Farbanomalie und Achromatopsie - PHTL für Optometrie Hall in Tirol Diplomarbeit eingereicht von Hannah Hruschka Helena Frischmann Daniela Mair ...
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PHTL für Optometrie Hall in Tirol Farbanomalie und Achromatopsie Diplomarbeit eingereicht von Hannah Hruschka Helena Frischmann Daniela Mair Projektbetreuerin: Mag. Annemarie Sieß Abgabe: 25.05.2021
Eidesstattliche Erklärung I Eidesstattliche Erklärung Wir erklären hiermit Eides statt, dass wir die vorliegende Diplomarbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt und die, in den benutzten Quellen wörtlich und inhaltlich entnommenen Stellen als solche erkenntlich ge- macht haben. Hall in Tirol, 09. Mai 2021 Hannah Hruschka Helena Frischmann Daniela Mair
Abstract II Abstract The aim of this thesis was to gain insight into color anomaly and achroma- topsia and to summarize the information in a compact way. Since we did not learn much about color vision deficiencies in our training as optome- trists and did not find much literature on the subject, we realized that we wanted to take a closer look at this topic. Furthermore, we wanted to find out if we, as optometrists, could provide an aid for those affected and to investigate to what extent this aid would have an effect on color vision. In the course of writing our thesis, we not only carried out research using literature and the internet, but also designed a survey and tested subjects with special glasses made for color vision deficient people. Due to Coro- navirus, we were not able to get the desired amount of test participants, so we had to put our survey online and tested the special glasses on only a limited sample from our close environment. One third of the respondents in our online survey did not know which color deficiency they had and about 64% indicated that they had it since birth. The way they found out was very different, but the majority noticed it in school or at a career aptitude test. The special glasses in our practical part were received very differently by each participant. Only one person would consider wearing them permanently. For meaningful practical results, a study with more subjects would have to be conducted. Unfortunately, this was not possible for us, as we could not test external people due to Corona. Thus, the focus of our thesis became more about gaining theoretical knowledge on the topic and summarizing this information compactly.
Zusammenfassung III Zusammenfassung Diese Diplomarbeit handelt von den Themen Farbanomalie (Farbseh- schwäche), Achromatopsie (Farbenblindheit) und alle Testmöglichkeiten, die dazugehören. Es hat Relevanz für jene Personen, welche sich mit die- sen Themen genauer auseinandersetzen wollen. Zudem haben wir einen Versuch mit einer Brille gestartet, die speziell für farbsehschwache Perso- nen entwickelt wurde. Diese soll Veränderungen des Farbsehens hervor- rufen und Betroffenen helfen, Farben besser zu erkennen und unterschei- den zu können. Außerdem möchten wir Einblicke in Farbanomalien und Achromatopsien gewinnen und die Informationen kompakt zusammenzu- fassen. Da wir in unserer Ausbildung zu Augenoptikerinnen nicht viel über Farbsehschwächen gelernt haben, und nicht viel Literatur zu diesem Thema gefunden haben, wurde uns klar, dass wir uns dieses Thema ge- nauer ansehen wollen. Darüber hinaus war es uns ein großes Anliegen herauszufinden, ob wir als Optikerinnen den Betroffenen helfen können und inwieweit sich diese Hilfe auf das Farbsehen auswirken würde. Im Zuge unserer Abschlussarbeit haben wir nicht nur in verschiedenen Li- teraturen und im Internet recherchiert, sondern auch eine Umfrage gestar- tet und Proband*innen mit einer speziellen Brille, für Menschen mit Farb- sehschwächen, getestet. Aufgrund von Covid-19 konnten wir nicht die ge- wünschte Anzahl von Personen ermitteln, daher mussten wir unsere Um- frage online stellen und konnten die Spezialbrille nur mit Betroffenen aus unserer näheren Umgebung testen. Ein Drittel von 25 Befragten in unserer Online-Umfrage wussten nicht, wel- che Farbsehschwäche bei ihnen vorliegt, und etwa 64% gaben an, dass sie es seit ihrer Geburt haben. Die Art und Weise, wie sie es herausfanden, war sehr unterschiedlich. Die Mehrheit fand es in der Schule oder bei be- ruflichen Eignungstests heraus.
Zusammenfassung IV Die Spezialbrille in unserem praktischen Teil wurde verschieden von un- seren Teilnehmern aufgenommen. Nur eine Person würde es in Erwägung ziehen, sie dauerhaft zu tragen. Für ein aussagekräftiges Ergebnis über unseren praktischen Teil, müsste eine Studie mit mehr betroffenen Personen durchgeführt werden. Leider war dies für uns nicht möglich, da wir aufgrund von Corona keine externen Proband*innen testen konnten. Dadurch wurde der Schwerpunkt unserer Arbeit, mehr theoretisches Wissen über das Thema zu erlangen und die Informationen kompakt zusammenzufassen.
Vorwort V Vorwort Die Idee, unsere Diplomarbeit über Farbanomalie und Achromatopsie zu schreiben, kam einem Teammitglied bei einem Gespräch mit ihrer Tante. In diesem Dialog wurde eine “Brille für Farbenblinde” erwähnt und gefragt, ob diese auch wirklich funktionieren würde. Keiner aus unserem Team hat vorher von dieser Brille gehört, somit kam es in unsere engere Auswahl der möglichen Diplomarbeitsthemen. Nach vielen weiteren Gesprächen, und auch weil es zwei betroffene Personen in unserer Klasse gibt, wurde für uns sehr schnell klar, dass dies das Thema ist, welches uns am meis- ten interessiert und wir für unsere Diplomarbeit nehmen wollen. Im Zuge unserer Ausbildung hatten wir schon manches über Farbfehlsich- tigkeiten gehört. Jedoch hatten wir über die genaue Einteilung, mögliche Schwierigkeiten und wie Farbsinnstörung zustande kommen können, noch keinen richtigen Überblick. Umso mehr war es ein Anlass für uns, dieses Thema zu vertiefen und es als unser Diplomarbeitsgebiet zu wählen. In unserer Recherche haben wir recht früh bemerkt, dass es nicht einfach ist, entsprechende Literatur über dieses Thema zu finden. In vielen Fach- büchern sind die Farbsinnstörungen aufgelistet, jedoch werden sie meist nur oberflächlich angeschnitten und nicht vertiefend behandelt. Unser Ziel wurde es somit, die in den Büchern erwähnten Themengebiete zu sam- meln und sie einzeln vertiefend zu recherchieren und kompakt auszuar- beiten. Weiters war es uns ein Anliegen herauszufinden, ob es für Menschen mit Farbsinnstörungen Hilfsmittel gibt, die den Alltag erleichtern. Welche Hilfs- mittel diese sind, wie deren Funktionsweise ist und ob diese von den Be- troffenen überhaupt angenommen bzw. als notwendig angesehen werden. Besonders haben wir uns auf den praktischen Teil gefreut, in dem wir Men- schen mit Farbsinnstörung befragen und mit bestimmten Filtern und Bril- lenglas-Tönungen testen wollten. Leider war dies aufgrund von Covid-19
Vorwort V nicht möglich und wir mussten unsere Vorgehensweise während der Ent- stehung der Diplomarbeit anpassen und ändern. So beschränkten sich die praktischen Tests auf unser direktes Umfeld und unsere Befragung wurde über eine online Plattform durchgeführt. Trotz der unvorhergesehenen Ereignisse konnten wir einige Proband*in- nen in unseren praktischen Teil mit einbeziehen. Dies war nicht nur durch eine gute Zusammenarbeit innerhalb unseres Teams möglich, sondern auch Dank der großen Unterstützung von außen.
Danksagung V Danksagung Wir möchten uns bei unserer Projektbetreuerin, Frau Mag. Annemarie Sieß, die sich sehr viel Zeit für uns genommen hat und uns immer mit Rat und Tat zur Seite gestanden ist, bedanken. Ein besonderer Dank gilt auch unseren Proband*innen und vor allem dem Förderverein der Optometrie, der uns die spezielle Brille für Farbseh- schwäche, für unsere Messungen gesponsort hat. Bei unseren Freunden und Familien bedanken wir uns ebenfalls, für die Unterstützung der gesamten Schulzeit.
Inhaltsverzeichnis V Inhaltsverzeichnis Eidesstattliche Erklärung .................................................................... I Abstract ................................................................................................ II Zusammenfassung ............................................................................. III Vorwort ................................................................................................. V Danksagung ....................................................................................... VII Inhaltsverzeichnis ............................................................................ VIII Abkürzungsverzeichnis ..................................................................... XI 1 Aufbau der Netzhaut ...................................................................... 12 1.1 Die 10 Schichten der Netzhaut ............................................................... 13 Pigmentepithel ..................................................................................... 14 Schicht der Rezeptoren ....................................................................... 14 Äußere Grenzmembran ....................................................................... 16 Äußere Körnerschicht .......................................................................... 17 Äußere Faserschicht............................................................................ 17 Innere Körnerschicht............................................................................ 17 Innere Faserschicht ............................................................................. 17 Schicht der Ganglienzellen .................................................................. 17 Nervenfaserschicht .............................................................................. 17 Innere Grenzmembran....................................................................... 18 1.2 Blinder Fleck ........................................................................................... 18 1.3 Gelber Fleck ........................................................................................... 18 1.4 Reizweiterleitung .................................................................................... 18 2 Farbtheorie ...................................................................................... 19 2.1 Dreifarbentheorie .................................................................................... 19 2.2 Gegenfarbentheorie ................................................................................ 19 Zonentheorie ....................................................................................... 20 3 Achromatopsie (Daniela Mair) ....................................................... 21 3.1 Einleitung ................................................................................................ 21
Inhaltsverzeichnis IX 3.2 Achromatopsie ........................................................................................ 22 Angeborene Achromatopsie ................................................................ 23 Wie sieht man mit einer Achromatopsie? ............................................ 24 Inkomplette Achromatopsie ................................................................. 25 Was haben die Achromatopsie und die Blauzapfenmonochromasie gemeinsam? ................................................................................................. 26 Was unterscheidet die Achromatopsie von der Blauzapfenmonochromasie? ........................................................................ 27 Autosomal-rezessiver Erbgang ............................................................ 28 Die Insel der Farbenblinden ................................................................. 31 3.3 Erworbene Farbsinnstörung ................................................................... 32 3.4 Dichromasie............................................................................................ 33 Protanopie ........................................................................................... 34 Deuteranopie ....................................................................................... 34 Tritanopie............................................................................................. 35 3.5 Fragebogen zur Achromatopsie ............................................................. 36 4 Farbanomalie (Helena Frischmann) .............................................. 41 4.1 Einführung in die Farbanomalie .............................................................. 41 4.2 Verschiedene Arten der Farbanomalie ................................................... 43 Protanomalie ....................................................................................... 43 Deuteranomalie ................................................................................... 43 Trianomalie .......................................................................................... 43 Rot-Grün-Sehschwäche ...................................................................... 44 Erworbene Farbsehschwäche ............................................................. 45 Weitere Farbsehschwächen ................................................................ 46 Farbwahrnehmungsschwäche (Farbenastenopie) ............................... 46 4.3 Augenerkrankungen, welche Einfluss auf das Farbsehen haben ........... 47 4.4 Genetik ................................................................................................... 48 Dominanz, Rezessivität und Kodominanz .................................................... 49 4.5 Umfrage .................................................................................................. 50 5 Überprüfung des Farbsehens (Hannah Hruschka) ...................... 52 5.1 Farbsehtests ........................................................................................... 53
Inhaltsverzeichnis X Ishihara ................................................................................................ 54 Farnsworth Munsell 100 Hue Test ....................................................... 56 Anomaloskop ....................................................................................... 60 Holmes-Wright Laternentest ................................................................ 67 Elektroretinogramm ............................................................................. 69 5.2 Was können Betroffene tun? .................................................................. 71 6 Praktischer Teil ............................................................................... 73 7 Literaturverzeichnis ....................................................................... 84 Abbildungsverzeichnis ..................................................................... 90 8 Stundentafel .................................................................................... 91
Abkürzungsverzeichnis X Abkürzungsverzeichnis bzgl. bezüglich bzw. beziehungsweise d.h. das heißt S. Seite(n) u. a. unter anderem u.U. unter Umständen z.B. zum Beispiel nm Nanometer nr. Nummer min. Minuten ca. zirka
Aufbau der Netzhaut 12 1 Aufbau der Netzhaut Die Netzhaut (lat. Retina) unterteilt sich in zwei Abschnitte, einmal in den lichtunempfindlichen Teil im vorderen Bereich des Auges, und einmal in den lichtempfindlichen Teil in dem hinteren Bereich des Auges. Die Grenze der beiden Teile nennt man Ora serrata und sie verläuft als ge- zackte Linie am hinteren Rand des Ziliarkörpers. Pars caeca retinae Der vordere Abschnitt der Retina (lat. Pars caeca retinae) verläuft als einschichtiges Epithel über den Ziliarkörper und bedeckt, als stark pig- mentierte Schicht, die Rückfläche der Iris. In diesem Bereich ist die Re- tina unempfindlich auf Licht Pars optica retinae Der lichtempfindliche Teil der Retina (lat. Pars optica retinae), der den hinteren Abschnitt des Auges bedeckt, besteht aus zwei Blättern. Hier unterscheidet man zwischen dem Pigmentepithel (lat. Stratum pigmen- tosum) und der inneren lichtempfindlichen Schicht (lat. Stratum nervo- sum). Während das Pigmentepithel für die Ernährung der Photorezeptoren zu- ständig ist, und direkt an die Aderhaut (lat. Chorioidea) grenzt, besteht der eigentliche lichtempfindliche Teil aus drei Neuronen. 1. Neuron: Fotorezeptoren (lat. Stratum neuroepitheliale) 2.Neuron: Bipolare Retinaganglienzellen (lat. Stratum ganglionare retinae) 3.Neuron: Optikusganglienzellen (lat. Stratum ganglionare nervi optici) (Faller & Schünke, 2016)
Aufbau der Netzhaut 13 Abbildung 1 https://www.planet-schule.de/wissenspool/total-phaenomenal-sinne/in- halt/hintergrund/der-sehsinn/sehvorgang-beim-linsenauge.html [Zugriff am: 19.02.2021] 1.1 Die 10 Schichten der Netzhaut Die Retina lässt sich in zehn Schichten unterteilen, wobei das Pig- mentepithel dazugezählt wird, obwohl es nicht direkt am Sehprozess be- teiligt ist. In folgende Netzhautschichten wird unterschieden: 1. retinales Pigmentepithel 2. Schicht der Rezeptoren 3. äußere Grenzmembran 4. äußere Körnerschicht 5. äußere Faserschicht 6. innere Körnerschicht 7. innere Faserschicht 8. Schicht der Ganglienzellen 9. Nervenfaserschicht 10. innere Grenzmembran Die Schichten 2-4 bilden das erste Neuron, wobei die vierte Schicht teil- weise schon zu dem zweiten Neuron hinzugezählt werden kann. Ab der achten Schicht beginnt das dritte Neuron, deren Fortsätze bis zum Zwi- schenhirn verlaufen. (Trotter, 1966, p. 38)
Aufbau der Netzhaut 14 Pigmentepithel Das Pigmentepithel liegt zwischen Aderhaut (lat. Chorioidea) und der Schicht der Rezeptoren. Es ist jedoch nicht nur für die Ernährung der Photorezeptoren zuständig, sondern unter anderem auch ein maßgebli- cher Bestandteil der Sehfarbstoffproduktion. (Fanck, 2021) Schicht der Rezeptoren Diese Schicht besteht aus den äußeren, kernlosen Hälften der Stäbchen und Zapfen. Gemeinsam mit der äußeren Körnerschicht bildet sie die Re- zeptoren, wobei die Zapfen vor allem für das Tages- und Farbsehen ver- antwortlich sind, während die Stäbchen nur schwarz-weiß unterschei- den. (Trotter, 1966, pp. 39, 40) 1.1.2.1 Stäbchen Die Stäbchen sind für das skotopische Sehen verantwortlich, dass be- deutet, das Sehen bei Dämmerung und Dunkelheit. Sie sind sehr licht- empfindlich und dienen zur Detektion von bereits sehr geringem Licht. Bei diesem Rezeptor gibt es nur eine Differenzierung zwischen hell und dunkel, somit können keine Farben wahrgenommen werden. Der Sehfarbstoff, der für die Unterscheidung von Hell und Dunkel verant- wortlich ist, wird Rhodopsin genannt. Die Stäbchen haben das Absorptionsmaximum bei 500nm, das bedeutet, dass sie auf Licht eines breiten Spektrums reagieren. Die 500nm befin- den sich mittig im sichtbaren Lichtbereich. Stäbchen befinden sich in der Peripherie der Retina und nehmen Rich- tung Macula (Gelber Fleck) ab. In der zentralen Sehgrube (Fovea centra- lis) sind keine vorhanden. Ein Menschliches Auge hat ca. 120 Millionen Stäbchenrezepthoren, welche sich auf der gesamten Netzhaut verteilen. (Dr. Gumpert, 2021)
Aufbau der Netzhaut 15 Die Stäbchen bestehen aus vier Bereichen, der erste Teil ist das Außen- segment, das Innensegment, der Zellkörper und am Ende befindet sich die synaptische Endigung. Man kann die Stäbchen an ihren Außenseg- ment erkennen und sie von den Zapfen unterscheiden. Die Stäbchen sind länger und haben eine Zylinderform mit vielen Membranscheibchen, wo die Photopigmente eingelagert sind. Das Außensegment der Zapfen ist kürzer, spitzig und hat weniger Membranscheibchen. (von Katzen, 2018). 1.1.2.2 Zapfen Jeder Mensch enthält insgesamt 6 Millionen Zapfen, welche die Grund- lage für das Farbsehen sind. Zapfensehen wird auch Photopisches oder Tagsehen genannt. Der Sehfarbstoff (Iodopsin) wird nur bei hellem Licht ausreichend gereizt und aktiv. Die Zapfen enthalten drei unterschiedliche Eiweißanteile. Diese sind für jeweils einen bestimmten Wellenlängenbe- reich empfindlich, daher ist es möglich die Zapfen in drei Typen zu unter- teilen. S-Zapfen = short, kurze Wellenlänge (Absorptionsmaximum ca. 455nm - blauvio- lett). Decken den blauen Wellenlängenbereich ab, daher wird er auch Blaurezeptor genannt. Wenn die S-Zapfen anatomisch nicht vorhanden sind, wird von einer Trianopie gesprochen. Diese Farbfehlsichtigkeit ist allerdings nur sehr selten. Aufgrund der Trianopie wurden diese Zapfen früher T-Zapfen genannt. M- Zapfen = medium, mittlere Wellenlänge (Absorptionsmaximum ca. 534nm - sma- ragdgrün). Decken den Bereich zwischen blauem und orangem Licht ab. Wenn hier der Grünrezeptor fehlt, wird die Farbfehlsichtigkeit Deuterano- pie genannt. Deshalb ist die veraltete Bezeichnung D-Zapfen. Oft ist der M-Zapfen für eine Farbfehlsichtigkeit verantwortlich. Aus einem einfa- chen Grund, denn liegt auf einer Crossing-over-Stelle des X-
Aufbau der Netzhaut 16 Chromosoms, welches der Vorgang bzw. das Ergebnis während der Rei- feteilung ist. L-Zapfen = long, lange Wellenlänge (Absorptionsmaximum ca. 563nm - gelbgrün). Dieser Zapfen wird auch Rotrezeptor genannt, dies kommt daher, weil er für die Wahrnehmung von rotem Licht hauptsächlich verantwortlich ist. Wenn dieser Zapfen nicht vorhanden ist, wird von einer Protanopie ge- sprochen. Daraus schließt sich, dass die alte Bezeichnung P-Zapfen ist. Die M- und L-Zapfen liegen auf dem X-Chromosom nebeneinander und sind genetisch sehr verwandt. Man geht davon aus, dass es den L-Zap- fen früher noch nicht gab. Es wird vermutet, er wurde vor wenigen Milli- onen Jahren aufgrund einer Genduplikation erzeugt. Eine Genduplikation wird eine Verdoppelung eines gewissen Bereichs eines Chromosoms, somit eine dauerhafte Verdoppelung einzelner Gene oder Gengruppen genannt. (Anon., 2021) Zapfen und Stäbchen haben einen ähnlichen Aufbau: Zellkörper – Sy- napse – Zellspezialisierung (Innen + Außensegment). Allerdings sind die Zapfen breiter als die Stäbchen. Zudem sind die Außensegmente kürzer, woraus sich ergibt, dass sie von verlängerten retinalen Pigmentepithel erreicht werden müssen. Äußere Grenzmembran Die äußere Grenzmembran ist vor allem für die Stabilisierung der Retina zuständig. Sie trennt zwar die Schicht der Rezeptoren mit der äußeren Körnerschicht, welche gemeinsam eine Zelleinheit bilden, jedoch kann man sich die Grenzmembran als Netzwerk vorstellen, welches von den Fortsätzen der Zapfen und Stäbchen durchlöchert wird. (Trotter, 1966, p. 41)
Aufbau der Netzhaut 17 Äußere Körnerschicht Hier sind die dazugehörigen Zellkerne, zu den kernlosen Hälften in der Schicht der Rezeptoren, enthalten. (Trotter, 1966, p. 41) Äußere Faserschicht Die Umschaltung der Nervenimpulse findet in der äußeren Faserschicht statt. Sie verbindet die innersten Fortsätze der Sehzellen, die sogenann- ten Basalteile, mit den peripheren Fortsätzen der Bipolarzellen. (Trotter, 1966, pp. 41, 42) Innere Körnerschicht Der maßgebliche Bestandteil dieser Schicht sind die Bipolarzellen, deren Fortsätze sowohl mit den Ganglienzellen als auch mit den Rezeptoren verbunden sind, und somit ein Verbindungsglied bilden. (Trotter, 1966, p. 42) Innere Faserschicht Hier fügen sich die Stützsubstanz, genannt Neuroglia, und das Faser- werk der Netzhautzellen zusammen. (Trotter, 1966, p. 42) Schicht der Ganglienzellen Die Opticus-Ganglienzellen können in ihrer Größe variieren und haben unterschiedlich viele Fortsätze. Man unterscheidet zwischen individuell geschalteter Zelle, jene Zelle die nur an einer Bipolarzelle angeschlossen ist, und einer diffusen Synapse. Hier ist die Ganglienzelle mit mehreren Bipolarzellen verbunden. (Trotter, 1966, p. 43) Nervenfaserschicht Die Neuriten der Opticus-Ganglienzellen vereinen sich zu Bündeln und gründen den größten Teil der Nervenfaserschicht. (Trotter, 1966, p. 43)
Aufbau der Netzhaut 18 Innere Grenzmembran Die innere Grenzmembran wird von den kegelförmigen Endverbreiterun- gen der Netzhautstützfasern gebildet. Diese Fasern stehen so dicht an- einander, dass sie eine zusammenhängende Schicht bilden und die Netzhaut nach innen abschließen. (Trotter, 1966, p. 43) 1.2 Blinder Fleck (lat. Papilla nervi optici) Im hinteren Bereich des Augapfels verlassen die Fortsätze der Optikus- ganglienzellen das Auge und bilden den Sehnerv. Auch die Gefäße tre- ten an der siebartig unterbrochenen Lederhaut, genannt Lamina cri- brosa, ein und aus. Der Name “Blinder Fleck” kommt von der anatomi- schen Konstellation, da in diesem Bereich keinerlei Stäbchen und Zapfen vorhanden sind. (Faller & Schünke, 2016, p. 600) 1.3 Gelber Fleck (lat. Macula lutea) Der etwa 2 mm lang und 1 mm breite Bereich der Netzhaut ist mit etwa 6 mio. Zapfen die am dichtesten besiedelte Stelle der Retina. Genau in der Mitte befindet sich der Punkt des schärfsten Sehens, nämlich die Fovea centralis. Hier können die Informationen besonders gut verarbeitet werden, da jeder Zapfen seine eigene Ganglienzelle als Reizweiterlei- tung besitzt. (Fanck, 2021) 1.4 Reizweiterleitung Das Licht fällt zuvor auf die äußerste Schicht der Retina und gelangt erst anschließend zu den lichtempfindlichen Rezeptoren. Die Reizweiterlei- tung erfolgt darauf in die entgegengesetzte Richtung. Dies nennt man eine inverse Lage der Photorezeptoren. (Fanck, 2021)
Farbtheorie 19 2 Farbtheorie 2.1 Dreifarbentheorie Den Start der Dreifarbentheorie machte der englische Arzt und Physio- loge Thomas Young (1773 - 1829). Er äußerte im Jahre 1802 die Vermu- tung, dass das menschliche Auge nur auf drei Farben sensibilisiert ist, und mit diesen alle Mischfarben erzeugt. Weiterentwickelt wurde diese Theorie von Hermann von Helmholtz (1821- 194) Mitte des 19. Jahrhun- derts, der seine Messungen auf die Berechnungen des englischen Phy- sikers James Clerk Maxwell (1831 - 1879) stützte. Hermann von Helm- holtz wies mit seinen psychophysikalischen Messungen und Untersu- chungen nach, dass auf der Netzhaut die primären Spektralfarben Rot, Grün und Blau wahrgenommen und durch die additive Farbmischung zu unterschiedlichsten Farben vermischt werden können. Diese additive Farbmischung wird ermöglicht, wenn mindestens zwei der drei Zapfenty- pen von dem einfallenden Licht angeregt werden. (Welsch & Liebmann, 2012) Auch zu finden ist diese Theorie unter dem Namen “Trichromati- sche Theorie” oder “Young-Helmholtz-Theorie”. (MBq, 2021) 2.2 Gegenfarbentheorie „Die Gegenfarbtheorie besagt, dass das menschliche Farbsehen auf vier verschiedenen Grundfarben beruht, die sich als zwei Ge- gensatzpaare Rot – Grün und Blau – Gelb anordnen lassen.“ (Norbert Welsch, 2021, p. 228) Die Gegenfarbtheorie, die von Ewald Hering aufgestellt wurde, ist eine Theorie zur menschlichen Farbempfindung. Laut ihm gibt es vier „physi- ologische Primärfarben“, Blau, Gelb, Grün und Rot. Obwohl es auf der Netzhaut keine Gelb-Zapfen gibt, wird die Farbe Gelb wie die drei ande- ren Farben als Urfarbe wahrgenommen, somit gibt es vier grundlegende Farbempfindungen. Dies wurde 1966 durch neurophysiologische Unter- suchungsergebnisse bestätigt. (Norbert Welsch, 2021, p. 228)
Farbtheorie 20 Abbildung 2 Abbildung 2 Die vier "physiologischen Primär- farben" Blau, Gelb, Grün und Rot. (Welsch & Liebmann, 2012, pp. 228-229) Hering nahm an, dass es in der Netzhaut drei getrennte chemische Pro- zesse gibt. Dabei wird ein Anteil gehemmt und ein anderer erregt. Dieser Prozess erfolgt mit den Gegenfarbpaaren Blau-Gelb, Rot-Grün und Schwarz-Weiß. (Willig, 2021) Wenn eine Farbfläche betrachtet wird, zum Beispiel die Farbe Grün und anschließend betrachtet man eine helle neutrale Fläche, so entsteht ein Nachbild der Gegenfarbe Rot. Diesen Prozess nennt man Sukzessivkontrast und es wird ein Gleichgewicht angestrebt. (Willig, 2021) Zonentheorie Die Zonentheorie beschreibt die Kombination der Dreifarben- und Ge- genfarbentheorie. Genauer gesagt, dass die auf der Netzhaut auftreffen- den physikalischen Farbreize mittels der Dreifarbentheorie aufgenom- men und gemischt werden. Die Verbindung bzw. Vernetzung zum Gehirn erfolgt anschließend mittels der Gegenfarbtheorie. (S.229, Buch Farben, Welsch, Liebmann)
Achromatopsie (Daniela Mair) 21 3 Achromatopsie (Daniela Mair) 3.1 Einleitung Schöne kräftige Farben, die bunten Blumen im Frühling, der blaue Him- mel, die grünen Wiesen, für uns ist es selbstverständlich, dass wir alles in Farbe sehen. Wir überlegen gar nicht wie die Umgebung ohne Farben aussehe. Dass wir Farben sehen, gehört zur Selbstverständlichkeit. Doch wie sieht die Umwelt für eine Person aus, die keine Farben wahr- nehmen kann? Diese Person welche die kräftigen Farben, die bunten Blumen im Frühling, den blauen Himmel und die grünen Wiesen nur als schwarzweiße Umgebung wahrnehmen könne und nur verschiedene Kontraste sehen sind farbenblind. Es gibt auch Personen die „nur“ eine Farbe nicht erkennen können. Auch diese Betroffenen sehen die Umgebung anders, als jene bei denen alle Zapfen auf der Netzhaut vorhanden sind und alle drei Farben die Farb- wahrnehmung an das Gehirn weiterleiten. Viele wissen oft nicht, dass sich mit dieser Art von Einschränkung Hindernisse ergeben. Eine Rotblindheit oder Grünblindheit, bei dieser „nur“ ein Zapfen auf der Netzhaut fehlt, führt auch zu gewissen Einschränkungen. Ein gutes Bei- spiel ist, das Erkennen der Erdbeeren und Kirschen in einer grünen Um- gebung. Durch das Fehlen der Farben Rot und Grün kann die/der Betroffene diese nicht unterscheiden, denn er sieht die Erdbeeren und Kirschen nicht wie ein Normalsichtiger in einem kräftigen Rot und die Blätter in einem kräftigen Grün. Gewisse Berufe können durch die Farbenblindheit nicht ausführen werden, dazu gehören zum Beispiel der Eisenbahn- dienst, die Schifffahrt und der Flugverkehr. (Axenfeld & Pau, 1980, p. 59) In diesem Kapitel erfahren sie mehr über die totale Farbenblindheit (Achromatopsie) und die Dichromasie, bei dieser ein Zapfen auf der Netzhaut nicht vorhanden ist oder die Weiterleitung nicht mehr funktio- niert.
Achromatopsie (Daniela Mair) 22 3.2 Achromatopsie Die Achromatopsie ist die komplette Farbenblindheit und gehört zu den angeborenen Farbsinnstörungen. Diese ist die einzige Farbsinnstörung, die die Bezeichnung „Farbenblindheit“ tatsächlich rechtfertigt. (Berke & Münschke, 1996, p. 187) In der Netzhaut gibt es zwei Typen von Photorezeptoren: Stäbchen und Zapfen. Die Achromatopsie wird auch als Stäbchenmonochromasie be- zeichnet, da nur die Stäbchen und keine Zapfen auf der Netzhaut vor- handen und für das Sehen verantwortlich sind. Das bedeutet, dass auch das Tagessehen nur mit den Stäbchenrezeptoren möglich ist. Bei einer Monochromasie gibt es keine Farbdiskriminierung, da nur eine Dimensi- onalität der spektralen Empfindlichkeit möglich ist. An Achromatopsie leidet etwa 1:30.000 Menschen und an Blauzapfen- monochromasie (siehe Seite 25) 1:100.000. (Wissinger & Kohl, 2021, pp. 30-31) Gesunde Netzhaut mit den drei Zapfentypen und den Stäbchen: Abbildung 3 https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Schema-Netzhaut-gesund.JPG [Zugriff am: 11.03.2021] Netzhaut bei einer Achromatopsie: im gelben Fleck befinden sich keine Zapfen aber in der Peripherie Stäbchen. Abbildung 4 https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Schema-Netzhaut-Achromatopsie.JPG [Zugriff am, 11.03.2021]
Achromatopsie (Daniela Mair) 23 Angeborene Achromatopsie Bei der angeborenen Achromatopsie ist die Farbenblindheit voll ausge- prägt, dabei befinden sich in der Netzhaut, beziehungsweise im gelben Fleck keinerlei Zapfen. Die Zapfen sind für das Farbsehen verantwortlich und somit ist nur ein Kontrastsehen möglich. Typische Symptome für die Achromatopsie sind, eine stark reduzierte Sehschärfe (10-20% der Nor- malsehschärfe), eine hohe Lichtempfindlichkeit und ein sogenannter Nystagmus. (Wissinger & Kohl, 2021, pp. 30-31) Die totale Farbenblindheit stellt, durch die stark reduzierte Sehschärfe, eine ernsthafte Behinderung dar. Durch den schlechten Visus sind die betroffenen Personen im Alltag sehr stark eingeschränkt. Diese Ein- schränkung ist bereits bei sehr einfachen Tätigkeiten ersichtlich, zum Beispiel beim Einkaufen (Lebensmittel unterscheiden), Sport (Trikotfar- ben) und im Straßenverkehr (Ampeln). Die mangelnde Sehschärfe führt zu Verwechslungen und Unsicherheiten. Bei hellem Licht kann sich die Sehschärfe noch weiter reduzieren. (Brille24, 2008-2021) Die hohe Lichtempfindlichkeit (Photophobie – „Angst vor Licht“) macht sich bereits bei sehr geringem Licht erkennbar. Die Betroffenen reagie- ren auf geringe Lichtreize überempfindlich. Das Licht im Freien und im Inneren von Räumen ist sehr unangenehm, ob es sich um eine künstliche oder natürliche Lichtquelle handelt, spielt keine Rolle. Die Lichtempfind- lichkeit macht sich am Lidschlussreflex ersichtlich, dabei werden die Au- gen zugekniffen. (Wendler, 2020) Der Nystagmus wird als pendelartige Bewegung des Augapfels bezeichnet. Die Augen machen ruckartige Bewegungen, da kein funktionelles Netzhautzentrum vorhanden ist. (Wissinger & Kohl, 2021, pp. 30-31) Bereits im Kindesalter kann die Monochromasie erkannt werden. Offen- sichtliche Zeichen sind die Lichtempfindlichkeit und der Nystagmus. (Axenfeld & Pau, 1980, p. 60)
Achromatopsie (Daniela Mair) 24 Wie sieht man mit einer Achromatopsie? Sicht eines gesunden Auges: Abbildung 5 https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Flamingo- Achro.jpg [Zugriff am, 11.03.2021] Sicht mit Achromatopsie: Abbildung 6 https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Flamingo-di.jpg [Zugriff am, 11.03.2021]
Achromatopsie (Daniela Mair) 25 Inkomplette Achromatopsie Die inkomplette Form der Achromatopsie wird von der Stäbchenmono- chromasie unterschieden, da ein höherer Visus von 0,3 erzielt werden kann. Dieser Visus ist bei mesopischen Bedingungen möglich. Dabei kommt es zu einer Zusammenarbeit zwischen den Blaurezeptoren und dem Stäbchenmechanismus, so dass sich eine Dichromasie (siehe Seite 34) einstellt. Diese Form ähnelt der Rot-Grün-Störung. (Berke & Münschke, 1996, p. 187) 3.2.3.1 Blauzapfenmonochromasie BCM Die Blauzapfenmonochromasie gehört zu den Farbsinnstörungen und kommt nur sehr selten vor. Wenn man eine Blauzapfenmonochromasie hat, bedeutet das, dass auf der Netzhaut Rot- und Grünzapfen fehlen. Die Anzahl der Blauzapfen sind gering ca. 1/20 Blauzapfen finden sich auf der Netzhaut, somit leiden die Betroffenen an einer stark verringerten Sehschärfe. Wenn nur ein Zapfen vorhanden ist, gibt es keine Farbdiskriminierung. Bei Dämmerung kann ein Farbeindruck entwickelt werden. Die Blauzap- fenmonochromasie betrifft hauptsächlich Männer, da sie X- chromoso- mal rezessiv vererbt wird (Siehe Seite 50). (Wissinger & Kohl, 2021, p. 31) Obwohl die Betroffenen die Blauzapfen auf der Netzhaut haben, sehen sie lediglich hell-dunkel-Schattierungen. Symptome, die bei der Blauzap- fenmonochromasie auftreten, sind: Lichtempfindlichkeit (Photophobie), eine verschlechterte Sehschärfe, meist eine Kurzsichtigkeit und ein Nystagmus. (Oesterle, 2020) Diese seltene genetische Netzhauterkrankung ist von Geburt an in einem stabilen Zustand und nicht progressiv. Bei älteren Personen kann es dazu führen, dass eine zunehmende Atrophie im zentralen Bereich der Netzhaut auftreten kann.
Achromatopsie (Daniela Mair) 26 Bei einer Achromatopsie wird die Erkrankung bereits in den ersten sechs Monaten ersichtlich, da die Lichtempfindlichkeit und der Nystagmus vor- handen sind. Ob es sich nun um eine Achromatopsie oder um eine Blauzapfenmonochromasie handelt, kann man feststellen, indem man die Familiengeschichte, unter Berücksichtigung des X-chromosomalen Erbgangs untersucht, außer es handelt sich um einen Einzelfall. Es wird ein Farbsehtest durchgeführt. Wenn die Farben vom Betroffenen nicht erkannt werden und das Farbsehen gestört ist, kann eine Diagnose erstellt werden. (BCM Families Foundation, 2014) Diagnostische Instrumente: • „Elektroretinogramm (ERG), mit dem der Funktionsverlust der Zapfen und die entsprechende Funktionstüchtigkeit der Stäbchen nachgewiesen werden kann; • Farbtest Farnsworth D-15 oder Farnsworth Munsell 100 Hue test; • Rekonstruktion der Familiengeschichte der Krankheit.“ (BCM Familie Foundation, 2014) Was haben die Achromatopsie und die Blauzapfenmonochromasie gemeinsam? Beide genetischen Krankheitsbilder weisen folgende gemeinsamen Symptome auf: • „Lichtüberempfindlichkeit; • geringe zentrale Sehschärfe; • geringes Farbunterscheidungsvermögen; • kindlicher Nystagmus oder Nystagmus; • scheinbar normale Netzhaut.“ (BCM Familie Foundation, 2014)
Achromatopsie (Daniela Mair) 27 Was unterscheidet die Achromatopsie von der Blauzapfenmono- chromasie? Obwohl die Achromatopsie und Blauzapfenmonochromasie zahlreiche Ähnlichkeiten aufweisen, sind sie keine zusammenhängenden Krankheiten. • „Blauzapfenmonochromasie ist an das X-Chromosom gebunden und befällt nur Personen männlichen Geschlechts; • Achromatopsie ist eine autosomal rezessive Krankheit, die Männer und Frauen gleichermaßen betrifft; • Die Mutationen, die BCM verursachen, führen zu einem Mangel an funktionellen Opsin-Fotopigmenten in den roten und grünen Zapfen; • Die Mutationen, die Achromatopsie verursachen, führen zu einer Unterbrechung der Phototransduktions-Signalkaskade. Während also die Photopigmente vorhanden sein können und Licht absorbieren können, können die Zapfen dies dem Gehirn nicht signalisieren und sind daher alle nicht funktionsfähig (rot, grün und blau).“ (BCM Familie Foundation, 2014) Bis heute gibt es noch keine spezifische Therapie für eine Blauzapfen- monochromasie. (BCM Families Foundation, 2014)
Achromatopsie (Daniela Mair) 28 Autosomal-rezessiver Erbgang Die Achromatopsie wird autosomal-rezessiv vererbt. (Wissinger & Kohl, 2021, p. 31) Unter rezessiv versteht man „zurückweichend“ oder „unterdrückend“. (Sailer & Diem, 2012) Im Körper befinden sich Millionen von Zellen. Diese Zellen enthalten im Inneren des Zellkerns unsere Gene Genom. Die Gene befinden sich als Struktur im Zellkern und diese Struktur bezeichnet man als Chromosomen. Diese Gene regulieren das Wachstum und unsere Körperfunktionen. Autosomal-rezessive Vererbung bedeutet, dass zwei veränderte Kopien des Gens im Inneren des Zellkerns, also väterlicher und mütterlicher Seite, vererbt werden müssen, sodass die Störung vorkommt. Der Körper besitzt 46 Chromosomen. Man erhält jeweils 23 Chromosomen von der Mutter und vom Vater. Zur Sicherheit bekommt man eine Kopie von jedem Elternteil. Zu einer Störung kann es kommen, wenn es zu einer Veränderung (Mutation) der Kopie kommt, oder wenn die korrekte Information des Gens nicht mehr an das Kind weitergegeben werden kann. Autosomal-rezessiv heißt also, wenn zwei veränderte Kopien vererbt werden, ist das Kind von der Störung betroffen. Wenn eines der beiden Kopien unverändert ist, dann ist das Kind in den meisten Fällen nur Anlageträger/in. Der Grund dafür ist, dass, das veränderte vom unveränderten Gen ersetzt wird. Die Störung selbst ist dabei nicht ausgebrochen, aber das Kind besitzt das veränderte Gen und kann es weitervererben. (EuroGentest, 2021)
Achromatopsie (Daniela Mair) 29 3.2.6.1 Wer kann von der Autosomal-rezessiven Vererbung betroffen sein? Die Vererbung kann nicht gesteuert werden und ist dem Zufall überlassen, es lässt sich nicht reparieren und es bleibt lebenslang erhalten. Somit kann man im Vorhinein nicht wissen, ob ein Kind von der Störung betroffen oder nur Anlageträger*in ist. Diese Veränderung des Gens kann Männer und Frauen gleich treffen und ist somit geschlechtsunabhängig. (EuroGentest, 2021) Abbildung 7 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Autosomal_recessive_-_de.svg [Zugriff am, 11.03.2021]
Achromatopsie (Daniela Mair) 30 3.2.6.2 Anlageträger in der Familie: Es kann auch vorkommen, dass viele Familienmitglieder vorher nicht von der Störung betroffen waren und nicht wussten, dass sie dieses veränderte Gen in sich habe. Die Möglichkeit besteht, dass ein Kind der erste Fall in der Familie ist. Dabei müssen beide Elternteile das veränderte Gen besitzen, sodass beim Kind die Störung ausbricht. Sollte die Achromatopsie in der Familie genetisch bedingt sein und man weiß, dass das veränderte Gen in der Familie vorkommt, kann man bei einem Kinderwunsch eine Untersuchung auf Anlageträgerschaft durchführen. Dabei erfährt man, ob beide Personen Träger des veränderten Gens sind. Somit erhält man die Information, ob das Kind von der autosomal-rezessiv genetischen Störung betroffen sein kann oder nicht. Auch während der Schwangerschaft ist ein genetisches Testverfahren durchführbar, sodass man herausfinden kann, ob das Kind die Störung geerbt hat oder nicht. (EuroGentest, 2021) 3.2.6.3 Welche Gene sind betroffen? Es gibt vier Gene, die identifiziert wurden, die zu 80% dafür verantwort- lich sein können, dass eine Person an Achromatopsie erkrankt. Diese vier Gene heißen: CNGA3, CNGB3, GNAT2 und PDE6C. Die wichtigsten dieser vier Gene sind CNGA3 und CNGB3: • Veränderungen in CNGB3 ist für 40 – 50% der Achromatop- siefälle verantwortlich, • Veränderungen in CNGA3 ist bei 10 – 25% Achormatopsiefäl- len gefunden worden. (Poloschek & Kohl, 2010, p. 575)
Achromatopsie (Daniela Mair) 31 Die Insel der Farbenblinden Pingelap ist eines von acht winzigen Inseln im Westpazifik, sie gehört zu Mikronesien. Auf dieser Insel leben ca. 450 Menschen. Das Besondere an dieser Insel ist, dass von den wenigen Einwohner*innen ca. 75 Personen Achromatopsie haben. Das bedeutet, dass jeder sechste auf dieser Insel an der Farbsinnstörung leidet und davon betroffen ist. Der Grund dieser genetischen Verbreitung ist, dass 1775 bei einem Taifun ca. 90% der Bevölkerung ums Leben kam. Unter den wenigen Überlebenden war das Gendefekt: Achromatopsie vorhanden und die Bewohner*innen haben somit das autosomal-rezessive Gen durch Inzucht verbreitet. (Achromatopsie Selbsthilfe e.V., kein Datum) Der Neurologe Oliver Sacks verfasste 1996 ein Buch „Die Insel der Farbenblinden“ indem er darüber schrieb, wie er mit seinem Freud Knut Norby, der auch Achromatopsie hat, auf die Insel Pingelap geflogen ist. Sein Freund Knut Norby trug über seine normale Brille noch zwei dunkle Brillen. Trotz dieser Abdunklung blinzelte und zwinkerte er unablässig hinter dem Sonnenschutz und das ruckartige Bewegen der Augen war zu sehen (Nystagmus). (Sacks, 1997, p. 28) Oliver Sacks schrieb in seinem Buch, dass viele Kinder auf der Insel an Achromatopsie litten. Als sie an der Insel ankamen sahen sie einige der Kinder blinzeln und deren zusammengekniffenen Augen. Ein Kind überdeckte sogar seine Augen mit einem schwarzen Tuch. (Sacks, 1997, p. 49) Die Achromatopsie wird mit dem Wort „Maskun“ (Nichtsehen) bezeichnet, damit benennt man das seltsame Leiden, das die Kinder haben. Bob, der auch mit auf die Insel geflogen ist, hat eine Refraktion durchgeführt, dabei ist ihm nichts Ungewöhnliches auf der Netzhaut aufgefallen, aber es war schwierig, die Menschen zu untersuchen, da sich die Augen unter dem Einfluss des Nystagmus ständig bewegten. (Sacks, 1997, p. 66)
Achromatopsie (Daniela Mair) 32 3.3 Erworbene Farbsinnstörung Die Farbsinnstörung kann auch erworben werden. Die Ursachen, die zu einer Farbenblindheit führen können, sind: • ein Schlaganfall • ein Schädel-Hirn-Trauma • Hirnläsionen (Brille24, 2008-2021) • eine Erkrankung der Netzhaut zum Beispiel eine Makuladege- neration oder eine diabetische Retinopathie • Erkrankungen der Sehbahnen wie eine Sehnervenentzündung und ein Sehnervenschwund • sowie Erkrankungen der Augen wie ein Grauer Star oder Grü- ner Star • bei Vergiftungen mit Medikamenten, zum Beispiel ein Schlaf- mittel. (Oesterle, 2020) Der Unterschied zwischen der erworbenen und der angeborenen Far- benblindheit ist, dass bei der aufgetretenen Farbenblindheit die Seh- schärfe nicht beeinträchtigt ist. Die Zapfen in der Netzhaut sind vorhan- den und funktionieren normal, aber die Verarbeitung der Farbwahrneh- mung ist gestört. (Brille24, 2008-2021) Worin sich die beiden Arten noch unterscheiden, ist, dass bei der ange- borenen Farbenblindheit immer beide Augen betroffen sind und die er- worbene Farbenlindheit beide oder nur ein Auge betreffen kann. Die er- worbene Farbenblindheit betrifft Männer und Frauen gleich. (Oesterle, 2020)
Achromatopsie (Daniela Mair) 33 3.4 Dichromasie Die Dichromasie kommt vom griechischen und bedeutet dís (di= zwei- mal) und chrõma (Farbe). (Duden, 2021). Dabei funktionieren nur zwei der drei Farbpigmente, somit sind Farbwahrnehmungen nur in zwei Di- mensionen möglich. Man unterscheidet zwischen Protanopie (L-Pigment), Deuteranopie (M- Pigment) und der Tritanopie (S-Pigment). (Zrenner, 2006, p. 28) Wenn es eine Störung in der Rotwahrnehmung gibt, spricht man von einer Pro- tanopie. Bei einer Störung in der Grünwahrnehmung spricht man von Deuteranopie und bei der sehr seltenen Ausprägung, wo es zu einer Stö- rung in der blauen beziehungsweise in der gelben Wahrnehmung kommt, spricht man von einer Tritanopie. Die Farbsinnstörung wird in der Regel rezessiv-geschlechtsgebunden vererbt. Dabei sind Männer häufiger betroffen als Frauen. Die Deuteranopie kommt 5x häufiger vor als die Protanopie. (Grehn, 2019, p. 291) Dichromaten sind in der Lage bei normalen Sehbedingungen die Licht- signale im Straßenverkehr zu erkennen. Schwieriger wird es, wenn die Betroffenen müde werden, dabei kann es zu Unsicherheiten kommen. Bereits im jungen Alter lässt sich die Protanopie und Deuteranopie erkennen, da beim Erdbeersuchen und Kirschenpflücken die Farbe Rot nicht erkannt wird und die Früchte sich nicht von der grünen Umgebung abheben. Mit der Zeit kann man lernen mit der Farbsinnstörung umzugehen. Betroffene lernen die geringsten Sättigungs- und Helligkeitsunterschiede auszunutzen. Wenn es zu Blendung, Nebel oder Ermüdung kommt, können sich die Erkennungen erschweren. Dichromaten können gewisse Berufe wie zum Beispiel den Eisenbahndienst, die Schifffahrt und Tätigkeiten im Flugverkehr nicht ausführen, da dort das Erkennen der Farben eine Voraussetzung des Berufes darstellt. (Axenfeld & Pau, 1980)
Achromatopsie (Daniela Mair) 34 Protanopie Bei einer Protanopie wird die Farbe Rot nicht wahrgenommen, somit gibt es einen Ausfall der roten Farbe im langwelligen Bereich des Spektrums. Im Alltagsleben wird die Farbsinnstörung zum Hindernis. Im Straßenver- kehr können Farben kleiner Lichter, zum Beispiel beim Auto die Brems- lichter, die roten Blinklichter oder die kleinen Warnlampen nur mangelhaft wahrgenommen werden. (Axenfeld & Pau, 1980, pp. 59-60) Männer und Frauen sind unterschiedlich betroffen 1% der Männer und 0,03% der Frauen. Wenn jemand eine Protanopie hat, sieht diese Person im kurzwelligen Bereich die Farbe Blau so gut wie eine Person ohne Farbsinnstörung. Im Bereich des mittelwelligen Spektrums werden die Farben als Grau gesehen und im langwelligen Bereich werden die Far- ben mit einem satten Gelb wahrgenommen. (Wikipedia, 2020) Deuteranopie Bei einer Deuteranopie wird die Farbe Grün nicht wahrgenommen. Der Zapfen für die grüne Farbe, ist nicht vorhanden. Die Farbwahrnehmung und die Hindernisse im Alltag ähneln sich wie bei der Rotblindheit. Bei der Deuteranopie muss beachtet werden, dass sie nicht mit der Rot- Grün-Schwäche verwechselt wird, da diese unterschiedlich sind. (Oesterle, 2020) An Deuteranopie sind jeweils 1% der Männer und bei Frauen 0,01% be- troffen. Ein Grünblinder sieht im kurzwelligen Bereich die Farbe Blau wie ein Normalsichtiger. Die blaue Farbe kann kräftig erkannt werden. Im mit- telwelligen Bereich sieht die oder der Betroffene keine Farben, sondern kann nur ein Grau erkennen und im langwelligen Bereich entfällt die Farbe Rot, stattdessen wird ein intensives Gelb wahrgenommen. (Wikipedia, 2020)
Achromatopsie (Daniela Mair) 35 Tritanopie Bei der Tritanopie wird die Farbe Blau nicht wahrgenommen. Die Blaub- lindheit kommt nicht so häufig wie die Rot- und Grün-Farbenblindheit vor. Eine Person mit Tritanopie kann die Farbe Blau nicht sehen und nur schwer die Farbe Gelb erkennen. (Oesterle, 2020) Der Anteil der Betroffenen bei Männern und Frauen liegt bei circa 0,005%. (Mißfeldt, 2012 - 2021)
Achromatopsie (Daniela Mair) 36 3.5 Fragebogen zur Achromatopsie Der Fragebogen ist so aufgebaut, dass man einen Eindruck erhält wie sich die Person fühlt und sieht. Der Fragebogen ist absichtlich mit einer größeren Schrift geschrieben, da man bei einer Achromatopsie eine stark reduzierte Sehschärfe hat. Dabei werden einige Situationen deutlicher und verständlicher gemacht. Der folgende Fragebogen wurde von einer Person mit Achromatopsie ausgefüllt.
Achromatopsie (Daniela Mair) 37 Datum: 23.04.2021 Diplomarbeit von: Hruschka Hannah, Frischmann Helena, Mair Daniela Ihre Angaben werden vertraulich und anonym behandelt und ausschließlich für die Diplomarbeit ver- wendet! Alter: 25 Land/Wohnort/Region: Italien (Provinz Bozen) Fragebogen-NR.: 1 In welchem Alter wurde die Achromatopsie diag- nostiziert? 3 Monate Wie lang hat es bis zur Diagnose gedauert? (Erste eigene Wahrnehmung /Wahrnehmung der Eltern, bis zur Diagnose des Arztes) Erste Wahrnehmung der Eltern. Diagnosezeit 3 Mo- nate. Bei Tag habe ich immer geschlafen und in dunklen Räumen war ich sehr aufmerksam und wach (Licht- empfindlichkeit). Mangelnder Blickkontakt.
Achromatopsie (Daniela Mair) 38 Gibt es in Ihrer Familie noch jemanden mit Achro- matopsie? (Wenn ja, bitte Verwandtschaftsverhältnis ange- ben) Nein, meine zwei Brüder sind aber auch Träger eines Gens. Wie geht es Ihnen im Alltag? (z. B. Straßenverkehr Ampel, Einkaufen, bei Menschenmassen) Keine Probleme – kann nur nicht den Führerschein machen. Können Sie Ihre Sicht erklären? Suchen Sie eine Umgebung aus und beschreiben Sie Ihre Wahrneh- mung? (z. B. Kontrastsehen) Wie ist dabei Ihre Sehschärfe? Zum Beispiel in der Stadt, Personen auf der anderen Straßenseite zu erkennen, geht manchmal besser und schlechter. Aber die Zeit an der Ampel abzulesen ist kein Problem.
Achromatopsie (Daniela Mair) 39 In welchen Situationen ist für Sie die Farbenblind- heit ein Hindernis? Beschreiben Sie bitte. Eigentlich nur, wenn mich jemand beauftragt etwas in einer gewissen Farbe zu holen. Kommt aber auch im- mer auf die Lichtverhältnisse darauf an. Benutzen Sie optische Hilfsmittel? Wenn ja, wel- che? (Brille, Kontaktlinse etc…) Kontaktlinsen mit dunklen Kantenfiltern Besitzen Sie eine Brille oder Kontaktlinsen mit ei- nem Kantenfiltern? Wenn ja, wie ist die Sicht? Ja, Linsen. Sicht ist eigentlich sehr gut. Was machen Sie beruflich? Wie geht es Ihnen bei Ihrer Arbeit mit der Achromatopsie? Ich bin Grundschullehrerin. Ich kann mich bei meiner Arbeit gut damit arrangieren. Auch wenn ich etwas in weiterer Entfernung lesen muss, bewege ich mich ein- fach näher dorthin oder lasse mir von meinen Schülern spielerisch helfen. Durch eine gute Merkfähigkeit, was Schüler tragen, kann ich sie von weiter weg auch er- kennen.
Achromatopsie (Daniela Mair) 40 Haben Sie Tricks, mit denen Sie gewisse „Farben“ identifizieren bzw. unterscheiden können? Nein, ich bin aber meines Empfindens sicher nicht ganz farbenblind, da ich gewisse Farben sehr wohl si- cher identifizieren kann. Wenn Sie uns noch etwas erzählen möchten, kön- nen Sie es hier aufschreiben: → Wir, Hruschka Hannah, Frischmann Helena und Mair Daniela, bedanken uns für Ihre Bemühung und Zeit.
Farbanomalie (Helena Frischmann) 41 4 Farbanomalie (Helena Frischmann) 4.1 Einführung in die Farbanomalie In der Netzhautmitte (Fovea centralis) befinden sich die Zapfen, welche für das Farbsehen verantwortlich sind. Das menschliche Auge besitzt Zapfen für die Farbbereiche Blau, Grün und Rot. Das entscheidende Sehpigment dafür, ist das Iodopsin. Dieses wird in drei Varianten unter- schieden und ist für das Farbsehen wichtig. Das einfallende Licht trifft auf das Auge, regt die Zapfen an und somit erfolgt eine Weiterleitung ins Gehirn. Die Informationen werden verarbeitet und jeder nimmt die Far- ben individuell wahr. (Anon., 2013) Die sogenannten Sehstoffe werden in der Netzhaut gebildet, sobald ein Lichtmangel eintritt. Sie zerfallen anschließend unter Einfluss von Belich- tung und üben während des Zerfalls einen chemischen und elektrischen Reiz auf die Zapfen und Stäbchen aus. (Schober, H. 1959, S.68) Eine Farbanomalie ist eine genetisch bedingte Farbfehlsichtigkeit bzw. Farbensinnstörung und betrifft beide Augen. Zudem sind beide Augen auch gleichermaßen ausgeprägt. Die drei Zapfentypen (grün, rot und blau) haben ihre normale Funktion, jedoch ist die Sensibilität von min- destens einem Rezeptor anders. Das hat wiederum Auswirkungen auf die Farbwahrnehmung und wird in drei Arten unterschieden - Protanano- malie, Deuteranomalie und Tritanomalie. Zusätzlich gibt es eine kom- plette Blindheit – Rot-, Blau- und Grünblindheit, bei welcher die jeweiligen betroffenen Zapfentypen nicht vorhanden sind. (Anon., 2020) Farbenfehlsichtigkeit wird als erbliche Sehschwäche (Anomalie) der Netzhaut definiert. Es sind mehr Männer als Frauen davon betroffen. (Er- klärung siehe Rot-Grün-Sehschwäche) Die Rezeptoren sind Zellen auf der Netzhaut des Auges. Eine Farben- fehlsichtigkeit bedingt eine Einschränkung des Farbensehens. (Anon., 2020)
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