Förderungsprojekt Schleiereule und Turmfalke im St. Galler Rheintal
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Förderungsprojekt Schleiereule und Turmfalke im St. Galler Rheintal Kurzbericht 2014 Ivo Moser Ältester Schleiereulennestling kurz vor der Berin- gung (Steigmatt, Montlingen, 15.9.2014) Verein Pro Riet Rheintal Schwalbenweg 16 9450 Altstätten Tel. 071 750 08 30 info@pro-riet.ch www.pro-riet.ch 3. Dezember 2014
Förderungsprojekt Schleiereule und Turmfalke im St. Galler Rheintal Kurzbericht 2014 Inhaltsverzeichnis 1 Zusammenfassung ........................................................................................................................... 3 2 Dank................................................................................................................................................. 3 3 Brutsaison 2014 ............................................................................................................................... 3 3.1 Nistkastenangebot .............................................................................................................. 3 3.2 Turmfalke ............................................................................................................................ 4 3.3 Schleiereule......................................................................................................................... 5 3.4 Öffentlichkeitsarbeit ........................................................................................................... 6 3.4.1 Beringungsanlässe .............................................................................................................. 6 3.4.2 Webkameras ....................................................................................................................... 7 3.5 Ökologische Aufwertungen .............................................................................................. 10 4 Weiteres Vorgehen ....................................................................................................................... 10 Verein Pro Riet Rheintal und Schweizerische Vogelwarte Sempach 2
Förderungsprojekt Schleiereule und Turmfalke im St. Galler Rheintal Kurzbericht 2014 1 Zusammenfassung Seit 2006 setzt der Verein Pro Riet Rheintal gemeinsam mit der Schweizerischen Vogelwarte Semp- ach und interessierten Landwirten ein Förderungsprojekt für Schleiereulen und Turmfalken um. Zum Projekt gehört der Unterhalt von 160 Nistkästen zwischen Oberriet und Au sowie die Beringung aller Zielartennestlinge im Projektgebiet. Parallel dazu sollen Landwirte für ökologische Aufwertungen ge- wonnen werden, um die Lebensbedingungen der beiden typischen Kulturland-Arten zu verbessern. 2014 war im Rheintal ein Rekordjahr für den Turmfalken. Noch nie zuvor waren so viele Bruten im Rheintaler Projektgebiet zu verzeichnen und noch nie wurden so viele Nestlinge beringt. Auffallend war zudem die hohe Anzahl Junge pro Brut (4.25). Der Bruterfolg der Schleiereule lag indessen im ge- wohnten Bereich. Wiederum kam es zu zwei Jahresbruten auf dem Hof Steigmatt in Montlingen, aus denen sieben Jungeulen hervorgingen. Am 19. Juni 2014 war die Bevölkerung eingeladen, an einer Schleiereulenberingung teilzunehmen. Nachdem im letzten Jahr keine öffentliche Beringungsveranstaltung stattfinden konnte, war der dies- jährige Anlass gut besucht. Am 15. September 2014 fand eine Beringung mit dem Rotary Club Rhein- tal statt. 2 Dank An erster Stelle danken wir der Ella und Paul Schnorf-Stiftung sowie der Graf Fabrice, von Gundlach & Payne-Smith-Stiftung für die finanzielle Unterstützung. Die Schweizerische Vogelwarte Sempach hat das Projekt finanziell unterstützt und wirkt seit Anbeginn als Projektpartner mit. Wir bedanken uns hierfür ganz herzlich. Den über 100 Landwirten, welche einen Nistkasten auf ihrem Hof aufgehängt haben und sich teil- weise auch darüber hinaus im Projekt engagieren, sei an dieser Stelle ebenfalls gedankt. Seit der ers- ten Brutsaison steht Guido Gschwend als zuverlässiger Beringer für den Südteil des Projektgebiets im Einsatz. Auch ihm gebührt Dank für seine Arbeit. 3 Brutsaison 2014 3.1 Nistkastenangebot 2014 standen insgesamt 160 Spezialnistkästen im 64 km2 grossen Projektgebiet zu Verfügung (Karte in Anhang 1). Ein Grossteil davon ist in landwirtschaftlichen Betriebsgebäuden montiert. Jährlich wer- den alle Projektnistkästen auf Bruten der Zielarten kontrolliert und sämtliche Schleiereulen- und Turmfalkennestlinge beringt. Verein Pro Riet Rheintal und Schweizerische Vogelwarte Sempach 3
Förderungsprojekt Schleiereule und Turmfalke im St. Galler Rheintal Kurzbericht 2014 3.2 Turmfalke Die Kennzahlen der Turmfalken-Brutsaison 2014 sind erfreulich (Abb. 1). Nachdem im regnerischen Frühsommer 2013 ein deutlicher Einbruch im Bruterfolg zu verzeichnen war, übertraf die Saison 2014 die Erwartungen deutlich. Bezüglich Anzahl Bruten einschliesslich Brutversuche, Anzahl erfolgreiche Bruten1 und Anzahl beringter Nestlinge wurden neue Spitzenwerte erreicht. Mit durchschnittlich 4,25 Jungen2 waren die diesjährigen Bruten relativ gross. Der Grund für den aussergewöhnlichen Bruter- folg des Turmfalken dürfte die milde und trockene Witterung zur Brutzeit gewesen sein. 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 170 180 160 135 140 118 120 93 92 90 100 83 82 80 46 60 41 39 34 32 31 29 29 40 28 28 28 25 25 24 23 22 20 0 Anzahl Bruten Anzahl erfolgreiche Bruten Anzahl beringte Nestlinge Abb. 1: Kennzahlen der Turmfalkenbruten 2007-2014. Eine erfolgreiche Brut liegt vor, wenn mindestens ein Nestling geschlüpft ist. Das Gros der Rheintaler Turmfalken brütete zeitli h „na h Lehr u h“ (Abb. 2). 1 Erfolgreich ist eine Brut dann, wenn mindestens ein Nestling geschlüpft ist 2 Berechnung: Anzahl beringter Nestlinge/Anzahl Bruten mit beringten Nestlingen = 170/40 =4,25 Verein Pro Riet Rheintal und Schweizerische Vogelwarte Sempach 4
Förderungsprojekt Schleiereule und Turmfalke im St. Galler Rheintal Kurzbericht 2014 03.09. 03.08. 03.07. Ausfliegen 02.06. Eiablage 02.05. Schlüpfen 01.04. 01.03. 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Abb. 2: Zeitlicher Verlauf der Turmfalkenbruten 2007-2014. Das Schlüpfdatum (rote Marke) lässt sich mit den Beringungsdaten abschätzen. Zur Ermittlung des Legedatums (blaue Marke) und des Ausfliegedatums (grüne Marke) wurde eine durchschnittliche Bebrütungszeit von 29 Tagen und eine Nestlingszeit von 30 Tagen ange- nommen. 3.3 Schleiereule Der Bruterfolg der Schleiereule bewegte sich im durchschnittlichen Bereich (Abb. 3). Nach einem witterungsbedingt wenig erfolgreichen Schleiereulenjahr 2013 fanden 2014 ein Mal mehr zwei Jahresbruten auf dem Hof Steigmatt in Montlingen statt, aus denen sieben Jungeulen hervorgingen. Damit ist die Talsohle von 2013 zwar durchschritten, doch die Zahlen bleiben deutlich hinter den Spitzenwerten von 2012 zurück. Während damals drei Schleiereulenpaare brüteten, war 2014 nur ein einziges Brutpaar im gesamten Projektgebiet zu verzeichnen. Die zeitlich enge Staffelung von Erst- und Zweitbrut ist bei der Schleiereule normal (Abb. 4). Im Jahr 2014 begann die Zweitbrut auf der Steigmatt bereits vor dem Ausfliegen der Jungeulen aus der ersten Brut. Wie schon in früheren Jahren meisterte das Brutpaar die Doppelbelastung problemlos. 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 25 20 20 15 15 10 7 6 6 5 4 4 4 4 5 2 2 1 1 1 2 2 2 1 3 1 1 2 1 0 Anzahl Bruten Anzahl erfolgreiche Bruten Anzahl beringte Nestlinge Abb. 3: Kennzahlen der Schleiereulenbruten 2007-2014. Eine erfolgreiche Brut liegt vor, wenn mindestens ein Nestling geschlüpft ist. Verein Pro Riet Rheintal und Schweizerische Vogelwarte Sempach 5
Förderungsprojekt Schleiereule und Turmfalke im St. Galler Rheintal Kurzbericht 2014 November 05.10. Oktober 25.09. 15.09. 08.09. 01.09. September 19.08. 10.07. 14.08. 04.07. 06.08. 05.08. 25.06. 29.07. August 20.06. 22.07. 20.07. 09.06. 11.07. 10.07. Juli 22.06. 19.06. 19.06. 08.05. 11.06. 07.06. 01.05. 01.06. 31.05. Juni 10.04. 14.05. 03.04. 04.05. 02.04. 01.05. Mai beringt 16.03. 17.04. 1. Jungeule geschlüpft April 1. Ei gelegt März Nord 2007 Nord 2007 Nord 2008 Nord 2009 Nord 2010 Nord 2011 Nord 2012 Nord 2014 Süd 2010 Süd 2012 Süd 2013 Süd 2014 Abb. 4: Eiablage (blaue Marke), Schlüpfen des ersten Nestlings (rote Marke) und Beringung (grüne Marke) der Schleiereulen auf der Steigmatt in den Projektjahren 2007-2014. 3.4 Öffentlichkeitsarbeit 3.4.1 Beringungsanlässe Obwohl Schleiereulen und Turmfalken in der Nähe des Menschen brüten, läuft das eigentliche Brutgeschäft weitgehend verborgen ab. Dies gilt ganz besonders für die nachtaktive Schleiereule. Die Beringung bietet die Möglichkeit, die Nestlinge einmal ganz aus der Nähe zu betrachten oder so- gar in die Hand zu nehmen. Deshalb nutzte der Verein Pro Riet die Gele- genheit und führte am 19. Juni 2014 eine gut besuchte, öffentliche Schlei- ereulenberingung auf dem Hof Steig- matt in Montlingen durch. Die Zweit- Abb. 5: Schleiereulenberingung vom 15.9.2014, Steigmatt Montlingen. brut der Schleiereule wurde am 15. Während die eine Halbgruppe dem Beringer über die Schulter schaut, erhält die andere Hälfte Informationen zum Projekt und zur Biologie der September 2014 mit dem Rotary Club beiden Zielarten. Rheintal beringt. Verein Pro Riet Rheintal und Schweizerische Vogelwarte Sempach 6
Förderungsprojekt Schleiereule und Turmfalke im St. Galler Rheintal Kurzbericht 2014 Abb. 6: Der jüngste Nestling hat noch in einer Hand Abb. 7: … für de Älteste rau ht’s s ho z ei Platz … Hände. 3.4.2 Webkameras Sechs Webkameras waren 2014 in Betrieb. Sie dokumentierten den Verlauf von zwei Schleiereulen- und drei Turmfalkenbruten. Das Webcam-Angebot wird rege genutzt. Insbesondere zur Brutzeit der Schleiereule steigt die Besucherzahl der Pro Riet-Homepage jeweils merklich an. Nebst Zugriffen aus der Schweiz sind auch solche aus dem benachbarten Ausland und dem englischsprachigen Raum zu verzeichnen. Die Webkameras haben sich zudem als Arbeitshilfen bei der Beringung bewährt. Für die gefilmten Bruten ermöglichen sie die Abstimmung des Beringungstermins auf das Brutgeschehen und eine ge- naue Altersbestimmung der Nestlinge. Verein Pro Riet Rheintal und Schweizerische Vogelwarte Sempach 7
Förderungsprojekt Schleiereule und Turmfalke im St. Galler Rheintal Kurzbericht 2014 Abb. 8: Webkamera-Bilder der Schleiereulenbrut auf dem Hof Steigmatt, Montlingen 29.3.2014 15.4.2014 Das Schleiereulenpaar hat den Nordnistkasten auf der Steigmatt Anfangs April hat die Schleiereule zu legen begonnen. Im Ab- besetzt und setzt sich gegen ab und zu vorbeischauende Turm- stand von ein bis zwei Tagen sind weitere Eier hinzugekommen, falken durch. so dass das Gelege jetzt sechs Eier zählt. 16.5.2014 16.6.2014 Anfangs Mai ist der erste Nestling geschlüpft. Die Jungen im Der charakteristische Gesichtsschleier ist vor allem beim ältes- Hintergrund sind demnach rund zwei Wochen alt. ten der drei Geschwister gut zu sehen. 24.6.2014 27.6.2014 Seit rund einer Woche sind die jungen Eulen beringt. Die Jungeulen sind flügge und verlassen den Kasten zeitweilig. Doch der Schritt in die Selbständigkeit ist noch nicht getan. Noch immer werden sie von den Altvögeln gefüttert. Verein Pro Riet Rheintal und Schweizerische Vogelwarte Sempach 8
Förderungsprojekt Schleiereule und Turmfalke im St. Galler Rheintal Kurzbericht 2014 Abb. 9: Webkamera-Bilder der Turmfalkenbrut auf dem Tratthof Diepoldsau 29.4.2014 30.4.2014 Nistkasteninspektion durch ein Turmfalkenmännchen. Auch ein Ein Anfang ist gemacht. Das erste Ei ist gelegt. Weibchen geht ein und aus. Die Chancen auf eine Brut stehen gut. 12.5.2014 15.6.2014 Mit fünf Eiern ist das Gelege komplett und für Rheintaler Ver- Die fünf Nestlinge entwickeln sich lehrbuchmässig. Die Brut ist hältnisse eher gross. auf Kurs. 2.7.2014 5.7.2014 Die jungen Turmfalken erkunden jeden Winkel des Nistkastens. Flugversuche vor laufender Kamera. Die Jungfalken sind über 60 Ei e egehrte „Sitzgelege heit“ ist die s hiefe E e e or de Tage alt und verlassen den Nistkasten zeitweilig. Kameraobjektiv. Verein Pro Riet Rheintal und Schweizerische Vogelwarte Sempach 9
Förderungsprojekt Schleiereule und Turmfalke im St. Galler Rheintal Kurzbericht 2014 3.5 Ökologische Aufwertungen Der Verein Pro Riet Rheintal konnte 2014 im Projektperimeter 8,81 Hektaren Blumenwiese und 0,25 Hektaren Saum auf Ackerfläche neu ansäen sowie 0,56 Hektaren Hecken mit Krautsaum anlegen. Verschiedene Projekte haben zu diesem Gesamterfolg beigetragen – nebst dem Vernetzungsprojekt Bannriet-Dreier und Isenriet sicherlich auch das Schleiereulen-Turmfalken-Projekt. Die einzelnen öko- logischen Aufwertungen lassen sich kaum einem einzelnen Projekt zuschreiben und werden deshalb hier summarisch aufgeführt. 4 Weiteres Vorgehen Das Projekt wird im bewährten Rahmen bis 2017 weitergeführt. Das bestehende Nistkastenangebot soll aufrechterhalten und die Beringung der Zielarten fortgeführt werden. Eine weitere Verbesserung der Lebensbedingungen für Schleiereule und Turmfalke im Projektgebiet ist vor allem durch ökologische Aufwertungen im Kulturland möglich. Die Anstrengungen, Landwirte für ökologische Aufwertungen zu gewinnen, werden deshalb fortgesetzt. Dabei kann die Popularität von Schleiereule und Turmfalke als Mäusefresser genutzt werden. Das Projekt geniesst in der Bevölkerung einen guten Ruf. Gezielte Öffentlichkeitsarbeit soll dafür sor- gen, dass dies auch in Zukunft so bleibt. Verein Pro Riet Rheintal und Schweizerische Vogelwarte Sempach 10
Nistkastenstandorte 2014 Nistkasten Projektperimeter ± 1:50'000 0 1 2 Kilometer
Bruten 2014 Brutversuch des Turmfalken ohne Erfolg erfolgreiche Turmfalkenbrut erfolgreiche Schleiereulenbrut Projektperimeter ± 1:50'000 0 1 2 Kilometer
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