schale“ von Berg- wie 1 Talstation ist, so weich ist ihr Inneres. Dominiert vom hellem Holz „Uns war die techni- der Wände und Möbel sowie einer sche Anmutung der raumhohen Verglasung zu den umlaufenden Terrassen hin. Stationsgebäude wich- tig, um nicht mit der Ein „Zirbenstüble“ der ganz beeindruckenden 2 besonderen Art ist das, das Naturkulisse in Innauer Matt Architekten im Restau- rant der Bergstation der Patscherkofel- Konkurrenz zu treten.“ bahn eingerichtet haben. Als Reverenz an den beliebten Zirbenweg, der gleich Markus Innauer nebenan startet. Architekt Schnörkellose Geradlinigkeit und 2 3 pure Materialien sind auch in der bequem möblierten Lounge der Bergstation samt offenem Kamin 1 angesagt. chael Felder als Projektleiter mit die LED-Schienen verlegt sind. Unzählige Zapfen aus Weißtanne Eine Baukulturgeschichte von ins Boot geholt haben. Innauer/ Als reizvolle Variante dieses Res- 4 strukturieren den Gastronomie- bereich der Talstation höchst reizvoll. Das vai ist die Plattform für Architektur, Raum und Matts Pläne überzeugten die Jury taurantbereichs kommt jener der Die genauso wie ihre zwei „Schwestern“ Gestaltung in Vorarlberg. Neben Ausstellungen und durch die Stringenz, mit der hier Bergstation daher, der sich wie nach Niedrigenergiestandard gebaut Veranstaltungen bietet das vai monatlich öffentliche eine formale Grundidee dreifach der unten raumhoch zu einer rie- sind, nachhaltig beheizt per Wärme- Führungen zu privaten, kommunalen und gewerblichen variiert wird. Entwickelt zu je sigen umlaufenden Terrasse öff- pumpe. Bauten. Mehr unter Architektur vor Ort auf www.v-a-i.at nach Standort und Anforderungs- net. Mit Ausblicken etwa von der profil völlig unterschiedlich struk- hölzernen Sitzbank aus, die bei Mit freundlicher Unterstützung durch turierten Baukörpern, raffiniert guter Sicht schlicht und einfach Ein rein funktioneller Sichtbeton- spielend mit Zonen des Offenen sensationell sind. Wer es nicht 5 bau ist die Mittelstation. Hier und Geschlossenen, mit unter- ganz so ausgesetzt mag, kann sich steigen die Skifahrer bzw. Wanderer Daten und Fakten schiedlichen Höhen bzw. kühnen dagegen in intimen Sitzkojen nie- ein, aus oder um. Auskragungen. derlassen, die als Reverenz an den 3 nebenan startenden Zirbenweg Objekt Patscherkofelbahn, Innsbruck-Igls Beton fast wie Stein aus Zirbenholz getischlert sind. In der Mittelstation werden auch Eigentümer Stadt Innsbruck Dass es sich hier letztlich primär Formal absolut schnörkellos wie 6 die rund 70 Kabinen der Architektur Innauer Matt Architekten, Bezau um technische Bauten handelt, alles bei der neuen Patscherko- Patscherkofelbahn genauso wie die mit ao-architekten, Innsbruck sollte die äußere Anmutung der felbahn, um sich auf diese Weise 4 Pistengeräte garagiert. drei Gebäude allein schon durch ganz bewusst von jedem alpinhüt- innauer-matt.com; ao-architekten.com den Baustoff Beton suggerie- tigen Klischee abzugrenzen. Bauleitung Die Bauleiter, Innsbruck ren, auch wenn dieser, weil mit Außer den Räumen, in denen Statik Alfred Brunnsteiner, Natters einem schwarzen Zusatzstoff Aufenthaltsqualität eine zentrale www.dibral.at versehen und an der Oberfläche Rolle spielt, ist kühle Funktio- leicht gefräst, fast wie ein Stein nalität angesagt. In den schwarz Nutzfläche: 6220 m² daherkommt. Partiell strukturiert verfliesten WCs genauso wie im Planung 2015–2018 durch horizontal wie vertikal höl- Kassabereich oder den Umklei- Ausführung 2016–2018 zern verlattete bzw. großflächig den für die Tourengeher. Jedes Bauweise Massivbau mit Innendämmung; verglaste Zonen, durch die die Detail ist klug durchdacht, wich- Betonoberfläche schalglatt oder Landschaft sozusagen ins Innere tig ist, dass die Abläufe für die gefräst; Böden innen: Porphyr oder gesogen wird. Wo besonders in Nutzer funktionieren. Das „Herz“ Esche; Wände: gehobelte Fichte den für die Gastronomie reser- der Seilbahnanlage ist allerdings und geschliffene Zirbe; Decken: Fichte; vierten Zonen helles Holz do- die Mittelstation. Wo nicht nur in Heizung über Wärmepumpe mit Tiefensonde und elektrisch; Fenster: miniert. Markant konterkariert einem geschützten Bereich umge- Pfosten-Riegel mit Aufdoppelung aus etwa durch die aus gewachstem stiegen wird, sondern außerhalb Lärche und Dreifach-Verglasung; Schwarzstahl gemachte Theke der Betriebszeiten auch die rund Fassaden-Schirmschalung Lärche; im Gastraum der Talstation mit 70 Kabinen und Pistengeräte ga- Dach: Bitumen mit Rundriesel seinen zweierlei Raumhöhen, ragiert werden. Und von wo aus von dessen Decke unzählige höl- nicht zuletzt die gesamte Lift- 5 6 zerne Zapfen hängen, zwischen technik gesteuert wird.
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