Forellengeschichten mit Zilly und Willy am Chiemsee - Ein Lese- und Malbuch für Kinder - Chiemseeagenda

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Forellengeschichten mit Zilly und Willy am Chiemsee - Ein Lese- und Malbuch für Kinder - Chiemseeagenda
Forellengeschichten
       mit Zilly und Willy am Chiemsee

   Ein Lese- und Malbuch für Kinder
Schutzgebühr: 2 Euro                  ww.naturpalette-chiemsee.de
Forellengeschichten mit Zilly und Willy am Chiemsee - Ein Lese- und Malbuch für Kinder - Chiemseeagenda
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Naturpalette Chiemsee

                                                 Forellengeschichten
                                           mit Zilly und Willy am Chiemsee
                                                 Ein Lese- und Malbuch für Kinder

                                                           Version vom 3. Dezember 2021, 5:32 PM
                                                    Das Heft befindet sich z.Zt. in der Überarbeitungsphase -
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                                                                                1                               Claus Linke, Chiemseeagenda
Forellengeschichten mit Zilly und Willy am Chiemsee - Ein Lese- und Malbuch für Kinder - Chiemseeagenda
Forellengeschichten
            Die beiden Bachforellen Zilly und Willy leben in einem Bach, der in den
            Chiemsee mündet. Wo sich dieser Bach befindet, wird nicht genau be-
            schrieben. Aber es gibt viele Bäche am Chiemsee, dem Bayerischen Meer.
            Leider gibt es keine Aufzeichnungen von Zillys und Willys Eltern. Vielleicht
            sind sie einfach weggezogen und haben die Aufsicht Onkel Josef und Tante
            Erna übertragen.
            Begleitet Zilly und Willy bei ihren Abenteuern und wir wünschen Euch viel
            Spaß beim Lesen und Ausmalen.
                                                            Für meine Enkelin Maria
            © 2021            (2021xxxx)
            Herausgeber 1.Auflage: „Die Naturpalette vom Chiemsee“ Das sind die Gemeinden Breitbrunn a. Ch., Eggstätt und Rimsting •
            Idee/Autor der Forellengeschichten: Klaus Peter Horack, Großkarolinenfeld • Satz und Layout: Claus Linke, Prien-Atzing •
            Illustrationen: Gesche Gierlinger, Eggstätt • Fotos: Andreas Hartl, Dorfen ◊ Michael Neukum
            Druck:
            Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts, auch nur auszugsweise, sind nur mit Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt.

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Forellengeschichten mit Zilly und Willy am Chiemsee - Ein Lese- und Malbuch für Kinder - Chiemseeagenda
Inhalt

                                                 Falsche Fliegen.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  5
                                                 Ein Ausflug mit Onkel Josef.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .11
                                                 Tante Trutta und der König von Bayern.  .  .  .  .  .17
                                                 Barbara, die Wasseramsel.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  23
                                                 Platsch der Biber .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 29
                                                 Vier Seiten zum Ausmalen.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  34
                                                 Gefahr aus der Luft – Die Forellenschule.  .  .  .  39
                                                 Umweltverschmutzung .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  45
                                                 Fantastische Geschichte .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .51
                                                 Onkel Josefs Lieblingswitze.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  57
                                                 Tierfotos.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  59

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                                                                        b     e s
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schwimmt er näher und beißt leicht in Onkel Josefs
          Falsche Fliegen                                             Schwanzflosse. Doch nichts passiert. Dieser dreht
          An einem Morgen im September weckt Zilly den                sich nur langsam auf die Seite und lacht: „Das habe
          Willy durch ein sanftes Antippen mit der Brustflosse.       ich mir gleich gedacht das du das bist. Ich habe euch
          „Schau mal Willy – heute wird ein besonders schö-           schon sehr lange durch euer Gelächter und das
          ner Tag. Die Sonne ist schon aufgegangen und wir            Herumgehüpfe aus dem Wasser gehört.“ „Wo ist ei-
          könnten einen Ausflug unternehmen. Es ist keine             gentlich Tante Erna?“, fragt Zilly. „Die ist gerade auf
          Wolke am Himmel und du wolltest doch mit mir wie-           einer Frühstücksrunde und beobachtet gleichzeitig
          der einmal bachaufwärts schwimmen. Dabei könn-              wieder einen Menschen, der Jagd auf uns macht. Er
          ten wir auch Tante Erna und Onkel Josef besuchen.“          steht im Wasser und versucht uns Forellen mit einer
          Willy blickt nach oben, gähnt herzhaft und sagt:            falschen Fliege zu fangen.“
          „Das ist eine gute Idee bei diesem schönen Wetter.“         „Das wird ihm doch nicht gelingen?“, fragt Zilly
          Also machen sich Zilly und Willy auf den Weg. Vorbei        erschrocken. „Dafür sind wir doch viel zu schlau.“
          an Wasserstudeln, Gumpen und großen Bachkugeln,             Da drehte sich Onkel Josef zu den beiden ganz um
          hier und da mal nach Insekten an der Oberfläche             und erklärt: „Ja, schlau sind wir schon und lassen
          schnappend. „Das Wasser ist heute besonders frisch          uns nicht so schnell auf das Glatteis führen. Jedoch
          und klar“, meint Willy, „lass uns noch ein bisschen         haben wir auch einen Instinkt- der uns bei Hunger
          herumtollen!“ Mit einem Sprung aus dem Wasser               sagt: Da schwimmt eine fette Fliege oder ein Gras-
          versucht er einen vorwitzigen Falter zu erwischen,          hüpfer auf dem Wasser. Dann schnapp – Glück oder
          der sehr nahe an der Wasseroberfläche flattert. So          Pech gehabt!“ „Was heißt hier Pech?“, fragt Willy
          dauert es nicht lange und sie entdecken Onkel Josef,        entsetzt. Onkel Josef erklärt: „Dann ist die Fliege
          der gemütlich, gegen die Strömung schwimmend,               nicht echt. Dafür steckt ein Haken drin und der
          vor sich hindöst.                                           bleibt in deinem Maul hängen. Dann ist es um dich
          „Pass mal auf“, flüstert Willy, „dem alten Herrn            geschehen. Der Mensch zieht dich aus dem Wasser
          werde ich einen kleinen Schreck einjagen.“ Vorsichtig       und was dann passiert kannst du dir doch denken!“

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                                                                  5                                                 Claus Linke, Chiemseeagenda
„Au Weia!“, erschrickt Zilly. „Als Willy nach dem             Wasser ragen. Hier haben wir eine gute Beobach-
          Falter geschnappt hat, hätte das auch eine Falle              tungsposition.“ Und so können Zilly und Willy zum
          sein können?“ „Richtig“, meint Onkel Josef. „Jetzt            ersten Mal einen Angler genau beobachten. Onkel
          zeige ich euch einmal einen Angler, der Jagd auf uns          Josef erklärt den beiden jeden Ausrüstungsgegen-
          macht. Ihr habt Glück an euren Platz im Bach. Dort            stand mit Namen.
          bei dem großen Stein verirren sich keine Angler hin.          Ausführlich beginnt er: „Der Mensch hält eine lange
          Hier bei uns hingegen, da kommen sie immer wieder             Gerte, auch Rute genannt, an der eine längere
          her. Also Vorsicht und ganz nahe bei mir bleiben.“            Schnur mit einer falschen Fliege hängt. Mit fließen-
          Unter einem im Wasser liegenden Baumstamm                     den Auf- und Ab-Bewegungen mit der Rute lässt er
          kommt Tante Erna geschwommen. „Ja Josef, wen                  den Köder an der Schnur über das Wasser tanzen.
          bringst du da mit? Das ist doch viel zu gefährlich für        Manchmal berührt die falsche Fliege nur die Was-
          Zilly und Willy. Der Angler ist immer noch da. Wenn           seroberfläche. Mal treibt sie auf dem Wasser. Am
          man genau zur Bachmitte schaut, dann kann man                 Gürtel des Anglers hängt ein Netz mit Griff. Einen
          seine Gummifüße sehen. Er hat schon einen unserer             Korb hat er auch dabei. Mit langen Stiefeln, die ihm
          Enkel gefangen. Komischerweise hat er ihn dann                bis über den Bauch gehen, steht der Mensch im
          wieder zurück ins Wasser gelegt. Wahrscheinlich war           Wasser. An einer Brusttasche hat er weitere falsche
          er ihm noch zu klein. Der Arme schwimmt jetzt hier            Fliegen befestigt. Wenn ein Fisch am Haken hängt,
          bei mir unter dem Baumstamm und hat furchtbare                holt er ihn mit dem Netz heraus“, erklärt Onkel Josef
          Zahnschmerzen.“                                               weiter. „Dieser landet dann im Korb. So einfach ist
          Onkel Josef legt eine Flosse vor das Maul und flüs-           das. Nun haben wir genug beobachtet. Ich schlage
          tert: „Ja meine Liebe. Ich weiß, wie gefährlich es ist.       vor, ihr schwimmt jetzt wieder nach Hause. Ach,
          Ich will Zilly und Willy einmal einen Angler zeigen,          zum Schluss noch eins: Es gibt eine Zeit im Jahr, da
          der Jagd auf uns macht. Wir schwimmen zu der                  dürfen die Menschen nicht Jagd auf uns machen.
          Stelle, wo einige große Steine und Zweige aus dem             Das nennt man dann Schonzeit.“

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                                                                    6                                               Claus Linke, Chiemseeagenda
Nach diesem Erlebnis machen sich Zilly und Willy             Köder   kann ein Wurm oder ein künstlicher kleiner
          achtsam auf den Heimweg und sind froh, dass an                Fisch sein.
          ihrer Stelle im Bach kein guter Ort für Angler ist.
                                                                       Köderfliege     wird beim Fliegenfischen verwen-
                                                                        det. Zum Beispiel wird eine kleine Hühnerfeder an
          Man kann bei Wanderungen an Bächen und Ge-                    einen Angelhaken gebunden, um eine echte Fliege
          birgsflüssen Menschen sehen, die im Wasser stehen             zu imitieren. Die Feder wird eingefettet, damit sie
          und mit einer Angelrute Auf- und Ab-Bewegungen                auf dem Wasser schwimmt. Beim Nass-Fliegenfi-
          machen. Diese Art des Angelns nennt man Fliegenfi-            schen kann der Köder auch unter Wasser treiben.
          schen. Am Ende der Schnur befindet sich ein Köder,
          den der Angler gezielt auf dem Wasser hüpfen und
                                                                       Schonmaß      In Bayern für Forellen 26 cm. Kleine-
                                                                        re Forellen müssen wieder in das Wasser zurück-
          treiben lässt. Fischarten wie die Forelle, die Äsche,         gegeben werden.
          der Huchen, aber auch der Wildlachs, der bei uns
          nicht vorkommt, werden auf diese Art gefangen.               Schonzeit    In Bayern für Bachforellen vom 1.
                                                                        Oktober bis 28. Februar
          Hier ein paar Begriffe:                                      Wathose     Beim Fliegenfischen im Wasser kann
                                                                        dem Angler die wasserdichte Wathose bis zur
          Angeln        Es gibt verschiedene Möglichkeiten zum          Brust reichen.
               Angeln in Bächen Flüssen und Seen. Das Fliegenfi-
               schen, das Schleppangeln und Grundangeln.               Bachforelle      Lateinischer Name Salmo trutta
                                                                        fario ist ein zu den Salmoniden zählender Raub-
          Anglerprüfung          Wer bei uns angeln will muss           fisch und kann 20 – 100 cm groß und bis zu 18
               eine Prüfung ablegen.                                    Jahre alt werden. Die Bachforelle frisst Insekten,
          Kescher       Sackartiges Netz mit Griff. Der Fisch           die über der Wasseroberfläche fliegen, im Wasser
               kann nicht mehr fliehen und wird dann im Netz            treiben oder im Wasser leben. Große Bachforellen
               aus dem Wasser gehoben.                                  verschmähen auch Frösche und Molche nicht. Man

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                                                                   7                                               Claus Linke, Chiemseeagenda
hat auch schon Mäuse im Magen von Bachforellen
               gefunden.

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                                                                8   Claus Linke, Chiemseeagenda
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                                                 9   Claus Linke, Chiemseeagenda
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heute noch ein Gewitter geben kann, da ihr heute
          Ein Ausflug mit Onkel Josef                                 die Rückenflosse schmerzt. Ich schätze, dass sie
          Wie die Bachforellen Zilly und Willy beinahe                wieder mit ihrer Putzerei übertreibt.“
                                                                      „Oh, Klasse, wir durften noch nie bachabwärts
          in den Chiemsee gespült worden sind
                                                                      schwimmen. Das wird sicher spannend“, ruft Willy
          „Niemand zu Hause? Das kann doch nicht sein. Da             begeistert.
          macht man einen Überraschungsbesuch und dann                Onkel Josef schwimmt voraus und die beiden Forel-
          ist keiner da“, sagt laut Onkel Josef und umrundet          len hinterher. „Vorsicht, jetzt kommen einige starke
          den großen Stein, wo Zilly und Willy wohnen. Plötz-         Strudel und passt auf, dass ihr nicht im seichten
          lich lässt ihn ein lautes „Buh“ zusammenzucken.             Wasser strandet. Hier sind einige Stellen, da ist das
          „Ha, ha, ha“, erklingt es hinter seinem Rücken und          Wasser sehr flach.“ So kommen sie langsam, aber
          dann kommen Zilly und Willy angeschwommen. „Wir             zielstrebig dem Chiemsee immer näher.
          haben dich beobachtet und was von einem Über-
                                                                      An einem Steg machen sie Rast. „Hier ist die Strö-
          raschungsbesuch gehört. Da kannst du froh sein,
                                                                      mung gar nicht mehr so stark“, bemerkt Willy. „Wenn
          dass wir gerade nebenan waren. Und es kann schon
                                                                      ich mich nur treiben lass, komme ich fast nicht mehr
          passieren, dass die Überraschten gar nicht da sind.“
                                                                      vorwärts.“ „Das liegt daran“, entgegnet Onkel Josef,
          Onkel Josef muss schmunzeln. Ja, die beiden haben           „dass wir den Chiemsee fast erreicht haben. Hier hat
          Recht. Man kann nicht so einfach unangemeldet bei           das Bachbett kein starkes Gefälle mehr. Merkst du
          jemandem auftauchen. „Ich soll euch einen schönen           auch, dass du schneller atmen musst? Wir Bachfo-
          Gruß von Tante Erna ausrichten. Sie macht gerade            rellen leben in einem kalten, sauberen und sauer-
          Hausputz und ich bin ihr nur im Weg. Was haltet ihr         stoffreichen Wasser. Das nennt man auch Forellen-
          von einem kleinen Ausflug bachabwärts Richtung              region. Die Wasserqualität im Chiemsee ist anders,
          Chiemsee? Da wart ihr sicher noch nicht und es              aber wir können trotzdem darin schwimmen. Es gibt
          dauert ja nicht lange. Außerdem soll ich euch noch          auch andere Fische hier im See, die in unserem Bach
          etwas von Tante Erna ausrichten. Sie meint, dass es
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                                                                 11                                               Claus Linke, Chiemseeagenda
allerdings nicht überleben könnten.“                         schung ist du alter Fliegenfänger! Schon lange nicht
          „Andere Fische?“, fragt Zilly. „Passt mal auf“ sagt          mehr gesehen. Was treibt dich hierher? Ach, du bist
          Onkel Josef. „Hier in der Nähe habe ich schon öf-            ja in Begleitung! Sind das Zilly und Willy, von denen
          ters einen Schuppenkarpfen angetroffen und mit               du mir erzählt hast? Ich glaube, heute ist kein so gu-
          ihm geplaudert. Der sieht anders aus als wir und             ter Tag für einen Ausflug. Ich spüre in allen Gräten,
          ist schon ganz schön alt. Falls ihn ein Fischer nicht        dass ein Gewitter aufzieht.“
          gefangen hat, müsste er eigentlich noch hier irgend-         „Ja, das hat meine Frau auch schon gesagt, aber
          wo im Boden nach Nahrung suchen. Mit viel Glück              der Himmel ist wolkenfrei und die Sonne scheint so
          treffen wir ihn.“ „Igitt, am Boden nach Essbaren             schön“, entgegnet Onkel Josef. „Dann lass dir einmal
          suchen!“, meint erschaudernd Zilly. „Was kann man            von einem alten Freund den guten Rat geben – wenn
          da schon finden was gut schmeckt?“                           bei mir die Gräten zwicken, dann ist ein Unwetter
          „Ruhe jetzt, ich muss Ausschau halten“, zischt Onkel         nicht weit“, erwidert Schuppi. Zilly ruft dazwischen:
          Josef. Und tatsächlich, nicht sehr weit vom Steg,            „Onkel Josef, plötzlich steigt das Wasser im Bach.“
          stößt Onkel Josef auf einen mit vielen großen Schup-         „Sapperlot“, entgegnet da Onkel Josef. „Schuppi, du
          pen gepanzerten Fisch, der gerade ein Maul voll              hast Recht gehabt. Anscheinend hat es oberhalb bei
          Schlamm und Sand ausspuckt.                                  unserem Bach sehr stark geregnet und wir haben
          „Hallo Schuppi, wieder auf der Suche nach einem              hier am Chiemsee nichts gespürt. Da werden wir
          schmackhaften Wurm“, ruft Onkel Josef und gibt               uns mal schnell verabschieden.“
          dem Überraschten mit seiner Flosse einen Stubs.              „Los Zilly, los Willy, jetzt müssen wir uns beeilen.“ Sie
          „Du bist seit unserem letzten Treffen ganz schön             sind noch nicht lange unterwegs, da wird die Gegen-
          gewachsen, wenn ich dich so aus der Nähe betrach-            strömung immer stärker. Das Wasser bekommt eine
          te.“ Der Genannte blickt mit kurzsichtigen Augen             trübe Färbung und steigt unaufhörlich. Alle Drei
          auf sein Gegenüber. Dann zucken an seinem Maul               schlagen so schnell es geht mit den Schwanzflossen,
          die Barteln und er ruft: „Ja, wenn das keine Überra-         aber sie kommen fast nicht vorwärts. Der Wasser-

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druck wird immer stärker und drückt sie wieder                   er Zilly noch rufen „Beim nächsten Ausflug nehmen
          bachabwärts. „Onkel, ich kann nicht mehr“, japst                 wir uns mehr Zeit und nehmen Tante Erna auch mit.
          Zilly. Willy klammert sich an einen großen Stein.                Außerdem habe ich noch sehr viele Fragen an deinen
          „Die Strömung ist zu stark, es schiebt uns Richtung              Freund Schuppi.“ Da lächelt der Onkel und murmelte
          Chiemsee. Wir müssen eine geschützte Stelle suchen               „Versprochen.“
          und uns an den Boden drücken!“                                   ……………………………………………………………
          Onkel Josef schaut verzweifelt nach einer geeigne-               ……………………………………………………………
          ten Stelle im Wasser, das immer dunkler von mitge-               …………………….
          schwemmtem Sand, Erde und Blätter wird. Da, ein
          großer Stein am Ufer. „Zilly, Willy, hierher! Hier ist es        In den Bächen, Flüssen und Seen leben unterschied-
          sicher“, ruft Onkel Josef. Mit einem lauten Rauschen             liche Fischarten. Das liegt daran, dass sich die
          und Gurgeln wogt das Wasser neben und über den                   einzelnen Fische an die Umwelt und Gegebenheiten
          drei Forellen vorbei.                                            der Gewässer angepasst haben. Zilly und Willy leben
          Nach einiger Zeit… „Ich glaube, das Wasser fällt wie-            in der Forellenregion.
          der und die Strömung wird langsamer. Das Gröbste
          haben wir überstanden. Das war anscheinend nur                   Forellenregion       Die Forellenregion ist der Ober-
          ein kleines Gewitter. Können wir wieder los?“, fragt               lauf eines Fließgewässers mit Kies und großen
          Onkel Josef. Beide nicken. Onkel Josef ist froh, dass              Steinen, starker Strömung und sehr hohen Sauer-
                                                                             stoffgehalt. Hier leben Forellen und weitere Fische
          alles glimpflich ausgegangen war. „Da werde ich von
                                                                             wie Elritze und Bachneunauge.
          eurer Tante Erna sicher was zu hören bekommen,
          wenn sie von unserem spontanen Ausflug erfährt.“                 Schuppenkarpfen         Der Karpfen (lateinisch
          „Keine Angst, lieber Onkel, uns ist ja nichts passiert“,           Cyprinus Carpio) hat als Wildform einen vollstän-
          sagen Zilly und Willy gleichzeitig. Als Josef schon                dig beschuppten Körper. Er erreicht meistens eine
          ein kleines Stückchen weit geschwommen ist hört                    Länge von 30 – 40 cm. Er kann im Einzelfall bis
                                                                             zu 120 cm lang und über 40 kg schwer werden.

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                                                                      13                                               Claus Linke, Chiemseeagenda
Ausgewachsene Karpfen leben hauptsächlich von
               am Boden lebenden Kleinstlebewesen wie Insek-
               tenlarven, Schnecken und Würmer.
          Barteln       Diese werden auch Bartfäden genannt
               und sind am Maulbereich vieler Fische. Sie haben
               Geschmacksknospen und dienen als Tast- und
               Geschmacksorgane.
          Gräten       bezeichnet man die Teile eines Skeletts bei
               Fischen wie Rippen und Flossenstrahlen.

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                                                                     14   Claus Linke, Chiemseeagenda
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Tante Erna, geht es für Zilly, Willy und Onkel Josef
          Tante Trutta und der König                                    zum zweiten Mal Richtung Chiemsee. „Hier haben
          von Bayern                                                    wir Schuppi getroffen“, flüstert Zilly Onkel Josef ins
                                                                        Ohr.“ „Psst, damit uns nicht Tante Erna hört“, flüs-
          „Beim letzten Kaffeeklatsch hat Tante Erna wieder
                                                                        tert der Onkel zurück. „Erna, weiß du sicher, wo wir
          von ihrer entfernten Verwandten Tante Trutta ge-
                                                                        heute Trutta treffen?“, ruft er dann seiner Frau zu,
          sprochen und möchte sie bald wieder besuchen. Der
                                                                        die mit schnellen Flossenschlägen voraus schwimmt.
          letzte Besuch ist schon einige Monate her“, überlegt
                                                                        „Ja, natürlich, sie hält sich im Sommer immer in der
          Onkel Josef laut, als er auf einen Kurzbesuch bei
                                                                        Nähe der Herreninsel bei den Stegen auf, dort, wo
          Zilly und Willy vorbeischaut. „Dieses Mal werde ich
                                                                        die großen Schiffe anlegen.“ „Na“, meint dann Onkel
          sie begleiten. So allein unterwegs, da kann allerhand
                                                                        Josef, „dann haben wir ja noch ein ganzes Stück zu
          passieren.“
                                                                        schwimmen.“
          „Das verstehe ich nicht. Wo lebt denn diese Ver-
                                                                        Als die Gruppe in Richtung Herreninsel unterwegs
          wandte? Wir haben noch nie was von ihr gehört. Was
                                                                        ist, staunen Zilly und Willy nicht schlecht. Sie sehen
          soll bei uns im Bach schon passieren?“, entgegnet
                                                                        zum ersten Mal Segelboote und was sie besonders
          daraufhin Willy. „Da muss ich dich kurz aufklären“,
                                                                        fasziniert, ein riesiges Schiff. Es zieht mit lautem
          sagt Onkel Josef. „Die Tante Trutta lebt im Chiemsee
                                                                        Stampfen und Schlagen seiner Schaufelräder sehr
          in der Nähe der Herreninsel und ist eine Seeforelle.
                                                                        nah an ihnen vorbei. „Aufpassen, dass ihr nicht in
          Sie selbst kann uns nicht mehr besuchen. Sie ist sehr
                                                                        den Sog geratet“, warnt Tante Erna. „Ihr könnt das
          groß. Bei uns im Bach würde sie nach 100 Metern
                                                                        Schiff ja noch einmal beim großen Inselsteg an-
          steckenbleiben.“ „Ja, worauf warten wir dann noch.
                                                                        schauen. Ich hoffe nur, dass Trutta ihr Jagdrevier
          Wir begleiten euch“, sagt Willy voller Vorfreude „Un-
                                                                        nicht auf die andere Seite der Herreninsel verlegt
          ser letzter Ausflug zum Chiemsee ist ja leider sprich-
                                                                        hat. Heute ist an der Schiffsanlegestelle richtig was
          wörtlich ins Wasser gefallen“, fügt er noch hinzu.
                                                                        los.“
          Gesagt, getan. Einige Tage später, zusammen mit

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                                                                   17                                                Claus Linke, Chiemseeagenda
„Ja, wen haben wir denn da?“, brummt plötzlich                Meinung von Zilly. „Was gibt es hier so Besonderes,
          eine tiefe Stimme hinter Zilly und Willy, als sie um          dass so viele Menschen auf die Insel wollen?“
          die einzelnen Stützpfeiler des Steges schwimmen.              „Das kann ich dir schon erklären. Lasst uns etwas
          „Ich habe euch schon eine ganze Weile beobachtet“,            weiter in den See hinausschwimmen. Dieses Gewusel
          spricht sie eine sehr große Forelle an. Sie war mehr          und der Lärm der Schiffe sind doch recht unange-
          als doppelt so groß wie Onkel Josef. Josef war, wie           nehm. Und bei dieser Geschichte kann ich solche
          man so schön sagt, ein Prachtexemplar von Bach-               Hintergrundgeräusche nicht brauchen“, meint
          forelle. „Grüß dich Trutta“, sagt Tante Erna herzlich.        Trutta.
          „Ich wollte einfach mal wieder bei dir vorbeischauen.         „Es war einmal ein König“, beginnt sie. „Und von
          Es sind einige Monate vergangen seit meinem letz-             diesem König kann ich nur erzählen, weil ich ei-
          ten Besuch. Und so ein Ausflug in den Chiemsee ist            nem Menschen zugehört habe, als er oben auf dem
          für die Jungen ein schönes Erlebnis. Dann sehen sie           Steg von ihm erzählte. Er wurde Ludwig der II. von
          was Neues.“                                                   Bayern genannt. Als sein Vater starb wurde er mit
          Willy umrundet Trutta und kann eigentlich keinen              18 Jahren König. Später musste er zweimal Krieg
          Unterschied zu sich selbst feststellen. Es ist alles          führen, obwohl er das Kämpfen verabscheute. Er
          nur etwas größer. „Jetzt verstehe ich auch die tiefe          wollte lieber Musik von einem Komponisten hören,
          Stimme. Bei dieser Größe klingt Trutta wie Onkel              der Richard Wagner hieß. Aber am liebsten baute er
          Josef“, war sein Kommentar, der allgemeine Heiter-            Schlösser.“
          keit auslöst.                                                 Als der König hörte, dass auf der Herreninsel alle
          Oben auf dem Steg ist das Getrappel von vielen                Bäume gefällt werden sollten und die Menschen des-
          Menschenfüßen zu hören. „So viele Menschen habe               halb rund um den Chiemsee protestierten, kaufte er
          ich noch nie gesehen. Bei uns am Bach sieht man               die Insel. Das freute die Menschen, die am Chiemsee
          manchmal eine Familie oder einen Fotografen, der              wohnten. Nun war die Natur gerettet. Allerdings
          die Schönheit der Landschaft aufnimmt“, war die               wussten sie nicht, dass er ein weiteres Schloss bauen

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                                                                   18                                               Claus Linke, Chiemseeagenda
wollte und sich dazu die Herreninsel ausgewählt              den Weg zurück. Also alles Gute und bis zum nächs-
          hatte. Was der König nicht berücksichtigte: Seine            ten Besuch.“ Trutta winkt noch mit den Brustflossen
          vielen Bauvorhaben waren sehr teuer und plötzlich            und tauchte dann ab.
          ist ihm das Geld ausgegangen. Das ärgerte ihn. Er            „Wollt ihr noch ein bisschen rund um die Insel
          wurde als König überraschend abgesetzt. Einige               schwimmen oder soll es wieder nach Hause gehen?“,
          Tage später starb er im Starnberger See. Dann ist            fragt Onkel Josef. „Nein danke, das muss nicht sein.
          der Erzähler weitergegangen und ich konnte nichts            Wir sind furchtbar müde von der langen Schwim-
          mehr hören.“                                                 merei“, antworteten Zilly und Willy fast gleichzeitig.
          Trutta macht eine Pause und kratzt sich mit der              „Ich schätze, wir machen uns wieder auf den Heim-
          Flosse. „Ja, dann fällt mir noch ein, es, gibt im            weg. Ich freue mich schon wieder auf meine ruhige
          Schloss einen Saal mit ganz vielen Spiegeln und              Stelle im Bach, denn ein Besuch bei Trutta ist immer
          außerdem einen großen Park mit Springbrunnen.                sehr anstrengend“, meint daraufhin Tante Erna.
          Als der König tot war wollten viele Menschen sein
          Schloss besichtigen und deshalb bringen die Schiffe
          das ganze Jahr über Besucher zur Herreninsel. Es             Seeforelle     (Lateinischer Name Salmo Trutta)
          gibt auch eine alte Klosteranlage. Mehr weiß ich               Ist eine großwüchsige Art und nahe verwandt mit
          nicht.“                                                        der Bachforelle, Größe 40 – 80 cm
          „Das war ja wirklich eine interessante Geschichte“,
          sagt Zilly beeindruckt. „Vom Zuhören und Herum-              König Ludwig II. von Bayern
          schwimmen bin ich ganz schön hungrig geworden.“
          „Ja, das stimmt“, lacht da Trutta. „Ich habe auch            Geboren wurde er am 25. August 1845 auf Schloss
          Appetit bekommen. Um was Leckeres zu erwischen,              Nymphenburg/München als Otto Wilhelm Ludwig.
          muss ich euch leider verlassen und in tieferes Wasser        Seine Eltern waren König Maximilian II. von Bayern
          schwimmen. Tante Erna und Onkel Josef kennen ja              und Prinzessin Marie von Preußen. Sein Opa Ludwig
                                                                       wollte, dass sein Rufname „Ludwig“ sein soll.

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                                                                  19                                                 Claus Linke, Chiemseeagenda
Nach dem Tod seines Vaters am 10. März 1864 wur-           Der Chiemsee
          de Ludwig am selben Tag mit 18 Jahren König von
                                                                     Der Chiemsee ist mit einer Fläche von 79,9 Quadrat-
          Bayern.
                                                                     kilometern der größte See in Bayern und wird auch
          1866 führte er gegen die Preußen Krieg. Bayern und         das „Bayerische Meer“ genannt. Seine Inseln sind
          seine Verbündeten verloren. Bayern musste sich             die Herren-, die Frauen- und die Krautinsel. Auf der
          dann an der Seite von Preußen am Deutsch-Fran-             Fraueninsel befindet sich die Abtei Frauenwörth,
          zösischen Krieg 1870/71 beteiligen. Nach dem Sieg          ein Kloster der Benediktinerinnen. Bekannter ist die
          wurde der König von Preußen Deutscher Kaiser.              Herreninsel mit dem Neuen Schloss Herrenchiemsee
          König Ludwig II. von Bayern war nie verheiratet. Er        von König Ludwig II. von Bayern. Die dritte Insel ist
          war nur kurz mit Prinzessin Sophie in Bayern ver-          unbewohnt. Die Frauen- und die Herreninsel werden
          lobt.                                                      das ganze Jahr von der Chiemsee-Schifffahrt ange-
          Während seiner Regierungszeit baute Ludwig meh-            fahren.
          rere Schlösser. Das waren Schloss Neuschwanstein,          Der Chiemsee entstand vor zirka 10.000 Jahren
          das Königshaus am Schachen, Schloss Linderhof und          bei der letzten Eiszeit als Ausschürfung eines Glet-
          Schloss Herrenchiemsee.                                    schers. Zuflüsse wie die Tiroler Achen im Südosten
          Ludwig wurde auch als „Mondkönig“ bezeichnet, da           und viele kleinere Zuflüsse spülen Sand und Geröll
          er immer öfters in der Nacht arbeitete und am Tag          in den See, so dass dieser langsam verlandet. Der
          ruhte.                                                     tiefste Bereich des Chiemsees befindet sich im Zent-
          Am 9. Juni 1886 wurde Ludwig als König abgesetzt.          rum mit 73,4 m. Der einzige Abfluss, die Alz, liegt im
          Man brachte ihn nach Schloss Berg am Starnberger           Norden bei der Gemeinde Seebruck.
          See. Am 13. Juni kehrte er bei einem Spaziergang
          mit dem Arzt Bernhard von Gudden nicht mehr zu-
          rück zum Schloss. Eine Suchmannschaft fand beide
          tot im seichten Uferwasser des Sees.

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                                                                20                                                Claus Linke, Chiemseeagenda
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                                                 21   Claus Linke, Chiemseeagenda
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bisschen Spaß am Forellenspielplatz“, meint Willy.
          Barbara, die Wasseramsel                                     „Wir könnten doch wieder gemeinsam bachaufwärts
          Gleißende Sonnenstrahlen erhellen das Wasser im              schwimmen. Da gibt es die besondere Stelle, wo man
          Bach und auf der Oberfläche funkeln die Wellenspit-          über runde Steine rutschen und sich im Wasserwir-
          zen wie Diamanten. Onkel Josef und Tante Erna bli-           bel drehen kann.“ „Mir gefällt der Platz mit dem
          cken fasziniert auf dieses Farbenspiel, während Zilly        unterspülten großen Felsen. Da gibt es einen Sog,
          und Willy auf der Jagd nach tieffliegenden Insekten          der dich mit großer Geschwindigkeit in eine Wasser-
          um die beiden herumwuseln.                                   gumpe schleudert“, meint Zilly.
          „Schön ist es hier“, schwärmt Onkel Josef, „heute            „Bitte, bitte!“, bettelt nun auch Willy. „Wir könnten
          zeigt sich Mutter Natur von ihrer besten Seite. Und          gemeinsam Spaß haben.“
          es wäre noch schöner, wenn Zilly und Willy nicht so          „Warum nicht?“, erwidert Onkel Josef. „Ein wenig
          eine Unruhe verbreiten würden.“ „Ach Josef“, er-             Abwechslung tut uns allen gut. Vielleicht probiere
          widert Erna, „denk doch zurück an unsere Jugend.             ich auch mal wieder aus, wie es sich anfühlt über
          Dauernd waren wir unterwegs und haben die ver-               die Bachschnellen zu rutschen.“ Tante Erna muss
          rücktesten Sachen angestellt. Lass sie doch herum-           schmunzeln. Sie denkt gerade daran, wie sich Josef
          tollen.“                                                     das letzte Mal gedrückt hat. Er ließ damals mit der
          „Ja, du hast Recht, jede freie Minute haben wir              Bemerkung „Soll doch die Jugend Spaß haben“, alle
          ausgenutzt. Ich habe dir besonders schöne Plätze             anderen Fische an sich vorbei.
          mit Köcherfliegen und Steinlarven gezeigt und dein           Weit kommen sie nicht. Nach einer Biegung hört
          Vater hat jedes Mal geschimpft, wenn du zu spät              man lautes Geschimpfe. „Was ist denn hier los?“, ruft
          nach Hause gekommen bist. Das war schon eine                 Willy. Mehrere Forellen umringen einen Vogel, der
          wilde Zeit.“                                                 auf einem Stein sitzt, der aus dem Wasser ragt. Eine
          Schnell atmend kommen Zilly und Willy ange-                  Forelle entrüstet sich: „Ja, ich habe viel Verständnis
          schwommen. „Jetzt hätten wir noch Lust auf ein               dafür, dass sie hier auf Nahrungssuche gehen, aber

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                                                                  23                                                Claus Linke, Chiemseeagenda
andauernd stößt mein Jüngster mit ihnen unter                 Es beginnt wieder eine laute Diskussion unter den
          Wasser zusammen.“ „Ja, das stimmt!“, bestätigen               anwesenden Fischen, bis Onkel Josef ruft: „Halt,
          weitere Forellen und es entsteht ein richtiges Durch-         genug geredet. An eine Lösung denkt wohl keiner!“
          einander, weil jeder Fisch etwas zu sagen hat. Der            Es erfolgt ein weiterer Zuruf von Tante Erna: „Ge-
          Vogel plustert sich auf. Onkel Josef erkennt, dass es         nau, eine Lösung muss her und du Josef kannst hier
          sich um eine Wasseramsel handelt. „Ich suche hier             helfen. Erinnerst du dich noch, wie du mir in unserer
          nach Nahrung unter Wasser. Es ist auch für mich               Jugend viele Plätze mit Futter gezeigt hast? Die sind
          ärgerlich, wenn euer Nachwuchs sich einen Spaß da-            bestimmt noch da. Zilly und Willy können hierblei-
          raus macht über mich hinwegzuspringen“, schimpft              ben und wir beide werden uns mit der Wasseramsel
          die Amsel zurück.                                             auf den Weg machen.“
          „Moment!“, ruft da Onkel Josef und drängt sich nach           „Oh, das ist nett. Sie können Barbara zu mir sagen.
          vorne. „Ich erinnere mich, das Problem hatten wir             Wasseramsel ist so unpersönlich“, entgegnet dar-
          schon einmal an einer anderen Stelle. Eine Wasse-             aufhin die Amsel. „Hoffentlich ist einer der Plätze
          ramsel benötigt klares, sauberes Wasser. Es darf              wirklich so gut wie sie behaupten.“
          nicht zu tief sein und es soll einen kiesigen Unter-          „Unser Onkel Josef ist der Beste und weiß über alles
          grund haben mit kleinen Wasserfällen und Steinen,             Bescheid!“, ruft Zilly. „Er kennt unseren Bach ganz
          die aus dem Wasser ragen. So wie ich das sehe,                genau. Sie können sich auf ihn verlassen.“
          bietet unser Bach genau hier an dieser Stelle diese           Onkel Josef schwimmt mit Tante Erna den Bach
          Voraussetzungen.“                                             hinauf. Die Amsel folgt ihnen mit Abstand. „Hier
          „Genau, ein idealer Platz für mich“, erwidert die             müsste eine gute Stelle sein, die ihnen gefallen
          Wasseramsel. „Hier ist doch unser Spielplatz!“, weint         dürfte“, spricht Josef die Amsel an. „Hier halten sich
          eine kleine Forelle. „An dieser Stelle treffe ich mich        besonders viele Köcherfliegen, Zuckmücken und
          immer mit meinen Freunden und dieser blöde Vogel              Steinfliegen auf. Gefällt es ihnen hier?“
          stört uns.“                                                   Die Wasseramsel Barbara fliegt ein Stück den Bach

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                                                                   24                                                Claus Linke, Chiemseeagenda
hinauf und wieder zurück. „Ja, hier ist es wunder-             ……………………………………………………………
          schön. Ich wundere mich nur, dass mir dieser Platz             ……………………………………………………………
          nicht früher aufgefallen ist. Dann hätte ich den klei-         …………………
          nen Fischen und mir viel Ärger erspart. Hier werde
          ich auf Dauer nach Nahrung suchen.“                            Die Wasseramsel
          „Na, prima. Dann sind alle zufrieden. Nun wollen               Der Vogel ist ca. 18 cm groß und besitzt meist eine
          wir mal nachschauen, wie es inzwischen Zilly und               reinweiße Kehle, Hals und Brust. Die Wasseramsel ist
          Willy gegangen ist“, meint Tante Erna. Als beide am            ein Standvogel. Das bedeutet, dass dieser Vogel auch
          Forellenspielplatz ankommen, warten Zilly und Willy            im Winter im Brutgebiet des Gewässers verbleibt.
          in einer langen Warteschlage an dem unterspülten               Nur wenn das Wasser zufriert, wandert sie ab.
          Felsen. „Hallo, hier sind wir!“, rufen beide gleichzei-        Die Wasseramsel bevorzugt Bäche und Flüsse der
          tig. „Stellt euch gleich mit an. Die Rutsche ist sen-          Forellenregion und ernährt sich ausschließlich von
          sationell.“ Josef will auf die Seite schwimmen, aber           den in den Fließgewässern vorkommenden Insek-
          Erna gibt ihm einen Schubs und flüstert: „Du willst            tenarten. Die Nahrung wird vom Boden, von der
          dich doch nicht schon wieder drücken. Ich rutsche              Wasseroberfläche oder von den Blättern aufgepickt.
          nach dir. Wäre peinlich vor Zilly und Willy, wenn die          Beim Tauchen unter Wasser sucht sie den Unter-
          alte Tante Erna rutscht und der Onkel mit Kopfweh              grund nach Nahrung ab. Dazu werden Steinchen
          oder Rückenschmerzen eine Ausrede sucht.“ Und so               umgedreht wegen der darunter liegenden Insekten-
          werden Tante Erna und Onkel Josef unter den Augen              larven.
          von Zilly und Willy auf der Rutsche so richtig durch-          An Land bewegt sich die Amsel trippelnd, laufend
          geschüttelt und in die Gumpe geschleudert. Und am              oder hüpfend vorwärts. Besonders auffällig ist das
          Ende des Tages musste sich Onkel Josef eingeste-               Knicksen, dazu werden die Flügel leicht gespreizt.
          hen, noch nie so viel Spaß beim Rutschen gehabt zu             Dem Gewässerverlauf folgt sie meist in niedriger
          haben.                                                         Flughöhe. Die Wasseramsel zählt zu den wenigen

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                                                                    25                                              Claus Linke, Chiemseeagenda
Singvögeln, die schwimmen und tauchen können.
          Die durchschnittliche Tauchzeit liegt zwischen 5 –
          10 Sekunden.

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                                                               26   Claus Linke, Chiemseeagenda
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                                                 27   Claus Linke, Chiemseeagenda
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                                                                               i te h en
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NatPal-Lese+Malheft_2022-nur_Inhalt-2021_12_03
mehrere Forellengenerationen auf dem Buckel.“
          Platsch der Biber
                                                                       So macht sich Josef auf den Weg. Jedoch kommt er
          „Ja, verflixt noch einmal. Kann man nicht in Ruhe            nicht weit. Gleich nach einer Bachbiegung sieht er
          ein Nickerchen halten“, schimpft Onkel Josef, als            Zilly und Willy. Sie beobachten mit großen Augen ein
          wieder ein krachendes Geräusch nicht weit entfernt           eigenartiges Tier. „Das ist kein Bisam“, hört Josef
          zu hören ist. „Hier am Bach im Naturschutzgebiet             den Willy murmeln, „Der schaut ganz anders aus.“
          darf man doch gar keine Bäume fällen. Die Men-
                                                                       „Wer schaut ganz anders aus?“, möchte Onkel Josef
          schen nehmen keine Rücksicht mehr auf die Natur!
                                                                       wissen. „Der da!“, rufen Zilly und Willy gleichzeitig
          Dazu kommt, dass es schon lange nicht mehr gereg-
                                                                       und deuten mit ihren Flossen auf das unbekannte
          net hat. Jetzt müssen wir sogar fremde Forellen bei
                                                                       Tier, dass auf den Hinterbeinen am Bachufer sitzt
          uns aufnehmen, weil bei ihnen im Bach der Wasser-
                                                                       und genüsslich an einem Zweig nagt. Onkel Josef
          stand sehr niedrig ist.“
                                                                       schwimmt näher zum Ufer und riskiert, aus der
          „Jetzt rege dich doch nicht so auf. Das ist nicht gut        Deckung eines angeschwemmten Baumstammes,
          für deine Verdauung. Nimm es einfach locker. Wenn            einen Blick. „Also, wenn mich nicht irre“, meint Onkel
          es wieder genug Wasser gibt, dann schwimmen die              Josef, „dann ist das ein Biber. Als wir Tante Trutta im
          Forellen wieder zurück nach Hause. Wir müssen halt           Chiemsee besucht haben sind wir, bevor wir wieder
          für einige Tage etwas zusammenrücken. Mach doch              in unseren Bach abgebogen sind, an einem großen
          mal einen kurzen Spaziergang zu Zilly und Willy“,            Holzhaufen am Ufer vorbeigekommen. Das war eine
          meint Tante Erna.                                            Biberburg. Ist euch das nicht aufgefallen? Nur, was
          Brummend überlegt Onkel Josef eine Weile. „Erna,             macht hier ein Biber bei uns am helllichten Tag?“
          du hast Recht. Vielleicht bringt mich das auf andere         „Onkel Josef, aufpassen! Schwimm nicht zu nah ran!
          Gedanken und eventuell weiß Willy ja einen neuen             Das Tier hat große Zähne und ist sehr schnell im
          Witz. Mir gehen die Witze langsam aus. Dann heißt            Wasser!“, ruft Zilly verängstigt. „Also, wenn ich mich
          es immer, auch von Zilly: „Ach Onkel Josef, den hast         erinnere, dann hat Dr. Salminger bei einem Vortrag
          du uns schon so oft erzählt. Oder, der hat ja schon
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                                                                  29                                                 Claus Linke, Chiemseeagenda
erklärt, dass Biber harmlos sind und Vegetarier. Sie          hat mein Vater gemeint, ich wäre jetzt groß genug,
          fressen auch keine Fische“, erklärt Onkel Josef.              um mir etwas Eigenes zu schaffen. Nachdem die
          Der Biber spaziert inzwischen gemächlich am                   Grundstücke an diesem Bach sehr schön gelegen
          Bachufer entlang und macht bei einigen kleineren              sind und ich hier noch keinen Biber getroffen habe,
          Bäumen Probebisse. Dann nagt er plötzlich an einer            werde ich mich hier niederlassen. Sie haben doch
          kleinen Weide und mit seinem Ruf „Baum fällt!“                nichts dagegen?“
          kippt die Weide ins Wasser. Der Biber hopst hinter-           „Dagegen habe ich sicherlich nichts. Nur, Biber fällen
          her und wäre beinahe Onkel Josef auf den Kopf                 Bäume, stauen Bäche auf und in den Wiesen und
          gesprungen. „Entschuldigung“, sagt der Biber und              Auen kann es zu Überschwemmungen kommen.“
          verbeugt sich. „Ich habe sie gar nicht gesehen Herr           „Herr Josef, machen sie sich mal keine Gedanken.
          Bachforelle. Gestatten, mein Name ist Platsch. Der            Hier wird nichts aufgestaut. Ich möchte nur meine
          Name kommt daher, weil ich so laut mit meinem                 eigene Behausung bauen. Und es gibt passendes
          Schwanz auf das Wasser platschen kann.“                       Holz in Hülle und Fülle.“ Onkel Josef schüttelt den
          Onkel Josef deutet auch eine Verbeugung an und                Kopf und meint an Zilly und Willy gerichtet: „Es wird
          brummt: „Josef mein Name. Das da hinten sind Zilly            nicht lange dauern, dann haben wir einen Auflauf
          und Willy. Darf ich einmal eine Frage stellen; was sie        von Menschen, die den Biber beobachten, filmen
          hier an unserem Bach machen? Handelt es sich um               und fotografieren wollen. Ich mache mich wieder auf
          einen kleinen Ausflug? Sie kommen doch sicherlich             den Heimweg zu Tante Erna. Vielleicht kann ich mein
          aus einer Biberburg weiter unten am Chiemsee. Das             Nickerchen fortsetzen“ und lässt Zilly und Willy mit
          ist doch ein ganzes Stück weg von zu Hause.“                  dem Biber einfach stehen.
          Der Biber macht ein bekümmertes Gesicht. „Ja, das             „Passt bitte auf!“, ruft der Biber Zilly und Willy zu,
          stimmt alles, außer mit dem Ausflug. Ich wurde aus            „ich muss hier noch ein paar Holzarbeiten ausfüh-
          der Burg geworfen. Meine Mutter bekommt wieder                ren, um mit dem Bau meiner Wohnung zu beginnen.
          Nachwuchs und da wird es etwas eng. Außerdem                  Es wäre fatal, wenn einer von euch zu Schaden

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                                                                   30                                                Claus Linke, Chiemseeagenda
käme.“ Dann summt er leise vor sich hin und trennt           Frau. Euer Onkel war anfangs nicht sehr begeistert
          gleichzeitig einige Äste an der gefällten Weide mit          von meiner Anwesenheit. Er hat öfters hier vorbei-
          den Zähnen ab.                                               geschaut und die Bauarbeiten beobachtet. Bei ei-
          „Los Willy“, meint Zilly, „schwimmen wir nach Hause.         nem Schwätzchen sind wir darauf gekommen, dass
          Wir kommen bestimmt noch sehr oft vorbei, wenn               wir beide gerne Witze erzählen. Meine besten Witze
          wir Onkel Josef und Tante Erna besuchen. Ich bin             hat er sich gleich gemerkt und ist gerade vergnügt
          jetzt schon gespannt, wie es in ein paar Wochen hier         davongeschwommen.“
          ausschauen wird.“                                            Da blickt die Zilly den Willy an und meint: „Anschei-
          Die Tage vergehen. Schönes Wetter wird von Regen-            nend haben wir uns gerade verpasst. Das kann noch
          fällen abgelöst. Das Wasser im Bach steigt wieder            heiter werden, wenn uns Onkel Josef wieder stun-
          auf normale Höhe. Eine große Gruppe Forellen                 denlang Witze erzählt.“
          schwimmt bei Zilly und Willy vorbei und man hört             Am Ende der Geschichten findet ihr einige Lieblings-
          so einige Gerüchte, dass ein Biber eine große Burg           witze von Onkel Josef.
          errichtet hat. Da halten es die beiden Forellen nicht        ……………………………………………………………
          mehr aus. Die Neugierde ist einfach zu groß.                 ……………………………………………………………
          An der Biberburg angekommen kann Zilly sich nicht            ……………………..
          mehr mit einem Kommentar zurückhalten. „Das soll
          eine Burg sein? Das ist doch nur ein großer Holzhau-         Der Biber
          fen. Wo steckt der Kerl eigentlich?“                         Der Biber ist ein Nagetier und ein Pflanzenfresser.
          „Na, hinter euch. Nicht erschrecken. Ich bin einfach         Besonders in der Dämmerung und in der Nacht
          durch meinen Unterwasser-Ein-Ausgang gekom-                  ist der Biber unterwegs und geht auf Futtersuche.
          men“, lacht der Biber und grinst mit seinen großen           Gerne werden Kräuter, Sträucher, Wasserpflanzen
          Nagezähnen. „Ich bin jetzt soweit fertig mit der Ein-        und Teile von Laubbäumen gefressen. Von gefällten
          richtung und warte nur noch auf meine zukünftige             Bäumen dienen die Zweige, die Rinde und die Blät-

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                                                                  31                                                Claus Linke, Chiemseeagenda
ter als Nahrung. Er kann in einer Nacht einen Baum            Die Bisamratte (auch Zwergbiber genannt)
          fällen, der bis zu 50 cm Stammdurchmesser hat.
                                                                        Der Bisam ist eine Nagetierart, die in fast ganz
          Seine Zähne wachsen immer wieder nach. Neben
                                                                        Europa vorkommt. Die Art gehört zu den Wühlmäu-
          verschiedenen Mineralien enthalten die Zähne auch
                                                                        sen. Der Körper eines Bisam kann bis zu 35 cm groß
          Eisen. Deshalb sind seine Zähne orange- oder rötlich
                                                                        werden und der Schwanz eine Länge bis zu 22 cm
          gefärbt.
                                                                        haben. Dieser ist haarlos und seitlich abgeplattet.
          Ein ausgewachsener Biber wird bis zu 1,5 m Meter              Der Bisam ist ein geschickter Schwimmer und kann
          hoch und kann bis zu 35 kg schwer werden. Sein Fell           bis zu 10 Minuten tauchen. Bisame sind in der Regel
          ist mit ca. 23.000 Haaren pro Quadratzentimeter               nacht- und dämmerungsaktiv. Sie ernähren sich
          40-mal so dicht bewachsen wie die Kopfhaare bei               hauptsächlich von Wasser- und Uferpflanzen wie
          einem Menschen. Das Fell schützt bestens vor Nässe            Schilf, Rohrkolben, Seerosen und Baumrinde. Aus der
          und Auskühlung und wird regelmäßig gereinigt                  Ferne kann er leicht mit einem Biber verwechselt
          und mit einem fetthaltigen Sekret gepflegt. Er hat            werden.
          einen abgeplatteten, unbehaarten Schwanz und
          Schwimmhäute. Bei Gefahr warnt er die anderen
          Biber, indem er mit dem Schwanz kräftig auf das
          Wasser schlägt.
          Der Biber baut seine Wohnung am Uferbereich aus
          Ästen, Zweigen, Steinen und Schlamm. Hier wohnt
          die Familie mit dem Nachwuchs aus diesem und dem
          letzten Jahr. Kommen erneut Junge, dann werden
          die ältesten Kinder aus dem Bau geworfen und su-
          chen sich ein neues Revier. Der Biber ist bei uns sehr
          streng geschützt.

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Vier Seiten zum Ausmalen

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                                                               34                              Claus Linke, Chiemseeagenda
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                                                                                l d     t ioni e
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                                                               35                              Claus Linke, Chiemseeagenda
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                                                                                l d     t ioni e
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                                                               36                              Claus Linke, Chiemseeagenda
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                                                                                l d     t ioni e
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                                                               37                              Claus Linke, Chiemseeagenda
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                                                                               i te h en
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Er war damals schon kurzsichtig“. „Das ist ja sein
          Gefahr aus der Luft – Die Fo-                                  Problem. Seine Sehschwäche!“, entgegnet der Fo-
          rellenschule                                                   rellenmann. „Und wenn nun ein Kormoran oder ein
                                                                         Graureiher zum Jagen bei uns war. Nicht auszuden-
          An einem regnerischen Nachmittag werden Zilly
                                                                         ken, wie schnell man da gefressen wird.“
          und Willy auf ein lautes Rufen aufmerksam, das sich
          immer mehr ihrem Ruheplatz nähert. Man konnte                  „Also gut, nachdem ich heute bei diesem Wetter
          noch nichts Genaueres verstehen. Einige Worte wie              nichts Besonderes vorhabe, könnte ich euch bei der
          „Salminger“, „Unterricht“ und „Schüler“ sind zu                Suche nach Dr. Salminger helfen und mich ein biss-
          hören.                                                         chen genauer umschauen. Zilly, hast du Lust mich zu
                                                                         begleiten?“, fragt Willy. Zilly nickt nur und so bege-
          „Ob da was passiert ist?“, fragt Zilly. „Warten wir
                                                                         ben sich beide auf die Suche, während die andere
          halt einmal ab. An so einem tristen Tag könnte ich
                                                                         Forelle, wieder rufend, bachabwärts schwimmt.
          schon ein bisschen Abwechslung gebrauchen“, ant-
          wortet Willy. Es dauert nicht lange und eine junge             „Es wäre schon schade, wenn dem Dr. Salminger
          Forelle schwimmt aufgeregt auf Zilly und Willy zu.             etwas passiert wäre“, meint Zilly. „Vielleicht hatte
          „Habt ihr zufällig unseren Lehrer, Herrn Dr. Salmin-           er zu Hause auch nur einen Schwächeanfall und
          ger gesehen? Es wird schon das Schlimmste be-                  kommt später. Wer unterrichtet jetzt unsere Erst-
          fürchtet. Er sollte heute Morgen die 1. Klasse in der          klässler?“ Während sie jeden Winkel durchsuchen,
          Forellenschule unterrichten und ist bis jetzt nicht            hört Zilly ein leises Stöhnen unter einer überhän-
          da. Hoffentlich hat ihn nicht ein Angler erwischt!“            genden Baumwurzel. Beim Näherschwimmen
                                                                         entdecken sie eine ältere Forelle, die sich bei nähe-
          „Na, so schnell fängt der Angler nicht den Fisch“,
                                                                         rem Hinsehen als Dr. Salminger entpuppt. Er hat
          meint Willy, „aber Dr. Salminger hatte ich schon
                                                                         eine große Beule am Kopf. „Willy hilf mir. Ich habe
          als Lehrer. Unterrichtet er immer noch die kleinen
                                                                         Dr. Salminger gefunden!“, ruft Zilly ganz aufgeregt.
          Fische? Ich erinnere mich, dem haben wir ganz viele
                                                                         „Na so ein Glück, dass endlich Hilfe kommt. Mir ist
          Streiche gespielt. Hoffentlich ist ihm nichts passiert.

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                                                                    39                                                Claus Linke, Chiemseeagenda
immer noch schummrig und ich habe mich nicht                 gen bin, nachdem er sich kurzfristig um seinen
          mehr hinausgetraut. Hat mich doch so ein verfres-            eigenen Nachwuchs kümmern musste. Der Überfall
          sener Kormoran als Frühstück ausgewählt. Ich habe            durch einen Kormoran auf unseren geschätzten Leh-
          ihn zu spät bemerkt und mir beim Ausweichen den              rer zeigt, dass man seine Umgebung immer genau
          Kopf an einen großen Stein gestoßen und auch noch            beobachten muss. Da habe ich gleich das passende
          das Rückgrat. Da falle ich die nächsten Tage für den         Thema für den heutigen Unterricht, der uns alle
          Schulunterricht aus“, fängt Dr. Salminger an zu jam-         betrifft – „Fischfressende Vögel.“
          mern. „Was werden nur meine Schüler sagen?“, fügt            „Das Thema interessiert mich auch“, entgegnet Zilly.
          er noch an.                                                  „Kann ich am Unterricht teilnehmen? Kormorane
          „Na“, zwinkert Willy der Zilly zu, „Schulfrei werden         und andere Fischjäger machen mir einfach Angst.
          sie sagen. Jetzt stützen sie sich mal auf mich. Ich          Und früher hatte ich als Kleinforelle Albträume we-
          bringe sie nach Hause. Zilly, schwimm du zur Schule          gen dieser Vögel.“ „Was für Albträume?“, fragt Willy,
          und gib Bescheid.“                                           der inzwischen wieder zu Zilly gestoßen war. „Ach,
          Als Zilly an der Forellenschule ankommt, die in              und außerdem, Dr. Salminger wird einige Tage aus-
          einem ruhig fließenden Teil des Baches liegt, ent-           fallen. Mir tun jetzt noch die Ohren weh über sein
          deckt sie Onkel Josef, der von einer größeren Gruppe         Gejammer über das verrenkte Rückgrat und seiner
          kleiner Forellen umringt ist.                                Beule am Kopf.“
          „Wir haben Dr. Salminger entdeckt. Er ist verletzt           Zilly stieß den Willy an und zischt: „Sei ruhig, On-
          und entkam nur mit Mühe einem Kormoran“, sagt                kel Josef beginnt mit dem Unterricht.“ Er handelt
          Zilly außer Atem. Die Nachricht entlockt den Schü-           von den fischfressenden Vögeln am Chiemsee und
          lern aber keine Freudenrufe, die Zilly erwartet hat-         beginnt mit dem Eisvogel. Dann kommen der Grau-
          te. Dafür entgegnet Onkel Josef „Ich wollte gerade           reiher und der Kormoran. Auch der Haubentaucher,
          mit dem Unterricht anfangen. Du weißt doch, dass             der Gänsesäger, der Seeadler und ihre speziellen
          ich öfters als Aushilfe für Dr. Salminger eingesprun-        Fangmethoden werden behandelt. „Mir brummt

NatPal-Lese+Malheft_2022-nur_Inhalt-2021_12_03
                                                                  40                                               Claus Linke, Chiemseeagenda
schon der Kopf von diesen vielen Informationen“,                 nichts wie nach Hause. Es war schon gut, dass wir
          bemerkt nach einiger Zeit Willy. „Ich würde jetzt                heute in der Forellenschule wieder unser Wissen auf-
          lieber ein bisschen in unserem Bach herumtollen.“                gefrischt haben. Onkel Josef sagt immer, hier lernt
          „Ruhe Willy!“, ruft tadelnd Onkel Josef. „Ich kann dir           man für das spätere Leben. Glücklicherweise haben
          wegen Schwätzen kein Nachsitzen mehr aufbrum-                    wir beide schnell reagiert. Für unerfahrene Forellen
          men, aber nimm Rücksicht auf die kleinen Forellen                wäre es vielleicht nicht so gut ausgegangen.“
          hier. Mein Vortrag ist sehr wichtig für ihr späteres             ……………………………………………………………
          Leben.“                                                          ……………………………………………………………
          Am Nachmittag lauern Zilly und Willy an einer tiefen             ……………………
          Stelle im Bach auf Insekten, die oberhalb des Was-
          sers herumschwirren. „Mmm, noch einen dicken                     Fischjagende Vögel, die hier am Chiemsee
          Grashüpfer oder ein paar leckere Flohkrebse und                  vorkommen
          der Tag ist gerettet.“ Plötzlich gibt es einen lauten
          Schlag im Wasser und ein großer Schatten bewegt                  Der Eisvogel     lebt an mäßig schnell fließenden
          sich unheimlich schnell auf beide Forellen zu. „Ich                oder stehenden, klaren Gewässern. Nahrung:
          links, du rechts!“, schreit Willy und spurtet mit                  Fische bis 9 cm Größe, Wasserinsekten, Kleinkreb-
                                                                             se und Kaulquappen. Körperlänge 16 – 18 cm.
          schnellen Schwanzschlägen unter eine im Wasser
                                                                             Lauert zum Beispiel über dem Wasser auf einem
          liegende Baumwurzel. Aus dem Augenwinkel be-                       Ast, von dem er sich kopfüber in das Wasser auf
          merkt er einen Vogel, der durch ihr Manöver etwas                  die Beute stürzt.
          irritiert den Kopf nach links und rechts bewegt und
          mit dem Schlagen seiner Flügel wieder aus dem                    Der Graureiher        sstakst durch das Wasser auf
          Wasser schießt. „Nicht rühren!“, ruft Willy, als er Zilly          seinen langen Beinen bei einer Körpergröße von
          entdeckt. „Ob das der Kormoran war, der schon heu-                 ca. 1 Meter. Sticht blitzschnell mit seinem spitzen
          te früh unserem Lehrer an die Schuppen wollte?“,                   Schnabel zu. Frisst Fische, Frösche, Molche, Was-
                                                                             serinsekten. Verschmäht auch nicht Mäuse und
          überlegt Willy. „Wir warten jetzt ein wenig und dann

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