ERP- und Labor-Software im Gleichtakt - h IT-gestützte Qualitätssicherung bei - GUS ERP
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IT
ERP- und Labor-Software
im Gleichtakt
h IT-gestützte Qualitätssicherung bei
der Alpenhain Käsespezialitäten GmbH
Fünf Labore sorgen beim mittelständischen Familienunternehmen Alpenhain für die Qualitätssicherung
der Käseproduktion. Für sein neues Laborinformations- und Managementsystem (LIMS) wählte der Lebens-
mittelhersteller mit eigener Molkerei das Labor-Modul des bereits eingesetzten zentralen ERP-Systems
GUS-OS Suite, um eine möglichst komplette Integration zu erzielen. Das Ziel: durchgängig integrierte
Abläufe vom Rohwareneingang bis hin zu Rückstellmustern. So laufen heute etwa die Probenentnahme
und Etikettenausgabe automatisiert ab und alle Analysedaten lassen sich ohne Medienbruch elektronisch
verarbeiten.
M
ehr und mehr regulatorische Anfor- Gebremste Abläufe und doppelte Dies machte die doppelte Eingabe von
derungen, der Wunsch nach höherer Dateneingaben Stammdaten erforderlich und verlangsamte
Produkttransparenz, steigender Wett- Prozesse wie die Rückverfolgung von Char-
bewerbsdruck – dafür benötigen auch mittel- Da Alpenhain alle betriebswirtschaftlichen gen und das Erstellen von Reportings deut-
ständische Lebensmittelhersteller mittlerweile Prozesse rund um die Produktchargen in lich.
eine IT-gestützte, integrierte Unternehmens- seinem ERP-System abbildet, lag es nahe, die Deshalb begann Alpenhain 2019 damit, sein
planung. Ein Beispiel ist Alpenhain: Das Unter- Lösung auch für die Anbindung der Labore Altsystem in einem agilen Entwicklungs-
nehmen bildet seine Planung und Kalkulation und des Qualitätsmanagements zu nutzen – projekt Schritt für Schritt abzulösen. „Wichtig
seit 2016 vollständig über das prozessorien- zumal das bereits installierte System der für das Gelingen war es, von Anfang an die
tierte ERP-System GUS-OS ab. GUS Group über das vollständig integrierte Fachabteilung einzubinden, damit wir ihre
Dazu gehören neben der Planung von Personal- Laborinformations- und Managementsystem Anforderungen IT-seitig sauber abbilden
und Maschinenkapazitäten das Management (LIMS) GUS-OS Labor verfügt. Die zuvor konnten“, sagt Johannes Urban. Daher bildeten
sämtlicher Rohwaren, Veredelungsstoffe, Ver- genutzte Labor-Software bot hingegen keine Urban und Christine Gruber, die Leiterin der
packungen und anderer Betriebsmittel. Das vorgefertigten Schnittstellen zum ERP-System. Qualitätssicherung (QS), ein Team.
ERP-System unterstützt Prozesse von der Ein-
lagerung über die Reifung bis zur Veredelung
von Käse und steuert ein integriertes auto-
matisiertes Hochregallager.
„Wir haben damals die dezentrale Struktur
durch ein System abgelöst, das alle wichtigen
Prozesse wie zum Beispiel die komplexe
Produktion, Logistik, Instandhaltung, Pro-
jektabwicklung, Kostenrechnung, Absatz-
und Finanzplanung, Controlling und Vertrieb
umfasst“, sagt Johannes Urban, Leiter IT und
Organisation. „An die Stelle von Excel-Listen
ist eine rollierende monatliche Finanzplanung
getreten, die unter anderem die jeweils neu-
esten Preise auf dem Milchmarkt aufnimmt.
Wir können Preisschwankungen bei Roh- und
Veredelungsstoffen simulieren und kontinuier-
lich nachkalkulieren. Auf diese Weise kann
unser Management das ERP-System auch als Christine Gruber ist milchwirtschaftliche Labormeis- Johannes Urban ist Leiter IT und Organisation bei
Frühwarnsystem nutzen.“ terin und Leiterin Qualitätssicherung bei Alpenhain Alpenhain
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Hauptaufgabe der Alpenhain-Labore ist das Qualitätsmanagement
Es bestand jeweils zur Hälfte aus Labor- und IT- Durch das neue LIMS vereinfacht sich die mit dem LIMS verwalten, automatisch etiket-
Fachkräften. „Das System wurde den Laboren Prozesskontrolle in der Produktion über den tieren und die Sensoriktermine überwachen“,
nicht von außen übergestülpt, sondern gemein- gesamten Produktlebenszyklus hinweg. Excel- sagt Christine Gruber.
sam mit uns auf Basis unserer Praxisanforde- Listen wurden durch eine integrierte Steue- In wenigen Fällen vermisste Alpenhain einzelne
rungen eingeführt“, sagt Christine Gruber. rung und Überwachung durch Workflows Labor-Funktionen aufseiten der GUS-OS-
„Das hat die Akzeptanz unter den Kollegen abgelöst, die dafür sorgen, dass etwa panierte Lösung, die sich jedoch mithilfe geringer
sehr gefördert.“ Produkte während der Herstellung entnom- Modifikationen im Standard finden und um-
men und nach verschiedenen Parametern setzen ließen. Ein Beispiel ist die spezielle
analysiert werden. Anforderung, mikrobiologische Werte in
Know-how-Austausch zwischen Für den Eingang von Rohwaren wie Butter, Potenzzahlen in Datenfeldern abzubilden.
IT und Labor Fremdkäse, Paniermehl und Gewürzen ent- Christine Gruber erläutert: „Es gibt in der
wickelte Alpenhain im LIMS-Standard eigene Mikrobiologie Werte mit vielen Nullstellen.
So erfuhr auch die IT viel Zusätzliches über dynamische Reports auf Basis der Work- Dazu gehören vor allem Keimzahlen, die sich
das eigene Unternehmen: „Wir haben gelernt, flows. „Damit können wir die Prüfung der im Bereich zwischen sechs und acht Millionen
dass etwa mikrobiologische Datensätze anders verschiedenen Rohwaren terminieren, über- bewegen. Solche Werte drückt man praktischer-
zu bewerten sind als chemische und bildeten wachen und das jeweils zuständige Labor weise exponentiell aus: Statt 6.500.000 für
dies entsprechend im System ab“, erinnert sich ansteuern“, erklärt Christine Gruber. Zudem 6,5 Millionen gibt man 6,5 x 106 ein.“ Über
Johannes Urban. Nach mittlerweile zwei Jahren gilt es, während des Reifungsprozesses von die entsprechenden Eingabefelder verfügt
sind fast alle QS-Prozesse in das neue LIMS Rohkäse regelmäßig Proben zu entnehmen Alpenhain heute auch im Rahmen des Stan-
integriert. „Die Fachabteilung hat inzwischen und zu analysieren. dards der GUS-OS Suite.
so viel Know-how aufgebaut, dass wir uns als
IT kaum noch einschalten müssen“, sagt der
IT-Leiter. „Die agile Zusammenarbeit unserer Automatisch etikettierte
beiden Abteilungen hat sich als sehr nützlich Rückstellmuster Alpenkäse für mehr als
erwiesen.“ 40 Länder
Um die Qualität der Käseprodukte zu sichern, Darüber hinaus müssen von fertigen End-
überwachen die fünf Labore von Alpenhain produkten immer Rückstellmuster gebildet Seit 1905 produziert Alpenhain am Stamm-
sitz im bayerischen Pfaffing verschiedene
lückenlos alle Schritte vom Wareneingang und abhängig vom Mindesthaltbarkeits-
Käsesorten und verarbeitet dafür jährlich
der Milch über die Halbfabrikate bis zu den datum (MHD) bis zu eineinhalb Jahre im rund 80 Millionen Liter Milch aus der Region.
fertigen Endprodukten. Zur präventiven QS- Lager aufbewahrt werden. Danach beurteilt Der Käsespezialist ist nach dem IFS (Inter-
Arbeit gehören zudem Umfeldkontrollen wie die QS noch einmal die Sensorik. „Rückstell- national Food Standard) und BRC (British
Luft- und Trinkwasseranalysen und Prüfungen muster wurden früher handschriftlich aus- Retail Consortium) zertifiziert und beliefert
Abnehmer in mehr als 40 Ländern.
auf pathogene Keime wie zum Beispiel Listerien. gezeichnet. Heute können unsere Labore sie
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Die Digitalisierung des Labordatenmanagements spart unternehmensweit Wege, Zeit und Kosten. (Fotos: Alpenhain Käsespezialitäten GmbH)
90 Prozent Abdeckung durch den Früher war das ein umfangreicher Ordner
Standard mit viel Papier, das aus den jeweiligen Ab- Was die bei Alpenhain
teilungen geholt werden musste.“ Heute lasse integrierte ERP-/LIMS-
„Insgesamt konnten wir rund 90 Prozent sich bis auf ein paar Protokolle alles über das Lösung bringt
unserer Anforderungen im LIMS-Standard integrierte Gesamtsystem in elektronischer
umsetzen“, sagt Johannes Urban. „Papier und Form und wesentlich schneller als zuvor ∙ Ablösung von Excel-Listen, Reduzierung
von Schnittstellen, Vermeidung von mehr-
Excel-Listen sind abgelöst, alle Analysedaten online im ERP-System „auf Knopfdruck“ facher Datenerfassung
werden ohne Medienbruch elektronisch ver- auswerten. ∙ Flexiblere Produktionsplanung, unter ande-
arbeitet.“ Zudem weisen die Alpenhain-Verantwortlichen rem durch rollierende monatliche Forecast-
Einige Tools für spezielle Reportings wie auf die nun automatisierte Probenentnahme Planung im Vertrieb
etwa Dashboards für Trendauswertungen und Etikettenausgabe durch die workflow- ∙ Preisschwankungen bei Roh- und Ver-
baute Alpenhain selbst und integrierte sie. unterstützten Prozesse hin. edelungsstoffen lassen sich simulieren
und kontinuierlich nachkalkulieren
„Der Standard ist eher chargenorientiert, „Dadurch erhalten wir quasi auf Knopfdruck
∙ Abbildung von Analyseprozessen über
sodass die Zuordnung von Analyseergeb- die Sicherheit, dass von allen Chargen auch den gesamten Produktlebenszyklus
nissen zu Produktchargen einfach und ein- Proben entnommen wurden, und müssen ∙ Vollständige Dokumentation vom Waren-
wandfrei funktioniert. Ein milchverarbei- nicht mehr händisch Proben und Produktions- eingang über Halbfabrikate bis hin zu den
tender Betrieb wie eine Käserei benötigt pläne abgleichen oder einzelne Proben su- fertigen Endprodukten einschließlich Um-
feldanalysen
jedoch zusätzlich Trendanalysen. Denn chen“, sagt Christine Gruber.
Milch unterliegt jahreszeitlichen Schwankun- „Dahinter steht eine Workflow-Engine aus ∙ Analysedaten werden ohne Medienbruch
elektronisch verarbeitet und sind auf Knopf-
gen, die unter anderem durch die Fütterung der GUS-OS Suite, welche die einzelnen druck verfügbar
der Kühe bedingt sind“, erklärt Christine Labore mit entsprechenden To-do-Listen ∙ Workflow-Engine versorgt Labore mit To-do-
Gruber. versorgt und auch Maßnahmen ableitet oder Listen und automatisiert Probenentnahme,
Als sehr hilfreich erweist sich das LIMS diese vorschlägt, falls Werte von der Toleranz- Erfassung von Analyseergebnissen und
Etikettenausgabe unter anderem für
mittlerweile bei den regelmäßigen Audits, die grenze abweichen“, ergänzt Johannes Urban. Rückstellmuster
in der lebensmittelverarbeitenden Industrie Letztlich würden auch Management und
∙ Mikrobiologische Werte lassen sich ex-
Standard sind: „Der Ablauf einer Chargen- Produktionsplanung profitieren, die die Labor- ponentiell in Datenfeldern abbilden
rückverfolgung lässt sich beschleunigen“, ergebnisse direkt aus dem System abfragen ∙ Beschleunigte Nachverfolgung von Roh-
sagt Christine Gruber. können und nicht mehr extra bei der Quali- stoffen und Chargenrückverfolgung, die
„Im Rahmen eines Audits müssen wir in- tätssicherung anfragen müssen: „Alle Analyse- den Ablauf von Audits vereinfacht
nerhalb eines bestimmten Zeitraums alle daten sind durch die integrierte Gesamt- ∙ Abbildung von Compliance- und Trans-
Daten zu einem Artikel vorlegen, vom lösung heute auf Knopfdruck verfügbar. Das parenz-Anforderungen
Mengenfluss über Produktionsdaten bis zu spart uns unternehmensweit Wege, Zeit und ∙ Gesamtlösung lässt sich skalieren, um auch
zukünftige Anforderungen abzudecken
Analysedaten. Kosten.“ y
198 DMW · Die Milchwirtschaft 11-12/2021 (12. Jg.)
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