Blutgruppe AB passt doch zu B

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Blutgruppe AB passt doch zu B
Klinik                                                                                 mhh Info Dezember 2004/Januar 2005

Blutgruppe AB passt doch zu B
Erfolgreiche Nieren-Lebendspende bei einem Kind trotz Blutgruppen-Unverträglichkeit

(as) Was Freiburger Transplantationschirurgen im Mai dieses     pen-Merkmale befinden sich nicht nur auf den Blutkörper-
Jahres bei einem erwachsenen Patienten schafften, gelang nun    chen, die man gründlich aus dem Spenderorgan waschen
einem Team der mhh bei einem Kind: Am 24. September             könnte. Auch Nierenzellen besitzen diese Blutgruppen-Merk-
2004 erhielt die achtjährige Nele aus Hehlen nahe Holzmin-      male. »Eine nicht beherrschbare Abstoßungsreaktion wäre
den eine Niere ihres Vaters, obwohl beide unterschiedliche      die Folge gewesen«, sagt Professorin Offner.
und nicht verträgliche Blutgruppen haben. Professor Dr.            Ein neues Verfahren löst nun dieses Problem: Mithilfe
Jürgen Klempnauer, Direktor der mhh-Abteilung Viszeral-         einer speziellen Blutreinigung (Immunadsorption) können die
und Transplantationschirurgie, und Professorin Dr. Gisela       Antikörper aus dem Empfängerblut herausgefiltert werden,
Offner, mhh-Abteilung Kinderheilkunde, Pädiatrische Nieren-     die Abstoßungsreaktion wird damit zum Zeitpunkt der
und Stoffwechselerkrankungen, meisterten mit ihren Teams        Transplantation umgangen. Schwedische Forscher des Uni-
diesen Eingriff. Dem Mädchen und ihrem Vater geht es gut.       versitätsklinikums in Stockholm hatten dieses Verfahren in
    Die kleine Patientin leidet an einer angeborenen Stoff-     Kooperation mit einem Medizingeräte-Unternehmen im Jahr
wechsel-Störung, die auch die Niere angriff. Seit einem Jahr    2001 erstmals eingesetzt. Dort erhielten mittlerweile zwölf
musste sie an die Dialyse, die ihr besondere Probleme berei-    Patienten ein Spenderorgan, darunter ein Kind. In Japan sind
tete. »Die Kinder liegen dabei drei bis vier Stunden auf dem    mit einem ähnlichen Verfahren 32 Patienten erfolgreich
Bett, während das Blut gereinigt wird, und das drei Mal in      behandelt worden.
der Woche«, sagt Professorin Offner. Einziger Ausweg: eine         Für Nele hoffen die Ärzte nun, dass das Organ möglichst
Nierentransplantation. Obwohl Nele in der Warteliste für ein    lange arbeitet – vor allem mit Hilfe von Medikamenten, die
Spenderorgan aufgenommen war, fand sich kein passender          eine Abstoßungsreaktion unterdrücken (Immunsuppressiva).
Spender.                                                        »Durchschnittlich hält ein verpflanztes Organ bei einem Kind
    Eine weitere Möglichkeit ist die Nieren-Lebendspende. Sie   20 Jahre. Danach ist meist eine weitere Transplantation not-
ist gesetzlich erlaubt, wenn Spender und Empfänger eine tiefe   wendig«, sagt Professorin Offner. Derzeit arbeiten mhh-Wis-
Bindung haben. Bei Nele und ihrem Vater gab es jedoch ein       senschaftler daran, die späte Abstoßung des Organs genauer
Hindernis: Ihre Blutgruppen passten nicht zusammen, Mar-        zu erforschen und wenn möglich ganz zu verhindern.
tin Bauer hat AB, Nele Blutgruppe B und damit automatisch          Für die mhh-Experten steht allerdings fest: »Die Nieren-
Antikörper gegen das Merkmal A (Anti-A). Bis vor kurzem         Lebendspende bei einer Blutgruppen-Unverträglichkeit ist
gab es für dieses Problem keine Lösung, denn die Blutgrup-      kein Verfahren, das wir nun in großem Umfang einsetzen
                                                                können – auch, weil es zu teuer ist«, sagt Professorin Offner.
                                                                Und Professor Klempnauer ergänzt: »Auf absehbare Zeit sind
                                                                wir auf eine große Organspende-Bereitschaft in der Bevölke-
                                                                rung angewiesen, um den Patienten auf der Warteliste mög-
                                                                lichst gut helfen zu können.« Der Appell: Möglichst viele
                                                                Menschen sollten sich für einen Organspendeausweis ent-
                                                                scheiden.

                                                                Kontakt:
                                                                Professor Dr. Jürgen Klempnauer
                                                                Telefon: (0511) 532-6534
                                                                E-Mail: Klempnauer.Juergen@mh-hannover.de
                                                                Professorin Dr. Gisela Offner
                                                                Telefon: (0511) 532-3283
Ganz nah: Nele und ihre Eltern. Rechts: Professorin Offner      E-Mail: Offner.Gisela@mh-hannover.de

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mhh Info Dezember 2004/Januar 2005

Neue Dimensionen für
schonende Therapie
mhh erhielt PET/CT- und neues MRT-Gerät

(as) Detaillierte Schichtbilder des menschlichen Körpers, kom-
biniert mit einer genauen Darstellung verschiedenster Stoff-
wechsel-Vorgänge – diese Möglichkeit bietet das neue PET/
CT-Gerät, das die mhh am 29. Oktober 2004 einweihte. Es
ist das achte Gerät seiner Art in Deutschland. Gleichzeitig erhält
die Hochschule ein neues Magnet-Resonanz-Tomographie-
Gerät (MRT), das bundesweit dritte neuester Bauart.
    »Beide Geräte haben wir in Form einer Public-Private-
Partnership erhalten, dafür wurden keine Mittel des Landes
Niedersachsen in Anspruch genommen«, sagte Professor
Dr. Wolfram H. Knapp, Direktor der Abteilung Nuklearme-
dizin. Die neuen Geräte haben jeweils einen Gegenwert von
2,5 Millionen Euro. »Der kombinierte Einsatz verschiedener
Geräte eröffnet neue Dimensionen für eine zielgenaue und
zugleich schonende Therapie. Invasive Eingriffe chirurgischer,
interventioneller und strahlentherapeutischer Art können wir
nun exakt planen und in virtueller Realität simulieren«,             PET-CT: Pressestellen-Praktikantin Marlen Komorowski und
ergänzte Professor Dr. Michael Galanski, Direktor der Abtei-         Alexander Kanwischer aus der Nuklearmedizin zeigen die Anwendung

lung Diagnostische Radiologie.
    Ein PET/CT kombiniert die Positronen-Emissions-Tomo-             starken Magnetfeld orientieren sich die positiv geladenen
graphie (PET) – bei der man besonders gut verschiedenste             Kerne der Wasserstoffatome im Körper alle in eine Richtung.
Stoffwechselvorgänge darstellen kann – mit der Computer-             Richtet man anschließend Radiowellen auf sie, werden sie
Tomographie (CT), die ein klares Bild der inneren Strukturen         etwas abgelenkt. Wird der Sender abgeschaltet, kehren die
wie Knochen, Muskeln, Blutgefäße und Bindegewebe gibt.               Protonen in ihre Ausgangsposition zurück und geben dabei
Bei der PET-Untersuchung setzen Nuklearmediziner Substan-            schwache Radiowellen ab, die aufgefangen und abgebildet
zen ein, die im normalen Körperstoffwechsel vorkommen,               werden können. Vor allem Weichteile lassen sich mit der
markieren sie radioaktiv und geben sie in die Blutbahn der           Technik gut zeigen: Gehirn, Rückenmark, Kopf, Hals, Or-
Patienten. Weil beispielsweise eine Krebszelle mehr Zucker           gane und Gelenke.
verbraucht als eine normale Zelle, lassen sich mit markierten           Das Gerät kann den ganzen Körper in einer Untersuchung
Zuckermolekülen auch wenige Millimeter große Tumoren                 aufnehmen. Dabei sind noch detailgenauere Abbildungen als
nachweisen. Die PET hat aber einen Nachteil: Sie kann nur            bisher möglich – in erheblich kürzerer Zeit. Erstmals können
schlecht die Körperstrukturen abbilden, die Ärzte wissen also        auch sehr große Erwachsene bis 205 Zentimeter Länge unter-
nicht genau, wo der Tumor liegt. Da kommt die CT ins Spiel:          sucht werden. Dank einer besonderen Technik eignet sich das
Sie zeigt mittels Röntgenstrahlen detailgenau alle Körper-           Gerät besonders für sich bewegende Organe wie das Herz –
strukturen an. Bei der PET/CT kombiniert eine Software               aber auch für Erkrankungen wie Lymphkrebs, Blutgefäß-
beide Informationen. So lässt sich ein Tumor präzise entfer-         Krankheiten und Störungen des Bewegungsapparates. »Das
nen. In der Nachsorge oder bei der Kontrolle einer Chemo-            interdisziplinär genutzte Gerät ergänzt unsere weiteren MRT-
therapie zeigt die PET/CT an, ob es sich um Narbengewebe             Geräte und hilft uns bei vielen Fragestellungen«, sagte
(niedriger Stoffwechsel) handelt oder um eine erneute Wuche-         Professor Galanski.
rung des Tumors (stark erhöhter Stoffwechsel).
                                                                     Kontakt:
    Eine Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) arbeitet mit              www.mh-hannover.de/kliniken/radiologie/kspin2_2.html
einem Magnetfeld und einem UKW-Sender. Unter einem                   www.nuklearmedizin.de/pat_info/broschuren.php

                                                                                                                                        37
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Hebelwirkung
Dr. Tecklenburg sprach mit den Mitarbeiterinnen der Station 46 über Probleme bei der Arbeit

(bb) »Ich habe die Hebelwirkung einfach ausprobiert«,           Beschaffen frischer Betten am Wochenende, den Transport
sagte Christiane Grams, Krankenschwester der Hals-, Na-         von Patienten, Wäsche oder Wasserkisten. Hinzu käme, dass
sen-, Ohrenstation. Sie meinte damit die Wirkung, die Dr.       auch Ärzte sagen: »Ich kann nicht, können Sie?« Dr. Teck-
Andreas Tecklenburg während der Personalratsversammlung         lenburg gab den Krankenschwestern Recht: »Ihr Berufsbild
am 6. Oktober 2004 angesprochen hatte: »Jeder hat eine          hat sich geändert. Serviceleistungen können auch andere
Hebelwirkung und kann damit etwas in Bewegung setzen.«          übernehmen. Sie sollten mit ihren Aufgaben eher in den ärzt-
Grams lud den mhh-Vizepräsidenten zu einem Gespräch             lichen Bereich vordringen: Zum Beispiel sollte Blut abneh-
über die Probleme ihrer Station ein – und sechs Tage später     men, Katheter legen oder eine Kurzinfusion anhängen von
saßen die beiden zusammen mit der Stationsleitung Marion        der Pflege übernommen werden.«
Könneke sowie acht weiteren Krankenschwestern gute ein-            »Die Überlegungen, wie das Personal entlastet werden
einhalb Stunden im Besprechungsraum der Station 46.             kann, befinden sich im Stadium des ‚brainstorming‘«, erklär-
   Sie berichteten über die stetig steigende Belastung auf-     te Dr. Tecklenburg. Die Krankenschwestern möchten diese
grund der Personalsituation, je eine Krankenschwester sprach    Veränderungen gerne mitgestalten: »Wir möchten etwas be-
die Anliegen für das gesamte Team an. Ihnen ging es um          wegen, auch unter dem Aspekt, dass gespart werden muss.
mangelnde Zeit für Fortbildungen sowie das Abschaffen des       Wir möchten in Entscheidungsprozesse eingebunden sein,
Dienstplanmodells. Sie bezeichneten die Resonanz bei Über-      wir sind hoch motiviert, haben Ideen. Wir sind bereit, die
lastungsanzeigen als mangelnd, den Einsatz von Sitz- und        genannten Tätigkeiten zu übernehmen – unter der Voraus-
Zusatzwachen als zu spärlich. Zudem fehle es ihnen teilweise    setzung, dass gleichzeitig an anderer Stelle eine Entlastung
an gutem Arbeitsmaterial.                                       erfolgt«, sagten die Krankenschwestern Marion Pinne und
   Zentrales Thema des Gespräches war ihr Arbeitsspek-          Petra Schroeter.
trum. »Der Schweregrad der Erkrankungen und die Zahl der           »Das Gespräch hat mir gut gefallen«, sagte Dr. Tecklen-
Aufnahmen hat sich deutlich erhöht, das Pflegepersonal ist      burg ein paar Tage nach dem Treffen. Die Krankenschwes-
jedoch reduziert geworden. Das führt zu einer Verschärfung,     tern hätten ihm einige Punkte gezeigt, die ihm sehr einleuchten
die wir sehr stark spüren«, sagte Christiane Grams. Das         und er habe bereits verschiedene Maßnahmen eingeleitet, um
Pflegepersonal übernähme viele unqualifizierte Tätigkeiten,     die Situation zu verbessern.
die im Rahmen der Sparmaßnahmen von anderen Abteil-                Auch Christiane Grams ging es nach dem Gespräch gut:
ungen nicht mehr geleistet werden, wie beispielsweise das       »Jeder hat ernsthaft versucht, die Bedürfnisse des anderen
                                                                zu verstehen.« Gefreut hat sie sich, dass kurz nach dem
                                                                Gespräch schon Veränderungen eintraten – beispielsweise die
                                                                Schilder an den Fahrstühlen für den Patiententransport. »Ich
                                                                bin zufrieden, dass es gelungen ist, auf die Überlastungen der
                                                                Station hinzuweisen«, sagte sie. »Außerdem wollte ich Herrn
                                                                Dr. Tecklenburg meine Arbeitsrealität näher bringen und
                                                                theoretisch ist mir das auch gelungen. Aber eben nur theore-
                                                                tisch: Es ist ein Unterschied, ob man die allgemeine Hektik
                                                                unter der Woche nur aus Berichten kennt, oder sie tatsächlich
                                                                erlebt. Meine Wirklichkeit läuft parallel zu seiner, und das
                                                                wollte ich ihm zeigen. Der Vorstand möchte die augenblick-
                                                                liche Situation als spannend bezeichnen – für uns hingegen
                                                                stellt sie sich als belastend und problematisch dar«, sagte sie
                                                                und ergänzte: »Wir hoffen, dass dieser offen geführte Dialog
Gesprächsbereit: Dr. Tecklenburg (Mitte) besucht Station 46     positiv und konstruktiv aufgenommen wird.«

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mhh Info Dezember 2004/Januar 2005                                                                                                               Klinik

Einsatz für unheilbar Kranke
Seit dem 1. November 2004 gibt es eine Palliativärztin in der mhh

                        (bb) Dr. Thela Wernstedt ist die neue                Dr. Wernstedt wurde 1968 in Göttingen geboren und ist in
                        Palliativärztin der mhh. Sie kümmert                 Hannover aufgewachsen. Sie studierte Humanmedizin und
                        sich um nicht mehr heilbare Patientinnen             Philosophie, promovierte im Jahr 2002 über Sterbehilfe in
                        und Patienten, deren Krankheit sich im               Europa und wurde Fachärztin für Anästhesiologie. Von 1998
                        fortgeschrittenen Stadium befindet. Da-              bis 2003 arbeitete sie als Weiterbildungsassistentin am Zen-
                        bei arbeitet sie konsiliarisch: Wann immer           trum für Anästhesiologie, Rettungs- und Intensivmedizin der
                        sie von einer Station angefordert wird,              Universität Göttingen, anschließend war sie als wissenschaft-
kommt sie und erarbeitet mit den Patienten, den Angehöri-                    liche Mitarbeiterin im Bereich Klinische Medizinethik an der
gen und dem betreuenden Team ein Konzept zur Linderung                       Universität Erlangen tätig.
quälender Symptome wie Schmerzen oder Atemnot. »Gute                            Seit dem 1. November 2004 ist Dr. Thela Wernstedt ange-
interdisziplinäre Zusammenarbeit und die Beachtung psy-                      stellt im Tumorzentrum der mhh, das sich in der ersten Etage
chosozialer und spiritueller Aspekte sind mir wichtig«, erläu-               des Gebäudes D befindet.
tert sie. Oft bleibt es nicht bei einem Besuch. Wenn sie einmal
gerufen worden ist, kommt sie je nach Bedarf wieder, um die
Therapie zu beobachten. »Palliativmedizin ergänzt die Hoch-
leistungsmedizin und verbessert so die Krankenversorgung.                    Kontakt:
Das Ziel ist, durch verbesserte Symptomkontrolle eine gute                   Dr. Thela Wernstedt
                                                                             Telefon: (0511) 532-4463
Lebensqualität in der verbleibenden Zeit zu erreichen«, sagt                 Pieper: 74-2899
Dr. Wernstedt.                                                               E-Mail: Wernstedt.Thela@mh-hannover.de

                                                                                                                       Gerd Ottleben:
    Alter, neuer Mitarbeiter                                                                                           Er ist weiterhin für
                                                                                                                       die mhh da
    Gerd Ottleben ging für wenige
    Stunden in den Ruhestand,
    nun arbeitet er als »Problemlöser«
    in der mhh weiter

    (ina) 28 Jahre lang hat Gerd Ottleben in der Automobilbranche gear-      wegs. »Diese Stelle haben wir als Service für mhh-Mitarbeiter
    beitet: als Mechaniker, Verkäufer, Rechnungsabteilungsleiter und         geschaffen«, sagt Rainer Jabs, Leiter des Geschäftsbereichs III. Sta-
    Geschäftsführer in angesehenen Autohäusern in Hannover und               tionen, die bereits länger auf Reparaturarbeiten warten, sind bei Gerd
    Umgebung. 1987 wurde er Mitarbeiter der mhh. Damals begann die           Ottleben genau richtig. Als Ansprechpartner ist er jeweils montags,
    Hochschul-Laufbahn des gelernten Kfz-Mechanikers und Bürokauf-           dienstags und donnerstags in der Zeit von 9 bis 14 Uhr über Pieper
    manns im Informationsdienst. Doch bald warteten andere Aufgaben          oder Handy erreichbar: 74-2896 oder (0177) 7119259. Sein Motto ist:
    im heutigen Geschäftsbereich III (Technik/Gebäude) auf ihn:              »Die Nutzer sollen zufrieden sein« – deshalb ist er meist auch außer-
    Als Fachgruppenleiter für Verkehrsführung und Sicherungsdienst ver-      halb seiner regulären Arbeitszeiten für die mhh-Mitarbeiter erreich-
    ließ er die mhh am 31. Oktober 2004. Er ging in Rente – allerdings nur   bar. Ein Vorteil für alle Beteiligten ist, dass er auf dem mhh-Gelände
    für wenige Stunden. Seit dem 1. November 2004 ist der 65-Jährige         im Gebäude G wohnt. »Ich kann es einfach nicht lassen«, beteuert der
    nun auf 400-Euro-Basis als »Problemlöser« in der Hochschule unter-       Nimmermüde, der nun zwei Berufe hat: »Rentner und Problemlöser.«

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Klinik                                                                                                    mhh Info Dezember 2004/Januar 2005

Fortschritte der Plastischen Chirurgie
Abteilung im Klinikum Hannover Oststadt und der mhh feierte 30-jähriges Bestehen

(as) Unter dem Titel »Fortschritte der Plastischen Chirurgie«                    auf die regenerative Therapie mit den Schwerpunkten Gewebe-
feierte die Abteilung Plastische, Hand- und Wiederherstel-                       züchtung, Gentherapie und Einsatz von peripheren adulten
lungschirurgie des Klinikums Hannover Oststadt und der                           Stammzellen. Erste Erfolge der Grundlagenforschung finden
mhh am 1. Oktober 2004 ihr 30-jähriges Bestehen mit einem                        sich bereits auf dem Gebiet der Sehnenzüchtung, Onkologie
großen Symposium. Eingeladen waren neben ehemaligen Ab-                          und Transplantationsforschung. »Unsere Abteilung im Klini-
teilungsleitern auch zahlreiche auf diesem Fachgebiet inter-                     kum Oststadt Hannover und der mhh stellt damit eine der am
national anerkannte Experten. Abteilungsdirektor Professor                       breitesten orientierten und spezialisiertesten Zentren für Plas-
Dr. Peter M. Vogt und weitere Referenten blickten in ihren                       tische Chirurgie in Deutschland dar«, sagte Professor Vogt.
Vorträgen auf die Erfolge der plastischen Chirurgie in den
vergangenen drei Jahrzehnten zurück, beleuchteten aber auch
aktuelle Verfahren wie die moderne Verbrennungschirurgie
oder Tissue Engineering.
   Heute stehen in der Plastischen Chirurgie vielfach mikro-
chirurgische Techniken im Vordergrund. Spezielle Operations-
mikroskope ermöglichen Rekonstruktionen und Transplan-
tate von Nerven und Gefäßen im Millimeterbereich. Dies
macht auch das Wiederannähen (die Replantation) abge-
trennter Gliedmaße immer erfolgreicher. Beispielsweise wer-
den zur Rekonstruktion einer komplexen Handverletzung
Zehen als Daumenersatz umgesetzt und abgetrennte Hände
erfolgreich replantiert. Schwerpunkte von Professor Vogt sind                        Abteilungsdirektoren: Professor Köhnlein,
die mikrochirurgische Rekonstruktion der Gliedmaßen und                              Professor Vogt (jetziger Direktor) und Professor Berger (von links)

der weiblichen Brust. Gleichzeitig entwickelt er mit seinem
Team Weichteilplastiken weiter und befasst sich mit bösartigen                      Die Abteilung in Zahlen (Juni 2001 bis September 2004)
Gliedmaßentumoren, bei denen die Extremitäten erhalten                              Stationäre Patienten                               6.018
bleiben sollen. Auch bei anderen Krebserkrankungen oder                             Ambulante Patienten                               28.000
                                                                                    Patienten auf der Verbrennungs-Intensivstation       293
ausgedehnten Verletzungen kommt die Plastische Chirurgie                            Replantationen                                        60
zum Einsatz. Schließlich wendet er endoskopische Methoden                           Plexus-brachialis-Operationen                         35
in der Handchirurgie an oder neue Verfahren aus der Ultra-                          Mikrochirurgische Lappentransfer-Eingriffe           130
schall- und Lasertechnik. In der Forschung setzt sein Team

Chronologie

     1974 Gründung der Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstel-           Intensivstation für Schwerbrandverletzte, inzwischen stehen drei Ope-
     lungschirurgie im Klinikum Hannover Oststadt, die Abteilung gehört zur      rationssäle zur Verfügung. Anschließend wird Professor Dr. Alfred
     mhh, erster Direktor ist Professor Dr. Heinz Edzard Köhnlein. Schwer-       Berger zunächst zum kommissarischen Leiter und zwei Jahre später
     punkte sind Tumoroperationen des Gesichtes, Korrekturen angebore-           zum Direktor der Abteilung berufen. Die Klinik erweitert in den folgen-
     ner Fehlbildungen sowie handchirurgische und ästhetisch-chirurgische        den Jahren ihr Spektrum um die Mikrochirurgie der peripheren Nerven
     Operationen. Bis 1978 Die Plastische Chirurgie kämpft um ihre Aner-         sowie der Blutgefäße; zudem wird ein Replantationszentrum aufgebaut,
     kennung als Subspezialität und wird 1978 von der Bundesärztekammer          dessen Einzugsgebiet bald weit über Niedersachsen hinausreicht. Das
     als ein eigenes Teilgebiet anerkannt. 1979 Professor Köhnlein verlässt      Behandlungsspektrum der Abteilung erweitert sich unter Professor
     die Klinik, sie wird von zwei Oberärzten kommissarisch geleitet. In diese   Bergers Leitung auf alle Körperregionen. 2001 Neuer Chefarzt wird am
     Zeit fällt auch die Eröffnung der lang ersehnten Poliklinik und der         1. Juni 2001 Professor Dr. Peter M. Vogt.

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mhh Info Dezember 2004/Januar 2005

Fliegender Schall
Schonendes Verfahren untersucht Herzleistung
unter Notfallbedingungen

                                          Schnell:
                                          Ultraschall-Messung
                                          im Helikopter

(as) Ein neues, transportables Ultraschallgerät könnte die      mhh. »Wir stellten fest, dass die Ergebnisse des Ultraschalls
Situation für viele Notfallpatienten künftig verbessern –       denen einer invasiven Rechtsherz-Katheteruntersuchung sehr
diese Erkenntnis stellte ein Team der mhh und der Johanni-      nahe kamen«, erläuterte er. Dies hat die Arbeitsgruppe im
ter-Unfall-Hilfe e. V. (JUH) Mitte Oktober 2004 auf der         August 2004 in der Zeitschrift für Herz-, Thorax- und
13. Fachtagung Luftrettung des ADAC in Garmisch-Parten-         Gefäßchirurgie (18:203-208, 2004) publiziert. Künftig wird
kirchen vor. Innerhalb einer Studie testeten sie das Gerät,     das Team das System in der Luftrettung und bei Intensiv-
daran waren beteiligt: Dr. Karsten Knobloch und Professor       transporten am Boden weiter testen.
Dr. Christian Krettek, Direktor der Unfallchirurgischen Kli-
                                                                Weitere Informationen gibt gern:
nik der mhh, sowie Volker Hubrich, leitender JUH-Ret-           Dr. Karsten Knobloch
tungsassistent des Rettungshubschraubers »Christoph 4«,         E-Mail: kknobi@yahoo.com
der an der mhh stationiert ist.
   Sie bestimmten bei insgesamt 24 schwer verletzten Patien-
tinnen und Patienten im Alter von 17 Monaten bis 92 Jahren
die Herzleistung, genauer das Herzzeit-Volumen, bereits am
Unfallort oder in der Luft. Bislang war dazu eine Katheter-
                                                                Alumni-Fotoalbum
untersuchung notwendig, die erst in der Klinik auf der Inten-
sivstation durchgeführt werden konnte. »Bei Patienten mit
einem Herzinfarkt und einem Kreislauf-Schock (kardiogener                                   (ina) Fünfeinhalb Jahre lang hatte er sich
                                                                                            der mhh verschrieben, arbeitete in der
Schock) ist das Schlagvolumen des Herzens reduziert. Um
                                                                                            Abteilung Augenheilkunde und habilitier-
trotzdem mehr Blut in den Körper zu pumpen, steigt als Reak-                                te sich im Jahr 2002 zum Thema farbli-
tion die Herzfrequenz an«, sagte Dr. Knobloch. Der Schall-                                  ches Sehen. Nun folgte Privatdozent Dr.
                                                                                            Carl Erb dem Ruf an die Augenklinik der
kopf des nur vier Kilogramm schweren Gerätes wird am Hals                                   Universität Rostock. Dort hat er am 1. De-
angesetzt und zeigt dem Rettungsarzt das Herzzeit-Volumen                                   zember 2004 eine C3-Professur ange-
an. »Wir erhalten damit wichtige Informationen über den             nommen. Somit »arbeitet« sich der gebürtige Garmisch-Parten-
                                                                    kirchener durch die ganze Bundesrepublik Deutschland. »Ich
Kreislauf des Patienten schon am Unfallort und können schnel-       freue mich, neue Aufgaben übernehmen zu können«, sagt der
ler als bisher darauf reagieren«, erklärte Dr. Knobloch.            41-Jährige. Genossen hat er in der mhh, »dass interdisziplinäres
   Das neue Ultraschallgerät hatte ein australisches Unter-         Arbeiten gut möglich war, auch wegen der räumlichen Nähe der
                                                                    Abteilungen zueinander«. Vermissen wird Professor Erb sein mhh-
nehmen für den Einsatz auf Intensivstationen entwickelt.            Team – und seine Familie. Sie zieht erst im Juli nächsten Jahres
Bereits im Sommer 2003 testete Dr. Knobloch das neue Ver-           in die Hansestadt an der Ostsee.
fahren klinisch auf der herzchirurgischen Intensivstation der

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