FÜR KALTES KLIMA?! Wie der Metallverbrauch zur Klima krise beiträgt und warum wir eine klimagerechte Rohstoff wende brauchen! - PowerShift e.V.
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FÜR KALTES KLIMA?! Wie der Metallverbrauch zur Klimakrise beiträgt und warum wir eine klimagerechte Rohstoffwende brauchen!
DIE GRÖSSTE KRISE Hitzewellen, Dürren, Waldbrände, Taifune und Tornados, Stark- UNSERER ZEIT!? regenfälle, Überschwemmungen und der Anstieg des Meeres- spiegels aufgrund der Eisschmelze, die Klimakrise ist das große umwelt- und gesellschaftspolitische Thema unserer Zeit. Ganze Landstriche drohen unbewohnbar oder vom Meer verschluckt zu werden. Menschen werden aus ihren Dörfern und Städten vertrieben, landwirtschaftliche Anbauflächen gehen verloren und das Trinkwasser wird an vielen Orten knapp. Bislang unternehmen Regierungen zu wenig, um die Klima- katastrophe einzudämmen. Zu diesem Entschluss ist das Bundesverfassungsgericht (BverfG) nach einer Klage der Klima bewegung (u.a. Fridays for Future) am 21. April gekommen. Das BverfG urteilt, dass die Bundesregierung schon heute klare Maßnahmen ergreifen muss, um das verfassungsrechtliche Klimaschutzziel des Artikels 20a GG einzuhalten. Demnach muss der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf deutlich unter 2 °C und möglichst auf 1,5 °C gegenüber dem vorindustriellen Niveau begrenzt werden. Im August 2021 pro- gnostizierte der UN-Weltklimarat, dass die 1,5 °C-Grenze schon im Jahr 2030 überschritten werden könnte. 04
ROHSTOFF- UND ROHSTOFFWENDE KLIMAGERECHTIGKEIT! sion darüber, wie Um der Klimakrise Einhalt zu gebieten, werden bislang vor Bevor wir über Metalle sprechen: Eine Diskus g von Metallen allem technologische Lösungen herangezogen. Vielen geht es wir den metallischen Bergbau und die Nutzun fossilen Roh- darum, das bisherige Wirtschaften und Leben mit möglichst in Zukunft gestalten, darf nicht zu Gunsten der von Kohle, wenigen Veränderungen fortzuführen. Dieses „Weiter so“ blen- stoffe missverstanden werden. Die Verbrennung det Gerechtigkeitsfragen aus. Die Folgen der Klimakrise und des und Erdöl ist histori sch der Treibe r der Klimakrise. Es Erdgas aft Einigkeit: Rohstoffabbaus sind aber global ungleich verteilt. Ebenso ist herrscht daher in Wissenschaft und Zivilgesellsch ffe rasch beenden. weder die Rohstoff- noch die Energienutzung global gerecht. Wir müssen die Verbrennung fossiler Rohsto Kohle und Uran Was zudem oft vergessen wird: Der Abbau von haben große men- In dieser Publikation beschäftigen wir uns mit den Klima-, sowie die Gewinnung von Erdöl und Erdgas n. Umwelt- und sozialen Folgen des Bergbaus und der Rohstoff- schenrechtliche und ökologische Auswirkunge produktion von Metallen. Metalle sind die Basis unseres Zu- ucht, wer die sammenlebens und für die sogenannten grünen Technologien. Das Climate Accountability Institute hat unters il Ohne sie keine Windkraft- oder Solaranlagen, keine Elektroau- Carbon Majors sind, also die Unternehmen, die einen Großte tos, keine Digitalisierung. Nahezu alle Studien der Internatio- der CO2-Emissionen verursachen. Vor allem nalen Energieagentur, der Weltbank, der EU-Kommission, der Konzerne aus der fossilen Energie Bundesregierung oder der GIZ prognostizieren stark wachsende tragen eine große Verantwor- Metallbedarfe. tung für die Klimakrise (s. Bild). So verpflichtete zum Beispiel im Mai 2021 ein In dieser Publikation fragen wir: Sind diese Bedarfe überhaupt Gericht in Den Haag den mit den Klimaschutzzielen und mit Klimagerechtigkeit zu ver- niederländischen Kon- einbaren? Und wenn nein, wie kann eine Rohstoffwende gelin- zern Shell dazu, seine gen, die den absoluten Verbrauch von metallischen Rohstoffen Treibhausgasemissio- reduziert und dennoch den Übergang ins post-fossile Zeitalter nen bis 2030 um 45 ermöglicht? Prozent zu senken. 05 06
UND UMWELTSCHUTZ! Es sind aber nicht nur Treibhausgasemissionen, die das Erdölge- schäft so bedrohlich für Mensch und Umwelt machen. Im Jahr 2015 wurde Shell von einem niederländischen Gericht zu einer Strafzahlung von 70 Millionen Euro verpflichtet, da bei zwei von ihm verschuldeten Öl-Katastrophen insgesamt rund 600.000 Barrel Öl im Nigerdelta (Nigeria) ausliefen. Beim Wettbewerber BP explodierte im Jahr 2010 die Bohrinsel Deepwater Horizon. Fünf Menschen starben, fünf Millionen Barrel Erdöl ergossen sich 87 Tage lang in den Golf von Mexiko. Der Spiegel berichtete im Sommer 2017, dass über die italienische Mafia möglicherweise Erdöl von der Terrororganisation Islamischer Staat in die EU im- portiert wurde. Immer wieder werden Kriege mit der Sicherung der Erdöl-Gewinnung in Verbindung gebracht. Doch auch in Deutschland sind die Auswirkungen der fossilen Energiegewinnung zu spüren. Allein für den Braunkohletagebau verschwanden nach 1945 in Ost- und Westdeutschland circa 300 Ortschaften und mehr als 120.000 Menschen wurden umgesiedelt. 08 Photo: Arne Müseler
BRINGT DIE ZUKUNFT? DEMATERIALISIERUNG? Jahr 2050: Immer wieder ist zu lesen: Die Digitalisierung führt zu einer Wir schreiben das Dematerialisierung. Mehr Digitales bedeute am Ende weniger , Die Armbanduhr funkt der Küchenmaschine: „MIXE SCHON Material und weniger Metalle. Doch das stimmt nur bedingt ein Beispiel: Berechnungen der DERA zeigen, dass bis zu EINMAL EINEN SMOOTHIE, DEIN BESITZER KOMMT GLEICH AUS DEM FITNESSSTUDIO ZURÜCK!“ 150 Mio. Speichermedien (HDD- und SSD-Festplatten sowie Magnetbaänder) im Jahr 2018 in Rechenzentren im Einsatz im Die Dinge sind vernetzt. Mit dem Fingerabdruck wird die Haus- waren. Je nach Datennutzung in der Zukunft könnten es 600 Mio., im Ex- tür geöffnet, mit dem Smartphone schon mal die Fenster zum Jahr 2040 in einem mittleren Szenario bis zu sein. Schon das Lüften. Zwar wird noch aktiv Sport getrieben, aber alle anderen tremszenario bis zu 26 Mrd. Speichermedien und Wege werden mit elektronischen, in der Regel selbstfahrenden, mittlere Szenario würde die Nutzung der Rohstoffe Platin Autos zurückgelegt. Die Luftqualität in den Städten ist besser Ruthenium über die heutige, bergbauliche Produkt ion heben. geworden, das Platzproblem geblieben. Sensoren im Asphalt Darin nicht inbegriffen sind notwendige Rohstoffe für bauliche und Parkplätzen sowie intelligente Ampeln vereinfachen das Infrastruktur von Rechenzentren und deren Kühlung. Autofahren. Aufgeladen wird zu Hause in der Vorstadtsiedlung oder beim Supermarkt auf dem Parkplatz. Und wenn es schnell gehen soll, dann stehen Flugtaxen bereit. Der Strom kommt aus Sonnen-, Wind- und Wasserenergie, sodass niemand mehr daran denkt, beim Streaming von Musik oder 3D-Filmen Strom sparen zu müssen. Bezahlt wird mit Bitcoins und anderen Cryp- to-Währungen, alles digital. Roboter erledigen große Teile der CARE-Arbeit, während Drohnen die Bewässerung von Feldern optimieren. DAS LEBEN IST DIGITAL VERNETZT. 09 10
Ressourcenfluch 4.0 AUF EINE ROHSTOFF INTENSIVE ZUKUNFT? Aufgrund der negativen Auswirkungen auf Umwelt, Mensch und Klima muss von fossilen Energieträgern auf erneuerbare Energien umgestiegen werden. Doch Windkraft- und Solaran- lagen werden nicht aus Luft und Liebe oder nachwachsenden Rohstoffen hergestellt. Französische Wissenschaftler haben errechnet, dass die globale Umstellung auf 100 Prozent Er- neuerbare bis zum Jahr 2050 folgende Materialbedarfe benö- tigt: 3,2 Milliarden Tonnen Stahl, 310 Millionen Tonnen Alumi- nium und 40 Millionen Tonnen Kupfer. Abbau und Produktion dieser Rohstoffe verbrauchen große Mengen Energie. Schon heute ist Deutschland einer der fünf größten Verbrau- Ein anderes Beispiel ist die angebliche Dematerialisierung des cher dieser Rohstoffe. Mehr als Viertel des verwendeten Stahls Bankensystems durch Bitcoins. Auch hier ist der Metallverbrauch geht in den Automobilsektor, ebenso wie knapp 10 Prozent indirekt. Alleine 23.000 Tonnen Elektroschrott fielen im Jahr des Kupfers. Auch Aluminium gewinnt in diesem Sektor zuneh- 2020 durch die Hardware an. Das Schürfen der Bitcoins ver- mend an Bedeutung. In den Transportsektor fließen an die 50 brauchte im selben Jahr so viel Energie, wie das ganze Land Bel- Prozent des Rohstoffs. So heizt allein die Rohstoffnachfrage der gien (mit mehr als 11 Mio. Bewohner*innen). Um diesen Strom Autos die Klimakrise an. Hinzu kommt, dass der Verkehrssektor zu produzieren, braucht es weitere Windkraft- und Solaranlagen. in Deutschland einer der Treiber des CO2-Ausstoßes ist, den er An vielen Stellen findet also keine Dematerialisierung statt, son- seit 1990 kontinuierlich steigert. Elektroautos adressieren dern eine Veränderung der Materialströme hin zu Metallen. 11 12
nur das CO2-Emissionsproblem in der Nutzungsphase, nicht aber den Rohstoffverbrauch. Denn der Austausch der gesamten PKW-Flotte – in Deutschland waren zum 1. Januar 2021 knapp 50 Millionen PKW zugelassen – hätte einen immensen Mate- rialfußabdruck. Der Kupferverbrauch würde sich vermutlich vervierfachen, auch der Verbrauch von Aluminium und Stahl würde ansteigen. Im Jahr 2020 wogen die Neuzulassungen durchschnittlich 1,6 Tonnen, Tendenz steigend. Eine Elektrifizie- rung von Fahrzeugen, wie Krankenwagen, Busse, Taxen oder für Pflege- und Postdienste, ist notwendig. Ein Festhalten an der heutigen Art der (Auto-)Mobilität droht jedoch die Klima- und Rohstoffkrise zu verschärfen. 14
Eisenerz* Deutschland 45 % aus Brasilien 21 % aus Südafrika 18 % aus Kanada KOMMEN DIE ROHSTOFFE FÜR DIE SCHEINBARE Bauxit* KLIMARETTUNG? 93 % aus Guinea Kupfer* 29 % aus Peru 24 % aus Brasilien 17 % aus Chile Nickel** 30 % aus Indonesien 16 % aus Philippinen 10 % aus Russland Zinn** 27 % aus China 26 % aus Indonesien 17 % aus Burma Bei allen Aluminium, Kupfer und Zinn gehört Deutschland zu den 5 größten Verbrauchern, bei Nickel und Stahl- erzeugnissen liegt Deutschland auf Rang 7. Importländer nach BGR (2020) Produktionsländer nach USGS (2020) – weil viele Einfuhren eher indirekt.
KOMMT BAUXIT Flüsse und Wasserstellen verdreckt werden, wurden für 105 Haushalte nur sechs manuelle Wasserpumpen errichtet. Auch Neupflanzungen von Bäumen müssen mittlerweile von der lo- Über 90 Prozent des in Deutschland zu Aluminium verarbei kalen Bevölkerung gepflegt werden, damit sie die Hitzeperiode te- ten Bauxits kommt aus der Sangarédi-Mine in Guinea. Sie überstehen. Zwar gibt der Bergbaukonzern an, über 2.000 Bäu- wird von der Compagnie des Bauxites de Guinée (CBG) betriebe me gepflanzt zu haben, lokale Zählungen kommen allerdings n, die zu nahezu gleichen Teilen dem guineischen Staat sowie nur auf 211. Eine Gesundheitsstation wurde zwar errichtet, den Konzernen Alcoa, Dadco und Rio Tinto gehört. CBG trägt aber nicht mit Personal und Medizin ausgestattet. Neben der in dem west-afrikanischen Land die oberen, bauxitreichen Erdschic Verschmutzung von Wasserquellen ist der Bergbau auch Trei- h- ten ab und hinterlässt eine karge Mondlandschaft. Mensch ber der Zerstörung der west-afrikanischen Tropenwälder. Von en- rechtsverletzungen sind seit Langem dokumentiert. Im Februar einstmals über 1,2 Millionen Quadratkilometern Tropenwald 2019 haben 540 Beschwerdeführer*innen aus 13 betroffe sind heute noch etwa zehn Prozent übrig. nen Dörfern Beschwerde bei der Weltbanktochter International Finance Corporation (IFC) eingereicht, die wie die deutsche Ein Teil des Bauxits aus der Mine in Sangarédi wird nach Stade Bundesregierung Kredite zur Erweiterung gab. Die Betroffe (Deutschland) verschifft und dort zu Aluminium weiterverar- nen werfen den Geldgebern vor, die Tätigkeit des Minenbetreibers beitet. Von dort aus landet es unter anderem in der deutschen und die Umsetzung seiner Versprechen unzureichend über- Automobilindustrie. wacht zu haben und gegen ihre eigenen Sozial- und Umwelt - standards zu verstoßen. hen Anwohner*innen und Journalist*innen berichten von chaotisc en in der Region: Die neuen Siedlung en befinden sich Zuständ auf nicht renaturiertem Gelände, sodass Landwirtschaft unmög- kritisch lich sei. Es mangele an Erwerbsmöglichkeiten. Besonders für Frauen, da sie kaum Arbeit außerha lb der Landwir t- ist dies schaft finden. Die Neubauten für die umgesiedelten Familien er seien innerhalb eines Jahres undicht geworden. Noch schlimm sei die Wasserversorgung vor Ort: Während an vielen Stellen 17 18
KOMMT NICKEL KOMMT KUPFER Die Philippinen gehören zu den drei wichtigsten Abbauländern von Nickel. Der Abbau vor Ort verletzt unter anderem die Men- Knapp elf Prozent des weltweiten Kupfervorkommens befindet schenrechte lokaler Fischer*innen und Kleinbäuer*innen. So wer- sich in Peru. Mit rund 30 Prozent der Importe hat das südame- den die Nickelabsetzbecken in der Gemeinde Santa Cruz (Zamba- rikanische Land den höchsten Importanteil von Deutschland. les) nicht abgedichtet. Die Minen leiten so Reststoffe in die Flüsse, Hier wird das Konzentrat von deutschen Firmen wie der Ham- die zur Bewässerung von Reisfeldern, für Aquakulturen und für burger Aurubis AG weiterverarbeitet und schließlich zu einem den Fischfang genutzt werden. Starkregenfälle und Taifune, die Großteil in elektronischen und digitalen Geräten, aber auch in aufgrund der Klimakrise vermehrt in den Philippinen auftrete n, vielen Autos, verbaut. ließen in der Vergangenheit mehrfach Rückhalte- und Absetzb ec- ken bersten und verunreinigten Flüsse und das Meer zusätzlic h. In Peru ist der Rohstoffsektor ein wichtiger Teil der Staats- einnahmen, richtet aber gleichzeitig große Schäden für Dadurch verliert die Gemeinde Santa Cruz laut eigenen Schät- Mensch und Umwelt an: Vor allem indigene Gemeinden und zungen umgerechnet neun Millionen Euro jährlich, da die gif- Bäuer*innen in der Umgebung von Minen sind von den Aus- tigen Rückstände der Nickelgewinnung den Ertrag von Reis, wirkungen des Kupferabbaus betroffen. Die Herstellung von Mangos und anderen agrarischen Produkten gravierend senken. Kupfererz-Konzentrat ist sehr wasserintensiv. Hierfür werden Fischer*innen in der Region berichten, dass die Flüsse ökologis ch aus den Flüssen, Seen und dem Grundwasser große Mengen an tot seien und sie immer weiter ins Meer herausfahren müssten , Wasser entnommen. In trockenen Regionen, wie dem Anden- um noch genug für sich und ihre Familien zu fangen. Einige hochland, hat dies negative Auswirkungen auf die Flora und Fischer*innen erzählen von der Verletzung des Rechts auf ange- Fauna. Im Konzentrationsprozess werden zusätzlich giftige messene Ernährung, da sie Mahlzeiten reduzieren und auf Reis Chemikalien wie Zyanid eingesetzt. Die giftigen Rückstände, in schlechterer Qualität zurückgreifen müssen. wie Schlämme, verschmutzen angrenzende Gewässer und Bö- den und machen sie für Landwirtschaft unbrauchbar. Teile der 20 lokalen Bevölkerung verlieren ihre Existenzgrundlagen. Prote- ste gegen den Abbau werden regelmäßig unter Gewaltanwen- dungen gegen Demonstrant*innen unterbunden. 19
WERDEN ENERGIEINTENSIV IST ENERGIEINTENSIV WEITERVERARBEITET! Bezüglich CO2-Emissionen den Bergbau isoliert zu betrach - ten ist nicht sinnvoll. Denn die Erze müssen für die Nutzung Der Bergbau hat auf allen Kontinenten ökologische und soziale noch weiterverarbeitet werden. Diese Verarbeitung ist deutlich Auswirkungen. Die Klimakrise kann diese Auswirkungen n energieintensiver als der Bergbau. Allein die Umwandlungen verschärfen, da Bergbau an vielen Stellen in trockene n Regione von Bauxit zu Aluminium und Eisen zu Stahl sind für zehn stattfindet, die heute schon unter Wasserstress leiden. Zudem bis ie- elf Prozent der globalen CO -Emissionen (knapp ein Drittel bedrohen steigender Meeresspiegel, Zunahme und Intensiv 2 der der Industrie-Emissionen) verantwortlich. Laut Internat rung von Stürmen und Starkregenereign isse die Minen. Doch ionaler selbst Energieagentur (IEA) hat sich die CO -Intensität der Stahlpro Bergbau ist nicht nur von der Klimakr ise betroffe n, er trägt 2 - und duktion von 2000 bis 2018 kaum verändert. 75 Prozent zu ihr bei. Allein die Gewinnung von Eisen, Bauxit, Kupfer des Prozent Energiebedarfs der Stahlproduktion kommt aus der Kohleve Gold machten im Jahr 2016 schätzun gsweise 0,4 bis 0,7 r- stromung. Ein Trend, der sich nicht so schnell umdrehen der globalen CO -Emissionen aus. Das entspricht bis zu zwei wird, 2 11 von da der drittgrößte Kohleproduzent Indonesien die Stahlpro Prozent der Industrie-CO2-Emissionen. Derweil haben nur - -Emis- duktion massiv ausbaut. Zum Vergleich: Das Land ist im 46 analysierten Unternehmen Redukti onsziele für ihre CO 2 Zeit- Kohle- raum von 2013 bis 2021 vom größten Nickelerz-Exporteur sionen. In einigen Regionen, wie den Philippin en, werden zum n. größten Raffinade-Hersteller aufgestiegen. kraftwerke errichtet, um Bergbau mit Energie zu versorge Mit Indien und Russland zählen zwei weitere, stark von fossilen Energieträgern abhängige Staaten, zu den Top 5 Produze nten von Aluminium und Stahl. Wenn die Aluminium-Industrie Wissenschaftler*innen schätzen, dass sich der Energieaufwand ein Land wäre, stünde sie auf Rank 5, denn nur die Staaten Chi- im Sektor bis zum Jahr 2050 um gut ein Drittel erhöhen wird. na, USA, Indien und Russland haben einen höheren Energie- Gründe dafür sind abnehmende Erzkonzentrationen und damit verbrauch. Zwar hat dieser von 2000 bis 2018 um 12 Prozent verbunden mehr bewegtes Gestein, steigender Verbrauch von abgenommen, allerdings wird in China (knapp 60 Prozent Wasser und chemischen Hilfsstoffen sowie tiefere Lagerstätten Weltmarktanteil) zu 90 Prozent Kohle-Strom für die Produkt in entlegeneren Gebieten. ion eingesetzt. 21 22
oder Energiegewinnung weitaus mehr dieser Rohstoffe, als Länder des Globalen Südens. Historisch betrachtet haben VON METALLEN ALS wir dadurch mehr Rohstoffe akkumuliert, als uns bei einer global TREIBER DER KLIMAKRISE?! gerechten Pro-Kopf-Verteilung zustehen würde, so die For- schergruppe. Dabei betonen die Forscher, dass der nachho- lende Bedarf für Energiegewinnung, Wasseraufbereitung und grundlegende Infrastruktur für ärmere Länder bei gleichze itig weiterhin hohem Verbrauch von Ländern, wie Deutschland, Aufgrund der hohen CO2-Emissionen beim Bergbau und der nicht alleine mit Kreislaufwirtschaftszielen und Produkt Weiterverarbeitung von Erzen zu Metallen, haben japanische, le- benszeitverlängerung erreicht werden kann. australische und deutsche Forscher untersucht, ob Rohstoff- abbau und Produktion von Metallen mit den internationalen Klimazielen vereinbar sind. Mit der Auswertung von Life Cycle Der global gerechte Durchschnitt ist in Ländern mit Assessments und Material Flow Analysis kommen sie zu hohen BIP schon um das doppelte überschritten. einer deutlichen Antwort: NEIN! Global gerechter Durchschnitt: 7 Tonnen Metalle Pro Kopf für das Jahr 2100: Ausgehend von dem Ziel, das globale Klima um maximal 2°C zu erhöhen, sei ein „Weiter so“ nicht denkbar. Zwar könne die Metalle pro Kopf Primärrohstoffgewinnung in den nächsten Jahren im Rahmen Global gerechter 2010 in Ländern Durchschnitt des 2 °C-Emissionsbudgets noch ansteigen, laut Berechnungen mit hohen BIP der Wissenschaftler müsste der Höhepunkt des Rohstoffabbaus aber im Jahr 2030 erreicht sein. Ansonsten seien die Emissio- nen, die beim Abbau und Weiterverarbeitung von Primärroh- Stahl 11.370 kg 6.500 kg stoffen entstehen, nicht mit dem 2°C-Ziel vereinbar. Aluminium 369 kg 230 kg Kupfer 150 kg 58 kg Das betrifft zentral auch Fragen der globalen Gerechtigkeit. Zink 57 kg 34 kg Schon heute sind die Bestände an metallischen Rohstoffen Blei 23 kg 4 kg ungleich verteilt (s. Tabelle S. 24). Aufgrund der historischen Ausbeutung, des Kolonialismus, nutzen die Länder des Globalen Nickel 19 kg 8 kg Nordens in ihrer heutigen Infrastruktur für Wohnen, Mobilität Angaben kg pro Kopf 23 24
ROHSTOFFPOLITIK? 2010, dass sich in Industrienationen pro Kopf bis zu zehnmal mehr Aluminium und Kupfer in der Nutzung WAS WÄRE GLOBAL GERECHT, befinden, verglichen mit dem Pro-Kopf-Durchschnitt der UM DAS 2°C ZIEL ZU ERREICHEN? restlichen Welt. Das bedeutet für eine global gerechte Rohstoffnutzung, können die hohen Verbräuche von Industrienationen nicht auf andere Staaten übertragen werden, um das 2°Celsius-Ziel nicht zu verfehlen. Das Kohlenstoffbudget Die Forschergruppe hat sehr konkrete Vorschläge, wie eine für das 2°Celsius-Szenario begrenzt ebenso die Produk- klimagerechte Rohstoffpolitik aussehen könnte. Sie fordert eine tion von Metallen, so die Forscher. Die Produktionsspitze komplette Entkopplung des Wirtschaftswachstums vom Ver- müsste laut Berechnungen um das Jahr 2030 liegen. Da- brauch metallischer Rohstoffe. Bisher ist dies allerdings noch in nach muss es weniger Bergbau geben und vor allem die keinem Land gelungen. 2012 hatte die Bundesregierung sich in Kreislaufnutzung der Rohstoffe überwiegen. der Ressourceneffizienzstrategie zum Ziel gesetzt, den Ressour- cenverbrauch durch die Steigerung der Rohstoffproduktivität Im Jahr 2050 müssten – je nach Rohstoff – schätzungswei- zu senken. Doch dieses Ziel wurde nicht erreicht. Die erfolgte se 54 bis 87 Prozent der genutzten Rohstoffe aus dem Re- Steigerung der Rohstoffproduktivität hat nicht zu einer Redu- cycling kommen, im Jahr 2100 dann 84 bis 100 Prozent. zierung des Einsatzes von Primärrohstoffen geführt. 100 Prozent zu erreichen ist natürlich aufgrund von Qua- litätsstandards und thermodynamischen Gesetzen nicht Die Forscher plädieren daher für eine wesentlich stärkere Kreisl- einmal in der Theorie möglich. Um so nah wie möglich aufnutzung von Rohstoffen und eine Stärkung der internationa- an die 100 Prozent zu kommen, muss das Produktdesign len Kooperation. Sie haben errechnet, dass ein global gerechter eine wichtige Rolle spielen. Ohne Substitution und ver- Verbrauch von Metallen bei sieben Tonnen pro Kopf läge. Länder änderte Konsum- und Lebensstile werden wir an dieser wie Deutschland beanspruchen momentan ein Vielfaches dieses Stelle – vor allem in den stark rohstoffkonsumierenden Verbrauchs. Auch das International Ressource Panel schätzte Gesellschaften, wie Deutschland – nicht auskommen. 25 26
GEHT ES NICHT WEITER! Erneuerbare Energien: In einem GreenSupreme-Szenario der RESCUE-Studie zeigt das Umweltbundesamt (UBA), wie es gelingen kann, bis zum Jahr Es wird Zeit, Klima- und Rohstoffgerechtigkeit zusammen zu 2050 die Treibhausgasemissionen um gut 97 Prozent gegen- denken. Dies muss unter konsequenter Betrachtung von Men- über 1990 zu senken. Das Szenario zeigt, dass der Endenergie- schenrechten und Umweltschutz geschehen. Doch wie könnte bedarf von rund 2.500 Terrawattstunden (TWh) im Jahr 2015 bis eine andere Zukunft aussehen? Wir haben ein paar Vorschläge zum Jahr 2050 auf unter 1.100 TWh reduziert werden könnte. aus einigen rohstoffreichen Sektoren, die als Anregung dienen Eine Kombination von Energie-, Materialeffizienz und nachhal- können: tigen Lebensstiländerungen sowie ein schnellerer und noch ambitionierterer Umbau des Energiesystems verbunden mit einer Befreiung vom Wirtschaftswachstum, ermöglichen eine Mobilität: Senkung der Primärrohstoffinanspruchnahme bis 2050 um 70 Einer der Hauptverbraucher von metallischen Rohstoffen ist Prozent gegenüber 2010. der Mobilitätssektor. Durch den anstehenden Wandel ergeben sich die Möglichkeiten nicht nur eine Antriebs-, sondern auch Bauen: eine Mobilitätswende zu initiieren. Zusammen mit Brot für die Der Bausektor ist ebenfalls ein Treiber für die Nachfrage von Welt und MISEREOR hat PowerShift sich der Frage nach glo- metallischen Rohstoffen. Mehr als 33 Prozent des in Deutschland baler Gerechtigkeit in diesem Sektor gewidmet. Das Ergebnis genutzt Stahls, 14 Prozent des Aluminiums und 15 Prozent des ist eindeutig: Es braucht weniger, kleinere und leichtere Autos, Kupfers gehen in diesen Sektor. Die Herausforderungen liegen die mehrheitlich geteilt genutzt werden. Städte und Dörfer aktuell im bevorzugten Abriss alter Gebäude, einem Mangel an müssen stärker nach den Bedürfnissen der Menschen aus- Recycling von Baumaterialien und einer wachsenden Wohn- gerichtet sein, das heißt es braucht mehr Platz für spielende raumfläche pro Kopf. Eine Bauwende sollte hier gegensteuern Kinder, Fußgänger*innen und ökologische Verkehrsträger, wie und rohstoffarmes, aber dennoch sozialgerechtes Bauen fördern. ÖPNV und Fahrrad. 27 28
VON METALLEN DER KREISLAUFWIRTSCHAFT SCHÜTZT KLIMA Zentraler Punkt, um die Klimaziele einzuhalten, ist eine Ent- kopplung von Wirtschaftswachstum und Materialverbrauch. Der NABU hat sich in einer Studie im Jahr 2021 mit der Zirku- Eine bestmögliche Kreislaufnutzung ist Grundvoraussetzung, laritätsrate (circular material use rate, CMU) beschä ftigt. Diese um in Zukunft überhaupt in großem Umfang metallische Roh- zeigt an, wie viele Rohstoffe im Kreislauf gehalt en werde n. Für stoffe zu nutzen. Kurzfristig hilft sie CO2-Emissionen deutlich zu fossile Rohstoffe lag die Kreislaufnutzung bei nur 2,5 Prozen t, reduzieren. Bei der Gewinnung von recyceltem Aluminium ent- bei Metallen bei knapp 33 Prozent, hat sich aber in den letzten stehen nur circa fünf Prozent der Emissionen im Vergleich zur zehn Jahren kaum verändert. Hemmnisse für besseres Recy- Primärgewinnung von Aluminium aus Bauxit. Kupfer-Rezyklate cling im Metallsektor sind laut dem NABU vor allem lücken- erzeugen 30 bis 80 Prozent weniger Emissionen. Auch bei Stahl hafte Sammelsysteme, Verunreinigungen sowie unvollständige gibt es große Einsparungspotenziale. nur in sehr klei- Rückgewinnung. Viele Metalle werden zudem die Rückge- nen Mengen eingesetzt, z.B. in Handys, bei denen Auch für eine Reduktion des Primärbergbaus wäre eine bessere winnung sehr aufwändig oder technisch noch unmög lich ist. Kreislaufwirtschaft von Nöten. Doch bisherige Recycling Input Raten in der EU sind für viele Metalle sehr gering (s. Tabelle). Steigerungspotenziale sind begrenzt, aber verfüg bar. Der t möglic h sei, wür- NABU berichtet, dass ein CMU von 40 Prozen ffe könne n Rezy- den alle Potenziale genutzt. Für einige Rohsto UBA errech net, Eisen 31 % klatmengen sogar noch höher sein. So hat das Stahlm engen Kobalt 22 % dass 67 Prozent der produzierten Eisen- und Aluminium- Kupfer 17 % sowie 90 Prozent der produzierten Kupfer-, Blei-, End-of-life n. und Zinkmengen aus Rezyklaten bestehen könnte Nickel 17 % Recycling Aluminium 12 % Input Rate , um in Zu- Dennoch braucht es mehr als Kreislaufwirtschaft Seltene Erden
BEGEGNUNG IN EINE ROHSTOFF INKLUSIV FÜR GERECHTE WELT ALT UND JUNG Gerechte Mobilität für Alle – Bewegung für SAUBERE LUFT Bedürfnisse SICHERES FAHRRAD FAHREN Automobilität ist eine rohstoffintensive Angelegenheit. Durch- schnittlich wiegt ein Neuwagen in Deutschland 1,6 Tonnen. Dieser bewegt dann im Schnitt 1,3 Personen. Im Durchschnitt steht ein Auto 23 Stunden herum. Das ist sehr ineffizient und weder im Sinne einer Klima- noch Rohstoffgerechtigkeit. Mobil zu sein muss aber auch nicht bedeuten, möglichst viele Verkehrsmittel zur Verfügung zu haben. Umso kürzer die Wege sind, desto mehr Orte, die wichtig für unsere Bedürfnisse sind, können wir zu Fuß erreichen. Das unterstützt die dringende Notwendigkeit, den Metallverbrauch im Mobilitätssektor zu reduzieren, indem die Anzahl und die Größe der Autos drastisch reduziert werden. Dafür muss auch die Fahrzeugproduktion umgestellt werden. Ein erster Schritt wäre, dass Dienstwagenprivilegien, die aktuell große und schwere Autos steuerlich subventionieren, abgeschafft werden. 31
Wer macht es vor? Oslo, Gent, Kopenhagen und Paris wollen ABER RICHTIG! in ihrer Stadtplanung wieder Menschen statt Autos in den Fokus rücken. Innenstädte werden für Autos gesperrt, andere Straßen nur noch von Anwohner*innen, Handwerker*innen, Rettungsdienste oder Taxen befahren und Lastenräder zum Akzeptanz für Erneuerbare und Leihen zur Verfügung gestellt. Allein in Paris werden knapp Demokratisierung der Energiewirtschaft die Hälfte der 140.000 Parkplätze zu öffentlichen Plätzen oder Parks transformiert. Schon 2017 haben sich auf der Weltklimakonferenz in Bonn 20 Staaten zusammengeschlossen, um den Kohleausstieg bis 2030 in ihren Ländern umzusetzen. Passiert ist bisher zu wenig. Eine Allen sollte Teilhabe an der Planung des öffentlichen Verkehrs soziale und klimagerechte Energiewende scheitert aber nicht ermöglicht werden, um ihn den Bedürfnissen der Nutzer*innen an der Akzeptanz der Bevölkerung, wie zum Teil suggeriert anzupassen. Dass öffentlicher Verkehr auch sehr günstig oder wird. Sie scheitert vor allem an der fehlenden demokratischen gar kostenlos angeboten werden kann, das zeigen Städte wie und lokalen Teilhabe über die Entscheidung, wie die Stromver- Luxemburg, Riga (Estland), Templin (Brandenburg), Monheim sorgung vor Ort aussehen kann. Es gibt aber Projekte, die zei- am Rhein (Nordrhein-Westfalen) oder Augsburg (Bayern). Aber gen, dass es anders geht. auch auf dem Land gibt es viele Initiativen, wie dorv.de oder buergerbusse-in-deutschland.de. Auch die 15-Minuten-Stadt Das Brandenburger Feldheim, ein Ortsteil der Stadt Treuen- wird vermehrt diskutiert, in der alle wichtigen Grunddaseins- brietzen, liegt südwestlich von Berlin. Es ist das erste energie- einrichtungen innerhalb einer Viertelstunde zu Fuß erreichbar autarke Dorf Deutschlands. Die Menschen vor Ort setzen auf sein sollen. Das führt zum Umbau von Städten zu Gunsten eine dezentrale, regenerative Energie- und Wärmeversorgung des Fuß- und Fahrradverkehrs. Ein Vorbild auf dem Land ist mit 43 Windkraftanlagen. Auch die kanarische Insel El Hierro die Kleinstadt Pontevedra in Spanien. Im Jahr 1999 wurden ist energieautark. Strom wird aus Windkraft gewonnen. Die Autos aus der Innenstadt verbannt und eine 300.000 m² überschüssige Windenergie wird in ein Pumpspeicherkraftwerk Fußgänger*innenzone geschaffen. geleitet und kann dort konserviert werden. 33 34
Nachholbedarf gibt es noch bei Themen wie dem Recycling von alten Windkraftanlagen. Zwar lassen sich die Türme aus Stahl oder Stahlbeton relativ einfach wiederverwerten, wodurch die Recyclingquote schon heute bei 80 bis 90 Prozent der Gesamt- anlage liegt. Aber die aktuellen Rotorblätter aus glasfaserver- stärktem Kunststoff sowie die Motoren sind schwieriger zu ver- werten. Am Flensburger Wind Energy Technology Institute wird daher mit Rotoren aus Holz experimentiert. Auch bei Solarzellen gibt es noch Verbesserungspotenzial. Im Jahr 2017 waren vier Millionen Tonnen Photovoltaik-Anlagen installiert. 43.500 Tonnen an Schrotten fielen in dem Jahr an. Durch den rasanten Ausbau könnten es bis zum Jahr 2050 60 Millionen Tonnen sein. Je nach Technologie benötigen die Module unterschiedliche Rohstoffe (Silizium-Module bestehen aus: 76% Glas, 10% Plastik, 8% Aluminium, 5% Silizium und 1% sonstige Metalle zusammen; Dünnschicht-Module aus: 89% Glas, 6% Aluminium, 4% Plastik und 1% sonstige Metalle). Bei konse- quentem Recycling könnten bis zum Jahr 2050 zwei Milliarden Photovoltaik-Module aus recyceltem Material entstehen. 36
UND MITBESTIMMUNG STÄRKEN! vor mehr als zehn In den Philippinen haben sich daher - und Kir- Jahren Umweltverbände, Menschenrechts n, indig ene Geme insch aften sowie weitere, chengruppe Management-Ge- lokal Betroffene ein neues Mineralien- setz (Alternative Mineral Managem ent Bill) kreiert. aller Betroffe- Ihr Ziel: eine stärkere Mitbestimmung Geringerer Rohstoffverbrauch als Chance für nen, eine höhe re Beste uerun g, die vor allem der loka- eine Demokratisierung: len Bevöl kerun g zugut ekom mt, die Regle mentierung Wassernutzung des kostenlosen Holzeinschlags und Egal ob in Tampakan (Philippinen), Cajamarca (Peru), Xolobeni zeitlic he Befris tung des Abba us. sowie eine (Südafrika), Rosia Montana (Rumänien) oder Cáceres (Spanien): eine zentrale Immer wieder gibt es große Proteste gegen den Bergbau. Eine Die Demokratisierung des Bergbaus ist h weitaus radi- zentrale Frage ist immer: Wer entscheidet unter welchen Bedin- Forderung, andere Regionen sind jedoc dor (seit 2017) gungen, wie Abbaulizenzen vergeben werden? kaler: In der Antarktis (seit 1998), El Salva 2021) ist Berg- und der Region Cuenca in Ecuador (seit Es gibt zwar viele Staaten, die eine Partizipation von Betroffe- ten. Costa Rica (seit 2010) und einige Regio- bau verbo au verboten. nen und insbesondere Indigenen Gemeinschaften vorsehen. So nen der Philippinen haben offenen Tageb (seit 2021) wurde gibt es beispielsweise Gesetze zur freien, vorherigen und infor- In Kirgisistan (seit 2019) und Spanien untersagt. mierten Zustimmung (FPIC) indigener Gemeinschaften in den der Abbau von radioaktiven Mineralien Philippinen oder in Peru („Consulta Previa“), die die ILO-Konven- nheit mit dem tion 169 umsetzen. In der Regel werden diese Konsultationen Diese Beispiele spiegeln die Unzufriede allerdings nicht rechtmäßig durchgeführt, ohne Konsequenzen Bergbau in vielen Regionen wider. für die Minenbetreiber. 38 37
EINE KLIMAGERECHTE ROHSTOFFWENDE POLITISCH FÜR DIE ABSOLUTE VERANKERT WERDEN REDUKTION: SOLLTE Aufgrund der Dringlichkeit der Klimakrise und der negativen Der Rohstoffabbau, die Weiter verarbeitung und die Art der Auswirkungen des Rohstoffabbaus sollte die Bundesregierung Nutzung haben einen Einfluss auf die Klimak rise. Zudem kann eine Rohstoffwende initiieren, die die absolute Reduktion der Bergbau Effekte der Klimak rise verstär ken. Durch den Ver- des Rohstoffverbrauchs als Ziel vorgibt. Diese Rohstoffwende brauch großer Mengen an Wasse r, versch ärft Bergba u in trocke- könnte ähnlich den Niederlanden in Form einer Kreislaufwirt- nen Regionen die Wasserknapp heit. In Länder n wie Indone sien, schaftsstrategie wichtige Impulse setzen. Die Niederlande Brasilien, Peru oder den Philipp inen trägt er zur Entwa ldung haben sich bis 2050 eine umfassende Kreislaufwirtschaft zum bei. Auch die Artenvielfalt wird vom Bergbau bedroht. Durch Ziel gesetzt und wollen schon bis 2030 den Verbrauch an me- das Aussterben von Tier- und Pflanz enarte n könne n ganze Öko- tallischen, mineralischen und fossilen Rohstoffen um 50 Pro- systeme zusammenbrechen. zent zum Vergleichsjahr 2014 reduzieren. Das bedeutet auch, Rohstofflagerstätten zum Beispiel im Regenwald, an Orten mit Um die klimapolitischen Ziele zu erreichen, brauch t es eine hoher Artenvielfalt oder in der Tiefsee nicht mehr auszubeu- grundlegende Rohstoffwende, die den absolu ten Verbra uch an ten. Andere Vorschläge sind global gerechte Pro-Kopf-Verbräu- deutlic h reduzi ert. Möglic hst vie- che einzuführen, wie u.a. der BUND fordert. metallischen Primärrohstoffen n. Die Rohsto ffe, die wir heute le Erze müssen im Boden bleibe schon nutzen, müssen gerecht verteilt, im Kreisla uf und lange Wie das gelingen kann? Einige sektorspezifische Ansätze zur in der Nutzung gehalten werden. Mobilitäts- und Bauwende haben wir in dieser Publikation schon vorgeschlagen. Diese Sektoren sind momentan die Die wenigen bergbaulich gewonnenen Rohsto ffe, die wir in Hauptrohstoffnutzer in Deutschland. Wichtig ist, dass diese Zukunft noch nutzen, müssen unter Einhal tung von Menschen- „Wenden“ sozialverträglich abgefedert werden. ards gewon nen werden. rechts- und strengen Umweltstand Mehr unter: power-shift.de & ak-rohstoffe.de 39 40
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