Entwicklung der Verbraucherpreise für Energie im Jahr 2017 in Berlin und Brandenburg
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12 Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg 1 ┏ 2019 Preise ⌜ Entwicklung der Verbraucherpreise für Energie im Jahr 2017 in Berlin und Brandenburg von Elke Zimmer Die Zeit, in der Verbraucherinnen und Verbraucher von sinkenden Energiepreisen profitieren konnten, ging mit dem Jahr 2017 zu Ende. Auch die Berliner und Brandenburger Bevölkerung bekam dies zu spüren. Rund 11 % ihrer Kon- sumausgaben entfallen im Durchschnitt auf Energie. Mehr als jeder zehnte Euro, den sie ausgibt, hängt somit von der Entwicklung der Energiepreise ab. Bereits im Verlaufe des Jahres 2016 schwächte sich der Rückgang der Verbraucherpreise für Energie mehr und mehr ab, bevor sie dann zum Jahresende 2016 erstmals wieder deutlich über denen des Vorjahres lagen. Zuvor waren die Energiepreise sowohl im Bundesdurchschnitt als auch in Berlin und Brandenburg drei Jahre in Folge gesunken. Damit wurde 2017 eine Trendwende eingeleitet, die sich in einem Anstieg der Verbraucherpreise für Energie gegen- über 2016 um durchschnittlich 3,5 % in Berlin und 2,0 % im Land Brandenburg niederschlug. Bundesweit wurde eine Erhöhung um 3,1 % ermittelt. In erster Linie verteuerten sich dabei die Mineralölprodukte Heizöl und Kraftstoffe. Strom wurde ebenfalls teurer, während bei Gas sowie Umlagen für Zentralheizung und Fernwärme weiter gespart werden konnte. Im folgenden Beitrag werden die wichtigsten Ergebnisse der Entwicklung der Verbraucherpreise für Energie in den Ländern Berlin und Brandenburg im Jahr 2017 dargestellt. Vorbemerkungen die Preiserhebung genutzt. Die Preisentwicklung Die Verbraucherpreise für Energie werden im Rah- der einzelnen Güterarten fließt nicht zu gleichen men der Verbraucherpreisstatistik zur Berechnung Teilen in den VPI ein, sondern wird mit dem Anteil des Verbraucherpreisindex (VPI) erhoben. Der Be- der jeweiligen Güterart an den privaten Konsumaus- reich Energie umfasst im VPI die Preisentwicklung gaben gewichtet (Wägungsanteil). Dabei werden für Haushaltsenergie, dazu zählen Strom, Gas, Heizöl, bundesweit einheitliche Gewichte verwendet, die feste Brennstoffe, Umlagen für Zentralheizung und zusammen das sogenannte Wägungsschema bilden. Fernwärme, und für Kraftstoffe. Höhe und Struktur der Ausgaben privater Haushalte, Der VPI misst die durchschnittliche Preisentwick- das heißt die Verbrauchsstruktur, werden durch die lung von Waren und Dienstleistungen, die private fünfjährigen Einkommens- und Verbrauchsstichpro- Haushalte für Konsumzwecke kaufen. Einbezogen ben und die jährlichen Laufenden Wirtschaftsrech- werden neben Gütern des täglichen Bedarfs, Be- nungen ermittelt und alle fünf Jahre aktualisiert. kleidung und langlebigen Gebrauchsgütern auch Die Preisentwicklungen einzelner Güterarten wir- Mieten und die Inanspruchnahme verschiedener ken sich nur dann spürbar auf den VPI insgesamt Dienstleistungen. Dabei werden alle in Deutschland aus, wenn diesen eine gewisse Verbrauchsbedeu- von privaten Haushalten (Single-Haushalte, Ehepaa- tung (Wägungsanteil) zukommt. Angesichts der re, Familien sowie Touristinnen und Touristen) getä- Verbrauchsbedeutung der Energiepreise von nahe- tigten Ausgaben berücksichtigt. Der VPI liefert somit zu 11 % aller Konsumausgaben privater Haushalte ein Gesamtbild der allgemeinen Preisentwicklung. wurde die Entwicklung der Verbraucherpreise ins- Die Veränderung des VPI gegenüber dem Vorjahres- gesamt in den vergangenen Jahren maßgeblich monat beziehungsweise dem Vorjahr wird auch als durch die Entwicklung der Energiepreise bestimmt. Inflationsrate bezeichnet. Auch die zukünftige Preisentwicklung insgesamt für Für die Ermittlung des VPI werden in den Ländern private Verbraucherinnen und Verbraucher dürfte Berlin und Brandenburg jeden Monat für einen bis auf weiteres vor allem durch die Energiepreise sogenannten Warenkorb, der aktuell etwa 700 re- geprägt werden. präsentativ ausgewählte Güterarten (Waren und Die subjektiv wahrgenommene Preisentwicklung Dienstleistungen) umfasst, Preise und den Preis be- der Verbraucherinnen und Verbraucher kann aller- stimmende Gütermerkmale – in der Regel vor Ort dings von der amtlich berechneten abweichen – je durch geschulte Preiserheberinnen und -erheber – nachdem, wie stark die einzelnen Güter für die je- erhoben. Zudem werden ausgewählte Berichtsstel- weilige Verbraucherin oder den jeweiligen Verbrau- len auch schriftlich befragt oder allgemein zugäng- cher von Bedeutung sind und wie viel Geld dafür liche Quellen, wie beispielsweise das Internet, für ausgegeben wird. Wer beispielsweise keine Ölhei-
Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg 1 ┏ 2019 13 zung oder kein Kraftfahrzeug besitzt, wird auch Die Verbraucherpreise insgesamt stiegen im Jah- kein Geld für Heizöl oder Kraftstoffe ausgeben und resdurchschnitt 2017 gegenüber 2016 in Berlin um somit weniger von der Preisentwicklung für Mine- 1,7 % und im Land Brandenburg um 1,6 %. Ohne ralölprodukte betroffen sein. Die Angaben über die Einbeziehung der Energiepreise erhöhten sie sich Entwicklung der Verbraucherpreise für Energie sind in Berlin um 1,4 % und im Land Brandenburg um Durchschnittswerte, die auf Basis der Ausgaben- 1,5 % und damit weniger stark als mit Energiepreisen. anteile (Wägungsanteile) eines bundesdurchschnitt- Dies macht deutlich, dass Energie im Jahr 2017 preis- lichen Haushalts berechnet werden. Diesen durch- treibend gewirkt hat. schnittlichen Haushalt gibt es jedoch nur in der Noch ein Jahr zuvor hatte Energie einen deutlich Theorie, daher lässt sich die amtlich ermittelte Preis- preissenkenden Einfluss. 2016 lagen die Verbraucher- entwicklung in der Regel nicht direkt auf die indivi- preise insgesamt in Berlin um 0,5 % und im Land duelle Situation übertragen. Brandenburg um 0,3 % über denen des Vorjahres. Die Veränderung binnen Jahresfrist ohne Energie Gesamtentwicklung der Verbraucherpreise war 2016 mit +1,0 % in beiden Ländern hingegen für Energie wesentlich höher. Im Vergleich dazu fiel der preis- Nach drei Jahren rückläufiger Energiepreise war der treibende Effekt der Energiepreise im Jahresdurch- Energiemarkt im Jahr 2017 erstmals wieder durch schnitt 2017 jedoch moderat aus, wobei er in Berlin Preiserhöhungen gekennzeichnet – sowohl im und im Land Brandenburg von Januar bis Mai 2017 Jahresdurchschnitt als auch in fast allen Monaten. etwas stärker als in den Folgemonaten ausgeprägt Im Jahresdurchschnitt lagen die Verbraucherprei- war. Ab Juni 2017 lag die Gesamtveränderung der se für Energieprodukte in Berlin 3,5 % und im Land Verbraucherpreise einschließlich Energie in Berlin in Brandenburg 2,0 % über denen des Vorjahres und den meisten Monaten nur noch leicht über der Ver- folgten damit dem bundesweiten Trend (+3,1 %). änderung ohne Energie. Die Energiepreisentwick- Die beachtlichen Preissenkungen vor allem in den lung im Land Brandenburg hatte in nahezu allen beiden Vorjahren (2016: Berlin –3,5 %, Brandenburg: Monaten der zweiten Jahreshälfte sogar einen leicht –5,1 %; 2015: Berlin –6,5 %, Brandenburg: –7,1 %) konnte preisdämpfenden Einfluss auf die Gesamtentwick- dieser Anstieg jedoch nicht kompensieren. Auch ver- lung der Verbraucherpreise. glichen mit den Höchstwerten in den Jahren 2011 Mit Blick auf die einzelnen Monate des Jahres 2017 bis 2014 musste im Jahr 2017 immer noch deutlich schwankten die Preiserhöhungen für Energie gegen- weniger für Energie bezahlt werden. Im längerfristi- über dem jeweiligen Vorjahresmonat erheblich. In gen Vergleich über zehn Jahre hinweg kostete Ener- Berlin lagen sie zwischen 0,7 % und 8,2 % und im gie in Berlin 9 % mehr als 2008, während in Branden- Land Brandenburg zwischen 0,1 % und 6,9 %. Bun- burg lediglich 1 % und bundesweit 3 % mehr bezahlt desweit reichten sie von 0,9 % bis 7,2 %. Wie im werden musste. Bundesgebiet insgesamt wiesen auch die Verände- a|V erbraucherpreise für Energie 2008 bis 2017 in Berlin, b|V erbraucherpreise insgesamt mit und ohne Energie 2013 bis 2017 im Land Brandenburg und in Deutschland (2010 ≙ 100) in Berlin und im Land Brandenburg (2010 ≙ 100) Indexstand Berlin Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat 125 3,0 % 120 2,0 115 110 1,0 105 0 100 -1,0 95 J FMAM J J A S O N D J F MAM J J A S O N D J F MAM J J A S O N D J FMAM J J A S O N D J F MAM J J A S O N D 90 2013 2014 2015 2016 2017 85 Brandenburg Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Berlin Brandenburg Deutschland 3,0 % Veränderung gegenüber dem Vorjahr 2,0 15,0 % 1,0 10,0 0 5,0 -1,0 0 J FMAM J J A S O N D J F MAM J J A S O N D J F MAM J J A S O N D J FMAM J J A S O N D J F MAM J J A S O N D -5,0 2013 2014 2015 2016 2017 -10,0 Verbraucherpreisindex insgesamt 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 mit Energie Berlin Brandenburg Deutschland ohne Energie
14 Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg 1 ┏ 2019 rungsraten in Berlin und im Land Brandenburg ihren Mineralölprodukte verteuerten sich höchsten Stand des Jahres 2017 im Februar aus. Da- am stärksten nach schwächte sich der Anstieg der Verbraucher- Die guten Jahre für Heizölkäuferinnen und -käufer preise für Energie allmählich wieder ab. Während im sowie für Autofahrerinnen und -fahrer sind wohl Juni 2017 bundesweit die Preisentwicklung stagnier- erst einmal vorbei. Wie Tabelle 1 zeigt, verteuerten te, war in Berlin und im Land Brandenburg sogar vor- sich unter den einzelnen Energieprodukten 2017 vor übergehend ein leichter Preisrückgang bei Energie allem die Mineralölprodukte, auf die rund 5 % des zu verzeichnen, der sich im Land Brandenburg auch privaten Ausgabenbudgets entfallen. im Juli 2017 fortsetzte. Danach zogen die Energie- Im Durchschnitt des Jahres 2017 fiel das Preis- preise wieder an und erreichten im Monat November niveau für Mineralölprodukte in Berlin um 6,4 % und 2017 insbesondere im Land Brandenburg nochmals im Land Brandenburg um 7,2 % höher aus als 2016. über dem Jahresdurchschnitt liegende Werte. Auch wenn damit die Preissenkungen der Vorjahre Wie die Abbildung c zeigt, wurde die Energiepreis- nicht kompensiert wurden und wie bei den Energie- entwicklung im Jahr 2017 – wie in den Vorjahren – preisen insgesamt die Verbraucherpreise für Mineral- maßgeblich durch die Entwicklung der Preise für ölprodukte noch weit unter dem Niveau früherer Mineralölprodukte (Heizöl und Kraftstoffe) bestimmt. Jahre lagen, waren vor allem in den Monaten Januar Mit zunehmendem beziehungsweise sich abschwä- bis April 2017 kräftige, sich jedoch bereits ab März chendem Anstieg oder sogar Rückgang der Preise für 2017 wieder abschwächende, Preiserhöhungen für Mineralölprodukte nahmen auch die Preise für Ener- Mineralölprodukte zu beobachten. Zur Jahresmit- gie im Laufe des Jahres zu oder ab beziehungsweise te hin sanken die Preise sogar unter das Vorjahres- gingen gegenüber dem Vorjahr zurück. Wie die Preis- niveau, bevor sie anschließend wieder fast kontinu- entwicklung für Mineralölprodukte im Einzelnen ver- ierlich zulegten. Zum Jahresende befand sich das lief und damit die Energiepreisentwicklung prägte, Preisniveau für Mineralölprodukte in beiden Län- wird im folgenden Abschnitt näher betrachtet. dern etwa auf dem Stand von Februar 2015. Die Preisentwicklung für Mineralölprodukte hängt bekanntlich von der Entwicklung der Rohölpreise ab. Bereits seit dem zweiten Halbjahr 2016 stiegen die c|V erbraucherpreise für Energie und Mineralöl- Ölpreise und die Preise für Mineralölprodukte zogen produkte 2017 in Berlin, im Land Brandenburg und in Deutschland (2010 ≙ 100) nach, sodass seit Ende 2016 ein Anstieg der Preise für Mineralölprodukte zu verzeichnen war. 2017 war dann ein durchaus starkes Öljahr, das die Preise wei- Berlin Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat ter steigen ließ. Die privaten Verbraucherinnen und 25,0 % Verbraucher bemerkten diese Veränderungen bei 20,0 ihrer Energieabrechnung und beim Tanken. Doch war dies kein stabiler und stetiger Preisaufstieg. 15,0 2017 war ein zweigeteiltes Jahr am Ölmarkt. Mit den 10,0 höchsten Ölpreisen der letzten eineinhalb Jahre ge- 5,0 startet, verbilligte sich Öl in der ersten Jahreshälfte 0 zunächst wieder deutlich und wurde ab Jahresmit- -5,0 te erneut teurer. Maßgeblich verantwortlich dafür Jan Feb März April Mai Juni Juli Aug Sept Okt Nov Dez waren zum einen die Beschlüsse der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) und weiterer Brandenburg Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat Erdölanbieter über Förderkürzungen, die zu einem 25,0 % Abbau der Lagerbestände und damit preistreibend 20,0 15,0 10,0 1|V erbraucherpreise für Energie 2016 und 2017 5,0 in Berlin, im Land Brandenburg und in Deutschland (2010 ≙ 100) 0 Berlin Brandenburg Deutschland Wägungs- -5,0 Energie anteil 2016 2017 2016 2017 2016 2017 Jan Feb März April Mai Juni Juli Aug Sept Okt Nov Dez ‰ Veränderung gegenüber dem Vorjahr in % Deutschland Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat Insgesamt 106,56 –3,5 3,5 –5,1 2,0 –5,4 3,1 25,0 % Haushaltsenergie 68,19 –2,5 3,1 –4,2 0,5 –4,4 1,7 20,0 Strom 26,21 2,2 6,0 0,2 2,1 0,6 1,7 Gas 14,46 –0,9 –6,3 –0,7 –8,1 –3,0 –2,8 15,0 Heizöl 11,11 –15,6 15,0 –18,8 16,1 –16,9 16,0 10,0 Feste Brennstoffe 1,05 –0,9 1,8 9,4 –0,3 –1,9 1,7 5,0 Zentralheizung und Fernwärme 15,36 –7,0 –0,6 –8,3 –1,7 –8,5 –1,5 0 Kraftstoffe 38,37 –5,7 4,3 –6,7 5,2 –7,3 6,0 -5,0 Superbenzin 28,38 –5,3 3,6 –6,1 4,5 –6,9 5,5 Jan Feb März April Mai Juni Juli Aug Sept Okt Nov Dez Dieselkraftstoff 9,19 –6,7 6,6 –8,2 7,3 –8,2 7,7 Energie Mineralölprodukte Autogas 0,80 –11,5 8,7 –10,3 5,1 –10,3 6,1
Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg 1 ┏ 2019 15 wirkten. Zum anderen kurbelte die stark wachsen- war im Land Brandenburg sowie auch bundesweit de Weltkonjunktur die Nachfrage vor allem in der der stärkste Anstieg bei Dieselkraftstoff, gefolgt zweiten Jahreshälfte 2017 deutlich an und verstärkte vom Autogas, zu beobachten. Der Preisanstieg für diesen Effekt. Nicht zuletzt war auch die Abwertung Superbenzin hingegen fiel sowohl in Berlin und des US-Dollars für den Anstieg der Ölpreise nicht un- Brandenburg als auch bundesweit am geringsten wesentlich von Bedeutung. 2017 gab der US-Dollar aus. Dennoch kosteten Heizöl und Kraftstoffe 2017 um rund 10 % nach, was sich auch im Ölpreis nieder- immer noch weniger als vor zehn Jahren. So waren schlug. Ein fallender US-Dollar-Kurs sorgt für einen sowohl in Berlin als auch in Brandenburg 2017 Heizöl günstigen Wechselkurs in „Nicht-US-Dollar-Ländern“, ein Viertel und Kraftstoffe 6 % preiswerter als 2008. zum Beispiel gegenüber der europäischen Gemein- Bei der Betrachtung der Heizöl- und Kraftstoff- schaftswährung, und somit zu einer höheren Nach- preise 2017 im Jahresverlauf sind für beide Energie- frage nach „günstigerem“ Öl. Das wiederum führt in produkte ähnliche Verläufe festzustellen. In nahezu der Folge zu steigenden Ölpreisen. jedem Monat des Jahres 2017 kosteten Heizöl und Von den Mineralölprodukten verteuerte sich Heiz- Kraftstoffe mehr als im jeweiligen Vorjahresmonat. öl mit Abstand am stärksten (Tabelle 1). Neben den Insbesondere in den ersten vier Monaten schossen Eigenheim-Besitzerinnen und -Besitzern, die sich die Preise in die Höhe, wobei sich vor allem Heizöl 2017 Heizöl in ihre Keller pumpen ließen und dafür so stark wie schon lange nicht mehr verteuerte. Zur tiefer in die Tasche greifen mussten, waren auch Mitte des Jahres schwächte sich der Anstieg dann Mieterinnen und Mieter von ölbeheizten Wohnun- deutlich ab, wobei für Kraftstoffe im Juni und Juli gen früher oder später von diesen Entwicklungen sogar ein leichter Preisrückgang zu beobachten am Heizölmarkt betroffen. In Berlin stiegen die war. Im weiteren Verlauf des Jahres nahm der Preis- Heizölpreise von 2016 bis 2017 um durchschnittlich anstieg wieder zu und erreichte in den Monaten 15,0 %. Im Land Brandenburg betrug der Anstieg September und November noch einmal deutlich hö- 16,1 %. Bundesweit war im Jahresdurchschnitt eine here Werte als in den übrigen Monaten der zweiten Teuerung um 16,0 % zu verzeichnen. Jahreshälfte. Auch die Kraftstoffpreise an den Tankstellen kann- ten überwiegend nur eine Richtung und Autofahre- rinnen und -fahrer mussten erstmals seit vier Jahren d|V erbraucherpreise für Heizöl und Kraftstoffe 2017 mehr bezahlen. Hier fiel das Plus aber deutlich gerin- in Berlin, im Land Brandenburg und in Deutschland ger aus. In Berlin waren Kraftstoffe im Jahr 2017 um (2010 ≙ 100) durchschnittlich 4,3 % und im Land Brandenburg Heizöl Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat um 5,2 % teurer als ein Jahr zuvor. Im Bundesdurch- schnitt verteuerten sie sich um 6,0 %. Während in 55,0 % Berlin die Preise für Autogas am stärksten stiegen, 50,0 45,0 40,0 2|V erbraucherpreise für Mineralölprodukte 35,0 2010 bis 2017 in Berlin und im Land Brandenburg 30,0 Berlin Brandenburg 25,0 Jahres- durchschnitt Veränderung Veränderung Index- Index- 20,0 gegenüber gegenüber stand stand Jahr/Monat dem Vorjahr dem Vorjahr 2010 ≙ 100 2010 ≙ 100 15,0 in % in % 10,0 2010 100,0 13,3 100,0 12,1 2011 114,4 14,4 114,1 14,1 5,0 2012 121,0 5,8 121,7 6,7 0 2013 115,8 –4,3 116,9 –3,9 2014 109,0 –5,9 110,9 –5,1 -5,0 Jan Feb März April Mai Juni Juli Aug Sept Okt Nov Dez 2015 94,2 –13,6 95,5 –13,9 2016 86,9 –7,7 86,7 –9,2 2017 92,5 6,4 92,9 7,2 Kraftstoffe Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat 2017 Januar 95,5 17,8 94,7 17,1 25,0 % Februar 95,6 20,9 95,8 21,7 20,0 März 94,2 14,6 93,7 15,1 April 94,5 12,5 94,1 11,6 15,0 Mai 91,5 4,2 91,5 5,2 10,0 Juni 88,3 –2,9 90,3 –0,4 Juli 87,9 –0,9 88,0 –1,3 5,0 August 89,2 2,8 90,1 4,6 0 September 92,0 4,8 93,0 5,4 Oktober 91,5 0,5 92,9 1,8 -5,0 Jan Feb März April Mai Juni Juli Aug Sept Okt Nov Dez November 95,1 6,4 95,9 7,8 Dezember 94,4 1,1 94,9 2,0 Berlin Brandenburg Deutschland
16 Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg 1 ┏ 2019 Strom wurde teurer, Gas billiger Der Strompreis setzt sich aus mehreren Bestand- Neben den Heizöl- und Kraftstoffpreisen sind auch teilen zusammen. Neben den Kosten für Beschaf- die Strompreise ein ständig wiederkehrendes und fung und Vertrieb sowie Entgelten für die Netznut- heiß diskutiertes Thema. Strom ist ein wichtiger zung zählen staatlich veranlasste Preisbestandteile Haushaltsenergieträger und belastet das Ausgaben- wie Steuern, Abgaben und Umlagen dazu. Während budget der privaten Haushalte mit rund 3 %. Trotz Beschaffungs- und Vertriebskosten je nach Strom- aller Maßnahmen zum Energiesparen sind die Strom- anbieter unterschiedlich hoch sein können und preise seit Jahren im Aufwärtstrend und erhöhten damit von den privaten Verbraucherinnen und Ver- sich auch 2017, wobei der Preisanstieg stärker aus- brauchern durch die Auswahl eines entsprechenden fiel als 2016. Insbesondere in Berlin lag die jährliche Stromanbieters beeinflussbar sind, sind die regio- Teuerung für Strom mit im Schnitt 6,0 % deutlich nal sehr unterschiedlichen Netzentgelte sowie über dem Bundesdurchschnitt. Im Land Branden- die staatlich veranlassten Preisbestandteile durch burg und auch bundesweit stiegen die Strompreise Gesetze und Regelungen vorgegeben und somit im Jahresdurchschnitt wesentlich moderater um nicht beeinflussbar. 2,1 % und 1,7 %. Nach Angaben des Bundesverbands der Energie Auch im längerfristigen Vergleich zu 2008 erhöh- und Wasserwirtschaft (BDEW) machen die staatlich ten sich die Verbraucherpreise für Strom deutlich veranlassten Preisbestandteile mittlerweile etwa die und das, obwohl viele Verbraucherinnen und Ver- Hälfte des Strompreises der Privathaushalte aus und braucher sich heute umweltbewusst verhalten und verursachen somit den größten Kostenblock auf der versuchen, Energie einzusparen. In den letzten zehn Stromrechnung. 2017 lag dieser Anteil in Deutsch- Jahren musste nie zuvor so viel für Strom bezahlt land bei einem Haushalt mit einem Jahresverbrauch werden wie im Jahr 2017. In Berlin stiegen die Strom- von 3 500 kWh bei rund 55 %. Der Anteil für Be- preise zwischen 2008 und 2017 um 66,2 %, im Land schaffungs- und Vertriebskosten betrug hingegen Brandenburg um 33,5 %. Bundesweit betrug der An- erstmals weniger als ein Fünftel des Strompreises stieg in den letzten zehn Jahren 40,0 %. und lag bei gut 19 %. Der Anteil für Netzentgelte be- trug rund 26 % und bildet damit den zweit- größten Kostenblock. 3 | Verbraucherpreise für Strom 2008 bis 2017 Dabei haben sich – wie Abbildung f zeigt – in Berlin, im Land Brandenburg und in Deutschland die Bestandteile des Strompreises unter- schiedlich entwickelt. Während der Preis- Berlin Brandenburg Deutschland bestandteil für Strombeschaffung und Veränderung Veränderung Veränderung Jahr Index- gegenüber Index- gegenüber Index- gegenüber -vertrieb seit 2013 wieder rückläufig und stand stand stand bundesweit 2017 gegenüber 2016 im Schnitt dem Vorjahr dem Vorjahr dem Vorjahr 2010 ≙ 100 2010 ≙ 100 2010 ≙ 100 in % in % in % um weitere rund 9 % gesunken ist, sind staatlich veranlasste Preisbestandteile und 2008 93,6 1,2 92,2 8,0 91,2 6,9 2009 93,6 0,0 98,3 6,6 96,9 6,3 auch die Netzentgelte in den letzten zehn 2010 100,0 6,8 100,0 1,7 100,0 3,2 Jahren teilweise deutlich gestiegen und 2011 112,0 12,0 105,2 5,2 107,2 7,2 trugen somit wesentlich zum Strompreis- 2012 120,0 7,1 107,4 2,1 110,3 2,9 anstieg bei. Im Vergleich zu 2016 erhöhten 2013 140,2 16,8 118,8 10,6 123,4 11,9 sich Steuern, Abgaben und Umlagen 2017 2014 142,8 1,9 120,4 1,3 125,8 1,9 in Deutschland durchschnittlich um gut 3 % 2015 143,7 0,6 120,4 0,0 124,8 – 0,8 und Netzentgelte um rund 7 %. Verglichen 2016 146,6 2,2 120,6 0,2 125,6 0,6 2017 155,6 6,0 123,1 2,1 127,7 1,7 e|Z usammensetzung der Strompreise 2008 bis 2017 f|B estandteile des Strompreises 2008 bis 2017 für einen privaten Haushalt in Deutschland für einen privaten Haushalt in Deutschland mit einem Jahresstromverbrauch von 3 500 kWh mit einem Jahresstromverbrauch von 3 500 kWh 100 Anteil in % 10 ct/kWh 90 9 80 8 70 7 60 6 50 5 40 4 30 3 20 2 10 1 0 0 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Sonstige staatlich veranlasste Steuern, Abgaben und Umlagen Sonstige staatlich veranlasste Steuern, Abgaben und Umlagen EEG-Umlage EEG-Umlage Netzentgelte Netzentgelte Strombeschaffung und -vertrieb Strombeschaffung und -vertrieb
Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg 1 ┏ 2019 17 mit den Verhältnissen vor zehn Jahren stiegen die für Strom erzielten Marktpreis liegt, wird der Diffe- staatlichen Preisbestandteile fast auf das Doppelte renzbetrag – die EEG-Umlage – den Netzbetreibern (+88,3 %) und die Netzentgelte um gut ein Viertel erstattet, wobei die Höhe jährlich neu festgelegt (+27,3 %). wird. Dies ist unter anderem bedingt durch die Finan- Da die wachsenden Strommengen aus erneuer- zierung von Maßnahmen zur Erreichung der ener- baren Energien allerdings für fallende Strommarkt- gie- und klimapolitischen Ziele der Bundesregie- preise sorgen, erhöht sich in der Folge die EEG-Um- rung. Dazu gehören vor allem der seit 2000 über die lage. 2017 ist sie im Vergleich zu 2016 um 8,3 % von Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz¹ 6,35 ct/kWh auf 6,88 ct/kWh und damit das achte (EEG-Umlage) finanzierte Ausbau erneuerbarer Jahr in Folge gestiegen. 2016 zu 2015 lag der Anstieg Energien sowie die Investitionen in Stromnetze, die noch bei knapp 3 %. Auch ihr Anteil am Strompreis durch Netzentgelte finanziert werden. hat sich von 22 % im Jahr 2016 auf über 23 % im Jahr Netzentgelte sind Gebühren, die von den Netz- 2017 weiter erhöht. Der stärkere Preisanstieg der betreibern für den Bau, Betrieb und die Instandhal- Verbraucherpreise für Strom 2017 dürfte daher im tung der Stromnetze erhoben werden und von den Wesentlichen auf die stärkere Erhöhung der Netz- Stromanbietern zu bezahlen sind, die wiederum die entgelte sowie der EEG-Umlage zurückzuführen Kosten an die Verbraucherinnen und Verbraucher sein. weitergeben. Je nach Region können Netzentgelte Für Mieterinnen und Mieter sowie Hauseigen- stark variieren. Am höchsten fallen Netzentgelte vor tümerinnen und -eigentümer mit einer Gashei- allem in den neuen Bundesländern aus. Insbeson- zung war 2017 hingegen ein gutes Jahr. Während dere wegen verstärkter Investitionen in Moderni- für Strom mehr bezahlt werden musste, konnte sierungsmaßnahmen nach der Wiedervereinigung, beim Gas, das vor allem beim Heizen eine große geringerer Industrieproduktion und einem Bevölke- Rolle spielt, gespart werden. Der Trend zu spürbar rungsrückgang ist die Nachfrage beziehungsweise sinkenden Verbraucherpreisen für Gas hat sich 2017 der Stromverbrauch hier niedriger und die Netzkos- das vierte Jahr in Folge fortgesetzt. In Berlin sind die ten verteilen sich auf weniger Verbraucherinnen und Gaspreise sogar seit fünf Jahren rückläufig. Dabei Verbraucher. Deutlich geringere Netzentgelte lassen war 2017 gegenüber 2016 sowohl in Berlin (–6,3 %) sich überwiegend in den Stadtregionen der alten als auch im Land Brandenburg (–8,1 %) ein stärkerer Bundesländer, aber auch einiger neuer Länder, und Preisrückgang zu verzeichnen als im Bundesdurch- vor allem in den Stadtstaaten durch die höhere Be- schnitt (–2,8 %). völkerungsdichte und stärker ausgeprägte Industrie Auch langfristig betrachtet ist sowohl in beiden feststellen. Zudem haben die älteren Netze in den al- Ländern als auch bundesweit ein Rückgang der ten Bundesländern einen geringeren Restwert und Gaspreise festzustellen. So hat sich Gas in Berlin von geringere Netzkosten als die neueren Netze in den 2008 bis 2017 um 5,7 % und in Brandenburg um 8,3 % neuen Bundesländern. verbilligt. Im Bundesdurchschnitt betrug der Rück- Während die Kosten des Ausbaus der erneuer- gang 6,6 %. Phasen der Teuerung gab es in dieser baren Energien bundesweit einheitlich durch die Zeit lediglich in den Jahren 2011 bis 2013. EEG-Umlage auf die privaten Verbraucherinnen und Verbraucher verteilt werden, werden die Kosten des g|N etzentgelte und EEG-Umlage 2008 bis 2017 Netzausbaus immer dort getragen, wo sie anfallen, in Deutschland das heißt, jeder Netzbetreiber verteilt seine höheren Kosten auf die Kundinnen und Kunden im betreffen- 7,50 ct/kWh den Netzgebiet. Dies führt dazu, dass auch die Erhö- hung der Netzentgelte regional sehr unterschiedlich 7,00 ausfällt und insbesondere die ländlichen Gebiete im 6,50 Norden und Osten Deutschlands mit hohem Wind- 6,00 kraftpotenzial davon betroffen sind. Neben den Netzentgelten erhöhte sich 2017 auch 5,50 erneut die EEG-Umlage, die fast ein Viertel des 5,00 Strompreises ausmacht und zu gut einem Drittel 4,50 von den privaten Haushalten getragen wird – knapp 4,00 zwei Drittel werden von der Wirtschaft finanziert, wobei stromintensive Unternehmen von Rabatten 3,50 profitieren können. Betreiber von Erneuerbare-Ener- 3,00 gien-Anlagen, die Strom aus Wind, Sonne und Bio- 2,50 masse in das Netz der öffentlichen Versorgung ein- speisen, erhalten dafür eine gesetzlich festgelegte 2,00 Vergütung. Da diese über dem von Netzbetreibern 1,50 1,00 0,50 1 Gesetz für den Ausbau erneuer- das zuletzt durch Artikel 1 des 0 barer Energien (Erneuerbare- Gesetzes vom 21. Juni 2018 Energien-Gesetz – EEG 2017) (BGBl. I S. 862) geändert wor- 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 vom 21. Juli 2014 (BGBl. I S. 1 066), den ist. Netzentgelte EEG-Umlage
18 Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg 1 ┏ 2019 Ebenso wie die Strompreise setzen sich die Gas- zu deutlich gefallenen Beschaffungskosten für Erd- preise aus mehreren Bestandteilen zusammen. Zum gas. Netzentgelte sowie Steuern, Abgaben und Um- einen ist dies der vom Anbieter und Kunden beein- lagen sind dagegen 2017 gegenüber 2016 nahezu flussbare Bestandteil Beschaffung und Vertrieb, zum unverändert geblieben. anderen die gesetzlich regulierten und auch regional sehr unterschiedlichen Netzentgelte sowie staatlich Preisentwicklung für Zentralheizung festgelegten Steuern, Abgaben und Umlagen. Im Un- und Fernwärme sowie für feste Brennstoffe terschied zum Strom entfallen dabei aber etwa 50 % Sparen konnten die Bürgerinnen und Bürger in Berlin des Gesamtgaspreises auf Beschaffung und Vertrieb und Brandenburg auch bei den Umlagen für Zentral- und jeweils etwa 25 % auf Netzentgelte sowie Steu- heizung und Fernwärme. Mit einem Rückgang um ern, Abgaben und Umlagen. Damit wird der Gaspreis 0,6 % in Berlin und 1,7 % im Land Brandenburg san- – anders als beim Strom – hauptsächlich durch die ken die Verbraucherpreise im Vergleich zum Gas Preise für Beschaffung und Lieferung bestimmt. jedoch moderater. Im Bundesdurchschnitt entlas- Hauptgrund für die in den letzten Jahren und auch teten die Umlagen für Zentralheizung und Gas die 2017 verbraucherfreundliche Preisentwicklung für Privathaushalte um 1,5 %. Damit gingen die Preise in Gas ist der Rückgang der Beschaffungskosten, die beiden Ländern und auch bundesweit in den letzten sich im Preisbestandteil Beschaffung und Vertrieb wi- vier Jahren ununterbrochen zurück. Nachdem sich derspiegeln. Aufgrund der geringen Erdgasvorkom- in den beiden Jahren zuvor der Rückgang deutlich men in Deutschland muss der größte Teil des Erdga- verstärkt hatte, fiel er 2017 zu 2016 jedoch wesentlich ses importiert werden. Die Preise der ausländischen schwächer aus. Erdgasförderer sind jedoch zu großen Teilen an die Im Zeitraum 2008 bis 2017 haben sich die Umlagen Erdölpreise gekoppelt. Damit führen steigende Erd- für Zentralheizung und Fernwärme ebenfalls ver- ölpreise automatisch auch zu steigenden Gaspreisen. billigt. Während sie in Berlin in diesen zehn Jahren Diese Bindung des Gaspreises an den Ölpreis ist seit um 3,0 % und im Land Brandenburg um 4,6 % san- 2010 für deutsche Gasversorger nicht mehr zulässig ken, wurden sie bundesweit um 5,2 % preiswerter und führte insbesondere in den letzten fünf Jahren (Abbildung h). Feste Brennstoffe wie Kohle, Brennholz oder Pellets kosteten in Berlin wie auch bundesweit nach 4 | Verbraucherpreise für Gas 2008 bis 2017 in Berlin, im Land Brandenburg und in Deutschland einer zweijährigen Phase sinken- der Verbraucherpreise im Jahr 2017 Berlin Brandenburg Deutschland wieder mehr. In Berlin verteuerten Veränderung Veränderung Veränderung sie sich um 1,8 %, bundesweit um Jahr Index– Index– Index– stand gegenüber stand gegenüber stand gegenüber 1,7 %. Im Land Brandenburg hinge- dem Vorjahr dem Vorjahr dem Vorjahr 2010 ≙ 100 in % 2010 ≙ 100 in % 2010 ≙ 100 in % gen sanken die Verbraucherpreise für feste Brennstoffe nach einem 2008 113,3 12,0 112,1 8,1 111,0 8,8 vier Jahre dauernden Preisanstieg 2009 108,4 –4,3 108,8 –2,9 109,4 –1,4 erstmals wieder leicht um 0,3 %. 2010 100,0 –7,7 100,0 –8,1 100,0 –8,6 Im längerfristigen Vergleich zu 2011 110,0 10,0 106,3 6,3 104,8 4,8 2008 verteuerten sich feste Brenn- 2012 118,6 7,8 112,4 5,7 110,4 5,3 stoffe deutlich. Während sich die 2013 115,4 –2,7 114,2 1,6 111,8 1,3 Preise in Berlin um 21,3 % und 2014 115,3 –0,1 113,6 –0,5 111,7 –0,1 im Land Brandenburg sogar um 2015 115,0 –0,3 112,7 –0,8 110,0 –1,5 2016 114,0 –0,9 111,9 –0,7 106,7 –3,0 25,5 % erhöhten, stiegen sie bun- 2017 106,8 –6,3 102,8 –8,1 103,7 –2,8 desweit um 20,0 % (Abbildung i). h|V erbraucherpreise für Umlagen für Zentralheizung i|V erbraucherpreise für feste Brennstoffe 2008 bis 2017 und Fernwärme 2008 bis 2017 in Berlin, in Berlin, im Land Brandenburg und in Deutschland im Land Brandenburg und in Deutschland (2010 ≙ 100) (2010 ≙ 100) 125 125 120 120 115 115 110 110 105 105 100 100 95 95 90 90 85 85 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Berlin Brandenburg Deutschland Berlin Brandenburg Deutschland
Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg 1 ┏ 2019 19 Fazit und Ausblick chen. Die Netzentgelte sowie Steuern, Abgaben Nach vier Jahren verbraucherfreundlicher Entwick- und Umlagen für Gas, deren Anteil am Gaspreis je- lung der Energiepreise in den Ländern Berlin und weils bei etwa einem Viertel liegt, blieben 2017 hin- Brandenburg wie auch bundesweit gab es im Jahr gegen nahezu unverändert. Die Beschaffungskos- 2017 erstmals wieder einen Anstieg der Energieprei- ten gehen schon seit Jahren deutlich zurück, da die se – sowohl im Jahresdurchschnitt als auch nahezu Bindung des Gaspreises an den Ölpreis seit 2010 in in allen Monaten. Auch bezogen auf die Verbraucher- Deutschland nicht mehr zulässig ist. preise insgesamt wirkten die Energiepreise erstmals Erneut gesunken sind auch die Verbraucher- wieder preistreibend, nachdem sie noch ein Jahr preise für Umlagen für Zentralheizung und Fernwär- zuvor deutlich preissenkenden Einfluss auf die Ge- me, wenn auch moderater als für Gas. Im Vergleich samtentwicklung hatten. Bezogen auf die Verhält- zu 2016 und 2015 fiel der Rückgang im Jahresdurch- nisse von 2008 musste aber im Jahr 2017 zumindest schnitt 2017 wesentlich schwächer aus. Zumindest in Berlin wie auch bundesweit immer noch deut- im Land Brandenburg haben sich feste Brennstoffe lich weniger für Energie bezahlt werden. Im Land nach Jahren steigender Preise erstmals wieder leicht Brandenburg war zwischen 2008 und 2017 hingegen verbilligt. In Berlin wie auch bundesweit verlief die ein moderater Preisanstieg für Energie zu beobach- Preisentwicklung umgekehrt. Nachdem hier in den ten. beiden Vorjahren Preissenkungen für feste Brenn- Die höchsten Preisanstiege gegenüber dem jewei- stoffe kennzeichnend waren, war das Jahr 2017 von ligen Vorjahresmonat wurden im Jahr 2017 sowohl Preiserhöhungen geprägt. in Berlin und Brandenburg als auch bundesweit in Auch im Jahr 2018 hat Energie das Leben in Berlin den Monaten Januar bis April registriert. Danach und Brandenburg teurer gemacht, wobei die Ver- schwächte sich der Anstieg der Energiepreise für braucherpreise für Energie noch stärker als im Jahr die Verbraucherinnen und Verbraucher wieder ab. 2017 stiegen (in Berlin um 5,6 % und in Brandenburg Während die Energiepreise dann im Juni bundes- um 3,7 %). Zu den Preistreibern zählten dabei wie- weit stagnierten, gingen sie in Berlin und Branden- der Heizöl und Kraftstoffe. Heizöl wurde in Berlin burg vorübergehend sogar leicht zurück. Im Land im Schnitt um 21,2 % und Kraftstoffe um 7,6 % teu- Brandenburg war auch noch im Juli 2017 ein leich- rer. Im Land Brandenburg erhöhten sich in diesem ter Preisrückgang zu beobachten. Danach zogen Zeitraum die Verbraucherpreise gegenüber dem die Energiepreise wieder an und erreichten in den Vorjahr für Heizöl um 16,3 % und für Kraftstoffe um Monaten September und November nochmals über- 7,1 %. Da in den letzten Jahren die Entwicklung der durchschnittliche Werte. Rohölpreise auf dem Weltmarkt für die Entwicklung Hauptsächlich geprägt wurde die Energiepreis- der Energiepreise prägend war, dürfte auch in den entwicklung 2017 auch in den Ländern Berlin und kommenden Jahren die Preisentwicklung für Mine- Brandenburg durch die Entwicklung der Preise ralölprodukte von entscheidender Bedeutung sein. für Mineralölprodukte. Mit dem Anstieg der Rohöl- Für das Jahr 2019 wird ein nochmals anziehendes preise stiegen auch die Preise für Heizöl und Kraft- Ölpreisniveau prognostiziert, sodass die Aussichten stoffe, wobei die Preissenkungen in den Vorjahren auf fallende Ölpreise weiterhin schlecht sind. nicht kompensiert werden konnten und Heizöl 2017 Bei Strom und Gas verlief die Preisentwicklung noch rund 25 % und Kraftstoffe rund 6 % preiswerter 2018 in Berlin und Brandenburg jedoch unter- waren als vor zehn Jahren. schiedlich. Während trotz gesunkener Netzentgelte Auch die Strompreise sind seit Jahren im Aufwärts- (–1,9 %) und EEG-Umlage (–1,0 %) die Strompreise in trend und haben sich 2017 trotz aller Maßnahmen Berlin um 3,2 % stiegen, gingen sie in Brandenburg zur Einsparung von Energie in Berlin und Branden- um 0,6 % zurück. Für Berlin bedeutet dies allerdings burg sowie im Bundesdurchschnitt weiter erhöht. auch einen deutlichen Rückgang des Anstiegs der Insbesondere in Berlin stiegen sie überdurchschnitt- Strompreise. In Brandenburg war damit erstmals lich. Dabei fiel die Preissteigerung 2017 noch etwas wieder ein Rückgang zu verzeichnen. Die gleichzei- stärker aus als 2016. Dies ist im Wesentlichen auf den tig für die Versorger aufgrund anziehender Groß- stärkeren Anstieg der Netzentgelte sowie der Steu- handelspreise gestiegenen Kosten für Beschaffung ern, Abgaben und Umlagen zurückzuführen, die mit und Vertrieb haben dafür gesorgt, dass zumindest mehr als 80 % in den Gesamtpreis für Strom einflos- die Stromkundinnen und -kunden in Berlin auch sen. Dabei trug neben den stärker gestiegenen Netz- 2018 nicht entlastet wurden. 2019 sinkt das zweite entgelten insbesondere die höhere EEG-Umlage zur Jahr in Folge die EEG-Umlage von 6,8 auf 6,4 ct/kWh Strompreiserhöhung 2017 bei. Die Strombeschaf- und damit erstmals spürbar um rund 6 %. Die Netz- fung und der Vertrieb sind zwar 2017 preiswerter ge- entgelte steigen im bundesweiten Durchschnitt worden, aber mit nicht einmal 20 % in den Gesamt- hingegen um rund 2 %. Auch die Einkaufspreise auf preis für Strom eingeflossen. dem Großhandelsmarkt steigen weiter. Mehr als die Entlastung für die Verbraucherinnen und Verbrau- Hälfte der Stromversorger in Deutschland haben für cher in Berlin und Brandenburg brachte 2017 hin- 2019 Strompreiserhöhungen angekündigt. Damit gegen die Entwicklung der Gaspreise. Damit setzte sind die Chancen für stabile oder sogar sinkende sich der Trend zu spürbar niedrigeren Gaspreisen Strompreise in 2019 gering. fort. Ursache waren im Wesentlichen die weiter ge- Nach mehreren Jahren fallender Gaspreise und sunkenen Beschaffungskosten, die zusammen mit den insbesondere im Jahr 2017 starken Preisrück- den Vertriebskosten im Gegensatz zum Strompreis gängen für Gas mussten Verbraucherinnen und etwa die Hälfte des gesamten Gaspreises ausma- Verbraucher in Berlin 2018 um 1,6 % erhöhte Preise
20 Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg 1 ┏ 2019 in Kauf nehmen, während in Brandenburg ebenfalls ein Rückgang um 0,6 % zu verzeichnen war, wobei sich dieser im Vergleich zu 2017 deutlich abschwäch- te. Leicht gesunkene Netzentgelte (–0,7 %) und re- gional sehr unterschiedliche Preisanpassungen der Gasversorger trugen zu dieser Entwicklung bei. Für 2019 haben bereits viele Gasversorger vor allem auf- grund gestiegener Beschaffungskosten Preiserhö- hungen angekündigt. Die Entgelte für die Nutzung der Gasnetze steigen bundesweit um rund 1 %. Vor- erst ist somit auch beim Gas nicht mit einer großen Entlastung zu rechnen. Für alle Verbraucherinnen und Verbraucher heißt das, sich auf höhere Gas- preise einzustellen und die Gaspreisentwicklung im Auge zu behalten. Insgesamt gibt es für 2019 somit keine guten Nachrichten. Bisher sieht es ganz danach aus, dass sich die Energieverbraucherinnen und -verbraucher auch in diesem Jahr auf höhere Preise einstellen müssen und vor allem für Heizöl, Kraftstoffe, Strom und Gas tiefer in den Geldbeutel greifen müssen. Trotz mitunter regional großer Preisunterschiede werden den Bürgerinnen und Bürgern in Berlin und Elke Zimmer leitet das Referat Preise, Brandenburg zumindest mit Blick auf die Energie- Verdienste, Arbeitskosten des Amtes für produkte in diesem Jahr keine verbraucherfreundli- Statistik Berlin-Brandenburg. chen Aussichten beschert.
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