Flutkatastrophen in Deutschland und Indien - South Asia
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MAGAZIN FÜR HUMANITÄRE HILFE UND ENTWICKLUNGS ZUSAMMENA RBEIT OKTOBER 2013 Flutkatastrophen in Deutschland und Indien AWO INTERNATIONAL UNTERSTÜTZT DIE OPFER Nur kurz nach dem Hochwasser in Deutschland kam es auch in Indien zu einer gewaltigen Naturkatastrophe. Außergewöhn- Tagelanger Dauerregen führte im Juni 2013 in vielen Regionen lich starke Monsunregenfälle führten zu verheerenden Über- Deutschlands zu einer angespannten Hochwasserlage. Insbeson- schwemmungen und Erdrutschen. Besonders betroffen war der dere in Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen spitzte Bundesstaat Uttarakhand im Norden Indiens. Die gewaltigen sich die Lage immer weiter zu: Flüsse wurden zu reißenden Strö- Wassermassen zerstörten auch die Infrastruktur in den betroffe- men, Deiche brachen und überfluteten ganze Landstriche. Das nen Regionen. Unzählige Häuser, Straßen und Brücken wurden Hochwasser hinterlässt eine Spur der Verwüstung. Viele Men- einfach weggespült, viele Dörfer waren über Wochen von der schen verloren ihr gesamtes Hab und Gut, Häuser und Einrich- Außenwelt abgeschnitten. Es sind die heftigsten Monsunregen tungen wurden zerstört. Das Hochwasser hat aber auch gezeigt: seit 88 Jahren. Offiziell sprechen die indischen Behörden von Die Solidarität mit den Betroffenen und die Spendenbereitschaft etwa 900 Toten, mehr als 5 700 Menschen werden noch vermisst ist groß. Tausende Helfer und Helferinnen sicherten Dämme und gelten als mutmaßlich tot. mit Sandsäcken, evakuierten Häuser und kümmerten sich um Verpflegung und Unterkunft der Flutopfer. Die AWO war in der Als das Ausmaß der Katastrophe deutlich wurde, hat AWO Inter- Akutphase aktiv und lässt die Menschen auch nach der Flut national umgehend humanitäre Soforthilfe zugesagt. Mit Gel- nicht im Stich. In enger Zusammenarbeit mit den AWO Landes- dern aus dem Nothilfefonds und zusätzlicher Unterstützung von verbänden in Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Hol- Aktion Deutschland Hilft wurden Mittel zur Verfügung gestellt, stein und Thüringen unterstützt AWO International die Men- um den Menschen in Not zu helfen. Mehr darüber erfahren Sie schen vor Ort nun beim Wiederaufbau. Lesen Sie mehr ab Seite 2. ab Seite 4. HUMANITÄRE HILFE SCHWERPUNKT MITTELAMERIKA Hochwasserkatastrophe in Deutschland Überschwemmungen in Indien Katastrophenvorsorge für Kinder mit (Seite 2–3) (Seite 4–5) Behinderung (Seite 6)
2 HUMANITÄRE HILFE / WIEDERAUFBAU NACH DEM HOCHWASSER 1 2 Wiederaufbau nach der Hochwasserkatastrophe DIE AWO UNTERSTÜTZT AUCH NACH DEM HOCHWASSER DIE MENSCHEN Das Hochwasser im Juni 2013 hat viele Menschen Neben den Haushaltsbeihilfen hilft der Landesverband Sach- in Süd- und Ostdeutschland schwer getroffen; sen-Anhalt zum Beispiel in Form einer mobilen Sozialberatung ihre Häuser sind unbewohnbar oder komplett (siehe auch Artikel Seite 3) und erreicht damit auch Menschen in zerstört, ihr Hab und Gut wurde weggespült. abgelegenen Regionen. In Thüringen unterstützt der Landesver- Viele stehen vor dem Nichts. Auch zahlreiche band unter anderem den Wiederaufbau von sozialen Einrich- öffentliche Einrichtungen, wie zum Beispiel Kindertagesstätten, tungen wie zum Beispiel das AWO-Wohn- und Pflegeheim für Seniorenheime oder Pflegeheime, wurden schwer beschädigt und Menschen mit Behinderung „Am Wiesensteig“ und Kindertages- können nicht genutzt werden. Die Bewohner und Bewohnerinnen stätten in Gößnitz und Bad Blankenburg. Auch in Bayern unter- müssen übergangsweise in Ausweichquartieren versorgt werden. stützt der Landesverband den Wiederaufbau sozialer Einrichtun- Die Schäden gehen in die Milliarden. gen, z. B. des Sozialen Zentrums und des AWO-Seniorenzentrums „Maria Demmel“ in Landshut. Der AWO Ortsverein Lauenburg in Worauf die Menschen in den betroffenen Regionen jedoch zäh- Schleswig-Holstein leistet Einzelfallhilfen, indem er Baumate len konnten, war die Solidarität ihrer Mitmenschen. Unzähli- rialien und Reinigungsmittel für Betroffene verteilt. ge Freiwillige reisten an, um vor Ort zu helfen. Auch die AWO war umgehend in allen betroffenen Bundesländern an den Besonders für Kinder und Jugendliche war das Hochwasser ein Hilfsmaßnahmen beteiligt. Hunderte AWO-Beschäftigte und dramatisches Ereignis. Mit der Aktion „Ferienfreizeiten für Kin- Ehrenamtliche bauten und sicherten Dämme mit Sandsäcken, der und Jugendliche aus den Hochwassergebieten“ hat die AWO evakuierten Menschen aus Häusern und sozialen Einrichtungen, Familien dabei unterstützt, etwas Normalität in das Leben der organisierten Notunterkünfte und kümmerten sich um die Ver- Kinder zu bringen. Sie konnten in den Sommer- und Herbst pflegung der Flutopfer sowie der Helferinnen und Helfer. ferien an Ferienfreizeiten teilnehmen und Spaß haben, während die Eltern im Wissen, dass die Kinder gut aufgehoben waren, AWO International lässt die Menschen auch nach der Hoch- sich um den Wiederaufbau kümmern konnten. Die Aktion wurde wasserkatastrophe nicht im Stich und unterstützt sie in enger vom AWO Bundesverband initiiert. Zahlreiche AWO-Gliederungen Zusammenarbeit mit den AWO Landesverbänden in Bayern, beteiligten sich an der Aktion. Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen vor Ort beim Wiederaufbau. Eine Maßnahme ist die unbürokra- Alle Projekte werden durch Spendenmittel von AWO Internatio- tische finanzielle Soforthilfe durch Haushaltsinventarbeihilfen nal und Aktion Deutschland Hilft finanziert. für Hochwassergeschädigte. Insbesondere bedürftige Familien mit Kindern und ältere Menschen werden dabei berücksichtigt. Der Landesverband Sachsen unterstützt auf diese Weise derzeit [1] Christiane Theuerkauf und Ralf Birkenfeld von der mobilen Sozial- 273 betroffene Familien. In besonders schweren Fällen greift eine beratung der AWO im Gespräch. (Foto: ADH / ichTV) Härtefallregelung, die Betroffenen zusätzliche Mittel zur Verfü- [2] Helfer/innen der AWO im Einsatz: der ambulante Pflegedienst auf gung stellt. dem Weg zu den Patientinnen und Patienten.
HUMANITÄRE HILFE / HILFE DIREKT VOR ORT 3 Hilfe direkt vor Ort DIE AWO LEISTET MOBILE SOZIALBERATUNG Mobile Helferinnen und Helfer – ein Konzept, „Die materielle Hilfe ist natürlich wichtig“, erläutert Ralf Birken- auf das die Arbeiterwohlfahrt in Sachsen-An- feld, „aber in vielen unserer Fälle geht es darüber hinaus auch halt setzt. Von Magdeburg aus fahren Ralf um eine seelische Unterstützung. So habe ich zum Beispiel eine Birkenfeld und Christiane Theuerkauf in die 87-jährige Frau kennengelernt, die durch die Flut ihr komplettes betroffenen Regionen. „Wir kümmern uns um Haus verloren hat. Sie ist vollkommen traumatisiert.“ Auch ihr die besonders drastischen Fälle“, sagt Ralf Birkenfeld. „Viele wird geholfen. Das Projekt läuft noch mindestens bis Januar 2014 Menschen hatten keinen Versicherungsschutz. Das Land wird und wird finanziert aus Spendengeldern von AWO International zwar einen Großteil der Schäden bezahlen, aber auf den zum und Aktion Deutschland Hilft. MORITZ WOHLRAB Teil hohen Restkosten bleiben viele Betroffene sitzen.“ So wie Andrea Müller. Sie ist solch ein „drastischer Fall“. Die Moritz Wohlrab von Aktion Deutschland Hilft (ADH) war im 31-Jährige hat zwei Kinder, ist alleinerziehend, verdient als August mit einem Medienteam in den Hochwasserregionen Altenhelferin gerade einmal so viel, dass es zum Leben reicht – unterwegs, um die Projekte der Mitgliedsorganisationen zu be- und hat ein schmales Haus in Klein Rosenburg, das komplett suchen und mit den Helferinnen und Helfern sowie den Betrof- vom Hochwasser erfasst wurde. „Das Wasser stand drei Wochen fenen vor Ort zu sprechen. Neben der mobilen Sozialberatung lang bis über die Fensterrahmen im kompletten Erdgeschoss“, der AWO besuchte das ADH-Team auch weitere AWO-Einrich- erzählt Andrea Müller. „Die beiden Kinderzimmer, das Schlaf- tungen wie zum Beispiel das AWO-Seniorenzentrum in Aken. zimmer, die Heizungsanlage und die fast neuen Küchenmöbel – Entstanden sind Reportagen und Filme, in denen Betroffene alles war kaputt.“ Sämtliche Spielsachen habe sie auf den Müll und Helfer/innen zu Wort kommen und die veranschaulichen, werfen müssen. „Mein neunjähriger Sohn Kevin hat drei Tage wohin die Spendengelder fließen. lang um seinen Stoffhund geweint.“ Mehr Informationen unter: www.aktion-deutschland-hilft.de/ Die AWO unterstützt die Müllers als Härtefall mit 5 000 Euro, mit de/hilfseinsaetze/hochwasser-2013. Die AWO ist Gründungsmit- dem Geld kann die Familie die neue Gasheizung finanzieren. glied von Aktion Deutschland Hilft. „Ohne die Hilfe der AWO hätte ich das Haus wohl nicht halten können“, sagt Andrea Müller. Doch nun habe sie wieder eine Perspektive und wolle Anfang 2014 aus der Übergangswohnung [1+2] Das Haus von Familie Müller wurde durch das Hochwasser in Calbe zurück nach Klein Rosenburg ziehen. zerstört. Die Kinderzimmer von Lena und Kevin wurden überflutet, sämtliche Spielsachen mussten auf den Müll. (Fotos: ADH / ichTV) 1 2
4 1 2 Himalaya-Flut HUMANITÄRE SOFORTHILFE NACH VERHEERENDEN ÜBERSCHWEMMUNGEN IN INDIEN Dharchula ist ein malerischer Distrikt im indi- Zeltlager auf Parwati Devi und ihre drei Kinder. Sie erzählte, schen Bundesstaat Uttarakhand. Im Dreilän- dass ihr Haus am Mahakali-Fluss derart zerstört wurde, dass dereck zwischen Indien, Nepal und dem tibe- es unbewohnbar wurde. Parwatis Familie handelte mit Decken tischen China gelegen, war der Distrikt über und Teppichen. Die Handelsware wurde ebenso von den Fluten Jahrtausende Durchzugsgebiet tibetischer Han- weggerissen wie ihre Ziegen. Parwati profitierte von einem der delskarawanen. Umrahmt von den Gebirgsketten des Himalayas Gesundheitscamps des Projekts, in denen 818 Menschen behan- erstrecken sich unzählige Dörfer entlang der Flussbänke. Mitte delt wurden. Durch die schlechte Infrastruktur war das Trink- Juni überschritt die monsunale Regenmenge den Durchschnitt wasser in vielen Gebieten verseucht und schwere Durchfaller- um ein Vielfaches: die Dämme der hoch gelegenen Gletscher- krankungen die Folge. Im Rahmen des Gesundheitscamps erhielt seen brachen und tosende Wassermassen schossen zu Tal. Die auch Parwati dringend benötigte Antibiotika. 87-jährige Padma Devi konnte sich mit ihren vier Enkeln noch in die nahe Schule flüchten, bevor ihr Haus und die angrenzenden 30 000 Kilogramm Reis, Mehl, Kichererbsen, Linsen, Zucker, Tee Felder von den Fluten mitgerissen wurden. Es ist nur eine von und andere Lebensmittel, 1 750 Liter Sojabohnenöl und Pakete 105 betroffenen Familien im Dorf Baluwakot. mit Basishygieneartikeln sowie Regenschutz wurden an 578 Fa milien in Not verteilt. 350 Kilogramm Milchpulver wurden für Die indische Partnerorganisation MSS, die bereits in der betrof- Säuglinge und Kleinkinder ausgegeben. Um auch abgelegene fenen Region Projekte durchgeführt hatte, machte sich umge- Siedlungen zu erreichen, arbeitete MSS mit lokalen Partnern hend auf den Weg, um sich über das Ausmaß der Zerstörung zu und der indisch-tibetischen Grenzpolizei (SSB) zusammen und informieren. Zahlreiche Dörfer waren schwer betroffen und Tau- koordinierte sich mit diversen staatlichen und nichtstaatlichen sende Menschen, teils traumatisiert, ohne Versorgung. Es folgte Akteuren, um Überschneidungen bei der Verteilung der Hilfe ein Hilferuf an AWO International. Umgehend wurden Spenden- zu vermeiden. Die Nothilfe von AWO International und ADH gab gelder aus den Nothilfefonds von AWO International und Aktion Padma, Parwati und anderen Betroffenen die Möglichkeit, den Deutschland Hilft (ADH) für ein zweimonatiges Nothilfeprojekt Zustand ihrer Familien zu stabilisieren und notwendige Schritte bereitgestellt. für den Wiederaufbau in die Wege zu leiten. Die indische Regie- rung hat dafür bereits begrenzte Mittel zugesagt. FELIX NEUHAUS Padma Devi war eine von 2 025 Bedürftigen in 17 Dörfern, die dringend benötigte Lebensmittel und sanitäre Produkte erhiel- ten. 968 obdachlos gewordene Menschen konnten vorüber- [1] Die Überschwemmungen zerstörten die Infrastruktur in der Region: gehend in Zelten und anderen Notunterkünften untergebracht Straßen und Brücken wurden einfach weggespült. (Foto: MSS) werden oder erhielten stabile Plastikplanen, um die zerstörten [2] Suresh Purkuti vom AWO International Regionalbüro Südasien Dächer ihrer Häuser notdürftig zu reparieren. Während eines besuchte ein Notlager. Besuchs vor Ort traf ein Vertreter von AWO International in einem [3] Ausgabe von Lebensmittelrationen durch die Partnerorganisation MSS.
SCHWERPUNKT / ÜBERSCHWEMMUNGEN IN INDIEN 5 3 Kurz nach den schweren Überschwemmungen in Uttarakhand zusammenkommen. Hinzu kommt eine schlechte und wenig war ein Team von UNDMT (United Nations Disaster Management regulierte Infrastruktur, die dem Ansturm der Besucher kaum Team) und der humanitären Organisation RedR India in den gewachsen ist. Auch die Pilger sind nicht an die Gegebenheiten besonders schwer betroffenen Distrikten, um eine Schadens- vor Ort gewöhnt. Ein Großteil der geschätzten 5 700 Toten waren und Bedarfsanalyse zu erstellen und die Hilfsmaßnahmen zu Pilger. koordinieren. Kaustubh Devale – langjähriger Berater von AWO International in Indien – war mit dem Team mehrere Wochen Was für Schäden hinterlässt die Flut? Viele Häuser in den Dör- vor Ort. Wir sprachen mit ihm über seine Eindrücke. fern wurden weggeschwemmt, an den Pilgerrouten wurden kleine Hotels und Teehäuser komplett verwüstet, auch das Land Herr Devale, Können Sie uns Ihren Eindruck über die Situation vieler Kleinbauern wurde zerstört. In einigen Regionen wurden vor Ort schildern? Das Ausmaß der Zerstörung ist gewaltig. Alle bis zu 80% des Dorfes einfach weggespült. Durch die Erdrut- 13 Distrikte von Uttarakhand sind betroffen. Etwa 1 600 Dörfer sche wurden auch Wasserleitungen und -tanks zerstört. Hinzu wurden zerstört. In fünf Distrikten sind die Schäden besonders kommt, dass die ganze öffentliche Infrastruktur, also Straßen, schlimm. 238 Dörfer wurden fast vollständig weggespült. Wir Brücken, Telefon- und Stromleitungen, in Mitleidenschaft gezo- waren zum Beispiel mit unserem Team an einem Tempel, wo gen wurde. Auch viele staatliche Einrichtungen und Programme, noch 200 Tote lagen. Überall der Geruch von Verwesung. Es ist wie zum Beispiel Mutter-Kind-Zentren, Gesundheitsstationen, eine traumatische Situation für alle Beteiligten. Grundschulen etc., sind betroffen. Die kollabierte Infrastruktur hat auch zur Folge, dass die Ernährungssicherheit gefährdet ist. Warum wurde gerade Uttarakhand so schwer getroffen? Um Viele Menschen sind abhängig von subventionierten Lebensmit- das Ausmaß der Zerstörung zu verstehen, müssen wir die geo- teln, die von der Regierung verteilt werden, die nun aufgrund grafischen Besonderheiten berücksichtigen: Uttarakhand ist eine der Flutschäden nicht geliefert werden können. Insbesondere Bergregion am Himalaya, geologisch sehr fragil. Zudem gibt es die marginalisierte Bevölkerung und Menschen ohne eigenes viele Flüsse, die bei Regen zu reißenden Strömen werden. Der Land sind davon betroffen. diesjährige Monsun setzte früher ein als sonst. Es hat an fünf Tagen extrem geregnet, sintflutartige Wolkenbrüche, die in eini- Das vollständige Interview auf www.awointernational.de gen Regionen Niederschläge von bis zu 100 Millimeter die Stunde MIT KAUSTUBH DEVALE SPRACH VASSILIOS SAROGLOU zur Folge hatten. Das führte zu starken Überflutungen und mas- siven Erdrutschen. Warum hat die Flut so viele Menschenleben gefordert? In der Der Ökonom Kaustubh Devale arbeitet seit über 14 Jahren als Berater Region gibt es vier wichtige Pilgerstätten, die jeder Hindu und im Bereich der humanitären Hilfe und der Entwicklungszusammenar- Sikh einmal in seinem Leben besuchen sollte. Hunderttausende beit. Er ist Mitglied bei UNDMT und RedR India und hat in mehreren Menschen machen sich jedes Jahr auf den Weg, um diese Heilig- Ländern in Süd- und Südostasien gearbeitet, unter anderem für AWO tümer zu besuchen. Insbesondere Ende Juni an den besonders International. Derzeit bereitet er die Evaluation des Hilfsprojektes von wichtigen Tagen drängen sich die Menschen. Wie zum Beispiel AWO International und MSS in Uttarakhand vor. in Kedarnath. Dort können bis zu 200 000 Pilger an einem Tag
6 MITTELAMERIKA / KATASTROPHENPRÄVENTION 1 2 Katastrophenvorsorge für Kinder mit Behinderung KOOPERATIONSPROJEKT ZU INKLUSIVER KATASTROPHENPRÄVENTION IN MITTELAMERIKA Nicaragua gehört zu den am stärksten von Den Abschluss des Pilotprojekts bildete Ende September ein drei- Naturkatastrophen gefährdeten Ländern welt- tägiger Workshop zum Thema Katastrophenvorsorge in Antigua, weit. Als Folge des Klimawandels nimmt die Guatemala. Ziel der Veranstaltung war es, die zentralamerika- Häufigkeit von Überschwemmungen, Erdrut- nischen Partnerorganisationen für das Thema Katastrophenvor- schen und Dürren zu. Insbesondere Men- sorge zu sensibilisieren, damit diese besser auf Naturereignisse schen mit Behinderungen sind solchen Katastrophensituationen vorbereitet sind. Auch Cleotilde und Carmen von der Partneror- schutzlos ausgeliefert. Aus diesem Grund führt AWO Interna- ganisation IMU aus El Salvador nahmen an dem Workshop teil. tional seit 2012 in Kooperation mit dem ASB (Arbeiter-Samari- Sie sitzen gemeinsam mit weiteren Teilnehmenden von ACISAM ter-Bund) und der nicaraguanischen Partnerorganisation Los (El Salvador), ACCSS (Guatemala) und AWO International an einem Pipitos ein Projekt durch, bei dem Kinder mit Behinderung und langen Tisch eines im Kolonialstil erbauten Hotels und lauschen deren Eltern lernen, sich auf Krisensituationen vorzubereiten. den Ausführungen des Seminarleiters Errol Mejia. Errol ist Mit- Das Projekt wird mit Mitteln von Aktion Deutschland Hilft (ADH) arbeiter beim ASB in Nicaragua und koordiniert dort ein Kata- durchgeführt. strophenschutzprojekt. Er erklärt die Phasen und Etappen des integralen Risikomanagements, das nicht nur die Hilfe während Seit Projektbeginn hat das Team von Los Pipitos zahlreiche pra- oder nach einer Katastrophe beinhaltet, sondern gerade auch xisorientierte Lehrveranstaltungen durchgeführt, bei denen die Vorbereitung auf ein Naturereignis. Kinder und Eltern lernen, wie sie sich bei einer Naturkatastro- phe verhalten sollen. „Zehn Minuten nach unserer Übung gab Die Katastrophenvorsorge ist eine besondere Herausforderung es tatsächlich ein Erdbeben der Stärke 6,6 auf der Richterskala. für die Bevölkerung, insbesondere für Familien mit Kindern Alle Kinder haben sich selbstständig unter die Tische gesetzt und mit Behinderungen. „Für diese Personen müssen Warnsigna- haben sich in die richtige Position begeben. Zum Glück ist nichts le, Fluchtpläne und Notausgänge so angepasst werden, dass weiter passiert“, berichtet die Mitarbeiterin Kenia Soza. sie diese wahrnehmen und nutzen können“, sagt Kenia Leal, Koordinatorin des ASB für das Projekt „Inklusive Katastrophen- Als 1998 der Wirbelsturm Mitch wütete, wurde das Dorf Momo- prävention“ in Nicaragua. Nach den drei Tagen Workshop mit tombo am Ufer des Managuasees und am Fuße des gleichnami- praxisnahen Erläuterungen sehen die Teilnehmenden zufrieden gen Vulkans fast vollständig zerstört. Auch dort haben die Pipi- aus: „Wir werden diese Informationen bei unserer Arbeit in den tos Workshops zur Katastrophenvorsorge durchgeführt. Etwa 30 Gemeinden weitergeben, damit gerade auch Jugendliche davon Kinder mit Behinderung und ihre Familien nahmen daran teil. profitieren und lernen, wie man sich schützen kann“, sagt Cleo- Maritza Mendoza war mit ihren Enkeln dabei: „Mein Enkelsohn tilde Guevara. KARIN EDER / MARIUS ZYNGA Jeffrin ist hyperaktiv und hat eine geistige Behinderung. Meine Enkeltochter hat einen Herzfehler. Ich halte die Arbeit der Pipitos [1] Karin Eder im Gespräch mit Maritza Mendoza und ihrem Neffen. für sehr wichtig, da wir Angehörige zusammenhalten und durch (Foto: Steidinger / ASB) die Aufklärungsarbeit weniger Diskriminierung erfahren. Jetzt [2] Abnee Abarca Garcia, stellvertretende Präsidentin von den Pipitos wissen wir auch, was wir im Notfall tun müssen.“ bei einem Workshop. (Foto: Steidinger / ASB)
KURZ NOTIERT 7 AWO OBERBAYERN STARK IN DER AUSLANDSHILFE ZITIERT Seit vielen Jahren engagieren „Überwältigend war die Solidarität mit sich zahlreiche Ehrenamtliche den Opfern der Flut in der deutschen von AWO-Gliederungen und Bevölkerung: Insgesamt gingen bei -Einrichtungen in Oberbayern für uns über 38 Mio. Euro ein. Fast 3 500 verschiedene Hilfsprojekte weit Unternehmen, über 200 Schulklassen über die Grenzen Deutschlands und viele tausend Einzelspender unter- hinaus. Um dieses Engagement stützen die Not- und Wiederaufbau besser zu steuern, wurde 2008 das Netzwerk „Arbeitsgemein- hilfe mit ihrer Spende.“ schaft Auslandshilfe der AWO in Oberbayern“ mithilfe der Manuela Roßbach, Geschäftsführerin von ADH „Stiftung AWO Ehrenamt in Oberbayern“ des Bezirksverbandes gegründet. Adi Renoth vom AWO Ortsverein Bischofswiesen koordiniert diese Arbeitsgruppe mit den Zielen, das Know-how und die verschiedenen AWO-Auslandsaktivitäten in Oberbayern BENEFIZ-GOLFTURNIER zu bündeln sowie die Kontakte ins Ausland, die Ortskenntnisse und die logistischen Erfahrungen von Hilfstransporten unterei- Am 14. Juni 2013 haben sich auf nander auszutauschen. Auch externe Partner arbeiten in dem Einladung der stellvertretenden Netzwerk mit, wie beispielsweise das Hilfswerk der Bayerischen Vorsitzenden Ute Wedemeier Apotheker oder die Volkshilfe Österreich. und des Beiratsvorsitzenden Walter Momper Golferinnen und Neben der Unterstützung von Familien, Kindern und älteren Golfer im Golfclub Gross Kienitz Menschen durch regelmäßige Hilfstransporte nach Bosnien, bei Berlin getroffen, um für Rumänien, Serbien und Ungarn konzentriert sich die „Arbeits- einen guten Zweck zu golfen. Um Brutto- und Nettopunkte zu gemeinschaft Auslandshilfe“ vor allem auf überschaubare und spielen und sich für die Arbeit von AWO International zu enga- nachhaltige Projekte. Dabei sind Kontakte mit verlässlichen gieren, das war das Ziel der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Partnern und Abfragen nach notwendigen Bedarfen vor Ort, Es ist bereits das zweite Turnier, das der Beirat von AWO Interna- zum Beispiel in Altenheimen, Krankenhäusern, Kindergärten tional in Zusammenarbeit mit dem Vorstand durchführt. Beim und Schulen, eine Grundvoraussetzung. diesjährigen Golfturnier kamen insgesamt 10 890 Euro zusam- men. Mit diesen Spenden wird das Programm Jugendförderung Ein Beispiel für nachhaltige „Nachbarschaftshilfe“ ist das Pro- und Gewaltprävention in Mittelamerika unterstützt. Ein beson- jekt zwischen dem Seniorenzentrum Georg-Schenk-Haus im derer Dank geht an Ute Wedemeier, die zusammen mit ihrem oberbayerischen Burghausen (Landkreis Altötting) und dem Dorf Mann, Dr. h. c. Klaus Wedemeier, Bürgermeister a. D. der Freien Magyarbóly in Ungarn; nachdem das Seniorenzentrum in Burg Hansestadt Bremen, und einigen engagierten Golffreunden und hausen einem Neubau weichen musste, wurde das gut erhalte- -freundinnen aus Berlin dieses auch im Spendenergebnis sehr ne Inventar, wie z. B. Pflegebetten, Badewannen, Waschbecken, erfolgreiche Benefiz-Turnier organisiert hat. Mobiliar, Bettwäsche, Stromverteiler etc., in ein neu umgebau- tes Pflegeheim nach Süd-Ungarn transportiert. Anfang April dieses Jahres reiste eine Delegation des AWO Bezirksverbandes Oberbayern nach Ungarn, um an der Einweihung des Pflege- FAIR SCHENKEN heims teilzunehmen. Fairen Kaffee zum Geburtstag, das gibt es bei der AWO Lübeck Ein weiteres Projekt ist die Einrichtung NADA im bosnischen schon seit einigen Jahren. Vorstandsmitglieder des Kreisver- Sanski-Most. NADA heißt „Hoffnung schenken“ und unterstützt bands bringen gerne eine Packung AWO-Kaffee als kleines etwa 15 Kinder und Jugendliche mit besonderen Bedürfnissen, Geschenk zur Gratulation von Jubilarinnen und Jubilaren mit. um sie besser in die Gesellschaft zu integrieren. Im vergange- So hat Jürgen Markmann, stellvertretender Vorsitzender der AWO nen Jahr sammelten AWO-Mitglieder Spenden für einen kleinen Lübeck, kürzlich Edith Steinhauer anlässlich ihres 94. Geburts- Spielplatz und ermöglichten dadurch, dass im Sommer 2012 für tags einen Kaffee überreicht. Auch langjährige Mitglieder des die „NADA-Kinder“ der Wunsch nach einem eigenen kleinen Kreisverbands erhalten bei ihrer Ehrung neben dem obligatori- Spielplatz in Erfüllung ging. REGINA BESCH / AWO OBERBAYERN schen Blumenstrauß ein Präsent mit Kaffeetasse und fair gehan- deltem AWO-Kaffee. Wir freuen uns, dass der Kreisverband sich mit dieser Aktion für einen gerechteren Welthandel einsetzt! Bestellen auch Sie fairen Kaffee, AWOpresso und Tee: 030 25292-364
www.awointernational.de Verantwortlich für den Inhalt: Ingrid Lebherz Redaktion: Vassilios Saroglou Lektorat: Patrick Schär Titelfoto: Überschwemmungen 8 KURZ NOTIERT in Gwaldam, Uttarakhand (MSS) Fotografie: AWO International, wenn nicht anders angegeben Layout: www.nahtief.de Druck: AZ Druck und Datentechnik Herausgeber: AWO International e. V., Markgrafenstraße 11, 10969 Berlin, Tel.: 030 / 25292 771, Fax: 030 / 25292 571, mail@awointernational.de AWO-FAMILIENFEST IN SOEST TOUR „DEUTSCHLAND HILFT“ Auch wenn das Wetter mit Unter dem Motto „Not- einer Mischung aus Regen, und Katastrophenhilfe Sonnenschein und Schau- zum Anfassen“ veranstal- ern nicht so richtig mit- tete Aktion Deutschland spielen wollte – das AWO- Hilft in Zusammenarbeit Familienfest in Soest war mit zahlreichen Mitglieds ein voller Erfolg! Der AWO organisationen im Sep- Bezirksverband Westliches Westfalen hatte am 13. und 14. tember und Oktober die bundesweite Tour „Deutschland September eingeladen, um über die Arbeit der AWO zu infor- hilft“. Im Fokus stand das direkte Gespräch mit den Spen- GmbH, Berlin Gesamtauflage: 10 000 Exemplare Erscheinungsweise: zweimal jährlich mieren. „Wir wollen an diesen beiden Tagen zeigen, was die derinnen und Spendern. Die Tour gewährte Besucherinnen AWO alles kann. Und prima feiern kann sie sowieso“, so der und Besuchern einen Einblick hinter die Kulissen der Not- WDR2-Moderator Tom Hegermann zur Eröffnung. Das Pro- und Katastrophenhilfe. Als Gründungsmitglied von Aktion gramm kam bei den Besucherinnen und Besuchern gut an: Deutschland Hilft war auch die AWO dabei: Das Team von Neben Informationen zu verschiedenen AWO-Einrichtungen AWO International informierte im Sony Center Berlin über gab es Musik, Kabarett, ein Kinderprogramm und Polit-Talk Arbeit in der humanitären Hilfe, der Katastrophenvorsorge zu aktuellen gesellschaftlichen Themen. Auch AWO Internati- und in der Entwicklungszusammenarbeit sowie über das onal war auf dem Familienfest mit einem Stand vertreten, um Engagement im Fairen Handel. Der Landesverband Sachsen über die internationale Arbeit der AWO zu informieren. Bei der informierte auf dem Willy-Brandt-Platz in Leipzig die Besu- Kaffeeverlosung konnten die Besucherinnen und Besucher cher und Besucherinnen insbesondere über den Wiederauf- nicht nur den AWO-International-Gourmetkaffee gewin- bau nach dem Hochwasser in Deutschland. nen, sondern sich auch über den Fairen Handel informieren. Dass soziale Gerechtigkeit und Armutsbekämpfung in Deutschland, aber auch in vielen anderen Ländern der Welt NEPALESISCHE ARBEITSMIGRANTEN: ein wichtiges Thema ist, wurde beim Polit-Talk mit dem Vor- KATARS WELTCUP-SKLAVEN sitzenden des Präsidiums des AWO Bundesverbandes Wil- IMPRESSUM helm Schmidt, dem Vorstandsmitglied von AWO Internatio- Zwischen dem 4. Juni und dem 8. August 2013 sind 44 nepa- nal Bodo Champignon, dem Minister für Arbeit, Integration lesische Arbeitsmigranten auf den Baustellen für die und Soziales in NRW Guntram Schneider und der Geschäfts- FIFA-Weltmeisterschaft 2022 in Katar gestorben. Weite- führerin von AWO International Ingrid Lebherz nochmals re 30 Arbeiter haben sich in die nepalesische Botschaft in betont. „Die AWO hat sich aus der Arbeiterbewegung heraus Doha geflüchtet. Sie haben seit Monaten keinen Lohn erhal- entwickelt, diese war per se international orientiert. AWO ten, ihre Dokumente wurden ihnen abgenommen und sie International steht dafür, dass die Solidarität der AWO über mussten unter schrecklichen Bedingungen arbeiten. Bei die deutschen Grenzen hinausgeht. Dies ist in einer globali- Arbeitstemperaturen um die 50 Grad Celsius bekamen die sierten Welt wichtiger denn je“, so Lebherz. Arbeiter nicht einmal kostenloses Wasser. Gemäß einer Recherche der britischen Tageszeitung „The Guardian“ stirbt täglich ein Nepalese auf Katars Baustellen. 90% der Arbei- ter in Katar sind Migranten. Alleine im Vorjahr reisten rund MEDIZINISCHE VERSORGUNG IN SYRIEN 100 000 nepalesische Arbeitsmigranten nach Katar aus. Der Bürgerkrieg in Syrien tobt bereits seit 2011. Im Bezirk AWO International fördert die sichere Arbeitsmigration in Al-Masharka in Aleppo sind aufgrund der Kampfhandlun- Nepal und unterstützt potenzielle und rückkehrende Arbeits- gen etwa 180 000 Menschen fast ohne medizinische Versor- migranten und -migrantinnen weltweit in 5 Projekten. gung. Die Anzahl der Menschen, die medizinisch behandelt werden müssen, nimmt immer weiter zu. AWO International plant gemeinsam mit der ADH-Mitgliedsorganisation action medeor, ein Krankenhaus in dem Bezirk mit den nötigen DANKE AN DIE SPENDERINNEN UND SPENDER! Medikamenten und medizinischen Geräten zu versorgen. Die erfolgreiche Arbeit von AWO International wäre ohne Dringend benötigt werden spezielle Medikamente für die ihr Engagement nicht möglich. Dafür bedanken wir uns bei Giftgasopfer und Dialysegeräte. AWO International über- allen Spendenden, Fördernden und Mitgliedern! nimmt anteilig die Kosten für die Ausstattung der Klinik mit Medikamenten, medizinischem Verbrauchsmaterial und UNTERSTÜTZEN AUCH SIE UNS! Dialysezubehör. Von den Hilfsmaßnahmen werden etwa Spendenkonto 10 11 12, BLZ 100 205 00, 15 000 Menschen profitieren. Bank für Sozialwirtschaft
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