Ein Wasserfall für Pro Natura Schnittgut und Saatgut Pflegeeinsätze 2021/22 - Pro Natura Thurgau
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5/2021 Thurgau Ein Wasserfall für Pro Natura Schnittgut und Saatgut Pflegeeinsätze 2021/22 Seltener Blauflügel in Weinfelden Kleine Binsenjungfer im Hudelmoos Aktion Hase & Co. Aktion Biber & Co. Wilde Nachbarn Skabiosen-Langhornmotte Aus dem Fotowettbewerb über Wildbienen Bild: Philipp Kägi
GESCHÄFTSSTELLE Editorial Ein Wasserfall Inhalt für Pro Natura Thurgau 2 Editorial 3 Ein Wasserfall für Pro Natura 4 Schnittgut oder Saatgut 6 Blauflügel in Weinfelden 7 Aus der Geschäftsstelle Toni Kappeler, Präsident Pro Natura Thurgau 8 Fotowettbewerb 9 Aktion Hase aktuell 10 Hegibach ein Jahr später 11 Brutflösse Bommer Weiher Landwirtschaft und Naturschutz – rissene Plakate sowie, auf nationaler Ebe- 12 Pflegeeinsätze 2021/22 Verbündete und Gegner? ne eine beispiellose, sechs Millionen teure Kampagne (Rundschau 5. Mai 21), über Binsenjungfer im Hudelmoos Seit 30 Jahren arbeiten wir Umweltver- deren Finanzierung der Schweizer Bauer- bände mit dem Verband Thurgauer Land- verband den Mantel des Schweigens legte. wirtschaft VTL in einer Gemeinsamen In dieser Frage waren und sind unsere Kommission zusammen. Wir suchen und Standpunkte unvereinbar, und bei einer finden gemeinsame Interessen, wir orga- Volksabstimmung gibt es nur ein klares Ja nisieren für Bauern, unsere Mitglieder und oder Nein. Sollte dies nun das Ende unse- Impressum die Öffentlichkeit Infoveranstaltungen und rer Gemeinsamen Kommission bedeuten? Im Süden, wo der Thurgau eher bergig als Exkursionen. Wir kennen und respektieren Ich bin froh, kamen wir nach der "Chropf- hügelig ist, konnte Pro Natura Thurgau ein Thurgauer Sektionsbeilage zum uns. Diese Gemeinsame Kommission ist in leerete" zum Resultat, dass wir weiterhin neues Schutzgebiet erwerben: 1.5 ha Wald Pro Natura Magazin der Schweiz ziemlich einmalig! zusammenarbeiten wollen. Erfolgreicher wildester Natur, mit einem Wasserfall. Es sei Der Abstimmungskampf zu den beiden Naturschutz ist ohne die Landwirtschaft der höchste Wasserfall des Kantons Thurgau Herausgeberin Agrarinitiativen – Trinkwasser- und Pes- kaum vorstellbar; wir sind auf das ökologi- den wir jetzt besitzen, was uns auch ein wenig Pro Natura Thurgau tizidinitiative – hat nun Gräben aufgeris- sche Engagement der Bauern angewiesen: stolz macht. Hofplatz 4 sen. Seitens der Landwirtschaft war der bei der Pflege der Biodiversitätsförderflä- 9220 Bischofszell Ärger über die Art der Befürworter-Kam- chen, beim Erhalt von Hochstamm-Baum- Dieses neue Schutzgebiet in Schurten bei Fi- Tel.: 071 422 48 23 pagne gross; so gross, dass auch eine wei- gärten, bei der Verbindung der Reservate schingen ergänzt wunderbar zwei nahegelege- Mail: thurgau@pronatura.ch tere Zusammenarbeit in der Gemeinsa- durch die Korridore des kantonalen Ver- ne Parzellen, welche bereits in unserem Besitz Web: www.pronatura-tg.ch men Kommission in Frage gestellt wurde. netzungsprojekts LeK, bei unserer Aktion sind und eine grosse Waldparzelle nahe der PK: 85-123-0 Deshalb trafen wir uns zu einer Ausspra- Hase & Co., bei Bachöffnungen und der Kantonsgrenze, die Pro Natura Zürich gehört. IBAN: CH69 0078 4202 0007 7580 1 che. Die Bauern störte es insbesondere, Revitalisierung der Gewässer, in der Reser- dass sie als verantwortungslose Umwelt- vatspflege, bei der Umsetzung unserer Ini- Südlich des Waldes besitzen wir neu auch ein Redaktion sünder hingestellt wurden. Dabei sei man tiative Biodiversität Thurgau. 2000 m2 grosses Wiesenstück, welches wir zu Markus Bürgisser (mb) nachweislich auf dem Weg zu einer öko- Daniel Vetterli, Co-Präsident des VTL, der einer wertvollen Magerwiese umwandeln wer- Toni Kappeler (tk) logischeren Landwirtschaft. Nach diesem die denkwürdige Aussprache in seiner ru- den. Der Waldrand soll ebenfalls aufgewertet Lisa Kobelt (lk) Abstimmungskampf sei es für den VTL higen, versöhnlichen Art leitete, schloss werden. (mb) Tim Schoch (ts) schwierig, seinen Mitgliedern die Zusam- mit den Worten: Pflegen wir einen respekt- Margit Steinlin (ms) menarbeit mit uns Umweltverbänden zu vollen und offenen Umgang. Das ist die Philip Taxböck (pt) erklären. Wir stellten unsererseits klar, Basis der Zusammenarbeit. Entdecken wir dass die Ziele der Initiativen – eine pesti- so die Felder der gemeinsamen Interessen. Druck und Versand zidfreie Landwirtschaft – richtig, die von Vogt-Schild Druck AG, Derendingen den Initianten eingeschlagenen Wege je- doch nicht optimal waren. Und auch wir haben ungute Erinnerungen an den Ab- stimmungskampf: zahllose herunterge- Tim Schoch Tim Schoch 2 | Pro Natura Lokal 2021 Pro Natura Lokal 2021 | 3
Restauration Restauration GESCHÄFTSSTELLE Brutplätze auf dem Wasser erhalten für einen Brutplätze Sowohl auf diedem Wasser erhalten Flussseeschwalbe als auch Seltener Blauflügel Aus der für einen sicheren die Lachmöwe bevorzugen eine natürliche Sowohl die Flussseeschwalbe Kiesbank als auch als Brutplatz. Durch die vielen Geschäftsstelle sicheren die Lachmöwe bevorzugen Flussbegradigungen undeine natürliche Uferverbauungen Nachwuchs Kiesbank wurde alsihr Brutplatz. Durch Lebensraum die vielen leider immer in Weinfelden Flussbegradigungen und Uferverbauungen knapper. Die Flösse auf diesem Weiher Nachwuchs wurde ihr Lebensraum sollen leider immer mögliche Brutplätze fördern. knapper. Die aufgebrachten Mit der Flösse auf diesem Weiher Kiesschicht sollen mögliche gleichen dieBrutplätze Brutflösse fördern. einer natürlichen Schutzbedürftige Brut Mit der aufgebrachten Kiesschicht Kiesbank. Die Eier der beiden Vogelarten gleichen sehendiedem Brutflösse einer Kies sehr natürlichen ähnlich, sind für Schutzbedürftige Brut Die bereits vorhandenen Flösse wurdenKiesbank. Die Eier der beiden Vogelarten Räuber daher nur schwer erkennbar 2021 durch Zivildienstleistende von Pro sehen dem Kies sehr ähnlich, sind für Die bereits und auf den Flössen optimal geschützt. Naturavorhandenen Thurgau wieder Flösse wurden instand gesetzt.Räuber daher nur schwer erkennbar 2021 Nebst durch Zivildienst leistende dem Bau eines von Ankers Pro wurden und auf den Flössen optimal geschützt. Natura dieThurgau wieder instand Schwimmkörper, welchegesetzt. den Flössen NebstAuftrieb dem Bau eines Ankers verleihen, wurden repariert. Ausserdem Floss Fotografien © pro Natura, Dario Hagmann die Schwimmkörper, welche erhielten die Flösse eineden Flössen und Kiesschicht Auftrieb verleihen, repariert. Ausserdem diverse Tonröhren. Letztere dienen den Floss Fotografien © pro Natura, Dario Hagmann Florin Rutschmann erhielten die Flösse Jungvögeln eine Kiesschicht als schützender und Unterschlupf "...und Sie sind sich sicher, dass es sich um Weinfelden, das wäre auf alle Fälle eine diverse vorTonröhren. Letztere dienen den eine seltene Heuschrecke handelt?" fragte Sensation. Besucherinformation und Greifvögeln. Jungvögeln als schützender Unterschlupf "...und Sie sind ich skeptisch ins Telefon. An einem der folgenden Tage traf ich mich Öffentlichkeitsarbeit vor Greifvögeln. „Ja, sie hat blaue Flügel und das ist doch mit Iris und Mirco mitten auf einem un- sicher, dass es sich selten“. Jetzt wusste ich, dass sich mein spektakulären Kiesplatz in Weinfelden. In den letzten Monaten ist auf der Geschäftsstel- um eine seltene Heu- Gesprächspartner bereits in die Heuschre- Rundherum alles verbaut; nur sehr auf- le eine stattliche Anzahl viele Bereiche betreffende schrecke handelt?" ckenwelt eingelesen hat, und mein Tele- merksame Augen können hier eine Heu- Naturschutztafeln entstanden. Diese stehen in der fonarm spannte sich grad etwas an. Eine schreckenart der Roten Liste entdecken. Regel an den Zugängen unserer Schutzgebiete und Heuschrecke mit blauen Flügeln mitten in Das sympathische Pärchen zeigte mir vor informieren die Besucher über Besonderheiten. Ort begeistert mehrere Heuschrecken mit Ein Weinfelder Individuum der Blauflügligen blauen Flügeln. Nachträgliche Abklärun- Das Beispiel rechts erläutert den Nutzen der neuen Sandschrecke (unten) gen bei Heuschreckenspezialist Florin alten Brutflösse an den Bommer Weihern. Rutschmann bezeugten, dass es sich um Lange Zeit lagen die Flösse unter dem Schilf ver- die Blauflüglige Sandschrecke (Sphingono- steckt am Ufer des oberen Weihers. Die Abteilung tus caerulans) handelt, eine Art der Roten Natur und Landschaft des kantonalen Amts für Liste. In der Webfauna finden sich einzelne Raumentwicklung erinnerte sich daran, und unsere Nachweise der Art im Thurgau aus den Reservatspflege setzte die Flösse wieder instand. So Jahren 2019, 2010 oder 2005 allerdings in finden Lachmöwe und Flussseeschwalbe neben den ganz anderen Regionen des Kantons. Lengwiler Weihern auch an den Bommer Weihern wieder sichere Brutmöglichkeiten. Dar f vors ich mi Die freundliche Hausverwaltung zeigte telle ch n? Ich bin die Lachmöwe (Chroicocephalus Dar f vors ich mi ridibundus, Syn.: Larus ridibundus) und sehr viel Verständnis, dass der Kiesplatz Lachmöwe telle ch n? Ich bin an die meinem roten(Chroicocephalus Schnabel, braunen sorgfältig gepflegt werden soll, damit die ridibundus, Kopf undSyn.: Larus ridibundus) weissen undgräu- Federkleid mit „Heugumper“ ihren Lebensraum mitten Kurz informiert: an meinem roten Schnabel, lichen Flügeln sowie einembraunen schwarzen Kopf Schwanz und weissen FederkleidTypisch zu erkennen. mit gräu- ist auch Fotografie © pro Natura; Manfred Hertzog in Weinfelden am Ufer des Giessens nicht 'Frohsinn' Weinfelden lichen Flügeln mein sowie Rufen, daseinem an einschwarzen spöttisches verlieren. (mb) Schwanz zu erkennen. Typisch ist auchhabe Fotografie © pro Natura; Manfred Hertzog Lachen erinnert. Ausgewachsen Pro Natura Thurgau konnte am 23. Juli 2021 an meinich Rufen, einedas an ein spöttisches Körperlänge von 35 bis 39 cm, Lachen erinnert. verfüge überAusgewachsen habe eine Flügelspannweite der Wilerstrasse 12 in Weinfelden das Restaurant Nahe des Giessens auf einem unscheinbaren ich eine Körperlänge von 35 bis von bis zu 99 cm und werde rund 39 cm, Kiesplatz (unten) mitten im Städtchen Weinfel- Frohsinn von der gleichnamigen Genossenschaft er- verfüge über eine Flügelspannweite 325 g schwer. den entdeckten Iris und Mirco (links, Bild zur Ver- werben. von bis zu 99 cm und werde rund fügung gestellt) einige Individuen der seltenen 325 g schwer. Blauflügligen Sandschrecken. Wir beabsichtigen, die Geschäftsstelle von Bischofs- Ich bin die Flussseeschwalbe (Sterna Fotografie © unsplash.com; Patrice Bouchard Markus Bürgisser zell nach Weinfelden zu verlegen und an dieser zen- hirundo) und lebe meistens in Fluss- Ich bin Flussseeschwalbe dieSeenähe. oder (Sterna Meine Erkennungszeichen Fotografie © unsplash.com; Patrice Bouchard tralen Lage auch die Umweltbildung und Reservats- hirundo) sindund lebe meistens die braune Kappe,in Fluss- der schwarz- pflege anzusiedeln. oder orange Seenähe. Meine Erkennungszeichen Schnabel und die weiss-grauen Die Gastronomie wird nach dem Umbau in einer re- sind die braune Federn. Kappe,27 Ich werde der bisschwarz- 31 cm lang, duzierten Form weitergeführt. orange Schnabel habe und die weiss-grauen eine Flügelspannweite von 78 bis Federn. Ich und 82 cm werde ein27Gewicht bis 31 cm vonlang, ca. 120 g. Auch ic Bis wir umziehen, vermieten wir das Restaurant ohne habe eine Flügelspannweite von 78 bis h Kinder möchte hie kriege r Bewirtung als Sitzungslokal für kleine Gruppen. 82 cm und ein Gewicht von ca. 120 g. n! Auch ic h möch Markus Bürgisser Kinder te hier Ihre Terminanfrage senden Sie bitte an: kriege n! buero-tg@pronatura.ch. Hofplatz 4 4 | Pro Natura Lokal 2021 9220 Bischofszell Pro Natura Lokal 2021 | 5 071 422 48 23 Erfahren Sie mehr über uns unter: Thurgau Hofplatzthurgau@pronatura.ch 4 www.pronatura-tg.ch 9220 Bischofszell
RESERVATSPFLEGE RESERVATSPFLEGE Schnittgut oder Saatgut – Artenvielfalt auf Wiesen fördern Immer wieder möchten Landbesitzer che Wiese als Spenderfläche genutzt. Diese gen gesammelt. So wurden beispielsweise ihre Wiesenflächen artenreicher ge- Fläche wird bei passendem Reifegrad der Wiesen bei Amriswil, Häuslenen und am stalten. Doch welche Methoden kom- Gerade extensiv ge- Samen geschnitten und das Schnittgut di- Immenberg erfolgreich artenreicher ge- men dafür in Frage? Und was sind die nutzte Wiesen bie- rekt auf eine Empfängerfläche übertragen. staltet. Besonders der Immenberg mit sei- Vor- und Nachteile der verschiede- ten vielen Pflanzen- Wichtig bei der Schnittgutübertragung ist, nen Extensivwiesen bietet gute Spender- nen Möglichkeiten? eine möglichst ursprüngliche Spenderflä- flächen. und Tierarten einen che in unmittelbarer Umgebung der künf- In vielen Regionen der Schweiz mussten besonders geeigne- tigen Empfängerfläche zu nutzen. So wird Saatgutmischungen artenreiche Wiesen lange Zeit der land- ten Lebensraum. nicht nur die Regionalität der Samen si- wirtschaftlichen Nutzung weichen. Da- chergestellt, sie sind auch bereits an die Geeignete Spenderflächen für die Mahd- bei bieten gerade extensiv genutzte Wie- vorherrschenden klimatischen Bedingun- gutübertragung zu finden, kann schwie- sen vielen Pflanzen- und Tierarten einen gen angepasst und haben damit eine grös- rig und aufwändig sein, da diese selten besonders geeigneten Lebensraum. Seit Schnittgutübertragung sere Überlebenschance. Mit der Übertra- in der unmittelbaren Umgebung auszu- einigen Jahren gewinnen solche Wiesen gung von Schnittgut werden zudem nicht machen sind. Eine weitere etablierte Me- wieder mehr an Bedeutung. Die Wieder- Um die Artenvielfalt einer Fläche zu erhö- nur seltene Pflanzenarten, sondern auch thode, um Flächen artenreicher zu ge- herstellung einer artenreichen Wiese ist hen, gibt es zahlreiche Massnahmen. Eine Moose, Flechten und allfällige Kleinstlebe- stalten, sind Saatgutmischungen. Hierbei Lisa Kobelt eine der wirksamsten Methoden zur För- Methode ist die Mahdgutübertragung oder wesen verbreitet. wird eine optimal zusammenpassende Auch die Fläche beim Hegibach bei Amriswil zeigt positive Ergebnisse derung der Biodiversität. auch Schnittgutübertragung genannt. Da- In den letzten Jahren hat Pro Natura Thur- Samenmischung auf die dafür vorgesehe- bei wird eine bereits bestehende artenrei- gau mehrere Schnittgutübertragungen rea- ne Fläche verstreut. Obwohl die Handha- gungen eventuell nicht vertragen und nach Zusammenarbeit mit Pro Natura Thurgau lisiert und dabei viele wertvolle Erfahrun- bung einfacher ist als die Schnittgutüber- ein paar Jahren ausdünnen. Somit würde und dem Amt für Raumentwicklung des tragung, birgt diese Methode doch ihre der Ansaaterfolg geschmälert. Wichtig bei Kantons Thurgau die Saatgutmischung Ar- Risiken. Samen aus fremden Regionen der Verwendung von Saatgut ist daher die tenreiche Fromentalwiese – Thurgau er- sind möglicherweise konkurrenzstärker Regionalität der Samen. stellt, welche viele regionale Samen bein- und könnten sich ungehindert ausbreiten, Mit gutem Beispiel geht IG Regiosaat aus haltet. (lk) während andere die klimatischen Bedin- Lippoldswilen voran. Diese Firma hat in Ein Praktikum bei Pro Natura Thurgau Lisa Kobelt Als Studentin für Biologie und Umwelt- unserer grössten Naturschutzreservate, den wissenschaften wollte ich noch während Burstel, mitschreiben, sondern auch einige meines Studiums einen Einblick in meine unserer beliebten Biber-Theater organisie- spätere Arbeitswelt erhalten. ren und begleiten. Neben der nötigen Bü- roarbeit hatte ich doch auch immer wieder Zwar ist mein Praktikum bei Pro Natura die Möglichkeit, einige Schutzgebiete vor Lisa Kobelt Thurgau mit zwei Monaten recht kurz be- Ort zu besichtigen und die Ergebnisse mei- messen, aber nichtsdestotrotz hatte ich in ner Arbeit zu sehen. Lisa Kobelt dieser Zeit die Möglichkeit, bei diversen Auch der Gemeine Grashüpfer findet in ex- Die Fläche bei Häuslenen ist bereits gut bewachsen Projekten von Pro Natura mitzuarbeiten Alles in allem eine kurze, aber den- tensiv bewirtschafteten Wiesen Nahrung und Lisa Kobelt Schutz und eine Menge zu lernen. So konnte ich noch sehr lehr- und abwechslungsreiche Unter dem frischen Grün ist noch das Schnitt- nicht nur beim Schutzkonzept für eines Erfahrung. gut zu erkennen zVg 6 | Pro Natura Lokal 2021 Pro Natura Lokal 2021 | 7
AKTION HASE & CO. AKTION HASE & CO. Fotowettbewerb Jede Struktur zählt Im Rahmen des Projektes Wilde Nachbarn Thurgau fand Mitte Juni der Kurs zum Fotografieren von Wildbienen statt. Gemeinsam mach- Die Biodiversität im Kulturland steht ten sich Interessierte am Immenberg weiterhin unter enormem Druck. Der auf, um die Vielfalt der einheimischen drastische Rückgang vieler Kultur- reits zahlreiche Hecken neu pflanzen, älte- Wildbienen fotografisch festzuhalten. landarten, insbesondere der Insek- re Hecken pflegen und Kleinstrukturen wie ten, aber auch der Säugetiere und Ast- oder Steinhaufen anlegen. Südöstlich von Frauenfeld erstreckt sich Vögel, ist alarmierend. Pro Natura der Immenberg mit seinen ausserordentli- Philipp Kägi Thurgau setzt sich gemeinsam mit Wir haben beispielsweise mit dem Land- chen Landschaftsformen. Die Flanken des Pro Natura Schaffhausen im Rahmen wirt/Bewirtschafter Adrian Eggenberger Immenbergs bilden ein reiches Mosaik an der nationalen Aktion Hase & Co. für in Kemmental zwei 40 Meter lange, arten- verschiedenen Elementen wie trockenen mehr Artenvielfalt im Kulturland ein. reiche Wildsträucherhecken angelegt. Im und mageren Hangrippen, nährstoffrei- Wilde Nachbarn Herbst pflanzen wir gemeinsam mit dem chen Tälchen und Quellsümpfen, Bäch- lokalen Vogelschutzverein in Leimbach lein, offenen Sandsteinfelsen und Wiesen- Das Projekt Wilde Nachbarn Thurgau will Wildtiere Auf der einen Seite zwei weitere niedrigere Wildsträucherhe- zungen, welche einen Verbund von unter- im Thurgau erlebbar machen und Wissenslücken über cken zur Vernetzung. So werden Kleintiere schiedlicher und wertvoller Lebensräume ihre Verbreitung schliessen. Dazu werden mit der Un- möchten wir die und Vögel wie der Neuntöter in einigen darstellen. Jahr für Jahr blühen über 600 terstützung der Bevölkerung Wildtierbeobachtungen Strukturvielfalt in Jahren neue und wertvolle Lebensräume Tim Schoch verschiedene Pflanzenarten und ziehen gesammelt. Getragen wird das Projekt von Pro Natura der Kulturlandschaft finden. zahlreiche Tagfalter, Heuschrecken sowie TG, WWF TG, Naturmuseum Thurgau, der Thurgau- erhöhen, ... Wildbienen an. Um die Vielfalt der einhei- isch Naturforschende Gesellschaft und dem Thurgauer Auf der anderen Seite wollen wir die regi- bereits von einigen Landwirten ausgesät, mischen Wildbienen besser kennenzuler- Vogelschutz. onale Pflanzenvielfalt fördern und damit und die ersten Entwicklungen der Flächen nen und die Schönheit der einzelnen Arten Weitere Informationen: thurgau.wildenachbarn.ch Der Feldhase ist dabei Stellvertreter für ver- das lokal angepasste Erbgut wertvoller lassen hoffen, dass in einigen Jahren neue studieren zu können, organisierte Pro Na- schiedene Arten des Kulturlands, welche Wiesen erhalten. Dabei soll der Anteil ex- bunte Wiesen gedeihen. tura Thurgau im Rahmen des Projektes von Fördermassnahmen profitieren sollen: tensiver Wiesen mit lokaler Herkunft ge- Wilde Nachbarn einen Fotokurs. Dabei typische Arten der Wiesen und Felder wie steigert werden. Dafür unterstützen wir die Weiter fördern wir das lokale Erbgut, zeigte der Naturfotograf Philipp Kägi auf, Kleinsäuger, Bodenbrüter aber auch Am- Idee einer Thurgauer Saatgutmischung, die indem wir zahlreiche Wiesen durch eine mit welchen Einstellungen die flinken In- phibien- und Reptilienarten sowie Insek- nun seit letztem Jahr bei Regiosaat bezo- Schnittgutübertragung direkt begrünen. sekten scharf auf dem Foto sind, was Ver- ten und Ackerbegleitpflanzen. Die Aktion gen werden kann. Diese Mischung wurde Dabei wird das frisch gemähte Schnittgut schlusszeit, Blendeöffnung und ISO-Werte wurde 2019 gestartet, seither haben sich einer artenreichen Wiese direkt auf eine bedeuten und wie sie verwendet werden, die beiden folgenden zentralen Themen neue Fläche übertragen und verteilt. So um die Wildbiene im schönsten Licht er- herauskristallisiert. ... auf der anderen kann durch das Saatgut der Wiese aus scheinen zu lassen. Auch das weder zu Auf der einen Seite möchten wir die Struk- Seite die regionale der direkten Umgebung eine neue, lokal warme noch zu kühle Wetter spielte mit, turvielfalt in der Kulturlandschaft erhöhen angepasste Wiese entstehen. Durch diese und dank etwas Geduld konnten zahlrei- und damit die vorhandenen Lebensräume Pflanzenvielfalt Methode blühen im Thurgau bereits zahl- che Wildbienen bei der Nahrungssuche Alphons Schmidlin besser miteinander vernetzen sowie neue fördern. reiche Wiesen, die alle den Ursprung aus beobachtet und fotografiert werden. (ts) Lebensräume schaffen. So konnten wir be- einem unserer Schutzgebiete haben. (ts) Philipp Kägi Philipp Kägi Tim Schoch 8 | Pro Natura Lokal 2021 Pro Natura Lokal 2021 | 9
AKTION BIBER & CO. AKTION BIBER & CO. Bachöffnung Geissbach Fischtreppe Hegibach Philip Taxböck Links: Ansicht des neu geöffneten Geissbachs, der dann auf der anderen Strassenseite, vor den Häusern im Hintergrund, dem Hegibach zufliesst. Treppe und in den Becken selbst) wieder Treppe reicher an Strukturen und sich Die vorgenommene Wirkungskontrolle er- abgefischt. Von den hierbei über 200 ge- diese "Auslese" für bestimmte Arten ver- laubt also vorerst lediglich sichere Aussa- fangenen Fischen wurden hauptsächlich bessern wird. Denn die tiefen Becken der gen über die Durchgängigkeit für Bachfo- Forellen, einige Schmerlen und unterhalb Fischtreppe wurden bei der Untersuchung rellen. Weitere Daten werden in Zukunft von Forellen sowie Schmerlen (die aber diesen frühen Stand der Untersuchung er- Schon für kleine vermutlich vom Oberlauf her eingewandert gänzen. In künftigen Hitzesommern kön- sind) als Lebensraum sehr gut angenom- nen diese Refugiallebensräume sehr wich- Bachforellen weist men, was äusserst erfreulich ist. tig für die Fischfauna werden. (pt) die neue Fischtreppe bereits jetzt eine aus- gezeichnete Funkti- Im Projekt waren nie üppige Bepflanzungen oder Ansaaten der durch den Bau entstandenen offenen Philip Taxböck onsweise auf! Bodenflächen vorgesehen. Dies soll auch weitestgehend so bleiben. Nach der Fertigstellung des Projektes haben wir allerdings auf der Landwirtschaftsfläche südwestlich der Hagenwilerstrasse eine Schnittgut- Ein gutes Jahr nach Baubeginn nerer Gewässer, die nebst dem Geissbach übertragung (siehe auch Seiten 7 und 8) durchgeführt. möchten wir den neu geschaffenen erstellt wurden, konnte der Bauleiter darin der Treppe einige Alet gefangen. Die Wie- Lebensraum am Hegibach in Amris- Amphibienlaich (Bild unten) finden. derfangrate der markierten Fische lag bei wil gerne noch einmal etwas genau- sehr hohen 25%. Von den 28 markierten er beleuchten. Wie entwickelt sich Ein Augenmerk wollen wir hier aber auf Bachforellen wurden 23 oberhalb der Trep- das Gebiet? Was kann man bereits die Fischfauna werfen, da der Kanton be- pe gefangen. Vier davon waren 11 cm lang, über den Gewinn für Fauna und Flora reits erste Untersuchungen (Wirkungskon- was ein starker Hinweis ist, dass auch klei- sagen? trolle) dazu gemacht hatte. ne Fische die Treppe gut passieren können. Mitte November 2020 wurden 110 Fische Für Bachforellen weist die neue Becken- Vorne weg: Alle Beteiligten empfinden das markiert (Blaupunktmarkierung): 103 fischtreppe also bereits jetzt eine ausge- umgesetzte Projekt als "eines der schöns- Bachforellen und 7 Schmerlen. Die Fische zeichnete Funktionsweise auf. ten im Kanton". Schon während der Bau- wurden oberhalb der Treppe gefangen, phase, nachdem durch die Holzerarbeiten markiert und unterhalb der Treppe wieder Eher schwimmschwache Fische, wie bei- lokal viel Licht an die Bachufer gekommen freigesetzt. spielsweise der Alet, sind in dieser Wir- war, liessen sich die ersten Libellen bli- Ende März 2021 wurde im Bereich des kungskontrolle nicht aufgestiegen. Wir cken. Und kurz nach dem Ausheben klei- Projektes (oberhalb und unterhalb der hoffen aber, dass im Verlaufe der Zeit die Florin Nüesch 10 | Pro Natura Lokal 2021 Pro Natura Lokal 2021 | 11 Philip Taxböck Philip Taxböck Umweltbildung
Stephan Lüscher Pflegeeinsätze Pro Natura Thurgau 2021/22 IMMENBERG HUDELMOOS LEHMGRUBE IMMENBERG IMMENBERG OPFERSHOFEN 27. Nov. 2021 11. Dez. 2021 15. Jan. 2022 12. Feb. 2022 26 Feb. 2022 Stephan Lüscher Markus Bürgisser Stephan Lüscher Stephan Lüscher Stephan Lüscher Reservatspfleger Geschäftsleiter Reservatspfleger Reservatspfleger Reservatspfleger Pro Natura Thurgau Pro Natura Thurgau Pro Natura Thurgau Pro Natura Thurgau Pro Natura Thurgau Die Pflegeeinsätze finden jeweils an einem Samstag von 08.30 - 16.00 Uhr statt. Anmeldung erforderlich: 071 422 48 23 oder pronatura-tg@pronatura.ch Ausrüstung: Gutes Schuhwerk, passende Kleidung, ggf. Arbeitshandschuhe Verpflegung: Wird von Pro Natura Thurgau offeriert Kantonale Schutzgebietspflege - aktuelles Erfolgsbeispiel Stephan Steger, der Reservatspfleger und kantonale Schutzge- bietsverantwortliche für das Hudelmoos an der Grenze zum Kanton St. Gallen, informierte uns diesen Sommer hocherfreut, dass dort wieder die Kleine Binsenjungfer (Lestes virens vesta- lis) nachgewiesen werden konnte. Diese zierliche Art der Gattung der Binsenjungfern besiedelt gerne wenig tiefe und eher kleine Gewässer wie zum Beispiel gut besonnte Tümpel in Mooren oder alte Torfstiche, welche Stephan Steger nie ganz austrocknen. Der Pflanzenbestand sollte aus lockeren Die kleine Binsenjungfer (oben) und der geeignete Lebensraum im Vorkommen dünnhalmiger Sumpfpflanzen bestehen. Hudelmoos (unten) für ihren Entwicklungszyklus Im Spätsommer legt die Kleine Binsenjungfer ihre Eier zum Überwintern ab. Aus diesen schlüpfen im Frühjahr die Larven, welche nach rund einem Vier- teljahr an Halmen zwischen 20 und 60 cm Höhe über Wasser zur Libelle wer- den. In ihrer Hauptflugzeit zwischen Juli und September fliegen die Kleinen Binsenjungfern in Gruppen am liebsten in Streuwiesen oder an Waldrändern. Die Paarung findet jedoch am Wasser statt, wo das Männchen das Weibchen bei der Eiablage begleitet. Früher flog die Kleine Binsenjungfer im ganzen Mittelland. Heute gibt es nur noch wenige kleine Vorkommen, und sie wird in der Schweiz als vom Aus- Stephan Steger sterben bedroht eingestuft. (pt)
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