Einführung in die Astronomie und Astrophysik I - Jochen Liske Fachbereich Physik Hamburger Sternwarte
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Einführung in die Astronomie und Astrophysik I Teil 4 Jochen Liske Fachbereich Physik Hamburger Sternwarte jochen.liske@uni-hamburg.de
Mitteilungen Übungen Problem mit Eintragung in STiNE dauert an – weitere Mitteilung folgt Lösungszettel = wortwörtliche Abschrift unseres Lösungszettels (aus der Fachschaft?) 0 Punkte Für Studierende aus anderen Fakultäten, die nur 2 LP brauchen: Es genügt die Anwesenheit in der Vorlesung Von mir nach jeder Vorlesung bestätigen lassen Am Ende des Semesters: Schein von mir auf Antrag
Themen Einstieg: Was ist Astrophysik? Koordinatensysteme Astronomische Zeitrechnung Sonnensystem Gravitation Keplersche Gesetze Himmelsmechanik Gezeiten und Finsternisse Strahlung Helligkeiten Teleskope und Instrumente Extrasolare Planeten Charakterisierung von Sternen Sterne: Äußere Schichten Sterne: Innerer Aufbau
Das Sonnensystem 1 Stern 8 Planeten 5 – 11 bekannte Zwergplaneten, insgesamt mehrere 100? 146 Monde um Planeten (+27 Kandidaten) + Monde um Zwergplaneten, Asteroiden, etc. Asteroiden Kometen Meteroiden
Asteroiden Größe: ~1 m – ~1000 km
Asteroiden Größe: ~1 m – ~1000 km Hauptsächlich zwischen Mars und Jupiter (2 – 3.5 AU)
Asteroiden Größe: ~1 m – ~1000 km Hauptsächlich zwischen Mars und Jupiter (2 – 3.5 AU) Viele Familien von Objekten mit ähnlichen Bahnelementen
Asteroiden Größe: ~1 m – ~1000 km Hauptsächlich zwischen Mars und Jupiter (2 – 3.5 AU) Viele Familien von Objekten mit ähnlichen Bahnelementen Trojaner: ko-orbitale Objekte in Lagrangepunkten L4 und L5
Asteroiden Größe: ~1 m – ~1000 km Hauptsächlich zwischen Mars und Jupiter (2 – 3.5 AU) Viele Familien von Objekten mit ähnlichen Bahnelementen Trojaner: ko-orbitale Objekte in Lagrangepunkten L4 und L5
Asteroiden Größe: ~1 m – ~1000 km Hauptsächlich zwischen Mars und Jupiter (2 – 3.5 AU) Viele Familien von Objekten mit ähnlichen Bahnelementen Gesamtmasse 3 x 1021 kg = 0.04 MMond Überbleibsel aus der Entstehungsphase des Sonnensystems Jupiter verhinderte die Entstehung eines kleinen Planeten Keine einheitliche Zusammensetzung, viele Typen Kohlenstoffe, Silikate Viele sind nur Geröllhaufen z.T. differenziert
Asteroiden Hayabusa2: japanische „sample-return“ Mission zu 162173 Ryugu Gestartet 2014-12-03, Ankunft 2018-06-27 2 hüpfende Rovers abgesetzt am 2018-09-21 Einsammlung von durch Projektilen aufgewirbeltem Material Rückflug zur Erde 2019-12 Ankunft 2020-12
Asteroiden Hayabusa2: japanische „sample-return“ Mission zu 162173 Ryugu Gestartet 2014-12-03, Ankunft 2018-06-27 2 hüpfende Rovers abgesetzt am 2018-09-21 Einsammlung von durch Projektilen aufgewirbeltem Material Rückflug zur Erde 2019-12 Ankunft 2020-12
Nomenklatur Asteroid: > ~1 m, innerhalb der Neptunbahn Meteoroid: kleiner als Asteroid, größer als Staub (keine scharfe Abgrenzung) Meteor (= „Sternschnuppe“): alles, was in die Atmosphäre eintritt Meteorit: alles, was es bis auf die Erdoberfläche schafft
Apropos Meteorit …
Apropos Meteorit … Chicxulub Krater
Apropos Meteorit …
Das kann jederzeit passieren … Peekskill Meteorit, 1992-10-09:
Das kann jederzeit passieren … Chelyabinsk Meteor, 2013-02-15:
Das kann jederzeit passieren …
Das kann jederzeit passieren …
Das kann jederzeit passieren …
Das kann jederzeit passieren … Die größten erdnahen Asteroiden nach Jahr:
Planetare Verteidigung https://www.whitehouse.gov/wp-content/uploads/2018/06/National-Near-Earth-Object-Preparedness-Strategy-and-Action-Plan-23-pages-1MB.pdf
Planetare Verteidigung https://www.whitehouse.gov/wp-content/uploads/2018/06/National-Near-Earth-Object-Preparedness-Strategy-and-Action-Plan-23-pages-1MB.pdf
Kometen Eis-, Staub- und Gesteinsbrocken aus den äußeren Bereichen des Sonnensystems Ausgasen bei Annäherung an die Sonne: Kern (~1 – 10 km), Koma (~105-6 km), Schweif (~107 km) Oft 2 Schweife: Plasmaschweif (durch Sonnenwind) Staubschweif (durch Strahlungsdruck) Mehrere Bahnfamilien Kurzperiodische (P < 200 a, ekliptisch, aus dem Kuipergürtel?) Langperiodische (P > 200 a, isotrop, aus der Oortschen Wolke?)
Kometen Eis-, Staub- und Gesteinsbrocken aus den äußeren Bereichen des Sonnensystems Ausgasen bei Annäherung an die Sonne: Kern (~1 – 10 km), Koma (~105-6 km), Schweif (~107 km) Oft 2 Schweife: Plasmaschweif (durch Sonnenwind) Staubschweif (durch Strahlungsdruck) Mehrere Bahnfamilien Kurzperiodische (P < 200 a, ekliptisch, aus dem Kuipergürtel?) Langperiodische (P > 200 a, isotrop, aus der Oortschen Wolke?) 2014: erste Landung auf einem Kometen durch Philae Rosetta
Kometen Eis-, Staub- und Gesteinsbrocken aus den äußeren Bereichen des Sonnensystems Ausgasen bei Annäherung an die Sonne: Kern (~1 – 10 km), Koma (~105-6 km), Schweif (~107 km) Oft 2 Schweife: Plasmaschweif (durch Sonnenwind) Staubschweif (durch Strahlungsdruck) Mehrere Bahnfamilien Kurzperiodische (P < 200 a, ekliptisch, aus dem Kuipergürtel?) Langperiodische (P > 200 a, isotrop, aus der Oortschen Wolke?) 2014: erste Landung auf einem Kometen durch Philae Rosetta
Der Kuipergürtel Existenz als Überbleibsel der Entstehung des Sonnensystems und als Ursprung der Kometen 1943 vorhergesagt Gürtel von Objekten in 30 – 50 AU, Gesamtmasse ~100 x Asteroidengürtel Ca. 2000 KBOs bekannt
Der Kuipergürtel Existenz als Überbleibsel der Entstehung des Sonnensystems und als Ursprung der Kometen 1943 vorhergesagt Gürtel von Objekten in 30 – 50 AU, Gesamtmasse ~100 x Asteroidengürtel Ca. 2000 KBOs bekannt Verschiedene Typen (Bahnelemente): Klassisch: 2/3 aller KBOs, z.B. Makemake Resonant (Plutinos): 1/3, z.B. Pluto Gestreut: durch Neptun(?), z.B. Eris, einzig dynamisch aktive Region Kometenquelle?
Ein neunter Planet?
Die Heliosphäre Durch Sonnenwind (= geladener Partikelstrom von der Sonne) erzeugte „Blase“ in der umgebenen interstellaren Materie Heliopause = Grenze des Einflussbereichs des Sonnenwinds
Die Heliosphäre Durch Sonnenwind (= geladener Partikelstrom von der Sonne) erzeugte „Blase“ in der umgebenen interstellaren Materie Heliopause = Grenze des Einflussbereichs des Sonnenwinds Voyager 1
Die Oortsche Wolke Hypothetische Wolke von Objekten im Bereich (2 – 200) x 103 AU Objekte in der OW sind zu leucht- schwach noch nie beobachtet Als Quelle von langperiodischen, isotropen Kometen postuliert Äußerer Teil nur noch schwach an Sonne gebunden Vermutlich weiter innen entstanden, dann durch Gasriesen nach außen gestreut 1012 (?) Objekte > 1 km Gesamtmasse ~3 x 1025 (?) = 5 MErde
Struktur des Sonnensystems Entfernungen logarithmisch!
Exploration Zusammenfassung aller bisherigen Missionen: Credit: NASA
Credit: NASA
Credit: NASA
NASA / JPL-Caltech / MSSS NASA / JPL-Caltech
NASA / JPL-Caltech / U. of Arizona
NASA / JPL-Caltech
NASA / JPL-Caltech / MSSS
Exploration Einige der wichtigsten Missionen der letzten Jahre: Mission Ziel Typ LRO / LCROSS Mond Orbiter / Einschlagsprojektil GRAIL Mond Orbiter MESSENGER Merkur Fly-by, Orbiter Venus Express Venus Orbiter Curiosity Mars Rover MRO Mars Orbiter Dawn Asteroiden Vesta, Ceres Orbiter Rosetta / Philae Komet 67P Orbiter / Lander Juno Jupiter Orbiter Cassini / Huygens Saturn / Titan Orbiter / Lander New Horizons Pluto, Charon, TNO Fly-by
Exploration Ca. 30 aktive Missionen (Nov 2018):
Themen Einstieg: Was ist Astrophysik? Koordinatensysteme Astronomische Zeitrechnung Sonnensystem Gravitation Keplersche Gesetze Himmelsmechanik Gezeiten und Finsternisse Strahlung Helligkeiten Teleskope und Instrumente Extrasolare Planeten Charakterisierung von Sternen Sterne: Äußere Schichten Sterne: Innerer Aufbau
Das geozentrische Weltbild Im antiken Griechenland erdacht Erde im Mittelpunkt, umgeben von den konzentrisch angeordneten Sphären des Mondes, der Sonne, der Planeten und der Fixsterne Nah an der täglichen Erfahrung Entsprach der nicht beobachteten stellaren Parallaxe Ca. 1400 Jahre lang das vorherrschende Weltbild
Das geozentrische Weltbild Herausforderung für das geozentrische Weltbild: die retrograde Bewegung der Planeten
Das geozentrische Weltbild Herausforderung für das geozentrische Weltbild: die retrograde Bewegung der Planeten
Das geozentrische Weltbild Erweiterung des geozentrischen Weltbildes durch Claudius Ptolomäus (100 – 160): Kreisbewegung der Planeten mit verschiedenen Zentren Epizyklen „Erklärt” Planetenbewegungen (inkl. retrograde) Beobachtungsdaten können einigermaßen reproduziert werden
Das geozentrische Weltbild Erweiterung des geozentrischen Weltbildes durch Claudius Ptolomäus (100 – 160): Kreisbewegung der Planeten mit verschiedenen Zentren Epizyklen „Erklärt” Planetenbewegungen (inkl. retrograde) Beobachtungsdaten können einigermaßen reproduziert werden Allerdings nur mit weiteren, das Modell verkomplizierenden Annahmen
Das heliozentrische Weltbild Bereits im antiken Griechenland diskutiert (Aristarchos von Samos, 310 – 230 v. Chr.) Wiederbelebung durch Nikolaus Kopernikus (1473 – 1543): Sonne im Mittelpunkt, Planeten auf Kreisbahnen Berechnung der Positionen der Planeten zwar nicht genauer, aber einfacher
Galileo Galilei (1564 – 1642) Mitbegründer der modernen Physik Versuche zu Mechanik und Trägheit Mehrere Entdeckungen mit dem 1609 erfundenen Fernrohr, die das geozentrische Modell in Frage stellen: Monde des Jupiter Phasen der Venus Sonnenflecken
Johannes Kepler (1571 – 1630) Kaiserlicher Hofmathematiker in Prag Widmete sich dem Problem der Nichtübereinstimmung von Langzeitbeobachtungen mit kopernikanischem Modell Verbesserung des heliozentrischen Modells mit Hilfe von Tycho Brahes (1546 – 1601) Beobachtungsdaten Kreisbahnen Ellipsen Keplersche Gesetze
Die Keplerschen Gesetze 1. Die Umlaufbahn eines Planeten um die Sonne ist eine Ellipse mit der Sonne in einem der Brennpunkte. 2. Die Verbindungslinie Sonne-Planet überstreicht in gleichen Zeiten gleiche Flächen. 3. P2 ~ a3
Die Keplerschen Gesetze 1. Die Umlaufbahn eines Planeten um die Sonne ist eine Ellipse mit der Sonne in einem der Brennpunkte. 2. Die Verbindungslinie Sonne-Planet überstreicht in gleichen Zeiten gleiche Flächen. 3. P2 ~ a3
Ellipse Menge aller Punkte der Ebene, für die die Summe ihrer Entfernungen zu zwei gegebenen Punkten (F1, F2) gleich einer gegebenen Konstante ist. Ellipsengleichung: a, b = große, kleine Halbachse p = Halbparameter = b2 / a F1, F2 = Brennpunkte e = lineare Exzentrität = (a2 – b2)1/2 ε = numerische Exzentrizität = e / a Periapsisdistanz = a (1 – ε) Polargleichung (bzgl. Brennpunkt): Apoapsisdistanz = a (1 + ε) ε
Ellipse Menge aller Punkte der Ebene, für die die Summe ihrer Entfernungen zu zwei gegebenen Punkten (F1, F2) gleich einer gegebenen Konstante ist. Ellipsengleichung: a, b = große, kleine Halbachse p = Halbparameter = b2 / a F1, F2 = Brennpunkte e = lineare Exzentrität = (a2 – b2)1/2 ε = numerische Exzentrizität = e / a Periapsisdistanz = a (1 – ε) Polargleichung (bzgl. Brennpunkt): Apoapsisdistanz = a (1 + ε) ε
Die Keplerschen Gesetze Ursprünglich rein phänomenologische (d.h. von Beobachtungen abgeleitete) Gesetze Die Herleitung von physikalischen Gesetzen kam erst später Herleitung: Anwendung der Newtonschen Bewegungsgleichung und des Newtonschen Gravitationsgesetzes auf das 2-Körper-Problem
Isaac Newton (1642 – 1726) Mitbegründer der modernen Physik Begründete mit seinen drei Newtonschen Gesetzen die klassischen Mechanik Entdecker des klassischen Gravitationsgesetzes Entwicklung der Infinitesimal- rechnung zeitgleich mit Leibniz
Die Newtonschen Gesetze 1. Trägheitsprinzip: Kräftefreie Bewegung geradlinige Bewegung mit konstanter Geschwindigkeit 2. Bewegungsgleichung: 3. Actio = Reactio:
Das Newtonschen Gravitationsgesetz Die Kraft zwischen zwei punktförmigen Körpern der Mass m1 und m2 ist gegeben durch: r = Verbindungvektor zwischen m 1 und m2 G = Gravitationskonstante = 6.67259 x 10-11 m3 / kg / s2
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