Epiphanias - Dreikönigstag - Dreikönigstag der Coronakrise
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Epiphanias- Dreikönigstag Begrüßung 1. Johannes 2,8b Die Finsternis vergeht und das wahre Licht scheint schon. Mit dem Spruch aus dem 1. Johannesbrief möchte ich sie ganz herzlich in dem noch jungen Jahr 2021 grüßen. Die Finsternis vergeht und das wahre Licht scheint schon. – Bezogen auf die aktuelle Coronakrise könnten wir meinen das Wort prophetisch auszulegen. Ist das Licht der neue Impfstoff? vergeht die Finsternis mit der Immunisierung der Bevölkerung? Sehen wir das Licht beim besseren Gesundheitsschutz unserer vulnerablen Gruppen? Auch wenn es naheliegt, das Licht am Ende des Tunnels bei der Bekämpfung der Pandemie, ist nicht das Licht von dem Spruch aus dem 1. Johannesbrief: Das Licht ist der menschgewordene Gott, es ist der Christus! Gott selbst, im Christus Jesus ist das Licht – das wahre Licht!
Liebe Gemeinde, wenn sie diese Andacht in den Händen halten oder sich das Video auf YouTube angesehen haben, dann feiern wir eigentlich nicht Epiphanie, sondern schon den 1. Sonntag nach Epiphanias. Als Lektor habe ich mich immer streng an die Leseordnung unserer Kirche gehalten. Heute möchte ich jedoch eine Ausnahme machen. Mit dem Auslassen der höchsten christlichen Festtage hören wir in der Breite nicht mehr was die biblischen Texte über diese Zeit erzählen. Stattdessen haben wir uns vielfach eine verkürzte und verzerrte Evangelienharmonie angeeignet. Der Hauptton der biblischen Erzählungen zur Weihnachtsgeschichte kommt da nur mehr selten zum Klingen. Doch dazu später mehr. Stellen wir diese Zeit und diese Andacht unter den Segen unseres Gottes: Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat, der Bund und Treue hält ewiglich und der nicht preisgibt das Werk seiner Hände. Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes – Amen!
Eingangslied Jesus ist kommen Grund ewiger Freude Anmerkung: Die Lieder können durch einen Klick auf das Bild direkt aufgerufen werden.
Psalm Beten wir mit den Worten des Psalm 72: Psalm 72,1 Gott, gib dein Recht dem König und deine Gerechtigkeit dem Königssohn, 2 dass er dein Volk richte in Gerechtigkeit und deine Elenden nach dem Recht. 3 Lass die Berge Frieden bringen für das Volk und die Hügel Gerechtigkeit. 12 Die Könige von Tarsis und auf den Inseln sollen Geschenke bringen, die Könige aus Saba und Seba sollen Gaben senden. 11 Alle Könige sollen vor ihm niederfallen und alle Völker ihm dienen. 12 Denn er wird den Armen erretten, der um Hilfe schreit, und den Elenden, der keinen Helfer hat. 17b Und durch ihn sollen gesegnet sein alle Völker, und sie werden ihn preisen. 18 Gelobt sei Gott der Herr, der Gott Israels, der allein Wunder tut! 19 Gelobt sei sein herrlicher Name ewiglich, und alle Lande sollen seiner Ehre voll werden! Amen! Amen!
Lesung Aus dem Evangelium nach Matthäus im Kapitel 2: Matthäus 2,1 Da Jesus geboren war zu Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: 2 Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihn anzubeten. 3 Als das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem, 4 und er ließ zusammenkommen alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und erforschte von ihnen, wo der Christus geboren werden sollte. 5 Und sie sagten ihm: Zu Bethlehem in Judäa; denn so steht geschrieben durch den Propheten: 6 »Und du, Bethlehem im Lande Juda, bist mitnichten die kleinste unter den Fürsten Judas; denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll.« 7 Da rief Herodes die Weisen heimlich zu sich und erkundete genau von ihnen, wann der Stern erschienen wäre, 8 und schickte sie nach Bethlehem und sprach: Zieht hin und forscht fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr’s findet, so sagt mir’s wieder, dass auch ich komme und es anbete. 9 Als sie nun den König gehört hatten,
zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war. 10 Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut 11 und gingen in das Haus und sahen das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe. 12 Und da ihnen im Traum befohlen wurde, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg wieder in ihr Land. – Amen! Impuls zur Lesung Liebe Gemeinde, liebe Schwestern und Brüder, Weihnachten ist das gefühlvollste und das uns vertrauteste aller christlichen Feste. Gleichzeitig komme ich immer mehr zu der Überzeugung, dass es uns das fremdeste aller Feste ist – und das nicht nur, weil Gott Mensch wird. Bohrt man ein bisschen nach und fragt nach den Grundlagen und biblischen Texten für Weihnachten, dann bekommt man mehr oder weniger folgende Antwort und Zusammenfassung:
Ein einfaches 14-jähriges Mädel namens Maria wird schwanger und bekommt in einem Stall das Jesuskind. Ihr Mann Josef und sie sind arme Leute und nachdem die drei heiligen Könige im Stall zu Besuch waren, müssen sie vor dem bösen König Herodes nach Ägypten fliehen. So weit, so gut – so falsch! Wer den heutigen Text gehört hat, der wir nichts von einem Stall erfahren. Der Evangelist Matthäus erzählt uns sehr viel, aber nichts von einem Stall. Wir erfahren, dass die drei Weisen – oder Könige je nach Lesart – Jesus und die Heilige Familie in einem Haus finden. – Kein Stall! Keine Krippe! Ein Haus! Aber es gibt den bösen König Herodes und die Flucht nach Ägypten. Doch statt mit einem Esel reist die Heilige Familie mit Gold, Weihrauch und Myrrhe nach Ägypten. – Wertvollste Luxusgüter seinerzeit! Ochs und Esel finden wir auch nicht bei Lukas, dafür den Stall, die Krippe und natürlich die Hirten. Was wir bei Lukas aber zur Kenntnis nehmen müssen ist, dass Maria nicht dem Klischee des einfachen 14- jährigen Mädels entsprechen mag. Sie konversiert nicht nur klug mit dem Engel Gabriel und ihrer Cousine Elisabeth, sondern kehrt in eines der besten
Häuser Jerusalems für drei Monate ein. Elisabeth war Frau von Zacharias und dieser wiederum war Priester im Tempel von Jerusalem. Die Mär von einer einfachen, armen Frau am Rande der Gesellschaft kann sich nicht Lukas stützen. Bei Lukas lesen wir, dass als die Tage der Reinigung – wegen dem Blut bei der Geburt – vorbei waren, die Heilige Familie nach Jerusalem ging, um Jesus im Tempel darzustellen. In den Evangelien finden wir zwei unterschiedliche Berichte zur Geburt Jesu, aber nichts was uns erlaubt diese Berichte zu einer Evangelienharmonie zusammenzudichten. Wir müssen die zentralen biblischen Erzählungen bei Lukas und Matthäus hören! In voller Länger und nicht verkürzt! Die Texte stehen beieinander, aber jeder für sich selbst. Das entscheidende der Geburtsgeschichte Jesu ist das was die Engel den Hirten verkündigen: Lukas 2,10b Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird. Die große Freude, von der der Engel spricht wird aber nicht in uns klingen, wenn wir eine rührselige und vor allem moralische Evangelienharmonie basteln.
Das erkannte schon meine agnostische Schwester. Als ich in die evangelische Kirche eingetreten bin, war ich so begeistert, dass es mir sogar gelang an zwei Jahren hintereinander meine Schwester zur Christmette in die evangelische Kirche zu locken. Nach zwei Besuchen nahm mich meine Schwester zu Seite und meinte: „Es ist schön, dass du versuchst mich in die Kirche zu bringen. Aber wenn schon, dann gehe ich lieber zu den Katholiken. Die können noch feiern, aber was ihr macht, macht einem depressiv.“ Ich konnte damals meine Schwester nicht verstehen. War es nicht Pflicht der Kirche, gerade an Weihnachten den Menschen ins Gewissen zu reden? So viel Not ringsum, da kann man doch nicht unbeschwert in Glückseligkeit ausbrechen? Das es anders geht erlebte ich in einer Christnacht bei Herwig Hohenberger hier in der Johanneskirche: Pfr. Hohenberger spannte in der Dunkelheit der Nacht den Bogen von der Genesis bis zur Apokalypse. Da war kein Platz für eine moralinsaure Botschaft. Da nur mehr Platz für unsägliches Staunen. – Weihnachten nicht das Fest der Liebe, Weihnachten das Fest des Staunens!
Als Kinder staunten wir über den Baum und die Geschenke darunter. Als Erwachsene über die erhabenen Texte und schönen Lieder im Gottesdienst. Als Kunstgenießer über die grandiosen Weihnachtsoratorien für Weihnachten. Als stille andächtige Menschen, dass Gott so wie unsereiner wurde. Auch im Lesetext für Epiphanias geht es nicht um einen bösen König und eine arme Familie, die vor ihm fliehen muss. Matthäus macht genau das Gegenteil: Matthäus zeichnet ein Jesuskind mit Herrschaftsanspruch! – Deshalb fühlt sich auch Herodes bedroht. Und zur Unterstreichung des Herrschaftsanspruch stattet Matthäus das Kind mit königlichen Geschenken aus: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Der Evangelist Matthäus lädt uns zum Staunen ein. Was er macht ist ganz ganz großes Kino, aber keine Botschaft mit moralischen Anspruch. Matthäus möchte, dass wir staunend vor dem Jesuskind niederfallen und dieses Kind als unseren König anerkennen.
Lukas zeichnet ein ähnliches Bild, aber dort ist das Kind der höchste aller hohen Priester. Bei Lukas ist das Jesuskind unsere direkter Draht zu Gott! Das rote Telefon – für Notfälle, wie auch für alle anderen Fälle. Wir dürfen diese Texte nicht kleinmachen, sie keinesfalls kürzen! Sie sind schon Essenz und verlieren an Substanz, wenn wir versuchen sie noch einmal zu komprimieren. Wir müssen diese Texte immer wieder und immer wieder hören! Und darum sind die christlichen Festtage wichtiger und höher als die gewöhnlichen Sonntage. Im Brief an die Gemeinde in Philippi schreibt der Apostel Paulus: Philipper 4,4 Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Wenn wir unsere höchsten Feste nicht feiern, wenn wir die biblischen Texte für diese Tage nicht hören und lesen, dann wird aus dem Freuet euch im Herrn; ein Freut euch, aber… Für diese Zeit gibt es aber kein aber! Sondern nur die Botschaft der Engel und himmlischen Heerscharen, die rufen und abermals rufen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude! – Amen!
Gebet Lasst uns beten Ewiger Gott, / allmächtiger Vater! / Dein Sohn Jesus Christus, / das Kind von Bethlehem / ist das Heil der Welt, das Du für uns bereitet hast. / Dafür danken wir Dir und bitten Dich: / Lass Dein Licht über uns aufgehen, / dass es hell wird in uns und um uns, / und wir in den Worten und Taten unseres Lebens / Zeugen Deiner Herrlichkeit werden. – Amen! Vater unser [gemeinsam] Vater unser im Himmel, / geheiligt werde dein Name. / Dein Reich komme. / Dein Wille geschehe, / wie im Himmel, so auf Erden. / Unser tägliches Brot, / gib uns heute. / Und vergib uns unsere Schuld, / wie auch wir vergeben / unseren Schuldigern. / Und führe uns nicht in Versuchung, / sondern erlöse uns von dem Bösen. / Denn dein ist das Reich / und die Kraft / und Herrlichkeit / in Ewigkeit. / Amen! Segen Gott, sei uns gnädig und segne uns, / lass dein Angesicht leuchten bei uns, / dass man auf Erden deinen Weg erkenne, / unter allen Völkern dein Heil. – Amen!
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