EXTRA - Neues aus Köln 60 - WOHNEN - Aber bitte natürlich 48 Bad & Wellness - Auszeit gefällig? 86 2

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EXTRA - Neues aus Köln 60 - WOHNEN - Aber bitte natürlich 48 Bad & Wellness - Auszeit gefällig? 86 2
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RAUM UND WOHNEN   — Wohnen in Norwegen, Südafrika und der Schweiz   — Imm Cologne   — Portrait: Besau Marguerre

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                                                                                                                  Bad & Wellness — Auszeit gefällig? 86
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EXTRA — Imm Cologne

                  Die Zukunft ist grün
                      Seit 1995 betreibt die Kommunikationswissenschaftlerin und Journalistin Corinna Mühlhausen
                          Trend- und Zukunftsforschung. «Jeder einzelne Trend hat so viele Facetten», findet
                       die Neunundvierzigjährige. Um zu verstehen, was die Menschen antreibt, schaut sie alle an.
                    Ihre Erkenntnisse klingen verheissungsvoll: ein achtsamerer Umgang mit den eigenen Ressourcen,
                          mehr Wir-Gefühl und trotzdem Möglichkeiten des Rückzugs, ein Leben mit der Natur...
                           Anlässlich der Imm Cologne orakelt die Hamburgerin keine Goldenen Zwanzigerjahre
                                               wie im letzten Jahrhundert, sondern grüne.
                                                         INTERVIEW: Ulrike Wilhelmi

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1_Corinna Mühlhausen ist Kommunikationswissenschaftlerin und Journalistin in Hamburg. Seit 1995 betreibt sie Trend- und Zukunftsforschung. Sie berät
       Unternehmen bei der Weiterentwicklung ihrer Marken, hält Vorträge und publiziert. Foto Matthias Moeller-Friedrich 2_Schlafsofa «Ell» ist ein Entwurf
       des Kölner Designer-Duos Kaschkasch. Das Sofa lässt sich unkompliziert von seinem Bezug befreien: Wer die vordere Liegefläche nach vorne zieht und
       die Rückenlehne umklappt, hat ein schlichtes, gutes Doppelbett. Schramm Werkstätten 3_An dieser Farbe kommt 2020 niemand vorbei: Sebastian
       Herkner lässt selbst die Füsse seines neuen Sofaentwurfs mit grünem Stoff beziehen. Mit «Taru» wollte der Designer eine komfortable Sitzgelegenheit
       schaffen, die das handwerkliche Können des Design-Möbelherstellers betont. Ligne Roset 4_Designfans ist die Beistelltischserie «BC05 Stomp» nicht
       neu. Die charakteristische Tischplatte, die aus einer massiven Baumscheibe besteht, gibt es jetzt mit gewachster Oberfläche. Janua 5_Ohne Grün geht
       2020 nichts, was exotische Gartenmöbel mit sich bringt. Mit «Dine Out» entwarf Rudolfo Dordoni eine farbenfrohe Outdoor-Kollektion, bei der wohl
       die Fauna Südamerikas Pate stand. Cassina

Frau Mühlhausen, seit einiger                                                                            Schlaf inzwischen auch wieder eine viel grössere
Zeit beobachten wir das Ineinein-                                                                        Bedeutung zugemessen wird. Es ist die einzige
anderfliessen einzelner Wohnräume                                                                        Zeit, in der wir die Informationsflut des Tages
zu Zonen. Woran liegt das? An der                   gleich klingt. Töne sind unheimlich wichtig im       verarbeiten können. Das Bewusstsein für guten
multimedialen Vernetzung, an den vielfältigen       Moment. Die Nuancen sind uns verloren ge-            Schlaf ist ein grosses Thema, welches uns die
Kommunikationsmöglichkeiten und an den Ver-         gangen. Eine Wohnung mit Teppichen hat eine          nächsten zehn Jahre begleiten wird.
änderungen der Arbeitswelt. Alles ist überall,      andere Wärme und einen anderen Klang. Offene
jederzeit und oft auch parallel möglich. Auf dem    Räume brauchen Textilien und mit Teppichen           Und welche Impulse geben die nachfolgenden
Sofa liegen und Mails verschicken, während man      lassen sich offene Wohnbereiche abgrenzen.           Generationen? Die nächsten Generationen
streamt, vom Bett aus an der Skype-Konferenz                                                             «Z» und «Alpha» werden nicht mehr so sehr
teilnehmen oder kochen, gleichzeitig telefonie-     Präsentieren wir uns heute durch unseren             die Verschmelzung von Arbeit und Freizeit
ren und ein Auge auf die Kinder haben, die am       Einrichtungsstil? Ja, aber nicht so sehr im          anstreben wie die Millennials, sondern deren
Esstisch Schularbeiten machen.                      materiellen Sinne. Vielen geht es eher darum,        deutliche Trennung.
                                                    Statements zu setzen. Indem sie sich bei-
Und wie wirkt sich das auf die Gestaltung           spielsweise entgegen dem Überkonsum mit              Warum? Ihnen spielt der sogenannte Fach-
der Räume aus? Diese Überkomplexität und            besonders wenigen Sachen umgeben oder als            kräftemangel in die Karten. Sie bringen die
die Schnelllebigkeit steigern das Bedürfnis         Tisch einfach eine Baumscheibe aus dem Wald          Qualifikationen mit, die der Arbeitsmarkt heute
nach Individualisierung. Einrichten ist heute       haben, weil sie den Bezug zur Natur nicht            braucht. Wenn man keine Angst um seinen Job
viel stärker mit einer grossen Lust verknüpft,      verlieren möchten und echte Materialien mögen.       haben muss, weil man etwas kann, was kein
die eigene Persönlichkeit darüber auszudrücken.     Und wenn ich meinen Lieblingssessel mit einem        anderer und keine Maschine machen kann, wa-
Und weil die Räume offen sind, werden sie auch      Stoff aus recycelter Wolle neu beziehen lasse,       rum sollte man sich dann quälen und die Arbeit
alle ausgestaltet — selbst das Badezimmer,          zeige ich, dass mir Nachhaltigkeit wichtig ist.      ins Privatleben eindringen lassen? Die heute
etwa mit Bildern oder mit Pflanzen, die von der                                                          Zwanzig- und Dreissigjährigen sind durchaus
Decke hängen. Ausserdem braucht es natür-           Wo bleibt denn bei so viel Offenheit der Rück-       leistungsbereit und erkennen Autoritäten an,
lich Möbel, die zu unserem Verhalten passen:        zugsort — der Raum, in dem ich für mich sein         aber wenn genug gearbeitet wurde, dann soll
Sofas, auf denen man sich trifft, um Medien zu      kann? Das Abschalten der Technik bedeutet            auch Ruhe sein. Homeoffice ist für sie gar
konsumieren — aber jeder mit seinem eigenem         heutzutage Rückzug. Das «Ich» findet statt,          nicht mehr so attraktiv. Lieber wollen sie einen
Gerät und eventuell sogar mit Kopfhörern.           wenn die Nabelschnur zum Netz gekappt wird.          schönen Arbeitsplatz in der Firma haben und
Betten, in denen man bequem verschiedene                                                                 nach Feierabend soll kein Diensthandy mehr
Sitz- und Liegepositionen einnehmen kann oder       Neulich sah ich einen Schriftzug «Offline            klingeln. Vielleicht wird die Gesellschaft dann
induktive Oberflächen, die alle Geräte schnell      ist the new luxury»... Ja, es gibt schon viele       auch tatsächlich familienfreundlicher, so wie es
wieder aufladen.                                    Leute, die ihr Smartphone am Wochenende              in Skandinavien ja schon lange der Fall ist. Dort
Auch werden wieder vermehrt Teppiche und            einfach ausmachen oder ihren Urlaub in Hotels        finden nach 16 Uhr keine wichtigen Meetings
Heimtextilien eingesetzt, denn die Digitalisie-     verbringen, die kein Netz haben. Auch wenn           mehr statt, die man verpasst, wenn man sich
rung des Hörens hat dazu geführt, dass vieles       wir schlafen, sind wir offline. Weshalb dem          um seine Kinder kümmert.

                                                                                                                                              2/20 RAUM UND WOHNEN   57
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Mögen wir darum den Skandi-Style immer                                                                     arbeiten und den Raum brauchen. Oder
            noch so gerne? Kann schon sein, dass wir                                                                   solche, die einfach für sich finden: Jetzt ist
            uns damit ein bisschen die Leichtigkeit der                                                               es mir in der Stadt zu voll geworden. Das
            nordischen Nachbarn ins Haus holen wollen.                                                            ist ein Gegentrend. Eine Form von Flucht. Auf
            Warme Farben, natürliche Materialien und klare      sich gar                                          dem Land entstehen aber auch Communities,
            Formen bedienen ja diese Sehnsucht.                 nicht mehr                                        man verbindet Wohnen und Arbeiten oder
                                                                um andere kümmern können. Wir werden im           gründet Projekte wie das Dorf 2.0.
            Und wie wird sich diese neue Work-Life-             nächsten Jahrzehnt zurückrudern und wieder
            Balance auf das Wohnen auswirken? Viel-             versuchen, unser soziales Wesen mehr heraus-      Und die, die nicht aufs Land ziehen wollen,
            leicht entsteht dadurch wieder ein ganz neues       zukehren. Das Zeitalter der «Ichlinge», wie wir   holen sich die Natur mit Pflanzen, Körben
            Raumdesign, indem es dann heisst: Im Bett           es jetzt erlebt haben, wird einen Gegentrend      und Tongefässen in die Wohnung? Wir wün-
            wird nicht gearbeitet. Schon jetzt ist eine         erfahren. Auch durch alles, was Nachhaltigkeit    schen uns wieder einen stärkeren Bezug zur
            Renaissance des Arbeitszimmers zu beobach-          und Ökologiebewusstsein mit sich bringen.         Natur und Anschluss an das, was man fühlen
            ten, denn wenn ich zuhause arbeiten muss, dann                                                        und spüren kann. Darum umgeben wir uns mit
            doch bitte nicht am Esstisch und auch nicht         Ist denn auch ablesbar, dass die Wohnbereiche     Pflanzen. Aber auch Materialien und Strukturen
            zwischen Kinderspielzeug und Bücherregal,           wieder separiert werden? Nein, ich sehe das       werden immer wichtiger. Wir sind ja stark ins
            sondern wirklich in einem abgegrenzten Raum.        noch nicht. Vielleicht hilft man sich ja auch     Digitalisieren und Glattmachen gegangen und
            Letztlich geht es uns besser, wenn wir uns          erst mal mit Paravents. Wünschenswert wären       die logische Gegenbewegung ist der Wunsch
            auf eine Sache fokussieren und nicht versu-         flexible Trennwände, die vor allem in Stadtwoh-   nach raueren, griffigeren Oberflächen. Des-
            chen, alles gleichzeitig zu machen. Es gibt viele   nungen mit begrenztem Raum Sinn machen.           halb liegen natürliche Materialien und Hand-
            Studien, die belegen, dass man viel schneller       Das Wachsen der Städte bleibt auch weiterhin      werkskunst im Trend. Die Besinnung auf das
            und effektiver ist, wenn man erst eine Sache        einer der Megatrends. Ihre Ausweitung ist         Ursprüngliche spielt ja bereits eine grosse
            fertig macht, bevor man die nächste beginnt.        begrenzt, der Wohnraum knapp und teuer. Die       Rolle in der Gesellschaft. Was aber nicht heisst,
            Der Mensch ist eben einfach kein Computer.          ökonomische Notwendigkeit wird es bringen,        dass die Menschen aufhören, in die Städte zu
            Und selbst der ist ja überfordert, wenn wir         dass wir wieder Wohnmodelle haben, in denen       ziehen oder ihr Handy zu benutzen, sondern
            zu viele Programme gleichzeitig aufmachen.          es Gemeinschaftszonen gibt und darum herum        eher, dass sie eben versuchen, einen Ausgleich
            Dann fährt er runter und ich glaube, dass wir       kleine Bereiche, in denen wir unser eigenes       zu finden. Was Balkone und Dachgärten un-
            das auch wieder lernen können.                      Ding machen. Studentenwohnheime oder Co-          verzichtbar macht als Anker zum Draussen
                                                                Living Spaces sind ja schon so strukturiert.      und als Symbol dafür, dass man in die Natur
            Also «Digital Detox»? Es muss ja nicht ins Ex-      Ein bisschen geht das auf den Siedlungsge-        gehen kann, ohne die eigenen vier Wände
            trem umschlagen, aber es wird vielleicht wieder     danken von früher zurück. Was wiederum das        verlassen zu müssen. Auf ihnen werden wir
            eine stärkere Trennung von unterschiedlichen        Wir-Gefühl fördert.                               noch viel mehr Gärtnern, Salat und Gemüse
            Bereichen und Anforderungen geben. Das wird                                                           anpflanzen, woraus wir dann gesunde Speisen
            sich dann auch auf das Private auswirken. Ich       Es gibt jedoch auch Menschen, die bewusst         zubereiten. Die Zukunft ist grün und wer
            kann mir nicht vorstellen, dass auch in Zukunft     aufs Land ziehen. Ja, Familien zum Beispiel       keinen Balkon hat, züchtet Hydrokulturen auf
            manche Menschen so ausgelastet sind, dass sie       und Menschen, die kreativ oder künstlerisch       der Fensterbank.

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EXTRA — Imm Cologne

1_«Silhouette» von Jaime Hayón kann sowohl im Innenraum wie auch draussen liegen. Der in Handtuft-Technik gefertigte Teppich besteht aus 100 Pro-
zent recyceltem PET und wird nach traditioneller Art in Indien von Hand gefertigt. Nanimarquina 2_In dem Rahmen aus Nussbaum liegt ein ökologisches
Polster aus Pflanzendaunen. Dank der flaumigen Hohlfaser der Samen des Kapokbaumes macht Sessel «Sova» seinem Namen alle Ehre. More 3_Nicht
nur die Farbe entspricht den Trends 2020. Die rustikale Terrakotta des Service «Junto» vermittelt ein griffiges, handgemachtes Gefühl. Normann
Copenhagen 4_Bloggerin Anastasia Benko ist bekannt für ihre verträumten Bilder, in denen sie Kunst, Natur und traditionelles Handwerk in Szene setzt.
Hier hat sie Stuhl «Celine» von Lucie Koldova mit trendigen Produkten und natürlichen Materialien kombiniert. Freifrau

                                                                                                                                       2/20 RAUM UND WOHNEN   59
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