EUROPÄISCHE RAUMENTWICKLUNG NACH COVID-19 - Herausforderungen und Visionen

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EUROPÄISCHE RAUMENTWICKLUNG NACH COVID-19 - Herausforderungen und Visionen
03 / 2 02 0 _ N AC H R I C H T EN D ER A R L                                                                        THEMA      9

Klaus R. Kunzmann

EUROPÄISCHE
R AUMENTWICKLUNG
NACH COVID -19
Herausforderungen und Visionen

Covid-19 hält die Welt in Atem. Die Pandemie zwingt die         oder drei Jahre nach der Pandemie wieder zu alter Routine
Gesellschaft, zu Hause zu bleiben und Abstand zu halten.        zurückkehren wird – so wie dies seinerzeit nach der Spani-
Planer/innen haben mehr Zeit zum Lesen und zum Schrei-          schen Grippe in den Jahren 1918/1919 geschah (Barry
ben. Die Pandemie muss für alles herhalten, was in der          2005). Politische Realität ist auch – und dies hat die Pande-
kommenden Dekade nicht verwirklicht werden kann. Viele          mie noch einmal ausdrücklich bestätigt –, dass in den letz-
Länder haben ihre Grenzen gesperrt. Herausforderungen           ten Jahren nationaler Egoismus nicht nur in den USA, der
werden neu bewertet und neue Visionen entwickelt. Eine          Volksrepublik China oder in der Türkei, sondern auch in Eu-
große Welle von Büchern zu Covid-19 wird in den kommen-         ropa zugenommen hat. Getrieben von populistischen
den Jahren den populären und akademischen Büchermarkt           Gruppierungen, die sich zurückgelassen fühlen und Angst
überschwemmen, doch bald werden sie kein Interesse              haben, ihren Arbeitsplatz an Migrantinnen und Migranten
mehr finden. Die Pandemie muss nicht der Tod von Utopi-         zu verlieren oder im Alter ihren Wohlstand einzubüßen, ha-
en in Europa sein, wie es Ulrike Guérot prophezeit hat          ben nationale Regierungen und ihre technokratischen Be-
(Guérot 2020: 291). Aber Covid-19 wird keine neue Be-           rater/innen vor allem die Heimatperspektive im Blick. Der
geisterung für eine wirksame europäische Raumentwick-           europäische Traum war ein erfolgreiches Friedensprojekt.
lungspolitik auslösen. Auch nicht die Territoriale Agenda       Da nun der Frieden nicht mehr die Sorge der jungen Mille-
2030 „Eine Zukunft für Alle“ , die im Dezember 2020 anläss-     nials ist, wird es immer schwieriger, Europa als Traum zu
lich des Informellen Treffens der Ministerinnen und Minis-      kommunizieren. Weder der amerikanische noch der chine-
ter für Raumordnung, Raumentwicklung und/oder territo-         sische Traum sind geeignete Modelle für Europa. In diesem
rialen Zusammenhalt verabschiedet wurde.                        Spannungsfeld steht das Projekt Europa vor immensen Zer-
       Nach der Pandemie – wann sie zu Ende ist, lässt sich     reißproben, die auch durch noch so großzügige Finanzzu-
im Winter 2020/2021 noch nicht absehen – werden wirt-           sagen aus Brüssel nur mühsam bestanden werden können.
schaftliche Prioritäten politisches Handeln in Europa be-              Zielkataloge zur ausgewogenen Raumentwicklung in
stimmen. Es gilt Arbeitsplätze zu sichern. Ob die Zeit nach     Europa in wohlformulierte Worte zu fassen, wie es die Ter-
der Pandemie (und nach dem BREXIT) Europa näher zu-             ritoriale Agenda tut, sind ein Mittel, um von den öko-
sammenbringen wird oder eher noch mehr fragmentiert,            nomischen Herausforderungen, die in Europa die Raum-
ist noch nicht abzusehen. Es sind vor allem wirtschaftliche     entwicklung bestimmen, etwas abzulenken, aber sie kön-
und politische Realitäten, die Hoffnungen zunichtemachen,       nen diese Spannungen nicht negieren. Covid-19 hat nicht
dass die Ziele, die in der Territorialen Agenda 2030 genannt    die Hoffnungen auf Europa zerstört, aber es hat die Ver-
werden, erreicht werden können.                                 wirklichung des europäischen Traums und eine einheitliche
       Wirtschaftliche Realität ist, dass die neoliberale       und effiziente Reaktion auf den Klimawandel auf die lange
Marktwirtschaft unter dem Einfluss eines mächtigen, von         Bank geschoben. Mit großer Wahrscheinlichkeit werden
der Politik kaum kontrollierbaren Finanzsystems auch in         bald wieder alte Denkgewohnheiten zurückkommen. Än-
den kommenden Jahrzehnten bestimmen wird, wo in Euro-           dern wird sich absehbar nur wenig, doch zeichnet sich be-
pa Arbeitsplätze sicher sind und wo und in welchen Regio-       reits ab, dass die Fernreisefreudigkeit durch Heimatliebe
nen der Welt sie neu entstehen, damit Produkte und              ersetzt wird und dass die smarte Digitalisierung der Gesell-
Dienstleistungen in Europa billiger angeboten und konsu-        schaft gewaltigen Rückenwind erhalten wird.
miert werden können (Collier 2008; Tooze 2018).                        Für die zukünftige Raumentwicklung in Europa gibt es
       Politische Realität ist, dass die Europäische Union im   im Grunde nur zwei Perspektiven: Die EU wird ihre liberale
Kontext der politischen Auseinandersetzungen zwischen           Wirtschaftspolitik fortsetzen und sich bemühen, ihre sozi-
den USA und China, zwei Weltmächten mit unterschiedli-          alen Anliegen dabei nicht zu vernachlässigen. Sie wird ihre
chen politischen Systemen und gesellschaftlichen Werten,        Umweltziele durchsetzen und ihre Grenzen sichern. Oder:
einen Weg finden muss, wie sie die Herausforderungen der        Die EU verständigt sich mit ihren Mitgliedsländern darauf,
Pandemie bewältigen kann und will, und ob sie nicht zwei        sich als europäisches Laboratorium für nachhaltiges Wirt-
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10   THEMA                                                                                03 / 2 02 0 _ N AC H R I C H T E N D ER A R L

     schaften über kleinräumige regionale Wirtschaftskreisläufe       Hochschulen begünstigen. Duale Studiengänge wer-
     und Nahrungsmittelketten von globalen Konsumgüterströ-           den in der Folge des Siegeszuges von Online-Studien-
     men und Versorgungsketten unabhängig zu machen. Die              gängen an Bedeutung gewinnen.
     Akteure der Realpolitik werden versuchen, zwischen diesen
     beiden Positionen zu vermitteln.                              4. Dominanz ökonomischer Ziele gegenüber
                                                                      ökologischen Erfordernissen
     Was wird nach Covid-19 anders sein?                              Trotz politischer Willensbekundungen wird die Siche-
     Die Trends, die schon vor Covid-19 politisches Handeln, Art      rung von Arbeitsplätzen in der Folge von Covid-19 po-
     und Richtung der Raumentwicklung bestimmt haben, wer-            litische Priorität haben. Der Green Deal, den die EU
     den auch in Zukunft bestimmend sein. Die Pandemie wird           2019 mit großer Empathie verkündet hat, wird die
     Entwicklungsprozesse lediglich beschleunigen. Dazu zäh-          grüne Wirtschaft stärken (COM 2019). Die Produkti-
     len:                                                             on erneuerbarer Energien, neue Mobilitätskonzepte
                                                                      und ökologisch sinnvolle landwirtschaftliche Produkti-
     1. Die Verlangsamung der Globalisierung                          on werden verstärkt vom öffentlichen Sektor subventi-
        Es gibt erste Anzeichen dafür, dass sich die Globalisie-      oniert und von umweltbewussten Unternehmen und
        rung nach der Pandemie zur Slowbalisierung verlang-           Stiftungen verwirklicht werden. Die smarte digitale
        samen wird. Manche der weltweiten Lieferketten ver-           Kontrolle von Luftverschmutzung, Energie- und Was-
        schwinden, aber nur dort, wo Konsumierende bereit             serverbrauch wird mit ökologischen Argumenten be-
        und auch in der Lage sind, mehr für das zu zahlen, was        gründet werden. Der mit Covid-19 verbundene Rück-
        sie gerne konsumieren. Apple wird auch nach der Krise         gang des internationalen Flugverkehrs wird sich positiv
        auf die Zulieferung aus China und chinesische Käufer/         auf die Umwelt auswirken.
        innen seiner iPhones angewiesen sein. Dafür werden
        die sorgen, die von der Globalisierung profitieren: die    5. Zukunftsorientierte Wirtschaftsentwicklung
        Unternehmen der Logistikbranche, die Luftfahrt, die           nur in wenigen Wissensregionen
        Touristik, die Gesundheitswirtschaft, aber auch Mo-           Unabhängig von Covid-19 werden sich europäische
        de-, Blumen- und Nahrungsmittelunternehmen. Sie               Stadt- und Metropolregionen weiter ins Hinterland
        werden trotz innovativer Agrarindustrien im Land ihre         ausdehnen. Diese Stadtregionen werden polyzentrisch
        Produkte weiterhin aus der ganzen Welt beziehen.              sein und von einer räumlich-funktionalen Aufgabentei-
                                                                      lung zwischen Kernstadt sowie Klein- und Mittelstäd-
     2. Die Wiederentdeckung der Heimat                               ten profitieren. Da innovative Wissensentwicklung als
        Die Migrationswellen aus Syrien, Afghanistan und Afri-        Schlüssel für regionale Wettbewerbsfähigkeit gilt, wer-
        ka haben im Jahr 2015 viele Menschen in Europa auf-           den Forschung und Entwicklung in diesen Stadtregio-
        geschreckt. Sie hatten Angst vor Konkurrenz auf dem           nen gebündelt, vorzugsweise im Umfeld von Prestige-
        Arbeitsmarkt und Angst um ihre religiösen und kultu-          Universitäten, Wissenschaftsparks und weltweit täti-
        rellen Werte, obwohl diese schon lange vor der Migra-         gen Industrieunternehmen. Der Wohlstand der oberen
        tionswelle an Bedeutung verloren hatten. In der Folge         Mittelschicht, die in diesen Stadtregionen lebt, wird
        von Covid-19 wurden zeitweise neue mentale und                weiterwachsen und die Zweitwohnungswirtschaft im
        physische Mauern errichtet, um die Heimat vor einge-          ländlichen Hinterland stärken.
        schleppten Viren zu schützen. Mit dem Aufstieg des
        Populismus hat sich auch das etablierte Parteiensys-       6. Intelligente Mobilitätssysteme
        tem geändert. Traditionelle Parteien haben mit dem            Die künftige Infrastrukturentwicklung in Europa wird
        Wandel westlicher Industriegesellschaften in Dienst-          sich vor allem auf die Vernetzung dieser Stadtregionen
        leistungsgesellschaften an Zustimmung verloren.               durch schnelle Datenautobahnen, intelligente Schnell-
                                                                      straßen, Hochgeschwindigkeitsschienenverkehr und
     3. Die Beschleunigung der Digitalisierung                        effiziente internationale Flughäfen konzentrieren. Zur
        der Gesellschaft                                              Kompensation werden in den Innenstädten Radwege
        Covid-19 hat die Digitalisierung in allen Lebensberei-        und autofreie Zonen gefördert. Je nach Druck der Zi-
        chen und Arbeitsfeldern (e-shopping, online-educa-            vilgesellschaft wird die regionale Verkehrsinfrastruktur
        tion, e-medicine, e-logistics) enorm beschleunigt             in wirtschaftlich starken Stadtregionen schrittweise
        (Kunzmann 2020a). Die Digitalisierung von Arbeits-            durch erhöhte Investitionen in den öffentlichen Ver-
        und Lebenswelten wird nach der Krise weiter zuneh-            kehr und in intelligente Mobilitätssysteme ausgebaut
        men. Menschen in Stadt und Land werden digitale               werden.
        Dienstleistungen von der Wiege bis zur Bahre nutzen.
        Öffentliche Verwaltungen werden immer mehr Dienst-         7. Mehr Wohnen in der Stadt?
        leistungen und Partizipation nur noch online anbieten.        Die Meinungen über die Folgen der Corona-Krise für
        Die Hochschulen, die während des Lockdowns auf On-            den Wohnungsmarkt in den Städten gehen noch aus-
        line-Learning umstellen mussten, werden den Digitali-         einander. Die einen erwarten, dass das Arbeiten im
        sierungsschub nutzen, um Routinelehre zu digitalisie-         Home-office eine Renaissance der Suburbanisierung
        ren. Dies wird die weitere Kommerzialisierung der             ermöglicht, da die hohen Wohnkosten in den Innen-
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    städten so umgangen werden können. Andere erwar-           onaler Nahrungsmittelproduktion geführt, die sich
    ten fallende Wohnungspreise, weil viele Büro- und          auch in den Angeboten von Supermärkten niederge-
    Handelsflächen in den Innenstädten in Wohnungen            schlagen hat. Nach Covid-19 wird sich dieser Trend
    umgewandelt werden. Sicher ist nur, dass Innenstädte       weiter fortsetzen. Die Nachfrage wird steigen, weil
    als Wohnquartiere an Bedeutung gewinnen werden,            gesunde Ernährung nach der Krise noch mehr Bedeu-
    auch wenn nicht alle Bewohner/innen davon profitie-        tung erfahren wird. Immer mehr Betriebe in Stadtregi-
    ren.                                                       onen werden auf biologische Landwirtschaft
                                                               umstellen.
8. Die kommerzielle und kulturelle Musealisierung
   der Innenstädte                                          12. Rückgang der Bevölkerung in ländlichen Regionen
   In der Folge der Pandemie und des unaufhaltsamen             Unabhängig von Covid-19 werden ländliche Regionen
   Vormarsches von Onlineshopping werden in den In-             in Europa, die nicht vom Fremdenverkehr profitieren,
   nenstädten von Klein-, Mittel- und Großstädten Euro-         weiterhin an Bevölkerung verlieren. Die Landwirt-
   pas nur die Geschäfte am Leben bleiben, die sich             schaft, unterstützt durch Digitalisierung und saisonale
   kreativ um multifunktionale Angebote bemühen. Nur            Erntehelfer/innen, wird mehr und mehr von großindu-
   Städte, die es im Rahmen ihrer Boden- und Baupolitik         strieller Landwirtschaft oder von spezialisierten Pro-
   schaffen, Wohnungen, urbane Produktion sowie auf             duktionen (z. B. Wein, Obst, Gemüse) dominiert wer-
   Bauunterhaltung ausgerichtete handwerkliche Unter-           den. Soziale Dienstleistungen für die verbleibende
   nehmen in den Innenstädten zu halten, und öffent-            Bevölkerung (z. B. Bildung oder Gesundheit) werden
   lich-urbane Plätze und Gärten bereithalten, können           digitalisiert und vom (regionalen, nationalen und eu-
   hoffen, dass die Innenstädte lebendig bleiben.               ropäischen) öffentlichen Sektor stark subventioniert
                                                                werden. Wenige stadtmüde Raumpioniere werden
9. Digitale Kultur und Unterhaltung                             dort neue Lebens- und Arbeitsformen erproben. Flä-
   Zu den größten Verlierern der Corona-Krise 2020 ge-          chen, die sich nicht für die landwirtschaftliche Produk-
   hört die Kultur. Zusammen mit der Unterhaltungsin-           tion eignen, werden nach und nach aufgeforstet oder
   dustrie sowie den davon abhängigen nicht digitalisier-       der Natur zurückgegeben.
   ten Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft
   haben die breite kulturelle Landschaft in Europa – und          Die Herausforderungen, vor denen Städte und Regio-
   mit ihr Teile der kreativen Klasse – am meisten unter    nen in Europa im Jahre 2030 stehen, werden sich mit gro-
   dem zeitweiligen Lockdown und danach gelitten. Ent-      ßer Wahrscheinlichkeit nicht wesentlich von den aktuellen
   wicklungen, die schon vor der Krise absehbar waren,      Herausforderungen unterscheiden, es sei denn es ereignen
   wurden in der Krise sichtbar. Nach Covid-19 werden       sich größere und unvorhersehbare weltpolitische Konflik-
   die Städte ihre Kulturausgaben kürzen müssen und         te. Diese Herausforderungen müssen Akteure auf allen Pla-
   noch mehr Kulturangebote dem freien Markt überlas-       nungs- und Entscheidungsebenen in Betracht ziehen, wenn
   sen. Sie können auch darauf hoffen, dass die wohlha-     sie strategische Entscheidungen zur Raumentwicklung tref-
   bende Mittelklasse bereit ist, mehr Geld für den nicht   fen wollen oder müssen. Erste empirische Erkenntnisse im
   digitalisierbaren Kulturkonsum auszugeben.               Winter 2020/2021 deuten darauf hin, dass Covid-19 herr-
                                                            schende Trends beschleunigen und die wirtschaftlichen,
10. Transformation des Tourismus                            sozialen und räumlichen Disparitäten in vielen Bereichen
    Mit Covid-19 und den damit zusammenhängenden            weiter vertiefen wird. Bemühungen, die Disparitäten durch
    Grenzsperrungen ist die Fernreisefreudigkeit der Men-   Politiken einer sozialeren Marktwirtschaft zu reduzieren,
    schen in Europa kurzzeitig zurückgegangen. Dies hat     werden keine politische Priorität erhalten. Die wirtschaftli-
    für einzelne Branchen und Regionen in Europa erhebli-   che Entwicklung wird auch im nächsten Jahrzehnt von der
    che wirtschaftliche Folgen. Ist die Krise überwunden,   marktbezogenen Ideologie des Westens beherrscht wer-
    werden sich die Tourismuswirtschaft und Fremdenver-     den, der auch die Volksrepublik China keine überzeugende
    kehrsregionen nur langsam erholen. Viele kleine und     Alternative entgegensetzen konnte. Das globale Finanzsys-
    mittlere Betriebe, die vom (inter)nationalen Touris-    tem mit der Vorherrschaft des Dollars und der Macht ame-
    mus und vom Geschäftstourismus abhängen, werden         rikanischer Banken und des von ihnen beherrschten globa-
    die Ausfälle während der staatlich verordneten Sper-    len Finanzsystems wird weiterhin den Welthandel bestim-
    ren nicht überstehen. Ferienregionen im Hinterland      men. Die Chancen, dass die Länder Europas ihre diversen
    der Stadtregionen hingegen werden sich als Orte für     politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Interessen in
    Zweitwohnungen der urbanen Mittelklasse anbieten.       den nächsten 10 Jahren gemeinsam bündeln können, sind
    Airbnb-Angebote werden in den Städten abnehmen.         nicht groß. Hinzu kommt, dass aus nachvollziehbaren his-
                                                            torischen und aktuellen Gründen die Möglichkeiten einer
11. Hinwendung zur Selbstversorgung mit Nahrungs-           engeren Zusammenarbeit mit Russland und China nicht ge-
    mitteln                                                 nutzt werden können (Macaes 2018). Voraussagen zur Zu-
    Trends, die Nahrungsmittelversorgung mehr auf re-       kunft der Raumplanung in Europa lassen sich angesichts
    gionale Produkte umzustellen, haben im letzten Jahr-    der bestehenden und absehbaren zukünftigen Rahmenbe-
    zehnt trotz höherer Kosten zu einer Bevorzugung regi-   dingungen nur sehr schwer machen.
12   THEMA                                                                                   03 / 2 02 0 _ N AC H R I C H T E N D ER A R L

     Visionen                                                         Planer/innen selbstverständlich jeden Versuch begrüßen,
     Utopien zu Europa gibt es viele. Seit Thomas Morus im Jah-       Europa als territoriale Einheit mit offenen Grenzen und ei-
     re 1516 sein epochales Werk „Utopia“ veröffentlicht hat,         ner auf Polyzentralität basierenden Raumentwicklung zu
     haben sich Generationen von Autorinnen und Autoren Ge-           betrachten, ziehen es konservative politische Gruppierun-
     danken über gesellschaftliche Utopien Europas gemacht.           gen in ganz Europa vor, Grenzen zu schließen, um ihre Hei-
     Doch weil Utopien oft mit Ideologien verwechselt werden,         mat und ihren Reichtum vor Migration und Asylsuchenden
     gelten sie als „irrational, gefährlich und extremistisch (Tro-   zu schützen.
     janow 2019). Doch abgesehen von geopolitischen Szenari-                Auf der Grundlage eines anderen ESPON-Projekts ha-
     en gibt es nur wenige wirklich räumliche Visionen für Euro-      ben Kai Böhme und Christian Lüer über die räumliche Zu-
     pa. Die räumliche Zukunft Europas spielt in den politischen      kunft Europas spekuliert (Böhme/Lüer 2016). Im Rahmen
     und wirtschaftlichen Diskursen am Ende des zweiten Jahr-         von zwei Visionen, „Perseverance“ (business as usual) und
     zehnts des 21. Jahrhunderts nur eine untergeordnete Rol-         „Metamorphosis“ (circular economy and equality), be-
     le. Was bleibt, sind die Erwartungen benachteiligter Regio-      stimmen Wissensindustrien und (grenzüberschreitende)
     nen, aus Brüssel Zuschüsse für lokale Projekte zu erhalten,      wirtschaftliche Integration die Wege in die Zukunft.
     und die Hoffnungen vieler Planer/innen, dass sie an der Pla-           Im Jahre 2017 hat auch die Europäische Kommission
     nung und Umsetzung dieser Projekte beteiligt werden. Un-         fünf Szenarien zur Zukunft Europas zur Diskussion gestellt
     zählige Dokumente berichten von den Bemühungen der               – die räumlichen Dimensionen der fünf Szenarien wurden
     europäischen Kommission die Entwicklung von Städten              jedoch nicht thematisiert. Dieser Verzicht macht deutlich,
     und Regionen in der Europäischen Union zu unterstützen.          dass die räumlichen Folgen von Politiken selten ins Auge
     Doch es sind meist nationale Perspektiven, die die politi-       gefasst werden.
     schen Diskurse beherrschen.
     In den 70er und frühen 80er Jahren des vergangenen Jahr-         Wege in die Zukunft Europas
     hunderts hatte sich der Europarat in Straßburg um Visio-         Auch wenn sich bis zum Jahr 2030 in Europa nicht viel än-
     nen für den europäischen Raum bemüht und Wissenschaft-           dern wird, sind drei Wege in die nahe Zukunft Europas
     ler/innen aus Europa eingeladen, Szenarien und Visionen          denkbar (vgl. Abbildung). Was wäre, wenn Europa nach
     für Europa zu entwickeln, die heute in den Archiven ver-         dem durch Covid-19 verursachten zeitweiligen Stillstand
     stauben (Kunzmann/Rojahn 1977; Kunzmann 1982). Das               der Bemühungen zur territorialen Kohäsion zu einem dys-
     1999 in Potsdam verabschiedete Europäische Raumord-              topischen Mosaik von nach innen gerichteten nationalisti-
     nungskonzept (EUREK) ist Geschichte. Die Ergänzung und           schen Staaten mit geschlossenen Grenzen zurückkehren
     Fortschreibung hatte keine politische Priorität. Sie ist auch    würde? Was würde geschehen, wenn zwei, drei oder vier
     nicht geplant und macht angesichts der geringen politi-          Makroregionen Europas mit zwei, drei oder auch fünf Ge-
     schen Wertschätzung von Raumordnung wenig Sinn.                  schwindigkeiten die räumliche Entwicklung selbst in die
     Ein ehrgeiziges Szenarioprojekt, das 2014 im Rahmen des          Hände nehmen würden? Oder könnte die EU nach Corona
     ESPON-Programms durchgeführt wurde, kam zu dem                   geeint, aber mit dichten Grenzen und hohen Mauern nach
     Schluss, dass Europa offen und polyzentrisch gestaltet           außen aus der Krise gestärkt hervorgehen und eine selbst-
     werden sollte (ESPON 2014; Kunzmann/Spiekermann/We-              bewusste Mittlerrolle zwischen China und den USA einneh-
     gener 2015). Doch während aufgeklärte, liberal gesinnte          men?

                                                                                                                                              Quelle: eigene Darstellung

     Wege in die nahe Zukunft Europas
03 / 2 02 0 _ N AC H R I C H T EN D ER A R L                                                                        THEMA      13

1. Europa 2050, ein dystopischer Archipel?                        ten. Eine vierte Gruppe von Ländern in Mittel- und Ost-
   Covid-19 hat die weitere territoriale Integration Euro-        europa (Österreich, Tschechische Republik, Polen, Un-
   pas erst einmal zum Stillstand gebracht. Die Krise hat         garn, Slowenien und Slowakei) verfolgt eigene Koope-
   nationale und populistische Strömungen eher noch               rationsstrategien mit der Europäischen Union. Und
   verstärkt. Den Beispielen des Vereinigten Königreichs          eine fünfte Gruppe alter und potenziell neuer Mitglied-
   und der USA folgend leiten „My country first“-Politiken        staaten (Bulgarien, Rumänien, Nordmazedonien, Serbi-
   in den meisten Ländern der Europäischen Union die              en und Albanien) koordiniert ihre politischen und wirt-
   räumliche Entwicklung. Auch wenn die wirtschaftlichen          schaftlichen Interessen in Abstimmung mit der Ukraine,
   Vorteile des einheitlichen Wirtschaftsmarktes und ei-          Weißrussland, Armenien, Georgien und der Türkei. Die
   ner europäischen Freihandelszone gerne genutzt wer-            räumlichen Auswirkungen variieren von Gruppe zu
   den, ist die Bereitschaft gering, europaweite Regelun-         Gruppe. Die wirtschaftlichen Unterschiede zwischen
   gen zu akzeptieren und die Europäische Union nicht             diesen fünf Ländergruppen werden nach der Krise wie-
   nur als Wirtschaftszone, sondern auch als politische           der zunehmen.
   Macht zu betrachten. Die reicheren Länder im Norden
   und Westen sind nicht mehr willens, ärmeren Mitglied-       3. Europa, ein abgeschotteter, wehrhafter Kontinent
   staaten im Süden und Osten finanziell entgegenzukom-           Die immensen Migrationsströme aus dem Nahen und
   men. Sie leisten nur noch marginale Beiträge für einen         Mittleren Osten und Afrika nach Europa im Jahre 2015
   stark reduzierten europäischen Haushalt. Die Mittel            spielten populistischen Bewegungen in ganz Europa in
   für die Landwirtschafts- und Kohäsionspolitik wurden           die Hände. Europa zuerst! Getrieben von wenigen Mit-
   deutlich gekürzt. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf         gliedstaaten, insbesondere Polen, Ungarn und Öster-
   die Lebensqualität der europäischen Bürger/innen in            reich, könnte die EU beschließen, die Grenzen zum
   den von der Pandemie am stärksten betroffenen Regio-           europäischen Arbeitsmarkt und zum europäischen So-
   nen. Die populistischen Bewegungen in ganz Europa              zialsystem zu schließen. Die Europäische Union ist
   haben ihre Ziele erreicht. Statt Kooperation dominie-          nicht mehr bereit, neue Mitglieder aufzunehmen und
   ren nationale Interessen die Regionalpolitik. Das Ziel,        den europäischen Binnenmarkt zu erweitern. Eine vir-
   die territorialen Ungleichheiten in Europa zu verrin-          tuelle, in Teilen aber auch physische Mauer schottet
   gern, ist noch weiter entfernt als vor der Krise. Die Er-      Europa vom Rest der Welt ab. Nur wenige Tore für qua-
   weiterung der europäischen Union um die Länder Süd-            lifizierte Facharbeiter/innen, Ärztinnen/Ärzte sowie billi-
   osteuropas ist vertagt.                                        ge landwirtschaftliche Arbeitskräfte bleiben offen. Auf
                                                                  intensives Drängen der USA und der NATO werden die
2. Europa, Union der fünf Geschwindigkeiten                       Verteidigungsausgaben erheblich erhöht. Die Politik
   Die Verhandlungen der Staats- und Regierungschefs              des kalten Krieges erlebt eine Renaissance. Die Mittel
   der EU im Sommer 2020 zur Bewältigung der Coro-                der Kohäsionsfonds für die Entwicklung der Verkehrs-
   na-Krise haben gezeigt, dass Europa noch immer sehr            und Transportinfrastruktur werden aus geopolitischen
   weit davon entfernt ist, eine Solidargemeinschaft zu           Erwägungen von den Regionen in der Mitte Europas auf
   sein. Vereinbart wurde zwar das größte Haushalts- und          die äußeren Grenzregionen und Gateway-Städte im Sü-
   Finanzpaket in der Geschichte der EU. Zusammen um-             den und Osten verlagert, die für die Verteidigung des
   fasst es 1,8 Billionen Euro – davon 1.074 Milliarden           Territoriums der Europäischen Gemeinschaft als we-
   Euro für den nächsten siebenjährigen Haushaltsrahmen           sentlich identifiziert werden. Sie erhalten mehr finanzi-
   und 750 Milliarden Euro für ein Konjunktur- und Inves-         elle Unterstützung für die Entwicklung der technischen
   titionsprogramm gegen die Folgen der Pandemiekrise.            Infrastruktur, für die Stärkung der regionalen Verwal-
   Die sogenannten Sparsamen Vier – die Niederlande,              tung und für die landwirtschaftliche Entwicklung. Vor-
   Österreich, Dänemark und Schweden – erreichten gro-            rang haben Verkehrskorridore, die die Gateway-Städte
   ße Zugeständnisse. Dies könnte der Beginn einer Ent-           mit den Kernregionen Europas verbinden. Private In-
   wicklung zu einer Union unterschiedlicher Geschwin-            vestitionen und innovative Wissensentwicklung kon-
   digkeiten sein, wie sie auch schon früher ins Gespräch         zentrieren sich hingegen auf Kernregionen, um Risiken
   gebracht wurde: das Europa von fünf Makroregionen              in den Grenzregionen zu vermeiden. Tourismus und
   mit jeweils unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Eine          Wohnungsbau stagnieren in den meisten Grenzregio-
   Gruppe von Kernländern (Niederlande, Belgien, Lux-             nen. Die Bevölkerung nimmt ab und die nicht von der
   emburg, Deutschland und Frankreich) könnte die poli-           Grenzsicherung abhängige Wirtschaft stagniert.
   tische Integration vorantreiben und gemeinsame Fi-
   nanzbudgets akzeptieren. Ein vergleichbares Konzept         Visionär weitergedacht …
   könnte die nordischen Länder mit den baltischen Staa-       Weiter in die Zukunft reichende Gedankenspiele zu denk-
   ten vereinen. Eine dritte Gruppe von Ländern (Spani-        baren räumlichen Auswirkungen politischer Entscheidun-
   en, Italien, Portugal, Slowenien, Griechenland, Malta,      gen in Europa auf Infrastruktur (Wasser, Energie, digitale
   Zypern, Kroatien und Italien), die die Integrationspoli-    Netze, Stadtregionen, Industrieproduktion, Wissensent-
   tik der EU-Kerngruppe nicht akzeptiert, beschließt zur      wicklung, Tourismus und Landwirtschaft) könnten neue
   Verteidigung ihrer Interessen eng zusammenzuarbei-          Wege einer europäischen Raumentwicklungspolitik aufzei-
14   THEMA                                                                                                03 / 2 02 0 _ N AC H R I C H T E N D ER A R L

     gen. Was könnte ein völlig neues Konzept für die europä-                 Guérot, U. (2020): Perspektiven für Europa und seine Demokratie(n)
                                                                              nach Corona. In: Vollmer, M.; Werner, K. (Hrsg.): Die Corona-Gesell-
     isch-afrikanische Zusammenarbeit mit sich bringen, das                   schaft. Analysen zur Lage und Perspektiven für die Zukunft. Bielefeld.
     über die traditionelle ungerechte Handelskooperation und                 Kunzmann, K. R. (1982): The European Regional Planning Concept.
     die im Wesentlichen moralisch argumentierende pastorale                  In: Ekistics, 294, 217-222.
     Entwicklungshilfepolitik hinausgeht? Wie könnten die Eu-                 Kunzmann, K. R. (2020a): Smart Cities After Covid-19: Ten Narratives.
     ropäische Union und die künftigen Mitgliedsstaaten des                   In: disP – The Planning Review 221, 56/2, 20-31.
     Balkans vom Entwicklungspotenzial des Nahen Ostens pro-                  Kunzmann, K. R. (2020b): Gedankenspiele zur räumlichen Zukunft von
                                                                              Europa. In: PlanerIn O6/2020 (im Druck).
     fitieren, wenn sie die Kontroversen mit der Türkei nach Er-
                                                                              Kunzmann, K. R.; Rojahn, G. (1977): Outline of a Concept of European
     dogan ignorieren würden? Welche Städte und Regionen                      Regional Policy-Pilot Study. Strasbourg. = European Regional Planning
     würden profitieren, wenn die dauernde Uneinigkeit der                    Study Series, No. 3, Council of Europe.
     Mitgliedsstaaten der EU mit einem demokratischen Russ-                   Kunzmann, K. R.; Spiekermann, K.; Wegener, M. (2015): Deutschland
     land nach Putin überwunden werden könnte? Und                            in Europa: Ergebnisse des Programms ESPON 2013. Heft 6: Räumliche
     schließlich: was wäre, wenn die permanente Angst vor der                 Szenarien für Europa 2050. Bonn.
                                                                              Macaes, B. (2018): The Dawn of Eurasia. On the Trail of the New
     chinesischen Gefahr durch eine enge eurasische Zusam-
                                                                              World Order. London.
     menarbeit mit China im Rahmen des Projekts der neuen                     Tooze, A. (2018): How a Decade of Financial Crisis Changed the
     chinesischen Seidenstraße ersetzt werden könnte? Darü-                   World. London.
     ber habe ich an anderer Stelle spekuliert (Kunzmann                      Trojanow, I. (2019): Alle Wege führen durch Utopia. In: IWMpost, 3.
     2020b).                                                                  Weidenfeld, W. (2020): Zukunft Europa: Milliarden sind noch keine
                                                                              Strategie. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.08.2020.
     Fazit
     Visionäre Vordenker wie Jean Monnet, Konrad Adenauer,
     Robert Schumann oder Jaques Delors haben die Länder                                             K L AU S R . K U N Z M A N N ,
     Europas nach dem Zweiten Weltkrieg schrittweise zusam-                                          Dipl. Ing., Dr. techn. HonDLitt (Newcastle),
     mengebracht und Frieden geschaffen. Die Europäische                                             war von 1974 bis 2006 Professor an der Fakul-
                                                                                                     tät Raumplanung der TU Dortmund, bis 1993
     Union ist Wirklichkeit geworden, aber der Fortschritt ist
                                                                                                     wissenschaftlicher Leiter des Instituts für
     eine Schnecke. Es wird noch Jahrzehnte dauern, bis die                                          Raumplanung, ab 1993 Jean Monnet-Profes-
     Utopie einer politischen, wirtschaftlichen, vor allem aber                                      sor für Europäische Raumplanung an der TU
     auch räumlichen Integration in Europa verwirklicht ist, so                                      Dortmund. Er ist Honorarprofessor am Uni-
     wie es die wohlformulierte Territoriale Agenda 2030 for-                                        versity College London und Gastprofessor an
     dert. Der Entwurf zur Fortschreibung der Territorialen                                          der Southeast University in Nanjing/China.
     Agenda der Europäischen Union beschreibt, was sich Pla-                                         Seit seiner Pensionierung lebt, schreibt und
                                                                                                     forscht er in Potsdam und Templin.
     ner/innen wünschen (BMI 2020).
            Die Folgen von Covid-19 für Städte und Regionen                                          Tel. +49 3317405973
     werden die politische Landschaft in Europa auf allen Pla-                                       Klaus.Kunzmann@udo.edu
     nungs- und Entscheidungsebenen noch lange beschäfti-
     gen. In den kommenden Jahren wird die Erholung der Wirt-
     schaft allerhöchste Priorität erhalten. Dafür werden
     Milliarden Euro verteilt, doch Milliarden sind keine Strate-
     gie (Weidenfeld 2020) und davon werden letztlich wieder
     nur die Städte und Stadtregionen profitieren, die schon vor
     der Krise gezeigt haben, dass sie mit kreativen und innova-
     tiven Strategien im internationalen Städtewettbewerb be-
     stehen können.

     Literatur
     Barry, J. M. (2005): The Great Influenza: The Story of the Deadliest
     Pandemic in History. London.
     BMI – Bundesministerium für Inneres, Bau und Heimat (2020): Terri-
     torial Agenda. A Future for all Places (Draft). Berlin.
     Böhme, K.; Lüer, C. (2016): Europe’s territorial futures: between day-
     dreams and nightmares. In: Ukrainian Geographical Journal, 1, 29-40.
     Collier, P. (2008): The Future of Capitalism. London.
     COM – European Commisson (Eds.) (2017): White Paper on the
     Future of Europe: Reflections and Scenarios for the EU 27 by 2025.
     Brussels.
     ESPON 2050 (2014): Making Europe Open and Polycentric. Visions
     and Scenarios for the European Territory towards 2050.
     https://www.espon.eu/topics-policy/publications/making-europe-
     open-and-polycentric (01.10.2020)
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