Infektiologie: Grippe bei Menschen und Hühnern im globalen Dorf - zwischen Selbstgefälligkeit und Hysterie
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SCHLAGLICHTER 2004 Schweiz Med Forum 2005;5:20–22 20 Infektiologie: Grippe bei Menschen und Hühnern im globalen Dorf – zwischen Selbstgefälligkeit und Hysterie Rainer Weber Die Influenza wird heutzutage meist nicht als besondere mit dem Einsatz von Antibiotika nicht Bedrohung wahrgenommen. Ein grosser Teil der vermindert werden. Zwar wurde gezeigt, dass Bevölkerung und der aktuellen Ärztegeneration die antiviral wirksamen Neuraminidasehemmer haben nie eine schwere Epidemie oder Pande- einen klinischen Nutzen haben und die Krank- mie erlebt und kennen persönlich niemanden, heitsdauer der Influenza verkürzen können, der an Influenza verstorben ist. Zynischerweise sofern die Therapie innerhalb von 36 Stunden – und fälschlicherweise – wird angenommen, nach Krankheitsbeginn begonnen wird. Aller- dass die Grippe doch «nur» oder vor allem ältere dings ist die Frage, ob der Einsatz der Neura- Menschen oder Immungeschwächte betreffe und minidasehemmer auch die Sterblichkeit oder die ansonsten bei Immungesunden harmlos ver- Rate von schweren Komplikationen in der laufe. Falls es doch zu schweren bakteriellen Gesamtbevölkerung vermindern kann, noch Komplikationen käme, könnten diese mit Anti- unbeantwortet, da wir in den letzten Jahren biotika behandelt werden. Entsprechend erhal- nicht mit einer schweren Grippeepidemie kon- ten Präventionsbemühungen ein geringes Echo frontiert wurden, seit diese Medikamenten- und die Akzeptanz der Impfung unter Medizinal- gruppe zur Verfügung steht. personen, vor allem Pflegenden, ist enttäu- Eine Veränderung oder ein Austausch von gene- schend schlecht. tischem Material kann somit zu neuartigen Die Pandemie in den Jahren 1918/19 mit Influ- Mikroorganismen führen, deren Antigene dem enza A, welches den Hämagglutinin Typ 1 und menschlichen Immunsystem noch unbekannt Neuraminidase Typ 1 (Influenza A, H1N1) ex- sind und deshalb gefährlicher sein können. Neue primierte, forderte weltweit 20 Millionen Men- humanpathogene Influenzaviren können dann schenleben; mehr als der erste Weltkrieg. entstehen, wenn Schweine gleichzeitig mit aviä- Betroffen waren aber nicht primär Immun- ren und humanpathogenen Viren infiziert wer- kompromittierte oder die durch den Krieg den. Im Schwein können diese Viren unter- geschwächte oder fehlernährte Bevölkerung. schiedlicher Herkunft eines oder mehrere der Vielmehr war die Letalität in einer Altersgruppe acht Gene untereinander austauschen und somit am höchsten, die als am wenigsten gefährdet in einem neuartigen Virus mit neuen antigeneti- betrachtet werden könnte, nämlich den 20- bis schen Eigenschaften resultieren. Nach Trans- 40Jährigen. Warum? Eine Rekombination von mission des neuen Virus vom Schwein auf einen Information im Hämagglutinin-Gen führte zu Menschen verläuft die weiter Übertragung von einem virulenten, neuartigen Influenzavirus, Mensch zu Mensch und im Lebenszyklus des welchem das Immunsystem der erwähnten Virus spielt das Tierreservoir keine Rolle mehr. Altersgruppe noch nie begegnet war und somit noch keine immunologische Erinnerung abge- speichert hatte, welche eine rasche Antikörper- Vogelgrippe bildung erlaubt hätte. Demgegenüber schien die ältere Bevölkerung während einer früheren Verschiedene Tierarten, unter anderem Geflügel Grippeepidemie einen gewissen immunologi- und Wasservögel, können ebenfalls an Influen- schen Schutz aufgebaut zu haben. Erneut in den zaviren erkranken, die sich antigenetisch von Jahren 1957 (H2N2) und 1968 (H3N2) entstan- den humanpathogenen Viren deutlich unter- den durch ein Reassortment von Genen huma- scheiden und als nicht auf den Menschen über- ner und aviärer Grippeviren antigenetisch neu- tragbar galten. Seit 1997 werden nun aber artige Viren. Diese waren für das Immunsystem zunehmend einzelne Berichte von zum Teil töd- vieler Menschen wiederum so neu, dass eine lich verlaufenden Erkrankungen beim Menschen erhöhte Morbidität und Letalität resultierte; durch Vogelgrippeviren bekannt, die durch eine diesmal waren häufiger Kleinkinder und ältere direkte Transmission vom Tier auf den Men- Personen betroffen. schen zustande kamen (Tab. 1 p). Nach Trans- Die Sterblichkeit an Influenza insgesamt sowie mission auf den Menschen scheinen allerdings an der Influenza-Pneumonie hat sich in den letz- diese Viren in eine Sackgasse zu geraten, indem ten 100 Jahren nicht verändert und konnte ins- eine weitere Übertragung von den durch Hühner
SCHLAGLICHTER 2004 Schweiz Med Forum 2005;5:20–22 21 Tabelle 1. Dokumentierte Fälle von Vogelgrippe beim Menschen (bis 23. 10. 2004). integriert wurden. Der Mechanismus der Ver- breitung des neuen Virustyps blieb unklar. An- Jahr Subtyp Land Vektor Anzahl Fälle Todesfälle dere Autoren postulieren eine Verbreitung durch 1997 H5N1 Hongkong Hühner, Enten, Gänse 18 6 migrierende Vögel. 1999 H9N2 Hongkong Hühner 2 0 2003 H5N1 Hongkong ? 2 1 Mikroorganismen, darunter zahlreiche Viren, 2003 H7N7 Niederlande Hühner 83* 1 können die sog. Speziesbarriere überspringen. 2003 H9N2 Hongkong ? 1 0 Im allgemeinen geschieht dies, wenn Menschen 2003 H7N2 USA ? 1 0 mit Mikroorganismen in Kontakt kommen, die 2004 H7N3 Kanada Hühner 2 0 bereits «fähig» sind, eine Infektion beim Men- 2004 H5N1 Vietnam Hühner 39 28 schen zu verursachen. Es kann aber auch zu ge- 2004 H5N1 Thailand Hühner 17 12 netischen Veränderungen der Pathogene kom- * 79 Patienten mit Konjunktivitis, 10 Systemerkrankungen (Influenza) men, sodass eine Infektion eines neuen Wirts möglich wird. Die epidemiologische Bedeutung der Transmission von Mikroorganismen vom angesteckten und erkrankten Menschen auf Tier auf den Menschen hängt von verschiedenen weitere Menschen nicht oder nur in ganz weni- Faktoren ab, wie die Anzahl und Dichte der gen, nicht eindeutig dokumentierten, Einzelfäl- Wirtstiere, die Häufigkeit, mit welcher empfäng- len beobachtet wurde. liche Menschen mit diesen Tierreservoirs in Kon- Im Jahre 2004 breitete sich das aviäre Influen- takt kommen, sowie der Biologie der Mikroorga- zavirus H5N1 in Südostasien unter Geflügel nismen einschliesslich des Modus der Transmis- epidemisch aus, was zu grossen Verlusten unter sion. Die Voraussetzungen für eine Pandemie diesen Tieren und zur Massenschlachtung führte beim Menschen wären dann gegeben, wenn die mit dem Ziel, die Epidemie zu stoppen. Zudem antigenetisch neuartigen zoonotischen Mikroor- erkrankten in Vietnam und Thailand bisher ganismus effizient von Mensch zu Mensch über- 56 Menschen an dieser Vogelgrippe, wovon tragen werden könnten [3]. 40 (71%) verstarben [1]. Die Epidemie von Influ- Gibt es nun Hinweise darauf, dass Vogelgrippe- enza unter Geflügel in Südostasien wird aktuell viren das Potential der Virulenz beim Menschen vor allem als ökonomische Katastrophe wahr- und der Transmission von Mensch zu Mensch genommen. Die Pressemeldungen der wenigen besitzen? an Vogelgrippe verstorbenen Menschen in der Laboruntersuchungen weisen darauf hin, dass fernen – und aus unserer Sicht als «unterentwik- die aviären H5N1 Viren in den letzten Jahren kelt» wahrgenommenen – Region berühren eine für Säugetiere erhöhte Virulenz entwickelt möglicherweise wenig und mögen im Rauschen haben könnten: Zwischen 1999 und 2002 wur- des allgemeinen Infotainments untergehen. Das den von gesunden Enten in China Viren isoliert, Importverbot von asiatischem Geflügel mag mit denen experimentell im Labor Hühner, Enten zwar den eigenen Geldbeutel schmerzen, wird und Mäuse infiziert wurden. Dabei wurde gefun- aber gerne als Beruhigung akzeptiert, da diese den, dass die Virusisolate der verschiedenen gefährlichen Viren nun von uns ferngehalten Jahre im Verlaufe für Mäuse und in einem gerin- werden. geren Ausmass auch für Hühner pathogener wurden [4]. In anderen tierexperimentellen Woher kommen diese neuen, Untersuchungen wurde gezeigt, dass Hauskat- potentiell auch für Menschen zen nach intratrachealer Inokulation mit dem pathogenen Viren? aviären Influenza-A-Virus H5N1 eine sympto- matische Infektion entwickelten und zum Teil Genetische und ökologische Untersuchungen verstarben. Die Tiere schieden nach 3 Tagen von Virusisolaten weisen darauf hin, dass Enten Viren aus und steckten weitere Katzen an, die im in Südchina die Quelle der Epidemie unter Geflü- Labor in ihre Nähe gebracht wurden. Letztere gel im Jahre 2004 waren [2]. Es handelt sich um entwickelten wiederum eine symptomatische In- einen Genotypen Z von Influenzavirus H5N1, fektion. Katzen konnten zudem mit H5N1-Virus welcher wahrscheinlich im Jahre 2002 entstand kontaminiertem Hühnerfleisch infiziert werden und sich nun im 2004 sehr rasch unter Hühnern und erkrankten. Histologisch fanden sich diffuse in weiten Teilen von Südostasien ausbreitete. alveolare Schäden, die den bei verstorbenen Der gleiche Genotyp ist auch verantwortlich für Menschen gefundenen Veränderungen glichen die aktuellen humanen Fälle von Vogelgrippe. [5]. Diese Befunde implizieren, dass Katzen auch Die viralen Hämagglutinin und Neuraminidase- in der Natur durch infizierte Hühner oder Vögel gene stammen von einem H5N1-Virus von Gän- angesteckt werden können. In der Tat gingen sen aus Guangdong (China) ab, das 1996 erst- in Thailand 2 Tiger und 2 Leoparden an H5N1- mals in Hongkong auch zu Erkrankungen und Influenza zugrunde [6]. Ob die Katzen als Tier- Todesfällen beim Menschen geführt hatte. Im reservoir sowie in der Transmission der Viren Vergleich mit dem Isolat von 1996 beinhaltet der zwischen Hühnern, Vögeln und Menschen eine neue Virustyp allerdings 6 Gene aus anderen Rolle spielen, ist unklar. Die Tierexperimente Quellen, die durch genetisches Rearrangement weisen im weiteren darauf hin, dass die aviären
SCHLAGLICHTER 2004 Schweiz Med Forum 2005;5:20–22 22 Influenzaviren ihren Lebenszyklus in der Katze auch Säugetiere, wie z.B. Katzen, natürlicher- an Säugetiere adaptieren und somit das Risiko weise infiziert werden, in denen sich dann mög- für eine Pandemie unter Menschen erhöhen licherweise ein Genotyp evolutiv entwickeln könnten. kann, dessen Lebenszyklus sich an Säugetiere Zusammenfassend hat sich ein Influenza-A- adaptiert. Somit besteht die Gefahr, dass sich Genotyp H5N1 unter Geflügel in Südostasien ein neuartiger Influenzatyp entwickelt, der das etabliert, der das Potential besitzt, Menschen zu Potential einer effektiven Transmission von infizieren und eine schwere, oftmals tödliche Mensch zu Mensch besitzt. An einem Impfstoff, Erkrankung auszulösen. Bisher wurden die der auch gegen die Vogelgrippe wirksam ist, wird Viren nicht oder höchstens in wenigen Fällen von gearbeitet, was allerdings angesichts der schnel- Mensch zu Mensch weiter übertragen. Enten len, immer wieder neu auftretenden und uner- scheinen eine wichtige Rolle als Virusreservoir warteten genetischen Veränderungen der bisher zu spielen, in welchem die virale Evolution in den bekannten humanpathogenen sowie der aviären letzten Jahren möglicherweise zu einer poten- Influenzaviren eine grosse Herausforderung tiell höheren Virulenz für Säugetiere und Men- darstellt. schen führte. Zudem können wahrscheinlich Literatur 4 Chen H, Deng G, Li Z, Tian G, Li Y, Jiao P, et al. The evolu- 1 Tran TH, Nguyen TL, Nguyen TD, Luong TS, Pham PM, tion of H5N1 influenza viruses in ducks in southern China. Korrespondenz: Nguyen VC, et al. World Health Organization International Proc Natl Acad Sci USA 2004;101:10452–7. Prof. Dr. med. Rainer Weber Avian Influenza Investigative Team.Avian influenza A (H5N1) 5 Kuiken T, Rimmelzwaan G, van Riel D, van Amerongen G, Abteilung Infektionskrankheiten in 10 patients in Vietnam. N Engl J Med 2004;350:1179–88. Baars M, Fouchier R, Osterhaus A. Avian H5N1 influenza in und Spitalhygiene 2 Li KS, Guan Y, Wang J, Smith GJ, Xu KM, Duan L, et al. Gen- cats. Science 2004;306:241. esis of a highly pathogenic and potentially pandemic H5N1 6 Keawcharoen J, Oraveerakul K, Kuiken T, Fouchier RA, Departement für Innere Medizin influenza virus in eastern Asia. Nature 2004;430:209–13. Amonsin A, Payungporn S, et al. Avian influenza H5N1 in Universitätsspital 3 Klempner MS, Shapiro DS. Crossing the species barrier – one tigers and leopards. Emerg Infect Dis [serial on the Internet] CH-8091 Zürich small step to man, one giant leap to mankind. N Engl J Med 2004 (in press). infweb@usz.unizh.ch 2004;350:1171–2.
HIGHLIGHTS 2004 Forum Med Suisse 2005;5:20–22 20 Infectiologie: grippe chez l’être humain et les volailles dans le village global: entre autocomplaisance et hystérie Rainer Weber La grippe n’est généralement plus considérée néfice clinique et peuvent abréger la durée de la comme une menace de nos jours. Une grande grippe, pour autant que le traitement soit mis partie de la population et la génération actuelle en route dans les 36 heures suivant le tout début de médecins n’ont jamais vécu de grave épidé- de la maladie. Mais une question reste ouverte, mie ni pandémie, et ne connaissent personne qui à savoir si ces inhibiteurs de la neuraminidase soit décédé de la grippe. Cyniquement – et c’est parviennent également à diminuer la mortalité faux – il est admis que la grippe ne touche «que» ou l’incidence des graves complications dans la ou surtout les vieillards et les immunodéprimés population globale, car ce groupe de médica- et que chez les normo-immuns, elle se passe sans ments existe depuis quelques années seulement, complications. Et s’il y a des complications bac- et nous n’avons pas été confrontés à une grave tériennes graves, elles peuvent se traiter par épidémie de grippe. antibiotiques. Raison pour laquelle les efforts de Une modification ou un échange de matériel prévention rencontrent un écho très faible et génétique peut donc donner de nouveaux micro- l’acceptation de la vaccination de la part des per- organismes dont les antigènes sont encore in- sonnes médicales, et surtout des soignants, est connus du système immun humain et peuvent désespérément mauvaise. donc être dangereux. De nouveaux virus In- La pandémie de 1918/19 par l’Influenza A, qui fluenza pathogènes pour l’être humain peuvent exprimait l’hémagglutinine de type 1 et la neu- résulter de l’infection de porcs par des virus pa- raminidase de type 1 (Influenza A, H1N1) a tué thogènes aviaires et humains. Dans le porc, ces 20 millions de personnes; plus que la Première virus de plusieurs provenances peuvent échan- Guerre mondiale. Pourtant il ne s’agissait pas ger un ou plusieurs de leurs 8 gènes et donc don- que d’immunocompromis ou de personnes affai- ner lieu à un nouveau virus ayant de nouvelles blies ou dénutries par la guerre. La létalité a caractéristiques antigéniques. Après transmis- même été la plus élevée dans la classe d’âge pou- sion de ce nouveau virus du porc à l’homme, la vant être considérée comme ayant le moins de chaîne se poursuivra d’homme à homme et le risque, à savoir les 20–40 ans. Pourquoi? Une réservoir animal ne joue plus aucun rôle dans le recombinaison de l’information dans le gène de cycle de vie du virus. l’hémagglutinine a donné un nouveau type de virus Influenza, plus virulent, auquel le système immun de cette classe d’âge n’avait jamais en- La grippe aviaire core été confronté, et contre lequel ces gens n’avaient aucune mémoire immunologique qui Différentes espèces animales, dont surtout les aurait permis une production rapide d’anticorps. volailles et oiseaux aquatiques, peuvent égale- La population plus âgée par contre semblait ment être contaminées et tomber malades par avoir acquis une certaine protection immunolo- des virus Influenza, antigéniquement très diffé- gique lors d’une précédente épidémie de grippe. rents des virus humains pathogènes et qui En 1957 (H2N2) et 1968 (H3N2), un réassorti- étaient supposés ne pas pouvoir se transmettre ment de gènes de virus humains et aviaires a à l’homme. Depuis 1997 sont publiés de plus donné de nouveaux antigènes viraux. Pour le en plus de rapports de maladies parfois mortel- système immun de nombreuses personnes, ils les chez l’homme, suite à une transmission étaient si nouveaux qu’il en a résulté une morbi- directe de virus aviaires d’un animal à un être dité et une mortalité plus élevées; ce furent cette humain (tableau 1 p). Après avoir été transmis fois les petits enfants et les vieillards qui ont été à l’homme, ces virus semblent toutefois bloqués le plus souvent touchés. dans un cul-de-sac, car aucun cas de transmis- La mortalité globale de la grippe et de la pneu- sion d’humains contaminés par des poules à monie à Influenza n’a pas changé au cours de ces d’autres humains n’est connu, ou uniquement de 100 dernières années, et n’a pas non plus dimi- très rares cas assez mal documentés. nué malgré les antibiotiques. Il est vrai qu’il a été En 2004, le virus Influenza H5N1 aviaire a pro- démontré que les inhibiteurs de la neuramini- voqué une épidémie chez les volailles en Asie du dase, avec leur effet antiviral, procurent un bé- Sud-Est, ce qui a donné de très grandes pertes
HIGHLIGHTS 2004 Forum Med Suisse 2005;5:20–22 21 Tableau 1. Cas documentés de grippe aviaire chez l’être humain [jusqu’au 23.10.2004]. organismes déjà «capables» de provoquer une infection chez l’humain. Mais il peut également Année Sous-type Pays Vecteur Nombre de cas Décès se produire des modifications génétiques de ces 1997 H5N1 Hongkong Poules, canards, oies 18 6 pathogènes, ce qui fait qu’une infection d’un nou- 1999 H9N2 Hongkong Poules 2 0 2003 H5N1 Hongkong ? 2 1 vel hôte est possible. L’importance épidémiologi- 2003 H7N7 Pays-Bas Poules 83* 1 que de la transmission de micro-organismes de 2003 H9N2 Hongkong ? 1 0 l’animal à l’homme dépend de plusieurs fac- 2003 H7N2 Etats-Unis ? 1 0 teurs, dont le nombre et la densité des animaux 2004 H7N3 Canada Poules 2 0 hôtes, la fréquence à laquelle des humains sus- 2004 H5N1 Vietnam Poules 39 28 ceptibles sont en contact avec ce réservoir ani- 2004 H5N1 Thaïlande Poules 17 12 mal et la biologie de ces micro-organismes, y * 79 patients avec conjonctivite, 10 maladies systémiques (Influenza) compris leur mode de transmission. Les condi- tions d’une pandémie chez l’être humain se- raient alors réalisées si les micro-organismes chez ces animaux et des abattages de masse, zoonotiques antigénétiquement nouveaux pou- dans le but de stopper cette épidémie. Au Viet- vaient se transmettre efficacement d’homme à nam et en Thaïlande, 56 personnes ont été at- homme [3]. teintes par cette grippe aviaire, dont 40 (71%) sont décédées [1]. Cette épidémie de grippe chez Y a-t-il maintenant des indices que les volailles en Asie du Sud-Est est actuellement surtout considérée comme une catastrophe éco- les virus de la grippe aviaire aient nomique. Les rares cas d’êtres humains décédés le potentiel d’être virulents chez de la grippe aviaire annoncés dans la presse dans l’être humain et de se transmettre cette région éloignée – que nous considérons d’homme à homme? d’ailleurs comme «sous-développée» – nous tou- Des examens de laboratoire montrent que les chent probablement peu et se fondent dans virus H5N1 aviaires auraient pu développer une le brouhaha de l’infotainment général. L’inter- virulence plus marquée pour les mammifères ces diction d’importation de volailles asiatiques dernières années: entre 1999 et 2002, des virus peut, il est vrai, faire mal au porte-monnaie, mais ont été isolés chez des canards sains, avec les- est volontiers acceptée comme rassurante car quels il a été possible expérimentalement, en ces virus dangereux sont ainsi maintenus à laboratoire, d’infecter des canards et des souris. bonne distance de nous. Ces études ont montré que les virus isolés pen- dant plusieurs années sont devenus pathogènes D’où viennent ces nouveaux virus pour les souris et, dans une moindre mesure, potentiellement pathogènes pour les poules [4]. D’autres expérimentations pour l’être humain? animales ont montré que des chats domestiques ont développé une infection symptomatique Les études génétiques et écologiques des souches après inoculation intratrachéale de virus In- de virus indiquent que ce sont des canards qui fluenza A H5N1 aviaires, dont certains sont ont été à l’origine de l’épidémie chez les volailles morts. Ces animaux ont excrété des virus après au sud de la Chine en 2004 [2]. Il s’agit d’un gé- 3 jours et contaminé d’autres chats avec lesquels notype Z de virus Influenza H5N1, qui date pro- ils ont été en contact au laboratoire. Ces derniers bablement de 2002 et qui s’est très rapidement ont également développé une infection sympto- répandu chez les poules dans d’autres parties de matique. Des chats ont également pu être infec- l’Asie du Sud-Est. C’est ce même génotype qui tés par de la viande de volailles contaminée par est également responsable des cas humains de le virus H5N1 et sont tombés malades. A l’histo- grippe aviaire. L’hémagglutinine et les gènes de logie, ils présentaient des lésions alvéolaires la neuraminidase viraux proviennent d’un virus diffuses, semblables à celles trouvées chez les H5N1 d’oies de Guangdong (Chine) qui avait déjà êtres humains décédés [5]. Ces découvertes im- provoqué les premières maladies et les premiers pliquent que les chats peuvent être contaminés décès chez l’être humain à Hongkong en 1996. dans la nature par des poules ou des oiseaux in- Comparativement à la souche isolée en 1996, ce fectés. En Thaïlande, 2 tigres et 2 léopards sont nouveau type de virus contient 6 gènes d’autres effectivement morts d’une grippe à H5N1 [6]. Nul provenances, intégrées par réarrangement gé- ne peut dire si les chats jouent un rôle de réser- nétique. Le mécanisme de la dissémination de ce voir animal ou sont impliqués dans la transmis- nouveau type de virus n’est pas clair. D’autres sion de virus entre poules, oiseaux et êtres hu- auteurs postulent une dissémination par oiseaux mains. L’expérimentation montre en outre que migrateurs. les virus Influenza aviaires adaptent leur cycle Certains micro-organismes, dont de très nom- de vie aux mammifères dans le chat, ce qui pour- breux virus, peuvent passer la barrière dite d’es- rait accroître le risque de pandémie chez l’être pèce. Cela se produit généralement lorsque des humain. êtres humains entrent en contact avec des micro- En résumé, un génotype H5N1 de virus Influenza
HIGHLIGHTS 2004 Forum Med Suisse 2005;5:20–22 22 A s’est installé chez les volailles en Asie du Sud- génotype dont le cycle de vie s’adapte aux mam- Est. Ce virus a le potentiel d’infecter l’être hu- mifères peut éventuellement évoluer. Il est donc main et de provoquer une maladie grave et sou- possible qu’un nouveau type d’Influenza ayant le vent mortelle. Jusqu’à maintenant, ce virus n’a potentiel de se transmettre d’homme à homme pas été transmis d’homme à homme, ou tout au risque de se développer. Un vaccin également plus dans de très rares cas. Les canards semblent efficace contre la grippe aviaire est en dévelop- jouer un rôle important en tant que réservoir de pement mais la recherche s’annonce difficile en ce virus, dans lequel l’évolution virale a éventuel- raison des modifications génétiques perpétuelles lement donné lieu à une virulence potentielle- et imprévues des virus Influenza pathogènes ment plus marquée pour les mammifères et les pour l’être humain ainsi que des virus aviaires êtres humains au cours de ces dernières années. connus jusqu’ici. Des mammifères peuvent en outre probablement être infectés, comme les chats, chez lesquels un Traduction Dr G.-A. Berger Références 4 Chen H, Deng G, Li Z, Tian G, Li Y, Jiao P, et al. The evolu- 1 Tran TH, Nguyen TL, Nguyen TD, Luong TS, Pham PM, tion of H5N1 influenza viruses in ducks in southern China. Correspondance: Nguyen VC, et al. World Health Organization International Proc Natl Acad Sci USA 2004;101:10452–7. Prof. Dr Rainer Weber Avian Influenza Investigative Team. Avian influenza A (H5N1) 5 Kuiken T, Rimmelzwaan G, van Riel D, van Amerongen G, Abteilung Infektionskrankheiten in 10 patients in Vietnam. N Engl J Med 2004;350:1179–88. Baars M, Fouchier R, Osterhaus A. Avian H5N1 influenza in und Spitalhygiene 2 Li KS, Guan Y, Wang J, Smith GJ, Xu KM, Duan L, et al. Gen- cats. Science 2004;306:241. esis of a highly pathogenic and potentially pandemic H5N1 6 Keawcharoen J, Oraveerakul K, Kuiken T, Fouchier RA, Departement für Innere Medizin influenza virus in eastern Asia. Nature 2004;430:209–13. Amonsin A, Payungporn S, et al. Avian influenza H5N1 in Universitätsspital 3 Klempner MS, Shapiro DS. Crossing the species barrier – one tigers and leopards. Emerg Infect Dis [serial on the Internet] CH-8091 Zürich small step to man, one giant leap to mankind. N Engl J Med 2004 (in press). infweb@usz.unizh.ch 2004;350:1171–2.
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