ERFAHRUNGSBERICHT FH JOANNEUM

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ERFAHRUNGSBERICHT FH JOANNEUM
ERFAHRUNGSBERICHT
FH JOANNEUM

      ERASMUS-Semester
      FH JOANNEUM Graz, Österreich
      Informationsdesign 2 / 4

      Sommersemester 2014
      17.02.2014 – 27.06.2014

      Jonas Heilgeist
      kontakt@jonasheilgeist.de
      www.jonasheilgeist.de

      Hochschule für Gestaltung
      Schwäbisch Gmünd
      Kommunikationsgestaltung 6
      Studienziel Bachelor of Arts
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GUTE                                                             der Vorbereitung und zu Beginn meines Aufenthalts in
                                                                 Graz erhielt ich von meinem Buddy vor Ort. Eine

VORBEREITUNG
                                                                 Studentin der FH Joanneum bereitete die Anmeldung
                                                                 bei der Stadt bis zum letzten Schritt vor, kümmerte
                                                                 sich um die Schlüsselübergabe der Unterkunft und

IST ALLES
                                                                 gab mir allgemeine Hinweise vor der Überquerung der
                                                                 Alpen. Am Grazer Hauptbahnhof nahm sie meine
                                                                 zwei Kommilitonen von der HfG und mich in Empfang
                                                                 und half uns beim Einleben.
                                                                     Die Anreise selber gestaltete sich recht günstig und
                                                                 angenehm: ein über die ÖBB gebuchter Eurocity,
                                                                 der als Direktzug von Stuttgart nach Graz zweimal täg-
      Nachdem ich kurz vor knapp von meinem geplanten            lich verkehrt, brachte uns in gut acht Stunden über
      beziehungsweise von der HfG zugeteilten Ziel des Aus-      die Alpen. Bucht man diese Fahrt früh genug, kann man
      landssemesters eine Absage erhalten hatte, hieß            für weniger als 40 Euro mit der „ÖBB -Sparschiene“
      es schnell handeln – vorausgesetzt, ich wollte mir einen   die gut 650 Kilometer lange Strecke hinter sich bringen.
      Auslandsaufenthalt nicht entgehen lassen. Und das
      wollte ich natürlich nicht!
         Schließlich erreichte ich das, was ich von Beginn des
      Auswahlverfahrens an der HfG als Erstwahl angepeilt
      hatte: ein Semester im Studiengang Informationsdesign
      an der Fachhochschule Joanneum in Graz in der
      Steiermark. Dank des raschen Handelns unserer interna-
      tionalen Koordinatorin traf meine Bewerbung,
      die ursprünglich auf einen Studienplatz in England zu-
      geschnitten war, noch rechtzeitig in Österreich ein
      und ich wurde angenommen – obwohl zu diesem Zeit-
      punkt bereits zwei weitere HfGler ihre feste Zusage
      in der Tasche hatten. Bei Gesprächen mit Entschei-
      dungsträgern in Graz stellte sich später heraus, dass
      auch dort das HfG-interne Vorauswahlverfahren
      mit Unverständnis betrachtet werden würde. In Graz
      freue man sich immer über Studierende aus Schwäbisch
      Gmünd – egal, ob einer mehr oder weniger.
         Sobald der erste Kontakt mit dem International
      Office der FH Joanneum aufgebaut war, verlief die wei-
      tere Organisation schnell und reibungslos. Die
      sprachlichen und kulturellen Hürden waren erwartungs-
      gemäß gering – beziehungsweise nicht vorhanden.
      Klar strukturierte Unterlagen leiteten das weitere Vor-
      gehen an. So bekam ich den Kontakt zur OeAD,
      die sich um die Unterbringung von internationalen
      Studierenden kümmert und schließlich auch einen der
      letzten Plätze in einem Wohnheim. Bereits von
      Deutschland aus konnte ich mit einer Ansprechpartnerin
      des Studiengangs Informationsdesign Fragen be-
      züglich der Fächerwahl und des Ablaufes des Semesters
      via E-Mail klären. Besonders große Unterstützung bei
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EIN DACH ÜBER
DEM KOPF
& NEUE FREUNDE

      Dank der detaillierten Vorbereitung und vorallem dank     versitäten, Hochschulen und anderer Ausbildungsstätten
      meines Buddies fand ich mich in Graz sehr schnell         ist der Bedarf nach Wohnraum groß. Alle Wohnheime,
      zurecht. Zusätzlich zur bereits genannten Anmeldung bei   die ich im Verlauf des Semester zu Gesicht bekam,
      der Stadt Graz mussten sich Bürger der Europäischen       machten einen überzeugenden Eindruck. Möchte man
      Union auf einem weiteren Amt registrieren. Hierbei        allerdings etwas günstiger wohnen, sollte man auf
      wurde sogar eine Bescheinigung des aktuellen Vermö-       dem privaten Wohnungsmarkt nach einer Unterkunft
      gens eingefordert. Bis ein sehr günstiger Handytarif      suchen oder direkt bei den Wohnheimen anfragen. Die
      und ein Bankkonto eingerichtet waren, mussten hinge-      Vermittlung internationaler Studierender über die
      gen viel weniger Nerven und Zeit aufgewandt werden.       OeAD wird auf den regulären Mietpreis aufgeschlagen.
      In der Summe war es eine harmonische Mischung             Außerdem fällt die Kaution an die OeAD spürbar
      aus österreichischer, deutscher und europäischer Büro-    höher aus, als bei direkter Buchung.
      kratie, die es zu Beginn des Semester zu bewältigen           Der Grazer Nahverkehr ist sehr gut ausgebaut und für

      galt. Wieder etwas für das Leben gelernt.                 internationale Studierende mit circa 70 Euro für vier        In dieser Woche bestand die Möglichkeit, die anderen
         Meine Unterkunft in einem großen Studentenwohn-        Monate erschwinglich. Mit den richtigen Formularen der       90 Studierenden aus 29 Ländern besser kennenzulernen
      heim lag fünf Gehminuten vom Hauptbahnhof und             Stadt und der Hochschule verringert sich dieser Preis        und neue Freundschaften aufzubauen. Im Rahmen
      weitere fünf Fahrminuten mit der Tram von der FH          um 30€. Unterm Strich stehen somit 10€ pro Monat. Die        der Welcome-Week erhielten wir weitere Informationen
      Joanneum, beziehungsweise der Innenstadt in der ent-      Fahrzeiten der Trams enden allerdings gegen Mitter-          und Unterstützungen, damit wir möglichst schnell
      gegengesetzten Richtung, entfernt. Ein kleines Zim-       nacht, was meistens aber kein Problem darstellt, da die      zurecht fanden und uns auf das anstehende Semester
      mer in einer fünfer-WG für knapp 300 Euro pro Monat       Distanzen überschaubar sind. Auch wenn Graz die              fokussieren konnten.
      sollte meine neue Heimat darstellen. Am Ende              zweitgrößte Stadt Österreichs ist, ist sie mit ihren knapp
      verließ ich die Räume nur ungern – was allerdings auch    270 000 Einwohnern nur halb so groß wie Stuttgart.
      an meinen tollen MitbewohnerInnen gelegen hat.               Eine Woche vor Beginn des regulären Semester-
      In Graz gibt es an unterschiedlichen Standorten zahl-     betriebs bot das International Office eine sehr zu emp-
      reiche Wohnheime. Schon auf Grund der vielen Uni-         fehlende Welcome-Week für alle Incomings an.
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AUF ACHSE

      Neben den organisatorischen Aspekten dienten für die
      Incomings die Welcome-Week sowie das Interna-
      tional Office dazu, das Land Österreich besser kennen-
      zulernen und somit die Freizeit zu gestalten.
         Im Verlauf der ersten Woche zählten unter anderem
      eine Stadtführung durch Graz und eine Exkursion
      in eine Schokoladenmanufaktur zu diesen Freizeitaktivi-
      täten. Während des Semester führten eine Ski-
      Ausfahrt auf die Turracher Höhe in den Alpen und eine
      weitere Exkursion in die österreichische Hauptstadt
      Wien.
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ALTE POSTSTRASSE 152

       Der Studiengang Informationsdesign ist an der FH          zu den Zeiten der Vorlesungen anwesend und erreich-
       Joanneum in einem eigenen Gebäude untergebracht.          bar, andere nahmen sich gefühlte Ewigkeiten Zeit,
       Auf dem weitläufigen Campus in Graz waren wir             um auch die letzten Unklarheiten zu beseitigen.
       somit nur mit eng verwandten Fächern aus dem Institut        Häufig war bei den Studierenden zu erkennen, dass
       Design & Kommunikation unter einem Dach. Andere           einerseits handwerkliche Grundlagen, andererseits
       Studienrichtungen wie Informatik, Engineering,            aber auch das Verständnis und die Einstellung gegen-
       Gesundheitsstudien und Management sind in separaten       über Gestaltung in keiner Weise weit ausgeprägt
       Gebäuden zu finden.                                       waren. Bei dieser Aussage ist jedoch zu beachten, dass
          In der Alten Poststraße 152 standen ein großer         ich das zweite beziehungsweise vierte Semester in
       Vorlesungssaal, kleinere Gruppenräume und Fachräume       Graz mit dem sechsten Semester an der HfG vergleiche.
       oder spezielle Medienlabore zur Verfügung. Ein
       geschätztes und genutztes räumliches Highlight stellte
       des Atelier im Dachgeschoss dar. Hier bestand die
       Möglichkeit, sich in Teams zu treffen, Besprechungen
       abzuhalten oder einfach eine Pause zu verbringen.
       Die kleine Küche war dabei sehr willkommen.
          Das Equipment in den Fach- und Medienräumen
       erreicht zwar nicht den Standard und die Ausmaße, die
       wir von der HfG gewohnt sind, trotzdem kamen
       wir damit zurecht oder nutzten unsere privaten Rechner.
       Hingegen setzten die Foto- und Filmausrüstung das
       Niveau weit über das von Schwäbisch Gmünd.
          Bei der Qualität der Dozenten und Mitarbeiter gab
       es ein recht breites Spektrum. Manche waren nur
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BERNSTEIN & WUNDER                                               köpfigen Team gestalteten wir ein Raumkonzept zum
                                                                 Thema Wunder und präsentierten dies in einem
                                                                 Buch. Die Kombination aus der Vorlesung Grundlagen
                                                                 der Unternehmensführung und der Projektarbeit
                                                                 Virtuelle Firmen stellte eine besondere Bereicherung mit
                                                                 einem großen Praxisbezug dar. Zusammen mit
                                                                 vier weiteren Studierenden gründete ich ein Studio für
                                                                 Gestaltung, konzipierte dafür ein Erscheinungsbild,
                                                                 schrieb einen Businessplan und bearbeitet reale
                                                                 Kundenprojekte. Im Fach User-zentriertes Design er-
                                                                 lernten wir an einem Realprojekt Methoden zur
                                                                 Bedarfs-zugeschnittenen Konzeptionierung und Gestal-
      Als ERASMUS-Student an der FH Joanneum hatte ich           tung. Die Formulierung dieser Methoden und Pro-
      die Möglichkeit, aus dem zweiten und vierten Semester      zesse stellte den an der HfG so häufig deklarierten An-
      Kurse zu wählen. Dabei konnte ich fast alles nach          spruch auf dieses Designverständnis für mich zum
      meinen Vorstellungen belegen. Ausgeschlossen waren         ersten Mal nachvollziehbar und überzeugend dar. Diese
      jedoch Lehrveranstaltungen, bei denen Vorkenntnisse        Veranstaltung füllte somit eine große Lücke meines
      nötig waren, die ich in den jeweils vorherigen Semestern   Designverständnisses. Die Lehrveranstaltung Orientie-
      hätte erwerben müssen. Somit war beispielsweise            rungssystem / Dynamische Anzeigen wurde von einem
      die Teilnahme an einem Processing-Kurs unmöglich.          Grazer Architekten betreut und hatte ebenso einen
         Die wichtigsten Gründe, die meine Bewerbung nach        starken Praxisbezug. Mit meinem Projektteam ana-
      Graz ausmachten, sind in der nebenstehenden Auf-           lysierten und erarbeiteten wir einen Optimierungsansatz
      zählung der belegten Fächer zu finden. Das Ziel meines     für das Leitsystem des Landeskrankenhauses in Graz,
      Auslandssemesters war es, etwas fachbezogenes zu           einem der flächenmäßig größten derartigen Einrich-
                                                                 tungen weltweit.                                           Fächerwahl
                                                                                                                            3D-Modeling und 3D-Animation
                                                                                                                            Compositing und Postproduktion
                                                                                                                            Grafische Werkzeuge
                                                                                                                            Orientierungssysteme / Dynamische Anzeigen
                                                                                                                            Projektarbeit Ausstellungen
                                                                                                                            Ausstellungsdidaktik
                                                                                                                            Projektarbeit Virtuelle Firmen
                                                                                                                            User-zentriertes Design
                                                                                                                            Kommunikationsmethoden
                                                                                                                            Grundlagen der Unternehmensführung

      lernen und kein Urlaubssemester in einem exotischen
      Land zu verbringen. Und dies ist mir mit einer Fächer-
      wahl gelungen. Ich konnte einerseits Kenntnisse von der
      HfG ausbauen und vertiefen, andererseits schaute
      ich in bisher fremde Bereiche der Gestaltung oder ver-
      wandten Disziplinen hinein.
         Zu den Highlights gehörte ein Cinema4D-Kurs,
      in dem wir in zwei Wochen mehr lernten, als in einem
      Semester an der HfG. Dieses Fach konnte ich mit
      der Projektarbeit Ausstellungen verbinden, indem ich
      die Zeit beider Fächer in das Modeling und die
      Renderings eines Ergebnisses investierte. In einem fünf-
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VOM KUNSTHAUS AUF
DEN SCHLOSSBERG

      Graz, die Landeshauptstadt der Steiermark, zählt
      zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist seit März 2011 als
      UNESCO City of Design Teil des Creative Cities
      Network. Somit bietet die Stadt am südlichen Alpenrand
      ein breitgefächertes Kulturprogramm an. Zahlreiche
      bekannte Sammlungen und Museen, wie das Kunsthaus
      bilden eine abwechslungsreiche Ausstellungsland-
      schaft. Vom zentral gelegenen Schlossberg aus hat man
      einen fantastischen Blick über die Stadt, durch die
      der Fluss Mur fließt. Ein besonderes Spektakel während
      meines Aufenthalts war das Saison-Opening der öster-
      reichischen Rennstrecke in Spielberg.
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RÉSUMÉ                                                                                                                         FH JOANNEUM Graz
                                                                                                                               www.fh-joanneum.at

                                                                                                                               Blog meines Auslandsaufenthalts
                                                                                                                               www.jonasheilgeist.de/project/graz/html/graz.html

                                                                                                                               Zeitraffervideo
                                                                                                                               www.vimeo.com/92775107

         Zum Abschluss kann ich zusammenfassend sagen, dass        der sie einmal besucht hat – so auch ich!
         jede Mühe sowie meine Hartnäckigkeit bei der Be-             Um meine Erinnerungen an diese unvergessliche Zeit
         werbung und jede anstrengende Anmeldung auf einem         mit interessierten Menschen zu teilen, führte ich im
         der bürokratischen Ämtern sich gelohnt hat – für ein      Verlauf meines Auslandsaufenthalts einen kleinen Blog.
         fantastisches Semester, dass ich in meinen Erinnerungen   Gemeinsam mit meinen zwei Kommilitonen aus
         behalten werde. Jeder sollte die Chance ergreifen         Schwäbisch Gmünd drehte ich zusätzlich ein Zeitraffer-
         und sich auf den Weg an eine fremde Hochschule            video, in dem die markantesten Orte aus Graz fest-
         machen!                                                   gehalten sind. Beides ist unter den hier vermerkten Links
            Meine Erwartungen bezüglich des Erlernens neuer        zu finden.
         Gestaltungsansätze und -methoden hat sich erfüllt.
         In die beiden großen Projektarbeiten und auch manche
         Nebenfächer investierte ich mindestens genauso viel
         Zeit, wie ich sie in Gmünd aufgewandt hätte. Zusammen
         mit tollen österreichischen und internationalen Stu-
         dierenden erarbeitete ich Ergebnisse, die die Dozenten
         und mich sehr zufrieden stellten. Ein gemütliches Se-
         mester, bei dem ich ein fremdes Land kennenlernte, war
         dies gewiss nicht. Das war allerdings auch nicht mein
         Ziel. Da an der FH Joanneum jedoch zahlreiche Studie-
         rende aus anderen Nationen anzutreffen waren,
         blieben so mancher kleine Kulturschock und kulinarische
         Abende trotzdem nicht aus.
            Es wäre schön gewesen, hätte ich die Chance
         bekommen Fächer zu besuchen, bei denen mir die Vor-
         kenntnisse fehlten. Realistischer und vernünftiger war
         es sicherlich, dies nicht zu tun. Am Ende des Semesters
         fanden öffentliche Abschlusspräsentationen statt –
         besucht wurden sie teils nicht einmal von allen Studie-
         renden der jeweiligen Kurse. In diesem Moment
         hat mir die HfG mit der Semesterausstellung sehr ge-
         fehlt. Die Begeisterung gegenüber Design und die
         Arbeitseinstellung war in meinen Projektgruppen hervor-
         ragend. In der Masse war jedoch – primär im
         zweiten Semester – nicht allzu viel davon zu erkennen.
            Die vielfältige Stadt Graz und auch die vielen Bars
         und Kneipen in den engen Gassen wird jeder vermissen,
ERFAHRUNGSBERICHT FH JOANNEUM ERFAHRUNGSBERICHT FH JOANNEUM
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