Essprobleme - Hard Facts & Prävention - LOGO Online-Symposium zum Thema "Stärkung der Ernährungskompetenz" - Xund und Du
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Essprobleme – Hard Facts & Prävention LOGO Online-Symposium zum Thema „Stärkung der Ernährungskompetenz" 01. Juni 2021, 11.00 Uhr Mag.a Jutta Eppich, MPH, Frauengesundheitszentrum, Fachstelle Mädchengesundheit
Frauengesundheitszentrum Joanneumring 3, 1. Stock, 8010 Graz Mo, Di, Mi, Fr 9 a.m. – 1 p.m. Do 3 – 7 p.m. 0043(0)316/83 79 98 frauen.gesundheit@fgz.co.at www.frauengesundheitszentrum.eu
Gesundheit ist nicht geschlechtsneutral Sex: Körperlich-biologische Unterschiede, spezifische Lebensphasen, spezifische Fähigkeiten Gender: soziale Unterschiede zwischen Geschlechtern, sozial konstruiert und durch Sozialisation erworben
Mit dem sozialen Geschlecht verknüpft: Vorstellungen und Erwartungen, wie Mädchen* und Burschen*, Frauen* und Männer* sind bzw. sein sollen! Diese Unterschiede zwischen Frauen* und Männern* sind erlernt bzw. von der Gesellschaft zugewiesen und können sich auch verändern.
Gesundheit hat ein Geschlecht Frauen* und Männer* • erkranken zum Teil an ganz unterschiedlichen Krankheiten • zeigen bei gleicher Krankheit andere Symptome • reagieren anders auf Medikamente • erkranken an der gleichen Krankheit unterschiedlich häufig
Häufigkeit von Essstörungen in Österreich →keine repräsentativen Zahlen Durch Erhebungen in verschiedenen Ländern liegen Zahlen über mehrere Jahrzehnte vor. Über alle Essstörungen hinweg sind Mädchen* bzw. Frauen* deutlich häufiger betroffen als Jungen* bzw. Männer* (90 – 95 Prozent). (vgl. www.bzga-essstoerungen.de)
Häufigkeit von Essstörungen in Österreich Von 1.000 Mädchen* und Frauen* erkranken durchschnittlich etwa • 28 an einer Binge-Eating-Störung • 19 an Bulimie und • 14 an Magersucht Von 1.000 Burschen* und Männern* erkranken durchschnittlich etwa • 10 an einer Binge-Eating-Störung, • 6 an Bulimie und • 2 an Magersucht (vgl. www.bzga-essstoerungen.de)
Krankheitsbilder • Anorexia nervosa: charakterisiert durch Diäthalten, Vermeidung hochkalorischer Speisen; die Betroffenen verspüren Hunger und Appetit, unterdrücken diesen aber. • Bulimia nervosa: zeichnet sich durch Anfälle von unkontrolliertem Heißhunger aus, die zu Essattacken mit meist nachfolgendem Erbrechen oder Abführmittelabusus führen. • Binge-eating Störung: ist die häufigste Essstörung; zeichnet sich durch Heißhungeranfälle, ohne gegenregulatorische Maßnahmen aus. • Mischformen
Anorexia nervosa Am häufigsten bei Jugendlichen ab 14 Jahren Bulimia nervosa Am häufigsten bei Jugendlichen ab 16 Jahren Binge-eating-Störung Am häufigsten im späteren Jugendalter und frühen Erwachsenenalter (vgl. Karwautz, 2020)
Körperwahrnehmung zu dick Mädchen* Burschen* Schulstufe 5 29 % 27 % Schulstufe 7 41 % 31 % Schulstufe 9 43 % 31 % Schulstufe 11 40 % 28 % Tatsächlich mehr Gewicht/adipös Mädchen* Burschen* Schulstufe 5 14 % 18 % Schulstufe 7 14 % 20 % Schulstufe 9 13 % 23 % Schulstufe 11 12 % 21 % (vgl. Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz (Hrsg.): Gesundheit und Gesundheitsverhalten von österreichischen Schülerinnen und Schülern. Ergebnisse des WHO-HBSC Survey 2018, Wien 2019, S. 26f.).
Körperwahrnehmung zu dünn Mädchen* Burschen* Schulstufe 5 15 % 19 % Schulstufe 7 11 % 16 % Schulstufe 9 12 % 24 % Schulstufe 11 9 % 26 % Tatsächlich niedriges Gewicht Mädchen* Burschen* Schulstufe 5 19 % 14 % Schulstufe 7 18 % 10 % Schulstufe 9 10 % 6% Schulstufe 11 11 % 5% (vgl. Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz (Hrsg.): Gesundheit und Gesundheitsverhalten von österreichischen Schülerinnen und Schülern. Ergebnisse des WHO-HBSC Survey 2018, Wien 2019, S. 26f.).
The Mental Health in Austrian Teenagers - Studie: 30,9 % der Mädchen und 14,6% der Jungen gelten als gefährdet SCOFF Fragebogen - Übergibst du dich, wenn du dich unangenehm voll fühlst? - Machst du dir Sorgen, weil du manchmal nicht mit dem Essen aufhören kannst? - Hast du in der letzten Zeit mehr als 6kg in 3 Monaten abgenommen? - Findest du dich zu dick, während andere dich zu dünn finden? - Würdest du sagen, dass das Nachdenken, über das Essen bzw. die Kalorienzufuhr dein Leben sehr beeinflusst?
Was weiß man über Essprobleme?
„Essstörungen sind schwere psychiatrische Erkrankungen, für die es keine isolierten Ursachen gibt. Sie sind nahezu immer mit anderen Störungsbildern verbunden, wobei das hohe Suizidrisiko eine besondere Gefahr darstellt!“ (Karwautz 2020). Anorexia nervosa ist die schwerste und gefährlichste Erkrankung innerhalb der Psychiatrie (vgl. Karwautz 2020).
Risikofaktoren • Das weibliche Geschlecht • Biologie (bei Anorexia nervosa): Zwillingsstudien und Familienstudien zeigen, dass Essstörungen in Familien gehäuft vorkommen • Kindliche Angststörungen, ein niedriger Selbstwert und perfektionistische Haltung im Leben • Traumata • Diäthalten • Sexueller Missbrauch, physische Vernachlässigung (v.a. bei Binge-eating Störung)
Was weiß man noch?
→ Bilder wirken! Fidschi-Studie Auf den Fidschi Inseln galten lange Zeit fülligere Formen als schön. Die Psychiatrie-Professorin Anne Becker aus Boston hatte 129 junge Frauen* auf Fidschi 1995 zu Beginn der TV-Ära befragt und erneut 1998. Ergebnis: Drei Jahre nach der Einführung des Fernsehens versuchten 15 Prozent der Teenager ihr Gewicht durch Erbrechen zu kontrollieren, zuvor waren es lediglich 3 Prozent. Der Sender strahle vor allem westliche Programme aus und vermittle so ein neues Schönheitsideal (vgl. Anne Becker: Body, Self, and Society: The View from Fiji. University of Pennsylvania Press, 1995).
Schönheitsideale • sind nicht naturgegeben, sondern sozial konstruiert • sind historisch und kulturell geprägt • unterliegen einem ständigen Wandel
Trends auf Social media Quelle: x-Act Essstörungen „Ab Cracks“, Quelle: woman.at
Trends auf Social media: Fitspiration
Trends auf Social media: Thinspiration
Das Posten und Betrachten von Fotos wurde als besonders bedeutend in Zusammenhang mit Körperbild- und Essproblemen identifiziert (vgl. Holland, Tiggemann 2016).
Pro Ana / Pro Mia Blogs, Whats App-Gruppen, Instagram www.saferinternet.at/fileadmin/redakteure/Themen- Dossiers/Selbstdarstellung/Beispielsammlung_Pro-Ana_2018_klein.pdf
Gegenbewegungen: Body Positivity Akzeptanz und Respekt für alle Körper unabhängig von Form, Größe und Merkmalen. Zielt darauf ab, Definition von Schönheit in der Gesellschaft zu ändern. Gibt auch Kritik an dieser Bewegung. (vgl. Cohen et al. 2020)
Gegenbewegungen: Body Neutrality Körperneutralität zielt darauf ab, weniger Wert auf das physisches Erscheinungsbild zu legen. Beispiele für Körperneutralitätsbotschaften sind "Du bist mehr als ein Körper" und "Dein Körper existiert nicht, um den Augen anderer zu gefallen".
Schutzfaktoren Eine kritische Auseinandersetzung mit Themen wie Erwachsenwerden, Schönheitsideale, Rollenbilder, Werbung und Social Media ist ein erster guter Anknüpfungspunkt für die Prävention. Besonders wichtig sind Initiativen zur Stärkung der persönlichen Fähigkeiten (Umgang mit Gefühlen, Genussfähigkeit, Lösen von Konflikten, Nein Sagen können…) Bewegungs- und Entspannungsangebote anbieten, um die Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper positiv zu unterstützen.
Materialien zur Prävention von Essstörungen Institut Suchtprävention, Pro Mente Oberösterreich https://www.praevention.at/uploads/media/x-act_Essstoerungen2016.pdf Servicestelle für Gesundheitsförderung an Österreichs Schulen https://www.give.or.at/material/praevention-von-essstoerungen/
Wenn ein Mädchen ein Essproblem hat… … ist das eine große Herausforderung für ihr Umfeld! • Was ist meine Rolle? • Was braucht das Mädchen? • Wo gibt es Hilfe? • Was kann ich tun?
Step by Step Früherkennungssystem • 1. Schritt Signale erkennen • 2. Schritt Tatsachen festhalten • 3. Schritt Reflexion • 4. Schritt Gespräch mit der Betroffenen vorbereiten • 5. Schritt Gesprächsführung • 6. Schritt Erfolgskontrolle
Wenn ein Mädchen*/eine Frau* ein Essproblem hat… An B.A.S. Beratungsstelle, die Drogenberatungsstelle des Landes Steiermark oder das Frauengesundheitszentrum weiterverweisen. Für einen stationäre Aufenthalt: Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin, Dr.in Lahousen-Luxenberger Ab Juli 2021: LeLi Tageszentrum für Menschen mit Essstörungen, Mag.a Nina Baumgartner
Quellen Website der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung https://www.bzga-essstoerungen.de Karwautz Andreas: Essstörungen: In: Österreichische Ärztezeitung 2020 https://www.aerztezeitung.at/fileadmin/PDF/2020_Verlinkungen/Essstoerungen.pdf
Film- und Dokumentationstipps Der Feind auf meinem Teller https://www.planet-schule.de/sf/php/sendungen.php?sendung=10413 (Film ist bis 2025 online verfügbar). Nur Haut und Knochen. Wenn Männer magersüchtig sind. https://www.zdf.de/dokumentation/37-grad/37-nur-haut- und-knochen-100.html Erklärvideos: Was sind Essstörungen https://www.bzga-essstoerungen.de/filme/
Studien-Hinweise Cohen et al. (2020): The case for body positivity on social media: Perspectives on current advances and future directions Holland / Tiggemann (2016): A systematic review of the impact of the use of social networking sites on body image and disordered eating outcomes
Sie können auch lesen