Ernährungs-Ökonomie in CH - Spitälern - Was heisst das genau? Präsentation am 21. Workshop Moderne klinische Ernährung - B. Braun Medical AG
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Ernährungs-Ökonomie in CH – Spitälern Was heisst das genau? Präsentation am 21. Workshop Moderne klinische Ernährung 03. Mai 2018 Andreas Frei, lic.rer.pol., Gesundheitsökonomische Studien und Beratung
Inhalt • Krankheitsassoziierte Mangelernährung KAM - Ausmass und Bedeutung • Ernährungsmedizinische Interventionen EMI aus ökonomischer Sicht • Zwei Ansätze – Klinische und ökonomische Wirkungen von EMI – KAM und Fallpauschalvergütung DRG • Zusammenfassung und Ausblick
Krankheitsassoziierte Mangelernährung (KAM) • Prävalenz bei Spitaleintritt – Internationale Literatur: 20% - 50% der Patienten – 7 Schweizer Spitäler: 18.2% (Imoberdorf 2009) – Innere Medizin Unispital: 54% hohes Risiko für KAM (Aeberhard 2016) • Auswirkungen der KAM – Morbidität – Mortalität – Kosten der Behandlung • Kosten – England 2011: £ 15.2 Mia. (MNI-Dossier 2018) – Deutschland 2007: € 9 Mrd. (Voltz 2016) – Schweiz 2005: CHF 526 Mio. (Frei 2007)
Folgen der KAM Quelle: MNI Dossier 2018, S. 76
Ernährungsmedizinische Interventionen EMI – Patienten mit Risiko für KAM oder KAM • Frühzeitig identifizieren • Ernährungsscreening bei Spitaleintritt – Einleitung adäquater Ernährungstherapien • Orale Trinknahrung (ONS) • Enterale Ernährung per Sonde (EE) • Parenterale Ernährung (PE) – Bekämpfung der KAM und ihrer Auswirkungen auf • Komplikationen • Rehospitalisationen • Aufenthaltsdauer im Spital – Kodierung der KAM im DRG Tarifsystem • Zuweisung DRG
Ökonomische Auswirkungen • Kosten für EMI – Screening, Abklärung – Ernährungstherapien • Einsparungen infolge – Verringerung / Verhinderung Auswirkungen KAM • Mehrertrag durch – Kodierung KAM und Änderung von DRG- Zuweisungen
Zwei Ansätze Kosten EMI Kosten EMI oder Einsparungen durch Effekte der Mehrertrag als Folge EMI auf Komplikationen, erlösrelevanter Kodierung der Rehospitalisationen, KAM Aufenthaltsdauer
Effekte von EMI • Viele Einzelstudien zeigen Effekte – Eng umschriebene Patienten, Krankheitsbilder, Interventionen, v.a. Chirurgie, HNO, Orthopädie, Kritisch Kranke – Mangel an qualitativ hochwertigen Daten aus grossen RCTs • Schwierigkeit der Generalisierung für – EMI allgemein – Akutkranke – Medizinische Patienten • Zurückhaltende Beurteilung in Metaanalysen
Effekte von EMI Komplikationsraten Studie Design Befund Stratton 2003 Meta Analyse 7 Studien Komplikationsrate ONS: (nach MNI-Dossier 2018) 18%, Kontrollen: 41% NICE 2006 Meta Analyse 9 Studien RR Komplikationen ONS: (nach MNI-Dossier 2018) 0.75 Elia 2016 Meta Analyse im Rahmen Reduktion der einer umfassenden Review Komplikationsrate um 35% der Kosteneffektivität, 7 bei ONS im Vergleich zu Studien Kontrollen Bally 2016 Meta Analyse 4 Studien Keine statistisch signifikante Reduktion
Effekte von EMI Rehospitalisationen Studie Design Befund Stratton 2013 Meta Analyse 8 Studien Anteil Patienten mit Rehospitalisationen: -23% Muscaritoli 2016 Review 9 RCT Studien, 2 Nicht schlüssige Resultate: Meta Analysen 4 Studien signifikante Reduktion 3 Studien Trend 1 Studie unentschieden 1 Studie Gegenteil 1 MA kein signifikanter Effekt 1 Review: – 30% Bally 2016 Meta Analyse 6 Studien Intervention: 20.5%, Kontrollen: 29.6%
Effekte von EMI Aufenthaltsdauer Studie Design Befund Stratton 2003 Meta Analyse 4 Studien -0.8 Tage (nach MNI-Dossier 2018) Elia 2016 Meta Analyse 5 Studien -2 Tage; ca. -13% Bally 2016 Meta Analyse 13 Studien Insgesamt: -0.42 Tage, n.s. Etablierte KAM: -2.08 Tage, knapp n.s.
Effekte von EMI Kosteneinsparungen, Kosteneffektivität Studie Design Befund Stratton 2003 Retrospektive Kostenanalyse Nettoersparnisse / Pat.: von £ 352 (nach MNI-Dossier von 9 Studien bis £ 8179 2018) Elia 2016 Post hoc Analyse 14 Studien 12 Studien: Nettoersparnis in ONS vs. Kontrollgruppe, im Mittel: 12.2% 2 Studien: Nettomehrkosten in ONS Muscaritoli 2016 Review 16 Studien Alle Studien zeigen konsistent eine gute Kosteneffektivität, meist Nettoeinsparungen der EMI
Kostenfolgen von EMI bei KAM Quelle: MNI Dossier 2018, S. 160
Erlösrelevanz DRG Quelle: Vonzun 2014
Kodierungsbeispiel (2013) Hauptdiagnose: Hauptdiagnose: Sonstiger nnb mechanischer Ileus Sonstiger nnb mechanischer Ileus (K56.6) (K56.6) Prozedur: Prozedur: Lösung von peritonealen Lösung von peritonealen Adhäsionen (54.59) Adhäsionen (54.59) Nebendiagnose: Nebendiagnose: Mässige Energie- und Eiweissmangelernährung (E44.0) DRG G21.1B; Kostengewicht: 1.047 DRG G21.1A; Kostengewicht: 2.793 Quelle: Vonzun 2014
Erlösrelevanz DRG • Studien ohne Ernährungsscreening – Voltz et al. (2016): Rentabilitätsuntersuchung von kodierten Ernährungsdiagnosen, Deutschland – Rühlin et al. (2013): Die Erfassung der Mangelernährung unter SWISSDRG ist relevant, kosteneffektiv, Schweiz • Studien mit Ernährungsscreening – Ockenga et al. (2005): Ernährungsassessment und –management – Implikation für DRG-basierte Vergütung, Deutschland – Reinbold et al. (2013): Effekt eines strukturierten Ernährungsmanagements auf Behandlungsqualität, Kosten und DRG-Erlöse
Studien ohne Ernährungsscreening Studie Daten und Methoden Ergebnisse Voltz Retrospektive Datenanalyse über einen Anteil mit Ernährungsdiagnose 2016 Zeitraum von 5 Jahren (2010 – 2014); 2014: 8.8% (Starke Schwankungen 194‘154 Patienten. Re-groupierung der im Zeitraum: 5.8% - 16.4%) KAM-Fälle ohne Ernährungsdiagnose Davon Anteil erlösrelevant: 3.2% 2014 (stete Zunahme seit 2010) Erlöseffekt 2014: € 274‘214 Rühlin Retrospektive Datenanalyse aller Fälle Anteil mit Ernährungsdiagnose: 2013 des Departements Innere Medizin des 5.6% Jahres 2012. Re-groupierung der KAM- Davon Anteil erlösrelevant: 23.1% Fälle ohne Ernährungsdiagnose, Erlöseffekt: €328‘503 summarische Schätzung der Kosten für Kosten EM: €168‘038 Ernährungsmanagement Bestätigt an KS GR, Inselspital
Studien mit Ernährungsscreening Studie Daten und Methoden Ergebnisse Ockenga Prospektive Kohortenstudie GI- Anteil mit Ernährungsdiagnose: 19%; 2005 Abteilung. 541 konsekutive Anstieg von 4% ohne Screening Patienten, Groupierung aller Davon Anteil erlösrelevant: 27% KAM Fälle mit und ohne Erlöseffekt: € 35‘280 Berücksichtigung der Subgruppenanalyse: Erlöseffekt wiegt Ernährungsdiagnose Mehrkosten für EMI nicht voll auf Reinbold Datenauswertung von 3750 Anteil mit Ernährungsdiagnose: 25.6% 2013 Patienten mit Davon Anteil erlösrelevant: 15% Ernährungsscreening, Erlöseffekt: € 184‘032 Medizinische Klinik. Groupierung Kosten EM: € 71‘900 aller KAM Fälle mit und ohne AHD bei KAM deutlich höher als Berücksichtigung der Gesamtdurchschnitt; AHD positiv mit Ernährungsdiagnose Schwere der KAM korreliert
Erlösrelevanz DRG Mehrerlös Kodierung
Kostenfolgen Ernährungsmanagement Mehrerlös Kodierung
Zusammenfassung • KAM im Spital weit verbreitet • Klinische und ökonomische Konsequenzen der KAM belegt • Interventionen vorhanden • Empfohlen: frühe Erkennung und adäquate Behandlung • Bekämpfung der negativen Auswirkungen der KAM und Reduktion der Kosten für die Grundbehandlung • Berücksichtigung im Vergütungssystem und Erzielung von Mehrerlösen • Ohne Ernährungsscreening: natürliche Detektion im tiefen einstelligen Prozentbereich • Mit Ernährungsscreening: Erkennungsrate um 15% - 20% erhöht
Ausblick • Frühzeitige Erkennung und Therapie der KAM bietet ein grosses wirtschaftliches Potential • Kosten für Erkennung und Therapie kompensiert durch – Einsparungen bei der Grundbehandlung – Mehrerlöse infolge Kodierung der KAM • Noch keine Studie bekannt, die beide Aspekte zusammen untersucht hat • Studie am Inselspital betreffend Zusammenführung beider Ansätze • Vorstellung der Ergebnisse an Symposium im November
Referenzen • Aeberhard C et al. Simple training tool is insufficient for appropriate diagnosis and tretment of malnutrition: A pre-post intervention study in a tertiary center. Nutrition 2016; 32: 355-361. • Bally MR et al. Nutritional Support and Outcomes in Malnourished Medical Inpatients – A Systematic Review and Meta-analysis. JAMA Intern Med 2016; 176: 43-53. • Elia M et al. A systematic review of the cost and cost effectiveness of using standard oral nutritional supplements in the hospitals setting. Clinical Nutrition 2016; 35: 370-380. • Frei A. Mangelernährung im Spital – medizinische Kosteneffektivität bei Verhinderung. Bulletin BAG 2007; 20: 355. • Imoberdorf R et al. Prevalence of undernutrition on admission to Swiss hospitals. Clinical Nutrition 2010; 29: 38-41. • MNI-Dossier. Better care through better nutrition: Value and effects of Medical Nutrition. Fourth version 2018. http://medicalnutritionindustry.com • Muscaritoli M et al. Effectiveness and efficacy of nutritional therapy: A systematic review following Cochrane methodology. Clinical Nutrition 2017; 36: 939-957. • Ockenga J et al. Nutritional assessment and management in hospitalized patients: implication for DRG-based reimbrusement and health care quality. Clin Nutr 2005; 24: 913-19. • Reinbold T et al. Mangelernährung im G-DRG-System: Effekt eines strukturierten Ernährungsmanagements auf Behandlungsqualität, Kosten und DRG-Erlöse. Aktuel Ernährungsmed 2013; 38: 24-29. • Rühlin M et al. Die Erfassung der Mangelernährung unter SWISSDRG ist relevant und kosteneffektiv. Aktuel Ernährungsmed 2013; 38: 24-29. • Voltz C et al. Mangelernährung im Krankenhaus – Welche Erlöse können durch die Ernährungsmedizin erzielt werden? Aktuel Ernährungsmed 2016; 41: 187-189. • Vonzun N et al. Mangelernährung im Zeitalter von DRG. Therapeutische Umschau 2014; 71: 185- 189.
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