"Unternehmen zwischen Wachstum und Nachhaltigkeit" Unternehmensworkshop im Rahmen des Projekts "Postwachstumspioniere"
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„Unternehmen zwischen Wachstum und Nachhaltigkeit“ Unternehmensworkshop im Rahmen des Projekts „Postwachstumspioniere“ Die Veranstaltung des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und der GLS Bank fand am 01. Juli 2014 von 11 bis 17 Uhr in den Räumen der GLS Bank in Frankfurt/ Main statt. Die Veranstaltung ist Teil des Projekts „Postwachstumspioniere – Kommunikationsprojekt zur Erweiterung des Postwachstumsdiskurses um die Rolle mittelständischer Unternehmen“. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert das Projekt, das das IÖW zusammen mit der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus – Senftenberg durchführt. Die GLS Bank unterstützt das Projekt als Veranstaltungspartner. Weitere Informationen zum Projekt erhalten Sie unter www.postwachstumspioniere.de.
Hintergrund Effizienz und Suffizienz – im Postwachstum vereint? Wachstum ist die vorherrschende Zielvorstellung modernen Wirtschaftens; Unternehmenswachs- | Prof. Dr. Angelika Zahrnt, BUND tum gilt als Normalfall und Leistungsnachweis: Angelika Zahrnt führte zunächst in die Postwachs- Wer es richtig macht, wird auch wachsen. Diese tumsdebatte ein und gab einen Überblick über Erwartung eines klaren Zusammenhangs wurde verschiedene Perspektiven und Ansätze hierzu. vornehmlich durch den Wachstumsschwung der Ihr eigenes Postwachstumsverständnis beschrieb europäischen Nachkriegszeit geprägt; längst je- sie vor allem als den Versuch, über das Dogma doch stößt die Wirtschaft an Grenzen des Wachs- des „es gibt keine Alternative zum Wirtschafts- tums. Stagnierende oder schrumpfende Märkte, wachstum“ hinaus zu denken. Sie begründete ökologische Knappheiten, ökonomische Krisen dies damit, dass das bisherige Wirtschaftswachs- oder einschneidende demografische Veränderun- tum die allgemeinen Erwartungen nach Wohl- gen erfordern heute alternative Entwicklungsori- fahrtssteigerung, Beschäftigung oder sozialem entierungen sowie Strategie- und Handlungsopti- Ausgleich nicht erfüllt und stattdessen mit massi- onen, die vom Wachstum unabhängig und ven gesellschaftlichen Problemen einhergeht. Der gleichwohl zukunftsfähig sind. Abschied von einem Wachstum, das an ökologi- Bislang wissen wir jedoch zu wenig darüber, wie sche, aber auch demografische und ökonomische ein Unternehmen, das sich nicht vordergründig an Grenzen gelangt und zunehmend von staatlichen betriebswirtschaftlichen Kenngrößen wie Umsatz, Impulsen abhängig ist, ist für sie vorgezeichnet. Gewinn oder Mitarbeiterzahl ausrichtet, erfolg- Man sollte sich daher auf Zeiten mit geringem reich gesteuert werden kann. Wie können sich bzw. ohne Wachstum einstellen und beispielswei- Unternehmen auf Wachstumsgrenzen einstellen se in der EU-Politik anstelle der wachstumsfokus- und ihnen gestaltend begegnen? Was heißt dann sierten Expansionsprogramme verstärkt auf die „Erfolg“? Welche Rolle spielen qualitative Entwick- bereits bestehenden nachhaltigkeitsmotivierten lungsvorstellungen – etwa die Prozess-, Produkt-, Reduktionsprogramme setzen. Hierbei verwies sie Beziehungs- und Arbeitsqualität – und wie können auch auf den notwendigen, letztlich aber nicht sie gestärkt werden? Sind Wachstum und Nach- hinreichenden Beitrag von Innovation, Effizienz haltigkeit echte Widersprüche; wie verhält es sich und allgemein technischen Lösungen. mit Effizienz und Suffizienz? Aber auch: Wie las- Die Abkehr von einer Politik des Wachstums zu- sen sich Risiken von zu starkem Unternehmens- gunsten einer Politik des Postwachstums bedeu- wachstum frühzeitig erkennen und gibt es eine tet für Zahrnt, eine Gesellschaft zu gestalten, die optimale Unternehmensgröße, die das Bestehen nicht existenziell auf Wirtschaftswachstum ange- am Markt sichert? wiesen ist. Für die Ebene des Konsumhandelns Um hier neue (oder auch längst bekannte) Wege verwies sie hierbei auf Konzepte des guten Le- zu erkunden und aufzuzeigen, richtet das Projekt bens, die durch eine staatliche Suffizienzpolitik „Postwachstumspioniere“ den Blick auf kleine und ermöglicht und befördert werden müssen. Für die mittelständische Unternehmen (KMU). In Fallstu- Ebene des Unternehmenshandelns beschrieb sie dien und einer Online-Befragung unter deutschen, konkrete Herausforderungen für eine postwachs- österreichischen und Schweizer Unternehmen tumsorientierte Gestaltung der Produkte und zeigte sich: Viele KMU setzen bereits primär auf Dienstleistungen, der Arbeit, des regionalen Be- Qualitäten, die Wachstum nach innen oder über zugs sowie der Unternehmensform. ihre Partner ermöglichen und häufig die sozialen Sie äußerte dabei die Hoffnung, dass sich Unter- und ökologischen Wirkungen verbessern. Die nehmen selbst als Akteure engagieren und Wün- Erfahrungen solcher Unternehmen sollten durch sche an die Politik herantragen. Die Wirtschaft den Workshop auch für andere nutzbar gemacht sollte insgesamt resilienter, widerstandsfähiger werden. gegenüber Konjunkturschwankungen und Wachs- Der Workshop richtete sich an unternehmerisch tumsrückgängen werden. Hierfür gilt es, die Ori- Aktive sowie Vertreterinnen und Vertreter kleiner entierungen und Erwartungen von und in Unter- und mittelständischer Unternehmen und zielte auf nehmen so zu verändern, dass sie auf verschie- einen intensiven Wissens- und Erfahrungsaus- dene Entwicklungen vorbereitet sind und nicht tausch. Drei Impulsreferate aus der praxisnahen alternativlos von Wachstumsschwäche getroffen Forschung sowie der direkten Unternehmenspra- werden. Angelika Zahrnt verteidigte hierbei die xis gaben am Vormittag einen Einblick in den Begriffswahl „Postwachstum“ gegenüber der Viel- aktuellen Wissensstand. Strukturierte Arbeitspha- zahl von Adjektiv-Verwendungen wie intelligentes, sen im Welt-Café-Format ermöglichten am Nach- grünes, qualitatives, sanftes Wachstum usw. – mittag einen intensiven Austausch mit den ande- diese Labels für ein „besseres“ Wachstum konn- ren Teilnehmenden. ten und können kaum die erforderlichen Verände- rungen initiieren. „Postwachstum“ hingegen signa- lisiert für sie einen substanziellen Bruch und ver- IÖW und GLS Bank | Unternehmensworkshop | Erfolgreiche Unternehmen zwischen Wachstum und Nachhaltigkeit 2
weist auf grundsätzliche Überlegungen dazu, wie Sozial-ökologische Banken: Wachstum durch Wachstumszwänge beseitigt werden können. Der Werte – Gegensatz oder Bedingung? Begriff steht damit nicht für kategorisches Nicht- | Joseph Schnitzbauer, GLS Bank Wachstum, sondern für die Befreiung vom Wachstumszwang. Zunächst jedoch erläuterte Joseph Schnitzbauer, welche Gestaltungsmöglichkeiten, aber auch wel- Wachstum – welches Wachstum? KMU- che Herausforderungen sich für die Gastgeberin Strategien jenseits des ‚Alles oder Nichts‘ der Veranstaltung, die Gemeinschaftsbank für | Jana Gebauer, IÖW Leihen und Schenken (GLS), durch die Wachs- tumsschübe der letzten Jahre ergeben. Seit der Angesichts der bei Angelika Zahrnt genannten Gründung der sozial-ökologischen Universalbank Herausforderungen für Unternehmen ist ein im Jahr 1974 ist die Zahl der Mitarbeiter/innen auf Wechsel der Perspektive erforderlich: In aller Re- 470 und die Bilanzsumme auf 3.4 Mrd. Euro an- gel stehen die wenigen stark wachsenden Unter- gewachsen. Die Zahl der Mitglieder der Genos- nehmen im Zentrum der allgemeinen – öffentli- senschaftsbank liegt mittlerweile bei 32.000. chen, wissenschaftlichen und wirtschaftspoliti- Wachstumsschübe erfolgten vor allem in den schen – Aufmerksamkeit und Förderung. Um zu letzten zehn Jahren: Die Übernahme der insolven- lernen, wie mit den verschiedenen Wachstums- ten Ökobank im Jahr 2003 war der bewusste grenzen umgegangen werden kann, sollte der Schritt heraus aus der Nische; in den Jahren der Blick jedoch zu der Vielzahl der Unternehmen Finanz- und Staatsschuldenkrisen 2007 und 2009 gelenkt werden, die bereits jetzt aus unterschied- wuchs die Attraktivität der GLS mit der des alter- lichen Gründen ein Wachstum in Quantitäten nicht nativen Geschäftsmodells nachhaltigkeitsorientier- oder allenfalls moderat realisieren. ter Banken insgesamt. In diesem Sinne stellte Jana Gebauer das aktuel- Derzeit verzeichnet die GLS jeden Monat 2.000 le, von der DBU geförderte Projekt „Postwachs- Neukund/innen – ein Wachstum, das durchaus tumspioniere“ vor, das sogenannte wachstums- auch schwierig ist. Eine Herausforderung liegt neutrale und Postwachstumsunternehmen analy- beispielsweise darin, auch während dieses weite- siert. Ausgewählte Ergebnisse der aktuellen Be- ren Wachstums den Anteil an „hartem“ Eigenkapi- fragung des IÖW zu Wachstumsorientierungen, tal (Kernkapital) zur besseren Risikovorsorge Motiven, Strategien und Kenngrößen von KMU gemäß Basel III zu erhöhen. Die Bank begegnet illustrierten den Mehrwert eines solchen Perspek- dem Problem, indem sie den Erwerb von Genos- tivwechsels. Ein zentrales Ergebnis der Online- senschaftsanteilen durch Verzinsung attraktiver Umfrage, an der über 700 KMU aus Deutschland, macht. Um verstärkt (neue) Mitarbeiter/innen zu Österreich und der Schweiz teilnahmen, war da- gewinnen und zu halten, die über die erforderli- bei: Der Großteil der KMU will gar nicht, nicht chen GLS-spezifischen Kenntnisse verfügen, vordergründig oder allenfalls moderat quantitativ steigert die Bank die Ausbildungsquote sowie wachsen und verfolgt stattdessen vielfältige Ent- Aktivitäten zur Mitarbeiterbindung. Nicht zuletzt wicklungsziele, die zu einem quantitativen Unter- investiert die GLS, die 80 Prozent ihrer Neu- nehmenswachstum führen können, oft aber nicht kund/innen über das Internet gewinnt, in ihre müssen oder gar sollen. technische Leistungsfähigkeit, Qualität und Um die Ergebnisse der Online-Befragung und Schnelligkeit im Online-Service. weiterer Erhebungen für die nachfolgenden Dis- Das Wachstum der Bank ermöglicht laut Joseph kussionen nutzbar zu machen, präsentierte Jana Schnitzbauer einen relevanten Beitrag zur Trans- Gebauer Überlegungen dazu, wie sich wesentli- formation der Realwirtschaft und des Sektors che unternehmerische Erfolgsaspekte wie die selbst: Im Vergleich zu Großbanken „arbeitet“ das Qualität und der Nutzen von Produkten und Geld, das in Banken wie der GLS liegt, tatsächlich Dienstleistungen, die nachhaltige Gestaltbarkeit – 72 Prozent der Bilanzsumme nachhaltiger Ban- von Arbeit und Produktivität oder Abhängigkeiten ken (gegenüber 41 Prozent bei „systemrelevan- von Fremdkapital und Marktdynamiken aus einer ten“ Banken) finanzieren Projekte über das Kre- Postwachstumsperspektive darstellen. Diese ditgeschäft. Bei derzeit 310.000 tatsächlichen und Überlegungen bildeten die Basis für die Themen- 16 Mio. potenziellen Kund/innen sozial- tische im Welt-Café, denen sich die Teilnehmen- ökologischer Banken in Deutschland zeigt sich den am Nachmittag frei zuordneten. zwar noch viel Raum zur Entwicklung. Zugleich wird die Macht der Konsument/innen deutlich, die durch einen Bankwechsel letztlich das Banken- system mit verändern können. Aufgrund der bis- herigen Reichweite retten Nachhaltigkeitsbanken zwar nicht die Welt, aber sie können durch ihr Wachstum Druck aufbauen, damit sich die kon- ventionellen Banken verändern, so Joseph Schnitzbauer in seinem Vortrag. IÖW und GLS Bank | Unternehmensworkshop | Erfolgreiche Unternehmen zwischen Wachstum und Nachhaltigkeit 3
Welt-Café der Teilnehmenden einer hohen eigenen Transpa- renz und Authentizität. Am Nachmittag fanden zwei Welt-Café-Runden an fünf Thementischen statt: Produkte und Leistungen mit höherer Qualität bzw. größerem sozialen und/ oder ökologischen Gute Produkte, guter Service – Bedürfnisse Nutzen sind mitunter aufgrund höherer Kosten befriedigen, Ressourcen schonen deutlich teurer. Einen Weg, um hier eine verrin- Die Branche wächst, ich wachse mit! Und gerte Wettbewerbsfähigkeit und Umsatzeinbußen wenn sie schrumpft? zu vermeiden, sahen die Teilnehmenden darin, einen zusätzlichen (z. B. funktionalen oder mar- Wer zahlt, bestimmt? Externe Finanzierung kenwertrelevanten) Nutzen der Produkte und und Wachstumsdruck Leistungen zu kreieren und so Zusatzkosten aus- Gute Arbeit, gut verteilt – Ansätze in und zwi- zugleichen bzw. den höheren Preis zu rechtferti- schen Unternehmen gen. Gerade wenn Wachstumspotenziale auf internationalen Märkten nicht gegeben sind oder Da holen wir noch was raus. Produktivität vom Unternehmen nicht genutzt werden können sinnstiftend steigern bzw. sollen, liegt eine weitere erfolgversprechen- Vier Leitfragen strukturierten die zweieinhalbstün- de unternehmerische Option darin, die eigenen dige Diskussion: Wertschöpfungsprozesse und Produktkreisläufe verstärkt regional oder lokal auszurichten und Wie verändern sich unternehmerische Her- möglichst zu schließen. Zudem sollten Konzepte ausforderungen und Möglichkeiten, wenn das wie Nutzen oder Teilen statt Besitzen verstärkt Thema aus der Postwachstums- anstelle der zum Einsatz kommen. Hierfür müssen unter ande- Wachstumsperspektive betrachtet wird? ren die Logistikketten verändert bzw. aufgebaut Wo sind auf der Unternehmensebene die und die Produkte langlebig, reparatur- und up- zentralen Stellschrauben, um erfolgreich mit grade-fähig gestaltet werden. (extern bedingter) Wachstumsneutralität um- Kooperationen kleinerer Unternehmen, netzwerk- zugehen bzw. proaktiv „umzustellen“? artige Organisationsformen und andere kollabora- Welche Rolle können Ansätze alternativen tive Modelle der Wertschöpfung wurden in diesem und/ oder kollaborativen Wirtschaftens spielen Sinne als innovationsfördernd und erfolgsrelevant – welchen Beitrag zu Erfolg und Nachhaltig- gesehen. Hierbei hilft derzeit (noch) häufig der keit können sie leisten? Erfolg eines Unternehmens oder Partners auch den anderen Beteiligten und erhöht z. B. deren Welche Rahmenbedingungen – politisch, Bekanntheitsgrad. Zudem bieten kollaborative kulturell, ökonomisch – müssen vor allem ver- Modelle mehr Möglichkeiten für Menschen mit ändert und welche Unterstützungsangebote unterschiedlichen Fähigkeiten, sich einzubringen geschaffen werden, damit wachstumsneutrale und zu entwickeln. Sie werfen jedoch auch Fra- Unternehmensführung proaktiv, nachhaltig gen von Verantwortung und Vertrauen auf. Um und erfolgreich gestaltet werden kann? Kosten und Nutzen unter den Beteiligten fair zu Die Teilnehmenden wechselten die Thementische verteilen und dabei ggf. den Schutz der eigenen nach der ersten Runde; nach jeder Runde präsen- Ideen zu gewährleisten, gilt es, klare Spielregeln tierten sie ihre Überlegungen. Im Folgenden wer- für die Zusammenarbeit zu definieren – eine aller- den die Ergebnisse zusammengefasst: dings große Herausforderung, die wiederum durch das Lernen von Beispielen besser gemeis- | Gute Produkte, guter Service – tert werden kann (zur Illustration wurde auf Pre- Bedürfnisse befriedigen, Ressourcen schonen mium Cola verwiesen). Schließlich wurde auch KMU benennen Produkt- und Servicequalität, auf grundlegende (offene) Fragen verwiesen wie: Kundennutzen und Kundenzufriedenheit sowie Welche Prozesse sind tatsächlich kollaborativ den sozialen und ökologischen Nutzen ihrer An- besser lösbar und wie lässt sich die Gefahr um- gebote häufig als relevante Kenngrößen für Un- gehen, die eigene Kompetenz/ -entwicklung quasi ternehmenserfolg. Die Teilnehmenden des Work- auszulagern und letztlich zu verlieren? shops stellten hierbei aus der Postwachstumsper- Die Frage, welche Rolle der politischen Regulie- spektive zunächst „die Sinnfrage“ als besonders rung zur Unterstützung zukommt, wurde kontro- relevant heraus: Welche Produkte sind wirklich vers diskutiert. Die Meinungen reichten von „un- wichtig? Was sind heute noch Grundbedürfnisse – ternehmerische Freiräume sind wichtiger“ über für wen? Die Notwendigkeit und den Sinn von „Anreize aus der Politik wie Subventionen oder Produkten und Dienstleistungen festzustellen, ist gestaffelte Mehrwertsteuersätze könnten sinnvoll keine einfache Übung; es ist jedoch unabdingbar sein“ bis zu „Unterstützung seitens des Staates ist für Unternehmen, die Menschen mit ihren tatsäch- zunächst erforderlich (z. B. hinsichtlich Produkt- lichen und dringenden (Konsum-)Bedürfnissen zu transparenz und -kontrolle), im weiteren kommt es verstehen, anstatt für die eigenen Produkte künst- jedoch vor allem auf die eigene Lobbyarbeit post- lich Bedürfnisse zu erzeugen. Hierbei glaubwürdig wachstumsorientierter Unternehmen an“. Bei- am Markt auftreten zu können, bedarf aus Sicht IÖW und GLS Bank | Unternehmensworkshop | Erfolgreiche Unternehmen zwischen Wachstum und Nachhaltigkeit 4
spielsweise könnte ein „Postwachstumsunter- Funktionen oder Nutzen übersetzt werden, die nehmensverbund“ der Idee einen Rahmen und das Unternehmen mit seinen Kompetenzen und eine Stimme verleihen, um ein größeres politi- Potenzialen erfüllen kann. Dies kann beispiels- sches Gewicht zu erringen. Zudem könnten sich weise für einen Produzenten bedeuten, zuneh- die Mitglieder untereinander austauschen, ihre mend produktbegleitende Dienstleistungen wie Geschäftsbeziehungen ausbauen und sich damit Beratung, Vermittlung oder Reparatur anzubieten. gegenseitig stärken. In der Wirtschaft insgesamt Vorteile könnten darin liegen, die Kundenzufrie- kommt es vor allem auf einen Wertewandel an – denheit und Kundenbindung zu erhöhen und – hier eine kritische Masse zu erreichen, wird aller- beispielsweise über die Bestandspflege (siehe dings in manchen Branchen schneller und in an- Solar- oder Windkraftanlagen) – auch die Früchte deren deutlich langsamer gehen. eines vorherigen Wachstums zu ernten. | Die Branche wächst, ich wachse mit! Da eine Begrenzung der Unternehmensgröße als Und wenn sie schrumpft? wichtig erachtet wurde, um die Flexibilität des Unternehmens zu erhalten, ist für die Teilneh- Die Marktdynamik hat einen starken Einfluss auf menden auch eine Strategie der Risikovermei- die Wachstumsmöglichkeiten, aber auch die dung erfolgversprechend: Auf wachsenden Märk- grundlegende Wachstumsorientierung von KMU. ten sollten Unternehmen rechtzeitig entscheiden, Herausforderungen liegen für Unternehmen darin, hier nicht weiter mitzugehen und eigene Wachs- die eigenen Handlungsspielräume auch auf stag- tumsphasen zu beenden. Stattdessen sollten nierenden oder schrumpfenden Märkten, und Kooperationen eingegangen werden (auf nicht- damit bei eventuell vornehmlich extern bedingtem wachsenden Märkten besteht beinah ein Zwang Nicht-Wachsen, zu erhalten. Die Teilnehmenden zur Kooperation) bis hin zum gemeinsamen Net- sahen jedoch auch in wachsenden Märkten Ge- working und Lobbying beispielsweise über eine fahren, die eigene Entwicklung nicht mehr steuern Organisation wie den bereits skizzierten Verbund. zu können: Wachsende Märkte sind attraktiv und ziehen Wettbewerber an, sodass das eigene Un- | Wer zahlt, bestimmt? Externe Finanzierung und ternehmen durchaus bisherige Marktanteile, Um- Wachstumsdruck satz- und Gewinnpotenziale verlieren kann. All- Die Abhängigkeit von externem Kapital und den gemein bestand die Einschätzung, dass immer Renditeerwartungen der Geldgeber wird häufig dann, wenn es auf einem Markt eng wird, vor als ein zentraler Faktor für den Wachstumszwang allem „aggressive“ Unternehmen von einer Markt- von Unternehmen benannt. Die Workshop- bereinigung profitieren, während zugleich Unter- Teilnehmenden sprachen sich daher aus der nehmen, die selbst vor allem auf dem vorherigen Postwachstumsperspektive für einen erweiterten Marktwachstum „mitsurften“, den Markt zuerst Blick auf Möglichkeiten, Kapital aufzunehmen, verlassen müssen. aus: Neben der klassischen Finanzierung über Allgemein haben es kleinere Unternehmen aus Bankkredite gibt es immer mehr auch alternative Sicht der Teilnehmenden leichter als große, sich Finanzierungsquellen/ -modelle wie Crowdfunding auf Veränderungen der Marktdynamik einzustel- und Crowdinvesting, Privatkredite und Mikrofinan- len: Die Beteiligung an Entscheidungen ist in KMU zierung, die Beteiligung von Business Angels oder tendenziell weniger hierarchisch zugespitzt. Venture Capital Investments. Mit einer weiteren Dadurch können mehr Perspektiven und Ein- Veränderung der Märkte wird erwartet, dass die schätzungen zusammengetragen und Situationen Bedeutung herkömmlicher Finanzierung künftig besser beurteilt werden. Zudem besteht in KMU abnimmt. eine größere Flexibilität zu reagieren. Der Erfolg, Mit den verschiedenen Finanzierungswegen sind ein Unternehmen durch Beteiligung, Voraussicht in der Regel auch unterschiedliche Rendite- und Wendigkeit in etwa gleich bleibender Größe Erwartungen verbunden. Diese variieren dabei zu erhalten, wird allerdings einem vor allem nicht allein z.B. in der Höhe und Fälligkeit, son- wachstumsgeprägten Erfolgs- und Fortschrittsbe- dern beziehen auch nicht-monetäre Werte ein wie griff kaum gerecht; hier gilt es, einen kulturellen eine moralische Rendite (z.B. Stolz auf sinnvolle Wandel in Haltung, Zielen und Erfolgsindikatoren Unterstützung) oder Naturalien. Da die Rendite- voranzubringen. Erwartungen die Wachstumserwartungen be- Neben reaktiven Veränderungen etwa des Unter- stimmen, benötigen Postwachstumsunternehmen nehmensstandorts, der Preispolitik oder der Pro- also Finanzierungspartner, die auf geringe oder duktverpackung sahen die Teilnehmenden die alternative, langfristige Renditen zielen. Bestimm- zentrale proaktive Stellschraube für Unternehmen te Finanzierungsquellen, die auf eine schnelle vor allem darin, vom Denken in Produkten auf ein wachstumsgetriebene Unternehmenswertsteige- Denken in Geschäftsmodellen umzustellen: Un- rung setzen (z. B. Venture Capital), fallen damit ternehmen sollten gesellschaftliche Verände- zwar aus der Menge der Möglichkeiten heraus, rungsprozesse vorausschauend analysieren und (fast) alles andere sei jedoch möglich. Auch um erfassen, wo und wie sich Bedürfnisse ändern Kredite zu bedienen, sei Wachstum nicht zwin- oder neu entwickeln. Diese Bedürfnisse sollten gend. nun weniger in konkrete Produkte als vielmehr in IÖW und GLS Bank | Unternehmensworkshop | Erfolgreiche Unternehmen zwischen Wachstum und Nachhaltigkeit 5
Die zentrale Stellschraube für Unternehmen in Probleme und Arbeitsweisen entwickeln und Ver- diesem Bereich sahen die Teilnehmenden daher trauen aufbauen. Bei jeglicher Zusammenarbeit, darin, sich alternative Finanzierungswege zu er- aber auch allgemein gesellschaftlich sollten die schließen, mit potenziellen Finanzierungspartnern Unternehmen darauf hinwirken, dass Arbeit eine vorab die jeweiligen Rendite- und damit Wachs- größere Wertschätzung entgegengebracht und tumserwartungen zu klären und die Verträglichkeit das Bewusstsein dafür, was das eigene Handeln mit den eigenen Erfolgs- und Entwicklungsvorstel- für andere bedeutet, gestärkt wird. lungen anzustreben. | Da holen wir noch was raus. Produktivität | Gute Arbeit, gut verteilt – Ansätze in und sinnstiftend steigern zwischen Unternehmen Unter Produktivitätsgesichtspunkten ist die Effizi- Lebens- und Arbeitsqualität, Gesundheit und per- enz der Arbeitsabläufe klar im Fokus von KMU. sönliche Weiterentwicklung werden von KMU Aus der Postwachstumsperspektive besteht die häufig als relevante alternative Kenngrößen ge- Herausforderung darin, mögliche Effizienzgewin- nannt. Die Workshop-Teilnehmenden diskutierten ne gezielt mit Anforderungen guter Arbeit sowie in diesem Sinne ihre Vorstellungen „guter Arbeit“, Konsistenz- und Suffizienzstrategien zu verbin- die auch und gerade aus einer Postwachstums- den. Für die Teilnehmenden stand hierbei zu- perspektive von Bedeutung sein sollen. Gute Ar- nächst die Produktivität von Ideen im Vorder- beit ist dabei für sie sinnstiftend, wirtschaftlich und grund, bei der nicht die Ebene des Unternehmens menschengerecht; sie ermöglicht die Identifikation und damit das organisationale Wachstum, son- mit der Arbeit, aber auch, Privatleben und Job in dern vielmehr die Verbreitung nachhaltiger Lö- Einklang zu bringen; sie bedeutet Mitsprache der sungen betrachtet werden sollte (was auch be- Mitarbeiter/innen und Wertschätzung am Arbeits- deuten kann, dass letztlich andere Unternehmen platz; sie trägt zur Grundeinkommenssicherung wachsen). bei und schafft auch sonst gute Rahmenbedin- Eine zentrale Barriere wurde hierbei in privaten gungen. Die Frage, ob gute Arbeit auch geringe Patenten und Lizenzen gesehen, die es entweder Arbeitszeit bedeutet und Arbeitszeit letztlich redu- verunmöglichen oder wesentlich verteuern, rele- ziert werden sollte, wurde unter anderem mit Ver- vante Problemlösungen zu verbreiten. Dies kann weis auf mögliche Inkompatibilitäten von Workflow über common licence und Ansätze kollaborativen und Teilzeit offen gelassen. Gute Arbeit ergebe Wirtschaftens besser gelingen, zumal zugleich der sich jedoch klar nicht bei der Vorstellung, aus der Austausch über Umsetzungsprobleme vereinfacht Angst vor Verdrängungswettbewerb oder feindli- werden kann. cher Übernahme immer weiter wachsen und mehr Einkommen hervorbringen zu müssen. Generell wurde einem Mehr an Beteiligung zuge- sprochen, Ziele im Sinne der Nachhaltigkeit „bes- Aus einer Postwachstumsperspektive nimmt das ser“ zu formulieren: Der jeweilige persönliche Wachstum in Qualitäten eine größere Rolle ein – Profit wird tendenziell zugunsten gemeinsamer im Fall der guten Arbeit geht es zum einen darum, Bedürfnisse und des Gemeinsinns zurückgesetzt. Entwicklungspotenziale zu erkennen, mehr Quali- Beteiligung erhöht zudem das Commitment der fikationen zu erwerben und sozusagen geistig zu Beteiligten und verbessert darüber letztlich die wachsen. In gezielt eingeräumten Phasen der Umsetzung. Die Abgabe von Arbeitsaufgaben und Reflexion, Positionsbestimmung und Bestands- (Entscheidungs-) Kompetenzen kann somit die aufnahme sollten hierfür die Interessen und Be- Effizienz steigern, aber sie verändert auch die darfe erfasst werden. Zum anderen ist eine neue Arbeitsqualität und Arbeitskultur und führt ggf. zu Kommunikationsbasis zwischen Arbeitgebern und einer Abgabe von Kontrolle sowie dem Aufbau Arbeitnehmer/innen, zwischen Zulieferern und von Abhängigkeiten. Daher kommt es zentral auf Kund/innen zu schaffen. Unterstützung können die Ausgestaltung der Zusammenarbeit an, in wie sich Unternehmen über Coachings, das Lernen weit „sinnstiftende“ Produktivitätszuwächse bei- mit und von anderen oder den Austausch mit Vor- spielsweise über kollaborative Ansätze verzeich- denkern holen. net werden können. Für den Austausch mit Gleichgesinnten sollten die bestehenden Kontakte gefiltert und Interessen- gemeinschaften, Vereine oder Kooperativen re- cherchiert werden, um ein gutes Netzwerk zu- sammenzuführen. Möglichkeiten der Zusammen- arbeit entlang der Wertschöpfungskette diskutier- ten die Teilnehmenden mit Bezug auf die Assozia- tive Wirtschaft (Anm.: Wirtschaftsform, die auf die Bildung von Assoziationen als Zusammenschlüs- se von Wirtschaftsakteuren zur Selbstverwaltung und zum Erfahrungsaustausch setzt): An Runden Tischen könnten Produzenten, Händler und Kon- sument/innen ein geteiltes Verständnis für die IÖW und GLS Bank | Unternehmensworkshop | Erfolgreiche Unternehmen zwischen Wachstum und Nachhaltigkeit 6
Zusammenfassung: Erfolgreiche Unternehmen mit ein Gewinn an Flexibilität und Selbstbestim- zwischen Wachstum und Nachhaltigkeit – Strate- mung entsteht, ist zunächst grundsätzlich der gien und Bedingungen für ein Arbeiten im Wider- Blick auf bzw. für Alternativen zu öffnen. Dies spruch betrifft die Finanzierungswege und Geschäftsmo- delle ebenso wie die Werte und Kenngrößen, die In Diskussionen mit unternehmerischen Akteuren verfolgt, oder die Partnerschaften, die eingegan- zum Thema Unternehmenswachstum und Wachs- gen werden. Basis hierfür ist, die Frage nach dem tumskritik ist eine der ersten Rückfragen regel- Sinn und den tatsächlichen Bedürfnissen etwa mit mäßig: Welches Wachstum ist denn gemeint? Blick auf das eigene Angebot, die Arbeitsbedin- Auch die Teilnehmenden des Workshops verban- gungen oder die Rendite (immer wieder) zu stel- den mit Wachstum eine Vielzahl von Indikatoren, len – und selbstkritisch zu beantworten. Es ist die sie für ihre eigenen Unternehmungen mit un- zudem erforderlich, Kompetenzen, Qualitäten und terschiedlichem Gewicht versehen. Aus der nach- Kommunikationsformen weiterzuentwickeln. Zu- haltigkeitsorientierten Postwachstumsperspektive, dem sollte Transparenz über das Unternehmens- die inhärente Grenzen des Wirtschaftswachstums handeln, die Produkte und Leistungen hergestellt anerkennt, dominieren dabei in der Regel Kenn- und damit die eigene Glaubwürdigkeit gestärkt größen der eigenen Qualität und Entwicklung, die werden. Dies hilft auch dabei, verstärkt Lobbying zugleich einen ‚unter dem Strich‘ positiven gesell- für alternative, kollaborationsorientierte Wirt- schaftlichen Beitrag des Unternehmens ermögli- schaftsweisen zu betreiben, um Gleichgesinnte zu chen. finden und zu stärken, politisches Gewicht zu Aus einer Postwachstumsperspektive verändern gewinnen und schließlich den erforderlichen Wer- sich sowohl die Herausforderungen als auch die tewandel bzw. Paradigmenwechsel hervorzubrin- Möglichkeiten und Wege für unternehmerisches gen, der zu einer „Befreiung vom Wachstums- Handeln. Die Workshop-Teilnehmenden hoben zwang“ (Zahrnt) führen kann. insbesondere die selbstbestimmte Entscheidung Bei allen Themen spielte die Zusammenarbeit mit eines Unternehmens über seine Wachstumsorien- anderen eine große Rolle. Aus der Postwachs- tierung, die gezielte Erweiterung unternehmeri- tumsperspektive wird einmal mehr bedeutsam, scher Handlungsspielräume sowie die Notwen- Gleichgesinnte zu finden und mit ihnen zusam- digkeit der Vernetzung und des Wertewandels für menzuarbeiten. Dies spricht zum einen die Akteu- wachstumsneutrales Wirtschaften hervor: re und Interessengemeinschaften an, die bereits Die Auseinandersetzung mit der Größe und dem mit Ansätzen alternativen und kollaborativen Wirt- Erhalt des eigenen Unternehmens ist vor allem schaftens arbeiten und die zum Teil auch durch auf nicht-wachsenden Märkten virulent, aber die Teilnehmenden repräsentiert wurden. Hier durchaus auch auf wachsenden Märkten, wenn steht im Vordergrund, voneinander zu lernen, sich sich die Wettbewerbsintensität erhöht. Um flexibel gegenseitig zu stärken oder gemeinsames Lob- zu bleiben, bedarf es mitunter bereits in Wachs- bying zu betreiben. Zum anderen bedürfen soziale tumsphasen der aktiven Entscheidung gegen und ökologische Verbesserungen logisch solcher weiteres Wachstum und für verstärkte Kooperati- Ansätze gemeinsamer Wertschöpfung, die Kom- on. Wann diese Entscheidung getroffen werden petenzen ergänzen und erweitern, Innovationen sollte, ist keineswegs leicht zu bestimmen. Dabei generieren und verbreiten, Kreisläufe schließen spielen Aspekte wie Mindest- und Optimalgröße, usw. Dabei wurden immer wieder auch Grenzen die unterschiedliche Entwicklung von Teilmärkten oder Risiken einer über die übliche Arbeitsteilung oder voneinander abweichende Einschätzungen hinausreichenden Zusammenarbeit diskutiert. von Entwicklungen innerhalb von Unternehmen Kollaboration sollte daher mit klaren Regeln und eine Rolle. Zu prüfen ist auch, wie weit der bishe- Erwartungsmanagement so gestaltet werden, rige Bestand an Kund/innen oder Kapazitäten dass die Vorteile auch tatsächlich zum Tragen trägt und ob man den Druck eher erhöht, wenn kommen. man die Konkurrenz stärkt, indem man selbst Rahmenbedingungen für das Unternehmens- etwa einen Großauftrag ablehnt. Wachstumsneut- handeln wurden vor allem auf der kulturellen Ebe- ralität ist aus Sicht der Teilnehmenden in kleine- ne angesprochen. Angesichts des wachstumsfi- ren Unternehmen leichter auszuprobieren. Der xierten Fortschrittsbegriffs, der negative gesell- Stellschraube „klein bleiben und in Qualitäten schaftliche Entwicklungen stetig verstärkt und investieren“ wurden allerdings Unternehmensbei- zugleich den Wachstumsdruck auf die einzelnen spiele gegenübergestellt, die zeigen, dass Unter- Unternehmen erhöht, ist aus Sicht der Teilneh- nehmenswachstum aus Nachhaltigkeitssicht menden ein substanzieller Kultur- und Wertewan- durchaus sinnvoll sein kann: wenn dadurch letzt- del erforderlich. Dann wäre eine Entscheidung, lich Unternehmen oder Produkte bzw. Ge- als Unternehmen größenmäßig nicht weiter zu schäftsmodelle verdrängt werden, die weniger wachsen, in der öffentlichen Wahrnehmung auch nachhaltig sind. kein Signal des Versagens mehr, sondern positiv Unternehmerische Handlungsspielräume lassen etwa mit Kompetenz und Gelassenheit belegt. Die sich aus Sicht der Teilnehmenden auch innerhalb Rolle von Regulierung wurde von den Teilneh- von Wachstumsgrenzen durchaus erweitern. Da- menden ambivalent diskutiert – ein klarer Rahmen IÖW und GLS Bank | Unternehmensworkshop | Erfolgreiche Unternehmen zwischen Wachstum und Nachhaltigkeit 7
wird vor allem bezüglich Transparenz und Kontrol- zu erzielen sowie Anforderungen guter Arbeit le erwartet und gerade Pionierleistungen sollten umzusetzen, um eine hohe Mitarbeiterzufrieden- unterstützt und belohnt werden. Mehr jedoch ging heit zu erreichen. Quantitative Zielgrößen wurden es den Teilnehmenden darum, selbst und ge- quasi nicht genannt. Allerdings sahen sie ihre meinsam aktiv zu werden. aktuell größten Herausforderungen auch und ge- rade darin, den Unternehmenserhalt zu sichern, Die 30 Teilnehmenden des Workshops waren Kooperationspartner zu finden, Qualitäten zu ge- tendenziell selbst „postwachstumsorientiert“ auf- währleisten sowie Innovationen hervorzubringen gestellt, was die Diskussionsergebnisse sicher und zu vertreiben. auch spiegeln. In einer eingangs gestellten Punktabfrage zu ihrem obersten unternehmeri- Dies zeigt, wie bedeutsam es ist, den Unterneh- schen Erfolgskriterium war es ihnen vor allem men eine Plattform zum Austausch, zur Vernet- wichtig, mit ihren Produkten und Dienstleistungen zung und Befähigung zu bieten, um ihre Ansätze gesellschaftliche (soziale und/ oder ökologische) so weiterzuentwickeln, zu verstetigen und zu ska- Probleme zu lösen, einen hohen Kundennutzen lieren, dass tatsächlich ein substanzieller Beitrag und damit eine hohe Zufriedenheit der Kund/innen für eine nachhaltige Entwicklung entsteht. Kontakt: Jana Gebauer Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) GmbH, gemeinnützig Potsdamer Str. 105 10785 Berlin Tel.: 030/ 884 594 0 Mail: jana.gebauer[at]ioew.de Web: www.ioew.de; www.postwachstumspioniere.de IÖW und GLS Bank | Unternehmensworkshop | Erfolgreiche Unternehmen zwischen Wachstum und Nachhaltigkeit 8
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