Universitat de Barcelona, WS 09/10, Psychologie
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Universitat de Barcelona, WS 09/10, Psychologie Barcelona - It was the first time that we met Barcelona - How can I forget The moment that you stepped into the room you took my breath away Barcelona - La música vibró Barcelona - Y ella nos unió And if God is willing we will meet again someday … (Auszug von Queen) Papageiengezwitscher, Palmen, blaues Meer so weit das Auge reicht, ein Häusermeer umgeben von einer Hügelkette. Schon allein dieser Blick, den man von dem Campus der Psychologischen Fakultät genießt, war mein Auslandssemster wert. Es ist die Stadt, für die sich jedes Studium lohnt: Barcelona, Hauptstadt Kataloniens, Metropole der Welt, cosmopolitisch. Vorbereitungen: Unbedingt empfehlen würde ich jedem von euch, sich vor Antritt des Auslandssemsters ausreichende Spanischkenntnisse anzueignen. Vor Beginn des Semesters kann man von der Universitat de Barcelona einen Intensiv- Sprachkurs für Erasmus- Studenten belegen. Durch 3 Jahre Schulspanisch konnte ich zwar die Grundlagen der Sprache, die Wohnungssuche und die erste Zeit an der Uni bergen aber einige Tücken, die man mit besseren Sprachkenntnissen umgehen kann. Vor Antritt des Auslandssemesters schließt man ein Learning- Agreement ab und trifft damit eine Vorauswahl der Kurse, die man aber später ändern kann. Den Erasmus- Studenten wird eine großzügige Eingewöhnungsphase gewährt (ca. 6 Wochen), bevor sie sich verbindlich für bestimmte Kurse anmelden müssen. Praktische Informationen zu dem Kurs- Angebot in Psychologie der Universitat de Barcelona findet man unter http://www.ub.edu/psicologia/consell_estudis/plans_llicenciatura_2009.html. Circa 50% der Kurse werden auf castellano (spanisch) und die anderen 50% auf katalanisch (offizielle Amtssprache von Katalonien) abgehalten. Letztendlich habe ich nur Kurse auf castellano, also spanisch, gewählt. Zwar gab es einige sehr reizvolle Fächer auf katalanisch (z. B. Psychodiagnostik oder Kulturpsychologie), aber der Professor war nicht bereit, uns entgegenzukommen und auf spanisch zu unterrichten. Informationen zur Partnerhochschule: Das Hauptgebäude der Universitat de Barcelona liegt im Herzen Barcelonas und besticht durch seine einzigartigen pseudoromanischen Formen und seine wunderschönen Lichthöfe. Allerdings sind die 18 Fakultäten der Universität über die gesamte Stadt verteilt, am südwestlichen Ende der Stadt liegt die „Zona Universitaria“, wo sich die Naturwissenschaften, Sozialwissenschaften und Wirtschaftswissenschaften befinden. Genau am anderen Ende Richtung „Trinitat Nova“ an der Metrostation „Mundet“ liegt die Psychologische Fakultät. Die Fahrt aus dem Stadtzenrum dauert ca. 20 Minuten. Die Gebäude und der Campus liegen auf einem Berg und der Weg lässt sich entweder durch einen kostenlosen Bus oder steile Treppen zurücklegen. Wenn man den Fußweg wählt, wird man durch Papageien, die wild zwitschernd in den Palmen ihre Nester bauen, belohnt. Auf dem Campus herrscht ein gemütliches Flair, man genießt einen gigantischen Ausblick über die Stadt und auf kleineren Wiesen sitzen immer einige Studenten, die Ihre mitgebrachten „Bocadillos“ (belegte Baguettes) oder ihr Essen aus Tupper- Dosen verzehren.
Das Angebot in der Mensa ist leider etwas begrenzt und die Preise überhöht. Daher ist es unter spanischen Studenten üblich, das mitgebrachte Essen in Mikrowellen, die überall, auch in der Mensa, angeboten werden, aufzuwärmen! Die Bibliothek liegt ebenfalls direkt an dem Campus und ist nach Vorlage des Studenten- Ausweises nutzbar. Dort hat man natürlich auch die Möglichkeit, kostenlos ins Internet zu gehen oder zu kopieren. Akademisches Leben: Anfang Septemper, ca. 2 Wochen vor Uni- Beginn, kann man mit einem Sprachkurs für Erasmus Studenten starten. Für diesen Kurs muss man sich vorher nicht anmelden, man sollte einfach zu dem Einstufungstest, der in meinem Fall am 2. Septemper stattfand, erscheinen. Informationen hierzu findet ihr unter http://www.eh.ub.es/. Nach dem Test wird man einem von 4 Niveaus zugeteilt. Leider sind die Gruppen sehr groß, ca. 25-30 Studenten und somit ist der Lernerfolg eher gering. Der Kurs findet 4 mal wöchentlich statt und dauert 4 Stunden, was mir persönlich viel zu lang war. Mit ca. 110 Euro ist der Kurs recht erschwinglich. Allerdings könnte man den Sprachkurs auch als „Kontaktbörse“, um andere Erasmus- Studenten aus Europa kennenzulernen, sehen. Wesentlich mehr gebracht hat mir jedoch ein privater Sprachkurs, den ich semesterbegleitend gemacht habe: Eine kleine, süße Sprachschule, zentral auf der Rambla gelegen, und von einem netten Ehepaar geführt (Spanish Courses, La Rambla, 85, Pra. 1. a, Tel. 93 317 48 92). Durch individuelle Betreuung (maximal 8 Teilnehmer) sind die Lernfortschritte immens. Zwar bedeutet es einen erheblichen Aufwand neben der Uni täglich Spanisch Hausaufgaben zu machen, aber es hat sich gelohnt! Das Ehepaar Genazzo ist ein Musterbeispiel für das starke Nationalbewusstsein, dem die meisten Katalanen verhaftet sind („Mein Pass ist spanisch, aber mein Herz katalanisch“). Ich liebte den Unterricht bei Teresa und Ricardo. Denn ihre Heimatverbundenheit schloss keineswegs ihre Weltoffenheit, Neugier und Originalität aus. Sie hatten nicht nur Gäste aus alle Welt, sondern hatten auch selbst die ganze Welt bereist. Nicht nur aus den entlegensten Ecken der Welt wussten sie interessante Anekdötchen zu erzählen, sondern auch über berühmte Zeitgenossen fiel ihnen oft etwas Persönliches ein. So hatten sie zum Beispiel auch dem Au- pair von Woody Allen Spanisch beigebracht, das gar nicht so amüsante Geschichten über seinen Arbeitgeber zu berichten wusste. Nach althergebrachter Methode musste die Gruppe zunächst bei Carlos im Takt grammatikalische Deklinationen und Konjugationen im Chor runterbeten. Doch nach diesem Pflichtprogramm kam Teresa zum Zuge und zog uns mit ihrem feurigen Temperament in den Bann. Sie ermunterte uns trotz deutlicher Sprachlücken zu anregenden Diskussionen: Über politische, soziale und gesellschaftliche Themen redeten wir uns in Rage und konnten kein Ende finden. Nach Ankuft in Barcelona sollte man sich jedoch zunächst in der Fakultät für Psychologie bei Sonia Membrives melden und immatrikulieren. Nach Abgabe eines Passbildes, erhält man wenige Tage später seinen temporären Studenten Ausweis. Auch werden einem eine eigene e- mail Adresse und Zugangsdaten zum „Campus Virtual“, vergleichbar mit „Stud. IP“, zugeteilt. Leider fand für uns keine Einführungsveranstaltung statt und man musste sich die Informationen mühsam durch alte Erfahrungsberichte und mit Hilfe von anderen Studenten zusammensuchen. Zwar gab es eine sehr großzügige Willkommensparty für Erasmus- Psychologie- Studenten mit köstlichem Büffet in schönem Ambiente. Doch diese fand merkwürdigerweise erst gegen Mitte des Semesters statt. Die Informationsweitergabe war äußerst unzureichend und gründete sich hauptsächlich auf „Mund zu Mund Propaganda“. Die Betreuung ist somit seitens der Gasthochschule etwas kärglich ausgefallen. Die Kurse finden 2 mal wöchentlich 2 Stunden statt und bringen 6 ECTS Punkte. Ich kann jedem nur raten, sich vorher genau über die Anforderungen der gewählten Kurse zu informieren. Die Quantität der zu erbringenden Leistungen in beispielsweise Rechtspsychologie war mit den Anforderungen desselben Fachs an der Uni Bremen nicht zu vergleichen. 2 mal wöchentlich mussten wir Hausaufgaben abgeben, eine schriftliche
Gruppenarbeit ausarbeiten und 4 einzelne Hausarbeiten im Umfang von 8- 12 Seiten schreiben. Zwar waren die Arbeiten praxisnah und sehr interessant (z.B. Analyse von Gutachten), doch auch äußerst anspruchsvoll und zeitintensiv. Im Vergleich dazu gab es in einem anderen Kurs („Analisis Grupal“) „nur“ eine Gruppenarbeit in Form einer Präsentation und eine Abschlussprüfung, deren Schwierigkeitsgrad im Rahmen lag. Allerdings sollte man sich bei Wahl dieses Kurses nicht wundern, wenn man sich plötzlich im Wald wieder findet und mit verbundenen Augen Bäume, Sträucher und Steine befühlt oder man mit Luftballons und geschlossenen Augen andere Teilnehmer massieren muss. Unterkunft: In Barcelona scheint jeder auf Zimmersuche zu sein. Dementsprechend groß ist aber auch das Angebot. Auf www.loquo.com findet ihr die größte Auswahl für Wohngemeinschaften. Preislich liegt der Wohnungsmarkt wesentlich höher als in Bremen. Die Studentenheime sind jedoch noch teurer und beginnen bei ca. 600 Euro. Ich habe für mein mittelgroßes Zimmer in zentraler Lage 370 Euro bezahlt. Die Lebenshaltungskosten sind mit denen in Deutschland vergleichbar. Bei der Wohnungssuche muss man etwas Geduld beweisen: Fensterlose Räume, Zimmer, aus denen Kakerlaken grüßen oder Wohnungen, in denen es sich nur mit Ohropax aushalten lässt, bilden keine Ausnahme. Auch arbeitet die Müllabfuhr ausnahmslos nachts zwischen 3 und 5 Uhr. In meinem Fall habe ich mich für eine sehr zentrale Lage und ein helles Zimmer entschieden und bin den Kompromiss der starken Lautstärke eingegangen. Am einfachsten findet man ein WG Zimmer mit anderen Erasmus Studenten, von denen es in Barcelona ca. 20.000 gibt. Natürlich ist es sinnvoller in eine spanischsprachige WG zu ziehen, aber dies ist auch dementsprechend schwieriger. Ich habe mich in meiner internationalen 6er WG mit meinen französischen, holländischen und schwedischen Mitbewohnern sehr wohl gefühlt. Einige wichtige Informationen zur Zimmersuche: 1. Die Zimmersuche ist sehr kurzfristig 2. Mietpreise ca: 300- 400 Euro 3. meistens monatliches Barbezahlen der Miete 4. Mietverträge sind die Seltenheit 5. Kaution in Höhe einer Monatsmiete meistens in bar üblich 6. interior bedeutet Zimmer zu oft dunklen, stickigen Hinterhöfen, exterior bedeutet Fenster 7. Kakerlaken und Mäuse, die durchs Zimmer spazieren, sind keine Seltenheit Schönste Stadtteile, die ich empfehlen kann: Exiample: Der Stadtteil liegt im Zentrum Barcelonas und bezaubert durch die wunderschöne Architektur im Stil des Modernisme, der katalanischen Variante des Jugendstils. Fast jedes Haus ist durch seinen Detailreichtum an Keramikkunst, bunten Glasfenstern und individuellen Formen eine Betrachtung wert. Der Hafen und der Stadtstrand „Barceloneta“ lassen sich zu Fuß erreichen und das Angebot an Cafes und Kneipen ist groß. Barri Gotic (Gotisches Viertel): Auch dieses Viertel liegt im Herzen Barcelonas. Es ist der älteste Teil der Stadt und Mittelpunkt bildet die wunderschöne Kathedrale, die von mittelalterlichen Gassen umgeben ist. Der Stadtteil besteht hauptsächlich aus kleinen Gassen, in denen sich viele ursprüngliche Läden, Restaurants und Cafes befinden. Tipp: Jeden Sonntagvormittag findet vor der Kathedrale der Sardana, ein katalanischer Volkstanz, statt! Gracia:
Gracia liegt etwas ausserhalb des Stadtzentrums, allerdings in Richtung der Psychologischen Fakultät und ist ein lebendiges, interessantes Viertel, das unter Studenten sehr beliebt ist. Dass Gracia früher ein Dorf war und erst vor ca. 100 Jahren eingemeindet wurde, spürt man immer noch an seinen kleinen Gassen und seinem ganz eigenen Charakter. Auch hier finden sich unzählige Tapas- Bars (sehr ursprünglich und günstig!), Märkte, Kneipen und Ausgehmöglichkeiten. Öffentliche Verkehrsmittel: Hauptverkehrsmittel ist die Metro, mit der man in Barcelona fast alle Sehenswürdigkeiten erreichen kann. Wenn man im Stadtkern Barcelonas wohnen möchte und an der Psychologischen Fakultät studiert, ist die Metro unerlässlich. Die Grüne Linie fährt direkt zu der Station „Mundet“, von der man nach 10 minütigem Fußmarsch die Fakultät erreicht. Am günstigsten ist ein drei Monatsticket für Studenten, das etwa bei 110 Euro liegt. Eine tolle Alternative zur Fortbewegung innerhalb der Stadt und für Strandbesuche bietet das Bicing- System. Dort kann man sich an verschiedenen Fahrradstationen, die über die ganze Stadt verteilt sind, Fahrräder leihen. Die Anmeldung erfolgt unter www.bicing.com. Formalitäten: Krankenversicherungskarte, Ausweis und Passbild sollte man bei der Immatrikulation vorlegen können. Was das Zimmermieten betrifft, sind die meisten Spanier sehr unkompliziert und die Verträge werden häufig mündlich geschlossen. Wichtig zu wissen ist noch, dass der Erasmus Zuschuss in 2 Raten ausgezahlt wird und die 2. Rate erst gegen Mitte des Semesters eintrifft. Allerdings benötigt man das Geld dringend in den ersten 4 Wochen: Für Kaution, Miete und Sprachkurs sollte man sich ca. 1000 Euro zurücklegen oder leihen, da es seine Zeit dauert, bis man das Erasmus Geld erhält. In meinem Fall betrug der Zuschuss etwas über 900 Euro. Somit waren in etwa die höheren Kosten in Barcelona gedeckt. Fazit: Barcelona besticht durch Schönheit, Kultur und internationales Flair. Schlendert man entlang der Rambla, Barcelonas berühmtesten Prachtboulevard, hört man mit jedem Meter eine andere Sprache. Im katalanischen Volksmund heißt Bar- cel- ona so viel wie Bar, Himmel und Welle. Dieses Lebensgefühl, das diese drei Worte zum Ausdruck bringen, wird in Barcelona gelebt! An Ausgehmöglichkeiten bietet Barcelona alles, was das Herz begehrt: Urige Jazzbars (besonders zu empfehlen die Jazzbar am Plaza Reial, wo jeden Sonntag Abend ein Live- Jazzkonzert ohne Eintritt stattfindet), Cocktailbars, die berühmte Champagneria und natürlich unzählige Discotheken. Ich blicke zurück auf 6 Monate Sonne und blauen Himmel mit insgesamt höchstens 10 Tagen schlechtem Wetter. Bis Oktober bin ich im Meer geschwommen und noch im Dezember und Januar gab es einige Tage, an denen man bei 20 Grad in der Sonne draußen zu Mittag essen konnte. Absolut empfehlenswert: Direkt hinter dem berühmten Markt „La Boqueria“ liegt das Restaurant „RA“, das köstliche 3 Gänge Menüs für 10 Euro anbietet. Die lebenslustige, sympathische, offene, gesellige, temperamentvolle und laute Art der Spanier werde ich vermissen! Die „Boqueria“, älteste und sehenswerteste Markthalle von Barcelona, hinter der ich gewohnt habe, wird mir mit seinen prachtvoll inzenierten kulinarischen Genüssen immer in Erinnerung bleiben. Die bunten Obstauslagen wirken wie Gemälde und mit „guapa“ oder „cariño“ (Schöne, Liebchen) rufen einen die Marktfrauen heran, damit man die Köstlichkeiten kauft. Allerdings ist das Gefühl vieler Katalanen, nicht wirklich Spanier zu sein, in Katalonien nie untergegangen. So wird auf dem Markt und in Geschäften hauptsächlich katalanisch gesprochen und einem nicht selten, wenn man eine Frage auf Spanisch stellt, nur auf katalanisch geantwortet. Die Katalanisierung Kataloniens ist Obsession vieler Katalanen und allen voran der Politiker. In der Schule, in vielen Kursen an der Universtät und in öffentlichen Einrichtungen wird
katalanisch gesprochen. Es gibt katalanisches Theater, die Beschilderung ist katalanisch, katalanische Zeitungen und auch in Geschäften herrscht die Pflicht, die Ware katalanisch auzuzeichnen. Sonst ist ein Bussgeld fällig! Dahinter steckt die tiefverwurzelte Angst, die katalanische Sprache, könnte durch die zunehmende Internationalität Barcelonas, aussterben.
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