EXPEDITION SONNENSYSTEM - focusTerra-L - ETH Zürich
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
focusTerra EXPEDITION SONNENSYSTEM Schulunterlagen für SEK I & II im Fach Physik Erdwissenschaftliches Forschungs- und Informationszentrum der ETH Zürich -L����������
INHALT Einführung3 PHYSIK GEBURT DER STERNE 7 Wie entsteht ein Stern?7 LEBEN DER STERNE 12 Die Sonne brodelt12 Kernenergie15 Farben der Sterne18 Leuchtkraft der Sterne21 Leben und Leuchten der Sterne24 STERBEN DER STERNE 27 Wie stirbt ein Stern?27 GRAVITATION29 Newton vs. Einstein29 Gravitationswellen messen36 RAUMSONDEN45 Strom für Raumsonden45 Flyby48 Swingby50 Plant eure eigene Mission!55 GLOSSAR58 WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN 77 IMPRESSUM79 Expedition Sonnensystem | focusTerra – ETH Zürich, 2018 2
Einführung Einführung Sonderausstellung «Expedition Sonnensystem – Mit der ETH auf Forschungsreise durchs All» Auf zu neuen Welten! Die ETH Zürich ist bei drei Weltraummissionen der ESA und NASA an vorderster Front mit dabei. Sie vermessen das Erdmagnetfeld (Swarm), wollen Gravitationswellen erfassen (LISA) sowie Beben und Meteoriteneinschläge auf dem Mars aufspüren (InSight). focusTerra ist Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der ETH und Universität Zürich gefolgt und erzählt in unterhaltsamen Comics, wie und warum sie im All unterwegs sind, was sie fasziniert, wie sie in die Frühzeit unseres Sonnensystems hineinsehen und Signalen vom Anbeginn der Zeit lauschen. In der Ausstellung werden die Forschenden zu den «Helden» ihrer Geschichte. Sie stellen sich persön lich vor und zeigen, wie Forschung wirklich funktioniert. Gemeinsam werfen wir mit ihnen einen Blick hinter die Kulissen und begleiten sie in ihre Labors, auf fremde Planeten und in die Tiefen des Weltalls. Die Darstellung in Form von Comics als einer Mischung aus Wissenschaft und Kunst ist eine attraktive Vermittlungsform, die zum Ziel hat, komplexe Forschung lebendiger zu präsentieren und somit die Zugänglichkeit für ein Thema zu fördern und das Publikum stärker (ein)zubinden. Die Forschungs geschichten können in der Ausstellung als Comicbuch in Deutsch und Englisch erworben werden. Spannende Experimente, Animationen, eine Augmented Reality Schnitzeljagd, Führungen, Workshops und Vorträge bieten eine inspirierende Grundlage und Anreize für Schule und Freizeit, Studium und Beruf. Darum geht es in den Schulunterlagen Die Ausstellung informiert über die aktuellste Forschung im Weltall und gibt Einblicke in die wissen schaftliche Arbeitsweise. Die präsentierten Forschungsgebiete sind sehr vielfältig, interdisziplinär und basieren oft gleichzeitig auf mehreren Konzepten aus Physik, Mathematik, Chemie, Geografie sowie Biologie. In den Schulunterlagen wird auf die Konzepte aus Physik und Geografie vertieft eingegangen. Grund legende Kenntnisse aus anderen naturwissenschaftlichen Fächern werden bei einigen der Aufgaben vorausgesetzt bzw. miteinbezogen. Ausserdem sollen mit den Unterlagen die wissenschaftliche Arbeits weise illustriert und praktiziert sowie die Schülerinnen und Schüler zur eigenen Erforschung ihrer natür lichen Umgebung animiert werden. Expedition Sonnensystem | focusTerra – ETH Zürich, 2018 3
Einführung Hinweis zur Durchführung Die Schulunterlagen sind in Physik und Geografie gegliedert und bestehen aus einzelnen Arbeitsblättern zu verschiedenen Themengebieten. Die Arbeitsblätter können während des Ausstellungsbesuchs oder zur Vor- und/oder Nachbereitung verwendet werden. Die Aufgaben, welche nur in der Ausstellung zu lösen sind, sind mit einem blauen Balken am rechten Rand gekennzeichnet. Die Aufgabenblätter sind unabhängig voneinander lösbar und können beliebig miteinander kombiniert werden. Es empfiehlt sich, Aufgaben mit längeren Rechnungsaufgaben im Klassenzimmer zu lösen, da im Museum kein separater Raum mit adäquaten Sitz- und Schreibgelegenheiten verfügbar ist. Lösungen zu den Arbeitsblättern können per E-Mail angefragt werden: info_focusterra@erdw.ethz.ch Stufe Die Schulunterlagen sind geeignet für Sekundarstufe I und II. Lernziele PHYSIK: Die Schülerinnen und Schüler können... ... erklären, wie Sterne entstehen, weshalb sie leuchten und wie sie enden. ... angeben, woraus die Sonne besteht und erklären, wie das Kraftwerk Sonne funktioniert. ... einige Eigenschaften von Sternen wie Temperatur und Leuchtkraft aus experimentellen Daten ermitteln und Sterne klassifizieren. ... veranschaulichen, wie die Krümmung der Raumzeit die Anziehung zwischen zwei Massen verursacht. ... eine Vorstellung von Gravitationswellen entwickeln und die Funktionsweise eines Interferometers zu ihrer Detektion beschreiben. ... technische Fragestellungen punkto Ausstattung von Raumsonden wie beispielsweise ihre Energieversorgung beantworten. ... erklären, wie und zu welchem Zweck ein Swingby-Manöver durchgeführt wird. Expedition Sonnensystem | focusTerra – ETH Zürich, 2018 4
Einführung Vorwissen Das benötigte Vorwissen variiert von Aufgabe zu Aufgabe. Die meisten Themengebiete beinhalten mehrere Arbeitsblätter mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Material und Vorbereitung • ausgedruckte Arbeitsblätter (im Museum besteht keine Druckmöglichkeit) • Schreibzeug (nebst Kugelschreiber sind Bleistift und verschiedene Farben von Vorteil) • separates Notizpapier • Schreibunterlage (im Museum können bei der Aufsichtsperson in der Sonderausstellung Klemmbretter ausgeliehen werden) • Taschenrechner • Zirkel (Aufgabenblatt «Beben im All») Zeitbedarf Für einen (selbstständigen) Besuch im Museum sollten 1.5 bis 2 Stunden eingeplant werden. Falls der Museumsbesuch (nebst einem selbstständigen Rundgang) eine Führung oder einen Workshop beinhalten soll, finden Sie Angaben zu Zeitbedarf und Kosten auf der Webseite www.focusterra.ethz.ch. Unter «Ihr Besuch» sind die verschiedenen Angebote aufgelistet. Expedition Sonnensystem | focusTerra – ETH Zürich, 2018 5
PHYSIK | Geburt der Sterne | Wie entsteht ein Stern? GEBURT DER STERNE Wie entsteht ein Stern? Stoffe treten in verschiedenen Aggregatszuständen auf: fest, flüssig und gasförmig. Typisch für Gase ist, dass sie sich ausbreiten und den ihnen zur Verfügung stehenden Raum einnehmen. Bei Sternen verhält sich das anders, denn Sterne entstehen aus Gaswolken, die sich zusammenziehen. Während sich also Gasteilchen in Behältern oder Räumen stets ausbreiten, ziehen sich im Weltall grosse Gaswolken zusammen und bilden Sterne. Wie kommt das? Folgend findest du verschiedene Erklärungsansät ze. Welche Erklärung oder Erklärungen stimmen am besten mit deinen Vermutungen überein? A) Ähnlich einer Regenwolke ist das Gas im Weltall so stark abgekühlt, dass sich Tropfen bilden und sich das Gas deshalb zusammenzieht. B) Das Zusammenziehen der Gasteilchen ist eine Frage der Wahrscheinlichkeit. Je mehr Teilchen sich in einer Wolke befinden, desto wahrscheinlicher ist es, dass sich gewisse zu einem Himmelskörper, wie beispielsweise einem Stern, zusammenziehen. C) Auf ein Gasteilchen wirkt die Anziehungskraft aller anderen Teilchen. In einer grossen Wolke sorgen viele Teilchen dafür, dass diese Anziehungskraft so gross wird, dass sich die Gasteilchen zueinander bewegen. Abbildung 1. Gas in einem Behälter (oben) und D) Weil das Gas kalt ist, haben die Gasteilchen Gaswolke im interstellaren Raum (unten). eine kleine kinetische Energie. Die Fluchtge schwindigkeit ist zu klein, um der Anziehungs kraft der Gaswolke zu entweichen. Expedition Sonnensystem | focusTerra – ETH Zürich, 2018 7
PHYSIK | Geburt der Sterne | Wie entsteht ein Stern? Auf der Erde beträgt die Fluchtgeschwindigkeit 11,2 km/s. Eine Rakete muss diese Geschwindigkeit erreichen, damit sie von der Erde ins Weltall weg fliegen kann. In Abbildung 3 sind für die Erde, den Mars und den Mond die Fluchtgeschwindigkeiten angegeben. Je grösser die Masse eines Himmels körpers, desto grösser ist seine Anziehungskraft und desto grösser ist die Fluchtgeschwindigkeit. Wir betrachten nun ein Gasteilchen mit der Masse m im Weltall, das sich am Rande einer kugelförmi gen Gaswolke mit Radius R und Masse M befindet. Um vom Rand der Wolke weit wegzukommen, muss es an potentieller Energie dazugewinnen: ESO ΔE = Erand E∞ = GmM/R Abbildung 2. Der Adlernebel als Beispiel für ein Sternentstehungsgebiet. Erand: potentielle Energie am Rand der Wolke Sterne entstehen, wenn sich grosse Gaswolken E∞: potentielle Energie in unendlich weiter zusammenziehen. Ein Gas zieht sich zusammen, Entfernung von der Wolke wenn die kinetische Energie der Gasteilchen nicht mehr ausreicht, um der Anziehung der Gaswolke ΔE: erforderlicher Zugewinn an potentieller zu entkommen. Das wollen wir im Folgenden ge Energie nauer betrachten. M: Masse der Gaswolke Ein Ball, der in die Höhe geworfen wird, fliegt auch wieder herunter. Beim Wurf in die Höhe wandelt m: Masse des Teilchens sich kinetische Energie in potentielle Energie um. Je grösser die Wurfgeschwindigkeit ist, desto R: Radius der Gaswolke höher fliegt der Ball. Könnte der Ball von der Erde 3 wegfliegen und nicht mehr runterfallen? Ja! Vor G: Gravitationskonstante: 6.67≥1011 m /kgs2 ausgesetzt, dass seine Geschwindigkeit zu Beginn genügend gross ist. Diese Mindestgeschwindigkeit Bewegt sich ein Teilchen mit Fluchtgeschwindig heisst Fluchtgeschwindigkeit. keit v , ist seine kinetische Energie f 2 Ekin = mvf /2 11.2 km/s 5.0 km/s gerade so gross, wie die erforderliche potentielle 2.3 km/s Energie, um der Gaswolke zu entkommen. Ist hin gegen seine kinetische Energie kleiner, so wird es zur Gaswolke zurückgezogen. Das gilt für alle Gas teilchen am Rand der Gaswolke und die Gaswolke beginnt, sich aufgrund der eigenen Gravitation zusammenzuziehen. NASA (modif.) Eine Gaswolke zieht sich also unter folgender Abbildung 3. Fluchtgeschwindigkeit für Mond, Mars und Erde. Bedingung zusammen: 2 Ekin = mvf /2 < GmM/R (1) Expedition Sonnensystem | focusTerra – ETH Zürich, 2018 8
PHYSIK | Geburt der Sterne | Wie entsteht ein Stern? Diese Bedingung können wir auch auf andere AUFGABE 2 Weise formulieren. Die mittlere kinetische Energie eines Teilchens in einem Gas können wir mit der Wie sieht es für eine Gaswolke aus Wasserstoff Temperatur T des Gases beschreiben. Sie beträgt mit den folgenden Parametern aus? Ekin = 3/2≥kT mWasserstoff = 1.7≥10-27 kg Damit können wir die vorherige Gleichung ρ = 10-20 kg/m3 umschreiben: T = 100 K 3/ ≥kT < GmM/ (2) 2 R 2 Welchen Radius und welche Masse muss die Gas k: Boltzmann-Konstante: 1.38≥10-23 m kg/s2K wolke haben, damit sie sich zusammenzieht? Ist diese Bedingung gegeben, zieht sich die Gas ___________________________________________________________________________________ wolke zusammen. Das Gas heizt sich dabei auf und wird so heiss, das Kernfusionen einsetzen. Ein ___________________________________________________________________________________ leuchtender Stern ist geboren. ___________________________________________________________________________________ AUFGABE 1 ___________________________________________________________________________________ Nimm an, dass die Gaswolke die Dichte ρ hat und kugelförmig ist: AUFGABE 3 V = 4π/3≥R3 Überlege mit Hilfe der in Aufgabe 1 berechneten Formel, welche der folgenden Aussagen wahr und Wie gross muss der Radius R der Gaswolke min welche falsch sind. destens sein, damit sie sich zusammenzieht? Leite die Bedingung aus Gleichung (2) her. Der Mindestradius, bei welchem sich eine Gaswol ke zusammenzieht, wird kleiner, wenn... ___________________________________________________________________________________ ... die Temperatur der Gaswolke abnimmt ___________________________________________________________________________________ wahr falsch ___________________________________________________________________________________ ... die kinetische Energie der Gasteilchen zunimmt ___________________________________________________________________________________ wahr falsch ___________________________________________________________________________________ ... die Anziehungskraft der Gaswolke zunimmt ___________________________________________________________________________________ wahr falsch ___________________________________________________________________________________ ... die Dichte der Gaswolke abnimmt ___________________________________________________________________________________ wahr falsch Expedition Sonnensystem | focusTerra – ETH Zürich, 2018 9
PHYSIK | Geburt der Sterne | Wie entsteht ein Stern? AUFGABE 4 AUFGABE 6 Was passiert mit der Dichte der Gaswolke, wenn Lies die Erklärungsansätze noch einmal durch. sie sich zusammenzieht? Welchen Einfluss hat die Wie würdest du einer Mitschülerin oder einem sich ändernde Dichte auf den Mindestradius? Mitschüler in ein bis zwei Sätzen erklären, weshalb sich Gasteilchen in einem Behälter stets ausbrei ___________________________________________________________________________________ ten, während sich grosse Gaswolken im Weltall zusammenziehen können? ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ Szenario 1: Ein Nebel zieht sich als Ganzes ___________________________________________________________________________________ zusammen. Ein einzelner Stern entsteht. ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ Szenario 2: Ein Nebel zieht sich in Teilen, das heisst einzelnen Gaswolken zusammen. ___________________________________________________________________________________ Mehrere Sterne entstehen. Abbildung 4. Zwei Szenarien für die Entstehung von Sternen. AUFGABE 5 In Abbildung 4 sind zwei Szenarien dargestellt, wie sich eine Gaswolke zusammenziehen könnte. Welches Szenario ist wahrscheinlicher? Betrachte dazu auch die Abbildung 1. ___________________________________________________________________________________ Expedition Sonnensystem | focusTerra – ETH Zürich, 2018 10
PHYSIK | Geburt der Sterne | Wie entsteht ein Stern? AUFGABE 7 Eine Gaswolke wird sich aufgrund ihrer eigenen Gravitation nicht beliebig klein zusammenziehen. Lies dazu den Eintrag zu «Stern» im Glossar und betrachte Abbildung 5. Welcher Pfeil in Abbilung 5 beschreibt das Zusam menziehen der Wolke? ___________________________________________________________________________________ Begründe mithilfe der Gleichungen (1) und (2), wie sich die Temperaturerhöhung auf die kineti sche Energie bzw. die Fluchtgeschwindigkeit der Teilchen in der Wolke auswirkt. Welcher Pfeil in Abbildung 5 beschreibt diese Wirkung? ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ Wie wirken sich die Kernfusionen auf das Zusam menziehen der Wolke aus? Welcher Pfeil in Abbil dung 5 beschreibt diese Wirkung? ___________________________________________________________________________________ Warum ist der Stern in Abbildung 5 stabil? Bleibt das für immer so? ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ Gravitationsdruck Gasdruck + Strahlungsdruck Abbildung 5. Verschiedene Drücke in einem Stern. Expedition Sonnensystem | focusTerra – ETH Zürich, 2018 11
PHYSIK | Leben der Sterne | Die Sonne brodelt LEBEN DER STERNE Die Sonne brodelt Die hohen Temperaturen im Inneren der Sterne, wie beispielsweise unserer Sonne (Abb. 1), werden durch Kernfusionen verursacht. Was passiert bei einer Kernfusion? Weshalb wird bei diesem Prozess überhaupt Energie freigesetzt? Atomkerne sind aus Protonen und Neutronen aufgebaut. Würde man diese Nukleonen mit LEGO-Bausteinen vergleichen, dann würde man erwarten, dass ein Turm aus vier LEGO-Baustei nen gleich schwer sein müsste wie vier einzelne LEGO-Bausteine (Abb. 2). Bei einem Atomkern würde man also erwarten, seine Masse sei ein ganzzahliges Vielfaches der Nukleonmasse (Anzahl der Protonen und Neutro nen im Atomkern). Dem ist aber nicht so (Abb. 3). NASA Abbildung 1. Unsere Sonne in Ultraviolett. AUFGABE 1 Massendefekt Ein Heliumatomkern (4He) hat eine Masse von Die Masse eines einzelnen Protons mp beträgt in m4 = 4.0026 u der atomaren Masseinheit (u) He Um welchen Betrag weicht die Masse von der mp = 1.007 u Summe der einzelnen Teilchen ab? und die Masse eines Neutrons ___________________________________________________________________________________ mn = 1.008 u ___________________________________________________________________________________ In der Einheit kg sind das ca. 1.67≤10-27 kg. ___________________________________________________________________________________ Expedition Sonnensystem | focusTerra – ETH Zürich, 2018 12
PHYSIK | Leben der Sterne | Die Sonne brodelt Diese Energie wurde in Masse umgewandelt. Dar um sind die einzelnen Bestandteile des Atomkerns schwerer als der Atomkern selber. Masse m und Energie E sind äquivalent. Einsteins berühmte Formel E = mc2 gibt den Umrechnungsfaktor zwischen Masse und Abbildung 2. Ein Turm aus vier LEGO-Steinen ist gleich schwer wie vier Energie an. Mit c wird die Lichtgeschwindigkeit einzelne LEGO-Steine. bezeichnet: c = 300’000 km/s Fazit: Der Massendefekt entspricht genau der Bindungsenergie. Wenn wir uns die Situation wieder mit LEGO- Steinen veranschaulichen, sieht das so aus: Ein Atomkern entspricht eher einem grossen LEGO- Baustein als einem LEGO-Turm (Abb. 4). Abbildung 3. Ein Turm aus vier LEGO-Steinen (Nukleonen) ist nicht gleich schwer wie vier einzelne Nukleonen. Es stellt sich heraus, dass die Masse des Atom kerns geringer ist als die Masse der einzelnen Bestandteile. In unserer Analogie wäre das so, als würde ein Turm aus vier LEGO-Bausteinen leich ter sein als die vier einzelnen Bausteine zusammen (Abb. 3). Dieses Phänomen bezeichnet man als Abbildung 4. Ein grosser LEGO-Stein und vier kleinere, einzelne LEGO- Steine im Vergleich. «Massendefekt». Wodurch wird der Massendefekt verursacht? Der grosse Baustein lässt sich im Vergleich zum Turm nicht so einfach in Einzelblöcke zerlegen, Kernkraft als Schlüssel zum Massendefekt weil die Einzelteile stark aneinander gebunden sind. Auch der Massendefekt wird mit dieser Ana Die Nukleonen im Atomkern sind über eine be logie verständlich: Die vier einzelnen LEGO-Steine sonders grosse Kraft, die Kernkraft, aneinander sind schwerer als der grosse LEGO-Stein (Abb. 5). gebunden. Der Atomkern besitzt deshalb eine hohe Bindungsenergie. Will man einen Atomkern in einzelne Protonen und Neutronen zerlegen, so muss man so viel Energie zuführen, bis diese Bin dungsenergie überwunden wird. In einem Gedankenexperiment führen wir nun einem Heliumkern diese Energie zu und spalten ihn in seine vier Nukleonen auf. Da Energie weder erzeugt noch vernichtet werden kann, muss auch die zugeführte Energie bei der Kernspaltung in eine andere Form umgewandelt worden sein. Abbildung 5. Ein grosser LEGO-Stein und vier kleinere, einzelne LEGO- Steine im Vergleich. Expedition Sonnensystem | focusTerra – ETH Zürich, 2018 13
PHYSIK | Leben der Sterne | Die Sonne brodelt AUFGABE 2 Berechne die Bindungsenergie für 4He in der Einheit Joule J und Megaelektronenvolt MeV. 1 MeV = 1.602≥10-13 J ___________________________________________________________________________________ In der Sonne werden keine Atomkerne gespalten, sondern Wasserstoffatome zu Heliumatomen fusioniert bzw. zusammengefügt. Was passiert nun mit der fehlenden Masse? Sie wird in Form von Strahlungsenergie frei gesetzt und erhitzt das Innere der Sonne. Wärme gelangt auch zur Ober fläche und macht sie so heiss, dass unsere Sonne leuchtet. Expedition Sonnensystem | focusTerra – ETH Zürich, 2018 14
PHYSIK | Leben der Sterne | Kernenergie LEBEN DER STERNE Kernenergie Die Sonne versorgt uns auf der Erde dank der Kernfusion mit Energie. Wie viel Energie wird bei einer einzelnen Kernfusion frei? Können auch wir Kernenergie für die Energieversorgung nutzbar machen? Diesen Fragen wollen wir auf die sem Arbeitsblatt nachgehen. Bindungsenergie Wie für Helium, so können wir auch für andere Elemente den Massendefekt bzw. die Bindungs energie des Atomkerns bestimmen. Dazu müssen wir nur die Masse der anderen Elemente kennen. 10 9 235U Bindungsenergie pro Nukleon (MeV) 8 7 8 12C 6 11C 7 4He 15O 5 6 6Li 10B 5 12N 6He 7Be 4 4 3H 8He 3 3 3He 2 2H 2 1 1H 1 0 0 2 4 6 8 10 12 14 16 0 0 50 100 150 200 250 Nukleonenanzahl A NASA Abbildung 1. Bindungsenergie pro Nukleon für alle chemischen Elemente (inkl. aller Isotope) des Persiodensystems bis und mit Rutherfordium. Expedition Sonnensystem | focusTerra – ETH Zürich, 2018 15
PHYSIK | Leben der Sterne | Kernenergie AUFGABE 1 Energiegewinnung mit Kernfusion Stelle eine Formel auf, wie für ein beliebiges Ele Auf dem vorigen Arbeitsblatt zu Kernfusionen ment des Periodensystems die Bindungsenergie hatten wir betrachtet, wie wir mit einem hohen berechnet werden kann. Energieaufwand einen Heliumkern in seine Be standteile zerlegen können. Was müsste man mit ___________________________________________________________________________________ Atomkernen machen, damit umgekehrt Energie frei wird? ___________________________________________________________________________________ Wir könnten theoretisch aus einzelnen Protonen Wie erhalten wir aus dem Massedefekt (sie Aufga und Neutronen einen Heliumkern zusammenbau benblatt «Die Sonne brodelt») die Bindungsener en. Einfacher ist es, zwei Atomkerne mit einer gie? Schreibe die Rechnung inkl. deiner hergeleite kleinen Massenzahl zu einem grösseren Atomkern ten Formel auf: zusammenzubringen. Diesen Prozess nennt man Kernfusion. ___________________________________________________________________________________ In Abbildung 1 sind für verschiedene Elemente die AUFGABE 3 Bindungsenergien pro Teilchen in Abhängigkeit von der Massenzahl dargestellt. Atomkerne mit Wie viel Energie wird frei, wenn zwei Deu Massenzahlen zwischen 50 und 60 haben die teriumatomkerne zu einem Heliumatomkern grössten Bindungsenergien. verschmelzen? Aus dem Diagramm können wir die Bindungsener ___________________________________________________________________________________ gie für einen Atomkern berechnen. Deuterium (2H) beispielsweise besteht aus zwei Nukleonen und Wie viel Energie in MJ wird frei, wenn infolge der hat pro Teilchen eine Bindungsenergie von ca. 1 obigen Kernfusion 1 kg Helium entsteht? MeV. Insgesamt beträgt also die Bindungsenergie 1 MeV = 1.602≥10-19 MJ EB = 2 ≥ 1 MeV = 2 MeV mHe = 6.64≥10-27 kg AUFGABE 2 ___________________________________________________________________________________ Schätze mithilfe von Abbildung 1 die Bindungs ___________________________________________________________________________________ energie für einen Kohlenstoff-Atomkern (12C) ab. ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ Expedition Sonnensystem | focusTerra – ETH Zürich, 2018 16
PHYSIK | Leben der Sterne | Kernenergie AUFGABE 4 Die Lebensdauer der Sonne wird heutzutage auf 10 Milliarden Jahre geschätzt. Lange Zeit hatte man die Lebensdauer der Sonne unterschätzt. Beispielsweise schätzte James Joule die Lebens dauer der Sonne auf maximal 5000 Jahre, „auch wenn diese aus reiner Kohle bestünde“. Kohle hat einen Heizwert von ca. 30 MJ/kg. Um welchen Faktor ist die frei werdende Energie von 1 kg Helium grösser? Wieviel mal länger kann eine Sonne aus Wasserstoff leben als Joule’s Kohlen sonne, wenn beide mit gleicher Leistung leuchten? ___________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ AUFGABE 5 Du siehst in Abbildung 1, dass schwere Elemente eine kleinere Bindungsenergie pro Nukleon haben als Elemente mit Massenzahlen zwischen 50 und 60. Wie könnte man diese Tatsache für die Ener giegewinnung nutzen? __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ Expedition Sonnensystem | focusTerra – ETH Zürich, 2018 17
PHYSIK | Leben der Sterne | Farben der Sterne Leben der Sterne Farben der Sterne Ein bekanntes Sternbild am Winterhimmel ist der Orion (Abb. 1). Die Sterne unterscheiden sich nicht nur in der Helligkeit, sondern auch in der Farbe: Betei geuze (oben links im Sternbild) scheint rötlich, während Rigel (unten rechts im Sternbild) bläulich erscheint. AUFGABE 1 Warum leuchten Sterne in unterschiedlichen Far ben? Was vermutest du? Kreuze diejenige Antwort an, die mit deiner Ver mutung am besten übereinstimmt: Die Farbeffekte sind durch unsere Erdatmosphäre verursacht. Die Oberflächentemperatur eines Sternes bestimmt die Farbe. Die Dichte eines Sternes bestimmt die Farbe. Die Farbe hängt von der relativen Geschwindigkeit des Sternes zur Erde (Dopplereffekt) ab. Lässt man Sonnenlicht durch ein Prisma oder ein Beugungsgitter fallen, erkennt man, dass es aus verschiedenen Farben besteht, den sogenannten Spektralfarben. Probiere es selbst aus! Prismen und Beugungsgitter können Licht nach verschiedenen Wellenlängen auffächern. Dabei sind nicht alle Wellenlängen gleich stark verteten. Wikipedia, Mouser Beim Sonnenlicht hat der grüne Anteil bei 500 nm Abbildung 1. Sternbild Orion die grösste Intensität. Expedition Sonnensystem | focusTerra – ETH Zürich, 2018 18
PHYSIK | Leben der Sterne | Farben der Sterne Eine solche Analyse der spektralen Intensitätsver Warum haben Sterne verschiedene Farben? teilung kann man mit verschiedenen Lichtquellen durchführen, wie beispielsweise mit Sternenlicht. Wie die Sterne so können auch heisse Körper in Damit können wir untersuchen, wovon die Farbe unterschiedlichen Farben leuchten. Glühendes eines Sternes abhängt. Eisen leuchtet rot und orange. Eine Kerzenflamme leuchtet gelb. Untersucht man mit einem Spekt rometer das Licht, das heisse Körper abstrahlen, findet man eine Intensitätverteilung wie in Abbil dung 4 für die Temperaturen 3’000 K, 4’000 K und 5’000 K dargestellt. Wikipedia, Kelvinsong HiRes Images of Chemical Elements Abbildung 2. Farbzerlegung am Prisma. Abbildung 3. Glühendes Eisen. Ultra- Sichtbares violett Licht Infrarot 14 5‘000 K 12 10 Intensität 8 6 4‘000 K 4 2 3‘000 K 0 0 0.5 0.5 1.5 2 2.5 3 Wellenlänge (μm) Abbildung 4. Strahlungsintensitäten für Körper mit einer Temperatur von 3000 K (rot), 4000 K (grün) und 5000 K (blau). Expedition Sonnensystem | focusTerra – ETH Zürich, 2018 19
PHYSIK | Leben der Sterne | Farben der Sterne Von diesen Körpern geht elektromagnetische Je grösser die Wellenlänge des Intensitätsmaxi Strahlung aus. Ein Teil dieser Strahlung befindet mums ist, desto sich im infraroten Bereich, was wir zwar nicht sehen, aber als Wärme spüren können. Ab einer ___________________________________________ ist die Temperatur. gewissen Temperatur strahlen diese Körper auch im sichtbaren Bereich. Der Körper leuchtet. Ster ne sind auf der Oberfläche so heiss, dass sie im AUFGABE 4 sichtbaren Bereich strahlen und deshalb für uns sichtbar leuchten. Betrachte nochmals das Foto mit dem Sternbild des Orions. Was kannst du über die Temperatur von Beteigeuze und Rigel sagen? AUFGABE 2 ___________________________________________________________________________________ Welche Unterschiede kannst du zwischen den drei Kurven (rot, grün, blau) feststellen? ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ Wie heiss ist unsere Sonne (an der Oberfläche)? ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ AUFGABE 5 ___________________________________________________________________________________ Erkläre einem Mitschüler oder Mitschülerin, wie sich die Oberflächentemperatur eines Sternes ___________________________________________________________________________________ bestimmen lässt. ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ AUFGABE 3 ___________________________________________________________________________________ Lies in der Grafik für die drei Kurven ab, bei wel cher Wellenlänge sich jeweils das Intensitätsmaxi ___________________________________________________________________________________ mum befindet. ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ Welchen Zusammenhang zwischen Temperatur und Farbe kannst du feststellen? Expedition Sonnensystem | focusTerra – ETH Zürich, 2018 20
PHYSIK | Leben der Sterne | Leuchtkraft der Sterne Leben der Sterne Leuchtkraft der Sterne Die Oberflächentemperatur eines Sterns kann man aus der Intensitätsvertei lung des Sternenlichts bestimmen. Das Wiensche Verschiebungsgesetz beschreibt den Zusammenhang zwischen Oberflächen temperatur T und der Wellenlänge λmax beim Intensitätsmaximum: λmax≥T = 0.29 cmK Je heisser ein Körper ist, desto grösser ist die Energie, die er pro Sekunde in Form elektromagnetischer Strahlung abgibt. Diese abgestrahlte Leistung P steigt stark mit der Oberflächentemperatur T an. Für einen idealen schwarzen Körper mit der Oberfläche A gilt das Stefan-Boltzmann-Gesetz: Abbildung 1. Bestrahlte Kugeloberflächen im Vergleich. P = AσT4 AUFGABE 1 σ: Stefan-Boltzmann-Konstante: 5.67≥10-8 W/m2K4 Die Leuchtkraft eines Sternes entspricht genau Es gibt Methoden, um die Entfernung r eines dieser Leistung. Ein Stern strahlt also umso stärker, Sterns zu bestimmen. Wie kann man aus den je heisser und je grösser er ist. Messgrössen Intensität, Entfernung und Tem peratur die Leuchtkraft und den Radius R eines Das Licht, das ein Stern in alle Richtungen ab Sternes berechnen? strahlt, verdünnt sich auf eine immer grösser werdende Kugeloberfläche (Abb. 1). Die Intensität ___________________________________________________________________________________ I nimmt daher mit der Entfernung r im Quadrat ab: ___________________________________________________________________________________ I = P/4πr2 ___________________________________________________________________________________ Von einem Stern können wir die Leuchtkraft nicht direkt messen, die Lichtintensität, wie sie bei uns ___________________________________________________________________________________ auf der Erde ankommt, hingegen schon. Expedition Sonnensystem | focusTerra – ETH Zürich, 2018 21
PHYSIK | Leben der Sterne | Leuchtkraft der Sterne AUFGABE 2 AUFGABE 3 Für zwei Sterne, Phantasia und Exotica, wurde ge Trägt man für verschiedene Sterne ihre Leucht messen, bei welcher Wellenlänge das Intensitäts kraft L und Temperatur T in ein L-T-Diagramm ein, maximum ihres Lichtes liegt. Mit der Methode aus kann man Sterne mit ähnlichen Eigenschaften in Aufgabe 1 wurde ausserdem ihr Radius berechnet. Gruppen einteilen. Als Allererste haben das Rus sel und Hertzsprung gemacht. Deshalb ist dieses Diagramm nach ihnen benannt. Tabelle 1. Parameter der Sterne Sonne, Phantasia und Exotica. Trage auch Phantasia und Exotica in das Diagramm Sonne Phantasia Exotica ein. Um was für Sterne handelt es sich? Wellenlänge 0.500 0.675 0.116 ___________________________________________________________________________________ (μm) ___________________________________________________________________________________ Radius R 670’000 16’750’000 5’789 (km) ___________________________________________________________________________________ Temperatur T 5’800 ___________________________________________________________________________________ (K) ___________________________________________________________________________________ Leuchtkraft L 3.62≥1026 (W) ___________________________________________________________________________________ Berechne aus den Daten die Temperatur und die Vergleiche Rote Riesen mit Weissen Zwergen. Leuchtkraft der beiden Sterne und trage sie in die Worin unterscheiden sie sich? Tabelle 1 ein. ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ Expedition Sonnensystem | focusTerra – ETH Zürich, 2018 22
PHYSIK | Leben der Sterne | Leuchtkraft der Sterne 10 2 10 3 10 6 60 MSonne Son Son nen nen 30 M rad rad 10 Sonne ien Deneb ien Son 105 nen β Centauri Beteigeuze rad Rigel ien Spica 10 MSonne Überriesen Antares 10 4 Lebensdauer Canopus 107 Jahre 1 So Bellatrix 6 M Sonne Polaris nne 10 3 nra diu Achernar s Haupt- Aldebaran 10 2 reihen- 3 M Sonne Arcturus Rote Leuchtkraft (Sonne = 1) Lebensdauer 108 Jahre sterne Vega Pollux Riesen 0.1 Son Sirius A 1.5 M Sonne 10 nen rad Altair Procyon ius 1 MSonne Lebensdauer 1 109 Jahre Sonne 10 -2 Son 0.1 nen Lebensdauer 0.3 MSonne rad 1010 Jahre ius Sirius B 10 -2 Weisse Lebensdauer 0.1 MSonne 1011 Jahre 10 -3 Zwerge Son 10-3 nen Procyon B Proxima rad Centauri ius 10-4 10-5 30‘000 10‘000 6‘000 3‘000 Oberflächentemperatur (Kelvin) ESO, NASA (modif.) Abbildung 2. HertzsprungRussellDiagramm. Expedition Sonnensystem | focusTerra – ETH Zürich, 2018 23
PHYSIK | Leben der Sterne | Leben und Leuchten der Sterne Leben der Sterne Leben und Leuchten der Sterne Ein Stern leuchtet, solange Kernfusionen in ihm stattfinden. Seine Lebensdauer ist deshalb dadurch bestimmt, wie lange sein „Brennstoffvorrat“ ausreicht. Lebensdauer eines Sterns Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass ein Stern umso länger lebt, desto grösser seine Masse ist, weil im Vergleich zu einem masseärmeren Stern mehr Kernfusionen stattfinden können. Es verhält sich aber genau umgekehrt! Je grösser die Masse eines Sternes ist, desto kürzer ist seine Lebensdauer. Wie kommt das? Meine Vermutung: ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ Expedition Sonnensystem | focusTerra – ETH Zürich, 2018 24
PHYSIK | Leben der Sterne | Leben und Leuchten der Sterne Je grösser die Masse eines Sternes ist, desto grö Von links nach rechts nimmt die Temperatur zu. sser ist seine Temperatur – sowohl im Innern des Sterns wie an der Oberfläche. Beide Temperatu wahr falsch ren sind proportional zur Masse des Sterns: Von links unten nach rechts oben nehmen die T~M (1) Radien der Sterne zu. Die Leuchtkraft eines Sterns, also seine Abstrah wahr falsch lungsleistung, steigt mit der Temperatur hoch vier! Von rechts unten nach links oben nimmt die Masse P ~ T4 (2) der Sterne zu. Je schwerer und damit je heisser ein Stern ist, wahr falsch desto verschwenderischer geht er mit seinem Fusionsvorrat um und lebt deshalb kürzer. Sterne mit kleinen Oberflächentemperaturen Für die Lebensdauer t von Sternen mit Massen haben eine geringe Leuchtkraft. zwischen der halben Sonnenmasse und zehn Son nenmassen findet man: wahr falsch t ~ 1/M3 (3) Von rechts unten nach links oben nimmt auf der Hauptreihe die Lebensdauer ab. wahr falsch AUFGABE 1 Die Gruppen zeigen verschiedene Entwicklungs Kannst du mit Hilfe der Beziehungen (1) und (2) die stadien eines Sternes an. Beziehung (3) selber herleiten und einer Mitschü lerin oder einem Mitschüler erklären? wahr falsch ___________________________________________________________________________________ Ein Stern auf der Hauptreihe wandert am Ende seiner Lebenszeit nach rechts und wird zum Roten ___________________________________________________________________________________ Riesen. ___________________________________________________________________________________ wahr falsch AUFGABE 2 Ein Stern wandert während seiner Lebenszeit die Hauptreihe hinunter. Welche Aussagen zum Hertzsprung-Russell- Diagramm (Abb. 1) sind korrekt? wahr falsch Von unten gerade nach oben nimmt die Leucht Weisse Zwerge wandern in ihrer Wolke von links kraft zu. oben nach rechts unten. wahr falsch wahr falsch Von unten gerade nach oben nimmt die Intensität Die Sterne auf der Hauptreihe haben plus minus zu. eine Grössenordnung ähnliche Radien. wahr falsch wahr falsch Expedition Sonnensystem | focusTerra – ETH Zürich, 2018 25
PHYSIK | Leben der Sterne | Leben und Leuchten der Sterne 10 2 10 3 10 6 60 MSonne Son Son nen nen 30 M rad rad 10 Sonne ien Deneb ien Son 105 nen β Centauri Beteigeuze rad Rigel ien Spica 10 MSonne Überriesen Antares 10 4 Lebensdauer Canopus 107 Jahre 1 So Bellatrix 6 M Sonne Polaris nne 10 3 nra diu Achernar s Haupt- Aldebaran 10 2 reihen- 3 M Sonne Arcturus Rote Leuchtkraft (Sonne = 1) Lebensdauer 108 Jahre sterne Vega Pollux Riesen 0.1 Son Sirius A 1.5 M Sonne 10 nen rad Altair Procyon ius 1 MSonne Lebensdauer 1 109 Jahre Sonne 10 -2 Son 0.1 nen Lebensdauer 0.3 MSonne rad 1010 Jahre ius Sirius B 10 -2 Weisse Lebensdauer 0.1 MSonne 1011 Jahre 10 -3 Zwerge Son 10-3 nen Procyon B Proxima rad Centauri ius 10-4 10-5 30‘000 10‘000 6‘000 3‘000 Oberflächentemperatur (Kelvin) ESO, NASA (modif.) Abbildung 2. HertzsprungRussellDiagramm. Expedition Sonnensystem | focusTerra – ETH Zürich, 2018 26
PHYSIK | Sterben der Sterne | Wie stibt ein Stern? STERBEN DER STERNE Wie stirbt ein Stern? Wenn Sterne ihren «Fusionsvorrat» aufgebraucht haben, sterben sie, indem sie schliesslich in sich zusammenfallen. AUFGABE 1 AUFGABE 2 Lies dir im Glossar unter «Supernova» den Text Fasse Geburt, Leben und Sterben von Sternen zum Sternentod durch. Erstelle danach in Ab zusammen, indem du in einem der Hertzsprung- bildung 1 ein Diagramm, das die verschiedenen Russell-Diagramme in den vorigen Arbeitsblättern Möglichkeiten aufzeigt, auf welche Weise Sterne den «Lebensweg» unserer Sonne einzeichnest. in Abhängigkeit ihrer Masse sterben und was von Berücksichtige dabei folgende Stadien: 1) «zusam ihnen übrig bleibt. menziehende Gaswolke»; 2) «stabiler Stern»; 3) «aufgeblähter Stern»; 4) «Kern schrumpft, Aussen hüllen werden abgestossen»; 5) «Überbleibsel». Kannst du auch den Lebensweg von massiveren Sternen einzeichnen? Abbildung 1. Verschiedene Möglichkeiten, wie Sterne sterben können. Expedition Sonnensystem | focusTerra – ETH Zürich, 2018 27
PHYSIK | Sterben der Sterne | Wie stibt ein Stern? Exoten des Universums Masse von 17 g und wäre etwa so schwer wie ein Teelöffel. In der Ausstellung hast du von verschiedenen Welche Masse hätte der Würfel, wenn er aus Objekten in unserem Sonnensystem erfahren. Es Folgendem bestünde? gibt Planeten, Asteroide, Kometen und viele mehr. Verschiedene Raumfahrtmissionen haben zum Ziel a) aus einem Weissen Zwerg zu untersuchen, woraus sie bestehen. ___________________________________________________________________________________ Während diese Objekte aus Materie bestehen, wie wir sie auch auf der Erde kennen, so gibt es im b) aus einem Neutronenstern Universum auch Objekte, die viel dichter sind als irgendein Material, das wir auf der Erde vorfinden. ___________________________________________________________________________________ Weisse Zwerge, Neutronensterne und Schwarze Löcher sind solche Exoten. Sie entstehen, wenn c) aus einem Schwarzen Loch ein Stern seinen Fusionsvorrat aufgebraucht hat und in sich zusammenfällt. ___________________________________________________________________________________ Ein Weisser Zwerg hat eine sehr hohe Dichte von AUFGABE 2 ρWZ = 109 kg/m3 Ein würfelzuckergrosses Stück aus Gold wäre so Die Atome in einem Weissen Zwerg sind schwer wie ein Teelöffel. Mit welchen Objekten auf einen Hundertstel ihres üblichen Radius könnten wir die Massen aus Aufgabe 1 verglei zusammengedrückt. chen? Ordne die Bilder den jeweiligen Exoten zu. Bei einem Neutronenstern ist die Masse so stark zusammengedrückt, dass aus Protonen und Elek tronen Neutronen entstehen, daher der Name. Die Dichte ist noch grösser als bei einem Weissen Zwerg und beträgt ca. Abbildung 1. Auto ρNS = 1017 kg/m3 Neutronenstern Fällt ein sehr massereicher Stern in sich zusam men, kann ein Schwarzes Loch entstehen. Einem Schwarzen Loch kann nichts entkommen, weil die Abbildung 2. Zug Fluchtgeschwindigkeit mindestens so gross wie die Lichtgeschwindigkeit sein müsste. Ein Schwarzes Loch von der Grösse eines Würfelzuckers hätte Weisser Zwerg theoretisch eine Dichte von ρSL = 1030 kg/m3 Abbildung 3. Matterhorn AUFGABE 1 Schwarzes Loch Ein Würfelzucker hat ein Volumen von 1 cm3. Stell dir vor, du hättest ein Stück Gold, das so gross wie ein Würfelzucker wäre. Da Gold eine Dichte von 17 g/cm3 (17’000 kg/m3) hat, hätte der Würfel eine Abbildung 4. Erde Expedition Sonnensystem | focusTerra – ETH Zürich, 2018 28
PHYSIK | Gravitation | Newton vs. Einstein GRAVITATION Newton vs. Einstein Sir Isaac Newton hat im 17. Jahrhundert eine umfassende mathematische Formulierung für die Gravitation gefunden. Er erkannte, dass sie sowohl für die Bewegungen der Planeten im All als auch für das Herunterfallen von Gegen ständen (wie z. B. Äpfel) auf der Erde verantwortlich ist. Zu Beginn des 20. Jahr hunderts fand Albert Einstein eine neue Theorie – die Relativitätstheorie – um die Gravitation mit einem ganz anderen Modell zu erklären. In der Geschichte «Einsteins Erbe» findest du die 1 und 2 in den Sprechblasen der beiden Wissen Aussagen von Sir Isaac Newton und Albert Ein schaftler. Vergleiche die Aussagen miteinander. stein zur Gravitation. Schreibe sie in Abbildungen Hat Einstein Newton wiederlegt? Klassische Vorstellung Allgemeine Relativitätstheorie Gravitation = Anziehungskraft Gravitation = Krümmung der Raumzeit Abbildung 1. Sir Isaac Newton. Abbildung 2. Albert Einstein. Expedition Sonnensystem | focusTerra – ETH Zürich, 2018 29
PHYSIK | Gravitation | Newton vs. Einstein Mit dem Gravitationsexperiment in der Aus AUFGABE 2 stellung können wir veranschaulichen, was es bedeutet, dass Materie die Raumzeit krümmt und Was passiert mit einer Murmel, die geradewegs weshalb die Krümmung die Bewegung der Objek auf die Masse in der Mitte zurollt? te beeinflusst. ___________________________________________________________________________________ Das Exponat sieht wie ein Trampolin aus. Das elastische Tuch stellt die Raumzeit dar. Es ist straff __________________________________________________________________________________ gespannt, sodass es fast eine flache Ebene bildet. Die Kugeln und Bälle repräsentieren die Materie in __________________________________________________________________________________ unserem Universum. Legt man ein Objekt auf das elastische Tuch, wird die Tuchebene gekrümmt. AUFGABE 3 Frage nun die Aufsichtsperson in der Ausstel lung nach Gewichten, Kugeln und Bällen, damit Das Gesetz von Newton sagt unter anderem aus, du die folgenden Aufgaben lösen kannst. Die dass sich zwei Körper umso stärker anziehen, je Aufsichtsperson kann dich bei der Durchführung kleiner der Abstand zwischen ihnen ist. Lässt sich unterstützen. diese Aussage auch mit dem Gravitationsexperi ment veranschaulichen? Erkläre. AUFGABE 1 ___________________________________________________________________________________ Lege ein Gewicht (0.5 kg) auf das elastische Tuch. ___________________________________________________________________________________ Wie wird es gekrümmt? Zeichne das Tuch im Querschnitt. AUFGABE 4 Wird die schwere Masse im Zentrum auch von der Masse der Murmel beeinflusst? ___________________________________________________________________________________ Wird die schwere Masse im Zentrum von der Masse einer grossen Stahlkugel beeinflusst? ___________________________________________________________________________________ AUFGABE 5 Was passiert mit der Krümmung, wenn du ein zweites Gewicht dazulegst? Zeichne in einer an Versuche, die Murmel so in die Delle rollen zu las deren Farbe einen zweiten Querschnitt über den sen, dass sie wieder herauskommt. Unter welchen ersten und erkläre den Unterschied. Vorraussetzungen gelingt das? __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ Expedition Sonnensystem | focusTerra – ETH Zürich, 2018 30
PHYSIK | Sterben der Sterne | Newton vs. Einstein AUFGABE 6 ___________________________________________________________________________________ Alle Gewichte werden vom elastischen Tuch ent ___________________________________________________________________________________ fernt. Zwei sehr schwere Kugeln werden auf dem Tuch aufeinander zugerollt. Halte deine Hände ___________________________________________________________________________________ auf das Tuch. Was spürst du beim Kollidieren der beiden Bälle? AUFGABE 9 ___________________________________________________________________________________ Beobachte und skizziere, was mit dem sonnen nächsten Punkt im Orbit einer kleinen Kugel ___________________________________________________________________________________ (Perihel) um die zentrale Masse mit jedem Umlauf passiert. Lasse nun zwei leichte Kugeln aufeinander zu rollen und kollidieren. Fühlst du dasselbe wie bei ___________________________________________________________________________________ der Kollision der schweren Massen? Warum nicht? ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ AUFGABE 7 ___________________________________________________________________________________ Platziere eine Masse aus zwei Gewichten (1 kg) in der Mitte des Tuchs. Nehmen wir an, diese Masse sei die Sonne. Was passiert mit einem vorbeiflie genden Objekt, z. B. einem Asteroiden oder einem Kometen? Was passiert mit der Geschwindigkeit dieser Himmelskörper, wenn sie sich der Sonne nähern? ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________ AUFGABE 8 Das Phänomen bezeichnet man als Periheldre hung. Was könnte in Realität einen Einfluss auf Wird ein Himmelskörper von der Sonne «einge die Bewegung eines Planeten ausüben, so dass fangen», bewegt er sich auf einer Umlaufbahn um sich dieser nicht auf einer «perfekten» elliptischen sie, wie z. B. Planeten, Asteroide oder Kometen. Bahn um die Sonne bewegt? Versuche, eine kleine Kugel auf eine kreisförmige Umlaufbahn um die Masse zu bringen. ___________________________________________________________________________________ Auf dem Tuch stürzen die eingefangenen Himmels ___________________________________________________________________________________ körper früher oder später immer in die Sonne. Warum ist das in Realität nicht so? ___________________________________________________________________________________ Expedition Sonnensystem | focusTerra – ETH Zürich, 2018 31
Sie können auch lesen