ESF Plus-Arbeitsmarktstrategie 2022 des Landkreises Rottweil

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ESF Plus-Arbeitsmarktstrategie 2022 des Landkreises Rottweil
ESF Plus-Arbeitsmarktstrategie 2022
des Landkreises Rottweil
Inhalt                                                                                                                  Seite
Vorbemerkungen .........................................................................................................2
1.       Analyse der Ausgangslage der ESF-Förderung und des absehbaren
         Handlungsbedarfs im Jahr 2022 ..........................................................................3
1.1           Entwicklung von Beschäftigung und Arbeitslosigkeit im Landkreis
              Rottweil .........................................................................................................4
1.2           Jugendliche am Übergang von der Schule in die berufliche Ausbildung ..... 10
1.3           ESF-relevante Aspekte der Arbeitsmarktförderung im Landkreis Rottweil .. 12
2.       Festlegung von (Teil-)Zielen, Zielgruppen und Handlungsschwerpunkten ........ 13
3.       Umsetzung vor Ort ............................................................................................ 16
4.       Vorschläge zur Festlegung konkreter Evaluierungsschritte ............................... 17

Änderungen in der neuen ESF Plus-Förderperiode 2021 - 2027
Mit dem Förderjahr 2022 beginnt die neue ESF Plus - Förderperiode 2021 – 2027,
die einige Neuerungen mit sich bringt. Das Programm für das Land Baden-
Württemberg ist noch nicht abschließend beschlossen, allerdings kann auf der
Grundlage der letzten Förderperiode und des bisherigen Entwurfes bereits die regio-
nale ESF-Strategie erstellt werden. Bis zum Inkrafttreten neuer Regelungen gelten
die bisherigen rechtlichen Rahmenbedingungen weiter.
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Vorbemerkungen
Allgemeines
Der Europäische Sozialfonds (ESF) ist das zentrale beschäftigungs- und arbeits-
marktpolitische Förderinstrument der Europäischen Union und richtet sich in seiner För-
derung an die EU-Strategie „Europa 2020“ aus. Für die Förderperiode 2021 bis 2027
stehen dem Land Baden-Württemberg rund 219 Mio. Euro für ESF-Interventionen zur
Verfügung. Das bedeutet eine Reduktion um rund 16% im Vergleich zur Förderperiode
2014-2020.
Der Landkreis Rottweil erhält pro Förderjahr 165.000 Euro. Die regionale Umsetzung des
ESF in den Stadt- und Landkreisen erfolgt über die ESF-Arbeitskreise. Diese legen die
ESF-Strategie fest und bewerten die eingereichten Projektanträge u.a. in Bezug auf de-
ren Übereinstimmung mit der ESF-Strategie und erstellen ein Ranking, das an die L-
Bank weitergeleitet wird.
Mit der vorliegenden Arbeitsmarktstrategie werden die inhaltlichen Eckpunkte festgelegt,
nach denen die ESF-Mittel des Landkreises im Jahr 2022 eingesetzt werden sollen.

Weitere Informationen und aktuelle Hinweise zur ESF-Förderung stehen im Internet un-
ter www.esf-bw.de bereit.

                                                                   gedruckt am 17.08.2021
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1.        Analyse der Ausgangslage der ESF-Förderung und des ab-
          sehbaren Handlungsbedarfs im Jahr 2022
Die Ausgangsbedingungen der ESF-Förderung setzen sich aus zwei entscheidenden
Bausteinen zusammen:
      1. den Entwicklungstendenzen im sozioökonomischen Umfeld der Handlungsfel-
         der des ESF
      2. den förderpolitischen Rahmenbedingungen der ESF-Interventionen.
Der zuletzt genannte Baustein hat unter zwei Gesichtspunkten große Bedeutung:
Einerseits kommt den Angeboten der Regelförderung – und hier speziell denen des
SGB II – im Vergleich zu den ESF-Mitteln des Landkreises Rottweil schon unter dem
Aspekt ihres finanziellen Umfangs ein besonderes Gewicht zu. Gleichwohl hat der
ESF – dem Gebot der Additionalität folgend – die Chance, bestimmte Nischen oder
auch „Förderlücken“ zu füllen, die mit den Instrumenten der Regelförderung nicht
oder nur unvollkommen abgedeckt werden. Andererseits sind es die Regelangebote,
aus denen sich im Wesentlichen die Kofinanzierung der ESF-Interventionen speist.
Die folgenden Ausführungen zu den sozioökonomischen Rahmenbedingungen der
ESF-Förderung im Landkreis Rottweil konzentrieren sich auf jene arbeitsmarktpoliti-
schen Handlungsfelder, in denen der regionalisierte ESF in Baden-Württemberg zum
Einsatz kommen kann.
Bei der Umsetzung der Förderung aus dem ESF sind die Grundsätze der Gleichstel-
lung von Frauen und Männern, der Chancengleichheit und Nichtdiskriminierung, der
nachhaltigen Entwicklung im Sinne des Umweltschutzes sowie der Sozialen Innova-
tion und der Förderung der transnationalen Zusammenarbeit zu berücksichtigen.
Dieses Interventionsspektrum vor Augen wird im Folgenden auf ausgewählte Aspek-
te in den Bereichen der beruflichen Orientierung Jugendlicher sowie der Beschäfti-
gungs- und Arbeitsmarktsituation bestimmter Zielgruppen der aktiven Arbeitsmarkt-
politik im Landkreis Rottweil eingegangen.
Der Landkreis Rottweil bildet zusammen mit dem Schwarzwald-Baar-Kreis und dem
Landkreis Tuttlingen die Region Schwarzwald-Baar-Heuberg. An der Nahtstelle des
Südweststaats liegend, verfügt der Landkreis über je zwei Mittel- und Unterzentren:
die Großen Kreisstädte Rottweil und Schramberg sowie die Städte Oberndorf am
Neckar und Sulz am Neckar. Mit 182 Einwohnern pro km² (Stand: Dezember 2019)
gehört der Kreis zu den geringer besiedelten Landkreisen Baden-Württembergs
(Landesdurchschnitt: 233 Einwohner pro km²).
Die Wirtschaft des Landkreises ist überwiegend mittelständisch geprägt. Die Metall-
industrie und die Elektrotechnik gehören seit Jahrzehnten zu den dominierenden
Wirtschaftszweigen im Landkreis. Durch den Dienstleistungssektor werden heute
47,9 % der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze gestellt.1

1   Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Regionalreport – Beschäftigung am Arbeitsort, Nürnberg, April
       2020, Tabelle 2.3.

                                                                                gedruckt am 17.08.2021
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1.1          Entwicklung von Beschäftigung und Arbeitslosigkeit im Landkreis Rott-
             weil
Im September 2020 standen im Landkreis Rottweil 57.953 Personen in einem sozial-
versicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis, das waren 1,5 % weniger als zum
Vorjahreszeitpunkt und 6,6 % weniger als im September 2015.2 Der Frauenanteil an
den sozialversicherungspflichtig beschäftigten Personen im Landkreis Rottweil lag
bei 44,3 %.3 Dieser hat sich im Laufe der letzten Jahre stetig erhöht.

                          Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im
                                       Landkreis Rottweil
                                                         43,8%                   43,9%                 44,0%               44,3%
    35.000       43,5%               43,8%                                                                                                   44,00%

    30.000                                                                                                                                   43,00%

                                                                                                                                             42,00%
    25.000
                                                                                                                                             41,00%
    20.000

                                                                                                       32.977
                                                                                 32.778

                                                                                                                           32.265
                                                         31.826

                                                                                                                                             40,00%
                                     31.007
                 30.571

    15.000

                                                                                                                25.860

                                                                                                                                    25.688
                                                                                          25.604
                                                                  24.797
                                              24.150
                          23.533

                                                                                                                                             39,00%
    10.000
                                                                                                                                             38,00%
     5.000                                                                                                                                   37,00%

         -                                                                                                                                   36,00%
               Sept. 2015          Sept. 2016          Sept. 2017              Sept. 2018          Sept. 2019            Sept. 2020
                                                             Männer                           Frauen

Von den sozialversicherungspflichtig beschäftigten Männern waren 13,6 % in Teilzeit
tätig. Bei den Frauen betrug der Anteil der Teilzeitbeschäftigten 86,4 %.4
Außerdem waren im September 2020 im Landkreis 14.687 Personen im Rahmen
einer geringfügig entlohnten Beschäftigung tätig, das waren 6,12 % weniger als zum
Vorjahreszeitpunkt, und 12,12 % weniger als im September 2015.2 Der Frauenanteil
betrug hierbei 58,1 %. Bei den ausschließlich im Rahmen einer solchen Beschäfti-
gung tätigen Personen lag der Frauenanteil mit 62,6 % noch höher.3
Die Beschäftigungsquote der Frauen im Landkreis Rottweil lag zum Stichtag
30.06.2020 mit 61,0 % niedriger als die der Männer (70,7 %); diejenige der Auslän-
der mit 57,1% niedriger als die der Deutschen (67,4 %).5
Vor dem Hintergrund der skizzierten Beschäftigungsentwicklung ist die Entwicklung
der Arbeitslosigkeit im Landkreis Rottweil zu beurteilen. Im April 2021 waren im
Landkreis in den Rechtskreisen SGB II und SGB III insgesamt 2.520 Personen ar-

2 Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Regionalreport – Beschäftigung am Arbeitsort, Nürnberg, April
     2020, Tabelle 6.
3 Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Regionalreport – Beschäftigung am Arbeitsort, Nürnberg, April

     2020, Tabelle 1.
4 Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Regionalreport – Beschäftigung am Arbeitsort, Nürnberg, April

     2020, Tabelle 2.2.
5 Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Beschäftigungsquoten, Nürnberg, Februar 2020, Tabelle 2.

                                                                                                                         gedruckt am 17.08.2021
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beitslos gemeldet, darunter 1.146 Frauen.6 Die Arbeitslosenquote bezogen auf alle
zivilen Erwerbspersonen betrug 3,1 % bei Männern und 3,1 % bei den Frauen. Im
Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt hat sich die Arbeitslosenquote erhöht, um
0,5 Prozentpunkte bei Männern und 0,1 Prozentpunkte bei Frauen.7

                                     Arbeitslose in den Rechtskreisen SGB II und
2.200
                                            SGB III im Landkreis Rottweil
2.000

1.800

1.600

1.400

1.200

1.000

    800

    600
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                                                                                                                                                                                 Jul 19

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                                                                                                      Jan 18

                                                                                                                                                         Jan 19

                                                                                                                                                                                                        Jan 20

                                                                                                                                                                                                                                                  Jan 21
                                                                                   Arbeitslose im SGB III                                                              Arbeitslose im SGB II

In den letzten Jahren lag der Frauenanteil an den Arbeitslosen in beiden Rechtskrei-
sen bei unter 50 %, zuletzt bei 45,4 %.

                               Arbeitslose Frauen und Männer im Landkreis
                                                 Rottweil
     1.800

     1.600

     1.400

     1.200

     1.000

       800

       600
                   Jul 16

                                                                               Jul 17

                                                                                                                                    Jul 18

                                                                                                                                                                                    Jul 19

                                                                                                                                                                                                                               Jul 20

                                                                                                                                                                                                                                                             Apr 21
                                     Okt 16

                                                                                             Okt 17

                                                                                                                                                Okt 18

                                                                                                                                                                                               Okt 19

                                                                                                                                                                                                                                         Okt 20
                                                                 Apr 17

                                                                                                                       Apr 18

                                                                                                                                                                        Apr 19

                                                                                                                                                                                                                     Apr 20
                                                   Jan 17

                                                                                                          Jan 18

                                                                                                                                                            Jan 19

                                                                                                                                                                                                          Jan 20

                                                                                                                                                                                                                                                   Jan 21

                                                                                         arbeitslose Männer                                                                   arbeitslose Frauen

6   Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Arbeitslose – Zeitreihe, Nürnberg, Mai 2020, Tabellen 2 u. 6.
7   Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Arbeitslosenquoten. – Zeitreihe, Nürnberg, April 2020, Tabel-
       len 5 u. 6.

                                                                                                                                                                                                                   gedruckt am 17.08.2021
6

Der regionalisierte ESF des Landes Baden-Württemberg ist vor allem auf Langzeit-
arbeitslose und Arbeitslose mit besonderen Vermittlungshemmnissen ausgerichtet.
Daher werden im Folgenden ausgewählte Zielgruppen der Arbeitsmarktpolitik be-
trachtet.

Langzeitarbeitslose
Von den 2520 im Monat April 2021 arbeitslos gemeldeten Personen waren
617 Menschen (24,48 %) bereits mindestens ein Jahr lang arbeitslos (Langzeitar-
beitslose). Der Anteil hat sich im letzten Jahr deutlich erhöht.8 Der Frauenanteil bei
den Langzeitarbeitslosen betrug 42,5 % und war damit höher als der Frauenanteil an
den Arbeitslosen insgesamt (24,5 %).9

                                     Langzeitarbeitslose
                  400               25,0%                                             24,5%         27,0%
                         24,3%                   23,5%
                  350
                                                                19,4%                               22,0%
                  300
                                                                           14,3%                    17,0%
                  250

                  200                                                                               12,0%
                                                                                       355
                  150    294301
                                    265261                                                262       7,0%
                  100                            210203         188       211
                                                                  146       170
                                                                                                    2,0%
                    50

                     0                                                                              -3,0%
                           Apr 16

                                      Apr 17

                                                   Apr 18

                                                                 Apr 19

                                                                             Apr 20

                                                                                         Apr 21

                    Männer                     Frauen                     Anteil an Arbeitslosen insgesamt

8   Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Arbeitsmarkt in Zahlen, Frauen und Männer, Nürnberg, Mai
       2015, Mai 2016, Mai 2017, Mai 2018, Mai 2019, Mai 2020 jeweils Tabelle 1 bzw. 1.1.
9   Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Arbeitsmarkt in Zahlen, Frauen und Männer, Nürnberg, Mai
       2020, Tabelle 1.1.

                                                                                                  gedruckt am 17.08.2021
7

55 Jahre und älter
Der Anteil der Arbeitslosen im Alter ab 55 Jahren betrug im April 2021 ca. 26,0 %
(656 Personen). Gegenüber dem Vorjahr ist der Anteil gestiegen. Aufgrund einer Än-
derung der Statistik – bis 2015 wurden Personen ab 50 Jahren ausgewiesen, seit
2016 ab 55 Jahren – kann die Entwicklung erst ab dem Jahr 2016 betrachtet werden.
Der Frauenanteil lag bei 48,0 %.9

                        Arbeitslose, 55 Jahre und älter
                                         25,4%                    24,9%                                    26,0%
              400       23,5%                                                          23,3%
                                                                                                                          25,0%
              350
              300                                                                                                         20,0%
              250
                                                                                                                          15,0%
              200
                                                                                       334                 341315
              150                                                                         287                             10,0%
                        249245          230217                    232
              100                                                    198
                                                                                                                          5,0%
               50
                0                                                                                                         0,0%
                            Apr 17

                                               Apr 18

                                                                    Apr 19

                                                                                         Apr 20

                                                                                                             Apr 21
               Männer                             Frauen                                  Anteil an Arbeitslosen insgesamt

15 bis unter 25 Jahre
267 Personen von 15 bis unter 25 Jahren waren im April 2021 arbeitslos gemeldet.
Der Frauenanteil lag bei 40,4 % und damit deutlich unter dem Durchschnitt. Der An-
teil der jüngeren Arbeitslosen an den Arbeitslosen insgesamt schwankte in den letz-
ten Jahren zwischen ca. 10 und 12 %, ist zuletzt nach dem Abstieg im Jahr 2020
wieder deutlich gesunken.9

                     Arbeitslose, 15 bis unter 25 Jahre
                                                                                           13,4%
             250                                                                                                          14,0%
                     11,6%           11,7%
                                                        10,9%                11,2%                                        12,0%
                                                                                                            10,6%
             200
                                                                                                                          10,0%

             150
                                                                                                                          8,0%

                                                                                          227                             6,0%
             100
                     153                                                                                    159
                                     141                                                                                  4,0%
                       130                                                                         129
              50                       106              115              109                                     108
                                                           77               84                                            2,0%

               0                                                                                                          0,0%
                        Apr 16

                                      Apr 17

                                                         Apr 18

                                                                              Apr 19

                                                                                                  Apr 20

                                                                                                                Apr 21

               Männer                            Frauen                                  Anteil an Arbeitslosen insgesamt

                                                                                                                         gedruckt am 17.08.2021
8

Ausländer/-innen
Nachteiliger entwickelt als die Zahlen der Arbeitslosen insgesamt haben sich in den
letzten Jahren die Zahlen der arbeitslosen Ausländer/-innen. Ihr Anteil ist nach einem
starken Anstieg in den vergangenen Jahren auf nun 32,5 % im April 2021 leicht ge-
sunken. Der Frauenanteil lag zuletzt bei 43,7 %.9

             600
                           Arbeitslose Ausländer/innen                                                         34,0%
                                                             32,6%            32,7%           32,5%            33,0%
             500
                                                                                                               32,0%
             400                                30,6%
                                                                                                               31,0%
                                  29,6%
             300                                                                                               30,0%
                                                                              529
                   28,4%                                                                      462              29,0%
             200   391            352                        330                 342            358
                     302            271         295                                                            28,0%
             100                                  242          232
                                                                                                               27,0%
               0                                                                                               26,0%
                        Apr 16

                                   Apr 17

                                                  Apr 18

                                                                 Apr 19

                                                                                Apr 20

                                                                                               Apr 21
               Männer                        Frauen                         Anteil an Arbeitslosen insgesamt

Schwerbehinderte Menschen
Nach einem Anstieg des Anteils der schwerbehinderten Menschen unter den Arbeits-
losen hat er sich nun wieder verringert und lag zuletzt bei 7,1 %. Der Frauenanteil lag
zuletzt bei 36,3%.9

               Arbeitslose schwerbehinderte Menschen
             140                                                                                                10,0%
                                                                 8,6%
                                                 8,3%                                                           9,0%
             120
                    7,6%
                                                                                7,2%           7,1%             8,0%
                                   6,9%
             100                                                                                                7,0%
                                                                                                                6,0%
              80
                                                                                                                5,0%
              60                                                               127
                    112                                                                        114              4,0%
                                                 94              88
              40                  84                                                                            3,0%
                            73
                                       62                             61                 64             65
                                                       52                                                       2,0%
              20
                                                                                                                1,0%
               0                                                                                                0,0%
                         Apr 16

                                    Apr 17

                                                    Apr 18

                                                                   Apr 19

                                                                                  Apr 20

                                                                                                  Apr 21

               Männer                         Frauen                          Anteil an Arbeitslosen insgesamt

                                                                                                             gedruckt am 17.08.2021
9

Alleinerziehende
Im Gegensatz dazu lag der Frauenanteil bei der Gruppe der alleinerziehenden Ar-
beitslosen mit 93,4 % erheblich höher. Die Alleinerziehenden machten im April 2021
ungefähr 7,2 % der Arbeitslosen aus, wobei diese Quote im letzten Jahre gestiegen
ist.9

                          Arbeitslose Alleinerziehende
              200      8,1%                                                                                                9,0%
                                  7,9%
              180                                  7,0%               7,1%                                7,2%             8,0%
              160                                                                                                          7,0%
              140                                                                        5,3%                              6,0%
              120
                                                                                                                           5,0%
              100
                          186                                                                                              4,0%
              80                                                                                                 170
                                       151
                                                                                                127                        3,0%
              60                                        112                   113
              40                                                                                                           2,0%
                     13           15              11                 10                 14               12                1,0%
              20
               0                                                                                                           0,0%
                                     Apr 17

                                                                                                                Apr 21
                        Apr 16

                                                       Apr 18

                                                                         Apr 19

                                                                                            Apr 20
              Männer                          Frauen                                Anteil an Arbeitslosen insgesamt

Ohne abgeschlossene Berufsausbildung
Die deutlich größte der betrachteten Gruppen stellt weiterhin die der Arbeitslosen
ohne abgeschlossene Berufsausbildung dar. Im April 2021 betrug ihr Anteil 52,8 %.
Der Frauenanteil hat sich in den letzten Jahren auf nunmehr 47,3 % erhöht.9

                    Arbeitslose ohne abgeschlossene
                            Berufsausbildung
             900                                                                                                         60,0%
                                                                    51,4%                             52,8%
                    50,1%                        48,9%                               50,4%
             800
                                                                                                                         50,0%
             700                 43,2%

             600                                                                                                         40,0%
             500
                                                                                                                         30,0%
             400                                                                     765
                                                                                                      701
             300    611614                                                              578             630              20,0%
                                 454455          442417             483
             200                                                      404
                                                                                                                         10,0%
             100
               0                                                                                                         0,0%
                                                                                                       Apr 21
                       Apr 16

                                   Apr 17

                                                   Apr 18

                                                                     Apr 19

                                                                                       Apr 20

              Männer                          Frauen                              Anteil an Arbeitslosen insgesamt

                                                                                                                    gedruckt am 17.08.2021
10

1.2         Jugendliche am Übergang von der Schule in die berufliche Ausbildung
Im Schuljahr 2019/20 befanden sich an den 72 öffentlichen und 6 privaten allge-
meinbildenden Schulen im Landkreis Rottweil insgesamt 13.779 Schülerinnen und
Schüler.10 Hier ist ein weiterer Rückgang im Vergleich zu den Vorjahren zu verzeich-
nen. Unter dem Gesichtspunkt der mit ESF-Mitteln des Landkreises zu fördernden
Jugendlichen sind die Schülerinnen und Schüler an den Hauptschulen und Sonder-
pädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ; früher: Sonderschulen) von
besonderem Interesse. Im Schuljahr 2019/20 besuchten 1.082 Personen Haupt- und
Werkrealschulen im Landkreis, 617 Personen Sonderpädagogische Bildungs- und
Beratungszentren.10
1.179 Jugendliche haben im Jahr 2019 im Landkreis Rottweil die allgemein bilden-
den Schulen verlassen. Die erreichten Schulabschlüsse haben sich in den vergan-
genen Jahren wie folgt verändert:11

                         Schulabgänger nach Abschlussarten
     100%

     90%
                414         404          423          403             424           400        364
     80%

     70%

     60%

     50%        756         730                       679
                                         784                          719           633
                                                                                               579
     40%

     30%

     20%
                388         286                       305             267           257
                                         307                                                   170
     10%
                63          111           60              86           82           92         66
      0%
              2012/13     2013/14      2014/15       2015/16        2016/17       2017/18    2018/19

                           mit Hochschulreife                  mit mittlerem Abschluss
                           mit Hauptschulabschluss             ohne Hauptschulabschluss

Der Anteil der Jugendlichen, die ihre allgemeinbildende Schule mit der Hochschulrei-
fe abgeschlossen haben, ist in den letzten Jahren leicht gesunken, auf nun 23,4 %.
Der „Ausreißer“ im Schuljahr 2011/12 ist darauf zurückzuführen, dass in jenem Jahr
der letzte volle Jahrgang des neunjährigen Gymnasiums und der erste Jahrgang des
achtjährigen Gymnasiums ihr Abitur absolviert haben.

10   Statistik des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg, Schüler und Schulen nach Schular-
        ten, Landkreis Rottweil, Stuttgart 2020.
11   Statistik des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg, D15.1: Schulabgangsquote nach dem
        Verfahren mit durchschnittlichen Altersjahrgängen an allgemeinbildenden Schulen, Statistische
        Ämter des Bundes und der Länder, 2020.

                                                                                   gedruckt am 17.08.2021
11

Auch der Anteil der Schüler, die einen mittleren Schulabschluss erreicht haben, ist in
den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, wobei zuletzt wieder ein Rückgang zu
verzeichnen war auf nun 38,8 %. Gesunken ist der Anteil der Schüler, die einen
Hauptschulabschluss erzielt haben, auf noch etwa 11,3 %. Der Anteil der Jugendli-
chen, welche die Schule ohne Hauptschulabschluss verlassen haben, ist zuletzt wie-
der etwas gesunken auf nun 4,6 %. Die „Spitze“ in der offiziellen Statistik für das
Schuljahr 2013/14 beruht auf überhöhten Meldungen mancher Schulen aufgrund ei-
nes inzwischen behobenen Softwarefehlers.
Differenziert man die Schulabgänger nach Geschlecht und Herkunft, zeigt sich, dass
weiterhin die jungen Frauen seltener als die jungen Männer die allgemeinbildende
Schule ohne Hauptschulabschluss verlassen und häufiger die Hochschulreife errei-
chen.11

             Schulabgänger nach Abschlussarten 2018/2019
 100%
                                                                         7
  90%
                163                                  357                                   364
  80%                             201
  70%                                                                   27
  60%
  50%           289
                                                     552                                   579
  40%                             290                                   16
  30%
  20%
                109                                                     19                 170
  10%                              61                154
   0%            36                30                47                                     66
              männlich          weiblich           Deutsche          Ausländer           Insgesamt
                         mit Hochschulreife                   mit mittlerem Abschluss
                         mit Hauptschulabschluss              ohne Hauptschulabschluss

Unter jungen Ausländern beträgt die Quote derjenigen, welche die Hochschulreife
erreichen, weniger als ein Fünftel der deutschen Altersgenossen. Dagegen verlassen
junge Ausländer deutlich häufiger die allgemeinbildende Schule ohne Hauptschulab-
schluss.11
Von den 1049 Abgängern von allgemeinbildenden Schulen 2020 haben 51 die Schu-
le ohne Hauptschulabschluss verlassen, was einer Quote von 4,9 % entspricht (Lan-
desdurchschnitt: 6,0 %). Dabei haben 10 Jugendliche eine Haupt- oder Werkreal-
schule ohne Abschluss der Sekundarstufe 1 verlassen, 0 die Realschule, und 1 Ju-
gendliche das Gymnasium. Die größte betroffene Gruppe waren 2019 weiterhin die
Schüler der Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren. 40 von 50 Ab-
gängern einer solchen Schule haben diese ohne Hauptschulabschluss verlassen,
wobei zu beachten ist, dass unter diesen Schülern Abgänger mit Förderschulab-
schluss und Abgänger mit Abschluss für Geistigbehinderte waren.12

12   Statistik des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg, D15.2: Anteil der Schulabgänger/-
       innen ohne Abschluss der Sekundarstufe I, Statistische Ämter des Bundes und der Länder, 2020.

                                                                                        gedruckt am 17.08.2021
12

              Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss
 100%
  90%
  80%                      38
                                       48               49
  70%
             41                                                         46
  60%                                                                                    40
                                4
  50%
                                                             3
  40%                      18                           9
                                            7
  30%             1                    2                                      0
             3
  20%                                                                   9                0     1
                           26          25               31
  10%        15                                                                          10
                                                                        10
   0%
           2014/15      2015/16      2016/17          2017/18        2018/19         2019/20
            Haupt-/Werkrealschulen      Realschulen             Gymnasien         SBBZ

1.3     ESF-relevante Aspekte der Arbeitsmarktförderung im Landkreis Rottweil

Der regionale Arbeitskreis hat sich insbesondere auf den Übergang von der Schule
zum Beruf unter Berücksichtigung auf einen familienorientierten Ansatz, die Förde-
rung von Personen mit besonderem Unterstützungsbedarf, wie z.B. Menschen mit
Migrationshintergrund, Alleinerziehende, ältere Arbeitnehmer oder Personen ohne
abgeschlossene Ausbildung und die Prävention für gefährdete Schulabbrecher, z.B.
gefährdete Kinder und Jugendliche zum Ziel gesetzt.
Ein weiterer Punkt ist die Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit und der Teilha-
bechancen von Menschen, die besonders von Armut und Ausgrenzung bedroht sind.
Insbesondere arbeitslose Alleinerziehende bedürfen vielfach der Unterstützung auf
ihrem Weg (zurück) auf den Arbeitsmarkt.

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   3. Festlegung von (Teil-)Zielen, Zielgruppen und Handlungs-
      schwerpunkten
Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit und der Teilhabe-Chancen von Men-
schen, die besonders von Armut und Ausgrenzung bedroht sind
Zielstellung:
- Erhöhung der Beschäftigungsfähigkeit arbeitsmarktferner mit mehreren Ver-
mittlungshemmnissen belasteter Langzeitarbeitsloser und Langzeitleistungs-bezieher
- Gesellschaftliche Integration von Gruppen, die in besonderem Maße von Aus-grenzung
und Armutsgefährdung betroffen sind

Zielgruppen:
- Langzeitarbeitslose mit besonderen Vermittlungshemmnissen (insbesondere aus dem
Rechtskreis SGB II, die zunächst einer sozialen und persönlichen Stabilisierung sowie
Wiederherstellung der Beschäftigungsfähigkeit bedürfen)
- Alleinerziehende
- Menschen mit Behinderung
- Menschen mit Migrationshintergrund
- Ältere
- Wohnungslose
- Menschen in psychosozialen Problemlagen, mit gesundheitlichen Einschrän-kungen,
Suchterkrankungen, Überschuldungen und prekären familiären und Wohnverhältnissen
- Von Armut und Diskriminierung bedrohte Personengruppen unter den Zuwan-derern
aus den EU-Mitglieds- und Drittstaaten

Maßnahmen:
In diesem spezifischen Ziel werden vielfach belastete, arbeitsmarktferne Zielgruppen
angesprochen, bei denen eine Integration in den Arbeitsmarkt in der Regel nur über Zwi-
schenschritte der gesellschaftlichen, psychosozialen und gesundheitlichen Stabi-
lisierung möglich sein wird.
Beratungsangebote, das Erschließen von weiteren Hilfsangeboten, tagesstrukturie-rende
und sozialintegrative Maßnahmen können Module einer niedrigschwelligen Ansprache
dieser Zielgruppen sein.
Zwischenstufen, z.B. über Einrichtungen des geförderten Arbeitsmarkts oder – bei Vor-
liegen einer Schwerbehinderung – über Integrationsfirmen, können erforderlich sein, um
Potenziale für eine Wiedereingliederung in den allgemeinen Arbeitsmarkt auszuloten.
Die Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit kann bereits als erster Erfolg gelten.
Ergebnisindikatoren
Benachteiligte Teilnehmer/innen, die nach ihrer Teilnahme auf Arbeitssuche sind, eine
schulische/berufliche Bildung absolvieren, eine Qualifizierung erlangen, einen Arbeits-
platz haben, einschließlich Selbständige.

Vermeidung von Schulabbruch und Verbesserung der Ausbildungsfähigkeit
Zielstellung:
- Individuelle und soziale Stabilisierung junger Menschen durch die Verbesse-rung der
Ausbildungschancen von jungen Menschen ohne schulischen Ab-schluss und ohne be-
rufliche Ausbildung
- Erreichen eines Schulabschlusses und/oder Integration in Maßnahmen der Berufsvor-
bereitung oder in eine berufliche Ausbildung

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Zielgruppen:
- Unter 25-Jährige, die sich nicht mehr auf die Systeme schulischer oder beruf-licher
Ausbildung einlassen, d.h. schulmüde oder schulverweigernde Jugend-liche im Schulal-
ter, sowie junge Menschen nach Beendigung der Schulpflicht, die von den Regelsyste-
men der Jugendberufshilfe und des Übergangs- und Ausbildungsbereiches nicht ausrei-
chend erreicht werden
- Schüler/innen an Haupt-, Werkreal- und Gemeinschaftsschulen ab der 7. Jahrgangs-
stufe, die von Schulversagen und Schulabbruch bedroht sind und die von schulischen
Regelsystemen nicht oder nicht mehr ausreichend er-reicht werden
- Ausbildungsferne und zum Teil marginalisierte junge Menschen, die von re-gelhaften
Angeboten der Übergangs- und Ausbildungssysteme bzw. der Jugendsozialarbeit und
der Jugendberufshilfe nicht oder nicht mehr ausreichend erreicht werden
- Junge Menschen mit Migrationshintergrund

Maßnahmen:
Gefördert werden Maßnahmen, die in Ergänzung zu schulischen Angeboten und An-
geboten der Jugendhilfe dazu beitragen, schulpflichtige junge Menschen an Regel-
systeme der Schule heranzuführen und sie so zu integrieren, dass sie einen regulä-ren
Schulabschluss erreichen können.
Oftmals wird hierfür eine individuelle und erforderlichenfalls auch längerfristig ange-legte
sozialpädagogische Begleitung erforderlich sein, die auch das familiäre Umfeld und die
lebensweltlichen Bezüge der jungen Menschen berücksichtigt. Auch aufsu-chende For-
men der Sozialarbeit kommen je nach Einzelfall zum Einsatz. Nied-rigschwellige und
praxisbezogene Angebote sollen zur individuellen und sozialen Stabilisierung beitragen
und auf eine realistische Perspektive für Ausbildung und Be-ruf hinwirken.
Bei Teilnehmer/innen ohne Schulabschluss ist die nachträgliche Erlangung des Schulab-
schlusses ein wesentliches konzeptionelles Merkmal der Förderung.
Junge Menschen, die ihre Schulpflicht bereits erfüllt haben, können auch im Rahmen
berufsvorbereitender Bildungsmaßnahmen mit produktionsorientiertem Ansatz geför-dert
werden.
In diesem Förderziel wird besonders darauf zu achten sein, dass spezifische indivi-duelle
Dispositionen (soziales und familiäres Umfeld, Migrationshintergrund bzw. ei-ne Migrati-
onserfahrung, geschlechterspezifische Benachteiligungen, riskante Le-bensformen,
Überschuldung) adäquat berücksichtigt werden. Ferner soll frühzeitig einem geschlech-
tertypischen Berufswahlverhalten entgegengewirkt werden.
Ergebnisindikator:
Teilnehmer/innen, die nach Ihrer Teilnahme eine schulische/berufliche Bildung ab-
solvieren.

2.3 Bereichsübergreifende Grundsätze
Bei den aus ESF-Mitteln zu fördernden Projekten müssen auch die Querschnittsziele
(„Gleichstellung von Männern und Frauen“, „Chancengleichheit und Nichtdiskriminie-
rung“, „Ökologische Nachhaltigkeit“), sowie die Querschnittsthemen („Soziale Innova-
tion“ und „Transnationalität“) im Rahmen der Möglichkeiten berücksichtigt werden.
Dabei sind die folgenden Leitziele zu beachten:
- quantitativ: Erhöhung des Anteils von Frauen sowie von Menschen mit Migra-
tionshintergrund, Älteren und Menschen mit Behinderung an den Förderun-gen, mindes-
tens entsprechend ihres Anteils an der Zielgruppe
- qualitativ:
o Arbeitsmarktintegration von Frauen sowie von Menschen mit Migrationshintergrund,
Älteren und Menschen mit Behinderung in eine sozialversicherungspflichtige Beschäfti-

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gung; mit einer langfristigen Zielperspektive auf eine stabile Beschäftigungssituation mit
existenzsi-cherndem Einkommen

o Reflexion und Aufbrechen von Geschlechterstereotypen und ethnischen Stereotypen
und Bewusstseinsbildung im Hinblick auf die Bedeutung von Schulabschlüssen und Bil-
dungsübergängen sowie auf eine eigenständige Existenzsicherung im Lebensverlauf.

Unter dem Aspekt der Gleichstellung von Frauen und Männern sollen geplante Maß-
nahmen vor allem berücksichtigen, dass Frauen gerade unter den langfristig in Ar-
beitslosigkeit verharrenden und von Armut bedrohten Personengruppen in besonde-rem
Maße vertreten sind. Daher sollen auch spezifische Förderansätze für Frauen und Män-
ner erprobt werden, um ihre soziale Teilhabe und ihre Integrationschancen zu verbes-
sern.
Chancengleichheit und Nichtdiskriminierung bedeuten in diesem spezifischen Ziel vor
allem eine nochmalige Konzentration dieser Förderansätze auf jene Personengrup-pen,
die in erhöhtem Maße von sozialer Exklusion bedroht sind, wie z.B. Minderhei-ten der
Arbeitsmigrantinnen und –migranten aus EU-Mitgliedstaaten und Drittstaaten.
Ökologische Nachhaltigkeit wird in diesem spezifischen Ziel insbesondere im Rah-men
von Maßnahmen der sozialen Stabilisierung und der Alltagsstrukturierung in Form von
praxisnahen Themen wie Energiesparen oder sparsamer Umgang mit Ressourcen eine
Rolle spielen.

Gerade bei der problembehafteten und oft schwer erreichbaren Zielgruppe ist eine ge-
schlechtersensible Ausrichtung der Förderung von besonderer Bedeutung. Ange-sichts
der hohen Relevanz von geschlechterstereotypen Orientierungen der Ziel-gruppe kön-
nen in diesem Förderziel auch geschlechterspezifische Konzepte zum Einsatz kommen.
Durch die Fokussierung auf bildungsferne und z.T. gesellschaftlich marginalisierte junge
Menschen, darunter insbesondere solche mit Migrationshintergrund, leistet die Förde-
rung in diesem Förderziel einen besonderen Beitrag zur Chancengleichheit und wirkt
einer Diskriminierung entgegen.
Bereits in der letzten Förderperiode hat sich gezeigt, dass Themen der ökologischen
Nachhaltigkeit bei dieser Zielgruppe gut in das Maßnahmeangebot integriert werden
können, etwa im Rahmen naturnaher erlebnispädagogischer Module. Der expandie-
rende Markt für Green Jobs kann zudem für Teilnehmende an den geförderten Maß-
nahmen Berufsperspektiven auf unterschiedlichen Qualifikationsebenen bieten.

Fördermittel und Teilnehmerzahlen
Grundsätzlich stehen dem Landkreis Rottweil voraussichtlich jährlich 165.000 Euro
an regionalisierten ESF-Mitteln des Landes Baden-Württemberg zur Verfügung.
Da am Anfang der Förderperiode grundsätzlich keine Mittelübertragung aus den Vor-
jahren zulässig ist, stehen für das Jahr 2022 insgesamt 165.000 Euro zur Verfügung.

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3.     Umsetzung vor Ort
Es sind Maßnahmen mit ein- oder zweijähriger Laufzeit förderbar. Die Mindestteil-
nehmerzahl für Projekte liegt bei 10 Personen.
Im Jahr 2022 stehen dem Landkreis Rottweil 165.000 Euro an ESF-Mitteln des Landes
Baden-Württemberg zur Verfügung.
Die Ausschreibung der regionalen ESF-Mittel des Landkreises Rottweil erfolgt durch
Veröffentlichung in der örtlichen Presse, im Rahmen des Internetauftritts des Land-
kreises (www.landkreis-rottweil.de) und durch Anschreiben an potentielle Projektträger.
Projektanträge sind über das webbasierte ESF-Antragsverfahren ELAN zu stellen. Die
Registrierung für das Online-Antragsverfahren und wichtige Informationen zur Antrag-
stellung sind unter www.esf-bw.de zu finden.
Anträge für den Durchführungszeitraum 01.01.2022 bis 31.12.2022 bzw. 31.12.2023
müssen bis zum 30.09.2021 vollständig und unterschrieben in Papierform bei der L-Bank
(Bereich Finanzhilfen, Schlossplatz 10, 76113 Karlsruhe) eingegangen sein.
Es wird darum gebeten, die Anträge gleichzeitig in schriftlicher oder elektronischer Form
auch an die ESF-Geschäftsstelle einzureichen (Landratsamt Rottweil, ESF-
Geschäftsstelle, Olgastraße 6, 78628 Rottweil; miriam.griesser@landkreis-rottweil.de).
Die Bewertung der Vorhaben erfolgt durch den regionalen Arbeitskreis unter Berück-
sichtigung dieses Strategiepapiers und gemäß der vom ESF-Begleitausschuss be-
schlossenen Methodik und Kriterien. Die Projektbewertung findet im Rahmen der Verga-
besitzung statt, in der den Projektträgern auch die Möglichkeit gegeben wird, ihre Projek-
te persönlich vorzustellen.

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4.    Vorschläge zur Festlegung konkreter Evaluierungsschritte
Die Ergebnissicherung erfolgt durch Abgleich der bewilligten Projektanträge mit den
nach Abschluss der Projekte zu erstellenden Sachberichten, die Teil der Verwen-
dungsnachweise sind. Außerdem stellen die Projektträger ihre Sachberichte im Rahmen
der Strategiesitzung im Sommer 2022 vor.
Zur Projektbegleitung werden Vertreter des Arbeitskreises und die ESF-Geschäftsstelle
des Landkreises Vor-Ort-Besuche bei den im Jahr 2022 geförderten Projekten durchfüh-
ren.

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