Europäisches Bewusstsein und internationale Mobilität - Bestimmungen und Positionen Universität Konstanz: Arbeitsgruppe Hochschulforschung Hefte ...
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Hefte zur Bildungs- und Hochschulforschung Birgitta Busse Europäisches Bewusstsein und internationale Mobilität Bestimmungen und Positionen Universität Konstanz: Arbeitsgruppe Hochschulforschung Hefte zur Bildungs- und Hochschulforschung 82
Birgitta Busse Europäisches Bewusstsein und internationale Mobilität Bestimmungen und Positionen Hefte zur Bildungs- und Hochschulforschung (82) Arbeitsgruppe Hochschulforschung, Universität Konstanz, September 2015
Die Autorin trägt die Verantwortung für den Inhalt Herausgeber der Reihe „Hefte zur Bildungs- und Hochschulforschung“: Arbeitsgruppe Hochschulforschung, Universität Konstanz, Fachbereich Geschichte und Soziologie, 78457 Konstanz Tel. 07531/88-2896 Die AG Hochschulforschung im Internet: http://www.uni-konstanz.de/ag-hochschulforschung ISSN 1616-0398
Vorwort Fragen und Zielsetzung Das Europäische Bewusstsein wird oft beschworen, aber es ist zu fragen: Spielt es in der europäischen und deutschen Hochschullandschaft eine Rolle? Eine Reihe von Fragen ist zu stellen: Wird es in den Bologna-Erklärungen der verantwortlichen Hochschulminister greifbar und tragen Institutionen aus dem Hochschul- und Wissenschaftsbereich dazu bei, ein europäische Bewusstsein mit Leben zu erfüllen und zu fördern? Wird deutlich, welche Bedeutung dieser Grundlage Europas zugemessen wird, die man auch mit europäischer Identität oder europäischer Dimension umschreiben kann? Und wenn diese Begriffe angesprochen werden, in welchem Zusammenhang geschieht dies: Welche Schwerpunkte lassen sich erkennen? Damit sind wichtige Fragen umrissen, denen in dieser Recherche nachgegangen wird. Im Mittelpunkt stehen die Hochschulen in Europa. Eine Intention der Aufarbeitung zum europäischen Bewusstsein besteht darin zu klären, wie es sich fassen lässt: Welche Dimensionen gehören dazu und aus welchen Elementen setzt es sich zusammen? Dies könnte als Grundlage herangezogen werden, um über empirische Erfassungen das „europäische Bewusstsein“ abzubilden, wobei die Studierenden im Mittelpunkt des Interesses stehen. Deshalb wird ausführlich darauf eingegangen, wie die Studierendenvereinigungen internationaler (ESU) und nationaler (fzs) Ausrichtung Haltung und Bewusstsein gegenüber Europa fassen, auch was sie dafür einfordern. Recherche und Dokumentation Recherchiert wurde hauptsächlich über das Internet, sowohl zu den zehn offiziellen Bologna- Erklärungen von Bologna (1999) bis Eriwan (2015) als auch zu den neun Institutionen, die die deutsche und europäische Hochschullandschaft beobachten und gestalten. Herangezogen werden auf europäischer Ebene: European University Association (EUA), EURASHE, European Students' Union (ESU), EURYDICE, Europäische Kommission sowie die OECD; auf deutscher Ebene die Hochschulrektorenkonferenz (HRK), der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) und der freie zusammenschluss von studentInnenschaften (fzs). Eine umfassende Sammlung und Wiedergabe aller entsprechenden Dokumente ist nicht angestrebt worden, sondern vielmehr sollte herausgearbeitet werden, welche Schwerpunkte zunächst in den Bologna-Erklärungen und darauf aufbauend bei den Institutionen in Bezug auf Europa und einer europäischen Dimension im Hochschulraum erkennbar sind. Diese Arbeit ist als Einstieg zu verstehen, deshalb sind wir für Ergänzungen und Hinweise dankbar. Die Bologna-Erklärungen und Kommuniqués bestimmten und bestimmen den Weg, den Europa geht, um einen gemeinsamen Hochschulraum zu bilden. Im Teil I werden daher die relevanten Ausführungen der bisher zehn vorliegenden Vereinbarungen versammelt, die in Form von Kommuniqués vorliegen. Als Einführung dient jeweils eine kurze Zusammenfas- sung des BMWF oder der betreffenden Erklärung selbst. Eine Ausnahme bildet die letzte I
Konferenz 2015, deren Ziele der Bildungsminister von Armenien in seinen Begrüßungs- worten zusammenfasst. Da die Wahrnehmung und die Interpretation eines gemeinsamen europäischen Bewusstseins, einer europäischen Identität, in der Recherche im Vordergrund stehen, wird dieses Thema unmittelbar nach der Einführung als erstes behandelt. Danach folgen die Textstellen, die sich besonders mit der Internationalität von Studierenden und Wissenschaftlern beschäftigen. Eng hängt dies mit der internationalen Mobilität, vor allem von Studierenden, zusammen, weshalb die entsprechenden Stellen ebenfalls aufgenommen worden sind. Auf weitere thematische Aspekte, die die jeweilige Erklärung prägen, wird zum Schluss hingewiesen. Themen und Befunde Von vornherein dient eine gemeinsame kulturelle Dimension im Bologna-Prozess als Grundlage, um einen gemeinsamen europäischen Hochschulraum zu schaffen, in dem besonders der Austausch von Menschen, Wissen und Kenntnissen zwischen verschiedenen Kulturen innerhalb Europas anzustreben und zu verwirklichen ist. Sie gelingt nur mit mobilen Studierenden und Wissenschaftlern sowie anderen Universitätsangehörigen. Daher ist ein Fokus fast aller Kommuniqués und Erklärungen darauf gerichtet möglichst viele der Mobilitätshemmnisse, die sich im Laufe der Zeit gezeigt haben, zu beseitigen. Dabei wuchs der EHR von vier Ursprungsländern 1998 auf aktuell 47 Länder an. Er erhält damit ein Gewicht, das in der Welt wahrgenommen wird und wiederum innerhalb des EHR das Interesse weckt, Kontakte mit der restlichen Welt zu verstärken. Eine europäische Identität mit ähnlichen sozialen und kulturellen Werten wird auf diese Weise sichtbar. Im Teil II der Dokumentation wird untersucht, wie sich europäisches Bewusstsein in neun Organisation äußert, die sich mit dem europäischen und deutschen Hochschulwesen beschäftigen. Die drei Rechercheschwerpunkte „europäisches Bewusstsein / europäische Identität / europäische Dimension“ sowie „Internationalität der Studierenden und Wissenschaftler“ und „internationale, europäische Mobilität“ werden von ihnen unterschiedlich aufgegriffen. Bei der OECD und der HRK fanden sich Textstellen zu allen drei Schwerpunkten, bei den anderen Institutionen zu ein oder zwei von ihnen. Viele Texte befassen sich damit, wie sich die Bologna-Erklärungen und ihre Ziele äußern und auf die entsprechenden Reformen und Erasmus-Programme auswirken. Zeitlich gesehen schwächen sich die Themen über die Jahre über alle Organisationen genommen nicht ab. Das älteste Zitat stammt von 1991 (HRK) und das jüngste von 2014 (ESU). Die ESU richtete im letzten Jahr die Frage an die Studierenden, ob das Erasmus- Programm ein Gefühl von europäischer Identität oder „citizenship“ und eine Teilnahme an den Europawahlen bewirkt hätte. Die HRK stellte 1991 schon vorausschauend fest, dass die Hochschulen organisatorisch und finanziell nicht auf eine europäische Dimension vorbereitet seien. Diese beiden Eckpunkte zeigen, in welcher Bandbreite die Themen im Zusammenhang mit europäischem Bewusstsein angesiedelt sind. II
Grundsätzlich lässt sich feststellen – ja, ein europäisches Bewusstsein ist in allen der einbezogenen Institutionen durchaus ein Thema. Es wird, allgemein im Hinblick auf ein gemeinsames Ziel und gleichzeitig als Grundlage für das Konstrukt Europa angesprochen, das es zu fördern und zu bedienen gilt. Ebenso wird darauf im konkreten Zusammenhang mit den speziellen Ausrichtungen von internationalem Austausch und Mobilität eingegangen. Wie sehr Mobilität – neben der innereuropäischen Ausprägung – zu einer europäischen Identität beitragen kann, zeigen die zwanzig Überseegebiete der Mitgliedsländer Dänemark, Frankreich, Niederlande und Großbritannien. Diese Regionen liegen territorial außerhalb Europas und verstehen sich dennoch als ein Teil der Gemeinschaft (z.B. Marokko, Kanada). Sie schätzen die europäische Dimension und nutzen die Möglichkeiten selbstverständlich, die sich damit für sie ergeben. Sie haben vielleicht den inländischen Europäern das Gefühl voraus, bewusst Europäer zu sein und Europa zuzugehören. Birgitta Busse und Tino Bargel III
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Inhaltsverzeichnis Teil I Bologna-Erklärungen und Kommuniqués (1998 – 2015) Einleitung und Übersicht ..................................................................................................................... 1 1. Sorbonne-Erklärung (1998) ......................................................................................................... 3 2. Bologna-Erklärung (1999)........................................................................................................... 5 3. Prager Kommuniqué (2001) ........................................................................................................ 7 4. Berlin-Kommuniqué (2003) ........................................................................................................ 9 5. Bergen-Kommuniqué (2005)......................................................................................................11 6. Londoner Kommuniqué (2007) ................................................................................................. 13 7. Leuven Kommuniqué (2009) .................................................................................................... 15 8. Erklärung von Budapest und Wien (2010) ................................................................................ 18 9. Bukarester Kommuniqué (2012) ............................................................................................... 20 10. Eriwan Kommuniqué (2015) ................................................................................................... 23 Teil II Äußerungen europäischer und deutscher Institutionen des Hochschulbereichs zum europäischen Bewusstsein Einleitung und Übersicht ................................................................................................................... 25 EUA – European University Association ...................................................................................... 27 EURASHE .................................................................................................................................... 30 ESU – European Students’ Union ................................................................................................. 32 Eurydice ........................................................................................................................................ 35 Europäische Kommission .............................................................................................................. 37 OECD ............................................................................................................................................ 39 HRK – Hochschulrektorenkonferenz ............................................................................................ 42 DAAD – Deutscher Akademischer Austauschdienst..................................................................... 46 FZS – freier zusammenschluss von studentInnenschaften ............................................................ 48
Teil I Bologna-Erklärungen und Kommuniqués (1998 – 2015) Einleitung und Übersicht Knapp siebzehn Jahre liegen zwischen der ersten Erklärung von Sorbonne und dem letzten Kommuniqué des Treffens der zuständigen Hochschulminister von Eriwan/Armenien aus dem Jahre 2015. Alle zehn Erklärungen sind relativ kurz (zwei bis elf Seiten) und in klarer Sprache gehalten. Das erleichtert den Blick auf das Themenspektrum, das in ihnen behandelt wird. Die Idee einer europäischen Identität, eines gemeinsamen Bewusstseins von Europa, verliert im Laufe der Zeit an Bedeutung. In den ersten Kommuniqués wird ausdrücklich von einer „europäischen kulturellen Dimension“ (Bologna 1999), von „Kursen und Lehrplänen mit europäischem Inhalt“ (Prag 2001), von „Lehrplänen mit europäischem Bezug“ (Berlin, 2003) gesprochen. Dagegen findet sich in der Erklärung von Bergen 2005 schon keine Erwähnung mehr in diese Richtung. In London 2007 wird nur noch von einem „reichen kulturellen Erbe“ gesprochen, das als Grundlage dient. Oder in Leuven/Louvain-la-Neuve 2009 wird von einer Entwicklung des Europäischen Hochschulraums gesprochen, der „fest im intellektuellen, wissenschaftlichen und kulturellen Erbe und in den Ambitionen Europas verankert“ ist, aber nicht mehr von einer Entwicklung oder Stärkung des europäischen Bewusstseins. In den beiden späteren Kommuniqués von Budapest und Bukarest wird das Thema gar nicht mehr erwähnt. Das letzte Kommuniqué aus diesem Frühjahr gibt immerhin dem „European citizenship“ einen gewissen Raum, das zusammen mit einer „global citizenship“ gestärkt werden soll. Angesichts dieser Entwicklung stellt sich die Frage: Ist der Europäische Hochschulraum in seiner Struktur wie in seinem Geist schon so weit vorangeschritten und so selbstverständlich, dass sich das Thema erübrigt hat, oder ist es vielmehr von anderen Prioritäten und Herausforderungen verdrängt worden? Die internationale Mobilität nimmt nicht nur die Studierenden in den Blick, sondern auch das wissenschaftliche Personal. Es liegt den Ländern viel daran, Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Die Prager Erklärung von 2001 spricht „vom Reichtum des europäischen Hochschulraums, von seinen demokratischen Werten, von der Vielfalt der Kulturen, Sprachen und Hochschulsysteme“; die von London 2007 stellt eine direkte Verbindung zum europäischen Bewusstsein her: „Darüber hinaus verleiht sie [die Mobilität] der europäischen 1
Dimension weitere Substanz“ und die von Leuven/Louvain-la-Neuve 2009 erwähnt die „Tradition der Vielsprachigkeit“ im Europäischen Hochschulraum. Auch bei Fragen der internationalen Mobilität nimmt Europa als gemeinsame Idee oder Bewusstsein immer weniger Raum in den Stellungnahmen der Institutionen ein. Überlegungen und Positionen dazu weichen vermehrt operativen und administrativen Aspekten bei der Umsetzung: wie Mobilitätsprogramme, Anerkennung von Leistungen und Maßnahmen für eine erhöhte Beschäftigungsfähigkeit. Neben der Beschäftigungsfähigkeit bestimmen noch andere Themen verstärkt die programmatischen Texte. Ging es zunächst um die allgemeinen Regeln für die gestufte Studienstruktur mit Bachelor-, Master- und Promotionsabschlüssen und den entsprechenden Leistungsnachweisen, den ECTS-Punkten, so ist schon ab der Bologna-Erklärung die Qualitätssicherung ein wichtiger Punkt, der es bis zum jetzigen Zeitpunkt geblieben, sogar noch bedeutsamer geworden ist. Hinzu kommen die Themen desLebenslangen Lernens und der sozialen Dimension des Studiums, die ihren Niederschlag in den Willensbekundungen der europäischen Länder gefunden haben. Schlussendlich beschäftigt Europa, wie ihre Hochschullandschaft von außen wahrgenommen wird und wie die Hochschulen von innen gesteuert und mithilfe von Daten in ihren Leistungen verglichen werden können. Europa als gemeinsame Identität ist nur noch indirekt vorhanden oder wird als selbstverständlich vorausgesetzt. 2
1. Sorbonne-Erklärung (1998) Anlass und Zielsetzung Die grundlegenden Entscheidungen, die zum später genannten Bologna-Prozess führten, sind schon 1998 in Paris gefallen: die Entwicklung einer gestuften Studienstruktur und die Messung von Leistungen mit ECTS-Punkten. Das 800-jährige Jubiläum der Sorbonne- Universität bot einen willkommenen Anlass eine alte europäische Bildungsinstitution, die Universität, im 21. Jahrhundert erneut für die Studierenden zunächst der vier teilnehmenden Länder zu öffnen. Der Einigungsprozess Europas sollte über eine kulturelle Dimension erweitern werden. Vorgesehen dafür waren vergleichbare Abschlussstufen und Leistungsnachweise, um den Austausch zu beflügeln und attraktiv zu machen für Studierende und Wissenschaftler. Die Mobilität innerhalb Europas wurde damit zu der Grundlage eines europäischen Bewusstseins. Mitteilung des BMBF zu Sorbonne-Erklärung „Um das enorme Potenzial an den europäischen Hochschulen besser zu nutzen, müssen Studierende und wissenschaftliches Personal innerhalb Europas mobil und die jeweiligen Abschlüsse vergleichbar und gegenseitig anerkannt sein. Daher haben die Bildungsminister aus Deutschland, Frankreich, Italien und dem Vereinigten Königreich am 25. Mai 1998 anlässlich der 800 Jahr-Feier der Universität von Paris in der sog. Sorbonne-Erklärung ihren Willen bekundet, strukturelle Kompatibilität zwischen den europäischen Hochschulen herzustellen, bestehende Mobilitätshemmnisse abzubauen und die Grundlagen für eine verbesserte europäische Zusammenarbeit der Hochschulen zu schaffen. Der europäische Hochschulraum soll als solcher zudem sichtbar, wettbewerbsfähig und auch attraktiv für Studierende aus Drittstaaten werden.“ (www.bmbf.de/de/3336.php, Stand 19.2.2015) Dokumentation von Aussagen der Erklärung Europäisches Bewusstsein, europäische Identität, europäische Dimension „The European process has very recently moved some extremely important steps ahead. Relevant as they are, they should not make one forget that Europe is not only that of the Euro, of the banks and the economy: it must be a Europe of knowledge as well. We must strengthen and build upon the intellectual, cultural, social and technical dimensions of our continent. These have to a large extent been shaped by its universities, which continue to play a pivotal role for their development.“ (sorbonne_declaration.pdf, Seite 1) 3
Internationalität der Studierenden und Wissenschaftler „Universities were born in Europe, some three-quarters of a millenium ago. Our four countries boast some of the oldest, who are celebrating important anniversaries around now, as the University of Paris is doing today. In those times, students and academics would freely circulate and rapidly disseminate knowledge throughout the continent. Nowadays, too many of our students still graduate without having had the benefit of a study period outside of national boundaries.“ (sorbonne_declaration.pdf, Seite 1) InternationaleMobilität „At both undergraduate and graduate level, students would be encouraged to spend at least one semester in universities outside their own country. At the same time, more teaching and research staff should be working in European countries other than their own. The fast growing support of the European Union, for the mobility of students and teachers should be employed to the full.“(sorbonne_declaration.pdf, Seite 2) Weitere Themen Grundlagen von EHEA: Bachelor-/Master-/Promotionsabschluss, ECTS-Punkte Literatur Sorbonne Joint Declaration. Joint declaration on harmonisation of the architecture of the European higher education system by the four Ministers in charge for France, Germany, Italy and the UnitedKingdom. Paris, the Sorbonne, May 25 1998 (sorbonne_declaration.pdf) www.bmbf.de/de/3336.php 4
2. Bologna-Erklärung (1999) Anlass und Zielsetzung Nach der Initialzündung der Sorbonne-Erklärung folgte zügig im folgenden Jahr die Erklärung von Bologna, die schon 30 europäische Länder unterschrieben. Erstmals wurde die erste Dekade des neuen Jahrtausends als Zeitraum genannt, in dem die Ziele eines gemeinsamen Hochschulraumes mit vergleichbaren Abschlüssen verwirklicht werden sollten. Um die Studienelemente vergleichbar zu halten, wurde außerdem erstmals die Qualitätssicherung als Mittel der Wahl genannt. Als allgemeine Grundlage in diesem Bestreben für einen EHR dient die europäische Dimension als ein „Gefühl der Zugehörigkeit zu einem gemeinsamen sozialen und kulturellen Raum“. Mitteilung des BMBF zu Bologna-Erklärung „Die Initiative der Unterzeichnerstaaten der Sorbonne-Deklaration wurde von anderen europäischen Staaten positiv aufgenommen. Bereits am 19. Juni 1999 unterzeichneten 30 europäische Staaten die sog. Bologna-Erklärung und bekannten sich zu dem Ziel, bis zum Jahr 2010 einen gemeinsamen europäischen Hochschulraum zu schaffen. Für Deutschland haben Bund und Länder gemeinsam unterzeichnet und sich damit klar zu dem Ziel bekannt, die Reform des deutschen Hochschulwesens im europäischen Kontext voranzutreiben.“ (www.bmbf.de/de/3336.php, Stand 19.2.2015) Dokumentation von Aussagen der Erklärung Europäisches Bewusstsein, europäische Identität, europäische Dimension „Inzwischen ist ein Europa des Wissens weitgehend anerkannt als unerläßliche Voraussetzung für gesellschaftliche und menschliche Entwicklung sowie als unverzichtbare Komponente der Festigung und Bereicherung der europäischen Bürgerschaft; dieses Europa des Wissens kann seinen Bürgern die notwendigen Kompetenzen für die Herausforderungen des neuen Jahrtausends ebenso vermitteln wie ein Bewußtsein für gemeinsame Werte und ein Gefühl der Zugehörigkeit zu einem gemeinsamen sozialen und kulturellen Raum.“ (bologna_deu.pdf, Seite 1) „Die Sorbonne-Erklärung vom 25. Mai 1998, die sich auf diese Erwägungen stützte, betonte die Schlüsselrolle der Hochschulen für die Entwicklung europäischer kultureller Dimensionen.“ (bologna_deu.pdf, Seite 2) Internationalität der Studierenden und Wissenschaftler „Förderung der erforderlichen europäischen Dimensionen im Hochschulbereich, insbesondere in bezug auf Curriculum-Entwicklung, Zusammenarbeit zwischen Hochschulen, Mobilitätprojekte und integrierte Studien-, Ausbildungs- und Forschungsprogramme.“ (bologna_deu.pdf, Seite 5) 5
Internationale Mobilität „Förderung der Mobilität durch Überwindung der Hindernisse, die der Freizügigkeit in der Praxis im Wege stehen, insbesondere - für Studierende: Zugang zu Studien- und Ausbildungsangeboten und zu entsprechenden Dienstleistungen - für Lehrer, Wissenschaftler und Verwaltungspersonal: Anerkennung und Anrechnung von Auslandsaufenthalten zu Forschungs-, Lehr- oder Ausbildungszwecken, unbeschadet der gesetzlichen Rechte dieser Personengruppen.“ (bologna_deu.pdf, Seite 4/5) Weitere Themen Qualitätssicherung Literatur Der Europäische Hochschulraum. Gemeinsame Erklärung der Europäischen Bildungsminister. 19. Juni 1999, Bologna (Bolognabologna_deu.pdf) www.bmbf.de/de/3336.php 6
3. Prager Kommuniqué (2001) Anlass und Zielsetzung Vereinbarungsgemäß trafen sich die Unterzeichnerstaaten der Bologna-Erklärung zwei Jahre später erneut, um die Entwicklung zu besprechen. Drei weitere Länder waren inzwischen hinzugekommen. Dieses Kommuniqué legte einen deutlichen Schwerpunkt auf die europäische Dimension, die im Hochschulwesen durch europäisch-geprägte Studieninhalte mit gemeinsamem Abschluss und durch mobilen Wechsel der Studierenden, Wissenschaftlern und Verwaltungspersonal innerhalb verschiedener Länder des EHR zu fördern ist. Weitere Aspekte sind wiederum die notwendige Qualitätssicherung, die Beteiligung der Studierenden an der Entwicklung von Hochschulen, die soziale Dimension, die vor allem durch die Studierenden eingebracht worden ist, das lebenslange Lernen und eine stärkere Wettbewerbsfähigkeit des EHR. Dokumentation von Aussagen der Erklärung Europäisches Bewusstsein, europäische Identität, europäische Dimension „Förderung der europäischen Dimensionen im Hochschulwesen Um die wichtigen europäischen Dimensionen des Hochschulwesens weiter zu festigen und die Beschäftigungschancen für Absolventinnen und Absolventen zu erhöhen, haben die Ministerinnen und Minister die Hochschulen aufgefordert, auf allen Ebenen die Entwicklung von Modulen, Kursen und Lehrplänen mit "europäischem" Inhalt, "europäischer" Orientierung oder Organisation auszubauen. Das betrifft insbesondere Module, Kurse und Lehrpläne für Abschlüsse, die partnerschaftlich von Institutionen aus verschiedenen Ländern angeboten werden und die zu einem anerkannten gemeinsamen Abschluss führen.“ (prager_kommunique.pdf, Seite 6) Internationalität der Studierenden und Wissenschaftler „Die Ministerinnen und Minister haben bestätigt, dass die Anstrengungen zur Förderung der Mobilität fortgeführt werden müssen, um Studierende, Lehrende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und das Verwaltungspersonal in die Lage zu versetzen, vom Reichtum des europäischen Hochschulraums, von seinen demokratischen Werten, von der Vielfalt der Kulturen, Sprachen und Hochschulsysteme zu profitieren.“ (prager_kommunique.pdf, Seite 1/2) 7
Internationale Mobilität „Förderung der Mobilität Die Ministerinnen und Minister bekräftigten, dass das Ziel der Verbesserung der Mobilität von Studierenden, Lehrenden, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und Verwaltungspersonal - wie in der Bologna-Erklärung formuliert - von größter Bedeutung ist. Deshalb bestätigten sie, dass sie sich dafür einsetzen werden, alle Hindernisse für die Freizügigkeit von Studierenden, Lehrenden, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und Verwaltungspersonal zu beseitigen und hoben die soziale Dimension der Mobilität hervor. Sie nahmen die durch die Programme der Europäischen Kommission angebotenen Mobilitätsmöglichkeiten und die in diesem Bereich erreichten Fortschritte zur Kenntnis, z.B. den Beginn des vom Europäischen Rat in Nizza im Jahre 2000 gebilligten Aktionsplans zur Förderung der Mobilität.“ (prager_kommunique.pdf, Seite 5) Weitere Themen Teilnahme von EUA und ESIB (National UnionsofStudents in Europe) am Bologna-Prozess, Qualitätssicherung, Einführung zweistufiger Studienstruktur, ECTS, soziale Dimension, Lebenslanges Lernen, Förderung der Attraktivität der EHEA Literatur Auf dem Wege zum europäischen Hochschulraum. Kommuniqué des Treffens der europäischen Hochschulministerinnenund Hochschulminister am 19. Mai 2001 in Prag (prager_kommunique.pdf) www.bmbf.de/de/3336.php 8
4. Berlin-Kommuniqué (2003) Anlass und Zielsetzung Die Bedeutung von Europa als Thema, mit dem sich Hochschulen auf gemeinsamer europäischer Ebene auseinander setzen sollten, wird erneut ebenso betont, wie der notwendige Auslandsaufenthalt für Studierende und Wissenschaftler. Durch finanzielle Anreize möchten die Teilnehmerländer spürbare Mobilitätshindernisse für Studierende verringern. Weiterhin soll über Qualitätssicherung die Vergleichbarkeit der Studiengänge kontrolliert werden. Allgemeine Absichtserklärung „Die Ministerinnen und Minister betonen die Bedeutung aller Elemente des Bologna- Prozesses für die Errichtung des Europäischen Hochschulraumes und unterstreichen die Notwendigkeit, die Bemühungen auf institutioneller, nationaler und europäischer Ebene zu verstärken. Um dem Prozess noch mehr Schwung zu verleihen, legen sie für die beiden nächsten Jahre mittelfristige Prioritäten fest. Sie werden ihre Anstrengungen zur Förderung einer wirksamen Qualitätssicherung, zur tatsächlichen Anwendung von gestuften Studienstrukturen und für verbesserte Anerkennungsverfahren von Studienabschlüssen und -abschnitten verstärken.“ (berlin_communique.pdf, Seite 3) Dokumentation von Aussagen der Erklärung Europäisches Bewusstsein, europäische Identität, europäische Dimension „Förderung der europäischen Dimension im Hochschulbereich Die Ministerinnen und Minister nehmen zur Kenntnis, dass als Folge ihrer in Prag ausgesprochenen Aufforderung weitere Module, Studiengänge und Lehrpläne mit europäischem Bezug, europäischer Ausrichtung oder Organisation derzeit entwickelt werden. Sie stellen fest, dass Hochschulen in verschiedenen europäischen Ländern Initiativen zur Zusammenführung ihrer wissenschaftlichen Ressourcen und kulturellen Traditionen ergriffen haben, um die Entwicklung integrierter Studiengänge und gemeinsamer Abschlüsse auf der ersten, zweiten und dritten Stufe zu fördern. ...“ (berlin_communique.pdf, Seite 7) Internationalität der Studierenden und Wissenschaftler „Ferner unterstreichen sie ... die Notwendigkeit, in Gemeinsamen Studienprogrammen einen erheblichen Teil der Studienzeit für ein Auslandsstudium vorzusehen sowie ein geeignetes Angebot für die sprachliche Vielfalt und den Fremdsprachenerwerb sicherzustellen, damit Studierende ihr Potenzial, zu europäischer Identität, Staatsbürgerschaft und Beschäftigungsfähigkeit zu gelangen, voll verwirklichen können.“ (berlin_communique.pdf, Seite 7) 9
Internationale Mobilität „Förderung der Mobilität Die Mobilität der Studierenden sowie des wissenschaftlichen und Verwaltungspersonals ist die Grundlage für die Schaffung eines Europäischen Hochschulraumes. Die Ministerinnen und Minister betonen die Bedeutung der Mobilität für Wissenschaft und Kultur, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Mit Befriedigung nehmen sie zur Kenntnis, dass die Mobilität seit ihrem letzten Treffen zugenommen hat, auch dank der beträchtlichen Unterstützung durch EU- Programme.“ (berlin_communique.pdf, Seite 5) Weitere Themen Qualitätssicherung, zweistufige Studienstruktur, ECTS, Engagement der Studierenden am Bologna-Prozess, Lebenslanges Lernen, Steigerung der Attraktivität der EHEA, Wissensgesellschaft und Promotionsstudiengang Literatur „Den Europäischen Hochschulraum verwirklichen“. Kommuniqué der Konferenz der europäischen Hochschulministerinnenund -minister am 19. September 2003 in Berlin (berlin_communique.pdf) www.bmbf.de/de/3336.php 10
5. Bergen-Kommuniqué (2005) Anlass und Zielsetzung Die Konferenz in Norwegen diente vor allem dazu, den Stand der Entwicklung im EHR, dem inzwischen 45 Länder angehörten, festzustellen und einige Aspekte besonders herauszustellen. Zum ersten Mal fand dabei die europäische Dimension keine direkte Erwähnung. Der internationale und interkulturelle Austausch von Studierenden und Wissenschaftlern wird weiterhin als sehr wichtig betrachtet, bekommt jedoch einen anderen Schwerpunkt und richtet sich vermehrt auf außereuropäische Regionen. Bei der Mobilität liegt der Fokus auf den Hindernissen, die es zu schmälern oder ganz zu beseitigen gilt. Hauptsächlich wendet sich das Kommuniqué anderen Fragen zu. Zwischenbilanz und Absichten „Wir, die für die Hochschulen zuständigen Ministerinnen und Minister der am Bologna- Prozess beteiligten Länder, haben uns getroffen, um eine Zwischenbilanz vorzunehmen und die Ziele und Prioritäten bis 2010 zu definieren. Bei dieser Konferenz haben wir Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Moldau und Ukraine als neue Teilnehmer am Bologna-Prozess begrüßt. Wir teilen das gemeinsame Verständnis der in der Bologna- Erklärung und den nachfolgenden Kommuniqués der Ministerkonferenzen von Prag und Berlin dargelegten Grundsätze, Ziele und Verpflichtungen des Prozesses. Wir bekräftigen unsere Entschlossenheit, die Politiken unserer Länder im Rahmen des Bologna-Prozesses zu koordinieren, um bis 2010 einen Europäischen Hochschulraum (EHR) zu schaffen, und wir verpflichten uns, die neuen Teilnehmerländer bei der Umsetzung der Ziele des Prozesses zu unterstützen.“ (bergen_kommunique_dt.pdf, Seite 1) Dokumentation von Aussagen der Erklärung Internationalität der Studierenden und Wissenschaftler „Wir sehen den Europäischen Hochschulraum als Partner von Hochschulsystemen in anderen Regionen der Welt, der einen ausgewogenen Austausch von Studierenden und wissenschaftlichem Personal sowie die Zusammenarbeit zwischen Hochschulen fördert. Wir betonen, dass interkulturelles Verständnis und Respekt wichtig sind. Es liegt uns daran, das Verständnis des Bologna-Prozesses in anderen Kontinenten zu fördern, indem wir unsere Erfahrungen mit Reformprozessen mit benachbarten Regionen teilen. Wir betonen die Notwendigkeit des Dialogs zu Themenbereichen von beiderseitigem Interesse. Wir sehen die Notwendigkeit, Partnerregionen zu identifizieren und den Gedanken- und Erfahrungsaustausch mit diesen zu verstärken. Wir fordern die Follow-up-Gruppe auf, eine Strategie für die externe Dimension zu erarbeiten und abzustimmen.“ (bergen_kommunique_dt.pdf, Seite 6) 11
Internationale Mobilität „Wir sehen die Mobilität der Studierenden und des wissenschaftlichen Personals zwischen allen beteiligten Ländern weiterhin als eines der Hauptziele des Bologna- Prozesses. In dem Bewusstsein der vielen noch zu lösenden Probleme bekennen wir uns erneut zu unserer Aufgabe, die Mitnahme von Förderleistungen ggfs. durch gemeinsame Maßnahmen zu erleichtern, damit Mobilität im EHR Realität wird. Wir intensivieren unsere Bemühungen zur Beseitigung von Hindernissen, indem wir die Ausstellung von Visa und Arbeitserlaubnis erleichtern und die Teilnahme an Mobilitätsprogrammen fördern. Wir fordern die Hochschulen und Studierenden dringend auf, die Mobilitätsprogramme intensiv zu nutzen, wobei wir uns für die vollständige Anerkennung von Auslandsstudien im Rahmen dieser Programme einsetzen.“ (bergen_kommunique_dt.pdf, Seite 5) Weitere Themen zweistufige Studienstruktur, Qualitätssicherung, Anerkennung von Leistungen, Forschung, Doktorandenausbildung, soziale Dimension, Lebenslanges Lernen, Attraktivität des EHR Literatur Der europäische Hochschulraum – die Ziele verwirklichen. Kommuniqué der Konferenz der für die Hochschulen zuständigen europäischen Ministerinnenund Minister, Bergen, 19.-20. Mai 2005 (bergen_kommunique_dt.pdf) 12
6. Londoner Kommuniqué (2007) Anlass und Zielsetzung In diesem Kommuniqué wird die enge Verzahnung von europäischer Dimension, Mobilität und internationalem Austausch der Studierenden und Wissenschaftlern deutlich. Hochschulangehörige, die andere europäische Länder aufsuchen und dort längere Zeit leben und arbeiten, tauschen sich auf öffentlicher und privater Ebene aus und tragen so zu europäischem Bewusstsein bei. Die weiteren Themen sind die gleichen, die zwei Jahre zuvor ebenfalls vorne auf der Agenda standen. Gemeinsame Ziele der Hochschulbildung „Unser Ziel ist es, sicher zu stellen, dass unsere Hochschulen über die nötigen Ressourcen verfügen, um ihre vielfältigen Zwecke weiterhin zu erfüllen. Dazu gehören: die Vorbereitung der Studierenden auf ein Leben als aktive Bürger in einer demokratischen Gesellschaft, die Vorbereitung der Studierenden für ihre künftige Laufbahn und die Förderung ihrer persönlichen Entwicklung, die Schaffung und Erhaltung einer breiten, modernen Wissensbasis sowie die Förderung von Forschung und Innovation.“ (Londoner_Kommunique_Bologna_d.pdf, Seite 1) Dokumentation von Aussagen der Erklärung Europäisches Bewusstsein, europäische Identität, europäische Dimension „Auf den Fundamenten des reichen und vielgestaltigen kulturellen Erbes Europas entwickeln wir auf der Grundlage institutioneller Autonomie, akademischer Freiheit, der Chancengleichheit und demokratischer Grundsätze einen EHR, der die Mobilität und Beschäftigungsfähigkeit verbessert sowie die Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit Europas steigert.“ (Londoner_Kommunique_Bologna_d.pdf, Seite 2) Internationalität der Studierenden und Wissenschaftler „Die Mobilität von wissenschaftlichem Personal, Studierenden und Graduierten gehört zu den Kernelementen des Bologna-Prozesses und schafft Möglichkeiten für persönliche Entwicklung, den Ausbau der internationalen Zusammenarbeit zwischen Einzelnen und Einrichtungen sowie die Verbesserung der Qualität von Hochschulbildung und Forschung; darüber hinaus verleiht sie der europäischen Dimension weitere Substanz.“ (Londoner_Kommunique_Bologna_d.pdf, Seite 2) 13
Internationale Mobilität „Seit 1999 gibt es einige Fortschritte, aber es bleibt noch vieles zu tun. Unter den Mobilitätshindernissen stehen Fragen der Zuwanderung, der Anerkennung, unzureichende finanzielle Anreize und unflexible Ruhestandsregelungen an erster Stelle. , ... Auf nationaler Ebene arbeiten wir darauf hin, die vereinbarten Instrumente und Verfahren der Anerkennung ohne Einschränkungen umzusetzen und Möglichkeiten für weitere Anreize zur Mobilität von wissenschaftlichem Personal und Studierenden zu prüfen. Dazu gehört, eine nennenswerte Steigerung von Studiengängen mit gemeinsamen Abschlüssen und die Einrichtung flexibler Curricula zu fördern sowie unsere Einrichtungen nachdrücklich aufzufordern, größere Verantwortung für die Mobilität von wissenschaftlichem Personal und Studierenden zu übernehmen, wobei ein gerechterer Ausgleich zwischen den Ländern des EHR hergestellt werden soll.“ (Londoner_Kommunique_Bologna_d.pdf, Seite 2) Weitere Themen Struktur der Abschlüsse, Qualifikationsrahmen, Qualitätssicherung, Lebenslanges Lernen, Doktoranden, soziale Dimension, EHR im globalen Rahmen Literatur Londoner Kommuniqué Auf dem Wege zum Europäischen Hochschulraum: Antworten auf die Herausforderungen der Globalisierung. 18. Mai 2007. (Londoner_Kommunique_Bologna_d.pdf) 14
7. Leuven Kommuniqué (2009) Anlass und Zielsetzung Kurz vor dem Ablauf der Zehnjahresfrist, die sich die Länder gesetzt haben, um den Bologna-Prozess umzusetzen, wurde die gestufte Studienstruktur nicht mehr erwähnt. Sie ist somit weitgehend abgeschlossen. Stattdessen wurden die Ziele für die nächste Dekade festgelegt. Eine bedeutende Rolle spielte weiterhin die Mobilität innerhalb Europas. Deshalb wurde erstmals eine Ziffer genannt, die bis 2020 angestrebt wurde: Mindestens 20 Prozent der Absolventen sollen einen Studienaufenthalt oder ein Praktikum im Ausland absolviert haben. Verstärkte Bemühungen, um Mobilitätshindernisse für Studierende, wie Finanzierung, Anerkennung von Abschlüssen, aber auch Aufenthalts- und Arbeitsbewilligungen zu beseitigen, fanden Eingang in das Protokoll. Wissenschaftliches Personal und Mitarbeiter von Hochschulen wurden ebenfalls explizit angesprochen. Die weiteren Themen blieben weitgehend erhalten, wobei neue Schwerpunkte auf studierendenzentriertes Lernen und u.a. interdisziplinäre Forschungskompetenz gelegt wurden. Mitteilung des BMBF zum Leuven-Kommuniqué „Am 28./29. April 2009 haben die Benelux-Länder (Belgien, Niederlande, Luxemburg) in den belgischen Städten Leuven und Louvain-la-Neuve die fünfte Folgekonferenz ausgerichtet. Die Ministerinnen und Minister aus den 46 Bologna-Staaten beschlossen im Leuvener Kommuniqué, die gute Zusammenarbeit miteinander und mit den beteiligten Institutionen auch in der nächsten Dekade fortzusetzen. Die weitere gemeinsame Arbeit an der vollständigen Umsetzung der Reformen ist erforderlich, um die Attraktivität der europäischen Hochschulen zu steigern, die Mobilität der Studierenden auszuweiten und das Lebenslange Lernen fortzuentwickeln. Die Erhöhung der Mobilität von Studierenden und akademischem Personal bleibt eines der Kernziele des Bologna-Prozesses. In Leuven wurde vereinbart, dass europaweit bis 2020 20% aller Graduierten einen Studien- oder Praktikumsaufenthalt im Ausland absolviert haben sollen. Erstmalig nahmen in Leuven im Anschluss an die Ministerkonferenz auch Vertreter aus 15 außereuropäischen Ländern an einem Bologna-Forum teil, in dem Möglichkeiten einer verstärkten Kooperation ausgelotet wurden.“ (www.bmbf.de/de/3336.php, Stand 19.2.2015) Dokumentation von Aussagen der Erklärung Europäisches Bewusstsein, europäische Identität, europäische Dimension „Während des vergangenen Jahrzehnts haben wir bei der Entwicklung des EHR sichergestellt, dass dieser fest im intellektuellen, wissenschaftlichen und kulturellen Erbe und in den Ambitionen Europas verankert und von einer kontinuierlichen Zusammenarbeit zwischen Regierungen, Hochschulen, Studierenden, Lehrenden und übrigem wissenschaftlichen Personal, Arbeitgebern und weiteren Akteuren 15
geprägt ist. Europäische Institutionen und Organisationen haben ebenfalls einen bedeutenden Beitrag zu diesem Reformprozess geleistet.“ (leuvener_communique.pdf, Seite 2) Internationalität der Studierenden und Wissenschaftler „Wir sind überzeugt, dass die Mobilität von Studierenden, wissenschaftlichem Nachwuchs und von wissenschaftlichem Personal die Qualität der Programme und die Exzellenz der Forschung fördert und die akademische und kulturelle Internationalisierung der europäischen Hochschulbildung stärkt. Die Mobilität ist ein wichtiges Element der persönlichen Entfaltung und der Beschäftigungsfähigkeit und begünstigt den Respekt vor der Vielfalt und die Fähigkeit zum Umgang mit anderen Kulturen. Sie fördert die Mehrsprachigkeit, unterstreicht so die Tradition der Vielsprachigkeit des EHR und intensiviert die Zusammenarbeit und den Wettbewerb unter den Hochschulen. Aus diesem Grund muss die Mobilität ein prägendes Merkmal des EHR sein. Wir fordern alle Länder auf, die Mobilität zu erhöhen, ihre hohe Qualität zu gewährleisten und ihre Ausprägungen und ihre Ausdehnung zu diversifizieren. Bis 2020 sollen mindestens 20 Prozent der Graduierten im EHR einen Studien- oder Praktikumsaufenthalt im Ausland absolviert haben.” (leuvener_communique.pdf, Seite 4) „Attraktive Arbeitsbedingungen und Karrieremöglichkeiten sowie eine offene, international ausgerichtete Rekrutierung sind unverzichtbar, damit die Hochschulen hoch qualifizierte Lehrende und Forschende gewinnen können. In Anbetracht dessen, dass die Lehrenden eine zentrale Rolle innehaben, sind die Karrierestrukturen so anzupassen, dass die Mobilität von Lehrenden, wissenschaftlicher Nachwuchs und weiterem Personal erleichtert wird. Es sind Rahmenbedingungen zu schaffen, die unter Ausschöpfung der bestehenden gesetzlichen Möglichkeiten einen angemessenen Zugang zur sozialen Sicherheit gewährleisten und die Mitnahmemöglichkeit von Pensionsansprüchen und ergänzenden Rentenansprüchen für mobile Mitarbeitende sicherstellen. (leuvener_communique.pdf, Seite 5) Internationale Mobilität „In den Studienprogrammen aller drei Stufen sollen strukturelle Möglichkeiten für die Mobilität geschaffen werden. Gemeinsame Abschlüsse und Studiengänge sowie Mobilitätsfenster sollten vermehrt zu einer gängigen Praxis werden. Außerdem müssen Mobilitätsstrategien eine Reihe praktischer Maßnahmen in Bezug auf Finanzierung, Anerkennung, verfügbare Infrastruktur sowie Regelungen betreffend Aufenthalts- und Arbeitsbewilligungen umfassen. Flexible Studienpfade, eine aktive Informationspolitik, die volle Anerkennung von Studienleistungen, Studienunterstützung und die uneingeschränkte Übertragbarkeit von Stipendien und Darlehen sind hierfür unverzichtbar. Bei der Mobilität sollte auf ein ausgewogeneres Verhältnis von Studierenden (incoming und outgoing) über den 16
gesamten EHR hinweg hingewirkt werden, und wir streben eine ausgeglichenere Beteiligung verschiedener Gruppen von Studierenden an.“ (leuvener_communique.pdf, Seite 4/5) Weitere Themen Soziale Dimension, Lebenslanges Lernen, Beschäftigungsfähigkeit, studierendenzentriertes Lernen, Bildung/Forschung/Innovation, internationale Offenheit, Datenerhebung, Qualitätssicherung, Finanzierung der Hochschulen Literatur Bologna-Prozess 2020 – der Europäische Hochschulraum im kommenden Jahrzehnt. Kommuniqué der Konferenz der für die Hochschulen zuständigen europäischen Ministerinnen und Minister, Leuven/Louvain-la-Neuve, 28. und 29. April 2009 (leuvener_communique.pdf) www.bmbf.de/de/3336.php 17
8. Erklärung von Budapest und Wien (2010) Anlass und Zielsetzung Die eigentliche Jubiläumskonferenz im Jahr 2010 brachte neben dem Erreichten auch kritische Stimmen zum Ausdruck. Europäisches Bewusstsein wurde nicht angesprochen, sondern existierte möglicherweise indirekt über die Wahrnehmung des EHR durch die restliche Welt, die interessierten Anteil an der Entwicklung nahm. Die zentralen Bologna- Ziele wie Mobilität und den internationalen Austausch von Studierenden und Wissenschaftlern wurden noch nicht im befriedigend erreicht. Proteste an Hochschulen führten dazu Studierende und Wissenschaftler vermehrt einzubeziehen, um die Bologna- Ziele allgemein umzusetzen. Mitteilung des BMBF zur Erklärung „Am 11. und 12. März 2010 veranstalteten Österreich und Ungarn in den jeweiligen Hauptstädten eine Bologna-Jubiläumskonferenz, auf der die Minister aus den nunmehr 47 Bologna-Staaten - Kasachstan wurde als neues Mitglied aufgenommen - den Europäischen Hochschulraum eröffneten. In der Budapest-Wien-Erklärung zogen sie Bilanz über die Erfolge des europaweiten Hochschulreformprozesses seit 1999 und bekannten sich auch dazu, dass noch weitere Arbeit erforderlich ist, um die Ziele zu verwirklichen.“ (www.bmbf.de/de/3336.php, Stand 19.2.2015) Dokumentation von Aussagen der Erklärung Europäisches Bewusstsein, europäische Identität, europäische Dimension „Der Bologna-Prozess und der sich aus ihm ergebende Europäische Hochschulraum, als einmalige Beispiele einer regionalen, grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in der Hochschulbildung, sind in anderen Teilen der Welt auf großes Interesse gestoßen und haben die europäische Hochschulbildung auf der Weltkarte sichtbarer werden lassen. Wir begrüßen dieses Interesse und freuen uns auf eine Intensivierung unseres politischen Dialogs und unserer Zusammenarbeit mit Partnern in der ganzen Welt.“ (erklaerung_budapest_wien.pdf, Seite 1) Internationalität der Studierenden und Wissenschaftler „Wir, die für den Europäischen Hochschulraum verantwortlichen Ministerinnen und Minister, fordern die Bologna Follow-up Gruppe auf Maßnahmen vorzuschlagen, die eine richtige und vollständige Umsetzung der vereinbarten Bologna-Grundsätze und Aktionslinien im gesamten Europäischen Hochschulraum ermöglichen, insbesondere auf nationaler und institutioneller Ebene, unter anderem durch die Entwicklung zusätzlicher Arbeitsmethoden wie Peer Learning, Studienaufenthalten und anderen Aktivitäten, die dem Informationsaustausch dienen.“ (erklaerung_budapest_wien.pdf, Seite 2) 18
Internationale Mobilität „Obwohl im Hinblick auf die Umsetzung der Bologna-Reformen viel erreicht wurde, zeigen die Berichte auch, dass die Aktionslinien des EHR, wie die Reform von Abschlüssen und Lehrplänen, Qualitätssicherung, Anerkennung, Mobilität und die soziale Dimension unterschiedlich gut umgesetzt wurden.“ (erklaerung_budapest_wien.pdf, Seite 1) Weitere Themen Kritische Stimmen beim Hochschulpersonal und den Studierenden, verstärkte Einbeziehung dieser bei der Umsetzung von EHR, akademische Freiheit der Hochschulen, studierendenzentriertes Lernen, soziale Dimension, Verbesserung und Stärkung von EHR Literatur Erklärung von Budapest und Wien zum Europäischen Hochschulraum. 12. März 2010 (erklaerung_budapest_wien.pdf) www.bmbf.de/de/3336.php 19
9. Bukarester Kommuniqué (2012) Anlass und Zielsetzung Die bisher vorletzte Ministerkonferenz zur Bologna-Reform legte einen deutlichen Schwerpunkt auf die Mobilität vor allen Dingen der Studierenden. Dieser Punkt nahm nicht nur einen größeren Teil in dem Kommuniqué ein, es wurde darüber hinaus eine gesonderte Mobilitätstrategie bis zum nächsten Ministertreffen 2015 verabschiedet. Dieses setzte an dem Mobilitätsziel im Leuvener Kommuniqué von 2009 an: Bis 2020 sollen mindestens 20 Prozent der Absolventen einen Studienaufenthalt oder ein Praktikum im Ausland nachweisen können. Die vielfältigen Hindernisse organisatorischer und finanzieller Art wurden explizit angesprochen und auf Beseitigung hingewirkt. Mobile Studierende, Wissenschaftler und Mitarbeiter bleiben der zentrale Motor für eine gemeinsame kulturelle Identität Europas und der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Die weiteren Themen blieben die gleichen wie zuvor, wobei Datensammlung vermehrt zur Überwachung der Reformen eingesetzt werden sollte. Mitteilung des BMBF zum Bukarester Kommuniqué „Am 26. und 27. April 2012 fand in Bukarest die siebte Bologna-Folgekonferenz statt. Die Ministerinnen und Minister bekannten sich im Bukarest-Kommuniqué zur Investition in Bildung. Trotz finanzieller Schwierigkeiten in vielen europäischen Staaten sei gerade die Investition in Bildung die Antwort auf die Finanzkrise sowie auf gesellschaftliche Herausforderungen. Ein Schwerpunkt der Arbeit in den nächsten Jahren wird die Stärkung der internationalen Mobilität der Studierenden sein. Die Ministerinnen und Minister verabschiedeten deshalb die Mobilitätsstrategie 2020. Sie knüpften damit an die Mobilitätsbeschlüsse aus Leuven/Louvain-la-Neuve an und unterlegen sie mit konkreten Maßnahmen. Sie sprachen sich nachdrücklich für eine weitere Umsetzung der Bologna- Reformen aus und betonten zudem die Bedeutung der sogenannten „employability“. Gleichzeitig qualifizierten sie Hochschulbildung als einen offenen Prozess, der die Studierenden neben dem Erwerb von fachlichen Kenntnissen und Fähigkeiten zu selbstbewussten und kritischen Menschen heranbilden solle.“ (www.bmbf.de/de/3336.php, Stand 19.2.2015) Dokumentation von Aussagen der Erklärung Europäisches Bewusstsein, europäische Identität, europäische Dimension „[Mobilität] leistet einen Beitrag ….. zur Stärkung der kulturellen Identität Europas.“ (Mobilitaetsstrategie_Bukarest_2012.pdf, Seite 1) 20
Internationalität der Studierenden und Wissenschaftler „Lernmobilität ist von entscheidender Bedeutung, um die Qualität der Hochschulbildung sicherzustellen, die Beschäftigungsfähigkeit der Studierenden zu verbessern und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit innerhalb des EHR und darüber hinaus auszubauen.” (Bukarest-Kommunique_2012.pdf, Seite 4) Internationale Mobilität „Eine ausreichende finanzielle Unterstützung der Studierenden ist entscheidend für die Sicherung gleicher Zugangs- und Internationale Mobilitätschancen. Wir weisen erneut darauf hin, dass wir die volle Mitnahmefähigkeit nationaler Zuschüsse und Darlehen innerhalb des EHR unterstützen, und fordern die Europäische Union auf, dies im Rahmen ihrer Maßnahmen zu unterstützen. Im Zentrum des EHR steht die faire akademische und berufliche Anerkennung einschließlich der Anerkennung nicht-formaler und informeller Bildung. Dies dient unmittelbar der akademischen Internationalen Mobilität der Studierenden, verbessert die Chancen der Absolventinnen und Absolventen auf berufliche Internationale Mobilität und ist ein genauer Maßstab für erreichte Konvergenz und erzieltes Vertrauen. Wir sind entschlossen, noch bestehende Hindernisse für eine effektive und angemessene Anerkennung abzubauen und sind bereit, als langfristiges Ziel des EHR auf Grundlage der Instrumente im Rahmen des Bologna- Prozesses gemeinsam auf die automatische Anerkennung vergleichbarer Hochschulabschlüsse hinzuwirken. Daher verpflichten wir uns zu einer Prüfung unserer nationalen Gesetze, um dem Lissabonner Anerkennungsübereinkommen Rechnung zu tragen. Wir begrüßen das Handbuch für den Europäischen Anerkennungsraum (EAR) und empfehlen, dieses als Zusammenstellung von Leitlinien für die Anerkennung ausländischer Qualifikationen und als Kompendium guter Praxis zu nutzen, und fordern Hochschulen und Qualitätssicherungsagenturen auf, eigene Anerkennungsverfahren bei interner und externer Qualitätssicherung zu prüfen. Unser Ziel sind offene Hochschulsysteme und eine stärker ausgewogene Internationale Mobilität im EHR. Werden Internationale Mobilitätsungleichgewichte zwischen EHR-Ländern von mindestens einer Partei als unhaltbar angesehen, fordern wir die betreffenden Länder auf, entsprechend der EHR- Internationale Mobilitätsstrategie gemeinsam nach einer Lösung zu suchen. Wir bestärken die Hochschulen in der Weiterentwicklung gemeinsamer Studiengänge und Abschlüsse im Rahmen eines breiteren EHR-Ansatzes. Wir prüfen nationale Regeln und Praktiken bezüglich gemeinsamer Studiengänge und Abschlüsse als möglichen Weg zum Abbau von Hindernissen für Kooperation und Internationale Mobilität im nationalen Kontext. Zusammenarbeit mit anderen Weltregionen und internationale Offenheit sind Schlüsselfaktoren für die Entwicklung des EHR. Wir verpflichten uns, weiterhin 21
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