Erfahrungsbericht des Praktikums im DVV International in Tbilisi, Georgien
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Erfahrungsbericht des Praktikums im DVV International in Tbilisi, Georgien Zum Zeitraum: der ursprüngliche Zeitraum war vom 10.02.2020-10.04.2020 angedacht, doch durch die Situation mit COVID-19 wurde das Praktikum frühzeitig am 18.03.2020 beendet. Nichtsdestotrotz konnte ich in dieser Zeit viele interessante Erfahrungen sammeln, die ich teilen möchte. Folgende Punkte werden in diesem Erfahrungsbericht abgedeckt: 1. Formalitäten vor Abreise (Versicherungen, Visum etc.) 2. Anreise und Unterkunft 3. Studium/Sprachkurs (Angebot, Studienbedingungen, Anerkennung etc.) 4. Integration an der Hochschule, Land und Leute 5. Gesamteindruck: Wie beurteilen Sie die Erfahrung? Hat es Ihnen gefallen? https://www.uni-wuerzburg.de/index.php?id=220439&no_cache=1 1 Formalitäten vor der Abreise Dieses Praktikum wird von der Professur für Erwachsenenbildung angeboten. Auf der Seite der Professur gibt es die Ausschreibung des Praktikums, die man sich vorher durchlesen sollte, um zu wissen, ob das Praktikum für einen infrage kommt oder nicht. Daraufhin habe ich mich mit Monika Staab, die Zuständige für dieses Praktikum, in Verbindung gesetzt und gesagt, dass ich das Praktikum gerne absolvieren möchte. Da es ein Erasmus+ Praktikum ist, muss vor dem Antritt des Praktikums ein Learning Agreement und dann ein Grant Agreement erstellt und von allen Parteien unterschrieben werden. Das ist auch wichtig, um die Förderung zu erhalten. Vor der Abreise habe ich mich nur um den Flug gekümmert. Ich habe damals nur einen Hinflug gebucht und keinen Rückflug. Georgien ist nicht Teil der EU, sprich bei der Einreise muss der Reisepass vorgezeigt werden. Mit dem deutschen Reisepass kann man sich bis zu 180 Tagen in Georgien aufhalten. Vor der Abreise muss man als deutsche*r Staatsbürger*in also kein Visum beantragen. 1
Eine Auslandsversicherung habe ich nicht abgeschlossen. Am besten ist es, sich bei der eigenen Krankenkasse zu informieren und im Internet verschiedene Angebote zu vergleichen und sich dann eine machen. 2 Anreise und Unterkunft Da die Praktikumsstelle in Tbilisi ist, macht es natürlich Sinn auch in Tbilisi anzukommen. Ich bin von Frankfurt aus geflogen und hatte einen Zwischenhalt in Athen. Ich habe vorher schon Kontakt aufgenommen mit Lali Santeladze (Standortleiterin des DVV International Project Office in Tbilisi). Sie erfragt die Ankunftszeit in Tbilisi, damit am Flughafen Avto, der Fahrer des DVV einen abholt. Er hat ein Schild mit der Aufschrift „DVV International“ dabei, sodass man ihn einfach findet. Um die Unterkunft muss man sich selbst drum kümmern, da hilft das International Office nicht und die Praktikumsstelle auch nicht. Das ist aber in keiner Weise ein Problem, ich habe ganz klassisch ein Airbnb gebucht, Angebote gibt es dort genügend. 3 Praktikum Am ersten Tag holt Avto einen ab und am Ende haben wir zusammen die Transportmittel genutzt, damit ich ab dem zweiten Tag alleine zur Arbeit fahren kann. Das Praktikum klingt schon in der Ausschreibung sehr interessant. Die Aufgaben werden im Learning Agreement von Lali noch spezifiziert. Meine Aufgaben waren: • Besuche der Erwachsenenbildungszentren in Georgien • Komparative Analysen der Erwachsenenbildung und Strategien in Europa und Georgien (im legislativen Bereich), ggf. Vorschläge • Verfassen von Artikeln über die Arbeit des DVV International Georgia und seine Standorte • Publikation auf der Website und soziale Medien für mehr PR • Erfolgsgeschichten/ Projektaktivitäten: Wie hat Erwachsenenbildung das Leben der Teilnehmer*innen verändert? • Präsentationen halten über Tanzkultur in Deutschland in fünf Jugendgruppen und Frauengruppen 2
Einige davon standen nicht im Learning Agreement und entwickelten sich im Laufe des Praktikums, wenn Lali einen mehr kennenlernt und man sich mit den eigenen Interessen im Praktikum einbringt. Die Sprache im Büro ist hauptsächlich georgisch, wenn meine Kolleg*innen aber mit mir gesprochen haben, unterhielt man sich auf Englisch. Drei der Kolleginnen sprechen fließendes Deutsch und Maja Avramovska, die Regionalleiterin Kaukasus, Türkei und Südosteuropa, hat auch ein Büro bei uns und spricht fließendes Deutsch. Vor dem Praktikumsbeginn muss das Praktikum jedoch anerkannt werden. Das ist kein Problem, weil es ja von der Professur angeboten wird. Man muss dieses Praktikum in der Praktikumsdatenbank eintragen und warten, bis es Frau Geisler anerkennt. Trotz der Pandemie wodurch mein Praktikum ein frühzeitiges Ende fand, konnte ich mein Praktikum anerkennen lassen. Eine Sache die mir als Deutsche schwerfiel, war die Tatsache, dass die Arbeit um 11 Uhr anfängt und man das Büro dementsprechend um 18 Uhr verlässt. Im Learning Agreement muss die Wochenstundenanzahl von 40 stehen, aber Lali möchte, dass man von 11 bis 18 Uhr im Büro ist. Selten wird also 40 Stunden die Woche gearbeitet. Ich bin von Deutschland gewohnt morgens produktiver zu arbeiten und da der Arbeitstag in Deutschland immer um 8 Uhr beginnt, merkte ich in Georgien, wie meine Konzentration gegen Nachmittag/ Abend hin nachließ. Das änderte sich aber nach ein paar Wochen. Eine weitere Kleinigkeit, die zu beachten ist: das Büro hat keinen extra PC für Praktikant*innen, man muss den eigenen Laptop mit in die Arbeit nehmen. 4 Integration in der Institution, Land, Leute Ich konnte kein georgisch, was in meinem Praktikum kein Hindernis war. Ich hatte immer eine hilfsbereite Person (Marika), die alles sehr gut übersetzen konnte. Alle anderen haben sich auch bemüht, mir fast immer alles zu übersetzen. In der restlichen Zeit, die ich nicht im Büro verbracht habe, war die Sprache ein kleines Problem. Viele konnten kein Englisch sprechen, sei es im Supermarkt oder in der Marschrutka (post-sowjetische Minibusse). Ich habe mir aber eine SIM-Karte gekauft und konnte schnell einige Wörter mit Google-Übersetzer suchen, um mein Anliegen verständlich zu machen. Neben georgisch können viele Georgier*innen auch russisch. 3
Tbilisi ist eine sehr lebendige und schöne Stadt. Sie hat eine große und interessante Altstadt und schöne Ecken, sowie zahlreiche Bars, Cafés und Restaurants. Als Vegetarierin hatte ich in Georgien auch viele Essensoptionen. Das Leben in Georgien ist günstig, die Lebenserhaltungskosten niedriger als in Deutschland. Die Vergütung von dem Stipendium von Erasmus+ reicht auf jeden Fall aus. Ich war zu einem Zeitpunkt dort, wo es keine Tourist*innen gab (bis auf wenige russische Tourist*innen) und konnte das Land und die Kultur genießen. Wie schon erwähnt, können wenige Georgier*innen English sprechen, in den touristischen Ecken sowie Lokale findet sich immer jemand, der Englisch spricht. Ich wusste vorher nicht viel über die sehenswürdigen Orte Georgiens und habe erst im Land gesehen, welche Schätze es zu bieten hat: an Klöstern, Ruinen, Burgen, Schlössern, Museen usw. hat es viel zu bieten, in Kakheti kann man sehr gut Wein verkosten und Svaneti und zahlreiche weitere Nationalparks eigenen sich super zum Wandern. Ein Besuch zum Schwarzen Meer ist auch nicht weit entfernt. Da Tbilisi die Hauptstadt ist, sind natürlich die Anbindungen zu den anderen Städten in Georgien sehr gut. Da es auch ein sehr kleines Land ist, lohnen sich auf jeden Fall Wochenendtrips. 5 Gesamteindruck Im Großen und Ganzen kann ich dieses Praktikum sehr empfehlen. Ich konnte in dieser kurzen Zeit sehr viel lernen und alle meine Kolleginnen und Kollegen waren sehr freundlich zu mir und haben mir eine schöne Zeit beschert. Es herrschte eine sehr familiäre Atmosphäre und man merkte, dass sich alle auch privat sehr gut verstanden. Es wurde immer zusammen zu Mittag gegessen und sich unterhalten. Sehr schön finde ich, wie alle mit Herz und Blut bei ihrer Arbeit sind. Ich konnte von allen sehr viel lernen. Lali war als Direktorin und als Verantwortliche für das Praktikum sehr freundlich und immer darauf bedacht, dass man sich wohlfühlt. Obwohl das Praktikum frühzeitig zu Ende ging, haben sich Lali, Maja und meine Kolleg*innen auch außerhalb des Praktikums um mich gekümmert und immer wieder gefragt, ob es mir gut ging und ob ich etwas brauche. Das Praktikum ist sehr interessant, wenn man sich das System der Erwachsenenbildung und des Lebenslangen Lernens in einem Land anschauen möchte, wo es nicht so ausgebaut ist, wie ich Deutschland und es auch ganz andere „Hindernisse“ gibt, die zu bewältigen sind. 4
Ungefähr die Hälfte der Aufgaben aus dem Learning Agreement waren wegen der Pandemie nicht mehr realisierbar, aber das was getan werden konnte, hat sehr Spaß gemacht und ich bin mir sicher, dass es beim Rest auch so gewesen wäre. Ich bin sehr dankbar für die Zeit und die Erfahrungen, die mir im Praktikum ermöglicht wurden und kann es wirklich nur empfehlen. 5
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