Europäische Gesundheitssysteme in der COVID-19-Pandemie: Ein vergleichender Überblick - Dr. Frank Wild
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Europäische Gesundheitssysteme in der COVID-19-Pandemie: Ein vergleichender Überblick Dr. Frank Wild 21.07.2021
Tägliche COVID-19-Neuinfektionen je 1 Mio. Einwohner 500 450 Europa 400 Afrika Asien 350 Nordamerika Südamerika 300 250 200 150 100 50 0 Quelle: Eigene Darstellung auf Grundlage von Roser et al. (2020). Dr. Frank Wild | 21.07.2021 3
Infektionen und Todesfälle Im Vergleich stark von der Pandemie betroffen 2.500 Belgien Italien 2.000 Todesfälle je 1 Mio. Einwohner Großbritannien Portugal Spanien Frankreich Schweden 1.500 Durchschnitt Luxemburg Griechenland Österreich Deutschland Niederlande 1.000 Irland 500 Dänemark Im Vergleich Finnland weniger stark 0 von der Pandemie 0 20.000 40.000 60.000 80.000 100.000 120.000 betroffen Infektionen je 1 Mio. Einwohner Deutschland ist im internationalen Vergleich bisher gut durch die Pandemie gekommen. Verglichen mit den betrachteten europäischen Ländern verzeichnet Deutschland die drittniedrigsten Infektionen und die fünftniedrigsten Todesfälle. Quelle: Eigene Darstellung auf Grundlage von Roser et al. (2020). Dr. Frank Wild | 21.07.2021 4
Bisher maximal gemessene 7-Tage-Gesamtinzidenz Die 7-Tagesinzidenz lag in Deutschland während der Covid-19-Pandemie bei maximal 218 und damit deutlich niedriger als in allen unseren Nachbarländern (z. B. Belgien (1075), Tschechien (841), Schweiz (666), Niederlande (482), Dänemark (427). Quelle: Eigene Darstellung. Dr. Frank Wild | 21.07.2021 5
Einordnung des •2 Infektionsgeschehens anhand der Risikopopulation Dr. Frank Wild | 21.07.2021 6
Medianalter und Todesfälle Trotz geringen Medianalters im 2.500 Vergleich stärker betroffen Belgien Italien Todesfälle je 1 Mio. Einwohner 2.000 Großbritannien Spanien Portugal Frankreich 1.500 Schweden Luxemburg Durchschnitt Österreich Griechenland Niederlande Deutschland 1.000 Irland 500 Dänemark Finnland 0 36 38 40 42 44 46 48 50 Medianalter der Bevölkerung Trotz hohen Medianalters im Deutschland weist im Vergleich bisher unterdurchschnittlich viele COVID-19-Todesfälle auf, Vergleich weniger trotz seiner alten Bevölkerung. stark betroffen Quelle: Eigene Darstellung auf Grundlage von Roser et al. (2020). Dr. Frank Wild | 21.07.2021 7
Begleiterkrankungen und Todesfälle 2.500 Trotz überdurchschnittlich Belgien hoher Risikoprävalenz je 1 Mio. Einwohner 2.000 Italien Spanien Großbritannien Schweden Frankreich Portugal verzeichnet Deutschland im Todesfälle 1.500 Luxemburg Österreich Durchschnitt Griechenland Deutschland Vergleich 1.000 Irland Niederlande unterdurchschnittlich viele 500 Dänemark Finnland Todesfälle 0 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% Anteil an Personen mit Adipositas • in Deutschland ist mehr als die Hälfte der Bevölkerung ab 15 Jahren (52%) als Risikogruppe für 2.500 einen schweren COVID-19-Verlauf Belgien je 1 Mio. Einwohner 2.000 Italien Spanien anzusehen Großbritannien Portugal • im europäischen Vergleich hat Todesfälle Frankreich 1.500 Schweden Luxemburg Durchschnitt Deutschland mit die höchsten Griechenland Österreich 1.000 Irland Deutschland Niederlande Risiken für schwere 500 Krankheitsverläufe Dänemark Finnland 0 0% 2% 4% 6% 8% 10% 12% Anteil an Personen mit Diabetes Quelle: Eigene Darstellung auf Grundlage von OECD (2020b) und Roser et al. Dr. Frank Wild | 21.07.2021 8 (2020).
Welchen Beitrag leistet •3 das Gesundheitswesen zur Pandemiebewältigung? Dr. Frank Wild | 21.07.2021 9
Fallsterblichkeit – Welchen Beitrag leistet das Gesundheitswesen? 25% Österreich Belgien Dänemark Finnland 20% Frankreich Deutschland Griechenland Irland Italien Luxemburg Niederlande Portugal Spanien Schweden Großbritannien 15% 10% 5% 0% Deutschland weist über den gesamten bisherigen Pandemiezeitraum eine relativ stabile Fallsterblichkeit auf niedrigem Niveau auf. Dies könnte auf eine gute Versorgung von COVID-19-Patienten in Deutschland hindeuten. Quelle: Eigene Darstellung auf Grundlage von Roser et al. (2020). Dr. Frank Wild | 21.07.2021 10
Übersterblichkeit Durchschnittlicher P-Score seit Beginn der COVID-19-Pandemie Relativ geringe bis moderate Spanien 14% Italien 14% Übersterblichkeit in Portugal 13% Deutschland kann u. a. Großbritannien 12% ebenfalls als gute Versorgung Belgien Niederlande 11% 11% von COVID-19-Patienten Luxemburg 10% gedeutet werden Frankreich 10% Österreich 9% Griechenland 7% Schweden 5% • Saisonalität erkennbar: Deutschland 5% Sterbezahlen über die Finnland 2% Sommermonate geringer, erhöhte Dänemark 1% Sterbezahlen über die Wintermonate P-Score: Berechnet die Übersterblichkeit als prozentuale Differenz • Phasenweise Übersterblichkeit in zwischen der Zahl der Todesfälle im Betrachtungszeitraum (Januar einigen Ländern von 50% bis 100% 2020 bis heute) und der durchschnittlichen Zahl im Referenzzeitraum (Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2019). Quelle: Eigene Darstellung auf Grundlage von Roser et al. (2020). Dr. Frank Wild | 21.07.2021 11
Wichtige Rolle des ambulanten Sektors 2.500 Belgien Italien 2.000 Großbritannien Spanien Todesfälle je 1 Mio. Einwohner Frankreich 1.500 Deutschland Niederlande 1.000 Zusammenhang zwischen höherem Anteil an ambulanter Versorgung und weniger Todesfällen Dänemark 500 0 89% 90% 91% 92% 93% 94% 95% 96% 97% Anteil der ambulant versorgten COVID-19-Patienten Quelle: Eigene Darstellung auf Grundlage von Roser et al. (2020). Dr. Frank Wild | 21.07.2021 12
Auslastung der Intensivkapazitäten 35 Intensivbetten je 100.000 Einwohner Intensivbetten je 100.000 Einwohner 30 25 Reservekapazität an Intensivbetten im Regelbetrieb (Annahme: 30% aller Intensivbetten) 20 bisher maximal durch COVID-19-Patienten belegte Der Bedarf an Intensivbetten Intensivbetten in 15 Deutschland zu 10 Hochzeiten hätte nicht gedeckt werden 5 können, wenn wir die Intensivbettenkapazität 0 von Belgien, Frankreich, Spanien, Italien, … hätten Während in Deutschland im Maximum fast ein Drittel der im Regelbetrieb freien Intensivbetten durch COVID-19-Patienten belegt waren, mussten in einigen Ländern zusätzliche Kapazitäten geschaffen werden. Quelle: Eigene Darstellung auf Grundlage von DIVI (2021), OECD (2020a, c), Rhodes et al. (2012) und Roser et al. (2020). Dr. Frank Wild | 21.07.2021 13
Anteil der Todesfälle in stationären Pflegeeinrichtungen Belgien Irland Niederlande Schweden Österreich Frankreich Spanien Dänemark Finnland Portugal Deutschland 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Anteil stationär Pflegebedürftiger an den gesamten COVID-19-Todesfällen Gegenwärtig entfallen ca. 15% Deutschland war in der Lage, die Todesfälle in stationären Pflegeeinrichtungen, aller COVID-19-Todesfälle in durch strenge Eindämmungsmaßnahmen und prioritäres Impfen, vergleichsweise Deutschland auf stationäre niedrig zu halten. Pflegeeinrichtungen Quelle: Eigene Darstellung auf Grundlage von Comas-Herrera et al. (2021). Stand: 01.02.2021. Dr. Frank Wild | 21.07.2021 14
Erkenntnisse aus der Pandemie • Frühzeitige Einleitung eindämmender Maßnahmen ist essentiell. • Eine verbesserte Datengrundlage ist notwendig: • Verzögerte Reaktion auf Infektionsgeschehen durch Verwendung von Daten aus Datenreihen (7-Tages-Inzidenz) • Mangelhaftes kontinuierliches Datenmonitoring („Montags-, Wochenend- und Feiertagseffekte“) • Verbessere Datenerfassung zu Infektionsorten und betroffenen Personengruppen • Auftrag an die Wissenschaft: Erkenntnisse gewinnen, um zielgenauer Wechselwirkungen und Konsequenzen ausbalancieren zu können und eine fundierte Entscheidungsgrundlage zu schaffen. • Leistungsfähiger ambulanter Sektor trägt zur Entlastung des stationären Sektors bei. • Der Schutz der vulnerabelsten Bevölkerungsgruppe sollte höchste Priorität haben. • Digitalisierung unter Berücksichtigung der Wahrung der Privatsphäre weiter voranbringen, um die Möglichkeiten der Pandemieeindämmung und –bewältigung zu erweitern. • Bewältigung der Covid-19-Pandemie als globale Aufgabe betrachten. Dr. Frank Wild | 21.07.2021 15
Fazit • Deutschland ist im europäischen Vergleich mit den drittniedrigsten Infektionszahlen und den fünfniedrigsten COVID-19-Todesfällen bislang gut durch die Pandemie gekommen. • Diese Bewertung ist vor allem vor dem Hintergrund der sehr alten Bevölkerung (zweitälteste in Europa) und des hohen Anteils an Menschen in einer Risikogruppe zu sehen. • Das Gesundheitswesen hat einen wesentlichen Beitrag für die Bewältigung geleistet. Die Fallsterblichkeit war über den gesamten Zeitraum auf niedrigem Niveau auf. Dies deutet auf eine gute Versorgung von COVID-19-Patienten hin. • Für die Behandlung von schwer erkrankten COVID-19-Patienten stehen in keinem Land so viele Intensivbetten zur Verfügung wie in Deutschland. Zehn der fünfzehn hier betrachteten Länder weisen im Verhältnis zur Bevölkerung weniger als die Hälfte an Intensivbetten auf. • In Deutschland entfielen 28% der COVID-19-Todesfälle auf Pflegeeinrichtungen, dies ist im Ländervergleich der niedrigste Wert. In Belgien, Irland und den Niederlanden entfielen zu Beginn des Jahres 2021 mehr als die Hälfte der Todesfälle auf Pflegeheimbewohner. Dr. Frank Wild | 21.07.2021 16
Neue WIP-Studie ab sofort verfügbar. WIP-Studie zum Download auf www.wip-pkv.de verfügbar. Dr. Frank Wild | 21.07.2021 17
•Dr. Frank Wild •WIP-Institutsleiter •0221 – 9987 - 1624 •Frank.wild@wip-pkv.de •50968 Köln, Gustav-Heinemann-Ufer 74c Dr. Frank Wild | 21.07.2021 18
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