Entwicklung der Verbraucherpreise für Energie im Jahr 2017 in Berlin und Brandenburg

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Entwicklung der Verbraucherpreise für Energie im Jahr 2017 in Berlin und Brandenburg
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          Preise

        ⌜ Entwicklung der Verbraucherpreise für Energie im Jahr 2017
     		 in Berlin und Brandenburg
     		von Elke Zimmer

                   Die Zeit, in der Verbraucherinnen und Verbraucher von sinkenden Energiepreisen profitieren konnten, ging mit dem
                   Jahr 2017 zu Ende. Auch die Berliner und Brandenburger Bevölkerung bekam dies zu spüren. Rund 11 % ihrer Kon-
                   sumausgaben entfallen im Durchschnitt auf Energie. Mehr als jeder zehnte Euro, den sie ausgibt, hängt somit von
                   der Entwicklung der Energiepreise ab.
                   Bereits im Verlaufe des Jahres 2016 schwächte sich der Rückgang der Verbraucherpreise für Energie mehr und mehr
                   ab, bevor sie dann zum Jahresende 2016 erstmals wieder deutlich über denen des Vorjahres lagen. Zuvor waren
                   die Energiepreise sowohl im Bundesdurchschnitt als auch in Berlin und Brandenburg drei Jahre in Folge gesunken.
                   Damit wurde 2017 eine Trendwende eingeleitet, die sich in einem Anstieg der Verbraucherpreise für Energie gegen-
                   über 2016 um durchschnittlich 3,5 % in Berlin und 2,0 % im Land Brandenburg niederschlug. Bundesweit wurde eine
                   Erhöhung um 3,1 % ermittelt. In erster Linie verteuerten sich dabei die Mineralölprodukte Heizöl und Kraftstoffe.
                   Strom wurde ebenfalls teurer, während bei Gas sowie Umlagen für Zentralheizung und Fernwärme weiter gespart
                   werden konnte. Im folgenden Beitrag werden die wichtigsten Ergebnisse der Entwicklung der Verbraucherpreise
                   für Energie in den Ländern Berlin und Brandenburg im Jahr 2017 dargestellt.

          Vorbemerkungen                                                    die Preiserhebung genutzt. Die Preisentwicklung
          Die Verbraucherpreise für Energie werden im Rah-                  der einzelnen Güterarten fließt nicht zu gleichen
          men der Verbraucherpreisstatistik zur Berechnung                  Teilen in den VPI ein, sondern wird mit dem Anteil
          des Verbraucherpreisindex (VPI) erhoben. Der Be-                  der jeweiligen Güterart an den privaten Konsumaus-
          reich Energie umfasst im VPI die Preisentwicklung                 gaben gewichtet (Wägungsanteil). Dabei werden
          für Haushaltsenergie, dazu zählen Strom, Gas, Heizöl,             bundesweit einheitliche Gewichte verwendet, die
          feste Brennstoffe, Umlagen für Zentralheizung und                 zusammen das sogenannte Wägungsschema bilden.
          Fernwärme, und für Kraftstoffe.                                   Höhe und Struktur der Ausgaben privater Haushalte,
            Der VPI misst die durchschnittliche Preisentwick-               das heißt die Verbrauchsstruktur, werden durch die
          lung von Waren und Dienstleistungen, die private                  fünfjährigen Einkommens- und Verbrauchsstichpro-
          Haushalte für Konsumzwecke kaufen. Einbezogen                     ben und die jährlichen Laufenden Wirtschaftsrech-
          werden neben Gütern des täglichen Bedarfs, Be-                    nungen ermittelt und alle fünf Jahre aktualisiert.
          kleidung und langlebigen Gebrauchsgütern auch                       Die Preisentwicklungen einzelner Güterarten wir-
          Mieten und die Inanspruchnahme verschiedener                      ken sich nur dann spürbar auf den VPI insgesamt
          Dienstleistungen. Dabei werden alle in Deutschland                aus, wenn diesen eine gewisse Verbrauchsbedeu-
          von privaten Haushalten (Single-Haushalte, Ehepaa-                tung (Wägungsanteil) zukommt. Angesichts der
          re, Familien sowie Touristinnen und Touristen) getä-              Verbrauchsbedeutung der Energiepreise von nahe-
          tigten Ausgaben berücksichtigt. Der VPI liefert somit             zu 11 % aller Konsumausgaben privater Haushalte
          ein Gesamtbild der allgemeinen Preisentwicklung.                  wurde die Entwicklung der Verbraucherpreise ins-
          Die Veränderung des VPI gegenüber dem Vorjahres-                  gesamt in den vergangenen Jahren maßgeblich
          monat beziehungsweise dem Vorjahr wird auch als                   durch die Entwicklung der Energiepreise bestimmt.
          Inflationsrate bezeichnet.                                        Auch die zukünftige Preisentwicklung insgesamt für
            Für die Ermittlung des VPI werden in den Ländern                private Verbraucherinnen und Verbraucher dürfte
          Berlin und Brandenburg jeden Monat für einen                      bis auf weiteres vor allem durch die Energiepreise
          sogenannten Warenkorb, der aktuell etwa 700 re-                   geprägt werden.
          präsentativ ausgewählte Güterarten (Waren und                       Die subjektiv wahrgenommene Preisentwicklung
          Dienstleistungen) umfasst, Preise und den Preis be-               der Verbraucherinnen und Verbraucher kann aller-
          stimmende Gütermerkmale – in der Regel vor Ort                    dings von der amtlich berechneten abweichen – je
          durch geschulte Preiserheberinnen und -erheber –                  nachdem, wie stark die einzelnen Güter für die je-
          erhoben. Zudem werden ausgewählte Berichtsstel-                   weilige Verbraucherin oder den jeweiligen Verbrau-
          len auch schriftlich befragt oder allgemein zugäng-               cher von Bedeutung sind und wie viel Geld dafür
          liche Quellen, wie beispielsweise das Internet, für               ausgegeben wird. Wer beispielsweise keine Ölhei-
Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg 1 ┏ 2019                                                                                                                                                 13

             zung oder kein Kraftfahrzeug besitzt, wird auch                                              Die Verbraucherpreise insgesamt stiegen im Jah-
             kein Geld für Heizöl oder Kraftstoffe ausgeben und                                        resdurchschnitt 2017 gegenüber 2016 in Berlin um
             somit weniger von der Preisentwicklung für Mine-                                          1,7 % und im Land Brandenburg um 1,6 %. Ohne
             ralölprodukte betroffen sein. Die Angaben über die                                        Einbeziehung der Energiepreise erhöhten sie sich
             Entwicklung der Verbraucherpreise für Energie sind                                        in Berlin um 1,4 % und im Land Brandenburg um
             Durchschnittswerte, die auf Basis der Ausgaben-                                           1,5 % und damit weniger stark als mit Energiepreisen.
             anteile (Wägungsanteile) eines bundesdurchschnitt-                                        Dies macht deutlich, dass Energie im Jahr 2017 preis-
             lichen Haushalts berechnet werden. Diesen durch-                                          treibend gewirkt hat.
             schnittlichen Haushalt gibt es jedoch nur in der                                             Noch ein Jahr zuvor hatte Energie einen deutlich
             Theorie, daher lässt sich die amtlich ermittelte Preis-                                   preissenkenden Einfluss. 2016 lagen die Verbraucher-
             entwicklung in der Regel nicht direkt auf die indivi-                                     preise insgesamt in Berlin um 0,5 % und im Land
             duelle Situation übertragen.                                                              Brandenburg um 0,3 % über denen des Vorjahres.
                                                                                                       Die Veränderung binnen Jahresfrist ohne Energie
             Gesamtentwicklung der Verbraucherpreise                                                   war 2016 mit +1,0 % in beiden Ländern hingegen
             für Energie                                                                               wesentlich höher. Im Vergleich dazu fiel der preis-
             Nach drei Jahren rückläufiger Energiepreise war der                                       treibende Effekt der Energiepreise im Jahresdurch-
             Energiemarkt im Jahr 2017 erstmals wieder durch                                           schnitt 2017 jedoch moderat aus, wobei er in Berlin
             Preiserhöhungen gekennzeichnet – sowohl im                                                und im Land Brandenburg von Januar bis Mai 2017
             Jahresdurchschnitt als auch in fast allen Monaten.                                        etwas stärker als in den Folgemonaten ausgeprägt
             Im Jahresdurchschnitt lagen die Verbraucherprei-                                          war. Ab Juni 2017 lag die Gesamtveränderung der
             se für Energieprodukte in Berlin 3,5 % und im Land                                        Verbraucherpreise einschließlich Energie in Berlin in
             Brandenburg 2,0 % über denen des Vorjahres und                                            den meisten Monaten nur noch leicht über der Ver-
             folgten damit dem bundesweiten Trend (+3,1 %).                                            änderung ohne Energie. Die Energiepreisentwick-
             Die beachtlichen Preissenkungen vor allem in den                                          lung im Land Brandenburg hatte in nahezu allen
             beiden Vorjahren (2016: Berlin –3,5 %, Brandenburg:                                       Monaten der zweiten Jahreshälfte sogar einen leicht
             –5,1 %; 2015: Berlin –6,5 %, Brandenburg: –7,1 %) konnte                                  preisdämpfenden Einfluss auf die Gesamtentwick-
              dieser Anstieg jedoch nicht kompensieren. Auch ver-                                      lung der Verbraucherpreise.
             glichen mit den Höchstwerten in den Jahren 2011                                              Mit Blick auf die einzelnen Monate des Jahres 2017
             bis 2014 musste im Jahr 2017 immer noch deutlich                                          schwankten die Preiserhöhungen für Energie gegen-
             weniger für Energie bezahlt werden. Im längerfristi-                                      über dem jeweiligen Vorjahresmonat erheblich. In
             gen Vergleich über zehn Jahre hinweg kostete Ener-                                        Berlin lagen sie zwischen 0,7 % und 8,2 % und im
             gie in Berlin 9 % mehr als 2008, während in Branden-                                      Land Brandenburg zwischen 0,1 % und 6,9 %. Bun-
             burg lediglich 1 % und bundesweit 3 % mehr bezahlt                                        desweit reichten sie von 0,9 % bis 7,2 %. Wie im
             werden musste.                                                                            Bundesgebiet insgesamt wiesen auch die Verände-

a|V
   erbraucherpreise für Energie 2008 bis 2017 in Berlin,                              b|V
                                                                                          erbraucherpreise insgesamt mit und ohne Energie 2013 bis 2017
  im Land Brandenburg und in Deutschland (2010 ≙ 100)                                    in Berlin und im Land Brandenburg (2010 ≙ 100)

        Indexstand                                                                            Berlin                                                                Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat

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  90                                                                                                2013                  2014                  2015                 2016                  2017
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         2008      2009     2010   2011   2012    2013   2014   2015     2016   2017
                   Berlin           Brandenburg            Deutschland                 3,0 %

        Veränderung gegenüber dem Vorjahr                                              2,0
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                                                                                       1,0
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 -5,0                                                                                               2013                  2014                  2015                 2016                  2017

-10,0                                                                                                  Verbraucherpreisindex insgesamt
         2008      2009     2010   2011   2012    2013   2014   2015     2016   2017                   mit Energie
                Berlin             Brandenburg             Deutschland                                 ohne Energie
14                                                                                                                      Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg 1 ┏ 2019

                   rungsraten in Berlin und im Land Brandenburg ihren                          Mineralölprodukte verteuerten sich
                   höchsten Stand des Jahres 2017 im Februar aus. Da-                          am stärksten
                   nach schwächte sich der Anstieg der Verbraucher-                            Die guten Jahre für Heizölkäuferinnen und -käufer
                   preise für Energie allmählich wieder ab. Während im                         sowie für Autofahrerinnen und -fahrer sind wohl
                   Juni 2017 bundesweit die Preisentwicklung stagnier-                         erst einmal vorbei. Wie Tabelle 1 zeigt, verteuerten
                   te, war in Berlin und im Land Brandenburg sogar vor-                        sich unter den einzelnen Energieprodukten 2017 vor
                   übergehend ein leichter Preisrückgang bei Energie                           allem die Mineralölprodukte, auf die rund 5 % des
                   zu verzeichnen, der sich im Land Brandenburg auch                           privaten Ausgabenbudgets entfallen.
                   im Juli 2017 fortsetzte. Danach zogen die Energie-                            Im Durchschnitt des Jahres 2017 fiel das Preis-
                   preise wieder an und erreichten im Monat November                           niveau für Mineralölprodukte in Berlin um 6,4 % und
                   2017 insbesondere im Land Brandenburg nochmals                              im Land Brandenburg um 7,2 % höher aus als 2016.
                   über dem Jahresdurchschnitt liegende Werte.                                 Auch wenn damit die Preissenkungen der Vorjahre
                     Wie die Abbildung c zeigt, wurde die Energiepreis-                        nicht kompensiert wurden und wie bei den Energie-
                   entwicklung im Jahr 2017 – wie in den Vorjahren –                           preisen insgesamt die Verbraucherpreise für Mineral-
                   maßgeblich durch die Entwicklung der Preise für                             ölprodukte noch weit unter dem Niveau früherer
                   Mineralölprodukte (Heizöl und Kraftstoffe) bestimmt.                        Jahre lagen, waren vor allem in den Monaten Januar
                   Mit zunehmendem beziehungsweise sich abschwä-                               bis April 2017 kräftige, sich jedoch bereits ab März
                   chendem Anstieg oder sogar Rückgang der Preise für                          2017 wieder abschwächende, Preiserhöhungen für
                   Mineralölprodukte nahmen auch die Preise für Ener-                          Mineralölprodukte zu beobachten. Zur Jahresmit-
                   gie im Laufe des Jahres zu oder ab beziehungsweise                          te hin sanken die Preise sogar unter das Vorjahres-
                   gingen gegenüber dem Vorjahr zurück. Wie die Preis-                         niveau, bevor sie anschließend wieder fast kontinu-
                   entwicklung für Mineralölprodukte im Einzelnen ver-                         ierlich zulegten. Zum Jahresende befand sich das
                   lief und damit die Energiepreisentwicklung prägte,                          Preisniveau für Mineralölprodukte in beiden Län-
                   wird im folgenden Abschnitt näher betrachtet.                               dern etwa auf dem Stand von Februar 2015.
                                                                                                 Die Preisentwicklung für Mineralölprodukte hängt
                                                                                               bekanntlich von der Entwicklung der Rohölpreise ab.
                                                                                               Bereits seit dem zweiten Halbjahr 2016 stiegen die
     c|V
        erbraucherpreise für Energie und Mineralöl-
                                                                                               Ölpreise und die Preise für Mineralölprodukte zogen
       produkte 2017 in Berlin, im Land Brandenburg
       und in Deutschland (2010 ≙ 100)                                                         nach, sodass seit Ende 2016 ein Anstieg der Preise
                                                                                               für Mineralölprodukte zu verzeichnen war. 2017 war
                                                                                               dann ein durchaus starkes Öljahr, das die Preise wei-
            Berlin                          Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat           ter steigen ließ. Die privaten Verbraucherinnen und
     25,0 %                                                                                    Verbraucher bemerkten diese Veränderungen bei
     20,0                                                                                      ihrer Energieabrechnung und beim Tanken. Doch
                                                                                               war dies kein stabiler und stetiger Preisaufstieg.
     15,0
                                                                                               2017 war ein zweigeteiltes Jahr am Ölmarkt. Mit den
     10,0
                                                                                               höchsten Ölpreisen der letzten eineinhalb Jahre ge-
      5,0                                                                                      startet, verbilligte sich Öl in der ersten Jahreshälfte
       0                                                                                       zunächst wieder deutlich und wurde ab Jahresmit-
     -5,0                                                                                      te erneut teurer. Maßgeblich verantwortlich dafür
             Jan     Feb März April Mai Juni     Juli   Aug Sept Okt     Nov   Dez             waren zum einen die Beschlüsse der Organisation
                                                                                               erdölexportierender Länder (OPEC) und weiterer
            Brandenburg                     Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat
                                                                                               Erdölanbieter über Förderkürzungen, die zu einem
     25,0 %                                                                                    Abbau der Lagerbestände und damit preistreibend
     20,0
     15,0
     10,0                                                                              1|V
                                                                                          erbraucherpreise für Energie 2016 und 2017
      5,0                                                                                in Berlin, im Land Brandenburg und in Deutschland (2010 ≙ 100)
       0                                                                                                                          Berlin        Brandenburg         Deutschland
                                                                                                              Wägungs-
     -5,0                                                                                    Energie           anteil       2016       2017     2016      2017     2016      2017
             Jan     Feb März April Mai Juni     Juli   Aug Sept Okt     Nov   Dez
                                                                                                                ‰               Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %
            Deutschland                     Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat
                                                                                       Insgesamt               106,56      –3,5        3,5     –5,1       2,0     –5,4        3,1
     25,0 %                                                                              Haushaltsenergie       68,19      –2,5        3,1     –4,2       0,5     –4,4        1,7
     20,0                                                                                 Strom                 26,21       2,2        6,0      0,2       2,1      0,6        1,7
                                                                                          Gas                   14,46      –0,9       –6,3     –0,7      –8,1     –3,0       –2,8
     15,0
                                                                                          Heizöl                11,11     –15,6       15,0    –18,8      16,1    –16,9       16,0
     10,0
                                                                                          Feste Brennstoffe      1,05      –0,9        1,8      9,4      –0,3     –1,9        1,7
      5,0                                                                                 Zentralheizung
                                                                                            und Fernwärme       15,36      –7,0       –0,6     –8,3      –1,7     –8,5       –1,5
       0
                                                                                         Kraftstoffe            38,37      –5,7        4,3     –6,7       5,2     –7,3        6,0
     -5,0
                                                                                          Superbenzin           28,38      –5,3        3,6     –6,1       4,5     –6,9        5,5
             Jan     Feb März April Mai Juni     Juli   Aug Sept Okt     Nov   Dez
                                                                                          Dieselkraftstoff       9,19      –6,7        6,6     –8,2       7,3     –8,2        7,7
                     Energie     Mineralölprodukte                                        Autogas                0,80     –11,5        8,7    –10,3       5,1    –10,3        6,1
Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg 1 ┏ 2019                                                                                                 15

          wirkten. Zum anderen kurbelte die stark wachsen-                       war im Land Brandenburg sowie auch bundesweit
          de Weltkonjunktur die Nachfrage vor allem in der                       der stärkste Anstieg bei Dieselkraftstoff, gefolgt
          zweiten Jahreshälfte 2017 deutlich an und verstärkte                   vom Autogas, zu beobachten. Der Preisanstieg für
          diesen Effekt. Nicht zuletzt war auch die Abwertung                    Superbenzin hingegen fiel sowohl in Berlin und
          des US-Dollars für den Anstieg der Ölpreise nicht un-                  Brandenburg als auch bundesweit am geringsten
          wesentlich von Bedeutung. 2017 gab der US-Dollar                       aus. Dennoch kosteten Heizöl und Kraftstoffe 2017
          um rund 10 % nach, was sich auch im Ölpreis nieder-                    immer noch weniger als vor zehn Jahren. So waren
          schlug. Ein fallender US-Dollar-Kurs sorgt für einen                   sowohl in Berlin als auch in Brandenburg 2017 Heizöl
          günstigen Wechselkurs in „Nicht-US-Dollar-Ländern“,                    ein Viertel und Kraftstoffe 6 % preiswerter als 2008.
          zum Beispiel gegenüber der europäischen Gemein-                          Bei der Betrachtung der Heizöl- und Kraftstoff-
          schaftswährung, und somit zu einer höheren Nach-                       preise 2017 im Jahresverlauf sind für beide Energie-
          frage nach „günstigerem“ Öl. Das wiederum führt in                     produkte ähnliche Verläufe festzustellen. In nahezu
          der Folge zu steigenden Ölpreisen.                                     jedem Monat des Jahres 2017 kosteten Heizöl und
            Von den Mineralölprodukten verteuerte sich Heiz-                     Kraftstoffe mehr als im jeweiligen Vorjahresmonat.
          öl mit Abstand am stärksten (Tabelle 1). Neben den                     Insbesondere in den ersten vier Monaten schossen
          Eigenheim-Besitzerinnen und -Besitzern, die sich                       die Preise in die Höhe, wobei sich vor allem Heizöl
          2017 Heizöl in ihre Keller pumpen ließen und dafür                     so stark wie schon lange nicht mehr verteuerte. Zur
          tiefer in die Tasche greifen mussten, waren auch                       Mitte des Jahres schwächte sich der Anstieg dann
          Mieterinnen und Mieter von ölbeheizten Wohnun-                         deutlich ab, wobei für Kraftstoffe im Juni und Juli
          gen früher oder später von diesen Entwicklungen                        sogar ein leichter Preisrückgang zu beobachten
          am Heizölmarkt betroffen. In Berlin stiegen die                        war. Im weiteren Verlauf des Jahres nahm der Preis-
          Heizölpreise von 2016 bis 2017 um durchschnittlich                     anstieg wieder zu und erreichte in den Monaten
          15,0 %. Im Land Brandenburg betrug der Anstieg                         September und November noch einmal deutlich hö-
          16,1 %. Bundesweit war im Jahresdurchschnitt eine                      here Werte als in den übrigen Monaten der zweiten
          Teuerung um 16,0 % zu verzeichnen.                                     Jahreshälfte.
            Auch die Kraftstoffpreise an den Tankstellen kann-
          ten überwiegend nur eine Richtung und Autofahre-
          rinnen und -fahrer mussten erstmals seit vier Jahren                   d|V
                                                                                    erbraucherpreise für Heizöl und Kraftstoffe 2017
          mehr bezahlen. Hier fiel das Plus aber deutlich gerin-                   in Berlin, im Land Brandenburg und in Deutschland
          ger aus. In Berlin waren Kraftstoffe im Jahr 2017 um                     (2010 ≙ 100)
          durchschnittlich 4,3 % und im Land Brandenburg                                Heizöl                      Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat
          um 5,2 % teurer als ein Jahr zuvor. Im Bundesdurch-
          schnitt verteuerten sie sich um 6,0 %. Während in                      55,0 %
          Berlin die Preise für Autogas am stärksten stiegen,                    50,0

                                                                                 45,0

                                                                                 40,0

          2|V
             erbraucherpreise für Mineralölprodukte                             35,0
            2010 bis 2017 in Berlin und im Land Brandenburg
                                                                                 30,0
                                          Berlin                   Brandenburg   25,0
               Jahres-
             durchschnitt                 Veränderung            Veränderung
                                Index-                 Index-                    20,0
                                           gegenüber              gegenüber
                                 stand                  stand
              Jahr/Monat                  dem Vorjahr            dem Vorjahr
                               2010 ≙ 100             2010 ≙ 100                 15,0
                                              in %                   in %
                                                                                 10,0
          2010                    100,0       13,3               100,0    12,1
          2011                    114,4       14,4               114,1    14,1    5,0
          2012                    121,0        5,8               121,7     6,7
                                                                                   0
          2013                    115,8       –4,3               116,9    –3,9
          2014                    109,0       –5,9               110,9    –5,1   -5,0
                                                                                        Jan   Feb März April Mai Juni     Juli   Aug Sept Okt    Nov   Dez
          2015                     94,2      –13,6                95,5   –13,9
          2016                     86,9       –7,7                86,7    –9,2
          2017                     92,5        6,4                92,9     7,2          Kraftstoffe                 Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat

          2017 Januar              95,5       17,8                94,7    17,1   25,0 %
               Februar             95,6       20,9                95,8    21,7
                                                                                 20,0
               März                94,2       14,6                93,7    15,1
               April               94,5       12,5                94,1    11,6   15,0
               Mai                 91,5        4,2                91,5     5,2   10,0
               Juni                88,3       –2,9                90,3    –0,4
               Juli                87,9       –0,9                88,0    –1,3    5,0
               August              89,2        2,8                90,1     4,6     0
               September           92,0        4,8                93,0     5,4
               Oktober             91,5        0,5                92,9     1,8   -5,0
                                                                                        Jan   Feb März April Mai Juni     Juli   Aug Sept Okt    Nov   Dez
               November            95,1        6,4                95,9     7,8
               Dezember            94,4        1,1                94,9     2,0                Berlin        Brandenburg            Deutschland
16                                                                                                                        Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg 1 ┏ 2019

              Strom wurde teurer, Gas billiger                                        Der Strompreis setzt sich aus mehreren Bestand-
              Neben den Heizöl- und Kraftstoffpreisen sind auch                     teilen zusammen. Neben den Kosten für Beschaf-
              die Strompreise ein ständig wiederkehrendes und                       fung und Vertrieb sowie Entgelten für die Netznut-
              heiß diskutiertes Thema. Strom ist ein wichtiger                      zung zählen staatlich veranlasste Preisbestandteile
              Haushaltsenergieträger und belastet das Ausgaben-                     wie Steuern, Abgaben und Umlagen dazu. Während
              budget der privaten Haushalte mit rund 3 %. Trotz                     Beschaffungs- und Vertriebskosten je nach Strom-
              aller Maßnahmen zum Energiesparen sind die Strom-                     anbieter unterschiedlich hoch sein können und
              preise seit Jahren im Aufwärtstrend und erhöhten                      damit von den privaten Verbraucherinnen und Ver-
              sich auch 2017, wobei der Preisanstieg stärker aus-                   brauchern durch die Auswahl eines entsprechenden
              fiel als 2016. Insbesondere in Berlin lag die jährliche               Stromanbieters beeinflussbar sind, sind die regio-
              Teuerung für Strom mit im Schnitt 6,0 % deutlich                      nal sehr unterschiedlichen Netzentgelte sowie
              über dem Bundesdurchschnitt. Im Land Branden-                         die staatlich veranlassten Preisbestandteile durch
              burg und auch bundesweit stiegen die Strompreise                      Gesetze und Regelungen vorgegeben und somit
              im Jahresdurchschnitt wesentlich moderater um                         nicht beeinflussbar.
              2,1 % und 1,7 %.                                                        Nach Angaben des Bundesverbands der Energie
                Auch im längerfristigen Vergleich zu 2008 erhöh-                    und Wasserwirtschaft (BDEW) machen die staatlich
              ten sich die Verbraucherpreise für Strom deutlich                     veranlassten Preisbestandteile mittlerweile etwa die
              und das, obwohl viele Verbraucherinnen und Ver-                       Hälfte des Strompreises der Privathaushalte aus und
              braucher sich heute umweltbewusst verhalten und                       verursachen somit den größten Kostenblock auf der
              versuchen, Energie einzusparen. In den letzten zehn                   Stromrechnung. 2017 lag dieser Anteil in Deutsch-
              Jahren musste nie zuvor so viel für Strom bezahlt                     land bei einem Haushalt mit einem Jahresverbrauch
              werden wie im Jahr 2017. In Berlin stiegen die Strom-                 von 3 500 kWh bei rund 55 %. Der Anteil für Be-
              preise zwischen 2008 und 2017 um 66,2 %, im Land                      schaffungs- und Vertriebskosten betrug hingegen
              Brandenburg um 33,5 %. Bundesweit betrug der An-                      erstmals weniger als ein Fünftel des Strompreises
              stieg in den letzten zehn Jahren 40,0 %.                              und lag bei gut 19 %. Der Anteil für Netzentgelte be-
                                                                                             trug rund 26 % und bildet damit den zweit-
                                                                                             größten Kostenblock.
     3 | Verbraucherpreise für Strom 2008 bis 2017                                            Dabei haben sich – wie Abbildung f zeigt –
          in Berlin, im Land Brandenburg und in Deutschland                                  die Bestandteile des Strompreises unter-
                                                                                             schiedlich entwickelt. Während der Preis-
                         Berlin              Brandenburg             Deutschland
                                                                                             bestandteil für Strombeschaffung und
                           Veränderung            Veränderung             Veränderung
      Jahr     Index-
                            gegenüber
                                        Index-
                                                   gegenüber
                                                               Index-
                                                                           gegenüber
                                                                                            -vertrieb   seit 2013 wieder rückläufig und
                stand                    stand                  stand                        bundesweit 2017 gegenüber 2016 im Schnitt
                           dem Vorjahr            dem Vorjahr             dem Vorjahr
              2010 ≙ 100               2010 ≙ 100             2010 ≙ 100
                                in %                  in %                     in %          um weitere rund 9 % gesunken ist, sind
                                                                                             staatlich veranlasste Preisbestandteile und
     2008          93,6         1,2         92,2      8,0          91,2        6,9
     2009          93,6         0,0         98,3      6,6          96,9        6,3
                                                                                             auch die Netzentgelte in den letzten zehn
     2010        100,0          6,8       100,0       1,7        100,0         3,2
                                                                                            Jahren    teilweise deutlich gestiegen und
     2011        112,0         12,0       105,2       5,2        107,2         7,2           trugen somit wesentlich zum Strompreis-
     2012        120,0          7,1       107,4       2,1        110,3         2,9           anstieg bei. Im Vergleich zu 2016 erhöhten
     2013        140,2         16,8       118,8      10,6        123,4       11,9            sich Steuern, Abgaben und Umlagen 2017
     2014        142,8          1,9       120,4       1,3        125,8         1,9           in Deutschland durchschnittlich um gut 3 %
     2015        143,7          0,6       120,4       0,0        124,8       – 0,8           und Netzentgelte um rund 7 %. Verglichen
     2016      146,6           2,2               120,6            0,2                125,6   0,6
     2017      155,6           6,0               123,1            2,1                127,7   1,7

     e|Z
        usammensetzung der Strompreise 2008 bis 2017                                              f|B
                                                                                                      estandteile des Strompreises 2008 bis 2017
       für einen privaten Haushalt in Deutschland                                                    für einen privaten Haushalt in Deutschland
       mit einem Jahresstromverbrauch von 3 500 kWh                                                  mit einem Jahresstromverbrauch von 3 500 kWh

     100 Anteil in %                                                                               10 ct/kWh
      90                                                                                            9
      80                                                                                            8
      70                                                                                            7
      60                                                                                            6
      50                                                                                            5
      40                                                                                            4
      30                                                                                            3
      20                                                                                            2
      10                                                                                            1
       0                                                                                            0
         2008 2009      2010    2011    2012    2013     2014    2015       2016   2017                2008 2009   2010    2011     2012    2013    2014    2015    2016   2017

              Sonstige staatlich veranlasste Steuern, Abgaben und Umlagen                                   Sonstige staatlich veranlasste Steuern, Abgaben und Umlagen
              EEG-Umlage                                                                                    EEG-Umlage
              Netzentgelte                                                                                  Netzentgelte
              Strombeschaffung und -vertrieb                                                                Strombeschaffung und -vertrieb
Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg 1 ┏ 2019                                                                                              17

             mit den Verhältnissen vor zehn Jahren stiegen die              für Strom erzielten Marktpreis liegt, wird der Diffe-
             staatlichen Preisbestandteile fast auf das Doppelte            renzbetrag – die EEG-Umlage – den Netzbetreibern
             (+88,3 %) und die Netzentgelte um gut ein Viertel              erstattet, wobei die Höhe jährlich neu festgelegt
             (+27,3 %).                                                     wird.
               Dies ist unter anderem bedingt durch die Finan-                Da die wachsenden Strommengen aus erneuer-
             zierung von Maßnahmen zur Erreichung der ener-                 baren Energien allerdings für fallende Strommarkt-
             gie- und klimapolitischen Ziele der Bundesregie-               preise sorgen, erhöht sich in der Folge die EEG-Um-
             rung. Dazu gehören vor allem der seit 2000 über die            lage. 2017 ist sie im Vergleich zu 2016 um 8,3 % von
             Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz¹                   6,35 ct/kWh auf 6,88 ct/kWh und damit das achte
             (EEG-Umlage) finanzierte Ausbau erneuerbarer                   Jahr in Folge gestiegen. 2016 zu 2015 lag der Anstieg
             Energien sowie die Investitionen in Stromnetze, die            noch bei knapp 3 %. Auch ihr Anteil am Strompreis
             durch Netzentgelte finanziert werden.                          hat sich von 22 % im Jahr 2016 auf über 23 % im Jahr
               Netzentgelte sind Gebühren, die von den Netz-                2017 weiter erhöht. Der stärkere Preisanstieg der
             betreibern für den Bau, Betrieb und die Instandhal-            Verbraucherpreise für Strom 2017 dürfte daher im
             tung der Stromnetze erhoben werden und von den                 Wesentlichen auf die stärkere Erhöhung der Netz-
             Stromanbietern zu bezahlen sind, die wiederum die              entgelte sowie der EEG-Umlage zurückzuführen
             Kosten an die Verbraucherinnen und Verbraucher                 sein.
             weitergeben. Je nach Region können Netzentgelte                  Für Mieterinnen und Mieter sowie Hauseigen-
             stark variieren. Am höchsten fallen Netzentgelte vor           tümerinnen und -eigentümer mit einer Gashei-
             allem in den neuen Bundesländern aus. Insbeson-                zung war 2017 hingegen ein gutes Jahr. Während
             dere wegen verstärkter Investitionen in Moderni-               für Strom mehr bezahlt werden musste, konnte
             sierungsmaßnahmen nach der Wiedervereinigung,                  beim Gas, das vor allem beim Heizen eine große
             geringerer Industrieproduktion und einem Bevölke-              Rolle spielt, gespart werden. Der Trend zu spürbar
             rungsrückgang ist die Nachfrage beziehungsweise                sinkenden Verbraucherpreisen für Gas hat sich 2017
             der Stromverbrauch hier niedriger und die Netzkos-             das vierte Jahr in Folge fortgesetzt. In Berlin sind die
             ten verteilen sich auf weniger Verbraucherinnen und            Gaspreise sogar seit fünf Jahren rückläufig. Dabei
             Verbraucher. Deutlich geringere Netzentgelte lassen            war 2017 gegenüber 2016 sowohl in Berlin (–6,3 %)
             sich überwiegend in den Stadtregionen der alten                als auch im Land Brandenburg (–8,1 %) ein stärkerer
             Bundesländer, aber auch einiger neuer Länder, und              Preisrückgang zu verzeichnen als im Bundesdurch-
             vor allem in den Stadtstaaten durch die höhere Be-             schnitt (–2,8 %).
             völkerungsdichte und stärker ausgeprägte Industrie               Auch langfristig betrachtet ist sowohl in beiden
             feststellen. Zudem haben die älteren Netze in den al-          Ländern als auch bundesweit ein Rückgang der
             ten Bundesländern einen geringeren Restwert und                Gaspreise festzustellen. So hat sich Gas in Berlin von
             geringere Netzkosten als die neueren Netze in den              2008 bis 2017 um 5,7 % und in Brandenburg um 8,3 %
             neuen Bundesländern.                                           verbilligt. Im Bundesdurchschnitt betrug der Rück-
               Während die Kosten des Ausbaus der erneuer-                  gang 6,6 %. Phasen der Teuerung gab es in dieser
             baren Energien bundesweit einheitlich durch die                Zeit lediglich in den Jahren 2011 bis 2013.
             EEG-Umlage auf die privaten Verbraucherinnen und
             Verbraucher verteilt werden, werden die Kosten des             g|N
                                                                               etzentgelte und EEG-Umlage 2008 bis 2017
             Netzausbaus immer dort getragen, wo sie anfallen,                in Deutschland
             das heißt, jeder Netzbetreiber verteilt seine höheren
             Kosten auf die Kundinnen und Kunden im betreffen-
                                                                            7,50 ct/kWh
             den Netzgebiet. Dies führt dazu, dass auch die Erhö-
             hung der Netzentgelte regional sehr unterschiedlich            7,00
             ausfällt und insbesondere die ländlichen Gebiete im            6,50
             Norden und Osten Deutschlands mit hohem Wind-
                                                                            6,00
             kraftpotenzial davon betroffen sind.
               Neben den Netzentgelten erhöhte sich 2017 auch               5,50
             erneut die EEG-Umlage, die fast ein Viertel des                5,00
             Strompreises ausmacht und zu gut einem Drittel                 4,50
             von den privaten Haushalten getragen wird – knapp
                                                                            4,00
             zwei Drittel werden von der Wirtschaft finanziert,
             wobei stromintensive Unternehmen von Rabatten                  3,50
             profitieren können. Betreiber von Erneuerbare-Ener-            3,00
             gien-Anlagen, die Strom aus Wind, Sonne und Bio-
                                                                            2,50
             masse in das Netz der öffentlichen Versorgung ein-
             speisen, erhalten dafür eine gesetzlich festgelegte            2,00
             Vergütung. Da diese über dem von Netzbetreibern                1,50

                                                                            1,00

                                                                            0,50
1 Gesetz für den Ausbau erneuer-          das zuletzt durch Artikel 1 des
                                                                              0
  barer Energien (Erneuerbare-            Gesetzes vom 21. Juni 2018
  Energien-Gesetz – EEG 2017)             (BGBl. I S. 862) geändert wor-           2008     2009    2010   2011   2012   2013   2014   2015   2016   2017
  vom 21. Juli 2014 (BGBl. I S. 1 066),   den ist.                                        Netzentgelte        EEG-Umlage
18                                                                                                                     Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg 1 ┏ 2019

        Ebenso wie die Strompreise setzen sich die Gas-                                  zu deutlich gefallenen Beschaffungskosten für Erd-
     preise aus mehreren Bestandteilen zusammen. Zum                                     gas. Netzentgelte sowie Steuern, Abgaben und Um-
     einen ist dies der vom Anbieter und Kunden beein-                                   lagen sind dagegen 2017 gegenüber 2016 nahezu
     flussbare Bestandteil Beschaffung und Vertrieb, zum                                 unverändert geblieben.
     anderen die gesetzlich regulierten und auch regional
     sehr unterschiedlichen Netzentgelte sowie staatlich                 Preisentwicklung für Zentralheizung
     festgelegten Steuern, Abgaben und Umlagen. Im Un-                   und Fernwärme sowie für feste Brennstoffe
     terschied zum Strom entfallen dabei aber etwa 50 %                  Sparen konnten die Bürgerinnen und Bürger in Berlin
      des Gesamtgaspreises auf Beschaffung und Vertrieb                  und Brandenburg auch bei den Umlagen für Zentral-
     und jeweils etwa 25 % auf Netzentgelte sowie Steu-                  heizung und Fernwärme. Mit einem Rückgang um
      ern, Abgaben und Umlagen. Damit wird der Gaspreis                  0,6 % in Berlin und 1,7 % im Land Brandenburg san-
     – anders als beim Strom – hauptsächlich durch die                   ken die Verbraucherpreise im Vergleich zum Gas
     Preise für Beschaffung und Lieferung bestimmt.                      jedoch moderater. Im Bundesdurchschnitt entlas-
        Hauptgrund für die in den letzten Jahren und auch                teten die Umlagen für Zentralheizung und Gas die
     2017 verbraucherfreundliche Preisentwicklung für                    Privathaushalte um 1,5 %. Damit gingen die Preise in
     Gas ist der Rückgang der Beschaffungskosten, die                    beiden Ländern und auch bundesweit in den letzten
     sich im Preisbestandteil Beschaffung und Vertrieb wi-               vier Jahren ununterbrochen zurück. Nachdem sich
      derspiegeln. Aufgrund der geringen Erdgasvorkom-                   in den beiden Jahren zuvor der Rückgang deutlich
     men in Deutschland muss der größte Teil des Erdga-                  verstärkt hatte, fiel er 2017 zu 2016 jedoch wesentlich
     ses importiert werden. Die Preise der ausländischen                 schwächer aus.
     Erdgasförderer sind jedoch zu großen Teilen an die                     Im Zeitraum 2008 bis 2017 haben sich die Umlagen
     Erdölpreise gekoppelt. Damit führen steigende Erd-                  für Zentralheizung und Fernwärme ebenfalls ver-
      ölpreise automatisch auch zu steigenden Gaspreisen.                billigt. Während sie in Berlin in diesen zehn Jahren
     Diese Bindung des Gaspreises an den Ölpreis ist seit                um 3,0 % und im Land Brandenburg um 4,6 % san-
     2010 für deutsche Gasversorger nicht mehr zulässig                  ken, wurden sie bundesweit um 5,2 % preiswerter
     und führte insbesondere in den letzten fünf Jahren                  (Abbildung h).
                                                                                                Feste Brennstoffe wie Kohle,
                                                                                             Brennholz oder Pellets kosteten in
                                                                                             Berlin wie auch bundesweit nach
      4 | Verbraucherpreise für Gas 2008 bis 2017
           in Berlin, im Land Brandenburg und in Deutschland
                                                                                             einer zweijährigen Phase sinken-
                                                                                             der Verbraucherpreise im Jahr 2017
                         Berlin              Brandenburg             Deutschland             wieder mehr. In Berlin verteuerten
                           Veränderung            Veränderung             Veränderung        sie sich um 1,8 %, bundesweit um
       Jahr    Index–                   Index–                 Index–
                stand
                            gegenüber
                                         stand
                                                   gegenüber
                                                                stand
                                                                           gegenüber         1,7 %. Im Land Brandenburg hinge-
                           dem Vorjahr            dem Vorjahr             dem Vorjahr
              2010 ≙ 100
                                in %
                                       2010 ≙ 100
                                                      in %
                                                              2010 ≙ 100
                                                                              in %           gen sanken die Verbraucherpreise
                                                                                             für feste Brennstoffe nach einem
      2008       113,3         12,0       112,1       8,1        111,0        8,8            vier Jahre dauernden Preisanstieg
      2009       108,4         –4,3       108,8      –2,9        109,4       –1,4            erstmals wieder leicht um 0,3 %.
      2010       100,0         –7,7       100,0      –8,1        100,0       –8,6               Im längerfristigen Vergleich zu
      2011       110,0         10,0       106,3       6,3        104,8        4,8            2008 verteuerten sich feste Brenn-
      2012       118,6          7,8       112,4       5,7        110,4        5,3
                                                                                             stoffe deutlich. Während sich die
      2013       115,4         –2,7       114,2       1,6        111,8        1,3
                                                                                             Preise in Berlin um 21,3 % und
      2014       115,3         –0,1       113,6      –0,5        111,7       –0,1
                                                                                             im Land Brandenburg sogar um
      2015       115,0         –0,3       112,7      –0,8        110,0       –1,5
      2016       114,0         –0,9       111,9      –0,7        106,7       –3,0
                                                                                             25,5 % erhöhten, stiegen sie bun-
      2017       106,8         –6,3       102,8      –8,1        103,7       –2,8
                                                                                             desweit   um 20,0 % (Abbildung i).

      h|V
         erbraucherpreise für Umlagen für Zentralheizung                                i|V
                                                                                            erbraucherpreise für feste Brennstoffe 2008 bis 2017
        und Fernwärme 2008 bis 2017 in Berlin,                                             in Berlin, im Land Brandenburg und in Deutschland
        im Land Brandenburg und in Deutschland (2010 ≙ 100)                                (2010 ≙ 100)

      125                                                                                 125
      120                                                                                 120
      115                                                                                 115
      110                                                                                 110
      105                                                                                 105
      100                                                                                 100
       95                                                                                  95
       90                                                                                  90
       85                                                                                  85
            2008   2009     2010   2011   2012      2013   2014     2015   2016   2017          2008   2009     2010     2011   2012   2013   2014     2015   2016   2017

                   Berlin             Brandenburg                 Deutschland                          Berlin               Brandenburg              Deutschland
Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg 1 ┏ 2019                                                             19

          Fazit und Ausblick                                       chen. Die Netzentgelte sowie Steuern, Abgaben
          Nach vier Jahren verbraucherfreundlicher Entwick-        und Umlagen für Gas, deren Anteil am Gaspreis je-
          lung der Energiepreise in den Ländern Berlin und         weils bei etwa einem Viertel liegt, blieben 2017 hin-
          Brandenburg wie auch bundesweit gab es im Jahr           gegen nahezu unverändert. Die Beschaffungskos-
          2017 erstmals wieder einen Anstieg der Energieprei-      ten gehen schon seit Jahren deutlich zurück, da die
          se – sowohl im Jahresdurchschnitt als auch nahezu        Bindung des Gaspreises an den Ölpreis seit 2010 in
          in allen Monaten. Auch bezogen auf die Verbraucher-      Deutschland nicht mehr zulässig ist.
          preise insgesamt wirkten die Energiepreise erstmals        Erneut gesunken sind auch die Verbraucher-
          wieder preistreibend, nachdem sie noch ein Jahr          preise für Umlagen für Zentralheizung und Fernwär-
          zuvor deutlich preissenkenden Einfluss auf die Ge-       me, wenn auch moderater als für Gas. Im Vergleich
          samtentwicklung hatten. Bezogen auf die Verhält-         zu 2016 und 2015 fiel der Rückgang im Jahresdurch-
          nisse von 2008 musste aber im Jahr 2017 zumindest        schnitt 2017 wesentlich schwächer aus. Zumindest
          in Berlin wie auch bundesweit immer noch deut-           im Land Brandenburg haben sich feste Brennstoffe
          lich weniger für Energie bezahlt werden. Im Land         nach Jahren steigender Preise erstmals wieder leicht
          Brandenburg war zwischen 2008 und 2017 hingegen          verbilligt. In Berlin wie auch bundesweit verlief die
          ein moderater Preisanstieg für Energie zu beobach-       Preisentwicklung umgekehrt. Nachdem hier in den
          ten.                                                     beiden Vorjahren Preissenkungen für feste Brenn-
            Die höchsten Preisanstiege gegenüber dem jewei-        stoffe kennzeichnend waren, war das Jahr 2017 von
          ligen Vorjahresmonat wurden im Jahr 2017 sowohl          Preiserhöhungen geprägt.
          in Berlin und Brandenburg als auch bundesweit in           Auch im Jahr 2018 hat Energie das Leben in Berlin
          den Monaten Januar bis April registriert. Danach         und Brandenburg teurer gemacht, wobei die Ver-
          schwächte sich der Anstieg der Energiepreise für         braucherpreise für Energie noch stärker als im Jahr
          die Verbraucherinnen und Verbraucher wieder ab.          2017 stiegen (in Berlin um 5,6 % und in Brandenburg
          Während die Energiepreise dann im Juni bundes-           um 3,7 %). Zu den Preistreibern zählten dabei wie-
          weit stagnierten, gingen sie in Berlin und Branden-      der Heizöl und Kraftstoffe. Heizöl wurde in Berlin
          burg vorübergehend sogar leicht zurück. Im Land          im Schnitt um 21,2 % und Kraftstoffe um 7,6 % teu-
          Brandenburg war auch noch im Juli 2017 ein leich-        rer. Im Land Brandenburg erhöhten sich in diesem
          ter Preisrückgang zu beobachten. Danach zogen            Zeitraum die Verbraucherpreise gegenüber dem
          die Energiepreise wieder an und erreichten in den        Vorjahr für Heizöl um 16,3 % und für Kraftstoffe um
          Monaten September und November nochmals über-            7,1 %. Da in den letzten Jahren die Entwicklung der
          durchschnittliche Werte.                                 Rohölpreise auf dem Weltmarkt für die Entwicklung
            Hauptsächlich geprägt wurde die Energiepreis-          der Energiepreise prägend war, dürfte auch in den
          entwicklung 2017 auch in den Ländern Berlin und          kommenden Jahren die Preisentwicklung für Mine-
          Brandenburg durch die Entwicklung der Preise             ralölprodukte von entscheidender Bedeutung sein.
          für Mineralölprodukte. Mit dem Anstieg der Rohöl-        Für das Jahr 2019 wird ein nochmals anziehendes
          preise stiegen auch die Preise für Heizöl und Kraft-     Ölpreisniveau prognostiziert, sodass die Aussichten
          stoffe, wobei die Preissenkungen in den Vorjahren        auf fallende Ölpreise weiterhin schlecht sind.
          nicht kompensiert werden konnten und Heizöl 2017           Bei Strom und Gas verlief die Preisentwicklung
          noch rund 25 % und Kraftstoffe rund 6 % preiswerter      2018 in Berlin und Brandenburg jedoch unter-
          waren als vor zehn Jahren.                               schiedlich. Während trotz gesunkener Netzentgelte
            Auch die Strompreise sind seit Jahren im Aufwärts-     (–1,9 %) und EEG-Umlage (–1,0 %) die Strompreise in
          trend und haben sich 2017 trotz aller Maßnahmen          Berlin um 3,2 % stiegen, gingen sie in Brandenburg
          zur Einsparung von Energie in Berlin und Branden-        um 0,6 % zurück. Für Berlin bedeutet dies allerdings
          burg sowie im Bundesdurchschnitt weiter erhöht.          auch einen deutlichen Rückgang des Anstiegs der
          Insbesondere in Berlin stiegen sie überdurchschnitt-     Strompreise. In Brandenburg war damit erstmals
          lich. Dabei fiel die Preissteigerung 2017 noch etwas     wieder ein Rückgang zu verzeichnen. Die gleichzei-
          stärker aus als 2016. Dies ist im Wesentlichen auf den   tig für die Versorger aufgrund anziehender Groß-
          stärkeren Anstieg der Netzentgelte sowie der Steu-       handelspreise gestiegenen Kosten für Beschaffung
          ern, Abgaben und Umlagen zurückzuführen, die mit         und Vertrieb haben dafür gesorgt, dass zumindest
          mehr als 80 % in den Gesamtpreis für Strom einflos-      die Stromkundinnen und -kunden in Berlin auch
          sen. Dabei trug neben den stärker gestiegenen Netz-      2018 nicht entlastet wurden. 2019 sinkt das zweite
          entgelten insbesondere die höhere EEG-Umlage zur         Jahr in Folge die EEG-Umlage von 6,8 auf 6,4 ct/kWh
          Strompreiserhöhung 2017 bei. Die Strombeschaf-           und damit erstmals spürbar um rund 6 %. Die Netz-
          fung und der Vertrieb sind zwar 2017 preiswerter ge-     entgelte steigen im bundesweiten Durchschnitt
          worden, aber mit nicht einmal 20 % in den Gesamt-        hingegen um rund 2 %. Auch die Einkaufspreise auf
          preis für Strom eingeflossen.                            dem Großhandelsmarkt steigen weiter. Mehr als die
            Entlastung für die Verbraucherinnen und Verbrau-       Hälfte der Stromversorger in Deutschland haben für
          cher in Berlin und Brandenburg brachte 2017 hin-         2019 Strompreiserhöhungen angekündigt. Damit
          gegen die Entwicklung der Gaspreise. Damit setzte        sind die Chancen für stabile oder sogar sinkende
          sich der Trend zu spürbar niedrigeren Gaspreisen         Strompreise in 2019 gering.
          fort. Ursache waren im Wesentlichen die weiter ge-         Nach mehreren Jahren fallender Gaspreise und
          sunkenen Beschaffungskosten, die zusammen mit            den insbesondere im Jahr 2017 starken Preisrück-
          den Vertriebskosten im Gegensatz zum Strompreis          gängen für Gas mussten Verbraucherinnen und
          etwa die Hälfte des gesamten Gaspreises ausma-           Verbraucher in Berlin 2018 um 1,6 % erhöhte Preise
20                                                                                  Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg 1 ┏ 2019

     in Kauf nehmen, während in Brandenburg ebenfalls
     ein Rückgang um 0,6 % zu verzeichnen war, wobei
     sich dieser im Vergleich zu 2017 deutlich abschwäch-
     te. Leicht gesunkene Netzentgelte (–0,7 %) und re-
     gional sehr unterschiedliche Preisanpassungen der
     Gasversorger trugen zu dieser Entwicklung bei. Für
     2019 haben bereits viele Gasversorger vor allem auf-
     grund gestiegener Beschaffungskosten Preiserhö-
     hungen angekündigt. Die Entgelte für die Nutzung
     der Gasnetze steigen bundesweit um rund 1 %. Vor-
     erst ist somit auch beim Gas nicht mit einer großen
     Entlastung zu rechnen. Für alle Verbraucherinnen
     und Verbraucher heißt das, sich auf höhere Gas-
     preise einzustellen und die Gaspreisentwicklung im
     Auge zu behalten.
       Insgesamt gibt es für 2019 somit keine guten
     Nachrichten. Bisher sieht es ganz danach aus, dass
     sich die Energieverbraucherinnen und -verbraucher
     auch in diesem Jahr auf höhere Preise einstellen
     müssen und vor allem für Heizöl, Kraftstoffe, Strom
     und Gas tiefer in den Geldbeutel greifen müssen.
     Trotz mitunter regional großer Preisunterschiede
     werden den Bürgerinnen und Bürgern in Berlin und       Elke Zimmer leitet das Referat Preise,
     Brandenburg zumindest mit Blick auf die Energie-       Verdienste, Arbeitskosten des Amtes für
     produkte in diesem Jahr keine verbraucherfreundli-     Statistik Berlin-Brandenburg.
     chen Aussichten beschert.
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