Eine Gefahr nicht nur für die Kartoffel
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Ackerbau Eine Gefahr nicht nur für die Kartoffel Trichodoriden und TRV verursachen immer mehr eisenfleckige Knollen. Den Anbauern drohen dann enorme Qualitätsabzüge. Mithilfe eines Projektes will man dem Virus nun zu Leibe rücken. Anbau anfälliger Kartoffelsorten. Aber auch die von der Politik geforderten Wasser- und Erosionsschutzmaßnah- men, wie z. B. Gründüngung, Zwischen- fruchtanbau und reduzierte Bodenbear- beitung, fördern Trichodoriden stark. Sie schädigen nicht nur Kartoffeln. Auch an zahlreichen Acker- und Gemüsebau- kulturen können sie leichte bis schwere Schäden verursachen (z. B. in Möhren). Bislang hat man diese Problematik im Ackerbau nicht so viel beachtet, weil sich Schäden durch Trichodoriden z. B. an Gerste oder Mais nicht eindeutig zuord- nen lassen. Ein Nachweis an den Pflan- zen ist nicht möglich, da sie von außen an den Wurzeln saugen und sich davon lösen, sobald man die Pflanzen aus dem Boden zieht. Somit bleibt nur der Nach- Foto: Benker weis über eine Bodenuntersuchung. Wegen der zunehmenden Probleme mit der virösen Eisenfleckigkeit, hat die △ Typisches TRV-Symptom – Pfropfenbildung im Knollenfleisch. LWK NRW das Projekt DEFENT-TRV initiiert und in Kooperation mit dem Ju- lius Kühn-Institut (JKI) und den Kartof- felzüchtern von 2016 bis 2019 durchge- UNSERE AUTOREN Qualitätsabzüge bis zur Weigerung d er führt. Ziel war es, umweltschonende Dr. Marianne Benker, LWK NRW Annahme und Entsorgung befallener und praxisorientierte Lösungen zur Be- und Prof. Dr. Johannes Hallmann, Partien sind die Folgen. kämpfung zu erarbeiten. Die erzielten Julius Kühn-Institut (JKI) Ergebnisse sind neu und richtungswei- PROBLEME NEHMEN ZU send, teils aber auch ernüchternd. Überträger des TRV sind im Boden frei- D ie viröse Eisenfleckigkeit, verur- lebende Nematoden der Gattungen Tri- PROJEKT: GEMEINSAM sacht durch das Tobacco Rattle chodorus und Paratrichodorus (Tricho- PAROLI BIETEN Virus (TRV), bereitete in den letz- doriden). Bei feuchten Böden und war- Weil das Projekt sehr umfangreich ist, ten Jahren bundesweit große Probleme men Temperaturen können sich diese stellen wir Ihnen in dieser top agrar- im Kartoffelbau. Als Symptome treten Nematoden optimal entwickeln, die Ausgabe zunächst Folgendes vor: Eisenfleckigkeit und Pfropfenbildung in Kartoffeln befallen und das Virus über- • den Weg der Virusübertragung, der Knolle sowie Ringnekrosen auf der tragen. Bei Starkbefall sind Wurzelschä- • Ergebnisse zu den Bodenproben, um Knollenoberfläche auf. Je früher die In- den und Auflaufprobleme möglich. Bio- den Besatz der Nematoden richtig zu fektion stattfindet, umso deutlicher logisch und chemisch lassen sie sich zur- ermitteln (Beprobungstiefe, -termin), können sich die Symptome ausprägen. zeit nicht bekämpfen. • die Erfassung der Besatzdichte und In anfälligen Sorten lassen sich erste Die deutliche Zunahme von Trichodo- • die Ergebnisse des Bodenmonitorings. Schäden Mitte/Ende Juli finden, wobei riden und TRV über die letzten Jahre Die Virusübertragung erfolgt bei der der Befall bis zur Ernte sowie auch noch liegt am Wegfall der Bodenentseu- Nahrungsaufnahme. Die Trichodoriden im Lager weiter zunimmt. In Starkbe- chungsmittel, einer intensiveren Nut- stechen mit ihrem Mundstachel in die fallsjahren weisen viele Partien über zung der Flächen durch z. B. Gemüse- Epidermiszellen der Wurzel und saugen 50 % eisenfleckige Knollen auf. Hohe bau, an engen Fruchtfolgen und dem den flüssigen Zellinhalt auf. Wenn die 62 top agrar 1/2021
Zelle dabei abstirbt, können sich die in dieser Tiefe aber nur wenige oder SCHNELL GELESEN übertragenen Viruspartikel nicht weiter keine Trichodoriden finden, obwohl die ausbreiten. Oft ist der Saugvorgang Kartoffeln auf diesen Flächen stark mit Die viröse Eisenfleckigkeitbereitet aber unvollständig bzw. in 5 bis 10 % viröser Eisenfleckigkeit befallen waren. bundesweit immer größere Probleme. der Fälle führen sie nur einen Probestich Deswegen wurde die Probenahmetiefe Überträger sind freilebende Trichodoriden. durch, sodass die Wurzelzelle intakt in NRW sukzessiv erhöht. Es zeigte In einem Projekthat man nun Lösun- bleibt und sich das Virus ausbreiten sich, dass sich die Nematoden vermehrt gen zur Bekämpfung erarbeitet. kann. Trichodoriden können auch die in den tieferen Bodenschichten aufhal- Lentizellen in der dünnen Kartoffelau- ten und mit der bisherigen Probenah- Die Ergebnisse zeigen,dass die Bo- ßenschicht junger Kartoffeln anstechen. metiefe häufig nicht erfasst werden. denbeprobung auf die Übertrager meist Vom Ort der Infektion wird das TRV Dies bestätigten auch die dreijährigen nicht tief genug erfolgt. dann systemisch in Wurzeln, Tochter- Projektergebnisse: Etwa die Hälfte der Die Besatzdichtenan Trichodoriden knollen und Blätter weiterverbreitet. Trichodoriden wurden Ende 2016 war teils erschreckend hoch – unabhän- Einmal mit Virus beladen, kann ein (52,1 %) und Anfang 2018 (49,6 %) in gig von der Bodenart. Trichodoride mehrere Pflanzen infizie- 60 bis 90 cm Tiefe gefunden und jeweils ren. Frisch gehäutete Stadien müssen etwa nur ein Viertel in den Schichten 30 Trichodoriden und TRVkamen in fast sich jedoch erst wieder an einer infekti- bis 60 cm sowie 0 bis 30 cm. Anfang allen geprüften Kulturen vor. ösen Pflanze mit TRV beladen, weil sie 2019 traten wegen der lang anhalten- während der Häutung die anhaftenden den Bodenfeuchte fast die Hälfte der Viruspartikel abstreifen. Da sich adulte Trichodoriden (48,7 %) in der mittleren Tiere nicht mehr häuten, bleiben sie Bodenschicht auf und jeweils etwa ein zeitlebens, bis zu einem Jahr, Überträger. Viertel in der obersten und untersten BESATZDICHTE – NICHT JEDE Möglich ist aber auch, dass die Tri- Schicht. Die LWK NRW empfiehlt seit METHODE EIGNET SICH chodoriden und TRV über verseuchte 2012, mindestens bis zu 60 cm (Wurzel- Um die Besatzdichte der Trichodoriden Erde, die am Erntegut, an Geräten, Ma- horizont der Kartoffel) zu beproben, in den Bodenproben für jede einzelne schinen oder Reifen anhaftet, weiträu- möglichst aber auf bis zu 90 cm Tiefe. Bodenschicht zu erfassen, nutzte man mig auf andere Flächen gelangen. Des- Eine zweite Herausforderung ist der das sogenannte Baermann-Verfahren. wegen ist bei überbetrieblicher Maschi- optimale Probenahmetermin . Der Hin- Diese Methode gibt die Anzahl an Tri- nennutzung Vorsicht geboten. tergrund dafür ist, dass sich die Tricho- chodoriden/100 ml Boden je Fläche an. doriden in den Sommer- und Herbstmo- Der Nachweis von TRV im Boden er- RICHTIGES BEPROBEN IST A UND O naten trotz eines hohen Ausgangsbefalls folgte dann über den Tabak-Fangpflan- Um festzustellen, ob bzw. wie viele Tri- im Frühjahr kaum wiederfinden lassen zentest mit anschließender Untersu- chodoriden vorkommen, ist die „rich- (eigene Versuche 2010 bis 2012). Der chung der Tabakwurzeln (RT-PCR). tige“ Beprobung des Bodens wichtig. optimale Termin für eine Probenahme Im Projekt wurde dazu pro Fläche je- Bislang wird in Deutschland nur in ei- ist daher in der kühlen Jahreszeit von weils eine Mischprobe aus den drei Bo- ner Tiefe von maximal 30 cm beprobt. November bis März, weil dann die denschichten eingesetzt. In diese Probe In eigenen Versuchen ließen sich 2010 höchsten Besatzdichten zu finden sind. säte man eine anfällige Tabaksorte. Vi- Maiszünsler-Risiko 2021 Das ist die Vergessen Sie das Mulchen der Maisstoppeln mit dem Traktor. Es geht noch einfacher und besser! Zukunft! KEMPER StalkBuster™ Stoppelzerstörung direkt im Erntevorsatz Ihre Vorteile: Sofortige Stoppel-Zerstörung bei der Ernte Direkte Vernichtung des Zünslers in den Stoppeln Traktormulchen überflüssig, Zeit - und Kostenersparnis Der Kemper-StalkBuster ist für die meisten Feldhäckslermarken verfügbar. Keine niedergedrückten Stoppeln durch Erntefahrzeuge Folgende Bodenbearbeitung sofort möglich Video: Richten Sie die Kamera Ihres Smartphones Leichtere Einarbeitung der Erntereste auf den QR-Code, dann Dauerhaft weniger geschädigte Maispflanzen starten Sie das Video. Geringeres Fusarium-Risiko in der Folgefrucht www.kemper-stadtlohn.de Zünsler-Überwinterung in den Maisstoppeln. Tel.: 0 25 63 - 88 - 0 Keine chemische Pflanzenschutzmaßnahme Sprechen Sie jetzt mit Ihrem Lohnunternehmer, damit die entsprechende Technik zur nächsten Ernte verfügbar ist.
Ackerbau ÜBERS. 1: TRICHODORIDEN UND TRV ABHÄNGIG VON DER BODENART 1) weniger eignet als andere Methoden. Dass mit dem sogenannten Oosten- Bodenart S lS ssL sL uL brink-Elutriator ein im Durchschnitt Anzahl Flächen2) 52 18 6 35 3 7-fach höherer Besatz an Trichodoriden Flächen mit Trichodoriden (%) 63,5 % 55,6 % 83,3 % 88,6 % 100 % im Vergleich zum Baermann-Verfahren Flächen mit TRV % 61,5 % 38,9 % 100 % 62,9 % 33,3 % nachweisbar ist, zeigen Untersuchun- 1) Bodenmonitoring in den Jahren 2016 bis 2019 in Nordrhein-Westfalen; 2) für acht der 122 Flächen gen des JKI. Um die verschiedenen Ver- liegen keine Daten vor; S = Sand; lS = lehmiger Sand; ssl = stark sandiger Lehm; sL = sandiger Lehm; suche und Jahre aber miteinander ver- uL = schluffiger Lehm top agrar; Quelle: LWK NRW gleichen zu können, wurde auf einen △ Anders als vermutet, treten Trichodoriden und TRV auf allen Bodenarten auf. Wechsel zu einer anderen Methode in- nerhalb der Projektlaufzeit verzichtet. Für die amtliche Diagnostik von Bo- denproben auf Trichodoriden scheint ÜBERS. 2: TRICHODORIDEN UND TRV ABHÄNGIG VON DER KULTUR1) allerdings eine Umstellung auf effizien- tere Verfahren zwingend nötig zu sein. Hauptkultur Ackerbohne, W-Triticale W-Roggen Kartoffeln W-Weizen W-Gerste BODENMONITORING OFFENBART Weißkohl Zwiebeln Erbsen 2) Spargel Möhren Rüben ENORMEN BESATZ Mais Innerhalb der Projektzeit wurden im Rahmen eines Bodenmonitorings auf Anzahl Flächen 3 32 19 3 1 1 3 7 11 10 8 3 122 Befalls- oder Verdachtsflächen in Flächen mit den nordrhein-westfälischen Kartoffel- 100 65,6 63,2 100 0 100 66,7 71,4 90,9 90 75 33,3 Trichodoriden (%) anbauregionen Kleve/Wesel, Heinsberg/ Flächen mit TRV (%) 33,3 50 63,2 66,7 100 0 66,7 71,7 72,7 50 50 33,3 Viersen, Borken, Warendorf, Gütersloh 1) Bodenmonitoring in den Jahren 2016 bis 2019 in Nordrhein-Westfalen; 2) und Buschbohnen und Paderborn Bodenproben gezogen. top agrar; Quelle: LWK NRW Die Probenahme erfolgte durch die △ Die Anzahl an Flächen mit TRV war zwar niedriger, jedoch waren alle Hauptkulturen belastet. Firma Kerkenpass mit einem vollauto- matischen Probenehmer zur Nmin-Be- probung in drei Schichten bis 90 cm Tiefe. Das Ergebnis: Von den unter- ÜBERS. 3: TRICHODORIDEN ABHÄNGIG VON DER HAUPTKULTUR1) suchten Flächen waren durchschnittlich Trichodoriden/100 ml Boden je Fläche bearbeitet von top agrar 70,8 % positiv auf Trichodoriden und 30 durchschnittlich 57,9 % positiv auf TRV – Jahresunterschiede waren aller- dings zu beobachten. 20 Von diesen 122 Flächen wurden 45,1 % positiv auf beides getestet (Tri- 10 chodoriden und TRV). Auf 26,2 % tra- Quelle: LWK Nordrhein-Westfalen ten zwar Trichodoriden auf, TRV ließ 0 sich aber nicht finden. Und andershe- rum traten auf 14,8 % der Flächen – Ackerbohnen, Erbsen 2) Kartoffeln Mais Möhren Spargel Weißkohl W-Gerste W-Roggen W-Triticale W-Weizen Zuckerrüben Zwiebeln wie zuvor erwähnt – keine Trichodori- den auf, obwohl der Test auf TRV posi- tiv war. Nur 13,9 % waren befallsfrei. Diese Befallszahlen sind alarmierend, aber nicht unbedingt verwunderlich, da 1) Trichodoriden je Fläche in den jeweiligen Hauptkulturen; 2) und Buschbohnen die Kartoffelberater und Landwirte be- △ Winterweizen, -triticale, Erbsen, Acker- und Buschbohnen waren am stärksten betroffen. vorzugt Befalls- oder Verdachtsflächen ausgewählt hatten. Trotzdem geben diese hohen Werte zu Denken. Auf den Befallsflächen ließen sich mit rusbeladene Trichodoriden übertragen Zeitraum von 2010 bis 2013 in 14,3 % dem Baermann-Verfahren durchschnitt- während des Saugens an der Wurzel das der Bodenproben keine Trichodoriden lich 11,8 Trichodoriden/100 ml Boden Virus, dass sich dann in den Tabak- gefunden (eigene Versuche und Praxis- feststellen. Die höchste im Projektzeit- pflanzen nachweisen lässt. Der Tabak- flächen), obwohl der anschließende Ta- raum gefundene Anzahl lag in NRW Fangpflanzentest hat sich als sehr zuver- baktest positiv war. Diese Beobachtung bei 53 Trichodoriden/100 ml Boden. Ab lässig erwiesen und wird den Landwir- ließ sich durch das Projekt bestätigen. einem Wert von über 50 je 100 ml Bo- ten in NRW seit 2010 als Hilfestellung Hier wurden auf 14,8 % der Flächen den waren in NRW deutliche Auflauf- angeboten. keine Trichodoriden gefunden, obwohl probleme von Kartoffeln zu beobach- Bislang nahm man an, dass es ohne der Tabaktest positiv ausfiel. Im Pro- ten. Die höchste auf einem der bundes- Trichodoriden-Funden im Boden auch jektverlauf zeigte sich, dass sich das ein- weiten Züchterstandorte ermittelte zu keiner Infektion mit TRV kommt. Al- gesetzte Baermann-Verfahren speziell Besatzdichte lag bei 100 Trichodori- lerdings hat die LWK NRW schon im für die Extraktion von Trichodoriden den/100 ml Boden. 64 top agrar 1/2021
Unsere Sorten. So einzigartig wie Bedenkt man, dass sich mit dem Oos- tenbrink-Elutriator deutlich mehr Tri- chodoriden nachweisen lassen, ist ins- gesamt von einer noch höheren Besatz- dichte auszugehen. Auch ist damit zu rechnen, dass negativ getestete Flächen deine Herausfor- möglicherweise doch belastet waren. Bislang ging man auch in der Fachli- teratur davon aus, dass die viröse Ei- derungen. senfleckigkeit besonders ausgeprägt beim Anbau von Kartoffeln auf sandi- gen Böden bzw. in Getreidefruchtfolgen P8329: (ca. S250/K240) auftritt – und das vor allem in feuchten Ertragsstabile Doppelnutzungssorte Jahren. Im Projekt traten Trichodori- den und TRV in NRW aber nicht nur mit breiter Anbaueignung. auf Sandböden auf, sondern auf allen untersuchten Bodenarten (S, lS, ssL, sL, uL), wie Übersicht 1 zeigt. Die höchste P8666: (S260/K250) Anzahl an Trichodoriden/100 ml Boden Ertragsstabiler Hochleistungsmais je Fläche wurde auf schluffigem Lehm (ø 33,3) gefunden, dann folgten stark für alle Verwendungsrichtungen. lehmiger Sand und sandiger Lehm (je- weils ø 10) und Sand (ø 7,25). Die nied- rigste Anzahl wurde auf lehmigem Sand P8888: (S280/ca. K250) (ø 3,78) nachgewiesen. Diese Erkennt- Zuverlässig leistungsstarker Silomais nis ist in NRW bekannt, für Deutsch- land aber weitgehend neu. Ein Grund mit breitem Erntefenster. hierfür könnte sein, dass der Anbau von zahlreichen anfälligen Industrie- oder Speisesorten in NRW bevorzugt auf „schweren“ Böden erfolgt. PIONEER SILAGE WELCHEN EINFLUSS HABEN DIE EXPERT ANGEBAUTEN KULTUREN? Im Bodenmonitoring zeigte sich auch, dass die Flächen aller untersuchten Hauptkulturen hoch mit Trichodoriden belastet waren. Lediglich die Zwiebeln waren nur zu einem Drittel betroffen und die Spargelfläche war befallsfrei. Die Anzahl an Trichodoriden/100 ml Boden je Fläche war bei Spargel, Weißkohl und Zwiebeln am niedrigsten. Die höchsten Werte ließen sich in Winterweizen, -triti- cale und Ackerbohnen/Erbsen/Busch- bohnen finden. Die Anzahl an Flächen mit TRV war insgesamt zwar niedriger, Pflanzenschutzmittel vorsichtig verwenden. Vor Verwendung stets Etikett aber auch hier war der Boden fast aller und Produktinformation lesen. Warnhinweise und -symbole beachten. Markenrechtlich geschützt von Corteva Agriscience und Tochter- Hauptkulturen hoch belastet. Lediglich die Zwiebelflächen waren nur zu einem Drittel betroffen, die Weißkohlfläche war befallsfrei (Übersichten 2 und 3). Bei diesen Ergebnissen ist zu berück- sichtigen, dass zur Zeit der Probe- nahme das neu ausgesäte Getreide be- reits auf den Äckern stand, die Flächen mit den Sommerkulturen aber schon gesellschaften. ©2020 Corteva. geräumt waren. Für die Auswertungen der Hauptkulturen nutzte man deswe- gen nur die Flächen mit Sommerkultu- ren, auf denen an den Probenahmeter- minen keine Zwischenfrüchte, Grün- roggen oder Gras standen. ▶ ®TM www.pioneer.com/de
Ackerbau Zudem ist zu beachten, dass bei der FORSCHUNG Ernte von Kartoffeln, Rüben oder Möh- ren viel Boden mechanisch bewegt wird. Neues europaweites Weil die Trichodoriden sehr empfindlich auf mechanischen Stress und Austrock- Netzwerk nung reagieren, wäre vermutlich mit hö- here Besatzdichten zu rechnen gewesen. Best4Soil ist ein neues, europaweites (= unterschiedliche Farben). Für Wei- Zwischenfazit:Eine solch hohe Belas- Netzwerk für Landwirte, Berater, Aus- zen, Triticale und Roggen ließen sich tung mit Trichodoriden und TRV über bilder und Forscher, das unter Feder- dort bislang keine Schäden beobachten. alle Kulturen hinweg war erschreckend. führung der Wageningen University Recht erschreckend ist, dass so viele Ein weiteres unerwartetes Ergebnis war von 24 Kooperationspartnern aus ganz Kulturen als Wirtspflanzen für Tricho- auch der positive Nachweis von TRV in Europa entwickelt wurde. Hier werden doriden fungieren (= schwarze Punkte), den Wurzeln von Ausfallgetreide. Ge- umfangreiche Informationen zu boden- auch wenn sie selbst keine Schäden auf- treide kann demnach als Wirtspflanze bürtigen Krankheitserregern und Ne- weisen (= hellgrüne Farbe). nicht nur die Trichodoriden vermehren, matoden zusammengestellt. Diese In- Für TRV gibt Best4Soil an, dass nur sondern ist auch ein gutes Reservoir für formationen können Sie kostenfrei un- an Kartoffeln schwere Schäden auftre- das Virus. ter (www.best4soil.eu) abfragen. ten. Allerdings dienen auch hier uner- Interessant waren auch die Ergebnisse Die bekannten Schäden durch Tri- wartet viele Hauptkulturen als Wirts- zum Vergleich von Mulch- und Pflug- chodoriden und TRV sowie ihre Ver- pflanzen für das Virus. saat (durchschnittlich über alle Kultu- mehrung an den einzelnen Kulturen Die im Projekt erzielten Ergebnisse ren und Jahre). Bei der Mulchsaat war entnehmen Sie z. B. der Übersicht 4. bestätigen und ergänzen die Erkennt- die Anzahl an Trichodoriden deutlich Speziell zusammengestellt wurden die nisse aus Best4Soil. Insgesamt führt höher (12,1 Trichodoriden/100 ml Bo- Kulturen aus dem Bodenmonitoring. dies dazu, dass sich keine gezielten den je Fläche) als bei der Pflugsaat mit 7 Dabei zeigte sich, dass die Trichodori- Fruchtfolgeempfehlungen aussprechen Trichodoriden/100 ml Boden je Fläche). den nicht nur Kartoffeln und Möhren lassen. Da der Anbau von Zwischen- stark schädigen können. Abhängig von früchten vor Kartoffeln weiterhin emp- AUSBLICK Gattung und Art können auch an Zwie- fohlen wird, kann allein aus zeitlicher Für diese Probleme gibt es aber Lösun- beln, Zucker-/Futterrüben mittlere bis Abfolge nur Getreide vor den Zwi- gen. In diesem Beitrag ging es zunächst schwere Schäden und an Mais, Acker- schenfrüchten stehen – obwohl dies die darum, auf die Komplexität der Erreger, bohnen, Bohnen, Erbsen sowie Gerste Trichodoriden und somit auch TRV die Herausforderungen bei der Boden- leichte bis schwere Schäden auftreten fördert. probenahme und den Laboranalysen, dem bisher nicht gekannten Einfluss der Kulturen sowie der erschreckend hohen Verseuchung der Flächen hinzuweisen. ÜBERSICHT 4: VERMEHRUNG UND SCHÄDEN AN WICHTIGEN KULTUREN Mithilfe umfangreicher Maßnahmen, bestehend aus resistenten Kartoffelsor- Freilebende Nematoden Virus ten, gezieltem Zwischenfruchtanbau Paratrichodorus Paratricho- Trichodorus Trichodo- Tobacco unter Berücksichtigung der Feldhygiene, pachydermus dorus teres primitivus rus similis Rattle Virus konsequenter Unkrautkontrolle, der Zwiebeln – •• ••• ? •••s Schwarzbrache auf Starkbefallsstandor- Zucker-/ ten sowie routinemäßigen Bodenunter- ••• ••• •• ••• ••s Futterrüben suchungen ist aber eine nachhaltige Be- Kartoffeln ••• • •• ••• ••s kämpfung von Trichodoriden und TRV durchaus möglich. Wichtig ist, dies über Mais ? ••• ? •• ••• die gesamte Fruchtfolge zu planen und Ackerbohne ? ? ? ? ? konsequent durchzuführen. Die weite- Bohnen ••• •• ••• ? •••s ren Projektergebnisse finden Sie in den Erbsen ? • • • • kommenenden top agrar-Ausgaben. matthias.broeker@topagrar.com Möhren •• •• •• • ••s Gerste ••• •• •• ? ••s Die Förderer: Die IGF-Vorhaben K Weizen ••• •• ••• ? •••s 81/16 AiF (AiF-Nr. 19237 BG/1 und Roggen ••• ••• ? ? •• BG/2) der Forschungsvereinigung Ge- meinschaft zur Förderung von Pflan- Triticale ? ? ? ? ? zeninnovation e.V. (GFPi) wurden über Kohl1) ? ••• ••• ? •• die AiF im Rahmen des Programms Spinat ••• • • ? ••• zur Förderung der Industriellen Ge- meinschaftsforschung und -entwicklung Spargel ? ? ? ? ? (IGF) vom Bundesministerium für Wirt- 1) inkl. Broccoli, Blumenkohl; Schaden: unbekannt; kein Schaden; leicht (0 – 15%); mittel schaft und Energie aufgrund eines Be- (16 – 35%); schwer (36 – 100 %); Vermehrung: ? = unbekannt; – = kein Wirt; • = schlechter Wirt; •• = moderater Wirt; ••• = guter Wirt; s = Serotyp-abhängig; top agrar; Quelle: best4soil schlusses des Deutschen Bundestages gefördert. △ Weitere Informationen dazu können Sie unter www.best4soil.eu kostenfrei abrufen. 66 top agrar 1/2021
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