Es führen viele Wege in den Jura
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Es führen viele Wege in den Jura Wird ein Segelflug vom Belpmoos aus in den Jura ins Auge gefasst, so stellt sich in der Regel die Frage, ob der Jura nach einem Schlepp in den Gantrisch oder Richtung Falkenfluh via Emmental – Napf – Langenthal erreicht werden soll, oder ob die Querung des Mittellandes, womöglich gleich im Schleppflug, über Bellechasse in die Region Chasseral – Neuenburg erfolgt. Heute fassten wir eine dritte Möglichkeit ins Auge, nämlich eine Querung aus der Region Gruyère Richtung Moudon und Yverdon. Für weniger Erfahrene PilotInnen ist wohl die Querung über Bellechasse die einfachere, denn die Distanz ist relativ kurz und mit Bellechasse findet sich ein geeignetes Aussenlandefeld, falls etwas nicht wie erwünscht verlaufen sollte. Weitere sichere Aussenlandemöglichkeiten bieten sich danach am Fuss des Chasserals und weiter westlich im Val de Ruz, zwischen Vue des Alpes und Chaumont. Dasselbe gilt ebenfalls für den Rückflug aus dem Jura Richtung Bern. Unentschieden bestiegen Küre und ich die „Delta Quebec“ und ich war ganz froh, endlich wieder mal auf meinem Lieblingsplatz sitzen zu dürfen, nämlich hinten und damit näher am Schwerpunkt. Der Schlepp Anfang Nachmittag brachte uns an den Leiterlipass und obwohl der Jura bereits gut aussah und wir ja hatten, den Freiburger Voralpen entlang Richtung Rochers de Naye zu folgen, ließen wir es uns nicht nehmen, sogleich über den Pass einen Abstecher ins Simmental zu machen, da das Wolkenbild auch nicht gerade abstoßend wirkte... Küre war froh, endlich wieder mal den vorderen Sitz belegen zu können und freute sich bereits an der Schwidenegg der ganz anständigen Thermik. Danach zog es uns magischerweise gen Süden und nach zwei weiteren klassischen Thermiktankstellen glitten wir frohen Mutes über den Sanetschpass ins Wallis – natürlich immer noch mit dem Juraflug im Hinterkopf. Nichtsdestotrotz ging’s nach der Passquerung nach links das Wallis hinauf. Wie die nächsten Bilder zeigen, ließen die Bedingungen nichts zu wünschen übrig.
Ein vorausahnender Blick in Richtung Martigny Wir kamen zügig voran und trotz der guten Bedingungen hatten wir kaum Kontakt mit anderen Piloten, bis wir in der Region des Eggishorn mehreren Gleitschirmen ausweichen mussten.
... und weiter, der herrlichen Berg- und Luftlandschaft entlang gleitend. Genau, es war ja Freitag und deshalb wussten wir uns privilegiert. Nach einem Studium des Aletschgletschers, respektive dessen, was von diesem einstigen Eisgiganten übrig bleibt, flogen wir ebenso zügig das Wallis hinunter Richtung Martigny. Im Rückblick noch einmal die Sicht auf Brig:
Auch die Aeroarcheologie kam nicht zu kurz, wie folgendes Bild zeigt: Wir war das noch mit dem Jura? Denselben Weg zurück? Oder über den Lötschenpass Richtung Niederhorn – Napf – etc.? Nicht zu vergessen, die Gemmi und den Rawylpass? Keine langen Diskussionen, das Wallis sieht gut aus und wir fliegen stramm gegen Martigny. Am Pas de Cheville vorbei zeigt sich dann nördlich des Grand Muveran der erste Blick in Richtung Jura und Genfersee:
Die Querung sollte also in am Moléson vorbei in Richtung Yverdon erfolgen, denn es sah so aus, als dass wir über diese Route bis zum Jurasüdfuss mit drei bis vier Aufwinden rechnen konnten. Allein dem Rätsel der ersichtlichen Wolken-Sphinx kamen wir nicht auf die Spur – diese saß bequem auf ihrem Cumulus-Sofa und genoss die schöne Aussicht Richtung Osten... Auch in Moudon finden sich immer mal wieder verlässliche Aufwinde:
Yverdon als sicherer Landeort, falls die Thermik einmal versagen sollte. Doch wie kann man die überwältigende Sicht auf den Jura beschreiben, kontrastiert durch die großen Juraseen, welche der Thermikentwicklung zwar nicht wohlgesinnt sind, über welchen sich jedoch bei Nordwest-Lagen oder im abendlichen Jorand immer mal wieder tragende Linien oder gar regelrecht entwickelte Wellenaufwinde finden lassen? Die Route in Richtung Nordosten ist bereits vorgezeichnet.
Also endlich am Jura angekommen – es führen viele Wege nach Rom – musste Küre zuerst den passenden Aufwind ausgraben, doch einmal auf der Arbeitshöhe von 1’900-2’200 m angekommen, kamen wir flott und ohne weiteres Kreisen bis nach Balsthal. Da sich über dem Emmental und in Richtung Voralpen die ersten Überentwicklungen breit machten ließen wir den Weiterflug zum letzten Boxenstopp nach Gösgen aus und glitten via über Herzogenbuchsee nach Burgdorf ab und erhielten mit etwas Geduld die Freigabe für den Einflug von Osten her in die CTR Bern. Eine schöne Überraschung und damit einen emotionalen Höhepunkt des Tages erlebten wir über der Vue des Alpes – die vier kleinen schwarzen Punkte vor uns entpuppten sich rasch als gefiederte Kameraden: Je zu zweit flogen die eindrücklichen Geier auf unserem Kurs, wenn auch nicht ganz so schnell und bestimmt mit anderem Ziel. Wenige Meter von unserem Winglet entfernt ließen sie sich nicht beeindrucken, drehten kurz den Kopf mit einem Blick, als wäre auch für uns das Segeln zwischen Himmel und Erde das Selbstverständlichste auf der Welt... Vermutlich handelte es sich um Gänsegeier oder um den selteneren Mönchsgeier. SZ
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