Eure inklusive Jugendorganisation - Wie Inklusion gelingen kann und was ihr dafür wissen solltet - Stadtjugendring ...

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Eure inklusive Jugendorganisation - Wie Inklusion gelingen kann und was ihr dafür wissen solltet - Stadtjugendring ...
Eure
inklusive
Jugendorganisation
Wie Inklusion gelingen kann
und was ihr dafür wissen solltet

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Eure inklusive Jugendorganisation - Wie Inklusion gelingen kann und was ihr dafür wissen solltet - Stadtjugendring ...
Hier steht, was ihr in diesem Buch alles findet:

       Vorwort									Seite                                4–15

       Haltung 									Seite 16–21

       Tipps und Tricks zur Inklusion 						          Seite 22–35

       Inklusions-Check 								Seite 36–41

       Barrieren abbauen 							Seite 42-55

       Inklusive Öffentlichkeitsarbeit 						Seite 56-65

       Leichte Sprache und Einfache Sprache 				      Seite 66-73

       Inklusive Spiele für eure Gruppenstunde 				   Seite 74-139

       Gesetze 									Seite 140-143

       Förderungsmöglichkeiten 						Seite 144-149

       Kontakte und Ansprechpartner*innen 					Seite 150-157

       Letzter Check 								Seite 158-161

       Impressum									Seite 163

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Vorwort

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vorWort
    vorWort
    Vor-Wort:
    Am Anfang von einem Buch steht ein Text.
    Der Text heißt dann Vor-Wort.
    In dem Text wird erklärt, worum es in dem Buch geht.
    Oder warum jemand das Buch geschrieben hat.

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Ihr seid Jugendleiter*innen in einer Jugendorganisation? Ihr beschäf-       Die AG-Inklusion hat ganz viel über das Thema Inklusion geredet, ganz
    tigt euch in eurer Freizeit mit Kindern oder Jugendlichen? Ihr bereitet     viel darüber gelernt und spannende Aktionen dazu gemacht.
    Gruppenstunden vor und führt sie auch durch? Dann ist dieses Hand-          Das Projekt wurde von der „Aktion Mensch‟ gefördert und von der
    buch genau das Richtige für euch!                                           „IFB-Stiftung Inklusion durch Förderung und Betreuung e. V.‟ unter-
                                                                                stützt. Auf den nächsten Seiten werden euch alle noch einmal genau
    Dieses Handbuch handelt von der Inklusion von Kindern und Jugend-           vorgestellt.
    lichen mit Beeinträchtigung. Ihr fragt euch jetzt vielleicht:
    Was sind denn alles Beeinträchtigungen?                                     Jetzt möchten wir aber zuerst einmal danke sagen! Danke an die AG-
    Was ist Inklusion? Und warum ist Inklusion wichtig?                         Inklusion, dass sie so toll mitgemacht hat! Danke an die IFB-Stiftung,
    Wie schaffen wir es denn, dass unsere Jugendorganisation inklusiver wird?   dass sie uns so toll unterstützt und immer gut beraten hat. Danke an
    Auf alle diese Fragen findet ihr in diesem Handbuch eine Antwort!           die Aktion Mensch, dass sie das Projekt gefördert hat!

    Die Vollversammlung des Stadtjugendrings Wiesbaden e. V. (Abkür-            Das ist die AG-Inklusion:
    zung: SJR) hat sich gewünscht, dass wir mehr über Inklusion reden.
    Damit auch Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigung in Jugendor-
    ganisationen mitmachen können. Deshalb hat der Stadtjugendring ein
    Projekt gemacht. Das Projekt hieß: „Inklusion – die Jugend gestaltet!‟
    In dem Projekt ging es um das Thema Inklusion. Es ging darum, wie
    Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigung besser in Jugendorgani-
    sationen mitmachen können. Das Projekt ging drei Jahre lang. In dem
    Projekt gab es auch eine Arbeitsgruppe, die AG-Inklusion.

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ROADMAP: INKLUSION

1. Auftaktveranstaltung
       2. „Gemeinsam gestalten‟
             Begegnungsveranstaltung:

                   3. „Gemeinsam spielen‟
                       Begegnungsveranstaltung:

                            4. Jugendleitungen
                                Qualifizierung von
                                                       5. B„Gemeinsam
                                                              egegnungsveranstaltung
                                                                        lernen‟

                                                                6. Workhops
                                                                      7. Jugendorganisation‟
                                                                           Publikation: „Eure inklusive

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Auf den nächsten Seiten werden euch ein paar Leute durch das Buch         Sie haben viel darüber gesprochen, was sie machen können, damit sie
     begleiten. Sie geben euch Tipps oder erklären euch manche Dinge noch      offener für alle Kinder und Jugendlichen sein können. Auch für Kinder
     etwas genauer. Diese Menschen stellen wir euch hier vor:                  und Jugendliche mit Beeinträchtigung. Ina hat durch die AG viel gelernt
                                                                               und betreut jetzt auch Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigung in
                        Herr Groh und Frau Morini sind un-                     der THW-Jugend. Das ist ein tolles Beispiel dafür, dass Inklusion super
                        sere Ansprechpersonen von der IFB-                     funktionieren kann.
                        Stiftung. IFB ist eine Abkürzung für
                        Inklusion durch Förderung und Be-                                     Larissa ist im Vorstand vom Stadtjugendring Wies-
                        treuung. Die IFB-Stiftung ist ein Un-                                 baden. Ihr ist das Thema Inklusion sehr wichtig. Sie
                        ternehmen, das sich mit der Inklusion                                 möchte, dass alle Kinder und Jugendlichen mit und
                        von Menschen mit Beeinträchtigung                                     ohne Beeinträchtigung in Jugendorganisationen mit-
                        befasst. Deshalb arbeiten dort viele                                  machen können. Deshalb hat der Stadtjugendring
     Expert*innen, die sich sehr gut mit dem Thema Inklusion auskennen.                       Wiesbaden das Projekt „Inklusion – die Jugend ge-
     Wir konnten Herrn Groh und Frau Morini immer ansprechen, wenn wir                        staltet!‟ gemacht. Mit diesem Projekt will der Stadtju-
     eine Frage zum Thema Inklusion oder Kinder und Jugendliche mit Be-                       gendring Wiesbaden erreichen, dass mehr Kinder und
     einträchtigung hatten. Sie haben uns mit ihrem Fachwissen immer wei-      Jugendliche mit Beeinträchtigung auch in Jugendorganisationen mit-
     tergeholfen. Frau Morini hat auch oft bei den AG-Treffen kleine Vorträ-   machen können.
     ge gehalten und unsere Fragen beantwortet.
                                                                               Die Aktion Mensch hat das Projekt gefördert. Das
                       Ina ist eine Jugendleiterin aus der THW-Jugend Wies-    bedeutet: Der Stadtjugendring Wiesbaden hat
                       baden und hat bei der AG-Inklusion mitgemacht. Die      Geld von der Aktion Mensch bekommen, um das
                       AG-Inklusion war die Arbeits-Gruppe des Projekts        Projekt durchzuführen.
                       „Inklusion – die Jugend gestaltet!‟. In der AG-Inklu-   Frau Anja Incani von der Aktion Mensch war in den drei Jahren immer
                       sion haben viele Jugendleitungen mitgemacht und         eine gute Ansprechpartnerin für uns.
                       sich mit dem Thema Inklusion beschäftigt.

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Ich habe eine Frage
                                                                               zur Inklusion in meiner
                                                                               Gruppenstunde und
                                                                               kann sie nicht beant-
                                                                               worten. Vielleicht
                                                                                  frage ich Larissa.

      Hast du eine
     Idee, wie wir                                                             Am besten frage
     das inklusiver                                                              ich mal Frau
        machen                                                                 Morini und Herrn
       könnten?                                                                Groh von der IFB.

                                                                       Larissa sammelt alle Ideen zur
                                                                         Inklusion und schreibt dann
                                                                        das Handbuch "Eure inklusive
                                                                                Jugendorganisation".
                                                          Wir haben

       !                                                  eine super
                                                             Idee!

                                                 Super, jetzt weiß
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                                                inklusiver machen
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         Wie Ink ihr dafür wis
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Haltung

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Was ist Inklusion?                                            Für uns ist Inklusion sehr wichtig! Es ist uns wichtig, dass alle
                                                                   Kinder und Jugendlichen aus Wiesbaden in Jugendorganisa-
     Inklusion bedeutet, dass alle Menschen dazugehören und        tionen mitmachen können. Kinder und Jugendliche mit Be-
     bei allem mitmachen können. Egal wie ihr ausseht, woher       einträchtigung haben das gleiche Recht auf Freizeit wie alle
     ihr kommt oder ob ihr eine Beeinträchtigung habt. Alle        anderen. Unser Ziel: Wenn Kinder und Jugendliche mit Beein-
     Menschen gehören ganz normal dazu. Verschieden sein           trächtigung Lust haben, ihre Freizeit in einer Jugendorganisa-
     ist normal. Alle Menschen werden akzeptiert, wie sie sind.    tion zu verbringen, sollen sie auch mitmachen dürfen.

     Es gibt viele Menschen, die oft nicht so richtig dazugehö-    Inklusion geht jeden etwas an. Sie funktioniert nur, wenn
     ren. Zum Beispiel Menschen, die aus einem anderen Land        viele Menschen mitmachen. Sie hilft nicht nur Menschen
     kommen, eine andere Sprache sprechen, anders aussehen         mit Beeinträchtigung, sondern allen Menschen. Sie pas-
     oder eine Beeinträchtigung haben. In diesem Handbuch          siert aber nicht einfach so. Jeder Mensch kann etwas dazu
     geht es vor allem um Kinder und Jugendliche, die eine kör-    beitragen. Jeder Mensch kann sich bewusst für Inklusion
     perliche oder geistige Beeinträchtigung haben. Es geht also   entscheiden und daran mitarbeiten.
     um Kinder und Jugendliche, die sich zum Beispiel anders
     bewegen, anders aussehen, im Rollstuhl sitzen, nicht se-      Wenn ihr viel über Inklusion wisst, könnt ihr sie auch
     hen können oder Probleme beim Sprechen oder Lernen ha-        gut in euren Jugendorganisationen umsetzen. Außerdem
     ben. Manche Beeinträchtigungen sieht man. Zum Beispiel,       könnt ihr anderen zeigen, wie Inklusion funktionieren
     wenn jemand im Rollstuhl sitzt. Andere Beeinträchtigungen     kann. Wenn Kinder und Jugendliche in ihrer Freizeit ler-
     sieht man nicht. Zum Beispiel, wenn jemand eine Lern-Be-      nen, wie leicht Inklusion sein kann, können sie als Er-
     einträchtigung hat. Es gibt ganz viele Arten, verschieden     wachsene besser damit umgehen. Dann ist es für sie als
     zu sein. Deshalb gibt es auch kein Rezept für Inklusion.      Erwachsene ganz normal, dass alle dazugehören und bei
                                                                   allem mitmachen können.

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Inklusion ist ein Weg, der kein Ende hat. Sie muss immer      Zuerst solltet ihr euch also mit eurer Haltung beschäftigen.
     mitgedacht werden. Wenn ihr euch auf diesen Weg macht,        Dafür könnt ihr euch zum Beispiel diese Fragen stellen:
                                                                                                                                  Ihr findet noch mehr
     werdet ihr sehen, dass es oft leichter ist als gedacht. Und   • Wie offen will ich sein?
                                                                                                                                   Fragen im Abschnitt
     manchmal gibt es auch Probleme, die erst einmal schwer zu     • Wie fühle ich mich, wenn ein Mensch mit Beeinträch-
                                                                                                                                      „Tipps und Tricks
     lösen sind. Auf eurem Weg gibt es kein „geradeaus laufen‟:       tigung in meiner Nähe ist?
                                                                                                                                      zur Inklusion‟ ab
     Ihr werdet immer wieder nach neuen Wegen suchen und           • An was denke ich, wenn ich an Beeinträchtigung denke?
                                                                                                                                              Seite 22.
     neue Ideen haben. Inklusion bedeutet: Anfangen und aus-       Wir haben oft Barrieren und Vorurteile in unserem Kopf,
     probieren. Entdecken, was schon geht und wo noch mehr         die wir immer wieder neu überwinden müssen. Daran
     möglich ist. In diesem Handbuch findet ihr viele Tipps und    müssen wir als Erstes arbeiten.
     Tricks, die euch auf diesem Weg begleiten werden.
                                                                   Es ist aber wichtig, dass ihr in eurer Jugendorganisation
                                                                   nicht alleine seid. Euer ganzes Team muss eine Haltung
     Inklusion fängt bei der Haltung an!                           zur Inklusion entwickeln. Inklusion kann nur funktionieren,
                                                                   wenn viele mitmachen und etwas verändern wollen.
     Inklusion kann nicht sofort perfekt funktionieren. Es         Deshalb ist es wichtig, dass ihr im Team über Inklusion
     gibt auch kein Rezept dafür. Der wichtigste und erste         und eure Haltung redet. Dazu könnt ihr euch zum Beispiel
     Schritt zur Inklusion ist die Haltung. Eure Haltung zum       diese Fragen stellen:
     Thema Inklusion entscheidet, ob Inklusion in eurer
     Jugendorganisation funktionieren kann. Wenn ihr nicht         • Was denken wir über Inklusion?
     bereit dafür seid, kann sich auch nichts verändern.           • Wie offen wollen wir sein?
                                                                   • Was sind unsere Ängste?

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Tipps und Tricks zur Inklusion

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In diesem Kapitel erhaltet ihr viele praktische Tipps, um     • Wie gehen wir mit diesen Menschen um?
     eure Jugendorganisation inklusiver zu machen. Wie ihr         • Wie offen wollen wir in unserer Arbeit mit Kindern und
     schon wisst: Inklusion ist ein Weg, der kein Ende hat.          Jugendlichen sein?
     Jeder kleine Schritt ist ein Erfolg. Und oft sind es die      • Was trauen wir uns zu?
     kleinen Veränderungen, die Großes bewirken.                   • Können wir uns vorstellen, dass Kinder und Jugendliche
                                                                     mit Beeinträchtigung in unsere Gruppenstunden
     Tipps für den Anfang – Inklusions-Check                         kommen oder auf unsere Freizeiten mitfahren?
                                                                   • Wo sind unsere Grenzen?
     Bevor ihr in eurer Jugendorganisation inklusiv arbeiten       • In welchen Bereichen sind wir schon offen für alle
     könnt, müsst ihr gemeinsam ein paar wichtige Dinge klären:      Kinder und Jugendlichen?
                                                                   • In welchen Bereichen können wir noch offener werden?
                                                                   • Was kann uns helfen, noch offener zu werden?
                                                                                                                               Dafür haben wir euch
     1. Habt ihr im Team eine Haltung zur Inklusion?               • Haben wir eigentlich schon eine Person mit
                                                                                                                               eine Mail-Vorlage
                                                                     Beeinträchtigung in unserer Gruppe?
                                                                                                                               geschrieben. Ihr findet
     Wie ihr schon wisst, ist die Haltung das Wichtigste, wenn
                                                                                                                               sie auf Seite 39.
     ihr inklusiv arbeiten möchtet. Es ist also wichtig, im Team
     darüber zu reden. Hier sind Fragen, die ihr euch im Team      2. Seid ihr versichert?
     stellen könntet:
     • Was denken wir über Inklusion?                              Gerade wenn Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigung
     • Welche Erfahrungen haben wir schon mit Inklusion            in eure Gruppenstunden kommen, ist es wichtig, dass ihr
         gemacht?                                                  richtig versichert seid. Das solltet ihr vorher mit eurer
     • Wie fühlen wir uns, wenn Menschen mit                       Versicherung abklären.
         Beeinträchtigung in unserer Nähe sind?

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3. Wie erreicht ihr Kinder und Jugendliche                     erzählen sich Kinder oder Jugendliche auch, was sie in
                               mit Beeinträchtigung?                                          ihrer Freizeit machen. Oder Eltern suchen im Internet
                                                                                              nach Angeboten, die ihr Kind interessieren könnte.
                               Ihr habt in eurem Team über Inklusion gesprochen,
                               vielleicht habt ihr auch schon tolle Gedanken und Ideen        Bei Kindern und Jugendlichen mit Beeinträchtigung
                               dazu entwickelt. Das bedeutet, dass ihr jetzt eine inklusive   ist das oft nicht anders. Es kann aber sein, dass Eltern
                               Haltung habt, also offen für das Thema Inklusion seid.         sich nicht sicher sind, ob ihr Kind auch wirklich bei euch
                               Mit der Versicherung habt ihr auch schon alles geklärt.        mitmachen kann. Es kann auch sein, dass Jugendliche
                               Wahrscheinlich wartet ihr jetzt darauf, eure Ideen endlich     eure Internetseite oder euren Flyer nicht verstehen.
     Zur THW-Jugend
                               auszuprobieren. Aber wo kommen denn jetzt die Kinder           Manche Kinder und Jugendlichen mit Beeinträchtigung
     kommen zum
                               und Jugendlichen mit Beeinträchtigung her? Und wie             gehen auf Förderschulen und wissen dadurch vielleicht
     Beispiel Kinder und                                                                                                                                   In dem Kapitel „inklu-
                               erreicht ihr sie am besten?                                    gar nicht, dass es Jugendorganisationen gibt, bei denen
     Jugendliche, weil                                                                                                                                       sive Öffentlichkeits-
                                                                                              sie mitmachen können.
     sie sich für Technik                                                                                                                                  arbeit‟ findet ihr dazu
                               Dafür könnt ihr euch zuerst die Frage stellen: Wie
     und den Umgang                                                                                                                                         ganz viele praktische
                               werden Kinder und Jugendliche normalerweise auf uns            Und wie erreicht ihr jetzt Kinder und Jugendliche mit
     mit Katastrophen                                                                                                                                                       Tipps.
                               aufmerksam? Findet man eure Jugendorganisation im              Beeinträchtigung? Hier sind ein paar Tipps, die euch dabei
     interessieren und gerne
                               Internet? Verteilt ihr Flyer? Wie macht ihr Werbung für        helfen können:
     anderen Menschen
                               eure Jugendorganisation? Oder bringen die Eltern einfach
     helfen wollen.
                               ihre Kinder zu euch? Oder kommen die Jugendlichen              • Schaut euch eure Internetseite, eure Facebook-Seite,
                               einfach zu euch, weil sie von anderen gehört haben, dass         euren Instagram-Account oder eure Flyer an. Können
                               ihr coole Angebote für sie macht?                                Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigung alles
                                                                                                verstehen? Fühlen sich dadurch ALLE Kinder und
                               Kinder und Jugendliche kommen oft in Jugendorganisa-             Jugendlichen angesprochen und willkommen?
                               tionen, weil sie die Angebote spannend finden oder sich        • Zeigt allen, dass eure Jugendorganisation offen für
                               für das Thema interessieren.                                     Inklusion ist. Schreibt das deutlich auf eure Flyer
                                                                                                oder auf eure Internetseiten. So können Kinder und
                               Oft erzählen sich Eltern untereinander, zu welchen               Jugendliche mit Beeinträchtigung und ihre Eltern
                               Jugendorganisationen ihre Kinder gehen. In der Schule            sehen, dass sie wirklich mitmachen können.
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• Macht Werbung für eure Jugendorganisation, vor allem     Es kann zum Beispiel sein, dass die Eltern euch fragen,
                              da, wo Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigung       ob sie am Anfang bei den Gruppenstunden mit dabei sein
                              sind. Zum Beispiel an Förderschulen, aber auch an        dürfen. Vielen Eltern hilft das, sich dafür zu entscheiden,
                              Grundschulen und weiterführenden Schulen. Viele          ob sie ihr Kind zu euch bringen wollen oder nicht. Ihr
                              Kinder mit Beeinträchtigung erreicht ihr auch über       solltet den Eltern das auch erlauben. So könnt ihr ihnen
                              Inklusionshelfer*innen.                                  zeigen, dass sie euch vertrauen können. Wenn ihr euch
                                                                                       dabei nicht wohlfühlt, solltet ihr das aber auch ansprechen.
                                                                                       Vielleicht könnt ihr auch andere Ideen vorschlagen. Die
                            4. Habt ihr mit den Eltern gesprochen?                     Eltern können zum Beispiel am Anfang der Gruppenstunde
                                                                                       am Rand sitzen und später einfach leise gehen. Oder sie
 Im Kapitel „Kontakte und   Eltern von Kindern und Jugendlichen mit Beeinträchtigung   bringen ihr Kind zu euch und gehen dann, aber bleiben
 Ansprechpartner*innen‟     sind Expert*innen, wenn es um ihr Kind geht. Sie wissen    in der Nähe und sind für euch erreichbar. Manche Kinder
 ab Seite 150 findet ihr    am besten, wie sich ihr Kind verhält und was es mag oder   oder Jugendliche mit Beeinträchtigung wollen vielleicht
 Kontakte, die euch dabei   nicht mag. Sie wissen auch am besten, welche Probleme es   am Anfang auch gar nicht alleine in der Gruppenstunde
 helfen können.             geben könnte und wie ihr euch dann am besten verhalten     bleiben. Dann sollten die Eltern dabeibleiben dürfen, bis
                            solltet.                                                   das Kind oder die*der Jugendliche sich wohl bei euch fühlt
                                                                                       und alleine in euren Gruppenstunden bleiben möchte.
                            Es kann auch sein, dass die Eltern Angst davor haben,
                            ihr Kind in eine Gruppenstunde zu bringen oder auf eine    Ein Elterngespräch ist eine gute Gelegenheit, um das alles
                            Freizeit fahren zu lassen. Manche Eltern wissen nicht      zu besprechen. In einem Elterngespräch könnt und sollt
                            genau, ob es das Richtige für ihr Kind ist. Manche haben   ihr alles fragen, was euch wichtig ist. Habt keine Angst
                            Angst, dass ihr Kind nicht gut aufgenommen wird. Manche    davor, viele Fragen zu stellen! Aber auch die Eltern dürfen
                            haben Angst, dass ihr Kind sich verletzt. Eltern können    alles fragen, was ihnen wichtig ist. Und sie dürfen über
                            ganz verschiedene Ängste und Sorgen haben. Viele haben     ihre Ängste und Sorgen reden. Inklusion muss von beiden
                            schon schlechte Erfahrungen gemacht. Deshalb ist es        Seiten stattfinden und Aufklärung ist dabei das Wichtigste.
                            wichtig, dass ihre Ängste und Sorgen ernst genommen        Traut euch ganz offen und ehrlich zu sprechen.
                            werden.

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Hier sind ein paar Tipps für das (erste)                    • Nehmt die Antworten der Eltern ernst. Wenn ihr eine
                            Elterngespräch:                                               andere Meinung habt, versucht diese durch eure
                                                                                          Gefühle und Eindrücke zu beschreiben. Es ist nicht
                            Vor dem Gespräch:                                             schlimm, wenn ihr eine andere Meinung habt. Es ist
     Fragen, die ihr beim
                            • Schreibt euch Fragen auf, die ihr gerne stellen             nur wichtig, darüber zu reden.
     ersten Gespräch
                              möchtet. Das können zum Beispiel Fragen zu der
     nicht vergessen
                              Beeinträchtigung oder zum Verhalten des Kindes oder       Abschluss:
     solltet, findet ihr
                              des*der Jugendlichen sein.                                • Wurden eure Fragen beantwortet?
     auf Seite 40.
                            • Beim ersten Gespräch geht es meistens darum, das          • Wurden die Fragen der Eltern beantwortet?
                              Kind oder die*den Jugendliche*n kennenzulernen. Die       • Wenn nein: Fragt noch einmal nach. Oder lasst die
                              Eltern können euch am besten erklären, wie ihr mit dem      Eltern nachfragen.
                              Kind oder der*dem Jugendliche*n umgehen solltet.          • Wenn ja: Verabschiedet euch und bedankt euch für
                            • Wenn ihr mit den Eltern einen Termin für das Gespräch       das Gespräch.
                              ausmacht, solltet ihr direkt sagen, über was ihr
                              sprechen möchtet. Sagt am besten vorher, wie lange
                              das Gespräch dauern darf. Dann wird das Gespräch          5. Habt ihr das Kind oder die*den Jugendliche*n
                              auch nicht zu lange dauern.                               vorher kennengelernt?

                            Das Gespräch:                                               Ihr solltet das Kind oder die*den Jugendliche*n vorher
                            • Beginnt das Gespräch mit einer freundlichen Begrüßung.    kennenlernen. Ihr könnt die Eltern bitten, ihr Kind zu
                            • Gebt den Eltern Zeit, damit sie über ihre Antworten       dem Elterngespräch mitzubringen. Oder ihr macht mit
                              nachdenken und euch alles gut erklären können.            den Eltern beim Elterngespräch einen neuen Termin
                            • Wiederholt das, was ihr verstanden habt. Am besten in     aus, an dem ihr das Kind oder die*den Jugendliche*n
                              eigenen Worten. So könnt ihr euch absichern, dass ihr     kennenlernen könnt.
                              die Antworten der Eltern richtig verstanden habt.
                            • Gebt den Eltern die Möglichkeit, auch Fragen zu stellen   Wenn ihr das Kind oder die*den Jugendliche*n beim ersten
                              und über ihre Ängste und Sorgen zu sprechen.              Elterngespräch kennenlernt, ist es besonders wichtig, dass
                                                                                        ihr nicht nur über das Kind sprecht, sondern auch mit dem
30                                                                                                                                                   31
Kind. Für das Kind oder die*den Jugendliche*n ist es aber       Wenn die Eltern das Stammdaten-Blatt vor der
                            schöner, wenn ihr nach dem Elterngespräch einen neuen           ersten Gruppenstunde ausfüllen, habt ihr immer alle
                            Termin für ein Kennenlernen ausmacht. Denn niemand              wichtigen Informationen auf einen Blick. Zum Beispiel       Ich habe einen Ordner mit
                            mag es, wenn die Eltern über einen reden, während man           Telefonnummern, falls ihr die Eltern dringend anrufen       allen Stammdaten-Blättern,
                            danebensitzt.                                                   müsst. Oder die Information über Allergien, Krankheiten     der bei uns im Jugendraum
                                                                                            und Notfall-Medikamente.                                    liegt. Das heißt, ich habe
                            Versucht in Kontakt zu kommen und findet heraus, wie ihr                                                                    den Ordner in jeder
                            euch versteht. So hat das Kind oder die*der Jugendliche         Dieses Stammdaten-Blatt ist nicht nur für Kinder und        Gruppenstunde griffbereit!
                            die Möglichkeit, euch erstmal in Ruhe kennenzulernen.           Jugendliche mit Beeinträchtigung sinnvoll. Ihr könnt es
                            Wenn ihr euch das erste Mal in der Gruppenstunde oder           für alle Kinder und Jugendliche in euren Gruppenstunden
                            auf einer Freizeit sehen würdet, könnte das ganz schön          ausfüllen lassen und in einem Ordner abheften. So habt
                            anstrengend für alle sein.                                      ihr im Notfall immer alle wichtigen Informationen auf
 Wir haben für euch                                                                         einen Blick.
 eine Vorlage für ein
 Stammdaten-Blatt           6. Habt ihr Kontaktdaten für den Notfall parat?
 erstellt. Diese Vorlage                                                                    7. Habt ihr die Gruppe vorbereitet?                            Um die Gruppe vorzu-
 findet ihr auf Seite 41.   Bevor das Kind oder die*der Jugendliche das erste Mal in                                                                    bereiten eignen sich zum
                            eure Gruppenstunde kommt, solltet ihr gut vorbereitet sein.     Neue Kinder oder Jugendliche sind für eine Gruppe, in der   Beispiel bestimmte Spie-
                            Dafür müsst ihr alle wichtigen Informationen über das Kind      sich alle schon gut kennen, immer etwas Besonderes. Vor         le! Eine ganze Menge
                            oder die*den Jugendliche*n wissen. Viele Informationen          allem, wenn das Kind oder die*der Jugendliche dann noch       Spielideen findet ihr ab
                            wisst ihr bestimmt schon aus dem Elterngespräch. Es ist aber    eine Beeinträchtigung hat. Beeinträchtigungen können                         Seite 74.
                            wichtig, dass ihr diese Informationen auch schriftlich habt     ganz unterschiedlich sein. Manche sieht man und manche
                            und sie euch immer wieder ansehen könnt. Dafür könnt ihr        sieht man nicht. Manche Kinder und Jugendliche mit
                            die Eltern ein Blatt ausfüllen lassen. Dieses Blatt nennt man   Beeinträchtigung sehen anders aus, verhalten sich aber
                            Stammdaten-Blatt. Wenn die Eltern das Stammdaten-Blatt          ganz normal. Andere sehen ganz normal aus, aber verhalten
                            ausgefüllt haben, habt ihr immer alle wichtigen Informationen   sich ganz anders. Es ist wichtig, dass ihr die Kinder und
                            parat. Und die Eltern haben das Blatt unterschrieben; das       Jugendlichen in eurer Gruppe darauf vorbereitet. Wenn
                            heißt, dass ihr euch abgesichert habt.                          sie vorher wissen, dass das neue Kind oder die*der neue
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Jugendliche anders aussieht oder sich anders verhält, ist      9. Habt ihr bei der Planung der Gruppenstunde die
                           es für sie gar nicht schlimm. So können sie sich auf die       Beeinträchtigung berücksichtigt?
                           neue Situation vorbereiten. Vielleicht habt ihr ja auch
                           schon ein paar Tipps von den Eltern bekommen, die ihr          Es gibt viele verschiedene Arten von Beeinträchtigungen.
                           den Kindern oder Jugendlichen in eurer Gruppenstunde           Deshalb gibt es auch dafür keine allgemeine Lösung. Durch
                           weitergeben könnt.                                             das Elterngespräch und das Kennenlernen habt ihr sicher
                                                                                          schon viel über das Kind oder die*den Jugendliche*n
                                                                                          erfahren. Überlegt euch vor der Gruppenstunde, ob ihr
     Tipps, wie ihr eure   8. Habt ihr die Räume gecheckt?                                daran etwas ändern müsst, damit das Kind oder die*der
     Räume inklusiver                                                                     Jugendliche mitmachen kann.
     machen könnt, fin-    Wie ihr schon wisst, können Beeinträchtigungen ganz
     det ihr ab Seite 46   verschieden sein. Bei geistigen Beeinträchtigungen ist
     und auf Seite 148.    es oft egal, wie die Räume aussehen. Bei körperlichen
                           Beeinträchtigungen ist es wichtiger, die Räume vorher zu                 Wie ihr eure Gruppenstunde und Spiele
                           checken. Auch hier gibt es kein Rezept, denn alle Kinder und             in der Gruppe inklusiver machen könnt,
                           Jugendlichen mit Beeinträchtigungen haben verschiedene                                   erfahrt ihr ab Seite 75.
                           Bedarfe. Sicher habt ihr im Elterngespräch oder von
                           den Kindern und Jugendlichen Tipps bekommen, welche
                           Bedarfe sie haben. Gemeinsam könnt ihr besprechen,
                           welche Barrieren es gibt und wie ihr das ändern könnt.
                           Vielleicht gibt es auch Barrieren, an denen ihr nichts
                           ändern könnt. Dann könnt ihr gemeinsam überlegen, ob
                           es trotzdem eine Lösung für euer Problem gibt.

34                                                                                                                                                    35
Inklusions-Check

36                      37
Hier haben wir einen kleinen Inklusions-Check für euch:   Hier findet ihr einen Vorschlag für eine Mail, mit
                                                                               der ihr eure Versicherung prüfen könnt:

                      1.     Ihr habt im Team eine Haltung zur Inklusion.
Wenn ihr noch
                                                                                   Arial               14
Fragen zum Inklu-
sions-Check habt,
                      2.     Ihr seid versichert.
                                                                                   Versicherung xy
meldet euch ein-             Ihr wisst, wie ihr Kinder und Jugendliche mit
fach im Stadtju-      3.     Beeinträchtigung erreichen könnt.
gendring. Die Kon-                                                                     Frage wegen Versicherungsmodalitäten
taktmöglichkeiten     4.     Ihr habt mit den Eltern gesprochen.
findet ihr auf                                                                     (Verein, Mitgliedsnummer)
                             Ihr habt das Kind oder die*den Jugendliche*n
Seite 150.            5.     vorher kennengelernt.
                                                                                   Sehr geehrte Damen und Herren,
                      6.     Ihr habt die Kontaktdaten für Notfälle.
                                                                                   unser Verein öffnet sich für die Inklusion von Kindern
                                                                                   und Jugendlichen mit Beeinträchtigung. Nun müsste
                      7.     Ihr habt eure Gruppe vorbereitet.
                                                                                   ich wissen, ob und wie sich unsere vertraglichen
                                                                                   Konditionen bei Ihnen dadurch ändern.
                      8.     Ihr habt die Räume gecheckt.
                                                                                   Bitte geben Sie uns eine schriftliche Rückmeldung mit
                             Ihr habt bei der Planung der Gruppenstunde
                                                                                   allen wichtigen Informationen zu dem Thema.
                      9.     die Beeinträchtigung berücksichtigt.
                                                                                   Herzliche Grüße
                                                                                   (Unterschrift)

38                                                                                                                                          39
Fragen, die ihr beim ersten Gespräch mit den Eltern       Daten des Kindes
     nicht vergessen solltet:
                                                               Vorname:
     • Stammdaten des Kindes (Name, Geburtsdatum,              Nachname:
       Adresse, Kontaktmöglichkeiten, Notfall-Nummern,         Geburtsdatum:
       wichtige Angaben)                                       Adresse (Straße, PLZ, Ort):

     • Hat Ihr Kind besondere Bedarfe? Wo und wann             Telefonnummer/n:
       braucht es vielleicht Hilfe?
                                                               Mailadresse/n:
     • Braucht es Medikamente, zum Beispiel Notfall-           Notfallkontakt/e:
       Medikamente?

     • Kann es zu schwierigen Situationen kommen, von          Das Kind darf alleine nach Hause gehen: ja/nein
       denen wir wissen sollten? Läuft das Kind zum Beispiel   Das Kind darf von folgenden Personen abgeholt werden:
       weg?

     • Was tun Sie in einer solchen Situation? Haben Sie       Wichtige Angaben zum Kind (z. B. Notfallmedikamente, relevante Allergien,
       Tipps, was wir dann tun können?                         relevante Erkrankungen etc.):

     • Kennt ihr Kind Gruppensituationen und das Spielen in
       Gruppen? Hat es damit schon Erfahrungen gemacht?

                                                               Hiermit bestätige ich, dass ich alle für eine sichere Betreuung wichtigen
                                                               Angaben zu meinem Kind gemacht habe.

                                                               Datum				Unterschrift Erziehungsberechtigte*r
40                                                                                                                                         41
Barrieren abbauen

42                       43
Es gibt viele verschiedene Barrieren. Wir unterschei-
                              den zwei Gruppen von Barrieren: einstellungs-be-
                              dingte Barrieren und umwelt-bedingte Barrieren.

     Eure Ängste werden       Einstellungs-bedingte Barrieren sind die Barrieren im        Umwelt-bedingte Barrieren sind alle Barrieren, die von
     kleiner, wenn ihr euch   Kopf: Zum Beispiel Vorurteile, Berührungsängste und die      außen kommen. Das sind zum Beispiel Treppen, schwere
     ausprobiert. Umso        Angst, etwas falsch zu machen. Oder der Gedanke, dass        Sprache, laute Geräusche, enge Türrahmen und Spiele, bei
     sicherer ihr werdet,     Inklusion gar nicht zu schaffen ist.                         denen nicht alle mitmachen können.
     umso weniger Sorgen
     braucht ihr euch zu      Diese lassen sich am besten abbauen, indem ihr einfach       Um umwelt-bedingte Barrieren abzubauen, gibt es kein
     machen.                  darüber sprecht. Jeder Mensch hat Ängste. Das ist ganz       Rezept. Es kann passieren, dass ihr eine Barriere für je-
                              normal. Deshalb ist es wichtig, dass ihr diese einfach an-   manden abbaut und dadurch gleichzeitig eine Barriere für
                              sprecht. In der Gruppe oder im Elterngespräch könnt ihr      jemand anderen aufbaut. Ihr könnt eure Jugendorganisa-
                              bestimmt eine Lösung dafür finden. Vorurteile lassen sich    tion nicht in jedem Punkt für jeden inklusiv machen. Das
                              am besten durch Wissen abbauen. Je mehr ihr über Beein-      ist aber auch nicht schlimm. Da jedes Kind und jede*r Ju-
                              trächtigungen und Inklusion wisst, desto besser könnt ihr    gendliche anders ist, müsst ihr immer wieder neu über-
                              Vorurteile bekämpfen.                                        legen, welche Barrieren es gibt, und wie ihr sie abbauen
                                                                                           könnt. Im Elterngespräch oder im Gespräch mit dem Kind
                                                                                           oder der*dem Jugendlichen erfahrt ihr ganz sicher, worauf
                                                                                           ihr achten müsst. Spätestens, wenn das Kind oder die*der
                                                                                           Jugendliche zu euch in die Gruppenstunde kommt, werdet
                                                                                           ihr merken, welche Barrieren es gibt. Dann könnt ihr ge-
                                                                                           meinsam Ideen sammeln, wie ihr diese Barrieren abbauen
                                                                                           könnt.

                                                                                           Hier haben wir ein paar Beispiele, welche Barrieren es gibt
                                                                                           und ein paar Vorschläge, wie ihr diese abbauen könnt:

44                                                                                                                                                       45
Barrieren bei Geh-Beeinträchtigung:

     Ab Seite 144 findet ihr   • Treppen: Menschen mit Rollstuhl, Rollator oder Krücken       • Zu niedrige Tische: Menschen mit Rollstuhl können            Schafft ihr es in
     Förderungsmöglichkei-       können den Ort durch die Treppen nicht erreichen.              an vielen Tischen nicht richtig sitzen, weil ihr Rollstuhl   einer Gruppenstun-
     ten und Kontakte, die             Bei wenig Stufen: mobile Rampe                          nicht darunter passt.                                        de, einen Tisch auf
     euch beim Abbauen                  Bei
                                            vielen Stufen: Aufzug oder Treppenlift                   Checkt
                                                                                                              vorher die Höhe der Tische.                   Stelzen zu stellen?
     von Barrieren helfen               Einen anderen Ort für die Gruppenstunde wählen.              Wenn die Tische nicht hoch genug sind: Sucht         Das stelle ich mir
     können.                                                                                            nach einer anderen Möglichkeit oder lasst die Ti-    lustig vor!
                               • Zu enge Türrahmen: Menschen mit Rollstuhl oder Rol-                    sche ganz weg.
                                 lator kommen nicht durch die Tür.
                                        Einen schmaleren Rollstuhl oder Krücken nutzen       • Unebener Boden: Menschen mit Rollstuhl, Rollator
                                         Türrahmen
                                                    erweitern lassen.                          oder Krücken können sich auf solchen Böden schlech-
                                         Einen anderen Ort für die Gruppenstunde wählen.       ter bewegen. Solche Böden sind zum Beispiel Schotter,
                                                                                                Waldboden, Wiese, Erde, steile Berge und vieles mehr.
                               • Geschlossene Stuhlreihen oder geschlossener Stuhl-                   Hilfe anbieten – zum Beispiel den Menschen stüt-
 Manche Menschen mit             kreis: Menschen im Rollstuhl finden keinen Platz.                     zen oder den Rollstuhl anschieben.
 einer Beeinträchtigung                 Beim Aufstellen von Stuhlreihen oder Stuhlkreisen             Die Wege vorher prüfen.
 haben eine Assistenz-                   einfach eine Lücke für den Rollstuhl lassen.                   Sehr
                                                                                                            unebene Böden vermeiden oder vorher mit
 person, die sie über-                   Denkt daran, dass ihr vielleicht auch eine Assis-             dem Menschen mit Geh-Beeinträchtigung be-
 all begleitet und ihnen                  tenzperson einplanen müsst.                                   sprechen.
 bei allem hilft, was sie
 nicht alleine schaffen.       • Zu wenig Platz: Menschen mit Rollstuhl oder Rollator
                                 benötigen bei Bewegungen oft doppelt so viel Platz.
                                       C
                                         heckt vorher die Orte für eure Gruppenstunde.
                                        Plant vor allem bei Bewegungsspielen viel mehr
                                         Platz ein.

46                                                                                                                                                                                 47
Barrieren bei Seh-Beeinträchtigung:
Wir haben in der Gruppe
                              • Unordnung: Der Weg zum Ort oder der Ort selbst ist           • Kommunikation: Wir sind daran gewöhnt, mit sehen-
abgesprochen, dass wir                                                                                                                                   Übt alle zusammen,
                                vollgestellt, ein seh-beeinträchtigter Mensch kann da-         den Menschen zu sprechen. Die Kommunikation mit
immer ordentlich sein                                                                                                                                    euch an euren Stimmen
                                durch Schwierigkeiten haben, sich zurechtzufinden.             Menschen mit Seh-Beeinträchtigung läuft etwas an-
wollen. Das macht es                                                                                                                                     zu erkennen, das ist
                                      Räume
                                              und Gänge aufräumen und nicht vollstellen.      ders ab.
allen einfacher.                                                                                                                                         nämlich manchmal gar
                                                                                                     Mehr ansagen, was man tut oder was passiert,       nicht so einfach.
                              • Orientierung: Menschen mit einer Seh-Beeinträchti-                    denn in Gruppenstunden passiert oft viel gleich-
                                gung können sich in einer fremden Umgebung schlech-                   zeitig. Da ist es gut, wenn der Mensch mit Seh-
                                ter orientieren.                                                      Beeinträchtigung das auch mitbekommt.
                                       Hilfe anbieten: zum Beispiel den Menschen führen.            Den Menschen direkt ansprechen und sich nicht
                                         Inklusive
                                                   Schilder aufhängen (zum Beispiel mit               einfach anschleichen. Beim Ansprechen direkt
                                         Blindenschrift).                                              anschauen und am besten den Namen des Men-
                                         Orientierungshilfe
                                                           auf dem Boden anbringen (das               schen sagen, denn sonst kann es passieren, dass
     Ihr habt noch nie ein               nennt man auch: taktiles Leitsystem) .                        er sich nicht angesprochen fühlt.
       taktiles Leitsystem             I n Gruppenstunden laut sprechen, damit man gut              In
                                                                                                       der Gruppenstunde eine Vorstellungsrunde
          gesehen? Achtet                verstanden wird.                                             mit Namen machen, damit der Mensch mit Seh-
       beim nächsten Be-                 Einen
                                                Stuhl, eine Wand oder einen anderen Be-              Beeinträchtigung auch weiß, mit wem er es zu
       such im Jungbrun-                 zugspunkt zur Orientierung anbieten.                         tun hat.
       nen mal genau auf
       den Boden und die
               Türschilder!

48                                                                                                                                                                               49
Barrieren bei Hör-Beeinträchtigung:

     • Kommunikation: Menschen mit Hör-Beeinträchtigung          sprecht. Fragt das am besten direkt nach.                 Auf Seite 155 findet ihr
       hören nur sehr wenig oder gar nichts mehr. Wir sind       Verwendet
                                                                              klare und kurze Sätze, wechselt nicht       eine Kontaktmöglich-
       daran gewöhnt, mit hörenden Menschen zu sprechen.         schnell die Themen. Denn Menschen mit Hör-Be-             keit, bei der ihr eine
       Die Kommunikation mit Menschen mit Hör-Beeinträch-        einträchtigung haben sonst oft Schwierigkeiten,           mobile Hör-Anlage
       tigung läuft etwas anders ab.                             eurem Gespräch zu folgen.                                 ausleihen könnt.
             Es
              ist wichtig, langsam und deutlich zu sprechen.    Vermeidet
                                                                             laute Geräusche in eurer Umgebung.
             Eurer Mund sollte dabei nicht verdeckt sein, denn   Wenn ein Mensch mit Hör-Beeinträchtigung
             Menschen mit Hör-Beeinträchtigung lesen oft          nachfragt, weil er etwas nicht verstanden hat,
             eure Lippen und können euch erst dann richtig        werdet nicht lauter. Wiederholt den Satz, even-
             verstehen. Deshalb sollte euer Mund auch gut         tuell in einfacher Sprache, oder nennt ein Stich-
             beleuchtet sein. Stellt euch also nicht vor ein      wort, um das es gerade geht.
             Fenster oder eine Lampe. Achtet darauf, dass der     Menschen
                                                                              mit Hör-Beeinträchtigung hören in
                                                                                                                           Ihr findet das
             Ort, an dem eure Gruppenstunde stattfindet, gut      verschiedenen Situationen unterschiedlich gut
                                                                                                                           Fingeralphabet auf Seite
             beleuchtet ist.                                      oder schlecht.
                                                                                                                           54. Das kann euch in
             Generell achten Menschen mit Hör-Beeinträch-
                                                              Achtet auf die Raumakustik: Große, hallende
                                                                                                                           manchen Situationen
              tigung mehr auf euer Gesicht, um euch zu ver-       Räume sind nicht so gut geeignet.
                                                                                                                           bestimmt helfen!
              stehen. Deshalb solltet ihr beim Sprechen nicht     Ein Hilfsmittel könnte eine Anlage sein, die hör-
                                                                                                                           Ein Plakat für euren
              essen, trinken oder wegschauen. Schaut dem           beeinträchtigen Menschen hilft, besser zu hören
                                                                                                                           Gruppenraum bekommt
              Menschen direkt ins Gesicht, wenn ihr mit ihm        (das nennt man Ringschleifensystem oder In-
                                                                                                                           ihr im Stadtjugendring.
              sprecht. Deshalb bringt es auch nichts, ihm ins      duktionsschleifensystem).
              Ohr zu flüstern.                                     Es gibt auch Gebärdendolmetscher, die das Ge-
              Manchmal
                        kann es für Menschen mit Hör-Beein-        sagte in Gebärdensprache übersetzen können.
              trächtigung unangenehm oder sogar schmerzhaft         Es ist bestimmt ein Vorteil für euch, wenn ihr euch
              sein, wenn ihr zu laut sprecht. Manchmal verste-       ein bisschen mit Gebärdensprache auskennt.
              hen sie euch aber auch besser, wenn ihr lauter

50                                                                                                                                                51
Barrieren bei verschiedenen anderen                                 so gut. Andere können lange Texte oder zu kleine
     Beeinträchtigungen:                                                 Buchstaben nicht so gut lesen.
                                                                              Verwendet beim Sprechen und Schreiben                Viele Infos zur
     • Essen und Trinken: Wenn ihr in euren Gruppenstunden                     einfache Sprache.                                    inklusiven Öffent-
       etwas zu essen oder zu trinken anbietet, könnt ihr auf                                                                       lichkeitsarbeit und
       ein paar Dinge achten. Wichtig ist aber, dass diese na-        • Hilfe bei Fragen oder Schwierigkeiten: Manche               zum Thema Einfa-
       türlich nicht für jede Beeinträchtigung gelten. Ihr müsst        Menschen mit Beeinträchtigung haben Fragen oder             che Sprache findet
       immer im Gespräch mit dem Menschen mit Beeinträch-               Schwierigkeiten und brauchen dann Hilfe. Wenn sie           ihr auf Seite 56.
       tigung besprechen, was er braucht und was nicht.                 nicht wissen, an wen sie sich wenden sollen, haben sie
              Manche
                        Menschen mit Beeinträchtigung können           vielleicht Angst vor einer Gruppenstunde.
              nur mit einem Strohhalm oder aus einer Tasse                     Legt eine feste Ansprechperson fest. An diese
              mit Henkel trinken.                                               Ansprechperson kann sich der Mensch mit
              Bietet am besten Essen an, das ohne Besteck                      Beeinträchtigung dann immer wenden.
               gegessen werden kann.
               Am besten solltet ihr auch wissen, welche
                                                                    • Angst vor einer neuen Situation oder vor fremden Men-
                Inhaltsstoffe in dem Essen und Trinken sind.            schen: Es kann auch sein, dass Menschen mit Beein-
                                                                        trächtigung Angst vor der Gruppenstunde haben, weil sie
     • Zu viele Sinnesreize: Es kann sein, dass zu viele                die Menschen dort nicht kennen. Das gilt natürlich auch
       Sinnesreize einen Menschen mit Beeinträchtigung                  für alle anderen Menschen ohne Beeinträchtigung.
       überfordern.                                                             asst alle Personen in der Gruppenstunde ein Na-
                                                                                L
              Bietet einen Ruheraum an.                                       mensschild tragen. So können sich alle anspre-
                V
                  ermeidet zu viele Reize auf einmal (zum Beispiel             chen und sind direkt vertrauter miteinander.
                 zu viel, helles oder buntes Licht und dazu laute               Macht Kennenlernspiele, damit alle sich schnell
                 Musik und Gespräche).                                           kennenlernen. Wählt die Kennenlernspiele indi-
                                                                                 viduell aus: Geht es um Namen, um die Stimme,
     • Schwierige Texte und schwere Sprache: Viele Menschen                      um Gesichter? Was wollt ihr alles mit welchen
       mit Beeinträchtigung verstehen schwere Sprache nicht                      Sinnen verinnerlichen?

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Fingeralphabet
                           Das sind die Buchstaben in Gebärdensprache

     A     B   C   D   E F          G		       H       I		       J

     K L       M   N O       P        Q      R       S      T       U

     V     W   X       Y     Z Ä          Ö        Ü         SCH

54                                                                      55
Inklusive Öffentlichkeitsarbeit

56                                     57
Inklusive Öffentlichkeitsarbeit ist ein wichtiger Schritt, um   
                                                                                          Verwendet   eine Schriftart ohne Serifen. Serifen
                          allen zu zeigen, dass eure Jugendorganisation sich für In-      sind Extrastriche, die an den Buchstaben zu fin-
                          klusion öffnet. So können Kinder und Jugendliche mit Be-        den sind. Zum Beispiel bei der Schrift Times New
                          einträchtigung sehen, dass auch sie bei euch willkommen         Roman. Diese sind für viele Menschen nicht so
                          sind. Außerdem können alle Kinder und Jugendlichen da-          gut zu lesen. Besser sind serifenlose Schriftarten
                          durch besser verstehen, worum es in eurer Jugendorga-           wie zum Beispiel Arial oder Calibri.
                          nisation geht und was ihr genau macht.                          erwendet gute Kontraste. Kontrast bedeutet:
                                                                                          V
                                                                                          Ein großer Unterschied zwischen zwei Farben.
                          Allgemeine Tipps für die inklusive                              Am besten kann man schwarze Schrift auf einem
                          Öffentlichkeitsarbeit:                                          weißen Hintergrund lesen. Bei Bildern oder Vi-
                                                                                          deos sollten sich die Farben stark unterscheiden.
                                    acht deutlich, dass ihr euch für Inklusion öff-
                                   M                                                      Vermeidet Rot-Grün-Kontraste. Es gibt Menschen
          Zur Einfachen            net. Sagt ganz klar, dass ihr offen für Kinder und      mit einer Rot-Grün-Schwäche, die das nicht er-
           und Leichten            Jugendliche mit Beeinträchtigung seid.                  kennen können.
     Sprache findet ihr            Verwendet Einfache Sprache (für Texte auf
                                                                                          Verwendet keine Hintergrundbilder hinter Tex-
                                                                                           
      in diesem Kapitel            Flyern, Internetseiten, Social Media und auch           ten. Dadurch kann der Text schlechter gelesen
     später noch mehr              gerne beim Sprechen). Diese hilft vielen Men-           werden und viele Menschen können auch das
        Informationen!             schen, euch besser zu verstehen. Zum Beispiel           Hintergrundbild nicht erkennen.
                                   Menschen mit Lern-Beeinträchtigung, Hör-Be-            erwendet keine unterschiedlichen Schriftfar-
                                                                                          V
                                   einträchtigung oder Menschen, die nicht so gut         ben in einem Text. Diese könnten verwirren oder
                                   Deutsch sprechen können.                               werden einfach nicht gesehen.
                                    erwendet eine große Schriftgröße, am besten
                                   V                                                      Wenn ihr ein Wort im Text markieren wollt, weil
                                   12 oder größer.                                         es besonders wichtig ist: Macht es einfach fett.
                                                                                           Schreibt es aber nicht in GROßBUCHSTABEN,
                                                                                           denn das können viele Menschen schlechter er-
                                                                                           kennen und lesen.
                                                                                           Verwendet einfache Symbole und Formen.

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Tipps für eure Internetseite oder eure                                      ideos können auch durch Gebärdensprache in-
                                                                                V
     Social-Media-Accounts:                                                     klusiv werden. Aber Untertitel sind auch schon
                                                                                super!
     Wenn ihr die allgemeinen Tipps beachtet, werden eure                        udiodateien, also Dateien, bei denen nur etwas
                                                                                A                                                      Auf Seite 54 findet ihr
     Internetseite und Social-Media-Accounts schon sehr in-                     zu hören ist, solltet ihr vermeiden.                   das Fingeralphabet für
     klusiv sein. Hier sind aber noch ein paar Extra-Tipps:                     Wenn ihr Bilder zeigt, sollten diese für den Text         Gebärdensprache.
               Der Text sollte auch bei Vergrößerung noch gut                   nicht wichtig sein. Oder ihr erklärt die Bilder im
                zu lesen sein.                                                   Text. So werden Menschen mit Seh-Beeinträch-
                                                                                                                                         Zur Brailleschrift fin-
                Der Text sollte sich durch ein Programm vorlesen                tigung nicht ausgeschlossen.
                                                                                                                                         det ihr ein paar gute
                 lassen.
                                                                                                                                       Informationen auf der
                 Es sollten keine Effekte benutzt werden.              Tipps für eure Flyer und ausgedruckten Texte:
                                                                                                                                             nächsten Seite.
                  Videos sollten eine gute Qualität haben. Im Vi-
                   deo sollten die Beleuchtung und die Kontraste        Wenn ihr die allgemeinen Tipps beachtet, werden auch
                   gut sein.                                            eure Flyer schon sehr inklusiv sein. Hier sind aber noch
                   Wenn eine Person im Video spricht, sollte ihr Ge-   ein paar Extratipps:                                          Wenn ihr neue Flyer dru-
                    sicht beim Sprechen von vorne gezeigt werden.                enkt daran, dass Menschen mit Seh-Beein-
                                                                                D                                                     cken wollt und noch Geld
                    So können Menschen mit Hör-Beeinträchtigung                 trächtigungen eure Flyer kaum oder sogar gar          dafür braucht, meldet
                    von den Lippen ablesen.                                     nicht sehen können. Manche Menschen können            euch im Stadtjugendring.
                ei Videos könnt ihr auch Untertitel einfügen.
               B                                                                den Text mit einer Lupe vergrößern, damit sie ihn     Es gibt einige Fördermög-
               So können auch Menschen mit Hör-Beeinträch-                      lesen können. Bei anderen Menschen hilft das          lichkeiten in Wiesbaden.
               tigung die Videos verstehen. Die Untertitel sind                 nichts. Eine andere Möglichkeit ist zum Beispiel      Und das ist gar nicht auf-
               dann unten im Video zu sehen. Dort steht dann                    das Benutzen von Blindenschrift (auch Braille-        wendig oder kompliziert.
               geschrieben, was im Video gesagt wird. Ihr                       schrift genannt). Das ist aber sehr teuer.
               könnt auch Geräusche in die Untertitel schrei-                   Auf einem Flyer sollte nicht viel Text stehen.
                                                                                
               ben, wenn sie wichtig für das Video sind.                        Achtet darauf, dass nur die wichtigsten Informa-
               Das solltet ihr bei Videos vermeiden: laute Hin-                tionen auf dem Flyer stehen. So bleibt der Flyer
                tergrundmusik, Nebengeräusche, flackerndes                      auch mit einer größeren Schrift übersichtlich und
                oder blitzendes Licht.                                          gut zu lesen.
60                                                                                                                                                               61
 erwendet dickes Papier. Das Papier sollte min-
     V                                                   Ihr könnt Brailleschrift auch ganz einfach selbst machen.
     destens 80 Gramm haben. Bei dünnerem Papier         Dafür braucht ihr einen Stift, einen Zahnstocher oder eine
     kann die Schrift durchscheinen. Dann ist ein Text   Sticknadel. Am besten nehmt ihr euch noch eine festere        Sich mit dem Braille-
     schwerer zu lesen.                                  Unterlage dazu. Zum Beispiel ein Stück feste Pappe oder       Alphabet zu verständi-
     erwendet mattes Papier. Denn glänzendes
     V                                                   ein gefaltetes Geschirrhandtuch. Jetzt müsst ihr die Un-      gen ist ein super Pro-
     Papier spiegelt das Licht, dadurch kann man         terlage unter die Seite legen, auf der die Punkte von vor-    grammpunkt für eure
     schlechter den Text darauf lesen.                   ne zu sehen sind. Also unter die Seite, auf der man später    Gruppenstunde! Dabei
                                                         die Schrift fühlen soll. Danach stecht ihr von hinten die     ist es nicht wichtig, ob
                                                         Punkte mit dem Stift, dem Zahnstocher oder der Steck-         jemand in eurer Gruppe

                Braille-Alphabet                         nadel nach. So entsteht auf der anderen Seite ein kleines
                                                         Loch oder eine kleine Beule. Die Löcher müssen ganz ge-
                                                                                                                       ist, der*die eine Seh-
                                                                                                                       Beeinträchtigung hat.
                                                         nau gestochen werden, damit man sie gut fühlen kann.
                                                         Und damit blinde Menschen die Schrift lesen können.

                                                         Versucht es doch direkt mal aus:

                                                         Ihr möchtet wissen, was da steht? Dann fragt am besten
                                                         eine Person, die Brailleschrift lesen kann oder versucht es
                                                         mit dem Braille-Alphabet zu übersetzen!

62                                                                                                                                                63
Das ist die Rückseite. Wenn ihr hier die Punkte mit einem
     Zahnstocher, einer Sticknadel oder einem Stift durchsteckt,
     könnt ihr die Punkte auf der Seite davor gut fühlen. Legt
     aber am besten eine feste Unterlage unter diese Seite.

64                                                                 65
Leichte Sprache und Einfache Sprache

66                                      67
Achtung: In diesem Kapitel schreiben wir alles in Leichter Sprache.              enutzt aktive Wörter.
                                                                                     B
                                                                                     Sagt zum Beispiel nicht:
     Was ist Leichte Sprache?                                                        Das Essen wird von mir gegessen.
                                                                                                                                          Hier ein paar Tipps, wie du
     Leichte Sprache verstehen alle Menschen besser.                                 Sagt lieber: Ich esse das Essen.
                                                                                                                                          es besser machen kannst.
     Viele Menschen verstehen schwere Sprache nicht.                                  ermeidet den Genitiv.
                                                                                     V
     Schwere Sprache ist zum Beispiel:                                               Sagt zum Beispiel nicht: Das Haus des Nachbarn.
              Fremd-Wörter                                                           Sagt lieber: Das Haus vom Nachbarn.
              Fach-Wörter                                                            Vermeidet den Konjunktiv.
              Lange Sätze                                                             Sagt zum Beispiel nicht:
     Leichte Sprache hilft vielen Menschen. Zum Beispiel:                             Lisa sagt, sie habe gespielt.
              Menschen mit Lern-Schwierigkeiten.                                      Sagt lieber: Lisa sagt: Sie hat gespielt.
              Menschen, die nicht gut Deutsch sprechen.                               Benutzt positive Sprache.
              Menschen, die nicht gut lesen können.                                    Sagt zum Beispiel nicht: Das ist nicht schlecht.
                                                                                       Sagt lieber: Das ist gut.
     Es gibt viele Regeln für Leichte Sprache.                                         Vermeidet Rede-Wendungen.
     Das sind die wichtigsten Regeln für Leichte Sprache:
                                                                             Regeln für Zahlen und Zeichen:
     Regeln für Wörter:                                                               chreibt Zahlen als Zahlen.
                                                                                     S
              Benutzt einfache Wörter.                                               Vermeidet hohe Zahlen.
              Benutzt bekannte Wörter.
              Benutzt kurze Wörter. Oder: trennt lange Wörter               Regeln für Sätze:
              mit einem Binde-Strich.                                                Schreibt nur kurze Sätze.
               Vermeidet Fremd-Wörter und Fach-Wörter.                               Macht in jedem Satz nur eine Aussage.
              Oder: Erklärt Fremd-Wörter und Fach-Wörter.
                Benutzt immer die gleichen Wörter für die gleichen Dinge.
                 Vermeidet Abkürzungen.
                  Benutzt Verben.

68                                                                                                                                                                  69
Benutzt einen einfachen Satz-Bau.

     Regeln für Texte:
               precht die Menschen persönlich an.
              S
              Vermeidet Fragen im Text.
               Schreibt alles zusammen, was zusammengehört.           Logo für Leichte Sprache
                Am Anfang vom Satz dürfen auch diese Wörter stehen:
                 • Oder                                                Ein Text bekommt dieses Logo:
                 • Wenn                                                        Wenn der Text in Leichter Sprache ist.
                 • Weil                                                         Wenn der Text geprüft wurde.
                 • Und                                                                                                            Viele Einrichtungen prü-
                 • Aber                                                Regeln für das Sprechen:                                   fen die Texte. Einen Kon-
                                                                               Die Regeln für Wörter und Sätze sind auch beim    takt für eine Einrichtung
     Regeln für die Gestaltung:                                                 Sprechen wichtig.                                 findet ihr auf Seite 157.
             Benutzt die Schrift-Größe 14 oder größer.                         Macht Sprech-Pausen.
              Lasst einen großen Abstand zwischen den Zeilen.                   Verwendet Beispiele.
               chreibt jeden Satz in eine neue Zeile.
              S                                                                 Sagt immer das, was ihr wirklich meint.
              Macht viele Absätze.
               Macht viele Überschriften.                             Leichte Sprache sieht einfach aus.
                Benutzt klare und scharfe Bilder.                     Aber Schreiben oder Sprechen in Leichter Sprache ist oft
                                                                       schwer.
     Regeln für das Prüfen:                                            Bei Leichter Sprache muss man auf viele Regeln achten.
             Lasst den Text prüfen.

     Menschen mit Lern-Beeinträchtigung sollen den Text prüfen.
     Menschen mit Lern-Beeinträchtigung sind Fach-Leute.
     Verstehen Menschen mit Lern-Beeinträchtigung den Text?
     Wenn ja: Dann ist der Text gut.

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Was ist Einfache Sprache?                                 Regeln für Sätze:
                                                                       Schreibt kurze Sätze.
     Einfache Sprache ist ein bisschen schwerer als Leichte             Ihr dürft aber auch längere Sätze schreiben.
     Sprache.                                                            Macht in jedem Satz höchstens zwei Aussagen.
     Die Regeln für Einfache Sprache sind nicht so streng.                Benutzt einen einfachen Satz-Bau.
     Einfache Sprache verstehen trotzdem viele Menschen.
     Einfache Sprache hilft auch vielen Menschen.              Regeln für die Gestaltung:
     Zum Beispiel:                                                     Benutzt die Schriftgröße 12 oder größer.
              Menschen mit Lern-Schwierigkeiten                        Macht viele Absätze.
               Menschen, die nicht gut Deutsch sprechen
                Menschen, die nicht gut lesen können          Das waren die Regeln für Einfache Sprache.
                                                               Es gibt nicht so viele Regeln für Einfache Sprache.
     Es gibt ein paar Regeln für Einfache Sprache.             Einfache Sprache muss nicht geprüft werden.
     Das sind die Regeln für Einfache Sprache:
                                                               In diesem Buch sind fast alle Kapitel in Einfacher Sprache
     Regeln für Wörter:                                        geschrieben.
              enutzt einfache Wörter.
             B                                                 Nur dieses Kapitel ist in Leichter Sprache geschrieben.
             Benutzt bekannte Wörter.                         Jeder Mensch muss selbst entscheiden:
              Vermeidet Fremd-Wörter und Fach-Wörter. Oder:             elche Sprache benutze ich?
                                                                        W
               Erklärt Fremd-Wörter und Fach-Wörter.                    In welcher Sprache spreche ich?
               Ihr dürft lange Wörter trennen. Das müsst ihr
                                                                        In welcher Sprache schreibe ich?
               aber nicht machen.

72                                                                                                                          73
Inklusive Spiele
     für eure Gruppenstunde

74                            75
Bei der Inklusion geht es vor allem darum, dass alle mit-   Auf den nächsten Seiten stellen wir euch einige Spiele vor,
     machen können und einbezogen werden. Mit inklusiven         die ihr in euren Gruppenstunden spielen könnt. Bei vielen
     Spielen könnt ihr Grenzen überwinden und Inklusion in       Spielen haben wir euch schon verschiedene Varianten da-
     euren Gruppenstunden lebendig werden lassen.                zugeschrieben. Diese Varianten sind Vorschläge, wie ihr
                                                                 Spiele verändern könnt, damit sie inklusiver werden. Für
     Inklusiv spielen bedeutet, dass ihr immer die Bedürfnis-    Inklusion gibt es aber kein Geheimrezept. Jedes Kind und
     se der Gruppe im Blick habt. Es bedeutet, dass alle aus     jede*r Jugendliche ist anders und hat auch andere Be-
     der Gruppe mitspielen können und Spaß an den Spielen        dürfnisse und Stärken. Deshalb ist es wichtig, dass ihr
     haben. Schaut euch also die Kinder oder Jugendlichen in     kreativ seid und selbst Ideen entwickelt. Ihr kennt eure
     eurer Gruppenstunde genau an. Überlegt, welche Stärken      Gruppe am besten und wisst, wer welche Stärken hat.
     die einzelnen Teilnehmenden haben und was sie vielleicht    Und wie ihr schon wisst: Inklusion ist eine Übungssache
     nicht so gut können. Wenn ihr die Stärken von allen mit     und das Wichtigste ist eine positive Haltung! Nichts ist un-
     einbezieht, werden auch die Spiele ein Erfolg sein.         möglich. Und wenn ihr es schaffen wollt, dass alle mitma-
                                                                 chen können, dann ist das der beste Anfang! Am besten
     Es kann auch passieren, dass ihr eine Person ausschließt,   ist es, wenn ihr einfach anfangt und ausprobiert. Das ist
     obwohl ihr euch viel Mühe gegeben habt, dass das nicht      der beste Weg, um etwas zu verändern.
     passiert. Lasst euch dadurch nicht den Mut nehmen. Fehler
     machen ist menschlich und Inklusion ist eine Übungssa-      Auch wenn es kein Geheimrezept für inklusive Spiele gibt,
     che. Am besten besprecht ihr das nach der Gruppenstun-      gibt es trotzdem ein paar Dinge zu beachten. Auf den
     de im Team und mit der betroffenen Person. Entschuldigt     nächsten Seiten haben wir euch ein paar Tipps zusam-
     euch und überlegt gemeinsam, was ihr beim nächsten Mal      mengestellt.
     besser machen könnt.

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Vor der Gruppenstunde:                                          Denkt an den Ort der Gruppenstunde:
                                                                                                             önnt ihr die ausgewählten Spiele an dem Ort
                                                                                                            K
Am lustigsten ist es, wenn
                                   Denkt an die Teilnehmenden:                                              spielen?
ihr euch eine Geschichte
                                          Welche Stärken hat jede*r einzelne?                              Welche Barrieren gibt es? Was könnt ihr tun, um
für das Spiel überlegt. Das
                                           Welche Bedarfe hat jede*r einzelne?                              diese abzubauen?
macht das Spiel spannen-
                                            Wobei könnte es Schwierigkeiten geben?
der und die Teilnehmenden
                                             Überlegt euch, welche Sprache ihr benutzen soll-
sind aufmerksamer.
                                              tet, damit alle in der Gruppe euch verstehen.        Während der Gruppenstunde:

                              Auswahl der Spiele:                                                  Spielanleitungen:
                                    Überlegt vorher, ob die Spiele für alle Teilneh-
                                                                                                          Legt euch die Spielanleitung bereit, damit ihr im-
                                    menden geeignet sind. Es ist doof, wenn ihr in                          mer nachlesen könnt, falls es ein Problem oder
                                    der Gruppenstunde sagen müsst: „Oh, schade,                             Fragen gibt.                                           Macht euch Notizen
Im Stadtjugendring haben wir        ihr könnt leider nicht mitspielen.‟                                     Wenn ihr Spiele aus diesem Buch spielt, könnt         direkt ins Buch, auf
einen Inklusive-Spiele-Koffer       Achtet darauf, dass die Regeln klar und einfach                         ihr das Buch einfach mitnehmen. Es ist extra ein      die Seite vom Spiel.
für euch zusammengestellt.           sind. Ihr solltet sie gut erklären können.                              Ringbuch, damit die Seiten einfach offen bleiben.     Gestaltet das Buch
Diesen könnt ihr euch für                    ie Anleitung muss Lust auf das Spiel machen.
                                            D                                                                                                                      so weiter, dass es
eure Gruppenstunden aus-                    Sie sollte am besten sehr kurz sein.                   Beim Spielen:                                                   zu euren Bedarfen
leihen. Alle Materialien, die in            Druckt euch die Spielanleitung am besten aus
                                                                                                            pielt das Spiel mit. Das fördert den Zusammen-
                                                                                                            S                                                      passt. Es gehört
den Spielen in diesem Buch                  und nehmt sie zur Gruppenstunde mit.                            halt und die Dynamik in der Gruppe.                    euch!
verwendet werden, findet ihr                Habt ihr alle Materialien für das Spiel? Packt die-            Beobachtet, ob alle Spaß haben und mitmachen
auch in diesem Koffer – und                  se am besten schon vorher alle zusammen.                        können.
sogar noch mehr!                                                                                             Fällt euch etwas auf, was nicht so gut läuft? Dann
                                                                                                              merkt es euch.

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Am Ende der Gruppenstunde:                                      Nach der Gruppenstunde:

     Sprecht mit den Teilnehmenden:                                  Besprecht euch im Team:
             Wie hat es den Teilnehmenden gefallen?                        Hat beim Spielen alles gut funktioniert?
              Wie haben die Teilnehmenden sich beim Spielen                 Hatten alle Spaß beim Spielen und konnten alle
               gefühlt? Durch diese Frage können die Teilneh-                 mitmachen?
               menden auch hören, wie es den anderen in der                   Was ist nicht so gut gelaufen? Wobei gab es
                                                                              
               Gruppe ging. Das fördert das Einfühlungsvermö-                 Probleme?
               gen in der Gruppe.                                             Überlegt gemeinsam, was ihr ändern könnt, da-
               Gibt es Spiele, die die Teilnehmenden gerne spie-              mit es besser läuft und es die Probleme nicht
                len würden? Überlegt gemeinsam in der Gruppe,                  mehr gibt. Denkt an die Möglichkeit, euch Noti-
                ob bei diesen Spielen alle mitmachen können.                   zen in das Buch zu schreiben.
                Wenn das nicht der Fall ist: Überlegt, wie ihr die                                                                 Wundert euch nicht,
                Spiele verändern könnt, damit alle mitmachen         Auf den nächsten Seiten findet ihr eine Zusammenstel-         wenn ihr nicht alle
                können.                                              lung von Spielen, die ihr in euren Gruppenstunden nutzen      Sachen im Koffer
                                                                     könnt. Bei manchen Spielen stehen schon Tipps dabei,          kennt. Dafür gibt
                                                                     wie ihr sie verändern könnt oder was ihr beachten müsst,      es ja Anleitungen.
                                                                     damit sie inklusiver werden. Dafür gibt es aber kein Ge-      Außerdem könnt ihr
                                                                     heimrezept. Kein Spiel kann für alle inklusiv sein. Deshalb   alles einfach aus-
                                                                     ist es wichtig, dass ihr selbst Ideen entwickelt und Spiele   probieren!
                                                                     auf die Situation und die Bedürfnisse der Teilnehmenden
                                                                     anpasst. Für die verschiedenen Variationen, die ihr durch
                                                                     eure Ideen entwickelt, haben wir euch extra ein „Notiz-
                                                                     feld‟ freigelassen. Dort könnt ihr all eure Ideen und ver-
                                                                     schiedenen Spielvarianten aufschreiben.

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