Ehrbare Staaten? - Stiftung Marktwirtschaft
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Ehrbare Staaten? Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen in der EU Ehrbare Staaten? Die Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen in Europa Bernd Raffelhüschen Stefan Moog Stiftung Marktwirtschaft Forschungszentrum Generationenverträge Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Pressegespräch am 6. Dezember 2012 in Berlin 1
Ehrbare Staaten? Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen in der EU KERNAUSSAGEN I. Steigende Schuldenlast trotz Konsolidierung Trotz Konsolidierungsbemühungen befinden sich die öffentlichen Haushalte in der Mehrzahl der Mitgliedsstaaten der EU auch knapp vier Jahre nach dem Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise weiterhin in einer Schieflage. Als Folge ist – zumindest kurzfristig – mit einer weiteren Zunahme der expliziten Staatsschulden zu rechnen. II. Nachhaltigkeit: Italien abermals Spitzenreiter, große Risiken verbleiben Die Ergebnisse des Nachhaltigkeitsranking spiegeln die Unsicherheiten im Hinblick auf die wirtschaftliche und die fiskalische Entwicklung sowie den politischen Reform(durchhalte)willen wider. Nur in einem optimistischen Szenario kann Griechenland eine nachhaltige Situation erreichen. Im realistischen Szenario kommt Griechenland dagegen aus dem Tabellenkeller nicht hinaus. Der Spitzenreiter des Nachhaltigkeitsrankings ist wie bereits im vergangenen Jahr Italien. III. Griechenland: Abbau der expliziten Schulden bis 2020 fraglich Selbst im optimistischen Szenario ist für Griechenland mit einer weiteren Zunahme der expliziten Schulden zu rechnen. Trotz einer Stabilisierung bis 2020 ist ein spürbarer Schuldenabbau mittelfristig nicht in Sicht. Das jüngst beschlossene Maßnahmenpaket kann die Schuldenlast senken. Die Zielmarke von 120 Prozent des BIP in 2020 ist für Griechenland ohne einen zweiten Schuldenschnitt nicht zu erreichen. 2
Ehrbare Staaten? Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen in der EU I. Die aktuelle Lage der öffentlichen Finanzen in Europa 3
Ehrbare Staaten? Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen in der EU Die öffentlichen Finanzen in der EU gemäß offizieller Darstellung: 200 Expliziter Schuldenstand und Defizit in 2012 10 Schuldenstand (in Prozent des BIP) 8,4 Defizit (in Prozent des BIP) 160 8,0 8 6,8 120 6,2 6 5,0 5,2 4,9 177 4,6 4,4 80 4,0 4 127 3,6 3,6 3,4 3,5 3,1 3,2 3,1 2,8 2,6 2,8 119 118 100 90 90 89 2,6 40 87 86 82 78 2,0 2 75 72 69 1,7 1,9 56 54 53 52 45 45 1,5 42 42 37 35 1,1 21 20 11 0 0,2 0,2 0 Slowenien Slowakei Irland Zypern Malta Frankreich Großbritannien Österreich Portugal Belgien Ungarn Polen Rumänien Bulgarien Italien Litauen Estland Spanien Niederlande Deutschland Lettland Griechenland EU27 Schweden Finnland Dänemark Luxemburg Tschechien Schuldenstand Defizit Maastricht-Kriterium (Schuldenstand = 60 % bzw. Defizit = 3%) Quelle: Europäische Kommission. Trotz Konsolidierungsbemühungen befinden sich die öffentlichen Haushalte in vielen EU-Staaten aufgrund hoher expliziter Schuldenstände und/oder Defizite nach wie vor in einer kritischen Schieflage. 4
Ehrbare Staaten? Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen in der EU Die Konsolidierungsbilanz Rückgang des Haushaltsdefizits zwischen 2009 und 2012 18 -1,3 0,8 0,9 -1,1 0,7 1,0 1,3 2,9 1,9 2,0 2,5 2,9 1,6 3,1 0,9 2,3 3,0 3,2 2,6 3,2 6,3 4,0 8,0 5,2 5,5 5,2 6,2 8,8 in Prozentpunkten des BIP 12 Positive Werte entsprechen einer Verringerung, negative Werte einer Erhöhung des Haushaltsdefizits. 6 0 -6 Griechenland Slowakei Großbritannien Rumänien Bulgarien Polen Estland Frankreich Österreich Slowenien Italien Litauen Malta Belgien Spanien Niederlande Schweden EU27 Dänemark Finnland Zypern Irland Portugal Tschechien Ungarn Deutschland Lettland Luxemburg Konsolidierungseffekt Konjunktureffekt Rückgang des Defizits 2009 bis 2012 Quelle: Europäische Kommission, eigene Berechnungen. Der Konsolidierungseffekt entspricht der Differenz der strukturellen Primärdefizite der Jahre 2009 und 2012, der Konjunktureffekt entspricht dem konjunkturellen Einfluss auf das Defizit. In der Summe entsprechen die beiden Effekte dem Rückgang des Haushaltsdefizits. In den vergangenen drei Jahren haben sich die EU-Staaten – allen voran Griechenland – um die Konsolidierung ihrer Haushalte bemüht. Während die verbesserte Finanzlage z.B. in Deutschland nicht zuletzt der guten Konjunktur geschuldet ist, hat der wirtschaftliche Einbruch in Griechenland die Konsolidierung des griechischen Staatshaushaltes behindert. 5
Ehrbare Staaten? Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen in der EU II. Die langfristige Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen in Europa 6
Ehrbare Staaten? Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen in der EU Was sicher ist: Die demografische Herausforderung Altenquotient (Verhältnis der über 65-Jährigen zu den 20- bis 64-Jährigen) 80 74 70 71 63 63 65 66 68 60 61 61 61 62 62 62 62 60 55 58 52 52 53 48 49 49 51 52 47 in Prozent 41 40 33 34 31 31 29 28 28 29 28 29 29 28 28 27 28 28 25 26 27 26 22 24 24 23 20 19 21 21 19 0 Slowenien Zypern Lettland Dänemark Spanien Großbritannien Malta Slowakei Frankreich Österreich Irland Portugal Bulgarien Ungarn Rumänien Polen Estland Italien Belgien Niederlande Litauen Deutschland Schweden EU27 Luxemburg Finnland Griechenland Tschechien 2060 2010 Quelle: Europäische Kommission, eigene Berechnungen. Bis 2060 wird sich der Altenquotient in der EU mehr als verdoppeln. In den osteuropäischen Mitgliedsländern verläuft der demografische Alterungsprozess deutlich schneller. 7
Ehrbare Staaten? Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen in der EU Was unsicher ist: Wirtschaftliche und fiskalische Entwicklung Realistisches Optimistisches Szenario Szenario Bis 2014: Wirtschaftliche und fiskalische Entwicklung entsprechend Fortschreibung der wirtschaftlichen und fiskalischen der Herbstprognose der Europäischen Kommission. Wirtschaftliche und fiskalische Ausgangslage des Jahres 2012. Ausgehend vom Niveau Nach 2014: BIP passt sich bis 2019 (Griechenland: 2024) sukzessive Entwicklung des Jahres 2012 wächst das BIP im Zeitablauf gemäß dem an den Potentialwachstumspfad an. Das Primärdefizit passt sich Potentialwachstum. während des Anpassungszeitraums sukzessive an das strukturelle Niveau des Jahres 2014 an. Rentenausgaben: Es wurde der Durchschnitt gemäß Ageing Report (AR) 2009 und AR 2012 unterstellt, sofern sich gemäß AR 2012 ein geringerer Anstieg der Altersabhängige Entwicklung gemäß den Annahmen Rentenausgaben ergibt als im AR 2009. Ausgaben des Ageing Report 2012 Sonstige altersabhängige Ausgaben: Entwicklung gemäß den Annahmen des AR 2012. Bemerkung: Für das Potentialwachstum wurden die Annahmen des Ageing Report 2012 der Europäischen Kommission zugrunde gelegt. Während die demografische Alterung als sicher gelten kann, bestehen große (nicht zuletzt: politische) Unsicherheiten im Hinblick auf die zukünftige wirtschaftliche und fiskalische Entwicklung. Daher werden im Folgenden zwei Szenarien betrachtet. 8
Ehrbare Staaten? Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen in der EU Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen in der EURO12 Nachhaltigkeitslücken (Summe aus expliziten und impliziten Schulden) 1800 146 193 195 298 337 340 359 426 495 549 1017 1116 1497 1378 1228 1200 891 in Prozent des BIP 805 665 565 892 600 469 442 315 360 670 655 136 181 -2 365 434 387 248 272 0 131 196 0 -88 -160 -600 121 81 49 72 86 89 108 98 65 69 171 18 106 Luxemburg Irland Österreich Frankreich Italien EURO12 Portugal Belgien Spanien Deutschland Niederlande Griechenland Finnland Basisjahr 2010 Realistisches Szenario, Basisjahr 2011 Optimistisches Szenario, Basisjahr 2011 Explizite Schuld (2011) Quelle: Europäische Kommission, eigene Berechnungen. Im optimistischen Szenario fällt das Urteil für Portugal und Griechenland mehr als positiv aus. Die Risiken zeigt das realistische Szenario. Portugal kann zwar weiterhin ein gutes Ergebnis vorweisen. Hingegen ändert sich der Ausblick für Griechenland von „sehr positiv“ zu „sehr negativ“. Italien kann seinen Spitzenplatz unter den EURO12-Staaten auch 9 im realistischen Szenario behaupten.
Ehrbare Staaten? Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen in der EU Implizite Kostentreiber in der EURO12 Zunahme der altersabhängigen Ausgaben für Rente, Gesundheit und Pflege 2010 – 2060 25 2,4 4,4 4,7 5,6 6,2 6,3 6,6 8,1 8,3 9,0 17,7 23,2 20 16,0 in Prozentpunkten des BIP 15 12,0 9,2 9,3 12,3 10 8,4 7,6 6,7 6,1 9,2 8,7 5,1 4,4 5 6,7 6,8 5,9 2,5 5,8 1,3 5,1 4,2 3,4 0 1,9 0,9 Niederlande Portugal Italien Frankreich Österreich Irland Luxemburg Finnland Deutschland Griechenland Spanien Belgien Basisjahr 2010 Realistisches Szenario, Basisjahr 2011 Optimistisches Szenario, Basisjahr 2011 Quelle: Europäische Kommission, eigene Berechnungen. Infolge der jüngsten Rentenreformen und –kürzungen ist insbesondere in Griechenland im optimistischen Fall mit einer deutlich geringeren Zunahme der altersabhängigen Ausgaben zu rechnen. Auch in Italien, Luxemburg und Portugal fällt die Entwicklung positiver aus. 10
Ehrbare Staaten? Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen in der EU Fiskalische Ausgangslage in der EURO12 Unterstellte Primärsalden (= Haushaltssalden ohne Berücksichtigung von Zinsausgaben) im Vergleich 10 2,1 1,5 1,2 1,1 1,1 0,1 -0,4 -0,6 -1,4 -2,1 -2,3 -5,5 8 6,4 Positive Werte entsprechen einem Primärüberschuss, 6 5,0 negative Werte einem Primärdefizit. 4,0 in Prozent des BIP 4 2,5 2 0,9 0,5 0,8 2,6 0,2 0,4 0,3 2,3 -0,4 0 -1,3 0,3 -2 -0,6 -0,5 -0,5 -1,4 -1,4 -1,7 -1,9 -4 -6 -4,4 -5,0 Deutschland Luxemburg Griechenland Finnland Österreich Niederlande Spanien Portugal Italien Belgien Frankreich Irland Basisjahr 2010 optimistisches Szenario, Basisjahr 2011 realistisches Szenario, Basisjahr 2011 Quelle: Europäische Kommission, eigene Berechnungen. Die unterschiedlichen Ergebnisse spiegeln die unsichere fiskalische Entwicklung wider. Im optimistischen Fall erwirtschaften Griechenland, Italien und Portugal einen Primärüberschuss zur Begleichung ihrer Zins- und Tilgungslasten. Jedoch erwirtschaftet nach aktueller Lage – realistisches Szenario – neben Deutschland und Belgien lediglich Italien einen Primärüberschuss. 11
Ehrbare Staaten? Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen in der EU Fiskalische Ausgangslage vs. implizite Kostentreiber – Was erklärt die Unterschiede zwischen beiden Szenarien Differenz der Nachhaltigkeitslücken im realistischen und im optimistischen Szenario (Basisjahr 2011) 1.100 -9 5 67 104 131 157 164 170 269 336 418 708 891 441 900 in Prozentpunkten des BIP 239 700 500 128 240 19 300 59 52 22 2 29 4 100 0 17 -100 -10 -12 63 102 102 98 112 148 250 96 290 469 450 Portugal Griechenland Niederlande Belgien Italien Frankreich Luxemburg Deutschland Österreich Finnland Irland Spanien EURO12 Unterschied aufgrund der fiskalischen Ausgangslage Unterschied aufgrund der altersabhängigen Ausgaben Differenz der Nachhaltigkeitslücken im realistischen und im optimistischen Szenario Quelle: Europäische Kommission, eigene Berechnungen. In den meisten Staaten sind die Unterschiede im Wesentlichen auf die fiskalische Ausgangslage zurückzuführen. In Luxemburg dominieren die impliziten Kostentreiber. Spanien, Irland und Griechenland sehen sich hingegen an beiden Flanken einer hohen Unsicherheit gegenüber. 12
Ehrbare Staaten? Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen in der EU EU-Nachhaltigkeitsranking 2012 realistisches Szenario, Basisjahr 2011 Nachhaltigkeits- in Prozent des BIP Explizite Schuld Implizite Schuld lücke 1 Italien 121 -123 -2 2 Lettland 43 -42 0 3 Estland 6 75 81 4 Polen 52 74 126 5 Deutschland 81 55 136 6 Bulgarien 16 160 176 7 Schweden 39 138 177 8 Portugal 108 73 181 9 Ungarn 72 109 181 10 Rumänien 33 234 267 11 Litauen 38 264 303 12 Österreich 72 242 315 13 Malta 71 253 324 14 Tschechien 39 379 418 15 Frankreich 86 356 442 16 Dänemark 47 396 442 17 Finnland 49 420 469 18 Slowakei 43 506 549 19 Niederlande 65 499 565 20 Großbritannien 88 550 639 21 Belgien 98 558 655 22 Slowenien 47 620 667 23 Zypern 71 764 835 24 Spanien 69 735 805 25 Griechenland 171 720 891 26 Luxemburg 18 1209 1228 27 Irland 106 1271 1378 Quelle: Europäische Kommission, eigene Berechnungen. 13
Ehrbare Staaten? Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen in der EU Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen in der EU 1.500 Nachhaltigkeitslücken (Summe der expliziten und impliziten Schulden, Basisjahr 2011) 1378 1228 1.200 891 805 835 900 639 655 667 549 565 892 600 418 442 442 469 in Prozent des BIP 362 665 670 267 303 315 324 622 300 176 177 181 181 488 81 126 136 434 469 -2 0 318 318 272 365 409 387 0 150 196 248 204 231 131 96 119 103 21 27 0 -300 -160 -110 -88 121 43 6 52 81 16 39 108 72 33 38 72 71 83 39 86 47 49 43 65 88 98 47 69 71 171 18 106 -600 Slowakei Polen Großbritannien Bulgarien Portugal Estland Italien Litauen Belgien Slowenien Schweden Niederlande Spanien EU27 Zypern Griechenland Österreich Malta Dänemark Finnland Irland Ungarn Tschechien Frankreich Rumänien Deutschland Lettland Luxemburg Realistisches Szenario Optimistisches Szenario Explizite Schuld Quelle: Europäische Kommission, eigene Berechnungen. Im realistischen Szenario kann Italien seinen Spitzenplatz im EU-Nachhaltigkeitsranking behaupten, während Irland das Schlusslicht bildet. Deutschland liegt in der Verfolgergruppe. Die osteuropäischen Mitgliedstaaten finden sich größtenteils im oberen Drittel wider. Auch im optimistischen Szenario kann Italien seinen Spitzenplatz verteidigen. Irland gibt die rote Laterne an Luxemburg ab. Deutschland fällt in der Verfolgergruppe zurück. Portugal rückt leicht nach vorne, Griechenland prescht vom Ende in die Spitzengruppe vor. 14
Ehrbare Staaten? Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen in der EU Zusammensetzung der impliziten Kostentreiber in der EU Zunahme der altersabhängigen Ausgaben 2010 – 2060, optimistisches Szenario 15 12,3 in Prozentpunkten des BIP 9,3 9,7 9,8 10 8,7 9,2 7,8 6,7 6,8 5,6 5,8 5,9 4,3 4,4 5,0 5,1 5,4 5,5 5 4,2 0,8 3,4 3,4 3,8 0,4 0,9 1,9 2,2 0 -5 -2,8 Niederlande Slowakei Großbritannien Polen Finnland Estland Italien Bulgarien Litauen Belgien Slowenien Spanien EU27 Ungarn Griechenland Schweden Frankreich Dänemark Österreich Rumänien Irland Zypern Malta Portugal Tschechien Deutschland Lettland Luxemburg Rente Gesundheit Pflege Quelle: Europäische Kommission, eigene Berechnungen. Obwohl der demografische Alterungsprozess in den osteuropäischen Staaten am schnellsten verläuft, fällt der Anstieg der altersbedingten Ausgaben in der Mehrzahl dieser Staaten nur gering bis moderat aus. Unter den „neueren“ Mitgliedsländern ist in Zypern, Malta und Slowenien mit einer starken Zunahme der altersbedingten Ausgaben zu rechnen. 15
Ehrbare Staaten? Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen in der EU Fiskalische Ausgangslage in der EU 8 Unterstellte Primärsalden (= Haushaltssalden ohne Berücksichtigung von Zinsausgaben) im Vergleich 6,4 6 5,0 Positive Werte entsprechen einem Primärüberschuss, 4,0 negative Werte einem Primärdefizit. 4 2,5 in Prozent des BIP 1,8 1,6 2 2,6 1,1 1,0 0,9 0,8 0,7 0,6 2,3 0,5 0,4 0,4 0,3 0,3 0,3 0,2 0,1 0,1 -0,1 1,6 -0,4 0 1,0 -0,8 -0,9 0,6 0,5 -1,1 -1,3 -1,5 -0,2 -0,5 -0,6 -0,7 -0,6 -0,5 -0,6 -2 -1,0 -1,0 -1,0 -1,4 -1,4 -1,9 -1,7 -1,7 -2,0 -2,1 -2,4 -4 -3,1 -3,0 -4,4 -6 -5,0 Slowenien Dänemark Niederlande Estland Lettland Portugal Italien Frankreich Irland Tschechien Polen Österreich Malta Zypern Griechenland Deutschland EU27 Finnland Litauen Luxemburg Slowakei Großbritannien Spanien Ungarn Rumänien Bulgarien Belgien Schweden Realistisches Szenario Optimistisches Szenario Quelle: Europäische Kommission, eigene Berechnungen. Die unterschiedlichen Ergebnisse der beiden Szenarien spiegeln auch im EU-Vergleich die Unsicherheit im Hinblick auf die fiskalische Entwicklung wider. Nach aktuellem Stand – realistisches Szenario – weist die Mehrzahl der EU- Staaten ein Primärdefizit auf, weshalb ein weiterer Anstieg der expliziten Schulden ohne weitere Konsolidierungsanstrengungen unvermeidlich ist. 16
Ehrbare Staaten? Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen in der EU USA und Schweiz im Vergleich zur EU – die aktuelle Lage 200 Expliziter Schuldenstand und Defizit in 2012 9 8,5 Schuldenstand (in Prozent des BIP) 8,0 Defizit (in Prozent des BIP) 160 6,8 6,2 6 120 4,6 3,3 3,6 2,8 3 177 80 127 0,2 0 40 110 90 89 87 86 82 -0,2 93 35 0 -3 Schuldenstand Defizit Quelle: Europäische Kommission. Der Schuldenstand für die Schweiz bezieht sich auf das Jahr 2011. Während die Schweiz im Vergleich zur EU mit einem deutlich geringeren expliziten Schuldenstand und Defizit aufwarten kann, ist die fiskalische Lage in den USA ähnlich angespannt wie in den europäischen Problemstaaten. 17
Ehrbare Staaten? Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen in der EU Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen in den USA und der Schweiz im Vergleich zur EU 1.500 Nachhaltigkeitslücken (Summe der expliziten und impliziten Schulden, Basisjahr 2011) 1337 1.200 891 900 805 980 in Prozent des BIP 639 600 442 362 366 300 136 141 469 387 -2 272 0 204 190 131 121 0 -300 -160 121 81 35 83 88 86 88 69 171 104 -600 Großbritannien Deutschland Schweiz Eurozone Frankreich Italien Spanien EU27 USA Griechenland Realistisches Szenario Optimistisches Szenario Explizite Schuld Quelle: Europäische Kommission, Congressional Budget Office, Eidgenössisches Finanzdepartment, eigene Berechnungen. Während sich die Schweiz im Nachhaltigkeitsvergleich mit den EU-Staaten in der Spitzengruppe einordnet und in etwa gleichauf mit Deutschland liegt, finden sich die USA in der Abstiegszone wieder. 18
Ehrbare Staaten? Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen in der EU III. Schuldenentwicklung in der mittleren Frist 19
Ehrbare Staaten? Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen in der EU Expliziter Schuldenstand 2020 300 177 127 119 118 100 90 90 89 87 86 82 78 75 72 69 56 54 53 52 45 45 42 42 37 35 21 20 11 250 232 Annahme zur Zinsentwicklung: 200 Anpassung des realen Zinsniveaus an 171 ein einheitliches Niveau von 3 Prozent in Prozent des BIP 189 151 in 2019 (Griechenland: 2024) 142 150 134 121 123 110 116 105 88 90 92 100 121 119 75 79 80 79 71 109 113 106 107 111 66 62 67 97 60 87 51 50 50 69 74 74 72 75 33 33 29 68 59 56 19 53 52 47 45 43 34 29 0 25 18 10 Griechenland Malta Luxemburg Großbritannien Deutschland Österreich Niederlande Estland Finnland Dänemark Litauen Spanien Rumänien Portugal Belgien Lettland Schweden Bulgarien Frankreich Italien Ungarn Tschechien Irland EU27 Polen Slowenien Slowakei Zypern 2012 2020 (Realistisches Szenario) 2020 (Optimistisches Szenario) Quelle: Europäische Kommission, eigene Berechnungen. Selbst im optimistischen Szenario ist lediglich in Deutschland, Italien und Schweden bis 2020 mit einem Abbau der expliziten Schulden zu rechnen. Im realistischen Szenario ergibt sich hingegen in nahezu allen Staaten eine weitere Zunahme der expliziten Staatsschulden. Die Ergebnisse zeigen insbesondere für Griechenland, Irland, Portugal und Spanien ein hohes Schuldenrisiko. 20
Ehrbare Staaten? Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen in der EU 300 Griechenland quo vadis? Entwicklung der expliziten griechischen Staatsverschuldung bis 2030 292 262 250 232 199 200 191 189 in Prozent des BIP 177 172 167 152 157 150 148 136 121 130 110 91 100 90 50 0 2010 2015 2020 2025 2030 Realistisches Szenario Optimistisches Szenario Maßnahmenpaket Zweiter Schuldenschnitt (IWF, Eurogruppe und EZB) (-100 Mrd. Euro in 2015) Quelle: Europäische Kommission, eigene Berechnungen. Selbst mit einem zweiten Schuldenschnitt ist die von der Troika anvisierte Zielmarke von 120 Prozent des BIP in 2020 nicht zu erreichen. Mit dem jüngsten Maßnahmenpaket der Eurogruppe, der EZB und des IWF ist auch unter optimistischen Annahmen nur ein Schuldenabbau auf 150 Prozent des BIP in 2020 realistisch. 21
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