EReadiness deutscher Unternehmen - eine empirische Untersuchung - Individualisierung digital

 
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EReadiness deutscher Unternehmen - eine empirische Untersuchung - Individualisierung digital
eReadiness deutscher Unternehmen – eine empirische Untersuchung

                            Unternehmen sehen sich zusehends einer großen Heraus-
                            forderung gegenüber – der Digitalisierung. Immer schnel-
                            ler greift die Digitalisierung in alle unsere Lebensbereiche
                            ein und macht insbesondere im Geschäftsalltag keinen
                            Halt.
                            Unternehmen müssen mindestens in der Lage sein, auf
                            diese Veränderung zu reagieren, besser noch diese antizi-
                            pieren zu können: Nur so können Betriebe auf Dauer Wett-
                            bewerbsfähig bleiben. Die sogenannte eReadiness gibt an,
                            inwiefern Unternehmen bereit sind, sich der digitalen
                            Transformation zu stellen und ist Untersuchungsgegen-
                            stand dieser Studie. Über einen Zeitraum von mehreren
                            Jahren wurden über 20 Unternehmen verschiedenster
                            Branchen und Größen untersucht, wobei der Fokus auf
                            kleinen und mittleren Unternehmen lag. Welche Faktoren
                            zu einer hohen eReadiness führen und was die Implikatio-
                            nen für die Praxis sind, können Sie diesem Bericht entneh-
                            men.

         Gefördert durch:

1
Die Kategorie Bewusstsein bezieht sich auf die
1    Digitalisierung
                                                       Wahrnehmung von unterschiedlichen Faktoren,
                                                       die relevant für die Adaption von eBusiness-Tech-
Die Digitalisierung betrifft fast alle Bereiche des    nologien sind. Eine solche Adaption bindet Res-
täglichen (Geschäfts-)Lebens und macht nicht vor       sourcen und macht Investitionen notwendig. Aus
dem elektronischen Geschäft mit Kunden, ob im          diesem Grund müssen Führungskräfte sich, bevor
Verhältnis mit Geschäftskunden (B2B) oder End-         sie sich für eine Technologie entscheiden können,
kunden (B2C), halt. Unternehmen setzen vermehrt        der Existenz von verschiedenen Lösungen sowie
auf die elektronische Abwicklung von Geschäften,       deren Potential bewusst sein und zudem mögliche
da diese Effizienz, Schnelligkeit und Skalierbarkeit   Vor- und Nachteile gegeneinander abwägen kön-
versprechen. Gleichzeitig ändern sich Endkunden-       nen. Dazu reicht jedoch nicht nur der Blick auf die
gewohnheiten, eine Mehrzahl von Produkten wird         eigene Organisation aus. Aus diesem Grund wer-
bequem von zuhause aus bestellt. Im B2B-Bereich        den befragte Führungskräfte in der Kategorie Be-
profitieren Unternehmen von einer besseren Ab-         wusstsein auch dazu angehalten das nähere Unter-
stimmung mit ihren Geschäftspartnern und effizi-       nehmensumfeld einzuschätzen. Dafür ist es not-
enteren Lieferketten. Gleichzeitig ermöglicht eBu-     wendig die Umsetzung von eBusiness-Technolo-
siness größere Kundenkreise und skalierbares           gien durch Geschäftspartner und Wettbewerber
Wachstum.                                              zu kennen. Durch den Blick auf das nähere Unter-
In der vorliegenden Studie soll stichprobenhaft er-    nehmensumfeld können Entscheider antizipieren,
forscht werden, wie es um die Digitalisierung- und     ob und wie eBusiness-Technologien in Zukunft Ein-
insbesondere eBusiness-Bestreben deutscher Un-         fluss auf die Geschäftsabwicklung innerhalb der
ternehmen bestellt ist. Hierzu wurden exempla-         Branche des Unternehmens nehmen werden
risch Unternehmen verschiedener Branchen be-           (Molla und Licker 2005).
fragt, um deren Einschätzung über verschiedene         Der Faktor Ressourcen setzt sich aus mehreren
Faktoren, welche eBusiness-Aktivitäten beeinflus-      Komponenten zusammen: den Unternehmensres-
sen, in Erfahrung zu bringen.                          sourcen sowie den technologischen Ressourcen. Zu
Dabei soll die Studie insbesondere herausstellen,      Ersteren werden beispielweise immaterielle und fi-
welche Faktoren zu einer besseren Nutzung der          nanzielle Ressourcen gezählt. Diese beinhalten un-
Potentiale elektronischer Geschäftsabwicklung          ter anderem die Unternehmens- und Kommunika-
führen und welche Maßnahmen insbesondere               tionskultur sowie die Verfügbarkeit von Mitarbei-
kleine und mittelständische Unternehmen (KMU)          tern, die genügend Know-how haben, um eBusi-
treffen sollten, um deren eBusiness-Aktivitäten zu     ness-Technologien zu verstehen und zu implemen-
beschleunigen und verbessern.                          tieren. Technologische Ressourcen beziehen sich
                                                       vornehmlich auf die Erfahrung des Unternehmens
2    Grundlagen und Methodik                           mit Informationstechnologie und die Verfügbar-
                                                       keit einer leistungsfähigen IT-Infrastruktur (Molla
Ziel der Studie war es, die eReadiness von den be-     und Licker 2005).
trachteten Unternehmen zu erfassen und zu ana-         Der Faktor Engagement untersucht, inwiefern Ini-
lysieren. Der Begriff eReadiness beschreibt im Kon-    tiativen bezüglich der Adaption neuer eBusiness-
text der Studie die Fähigkeit von Unternehmen,         Technologien innerhalb des Unternehmens unter-
mit eBusiness-Aktivitäten, wie die Einführung ei-      stützt werden. Die Kategorie Unternehmensfüh-
nes Onlineshops oder eines ERP-Systems, einen          rung überprüft unter anderem, ob Rollen und Ver-
Mehrwert zu generieren (Choucri et al. 2004).          antwortlichkeiten für jede Aktivität bezüglich eBu-
Um die eReadiness der befragten Unternehmen zu         siness-Technologien definiert sind. Zudem wurde
erfassen, fand das Perceived E-Readiness Model         in der Studie untersucht, ob die Entscheider sich
(PERM) von Molla und Licker (2005) Anwendung.          mit möglichen Auswirkungen der Implementie-
Das PERM setzt sich aus zwei Komponenten zu-           rung einer Technologie beschäftigen, die sowohl
sammen: der Perceived Organizational E-Readi-          das Unternehmen als auch das Unternehmensum-
ness (POER) und der Perceived Environmental E-         feld, infolge einer Implementierung einer Techno-
Readiness (PEER). Die POER untersucht vier Über-       logie, betreffen können. Ferner wurde überprüft,
kategorien: Bewusstsein, Ressourcen, Engage-           ob Implementierungsvorhaben einer festen Syste-
ment und Unternehmensführung.                          matik folgen und ob die Ergebnisse derartige

2
Initiativen durch Metriken und Kennzahlen quanti-        5   Transaktive eBusiness-Nutzung: Online-Ein-
fizierbar sind (Molla und Licker 2005).                      und Verkauf von Produkten und Dienstleis-
                                                             tungen in eigenem Webshop, über elektro-
Die PEER, welche sich auf das Unternehmensum-
                                                             nische Marktplätze (z. B. Ebay, Amazon,
feld bezieht, wurde in dem Fragebogen durch zwei
                                                             Mercateo sowie Kundenservice).
Perspektiven abgebildet. Die eBusiness-Readiness
erfasst die eReadiness der Kräfte am Markt, bei-         6   Plattform-basierte transaktive eBusiness-
spielsweise von Wettbewerbern und Geschäfts-                 Nutzung: Wir tauschen elektronische Ge-
partnern. Diese Perspektive ist vor allem bedeut-            schäftsdokumente mit bestimmten Ge-
sam, da Determinanten, wie der Druck durch Kun-              schäftspartnern aus, in dem wir spezielle
den, ausschlaggebend für die Adaption von eBusi-             Portale oder sogenannte Middle-Ware-Sys-
ness-Technologien sein können. Ferner ist es für             teme einsetzen.
Entscheider innerhalb des Unternehmens wichtig
beurteilen zu können, ob sowohl das eigene Unter-        7   Integrierte eBusiness-Nutzung: Wir verfü-
nehmen als auch das Netzwerk an Partnern dazu                gen über ein oder mehrere zusätzliche Sys-
bereit ist neue Technologien implementieren zu               teme (beispielweise ERP-Systeme wie SAP
können. Die zweite zu untersuchende Perspektive              oder CRM-Systeme wie Salesforce), welche
der PEER stellt die eReadiness von unterstützenden           Funktionen wie Kunden- und Lieferanten-
Branchen und Industrien dar. Unterstützende                  management bieten. Dadurch können die
Branchen gewährleisten beispielsweise eine Tele-             meisten Geschäftstransaktionen elektro-
kommunikations-Infrastruktur oder eine sichere               nisch abgeschlossen werden.
Abwicklung von elektronischen Transaktionen. Um
eBusiness-Technologien effizient und effektiv nut-
zen zu können, ist es von großer Bedeutung, dass        Insgesamt wurden 22 Unternehmen aus verschie-
die Unternehmen auf zuverlässige und erschwing-         denen Branchen befragt, um deren eReadiness zu
liche Infrastrukturen zurückgreifen können (Molla       erfassen. Den Unternehmen wurde ihm Vornhe-
und Licker 2005).                                       rein ein Fragebogen zu gesendet. Im Nachgang
                                                        wurde ein Telefonat vereinbart, bei dem es mög-
Zusätzlich zu den Konstrukten des PERM wurde der        lich war Rückfragen zu stellen und auf offen ge-
Unternehmenshintergrund erfasst. Dieser beinhal-        stellte Fragen detaillierter einzugehen. Alternativ
tet Position der befragten Person, Branche und          wurden Einzelhändler direkt vor Ort besucht und
Mitarbeiterzahl des Unternehmens sowie Bil-             um ein Gespräch gebeten. In allen Fällen waren die
dungslevel innerhalb des Unternehmens. Hier             befragten Personen in leitenden Positionen, bspw.
wurde unterschieden zwischen dem Bildungsni-            GeschäfsführerInnen oder Mitglieder des Unter-
veau auf der Verwaltungsebene und dem der übri-         nehmensvorstands.
gens Angestellten.
                                                        3    Kontext der Unternehmen
Abschließend sollten sich die Unternehmen hin-
sichtlich ihrer eigenen eBusiness-Nutzung eingrup-
                                                        Die befragten Unternehmen lassen sich in grob de-
pieren. Die Skala enthielt sieben Ausprägungen.
                                                        finierte Branchen unterteilen: Landwirtschaft,
Tabelle 1: Ausprägungen der eBusiness-Nutzung (in An-   Handel, Produktion, Dienstleister und NGOs. Die
            lehnung an Molla und Licker 2005)           Anzahl der Unternehmen lässt sich aus Abbildung
                                                        1 ablesen; Handelsunternehmen nehmen die
    1   Kein Anschluss an das Internet, keine E-        Mehrzahl der Unternehmen ein, während Produk-
        Mails.                                          tions- und Dienstleistungsunternehmen jeweils 5
    2   Anschluss an das Internet sowie E-Mail-Nut-     bzw. 4 Umfragepartner stellen.
        zung. Keine eigene Website.
    3   Statische eBusiness-Nutzung: Es werden In-
        formationen des Unternehmens via eigener
        Website bereitgestellt (ohne Interaktivität).
    4   Interaktive eBusiness-Nutzung: Formale An-
        fragen und E-Mails der Nutzer werden ak-
        zeptiert.

3
4.1        eBusiness-Nutzung
                  Anzahl der Unternehmen nach
                             Branche                            Die meisten Unternehmen schätzen ihre eBusi-
                                                                ness-Nutzung als sehr hoch – integriert – ein. Da-
              Handel
                                                                mit verfügen die Unternehmen laut eigener Aus-
         Produktion
                                                                sage bereits über integrierte Lösungen, wie ein
    Dienstleistungen
                                                                Customer-Relationship-Management System oder
     Landwirtschaft
                                                                aber auch ein Lieferantenmanagement. Durch die
                 NGO                                            integrierte eBusiness-Nutzung können die meisten
                       0       2       4       6       8   10   Prozesse der Unternehmen somit durch elektroni-
                                                                sche Systeme abgewickelt werden.
                           Abbildung 1: Branchen
                                                                                  eBusiness-Nutzung
Die Unternehmen lassen sich nach der Europäi-
sche Union in vier Unternehmensgrößenkatego-                     Stufe 7
rien einordnen. Unternehmen mit bis zu 250 Mit-
                                                                 Stufe 6
arbeitern lassen sich als KMU kategorisieren. In-
                                                                 Stufe 5
nerhalb von KMU können die Unternehmen zu-
                                                                 Stufe 4
sätzlich in die Kategorien Kleinstunternehmen (1-
10 Mitarbeiter), Kleinunternehmen (11-50 Mitar-                  Stufe 3

beiter) sowie mittelgroße Unternehmen (51-250                    Stufe 2

Mitarbeiter) eingeordnet werden (Europäische                     Stufe 1

Union, 2003). Insgesamt stellen Kleinstunterneh-                           0     2       4           6        8   10
men somit nach Abbildung 2 die Mehrzahl der Un-                                      Anzahl der Unternehmen

ternehmen, während Großunternehmen (>250
Mitarbeiter) sowie Kleinunternehmen mit jeweils 5                 Abbildung 3: eBusiness-Nutzung der Unternehmen
befragten Unternehmen die zweitgrößten Grup-
pen stellen. Mittelgroße Unternehmen sind mit 3                 Die zweithäufigste genannte Stufe seitens der be-
durchgeführten Interviews am wenigsten vertre-                  fragten Ansprechpartner ist die interaktive eBusi-
ten. Insgesamt erfüllen somit 17 Unternehmen                    ness-Nutzung (Stufe 4). So werden zumindest E-
nach Mitarbeiteranzahl die Definition von KMU.                  Mails für die Geschäftskommunikation genutzt.
                                                                Weitere Unternehmen befinden sich der eigenen
             Anzahl von Mitarbeiterzahlkategorie
                                                                Aussage nach in Stufe 6, der plattform-basierten
                                                                transaktiven eBusiness-Nutzung (Stufe 6). Hierbei
      1-10
                                                                werden beispielsweise elektronische Dokumente
     11-50                                                      mit anderen Unternehmen ausgetauscht, so zum
    51-250                                                      Beispiel mithilfe von Middleware.
     >250                                                       Die restlichen Unternehmen gaben an, über eine
             0             2       4       6       8       10   transaktive eBusiness-Nutzung, welche den Ein-
                                                                und Verkauf von Produkten und Dienstleistungen
             Abbildung 2: Unternehmensklassifizierung           mithilfe von Webshops oder elektronischen Markt-
                                                                plätzen sowie das Vorhandensein eines Kunden-
4        eReadiness der befragten Unternehmen                   service bezeichnet.

Nachfolgend wird die eReadiness der befragten
Unternehmen ausführlich beleuchtet. Dabei wer-                  4.2        Bewusstsein
den die beschriebenen Perspektiven, Bewusstsein,
Ressourcen, Engagement und Unternehmensfüh-                     Generell ist es wichtig, dass sich Unternehmen der
rung betrachtet und eingeordnet. Zunächst wird                  Chancen, aber auch der Risiken von eBusiness-Ak-
allerdings die eBusiness-Nutzung der Unterneh-                  tivitäten bewusst sind. Erst durch das Bewusstsein
men generell beschrieben.                                       können Unternehmen Chancen richtig einordnen
                                                                und Risiken abwägen, um fundierte Entscheidun-
                                                                gen       hinsichtlich     der      Nutzung   von

4
Informationssystemen zu treffen. Hierbei sind den                                           Veränderungen reagieren zu können; so können
meisten Unternehmen diese Risiken und Chancen                                               neue Lösungen, welche einen Wettbewerbsvorteil
bewusst: Ein Großteil der Unternehmen gab an,                                               versprechen, schneller adaptiert werden und das
sich der Chancen und Risiken der eBusiness-Nut-                                             Unternehmen generell wettbewerbsfähig bleiben.
zung bewusst zu sein. Nicht nur dieser generellen                                           Da durch den Einsatz von eBusiness-Lösungen ge-
Aussage wurde zugestimmt, auch spezifischeres                                               nerell auch die Organisation an sich verändert
Bewusstsein, beispielsweise die Kenntnis von Lö-                                            wird, ist eine gewisse Flexibilität der Unternehmen
sungen, besitzen die meisten Unternehmen laut                                               unerlässlich. Auch diesem Faktor stimmen die Un-
eigener Aussage. Zusätzlich wissen die Unterneh-                                            ternehmen generell zu. Analog beführworten Un-
men, welchen Einfluss eBusiness-Aktivitäten auf                                             ternehmen auch der Aussage zu, dass in der Orga-
die Zukunft haben könnten.                                                                  nisation ein offener Umgang mit Fehlern herrscht
                                                                                            sowie dass die Unternehmen eine offene Kommu-
Auch hier zeigen sich allerdings Defizite: Viele Un-
                                                                                            nikationskultur pflegen (Informationsteilung).
ternehmen sehen sich bezüglich Ihrer eBusiness-
                                                                                            Beide dieser Faktoren können dazu führen, dass
Aktivitäten im Vergleich zu ihren Partnern und Mit-
                                                                                            Unternehmen leichter eBusiness-Aktivitäten in-
bewerbern im Hintertreffen.
                                                                                            nerhalb der Organisation umsetzen können, da
                                                                                            Lern- und Kommunikationsprozesse verbessert
                               Bewusstsein                                                  werden.
          Chancen und Gefahren                                                              Unternehmen können auch direkt durch Mitarbei-
     Möglichkeiten und Chancen
          Nutzung durch Partner
                                                                                            terinitiativen eBusiness-Aktivitäten starten – so ha-
          Kenntnis von Lösungen                                                             ben häufig die Mitarbeiter mit Kundenkontakt
             Einfluss auf Zukunft                                                           oder Personen, welche in der Produktion tätig
    Nutzung durch Wettbewerber                                                              sind, ein direkteres Verhältnis zu Problemen oder
           Wettbewerbsnachteil
        Vergleich Wettbewerber
                                                                                            Potentialen innerhalb ihres Tätigkeitsumfelds und
               Vergleich Partner                                                            haben so Ideen oder Ansätze, wie und wo eBusi-
                                    0      1       2       3       4       5       6        enss-Aktivitäten gewinnbringend umgesetzt wer-
                     Mittelwert der Antworten; 1 = keine Zustimmung, 6 = volle Zustimmung
                                                                                            den können. Um diese Prozesse zu fördern und in
                                                                                            einen geordneten Rahmen zu überführen, ist es
    Abbildung 4: Bewusstsein über eBusiness-Aktivitäten                                     hilfreich, diesbezüglich Richtlinien zu definieren.
                                                                                            Die Antworten der Unternehmen sind diesbezüg-
                                                                                            lich gemischt.
4.3        Unternehmensressourcen und -kultur
                                                                                                                Unternehmensressourcen
Unternehmensressourcen für die Umsetzung von
                                                                                                      Offener Umgang MA
eBusiness-Aktivitäten umfassen verschiedene As-
pekte. Unternehmensressourcen werden hierbei                                                         Computernutzung MA

als immaterielle Ressourcen verstanden: So zählt                                                  Flexible Reaktion des UN

eine offene Informationskultur ebenfalls zu diesen                                           Offener Umgang mit Fehlern
Ressourcen. Auch die Erfahrung von Mitarbeitern,                                                       Informationsteilung
quantifiziert durch die Arbeitszeit an Computern                                                  Richtlinien MA-Initiativen
durch die Mitarbeiter, zählt zu diesen Ressourcen.
                                                                                                                               0       1       2       3        4       5       6
Tatsächlich gibt ein Großteil der Unternehmen an,
dass die Mitarbeiter täglich an Computern arbei-                                                                  Mittelwert der Antworten; 1 = keine Zustimmung, 6 = volle Zustimmung

ten, wobei dies selbstverständlich branchenabhän-
gig ist.                                                                                      Abbildung 5: Unternehmensressourcen/Unterneh-
                                                                                                                               menskultur
Auch der offene Umgang von Mitarbeitern unter-
einander kann sich positiv auf den Erfolg und den
Einsatz von eBusiness-Aktivitäten auswirken. Auch
hier zeigen sich die Unternehmen grundsätzlich zu-                                          4.4         Technologische Ressourcen
stimmend.
                                                                                            Zusammen mit den Unternehmensressourcen
Besonders förderlich für den Einsatz von eBusiness                                          stellen auch die technologischen Ressourcen einen
ist die Fähigkeit der Unternehmen, flexibel auf                                             wichtigen Faktor für die erfolgreiche Einführung

5
und Durchführung von eBusiness-Aktivitäten dar.                                             Belegschaft gemeinsam, auch in Tätigkeiten, die
Da viele eBusiness-Aktivitäten auf dem Austausch                                            nicht direkt der Zielerfüllung der eBusiness-Strate-
von Daten basieren, sind diesbezügliche Erfahrun-                                           gien dient, auf die Vision hinarbeiten. Viele der Un-
gen (Erfahrung mit Netzwerken) ein wichtiger Fak-                                           ternehmen sehen scheinbar nicht die Notwendig-
tor. Die Zustimmung seitens der Unternehmen ist                                             keit, die Mitarbeiter in ihre Strategiefindung mit
hier eher positiv. Überraschend ist, dass der Ein-                                          einzubeziehen, sondern treffen Entscheidungen
druck, eine schnelle Internetverbindung zu besit-                                           auf der Managementebene.
zen, nicht auf eine volle Zustimmung trifft. Hier ist
allerdings hervorzuheben, dass die Definition einer                                                                     Engagement
schnellen Datenübertragungsrate nicht eindeutig
ist, so würden manche Unternehmen nur sehr                                                           Unterstützung durch
                                                                                                      Geschäftsleitung
hohe Datenübertragungsraten von 1Gbit/s als
                                                                                                        Allgemeine Vision
schnell einordnen. Auf eine mäßige Zustimmung
trifft auch die Frage nach den unternehmenseige-                                             Konkrete Strategie vorhanden

nen Ressourcen für die Implementierung von eBu-                                                      Vision in UN bekannt
siness-Aktivitäten.
                                                                                                  Strategie in UN bekannt

                  Technologische Ressourcen                                                                                 0       1       2       3       4       5       6

                                                                                                              Mittelwert der Antworten; 1 = keine Zustimmung, 6 = volle Zustimmung

     Erfahrung mit Netzwerken

            Internetanbindung                                                                 Abbildung 7: Engagement für eBusiness-Aktivitäten
    UN-Ressourcen für Implem.

                                0        1       2        3       4        5       6
                                                                                            4.6      Unternehmensführung
                     Mittelwert der Antworten; 1 = keine Zustimmung, 6 = volle Zustimmung

                                                                                            Die Unternehmensführung kann, wie bereits auf-
            Abbildung 6: Technologische Aktivitäten                                         geführt, einen großen Einfluss auf die Erfolgschan-
                                                                                            cen von eBusiness-Aktivitäten haben. Die Unter-
                                                                                            nehmensführung kann eine Vielzahl von Maßnah-
4.5         Engagement                                                                      men treffen und das eigene Unternehmen so aus-
                                                                                            richten, dass eine gute Grundlage für die Durch-
Der Erfolg von eBusiness-Aktivitäten hängt maß-                                             führung von eBusiness-Aktivitäten geschaffen
geblich durch die das Engagement der Geschäfts-                                             wird. Hierzu zählt die klare Definition von Rollen
leitung ab. Die meisten Unternehmen stimmen der                                             und Verantwortlichkeiten für eBusiness-Aktivitä-
Aussage zu, dass sich die Unternehmensführung                                               ten. Diese tragen zu einem Verantwortungsbe-
für die Implementierung von eBusiness-Lösungen                                              wusstsein und einer konkreten Zuständigkeit bei,
einsetzt. Die Geschäftsleitung kann ihr Engage-                                             welche wiederum zu einer erhöhten Erfolgschance
ment unter anderem durch die Festschreibung ei-                                             für eBusiness-Aktivitäten führt. Die befragten Un-
ner Vision für eBusiness-Aktivitäten manifestieren.                                         ternehmen stimmten insgesamt zu, dass dies in-
Diese unterstreicht die Ambitionen des Unterneh-                                            nerhalb ihrer Organisation der Fall ist.
mens, eBusiness-Aktivitäten umzusetzen und ei-
                                                                                            Verantwortlichkeiten können insbesondere durch
nen langfristigen Plan bezüglich dieser zu haben.
                                                                                            Entscheidungszuständigkeiten festgelegt werden.
Diese Vision wird letztendlich durch die Strategie
                                                                                            Die klare Zuweisung von Verantwortlichen auf Ent-
konkretisiert, in der konkrete Maßnahmen, wie die
                                                                                            scheidungsfindungsprozesse trägt zu einem gerad-
Einführung eines eShops oder eines ERP-Systems,
                                                                                            linigerem und effizienterem Entscheidungsprozess
verankert sind. Grundsätzlich stimmen die Unter-
                                                                                            bei. Ein Gros der Unternehmen hat diese Notwen-
nehmen eher der Aussage zu, dass sie eine Vision
                                                                                            digkeit erkannt und dementsprechend angegeben,
besitzen. Dennoch haben viele dieser Unterneh-
                                                                                            über klare Zuständigkeiten hinsichtlich dieses Pro-
men diese Vision noch nicht in eine konkrete Stra-
                                                                                            zesses zu verfügen.
tegie übersetzt. Auf eine noch geringere Zustim-
mung treffen die Aussagen, dass die Vision bzw.                                             Gleichzeitig kann die Unternehmensführung durch
die Strategie innerhalb des Unternehmens be-                                                das Analysieren der Auswirkungen der eigenen e-
kannt ist. Diese Vermittlung besitzt allerdings ei-                                         Business-Aktivitäten auf des Unternehmensum-
nen hohen Stellenwert, denn so kann die                                                     felds, bestehend aus Lieferanten und Kunden,

6
bessere Entscheidungen treffen. Viele Unterneh-                                             dem Wort eReadiness nicht ausreichend Rechnung
men gaben an, dies bereits zu tun, allerdings fiel                                          trägt. Vielmehr werden unter dem Begriff alle Fak-
die Zustimmung insgesamt eher durchschnittlich                                              toren beinhaltet, welche die Implementierung und
aus.                                                                                        Nutzung von eBusiness-Anwendungen begünsti-
                                                                                            gen. Es stellt somit ein Gesamtbild über das
Enorm wichtig für die Erfolgschancen aller Verän-
                                                                                            Kernthema dieses Berichts dar. Interessant ist hier-
derungen im Unternehmen ist das sog. Change-
                                                                                            bei insbesondere, dass die Unternehmen im
Management, welches die Veränderungen im Un-
                                                                                            Durchschnitt ihre eigene eReadiness höher einstu-
ternehmen, angestoßen durch die Einführung
                                                                                            fen als die ihrer Wettbewerber oder Partnerunter-
neuer Systeme, koordiniert. Ein dedizierter Pro-
                                                                                            nehmen, wenn auch nur marginal. Grundsätzlich
zess für das Change-Management ist dabei essen-
                                                                                            lässt sich aber eine Zustimmung für alle drei Aus-
tiell, sodass das Unternehmen Veränderungen an-
                                                                                            sagen feststellen.
tizipieren kann. Hierbei fiel die Zustimmung eher
mittelmäßig aus, was wohl auch auf die Unterneh-
mensgröße zurückzuführen ist. Viele Manager se-                                                                     eBusiness-Readiness
hen aufgrund einer geringen Unternehmensgröße
wohl nicht den Bedarf, ein dediziertes Change-Ma-                                                   Eigenes UN ist bereit

nagement durchführen zu müssen. Gleichzeitig be-                                                      Partner sind bereit
ansprucht ein dedizierter Change-Management-
Prozess ein hohes Maß an Ressourcen, welche klei-                                            Wettbewerber sind bereit

nere Unternehmen unter Umständen nicht auf-                                                                                 0        1       2         3       4       5        6
bringen können.
                                                                                                                  Mittelwert der Antworten; 1 = keine Zustimmung, 6 = volle Zustimmung

Auch das Definieren klarer Metriken bzw. Kenn-
zahlen zur Beurteilung des Erfolgs von eBusiness-                                            Abbildung 9: eBusiness-Readiness der Unternehmen
Aktivitäten ist wichtig zur Steuerung und führt
letztendlich zu einer Organisationskultur, welche
dynamisch auf Erfolge und Misserfolge reagieren                                             4.8        Unterstützende Faktoren
kann. Unternehmen stimmen der Aussage, über
eben diese Kennzahlen zu verfügen, eher weniger                                             Die erfolgreiche Nutzung von eBusiness-Anwen-
zu.                                                                                         dungen ist von einer Reihe unterstützender Fakto-
                                                                                            ren abhängig – die Wichtigkeit der Verfügbarkeit
                     Unternehmensführung                                                    eines funktionsfähigen, zuverlässigen Internetzu-
                                                                                            gangs oder der Zugang zu IT-Dienstleistern stellen
                  Rollen definiert                                                          wichtige Faktoren dar, wie eBusiness für Unter-
                                                                                            nehmen nutzbar gemacht werden kann. Im Allge-
    Entscheidungsfindungsprozesse
                                                                                            meinen wird hier eher zugestimmt, dass die unter-
          Analyse von Änderungen                                                            stützenden Faktoren vorhanden sind – insbeson-
             Change Management
                                                                                            dere die Telekommunikationsinfrastruktur wird als
                                                                                            zuverlässig und effizient beschrieben.
                      Kennzahlen

                                     0       1      2       3       4       5      6                            Unterstützende Faktoren
                     Mittelwert der Antworten; 1 = keine Zustimmung, 6 = volle Zustimmung
                                                                                             Telekommunikations-Infrastruktur

Abbildung 8: Maßnahmen seitens der Unternehmens-                                                  Geschäftl./finanz. Infrastruktur

                                     führung                                                         Sicherheitsdienstleistungen

                                                                                                       Informationen zugänglich

                                                                                                                  IT-Dienstleister
4.7         eBusiness Readiness                                                                   Alleine gelassen bei Umsetzung

                                                                                                                                     0      1      2       3       4       5    6
Die eBusiness-Readiness, wörtlich übersetzt eBusi-
                                                                                                                  Mittelwert der Antworten; 1 = keine Zustimmung, 6 = volle Zustimmung
ness Bereitschaft, spiegelt wider, inwiefern man
damit rechnet, bereit für eBusiness zu sein, obwohl
                                                                                            Abbildung 10: Unterstützende Faktoren für eBusiness-
der Begriff Bereitschaft in diesem Zusammenhang
                                                                                                                                Aktivitäten

7
Weniger Zustimmung finden analoge Aussagen zu                             Während Dienstleistungs- und Handelsunterneh-
der technologischen Infrastruktur oder der IT-                            men nahezu durchgängig mindestens eine platt-
Dienstleister. Weiterhin geben Unternehmen eher                           form-basierte eBusiness-Nutzung vorweisen, sind
weniger an, über genügen Informationen zu den e-                          Produktions- und Landwirtschaftsunternehmen
Business-Möglichkeiten zu verfügen.                                       tendenziell niedriger eingestuft.
Auch die generelle Unterstützung, ausgedrückt                             Gleichzeitig lässt sich beobachten, dass insbeson-
durch das gefühlt alleine-gelassen-werden der Un-                         dere die technologischen Faktoren einen positiven
ternehmen, spielt hierbei eine entscheidende                              Einfluss auf die eBusiness-Nutzung haben. Ver-
Rolle. Generell sehen die Unternehmen hier aller-                         wunderlich ist dies nicht, da die technologischen
dings keine großen Schwierigkeiten, denn der Aus-                         Ressourcen eine Grundvoraussetzung für die er-
sage, alleine gelassen zu werden, stimmen die Un-                         folgreiche Implementierung von eBusiness darstel-
ternehmen generell eher weniger zu.                                       len.

                                                                                                      eBusiness-Nutzung in Abhängigkeit
4.9          Zusammenhänge                                                                             der technologischen Ressourcen
                                                                                                  8
Erwartungsgemäß sind größere Unternehmen in                                                       7
ihrer Nutzung von eBusiness bereits weiter voran-

                                                                              eBusiness-Nutzung
                                                                                                  6

geschritten als kleinere Unternehmen.                                                             5
                                                                                                  4
                                                                                                  3
             eBusiness-Nutzung in Abhängigkeit                                                    2

                 von Unternehmensgröße                                                            1
                                                                                                  0
                                                                                                      0    1    2      3        4       5   6   7
     >250                                                                                                       Technologische Ressourcen

    51-250
                                                                           Abbildung 13: eBusiness-Nutzung in Abhängigkeit der
     11-50
                                                                                                          technologischen Ressourcen
      1-10
                                                                          Ferner lässt sich ebenfalls beobachten, dass sich
             0         1     2        3       4       5       6       7   das Bewusstsein der Unternehmen über eBusi-
                                                                          ness-Anwendungen positiv auswirkt. Sowohl B3
    Abbildung 11: eBusiness-Nutzung in Abhängigkeit der                   (Chancen und Gefahren, siehe Anhang), B4 als auch
                           Unternehmensgröße                              B5 zeigen hohe positive Korrelationen mit der eBu-
                                                                          siness-Nutzung der Unternehmen. Somit lässt sich
Zusätzlich lässt sich ein branchenabhängiger Trend                        das Bewusstsein über Chancen und Risiken, so-
erkennen.                                                                 wohl allgemein als auch unternehmensspezifisch,
                                                                          sowie das Bewusstsein über potentielle eBusiness-
             eBusiness-Nutzung in Abhängigkeit                            Anwendungen als positive Einflussfaktoren identi-
                       von Branche                                        fizieren.

                 NGO
                                                                          Negative Einflussfaktoren konnten ebenfalls iden-
                                                                          tifiziert werden. So ist es für Unternehmen nicht
    Dienstleistungen                                                      förderlich, wenn sie sich bei der Umsetzung von e-
             Handel
                                                                          Business-Anwendungen allein gelassen fühlen
                                                                          (UB6).
         Produktion
                                                                          5                       Implikationen
     Landwirtschaft

                       0    1     2       3       4       5       6   7   Die Unternehmen sind allgemein in einer guten
                                                                          Verfassung die Herausforderungen der digitalen
    Abbildung 12: eBusiness-Nutzung in Abhängigkeit der                   Welt zu meistern. Insbesondere sind die techni-
                                 Branche                                  schen Voraussetzungen bei den meisten Unter-
                                                                          nehmen vorhanden. Nichtsdestotrotz müssen sich
                                                                          die      Unternehmen        den        internen

8
Herausforderungen stellen – insbesondere Strate-          nur das wahrgenommene Bewusstsein. Viele Fak-
gien und Visionen müssen innerhalb der Unterneh-          toren, deren Wichtigkeit bereits Konsens ist, wie
men klar definiert und kommuniziert werden, da-           das Change-Management, werden dennoch nicht
mit nachhaltige eBusiness-Aktivitäten angestoßen          ausreichend beachtet. Hier müssen spezifische Bil-
und weitergeführt werden können.                          dungsinitiativen angesetzt werden, um die Wis-
                                                          senslücken Seitens der Unternehmen zu schließen
Insbesondere höherer Umsatz sowie geringeres
                                                          und weiter Bewusstsein und Sensibilität zu schaf-
(relatives) finanzielles Risiko trägt dazu bei, dass
                                                          fen. Forschungstransferprojekte wie Individualisie-
größere Unternehmen vermehrt in eBusiness-Akti-
                                                          rung Digital tragen schlussendlich dazu bei, diese
vitäten investieren. Kleinere Unternehmen sehen
                                                          Lücken nachhaltig zu beseitigen und somit die
sich dabei einer höheren relativen initialen Investi-
                                                          eReadiness der Unternehmen zu erhöhen.
tionslast ausgesetzt, wodurch viele kleinere Unter-
nehmen zunächst von ausgiebigen Aktivitäten
fernbleiben und stattdessen lediglich günstigere
Lösungen benutzen. Zusätzlich sind sich manche
Unternehmen unsicher und sehen nicht unbedingt
den direkten Nutzen einer integrierten eBusiness-
Nutzung.
Durch das vermehrte Aufkommen leicht skalierba-
rer ERP-Systeme mit geringerer finanzieller Belas-
tung ist zu erwarten, dass sich der Anteil vollinte-
grierter kleiner Unternehmen erhöhen wird. Sys-
teme wie Salesforce oder weclapp bieten cloudba-
sierte Systeme an, bei denen auf Nutzerbasis abge-
rechnet wird.
Besonderes Augenmerk sollte auch auf die Bran-
chenabhängigkeit fallen: Dienstleistungs- und Han-
delsbetriebe sind deutlich häufiger in eBusiness-
Aktivitäten investiert als andere Branchen wie die
Landwirtschaft. Dies ist zum einen aus der Kunden-
nähe anzuleiten, welche Dienstleistungs- und Han-
delsunternehmen besitzen, und andererseits aus
der Endkundenferne der Produktions- und Land-
wirtschaftsbetriebe. Dennoch ist auch hier anzu-
merken, dass insbesondere diese Branchen ver-
mehrt mit anderen erweiterten Kundenkreisen in
Kontakt treten. Traditionelle Lieferketten, in denen
Landwirte und Produzenten nur einen kleinen Kun-
denkreis bedienen, werden durch agilere Märkte
und zusätzliche Vermarktungspotentiale aufgebro-
chen. So sind in den letzten Jahren vermehrt Di-
rektvermarktungsportale für landwirtschaftliche
Erzeugnisse gegründet worden. Gleichzeitig wird
durch Leuchtturmprojekte aufgezeigt, dass produ-
zierende Unternehmen stark davon profitieren
können, ihren Abnehmerkreis zu vergrößern. Un-
ternehmen aus diesen Branchen müssen vorsichtig
sein, dass sie diesbezüglich nicht ins Hintertreffen
geraten und weiterhin am Zahn der Zeit zu bleiben.
Zuletzt sei auch die Awareness der Unternehmen
genannt. Zwar geben eine Vielzahl der Unterneh-
men an, sich aller Facetten der eBusiness-Nutzung
bewusst zu sein (vgl. Kapitel 4.2), allerdings ist dies

9
Literaturverzeichnis
Maugis, V., Choucri, N., Madnick, S., Siegel, M., Gil-
lett, S., Haghseta, F., Zhu, H. and Best, M. (2004).
GLOBAL E-READINESS – FOR WHAT? Readiness for
e-Banking. Working Paper CISL# 2004-04. Compo-
site Information Systems Laboratory (CISL), Sloan
School of Management, Massachusetts Institute of
Technology Cambridge, MA 02142
Europäische Union (2003): Empfehlung der Kom-
mission vom 6. Mai 2003 betreffend die Definition
der Kleinstunternehmen sowie der kleinen und
mittleren Unternehmen, Amtsblatt der Europäi-
schen Union, L 124, 20. Mai 2003.
Molla, A., & Licker, P. S. (2005). eCommerce adop-
tion in developing countries: a model and instru-
ment. Information & management, 42(6), 877-899.

10
I - Hintergrund
 H1   Was ist Ihre Position innerhalb des Unternehmens?
 H2   Zu welcher Branche gehört Ihr Unternehmen?
 H3   Wie viele Mitarbeiter hat Ihr Unternehmen ungefähr?
 H4   Was ist der durchschnittliche Schulabschluss der Mitarbeiter auf Ihrer Verwaltungsebene?
 H5   Was ist der durchschnittliche Schulabschluss Ihrer übrigen Angestellten?

      II - Zielsetzung und bisherige Aktivitäten
 Z1   Welche Zielsetzung(en) verfolgen Sie hauptsächlich mit Ihren eBusiness*-Aktivitäten?
 Z2   Was haben Sie bislang in diesem Bereich unternommen?
      Gibt es spezielle IT-Systeme oder Software-Lösungen, die Sie einsetzen, welche die eBusiness-Aktivitä-
 Z3   ten unterstützen?

      III - eBusiness-Adaption
      Wählen Sie die Option, welche den eBusiness-Status Ihres Unternehmens am besten beschreibt:
      1     Keinen Anschluss an das Internet, keine E-Mails
      2     Anschluss an das Internet sowie E-Mail-Nutzung. Keine eigene Website.
            Statische eBusiness-Nutzung: Es werden Informationen des Unternehmens via eigener Website
      3     bereitgestellt (ohne Interaktivität).
      4     Interaktive eBusiness-Nutzung: Formale Anfragen und E-Mails der Nutzer werden akzeptiert
            Transaktive eBusiness-Nutzung: Online-Ein- und Verkauf von Produkten und Dienstleistungen in
 A1         eigenem Webshop, über elektronische Marktplätze (z. B. Ebay, Amazon, Mercateo) sowie Kun-
      5     denservice.

            Plattform-basierte transaktive eBusiness-Nutzung: Wir tauschen elektronische Geschäftsdoku-
            mente         mit       bestimmten        Geschäftspartnern       aus,      indem       wir
      6     spezielle Portale oder sogenannte Middle-Ware-Systeme einsetzen.
            Integrierte eBusiness-Nutzung: Wir verfügen über ein oder mehrere zusätzliche Systeme (bei-
            spielsweise              ERP-Systeme                wie             SAP               oder
            CRM-Systeme wie Salesforce), welche Funktionen wie Kunden- und Lieferantenmanagement
            bieten. Dadurch können die meisten Geschäftstransaktionen elektronisch abgeschlossen wer-
      7     den

      IV – Bewusstsein (1-6; 1= keine Zustimmung; 6 = volle Zustimmung)
      Unser     Unternehmen      ist       sich    bewusst,     inwiefern        unsere    Geschäftspartner
 B1   eBusiness-Technologien* nutzen.
      Unser     Unternehmen       ist       sich    bewusst,      inwiefern       unsere     Wettbewerber
 B2   eBusiness-Technologien nutzen.
      Unser Unternehmen nimmt sowohl die Chancen als auch die Gefahren wahr, die eBusiness-Technolo-
 B3   gien mit sich bringen.

11
Wir     kennen     eBusiness-Lösungen,      die     auf    unser       Unternehmen     anwendbar
B4   sind.
     Wir verstehen die Möglichkeiten und Chancen, die eBusiness-Technologien unserem Unternehmen
B5   bieten können.
     Wir       haben       uns       damit       beschäftigt,    inwiefern      eBusiness-Technologien
B6   Einfluss auf die Geschäftsabwicklung in unserer Branche nehmen werden.
     Wir     haben     uns     damit    beschäftigt,    inwiefern   Unternehmen      in   unserer
     Branche, die es verpassen eBusiness-Technologien zu implementieren, einen Wettbewerbsnachteil
B7   hätten.
     Im     Vergleich    zu      unseren      Wettbewerbern       nutzen      wir     deutlich    mehr
B8    eBusiness-Technologien.
     Im    Vergleich    zu      unseren     Geschäftspartnern      nutzen      wir    deutlich    mehr
B9   eBusiness-Technologien

     V – Unternehmensressourcen (1-6; 1= keine Zustimmung; 6 = volle Zustimmung)
    Die meisten Mitarbeiter unseres Unternehmens arbeiten regelmäßig mit Computern für die Erledigung
UR1 ihrer regelmäßigen Aufgaben.
UR2 Unsere Mitarbeiter gehen offen und vertrauensvoll miteinander um.
UR3 In unserem Unternehmen wird eine Kultur der unternehmensweiten Informationsteilung gelebt.
    Unternehmenseigene Richtlinien ermutigen unsere Mitarbeiter bezüglich eBusiness-Themen die Initi-
UR4 ative zu ergreifen.
UR5 Der offene Umgang mit Fehlern ist Teil unserer Unternehmenskultur.
    Unser Unternehmen kann schnell und flexibel auf Änderungen, etwa neue Märkte oder eine verän-
UR6 derte Wettbewerbssituation, reagieren.

     VI - Technologische Ressourcen
    Wir haben genügend Erfahrung mit Anwendungen, welche Daten untereinander, zum Beispiel mithilfe
TR1 von Netzwerken, austauschen.
TR2 Wir haben genügend Unternehmensressourcen um eBusiness-Technologien zu implementieren.
TR3 Wir haben eine Internetanbindung mit hoher Bandbreite / Datenübertragungsrate.

     VII – Engagement (1-6; 1= keine Zustimmung; 6 = volle Zustimmung)
E1   Unser Unternehmen besitzt eine allgemeine Vision von eBusiness.
E2   Unser Unternehmen hat eine konkrete Strategie zur Umsetzung eBusiness-Aktivitäten.
     Unsere allgemeine Vision von eBusiness-Aktivitäten ist im ganzen Unternehmen bekannt und verstan-
E3   den.
     Unsere konkrete Strategie von eBusiness-Aktivitäten ist im ganzen Unternehmen bekannt und verstan-
E4   den.
     Die Geschäftsleitung setzt sich für die Umsetzung unserer eBusiness-Aktivitäten und ihrer Implemen-
E5   tierung ein.

12
VIII – Unternehmensführung (1-6; 1= keine Zustimmung; 6 = volle Zustimmung)
UF1 Für jede eBusiness-Aktivität sind klare Rollen und Verantwortlichkeiten definiert.
    Ein Verantwortlicher, welcher für den Entscheidungsfindungsprozess zuständig ist, ist jeder eBusiness-
UF2 Aktivität klar zugeteilt.
    Wir analysieren sorgfältig, welche Änderungen – infolge der eBusiness-Implementierung – unser Un-
UF3 ternehmen, unsere Lieferanten und Partner sowie unsere Kunden betreffen können.
    Wir folgen einem systematischen Prozess, der das Change-Management unterstützt, welches infolge
UF4 einer eBusiness-Implementierung notwendig werden kann.
    Wir haben klar definierte Metriken und Kennzahlen, um den Einfluss von eBusiness-Aktivitäten bewer-
UF5 ten zu können.

      IX - eBusiness-Readiness (1-6; 1= keine Zustimmung; 6 = volle Zustimmung)
    Wir sind der Meinung, dass unsere Wettbewerber bereit für eine digitale Geschäftsabwicklung, bei-
ER1 spielsweise via Internet, sind.
    Wir sind der Meinung, dass unsere Geschäftspartner bereit für eine digitale Geschäftsabwicklung, bei-
ER2 spielsweise via Internet, sind.
ER3 Wir sind bereit für eine digitale Geschäftsabwicklung, beispielsweise via Internet.

      X - Unterstützende Branchen/Industrien, eBusiness Standards (1-6; 1= keine Zustimmung; 6 = volle
      Zustimmung)
    Die Telekommunikations-Infrastruktur ist zuverlässig und effizient genug, um eBusiness zu unterstüt-
UB1 zen.
    Die technologische Infrastruktur von geschäftlichen und finanziellen Institutionen ist dazu in der Lage,
UB2 eBusiness-Transaktionen zu unterstützen.
    Wir haben das Gefühl, dass IT-Dienstleister uns eine erschwingliche und effiziente Unterstützung bie-
UB3 ten, um uns eine digitale Geschäftsabwicklung zu ermöglichen.
    Wir haben das Gefühl, dass die Informationen, welche Möglichkeiten unser Unternehmen durch eBu-
UB4 siness hätte, aktuell, verständlich und einfach verfügbar sind.
    Dienstleistungen bezüglich der Sicherung von elektronischen Transaktionen sind leicht verfügbar und
UB5 erschwinglich.
UB6 Wir haben das Gefühl, bei der Umsetzung von eBusiness-Technologien alleine gelassen zu werden.

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Das Projekt “Individualisierung digital”

Die digitale Produktvermarktung im Internet bietet
eine Vergrößerung des Vertriebsgebiets, auch und
insbesondere aus strukturschwachen (und dünn
besiedelten) Regionen heraus. Zudem erlaubt die
Digitalisierung eine individuelle, skalierbare Wa-
renvermarktung losgelöst von Öffnungszeiten und
der Verfügbarkeit von beratenden Ansprechpart-
nern und es lassen sich darüber hinaus Zusatz-
dienst-leistungen und kundenindividuelle Pro-
dukte vermarkten und entwickeln. Nach Progno-
sen des Handelsverband Deutschlands (HDE) und
des Bundesverband E-Commerce und Versand-
handel Deutschlands (bevh) hat sich aus diesem
Grund der deutsche E-Commerce-Umsatz mit
etwa 50 Milliarden Euro im Jahr 2016 seit der Jahr-
tausendwende nahezu verfünfzigfacht. In einigen
Handelsbranchen hat aus den vorab genannten
Gründen der Online-Handel den stationären Han-
del bereits überholt. Bei Unternehmen wie
mymüsli.de, mein-spiel.de oder myspiegel.de kön-
nen über die Webseite individuelle Maße und
Wünsche hinterlegt werden, die digital in die Pro-
duktion einfließen. Neben den großen Unterneh-
men haben sich auch zahlreiche Nischenanbieter
etabliert. Auch unterhalb dieser Umsätze finden
sich viele Beispiele für erfolgreiche digitale Ge-
schäftsmodelle, u. a. auch aus strukturschwachen
Regionen.
Viele Unternehmen unterschätzen nach wie vor
das Potenzial der digitalen Produkt- oder Dienst-
leistungsvermarktung, oder sie bauen gerade ihr
Wissen für ein erfolgreiches E-Commerce-Angebot
aus. Um bei der rasanten Entwicklung im E-Com-
merce mithalten zu kön-nen, bedarf es gegenseiti-
ger Lern- und Entscheidungsprozesse an zahlrei-
chen Schnittstellen der Produktion und des E-Com-
merce. Mit dem Projekt Individualisierung digital
sollen Unternehmen in Unterfranken durch For-
schungstransfer beim Erwerb von E-Commerce-
Expertise unterstützt werden. Das Wissen zur Ent-
wicklung möglicher Produkte (z. B. einer App zur
Kundeninteraktion) kann ebenso dazu gehören.
Die am Projekt beteiligten Forschungsgruppen
wollen dazu in intensiven Workshops und Webina-
ren mit den beteiligten und weiteren Unterneh-
men digitale Erfolgsfaktoren für die produzierende
Industrie im strukturschwachen Raum herausar-
beiten und auch Wissen für spezielle digitale Pro-
dukte entwickeln.

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Impressum
Die vorliegende Studie wurde durchgeführt von:
Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Lehrstuhl für BWL und Wirtschaftsinformatik
Prof. Dr. Axel Winkelmann
Josef-Stangl-Platz 2
97070 Würzburg
https://www.wiwi.uni-wuerzburg.de/lehrstuhl/wi-
inf2/

Autoren und Ansprechpartner

Laurell Popp, M. Sc.
laurell.popp@uni-wuerzburg.de
+49 931 31 86655
Prof. Dr. Axel Winkelmann
axel.winkelmann@uni-wuerzburg.de
+49 931 31 89640

Diese Studie wurde aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und mit Mitteln
des Freistaats Bayern kofinanziert.

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