Februar 2015 - AAA HV Management GmbH
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Erkenntnisse der Studie eine tige Plattform im Dialog mit Privatanlegern. Zusammenfassung Aber nur bei etwa einem Drittel gilt dies auch für den Dialog mit institutionellen Investoren. Und trotz der hohen Bedeutung für die Die Hauptversammlung ist für börsennotierte Ansprache der Privatanleger urteilt gleich- Unternehmen der wichtigste Termin im zeitig ein Großteil, dass sie die HV lediglich Finanzkalender. Neben Vorstand und Auf- als einen Pflichttermin wahrnehmen und sichtsrat ist sie laut Aktiengesetz das dritte daher den Aufwand dafür auf das Nötigste Organ der Aktiengesellschaft. Hier stimmen beschränken. Zudem nutzen die Gesell- die Aktionäre sprich die Eigentümer - über schaften das Event kaum, um ihre Produkte wichtige Unternehmensentscheidungen und und Dienstleistungen bekannter zu machen Personalfragen ab. Doch wie stehen die und ihren Eigentümern die Geschäftstätigkeit Gesellschaften zu diesem alljährlichen näherzubringen. Event? Wie nutzen und gestalten Unter- nehmen diesen Rahmen? Und welche 2. Zwiespältige Haltung zu Kommunikationspotenziale bleiben mög- licherweise ungenutzt? Mit diesen Fragen Stimmrechtsberatern beschäftigt sich die diesjährige IR-Studie von Rund 85 Prozent der befragten IR-Manager Cortent Kommunikation. Ein relativ neues hatten bereits Kontakt zu Stimmrechts- und noch wenig untersuchtes Thema dabei beratern oder Anlegerschutzgemeinschaften sind auch die Erfahrungen mit Stimm- mehr als die Hälfte davon sucht den Dialog rechtsberatern. Darüber hinaus wächst der von sich aus, vor allem im Zuge der Haupt- Druck auf gelistete Unternehmen, sich mit dern den Themen der guten Unternehmens- den kritischen, aber konstruktiven Dialog auf führung auseinanderzusetzen, darunter der Hauptve Diversity, Nachhaltigkeit und Transparenz. Prozent derer, die Erfahrungen mit Stimm- Wir haben nachgefragt, inwieweit diese rechtsberatern und Co. gemacht haben. Themenkomplexe den Weg in die Haupt- Interessant hierbei: Gleichzeitig bescheinigt versammlung gefunden haben oder künftig in ein Teil derselben Unternehmen dieser Ziel- den Fokus rücken werden. gruppe aggressives Auftreten und/oder die An der aktuellen Studie der Cortent Verfolgung eigener Interessen. Kommunikation AG und AAA HV Management GmbH beteiligten sich im No- 3. Diversity und Vorstandsvergütung als vember und Dezember 2014 insgesamt 51 Spitzenreiter bei Trendthemen gelistete Unternehmen aus allen Börsenseg- menten und gaben Auskunft über ihre Schon in der vergangenen HV-Saison war Erfahrungen mit der Hauptversammlung. das Thema Diversity und Frauenquote im Aufsichtsrat das Sonderthema Nummer eins bei den befragten Unternehmen: Fast 30 1. Pflichtschuldiger Dialog mit Prozent setzten sich 2014 damit auf der Privatanlegern Hauptversammlung auseinander. Zur kommenden HV erwarten sogar etwa 44 Fast drei Viertel der befragten Unternehmen Prozent, dass das Thema in den Fokus rückt. halten die Hauptversammlung für eine wich- Ähnlich sieht es bei der Vorstandsvergütung Cortent Kommunikation AG 2
aus obwohl die Thematik gerade im Prime Mehrheit offenbar der Meinung, dass der Standard alles andere als neu ist. Während Dialog mit Aktionären, vor allem Klein- knapp 27 Prozent das Thema bereits auf der anlegern, nicht zu unterschätzen ist. In der vergangenen HV abgehandelt haben, rech- Gestaltung der Hauptversammlung spiegelt nen im Jahr 2015 sogar rund 38 Prozent der sich das jedoch nicht wider: Gerade die Befragten mit Diskussionen rund um das Verfolgung der Hauptversammlung über Vorstandssalär. Auf Platz drei der Trend- Online-Kanäle wird von den befragten Unter- themen kommt die Transparenz in der nehmen noch selten angeboten, genauso Finanzberichterstattung. Das Thema Nach- wenig wie die Online-Teilnahme wer nicht haltigkeit und Integrierte Berichterstattung direkt vor Ort ist, bleibt außen vor. scheint hingegen auf der Hauptversammlung in den Hintergrund gerückt zu sein. Möglicherweise ändert sich das langfristig zumindest bei den Unternehmen, die in den Indizes gelistet und entsprechend bekannt 4. Ungenutztes Potenzial bei neuen sind. Eine Studie des Deutschen Aktien- Kommunikationskanälen instituts belegt, dass mehr als die Hälfte der deutschen Aktionäre älter als 40 Jahre ist1. Rund drei von vier Unternehmen bieten keine Sollen Aktien für die jüngeren potenziellen Live-Übertragung ihrer Hauptversammlung im Privataktionäre in Zukunft attraktiv bleiben, Internet an. Immerhin rund jeder fünfte sollten sich Unternehmen auch bei der Befragte überträgt den Bericht des Vorstands Hauptversammlung stärker nach deren online, 6 Prozent sogar die gesamte HV. Kommunikationspräferenzen richten. Denn Daran wird sich auch 2015 nichts ändern. unsere Befragung zeigt: Das Kommuni- Dasselbe Bild zeigt sich bei der Wahl weiterer kationspotenzial, vor allem im Hinblick auf digitaler Kommunikationskanäle im Rahmen moderne, digitale Medien und Kommuni- der HV: Nur rund 4 Prozent der Emittenten kationsinstrumente, wird derzeit noch kaum berichten über ihre Social-Media-Kanäle live ausgeschöpft. Zudem sehen nur wenige vom Event. Jedoch bietet immerhin fast jedes Emittenten die Hauptversammlung als Platt- zehnte befragte Unternehmen die Möglichkeit form, um über ihre Produkte und Dienst- der Online-Abstimmung an. leistungen zu informieren. Dabei sind vor allem Privatanleger laut einer Studie der Universität Leipzig fast 80 Prozent2 an den Fazit Produkten eines Unternehmens interessiert. Anspruch und Wirklichkeit klaffen bei vielen Gegenüber Stimmrechtsberatern und An- Emittenten weit auseinander. Die Haupt- legerschutzgemeinschaften scheinen Unter- versammlung ist zwar ein wichtiges Mittel in nehmen zwiespältig eingestellt zu sein: der Kapitalmarktkommunikation, gerade im Während besagte Akteure für die Mehrheit Dialog mit Privatanlegern. Dennoch be- 1 schränken viele Gesellschaften ihren Auf- Deutsches Aktieninstitut e.V. (2014): Aktionärszahlen des Deutschen Aktieninstituts 2013. Online: wand auf das Nötigste. Das zeigt die https://www.dai.de/files/dai_usercontent/dokumente/stu Ambivalenz bei etwa 40 Prozent der Unter- dien/2014-03- 05%20DAI%20Aktionaerszahlen%202013.pdf nehmen zwischen kommunikativem Anspruch 2 Universität Leipzig (2012): Anlegerstudie 2012: und kostenbewusster Pflichterfüllung gegen- Informationsanforderungen von Privatanlegern und über den Anteilseignern. Immerhin ist die Perspektiven für Investor Relations. Online: http://www.anlegerstudie.com/ Cortent Kommunikation AG 3
der Befragten zum kritischen, aber konstruk- Das hängt zum einen damit zusammen, dass tiven Dialog beitragen, nimmt gleichzeitig ein Anleger seit 2013 nach dem Gesetz bei der großer Teil der Emittenten tendenziell nega- Hauptversammlung über die Vorstands- tive Verhaltensweisen wahr, etwa aggres- vergütung abstimmen dürfen. Zum anderen sives Auftreten oder das Verfolgen eigener können Aktionäre diesen Punkt von sich aus Interessen. In der Tat sehen Emittenten und auf der Hauptversammlung thematisieren, Kapitalmarktexperten laut dem Deutschen auch wenn er nicht auf der Tagesordnung Investor Relations Verband die Übertragung steht. Obwohl Unternehmen seit Jahren des Stimmrechts an Stimmrechtsberater verpflichtet sind, die Vorstandsgehälter im kritisch und fürchten, dass institutionelle Geschäftsbericht offen zu legen, besteht Investoren ihre Verantwortung leichtfertig offenbar an dieser Stelle immer noch auslagern3. Andererseits bleibt den Gesell- vermehrter Diskussionsbedarf. schaften nichts anderes übrig, als sich mit dem Phänomen auseinanderzusetzen und Das Thema Nachhaltigkeit und Integrierte die Zusammenarbeit konstruktiv zu gestalten: Berichterstattung scheint auf den Hauptver- Schließlich stammte schon 2014 der über- sammlungen der Befragten hingegen weniger wiegende Teil der Aktionäre, die in Dax-, bedeutend zu sein, obwohl vor allem insti- MDax-, SDax- und TecDax-Unternehmen tutionelle Investoren vermehrt großen Wert investieren, aus dem Ausland4,5. Das spricht auf verantwortungsvolle und transparente für eine Internationalisierung des deutschen Unternehmensführung legen6 und sich die Aktienmarkts zumindest was das Engage- EU-Mitgliedsstaaten 2014 auf eine Berichts- ment institutioneller Investoren betrifft. pflicht zu ESG-Themen (Environment, Social, Governance) geeinigt haben. Es ist deshalb Nachdem das Bundeskabinett Ende 2014 damit zu rechnen, dass dieser Themen- einen Gesetzentwurf zur Frauenquote be- komplex mittel- und langfristig auch bei der schlossen hat, die ab 2016 in Kraft treten soll, Hauptversammlung wieder verstärkt auf den ist das Thema Diversity und Frauenquote Tisch kommt. auch bei den befragten Unternehmen ein Spitzenthema auf der Hauptversammlung Tendenz für 2015 steigend. Auch die Vorstandsvergütung ist ein Dauerbrenner. 3 DIRK - Deutscher Investor Relations Verband e.V. (2014): DIRK IR-GUIDE BAND IX: Stimmrechte auf der Hauptversammlung – Empfehlungen zur Zusammenarbeit mit Proxy Advisors. Online: https://www.dirk.org/dirk_webseite/static/uploads/IR%2 0Guide%20Proxy%20Advisor_FINAL.pdf 4 Ipreo Ltd. / DIRK e.V. (2014): Investoren der Deutschland AG: Die Aktionärsstruktur des deutschen Leitindex DAX. Online: https://www.dirk.org/dirk_webseite/static/uploads/Ipreo %20%20DIRK%20-%20DAX- Studie%20Juni%202014%20(final).pdf 5 Cometis AG / DIRK e.V. (2015): Wem gehört der börsennotierte Mittelstand? Update 2015. Online: 6 https://www.dirk.org/dirk_webseite/static/uploads/15012 UN Global Compact, UNCTAD, UNEPFI, PRI (2015): 7_Wem_geh%C3%B6rt_der_deutsche_b%C3%B6rsen Private Sector Investment And Sustainable notierte_Mittelstand_150126.pdf Development. Online: http://www.unpri.org/publications/ Cortent Kommunikation AG 4
Die Ergebnisse im Detail An der Befragung hatten sich 51 Unternehmen aus dem Prime Standard, dem General und dem Entry Standard beteiligt. Rund 57 Prozent der Unternehmen notierten im Befragungszeitraum (November 2014 bis Januar 2015) entweder im Dax, MDax, SDax oder TecDax. Börsensegment Indexzugehörigkeit 18% 12% DAX Prime Standard 4% 10% MDAX General Standard 43% SDAX Entry Standard / 19% TecDAX 78% Freiverkehr 16% Anderer/Keiner Pflichtschuldiger Dialog mit Privatanlegern Rund 73 Prozent der befragten Unternehmen Hauptversammlung ein Pflichttermin und da- geben an, dass für sie die Hauptver- her der Aufwand dafür auf das Nötigste be- sammlung ein wichtiges Instrument im Dialog schränkt. Das zeigt den Spagat vieler Unter- mit Privatanlegern ist. Gleichzeitig ist jedoch nehmen zwischen gutem Willen zum Dialog für fast zwei Drittel der Gesellschaften die mit den Kleinaktionären und kostenbe- Relevanz der Hauptversammlung Unsere HV ist ein wichtiges Instrument im Dialog mit Privatanlegern. Unsere HV ist ein wichtiges Instrument im Dialog mit institutionellen Investoren. 4 Unsere HV ist ein Pflichttermin, der Aufwand wird auf das Nötigste beschränkt. Unsere HV ist auch eine Plattform, um für unsere Produkte/Dienstleistungen zu werben. 0% 20% 40% 60% 80% 100% Stimme voll zu Stimme eher zu Stimme eher nicht zu Stimme nicht zu Wie relevant ist die Hauptversammlung für Ihr Unternehmen? (Mehrfach-Auswahl); n=51 Cortent Kommunikation AG 5
wusstem Umgang mit nicht-operativen Auf- Insgesamt bleiben viele Möglichkeiten unge- gaben. Nur knapp ein Drittel erachtet die nutzt, Anleger vom eigenen Unternehmen zu Veranstaltung als bedeutende Plattform für überzeugen gerade im persönlichen den Kontakt zu institutionellen Investoren. Kontakt auf der Hauptversammlung. Auffällig ist, dass noch nicht einmal jedes Künftige Bedeutung der HV als fünfte Unternehmen seine Hauptver- Kommunikationsinstrument sammlung nutzt, um über seine Produkte und Dienstleistungen zu informieren. Dabei wäre 100% % das eine gute Gelegenheit, Aktionäre auch 80% auf der Hauptversammlung inhaltlich und 60% emotional vom eigenen Geschäftsmodell und 40% speziellen Kompetenzen zu überzeugen. 20% 0% Immerhin haben fast 80 Prozent der 0% Privatanleger Interesse an Informationen zu Produkten des jeweiligen Unternehmens7. Für rund 84 Prozent der befragten Emittenten bleibt die kommunikative Bedeutung der Hauptversammlung auch in Zukunft gleich. Immerhin rund 14 Prozent geben an, dass Welche Bedeutung wird die HV als Kommunikationsinstrument für Ihr Unternehmen in Zukunft ihre Bedeutung im jeweiligen Unternehmen haben?; n=51 sinken wird. 7 Universität Leipzig (2012): Anlegerstudie 2012: Informationsanforderungen von Privatanlegern und Perspektiven für Investor Relations. Online: http://www.anlegerstudie.com/ Cortent Kommunikation AG 6
Zwiespältige Haltung zu Stimmrechtsberatern Eine Zielgruppe, die in den vergangenen nehmen durchaus ambivalent: Für rund 54 Jahren enorm an Bedeutung gewonnen hat, Prozent tragen Stimmrechtsberater und An- sind Stimmrechtsberater sowie Anleger- legerschützer zu einem zwar kritischen, aber schutzgemeinschaften mindestens 85 Pro- dennoch konstruktiven Dialog bei. Während zent der Befragten hatten bereits mit ihnen zu rund 30 Prozent weder positive noch negative tun. Darunter sind sowohl Unternehmen aus Erfahrungen mit Vertretern dieser Gruppe dem Prime als auch aus dem Entry Standard. Davon suchen mehr als die Hälfte von sich Zeitpunkt für den Kontakt zu Stimmrechts- aus den Kontakt zu Stimmrechtsberatern und beratern ggf. Anlegerschützern vor allem im Zuge der 5% Hauptversammlung. Rund 19 Prozent derer, die schon Kontakt zu dieser Zielgruppe 9% hatten, haben sogar ganzjährig mit ihnen zu tun. Etwa 9 Prozent nehmen schon anlässlich 14% des Jahresabschlusses mit Stimmrechts- und 53% Anlegervertretern Kontakt auf. 19% Etwas mehr als die Hälfte der Unternehmen führt mit Investoren jedoch keine Diskussion über die Abstimmungsempfehlungen von Anlässlich der Aufstellung der HV-Tagesordnung Stimmrechtsberatern und Co. während rund Ganzjährig 23 Prozent genau diesen Dialog suchen. Etwa Gar nicht ein Viertel der Befragten mit Erfahrungen zu Stimmrechtsvertretern wollte zu dieser Frage Zum Jahresabschluss keine Angaben machen. Sonstiges Was nun die konkreten Erfahrungen angeht, Wann suchen Sie den Dialog mit den Stimmrechtsberatern?; n=43 ist die Haltung vieler der befragten Unter- Kontakt mit Stimmrechtsberatern Diskussion mit Investoren um Abstimmungs- empfehlungen 2% 14% Ja 26% 23% Ja Nein Nein 84% Keine Angabe Keine Angabe 51% Hatten Sie bereits Kontakt mit Stimmrechtsberatern (Schutzgemeinschaften bzw. institutionellen Diskutieren Sie mit Ihren Investoren die Empfehlungen der Stimmrechtsvertretern)?; n=51 Stimmrechtsberater?; n=43 Cortent Kommunikation AG 7
Erfahrungen mit Stimmrechtsberatern SB wollen durch aggressives Auftreten auf sich aufmerksam machen SB verfolgen meist eigene Interessen SB sind mir bislang weder positiv noch negativ aufgefallen SB fördern den kritischen, aber konstruktiven Dialog auf einer HV 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% Welche Erfahrung haben Sie mit Stimmrechtsberatern (SB) gemacht? (Mehrfach-Auswahl); n=43 gemacht haben, urteilen etwa 26 Prozent, land. Mittlerweile sind sowohl der Dax als dass diese eigene Interessen verfolgen. Rund auch der MDax, SDax und TecDax mehrheit- 16 Prozent bescheinigen Stimmrechtsberatern lich in der Hand ausländischer Investoren9,10. und Co. gar aggressives Auftreten. Das spricht für eine Internationalisierung des deutschen Aktienmarkts zumindest was das Interessant in diesem Zusammenhang ist, Engagement institutioneller Investoren betrifft. dass ein Teil der befragten IR-Manager Aus diesem Grund dürfte den befragten Stimmrechtsvertretern zugesteht, zum kon- Emittenten an einer konstruktiven Zu- struktiven Dialog beizutragen, aber ihnen sammenarbeit mit Stimmrechtsberatern und gleichzeitig auch mindestens eine der tenden- auch Anlegerschutzgemeinschaften gelegen ziell negativen Eigenschaften zuschreibt. Das sein. spiegelt die Haltung der Kapitalmarkt- Community wider: Denn tatsächlich sehen Emittenten und Experten die Übertragung des Stimmrechts bzw. Abstimmungsempfehlungen kritisch. Sie befürchten, dass institutionelle Investoren so ihre Verantwortung leichtfertig abgeben und Stimmrechtsberater möglicher- weise nicht immer im Interesse der tat- sächlichen Anteilseigner handeln könnten8. Die Stimmrechtsberatung hat jedoch in den 9 Ipreo Ltd. / DIRK e.V. (2014): Investoren der vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen Deutschland AG: Die Aktionärsstruktur des deutschen hauptsächlich für Investoren aus dem Aus- Leitindex DAX. Online: https://www.dirk.org/dirk_webseite/static/uploads/Ipreo% 20%20DIRK%20-%20DAX- 8 Studie%20Juni%202014%20(final).pdf DIRK - Deutscher Investor Relations Verband e.V. 10 (2014): DIRK IR-GUIDE BAND IX: Stimmrechte auf der Cometis AG / DIRK e.V. (2015): Wem gehört der Hauptversammlung – Empfehlungen zur börsennotierte Mittelstand? Update 2015. Online: Zusammenarbeit mit Proxy Advisors. Online: https://www.dirk.org/dirk_webseite/static/uploads/150127 https://www.dirk.org/dirk_webseite/static/uploads/IR%20 _Wem_geh%C3%B6rt_der_deutsche_b%C3%B6rsenno Guide%20Proxy%20Advisor_FINAL.pdf tierte_Mittelstand_150126.pdf Cortent Kommunikation AG 8
Diversity und Vorstandsvergütung als Spitzenreiter bei Trendthemen Auf jeder Hauptversammlung wird selbst- sowie Transaktionen mit nahestehenden Per- verständlich über den Geschäftsverlauf sowie sonen und Unternehmen. Aspekte der Nach- die Unternehmensstrategie gesprochen. Doch haltigkeit und integrierten Berichterstattung es gibt auch einige nicht-finanzielle Sonder- spielten hingegen bei nur 8 Prozent eine themen, die für Anleger durchaus interessant Rolle. sind. Das Sonderthema Nummer eins auf der Hauptversammlung der befragten Unter- Diese Themen bleiben nach Ansicht der be- nehmen ist eindeutig der Aspekt Diversity und fragten IR-Manager auch künftig Gesprächs- Frauenquote im Aufsichtsrat. Dieses Thema stoff. Rund 43 Prozent gehen davon aus, dass haben rund 29 Prozent der Emittenten auf das Thema Diversity und Frauenquote im Auf- ihrer letzten Hauptversammlung diskutiert. Auf sichtsrat bei der nächsten Hauptversammlung Rang zwei folgt die Vorstandsvergütung, der eine Rolle spielt das wäre ein Zuwachs von rund 28 Prozent der Befragten Platz ein- rund 14 Prozentpunkten. Ähnliches gilt für die räumten. Auch die Transparenz in Geschäfts- Vorstandsvergütung, die 2015 bei 39 Prozent berichten wurde 2014 bei 26 Prozent der der befragten Unternehmen thematisiert Emittenten thematisiert. Weiter hinten folgen werden soll. Der Transparenz in Geschäfts- mit je 14 Prozent die Themen Finanzierung berichten schreiben die Unternehmen hin- gegen zukünftig weniger Relevanz zu. Themenschwerpunkte auf Hauptversammlungen Diversity & Frauenquote im Aufsichtsrat Vorstandsvergütung (mit Blick auf die geplante Erweiterung der Aktionärsrechte) Treasury / Finanzierung Transparenz in den Geschäftsberichten Transaktionen mit nahe stehenden Unternehmen und Personen Fragen zur Nachhaltigkeit / Integrierter Bericht Andere HV 2014 HV 2015 0% 10% 20% 30% 40% 50% Welche Themen könnten nach Ihrer Einschätzung bei der nächsten HV Ihres Unternehmens im Mittelpunkt stehen? (Mehrfach- Auswahl); n=51 Welche Themen haben bei der letzten HV Ihres Unternehmens – also im Jahr 2014 – im Mittelpunkt gestanden? (Mehrfach- Auswahl); n=51 Cortent Kommunikation AG 9
Entwicklung der Bedeutsamkeit der HV-Themen von 2014 bis 2015 (in Prozentpunkten) Diversity & Frauenquote im Aufsichtsrat 4 Vorstandsvergütung (mit Blick auf die geplante Erweiterung der Aktionärsrechte) Fragen zur Nachhaltigkeit / Integrierter Bericht Treasury / Finanzierung Transaktionen mit nahe stehenden Unternehmen und Personen Transparenz in den Geschäftsberichten Andere -15 -10 -5 0 5 10 15 Die Bedeutung der Frauenquote und Viel- Das Thema Nachhaltigkeit und integrierte fältigkeit in der Unternehmensführung lässt Berichterstattung ist bei den Befragten jedoch sich leicht mit den neuen Vorstößen der in den Hintergrund gerückt obschon rund 10 Bundesregierung erklären: Das Bundes- Prozent der Unternehmen dem Thema bei der kabinett hat Ende 2014 einen Gesetzentwurf kommenden Hauptversammlung im Gegen- zur Frauenquote beschlossen, die ab 2016 in satz zu 2014 einen Schwerpunkt einräumen. Kraft treten soll. Auch das Thema Vorstands- Immerhin legen vor allem institutionelle Inves- vergütung ist mittlerweile gesetzlich geregelt. toren vermehrt großen Wert auf verant- Seit 2013 sind Anleger berechtigt, auf der wortungsvolle und transparente Unter- Hauptversammlung über die Gehälter der Vor- nehmensführung11. Zudem haben sich die EU- stände abzustimmen. Darüber hinaus können Mitgliedsstaaten 2014 auf eine Berichtspflicht Aktionäre das Thema natürlich auch jederzeit zu ESG-Themen (Environment, Social, von sich aus auf der Hauptversammlung aufs Governance) geeinigt. Es ist deshalb damit zu Tapet bringen. Nach den Ergebnissen der rechnen, dass dieser Themenkomplex Umfrage besteht an dieser Stelle offenbar vielleicht nicht bei der Hauptversammlung noch Diskussionsbedarf. 2015, aber mittel- und langfristig wieder verstärkt auf den Tisch kommt. 11 UN Global Compact, UNCTAD, UNEPFI, PRI (2015): Private Sector Investment And Sustainable Development. Online: http://www.unpri.org/publications/ Cortent Kommunikation AG 10
Ungenutztes Potenzial bei neuen Kommunikationskanälen Die Hauptversammlung scheint noch nicht im Auch hier sind keine abweichenden Tenden- Online-Zeitalter angekommen zu sein: So zen für 2015 erkennbar. bieten rund drei Viertel der befragten Unternehmen keinerlei Live-Übertragung ihrer Die Zögerlichkeit vieler Unternehmen kann Hauptversammlung im Internet an. Immerhin unter Umständen damit zusammenhängen, rund jeder fünfte Befragte überträgt den dass bei der Hauptversammlung vielerlei juris- Bericht des Vorstands online, 6 Prozent sogar tische Regeln beachtet werden müssen. die gesamte HV. Den Ergebnissen zufolge Diese lassen sich oft nur mit großem Aufwand wird sich daran auch 2015 nichts ändern. in der Online-Kommunikation berücksichtigen, wie beispielsweise ein Live-Chat. Live-Übertragung der HV im Internet Interaktion mit (nicht anwesenden) Aktionären zur HV 80% 73% Keine 8% 60% 40% Online-Abstimmung 20% Live-Berichterstattung in sozialen Netzwerken (z.B. Twitter, Google+, 0% Facebook, Xing, Flickr)? 15 Gesamte HV Nur den Keine Bericht des Übertragung 14 Vorstands Gesicherter Chat In welchem Umfang haben Sie die letzte HV live im Internet übertragen?; n=51 In welchem Umfang werden Sie die nächste HV live im Internet übertragen?; n=51 Versand von SMS Genauso ernüchternd sind die Antworten zu Sonstige weiteren, überwiegend digitalen Kommuni- kationskanälen: Nur rund 4 Prozent der 0% 25% 50% 75% 100% Emittenten berichten über ihre Social-Media- Welche Kanäle hat Ihr Unternehmen während der letzten Kanäle live vom Event. Immerhin bietet fast HV zur Interaktion mit den (nicht anwesenden) Aktionären jedes zehnte befragte Unternehmen die Mög- genutzt? (Mehrfach-Auswahl); n=51 Welche Kanäle wird Ihr Unternehmen bei der nächsten HV lichkeit der Online-Abstimmung an. Von den zur Interaktion mit den (nicht anwesenden) Aktionären Befragten überhaupt nicht genutzt werden beispielsweise der Versand von SMS oder ein gesicherter Chat. Rund 88 Prozent kommuni- Möglicherweise ändert sich das langfristig zieren überhaupt nicht mit ihren abwesenden zumindest bei den Unternehmen, die in den Aktionären während der Hauptversammlung. Indizes gelistet und entsprechend bekannt Cortent Kommunikation AG 11
sind. Laut einer Studie des Deutschen Aktien- sammlung stärker mit deren Kommunikations- instituts, ist mehr als die Hälfte der deutschen präferenzen auseinandersetzen. Denn das Aktionäre älter als 40 Jahre12. Wenn also Kommunikationspotenzial, vor allem im Hin- Aktien für jüngere potenzielle Privataktionäre blick auf moderne, digitale Medien und in Zukunft attraktiv bleiben sollen, müssen Kommunikationsinstrumente, wird derzeit sich Unternehmen auch zur Hauptver- noch kaum ausgeschöpft. 12 Deutsches Aktieninstitut e.V. (2014): Aktionärszahlen des Deutschen Aktieninstituts 2013. Online: https://www.dai.de/files/dai_usercontent/dokumente/stud ien/2014-03- 05%20DAI%20Aktionaerszahlen%202013.pdf Cortent Kommunikation AG 12
Präsenz bei Hauptversammlungen stabil Im Jahr 2013 beklagten viele Dax-Unter- HV-Präsenz 2014 nehmen einen Rückgang der Präsenz auf der Hauptversammlung13. Doch bei den hier be- fragten Unternehmen verzeichneten 2014 0-10 % fast zwei Drittel eine Präsenz von mehr als 60 Prozent. 10-20% Bei etwa 69 Prozent blieb das Präsenzniveau 20-30% gegenüber 2013 damit in etwa gleich, bei rund 20 Prozent der Unternehmen stieg die 30-40% Präsenz sogar. Nur rund jeder Zehnte gab an, dass die Präsenz 2014 niedriger ausge- 40 - 50 % fallen sei als noch im Vorjahr. 50 - 60 % Entwicklung der Präsenzzahlen von 2013 auf 2014 60 - 70 % 80% 69% 70 - 80 % 60% 40% 80 - 90 % 20% 90 - 100 % 0% Gestiegen Gefallen Gleiches Keine 0% 5% 10% 15% 20% 25% Niveau Angabe Wie hat sich die Präsenz von der HV 2013 zur HV 2014 Wie hoch war die Präsenz bei der HV 2014?; n=51 entwickelt?; n=51 13 http://www.faz.net/aktuell/finanzen/aktien/dax- gesellschaften-die-praesenz-auf-hauptversammlungen- sinkt-12198564.html Cortent Kommunikation AG 13
Impressum Herausgeber: Cortent Kommunikation AG in Kooperation mit Clemensstraße 3 AAA HV Management GmbH 60487 Frankfurt am Main Tel.: 069 5770 300 61 Fax: 069 5770 300 10 info@cortent.de www.cortent.de Studienleiter: Volker Siegert, Christian Dose Redaktion & Layout: Lisa Schreiber Februar 2015 © 2015, Cortent Kommunikation AG / AAA HV Management GmbH Alle Rechte, soweit nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, vorbehalten. Alle Texte, Grafiken und Bilder sind urheberrechtlich geschützt. Das betrifft insbesondere die Vervielfältigungen, Übersetzungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in andere Medien, einschließlich solcher in elektronischer Form, sowie die Bereitstellung auf einem anderen Server. Die Vervielfältigung und Verwertung der dargestellten Informationen oder Daten ist nicht gestattet, soweit keine schriftliche Genehmigung der Cortent Kommunikation AG vorliegt. Hinweis zur Haftung: Wir bemühen uns stets um eine sorgfältige Recherche und aktuelle Informationen, übernehmen jedoch für die Richtigkeit externer Quellen keine Garantie. Zudem sind die enthaltenen Informationen allgemeiner Natur und ersetzen keine individuelle rechtliche oder sonstige fachliche Beratung. Cortent Kommunikation AG 14
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