Methodik des Technik-Trainings - Tischtennis Lehrplanreihe Matthias Geisler - Tischtennis.de
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Impressum | 3 Impressum Herausgeber: Deutscher Tischtennis-Bund Otto-Fleck-Schneise 12 60528 Frankfurt Telefon: +49 69 / 69 50 19-0 E-Mail: dttb@tischtennis.de Autor: Matthias Geisler Mitarbeit: Daniel Ringleb, Ausschuss für Bildung und Forschung des DTTB Design-Vorlage: amgrafik GmbH, Seligenstadt, amgrafik.de Layout: Matthias Geisler Fotos: Eric Kazak (Illustrationen, Methodische Reihen), Volker Minkus (Video-Screenshots) Druck: amgrafik GmbH, Seligenstadt, amgrafik.de Auflage: 1. Auflage, April 2019 Copyright: Deutscher Tischtennis-Bund, Frankfurt am Main, April 2019 Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Deutschen Tischtennis- Bundes ist es nicht gestattet, den Inhalt des Skripts oder Teile daraus auf foto-, druck- technischem oder digitalen Weg für gewerbliche Zwecke zu vervielfältigen. Zur besseren Lesbarkeit wurde im Text die männliche Form gewählt, nichtsdestoweni- ger beziehen sich die Angaben auf Angehörige aller Geschlechter. 3
4| 1. Vorwort Kaum ein anderes Thema beschäftigt Matthias Geisler, Diplom-Pädagoge, A-Li- Trainer und Spieler gleichermaßen und zenz-Trainer und ehemaliger Ressortlei- begleitet den Trainingsalltag mehr als das ter für Lehrmedien und Forschung im Thema Technik-Training. Die Bandbreite Ausschuss für Bildung und Forschung des an Schlagtechniken im Tischtennis ist im DTTB, hat sich für diesen Lehrplan zum Vergleich zu anderen Rückschlagsport- Ziel gesetzt, das beinahe grenzenlose The- arten bemerkenswert groß. Die Komple- ma der Methodik zu strukturieren und in xität der Schläge ist, bedingt durch die verständlicher Sprache näherzubringen. Anforderungen der Sportart, beträcht- Die theoretischen Ausführungen sind lich. Dementsprechend kommt der Ver- kurz gefasst und die Ideen für die Praxis mittlung und der Weiterentwicklung von in der Sporthalle umso reichhaltiger. Techniken eine große Rolle zu. Die Frage danach, „wie“ diese aussehen kann und Wir wünschen allen Lesern viel Spaß beim damit die Frage nach der geeigneten Me- Stöbern in diesem Buch und hoffen auf thodik, will das vorliegende Buch beant- ein reges Ausprobieren und Umsetzen der worten. vorgestellten Praxisideen. Es gibt einen systematischen Einblick in die Bereiche „Technik lernen“, „Technik verbessern“ und „Technik anwenden“, Der Ausschuss für Bildung und Forschung die jeweils umfangreich bebildert sind und durch in der Praxis erprobte und be- April 2019 währte Spiel- und Übungsformen veran- schaulicht werden. Dabei soll das Buch helfen, Training zu dem zu machen, was es sein sollte: ein gezielter Prozess der Leistungsentwicklung mit Spaß am Spiel und Freude an der Bewegung! Die Rol- le des Trainers als Pädagoge, der diesen Prozess begleitet, wird deshalb an vielen Stellen aufgegriffen. Das Lehrbuch richtet sich an C- und B-Li- zenz- Trainer, aber auch an Lehrer, die Tischtennis im Sportunterricht anbieten wollen und sich neue Ideen und Praxistipps zur Anfängermethodik wünschen. Darü- ber hinaus sind die Kapitel „Technik ver- bessern“ und „Technik anwenden“ auch für fortgeschrittene Erwachsene interes- sant, die ihre Technik und deren taktische Anwendung weiterentwickeln wollen. 4
Vorwort und Inhaltsverzeichnis | 5 5
6| Inhaltsverzeichnis Impressum 3 1. Vorwort 4 2. Methodik 10 2.1 Was ist Methodik? 10 2.2 Vorstellung methodischer Ansätze und ihrer Vor- und Nachteile 10 2.2.1. Induktive und deduktive Methode 10 2.2.2. Teillernmethode und Ganzlernmethode 13 2.2.3. Methode der Vereinfachung (Komplexitätsreduktion) 15 2.2.4. Methode des Differenziellen Lernens 17 3. Anforderungen der Sportart Tischtennis 20 3.1. Besondere Anforderungen an die Spieler 20 3.2. Folgerung für das Tischtennisspiel und das methodische Vorgehen 22 4. Technik lernen 24 4.1. Voraussetzungen zum Lernen 24 4.1.1. Motorische Voraussetzungen 24 4.1.2. Kognitive Voraussetzungen 26 4.1.3. Die Rolle der Emotionen beim Lernen 27 4.2. Herausforderungen von Tischtennis 29 4.2.1. Perspektivwechsel 29 4.2.2. Herausforderungen für Spieler 29 4.3. „Erstkontakt“ 30 4.3.1. Vorübungen zum Rückschlagspiel – Einfache Rückschlagsituationen ohne Tisch 31 4.3.2. Gewöhnung an TT-Ball und Schläger 33 4.3.3. Der Trainer als Zuspieler am Tisch 43 4.4. Grundlagen des Tischtennisspiels 44 4.4.1. Übergeordnete Schlagmerkmale 44 4.4.2. Übergeordnete Merkmale des Spiels 52 4.5. Einführung von Schlagtechniken 53 4.5.1. Technikfamilien 54 4.5.2. Schlagtechniken im Bild – Von den Grundtechniken zu den Spezialschlägen 55 Vorhand-Topspin (auf Block) 56 Rückhand-Topspin (auf Block) 58 Vorhand-Block 60 Rückhand-Block 62 6
Vorwort und Inhaltsverzeichnis | 7 Vorhand-Konter 64 Rückhand-Konter 66 Rückhand-Schupf auf kurze Bälle (lang und kurz) 68 Vorhand-Schupf auf kurze Bälle (lang und kurz) 70 Vorhand-Schuss 72 Vorhand-Abwehr 74 Rückhand-Abwehr 76 Vorhand-Flip 78 Rückhand-Flip (und Bananen-Flip) 80 Vorhand-Ballonabwehr 82 Rückhand-Ballonabwehr 84 Vorhand-Aufschlag (Pendelbewegung) 86 Vorhand-Aufschlag (Überkopf) 88 Rückhand-Aufschlag 90 4.5.3. Abfolge der Technik-Vermittlung zur Erlangung der Spielfähigkeit 92 4.5.4. Methodische Reihen zur Einführung von Schlagtechniken 96 Vorhand-Topspin 97 Langer Aufschlag mit Vorhand und Rückhand 98 Vorhand- und Rückhand-Block 99 Kurzer Unterschnitt-Aufschlag mit Vorhand 100 Vorhand- und Rückhand-Schupf 101 Rückhand-Topspin 102 Vorhand-Topspin auf Unterschnitt 103 VH-Konter 105 Rückhand-Konter 106 Vorhand-Schuss 107 Vorhand- und Rückhand-Ballonabwehr 108 Vorhand- und Rückhand-Abwehr 109 Vorhand- und Rückhand-Flip 110 Kurzer Schupf 112 Aufschlag – Unterschnitt-Seitschnitt-Variationen 113 4.5.5. Methodische Reihen zur Einführung von Beinarbeitstechniken 114 Sidestep 115 Umlaufen der Rückhand (Umspringen) 117 Ausfallschritt 118 5. Technik verbessern 120 5.1. Verbessern statt korrigieren – Grundgedanken zum Lehren und Lernen von Bewegungen 120 5.2 Balleimer-Methode 122 7
8| 5.3. Die drei Schritte zum Technik verbessern 124 Schritt 1 – Beobachten 124 Schritt 2 – Beurteilen 126 Schritt 3 – Beraten 128 6. Technik anwenden 132 6.1. Leitgedanken 132 6.2. Das Einspielen 132 6.3. „Übungsdesign“ – Gestalten und Variieren von Übungen 137 6.3.1. Die Struktur von Übungen 137 6.3.2. Das Ziel einer Übung 138 6.3.3. Dauer und Wechsel von Übungen 140 6.4. Technikanwendungstraining im Sinne der Anforderungen der Sportart 144 6.4.1. Aus der Bewegung spielen – Beinarbeitsübungen mit gesteigerter Komplexität 144 6.4.2. Spielzüge trainieren – Übungen zur Stabilisierung von wettkampfnahen Schlagabfolgen 146 6.4.3. Schlagtechniken differenzieren – Übungen zur Variation von Techniken 151 6.4.4. Mit „Material“ umgehen – Spiel mit und gegen Noppen außen und Antitop 154 7. Literatur 156 8
Vorwort und Inhaltsverzeichnis | 9 Abkürzungen VH Vorhand RH Rückhand T Topspin K Konter B Block SCH Schuss S Schupf F Flip AB Abwehr A Aufschlag KA Kurzer Aufschlag LA Langer Aufschlag WP Platzierung auf den „Wechselpunkt“ (bzw. Ellenbogen) = Entscheidungspunkt zwischen Vorhand & Rückhand Mitte Platzierung in die Tischmitte freies Spiel Ballwechsel mit dem Ziel des Punktgewinns zu Ende spielen Abkürzungsverzeichnis der Schlagtechniken und Platzierungen 9
10 10| | 2. Methodik Definition und Überblick über sportmethodische Ansätze 2.1 Was ist Methodik? für Trainer und Spieler. Im daran anschlie- ßenden Kapitel 3 wird es dann darum ge- In seinem ursprünglichen (griechischen) hen, die besonderen Anforderungen der Wortsinn bedeutet Methode „Lernweg Sportart Tischtennis herauszustellen und des Schülers“ (Methodos = das Nachge- Folgerungen für das methodische Vorge- hen, der Weg zu etwas hin). Die Metho- hen abzuleiten. dik beschäftigt sich mit der Frage, wie dieser Weg geplant werden soll, weshalb sie auch als „Kunst des planmäßigen Vor- 2.2 Vorstellung methodischer gehens“ beschrieben werden kann. In Ansätze und ihrer Vor- und Anlehnung an diese Definition wird unter der Methodik des Technik-Trainings das Nachteile systematische Anleiten von Lernprozessen verstanden, indem Lernziele durch alters- 2.2.1. Induktive und gemäße Übungs-, Spiel-, und Trainings- formen sinnvoll aufeinander abgestimmt deduktive Methode werden. Zentral bei der Wahl der Methodik ist Ein kritischer Blick auf diese Definition ist die Frage, ob der Lernweg des Spielers allerdings geboten, denn sie lässt die für eigenständig erfolgen soll oder vom Trai- Lernprozesse überaus wichtige selbsttä- ner vorgezeichnet wird. In der Methodik tige Auseinandersetzung des Lernenden wurden zu dieser Unterscheidung zwei mit einem Bewegungsproblem außer Begriffe geprägt, das induktive und das Acht (vgl. Lange, Sinning 2010). In der deduktive Verfahren, die beide gleicher- Methodik kann es deshalb nicht nur da- maßen zum Lernziel führen können. Es rum gehen, dass die Spieler die Erfahrun- liegt zunächst am Trainer, die effektivste gen des Trainers 1:1 übernehmen, indem Variante, abgestimmt auf die Vorausset- sie nur dessen Lernziele Schritt für Schritt zungen der Spieler einer Trainingsgruppe, nachverfolgen. Vielmehr muss der Trai- herauszufinden und anzuwenden. Kaum ner dem Spieler auch ermöglichen, Ziele eine Methode oder ein Weg führt zum selbst zu finden und sie auf individuelle Ziel. Oft sind es mehrere, verschiedene Weise zu erreichen. methodische Maßnahmen und Varianten, die zweckentsprechend kombiniert wer- Da jeder Mensch auf seine individuelle den müssen oder sich ergänzen. Art und Weise lernt, ist die Kenntnis un- terschiedlicher Methoden zur Technik- Die Wahl der Methode richtet sich nach vermittlung im Sport für jeden Trainer • dem Lerninhalt. wichtig. Nachfolgend werden deshalb • der Schwierigkeit der zu erlernenden die gängigsten Methoden beschrieben Bewegung. mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen • dem Ausgangsniveau der Lernenden 10
2. Methodik | 11 Vorwort und Inhaltsverzeichnis 11
20 20| | Einsatz der Methode, gerade im Tisch- auch wenn gerade Fehler ausdrücklich er- tennis, ist sehr wenig bekannt. Viele Fra- wünscht sind. gestellungen zur Methode, wie z. B. wie oft und wie lang sollen Schlagtechniken Als Ergänzung zum „konventionellen“ variiert werden, sind noch nicht beant- Training kann das Differenzielle Lernen wortet. Ebenso wie hoch der Anteil eines allerdings das Training bereichern. Gera- Differenziellen Trainings in einer Trai- de im Bereich der Bewegungskorrektur, ningseinheit sein sollte. Da die Methode also dem Verbessern von Techniken, hilft vor allem auf die Selbstorganisation des die Methode, festgefahrene Bewegungs- Spielers setzt und demnach auch keine muster aufzubrechen und neue individu- Technik-Korrekturen von Seiten des Trai- elle Ausformungen von Schlagtechniken ners vorgesehen sind, sind die Spieler auf zu entdecken (siehe Kap. 5.3.). Diese müs- sich allein gestellt. Sind sie dabei nicht in sen allerdings anschließend im Technikan- der Lage, die vorgegebenen Technik-Va- wendungstraining stabilisiert und taktisch riationen ansatzweise zu bewältigen, so eingesetzt werden. kann dies schnell zu Frustrationen führen, 3. Anforderungen der Sportart Tischtennis Folgerungen für das Technik-Training und das methodische Vorgehen 3.1. Besondere Anforderungen hinaus noch weitere passende Vergleiche an die Spieler gefunden werden. Es lohnt sich deshalb, einen genaueren Blick auf die Anforde- Tischtennis wird von Trainern und Spielern rungen der Sportart Tischtennis zu wer- im Leistungs- und Hochleistungsbereich fen und zu überlegen, welche Folgerun- gern mit anderen Sportarten verglichen. gen daraus für das Technik-Training und Aussprüche wie „Tischtennis ist Schach das methodische Vorgehen geschlossen mit 120 km/h“ oder „Tischtennis ist wie werden müssen. Boxen, nur ohne Körperkontakt“ zeugen davon. Ersterer betont die taktische Kom- 1. Extremer Zeit- bzw. Reaktionsdruck ponente, letzterer den Zweikampfcharak- ter der Sportart. Für die teilweise kunst- Tischtennis kann mit Recht als die vollen Bewegungen von Spitzenspielern „schnellste Rückschlagsportart der Welt“ oder den virtuosen Umgang mit der Ro- bezeichnet werden, da das Tempo des tation des kleinen Balles müssten darüber Balles sehr hoch (bis zu 170 km/h) und 20
3. Anforderungen Vorwort der und Sportart Tischtennis | 21 Inhaltsverzeichnis 21
22 22| | die Distanz zwischen den beiden Spielern 3.2. Folgerung für das sehr kurz ist (4 bis 5 Meter). Folge dieses Tischtennisspiel und das Umstands ist ein extremer Zeit- bzw. Reak- tionsdruck für die Spieler, der sogar unter- methodische Vorgehen halb der menschlichen Reaktionszeit von ca. 0,3 sec liegen kann! 1. Tischtennis muss als „Bewegungsspiel“ betrachtet werden 2. Hoher Komplexitätsdruck Der Technikeinsatz muss „aus der Bewe- Das Tischtennisspiel eröffnet den Spie- gung heraus“ erfolgen. Lediglich beim lern eine enorme Vielfallt an Variations- passiven Blockspiel am Tisch kann auch im möglichkeiten, besonders in Bezug auf Stand agiert werden (bei guter Antizipa- Rotation, Tempo und Platzierung des Bal- tion). Alle dynamischen Schlagbewegun- les, aber auch beim Einsatz unterschied- gen erfordern eine Muskelvorspannung lichster Schlägermaterialien. Folge davon wie bei einer Sprungfeder, um über die ist ein sehr hoher „Komplexitätsdruck“, Fußballen eine dynamische Kraftübertra- durch den die Spieler gezwungen werden, gung und eine schnelle Bewegung zum innerhalb von Sekundenbruchteilen die Ball zu ermöglichen. Die eingesetzten richtige Entscheidung für den nächsten Schlagtechniken sollten dabei fließend Schlag zu treffen. Durchaus komplex sind ineinander übergehen, da ein Verharren aber auch die Schlagtechniken an sich, da nach dem Schlag eine anschließende Be- das Spiel mit Rotation und Tempowechsel wegung zu einem weiter entfernten Ball nicht nur eine Vielzahl an Grundtechniken nahezu unmöglich macht. Für die Metho- erfordert, sondern darüber hinaus auch dik folgt daraus, dass die Bereiche Tech- eine große Bandbreite an Varianten mit nik lernen, verbessern und anwenden so sich bringt. wenig wie möglich „im Stehen“ absolviert werden sollten. Der Einsatz der Beinarbeit 3. Wechselnde situative Bedingungen bzw. das Bewegen zum Ball begleitet alle drei Phasen des Trainings. Das heißt, dass Unter wechselnden situativen Bedin- auch beim Neulernen von Schlagbewe- gungen werden die während eines gungen nach einer kurzen Phase des Er- Wettkampfes und dort innerhalb eines kundens bereits Zusatzanforderungen an Ballwechsels ständig neu gestellten An- die Beinarbeit gestellt werden müssen. Im forderungen an den Spieler verstanden. Technik-Anwendungstraining sollte der Im Gegensatz z. B. zum Bowling müssen Bereich Beinarbeitsübungen zum Stan- Tischtennisspieler sich nicht nur auf einen dard-Repertoire jedes Trainings gehören Wurf konzentrieren, sondern müssen sich und auch beim Verbessern der Technik innerhalb eines Ballwechsels auf einen müssen Phasen ohne Bewegung zum Ball Gegner einstellen, der sie immer wieder möglichst kurz gehalten werden. vor neue Herausforderungen stellt. Das Spiel des Gegners ist dabei nur bedingt 2. Die Bewegungsabläufe müssen sehr sta- berechenbar und zwingt den Spieler auch bil sein und zunächst vereinfacht werden auf unvorhergesehene Situationen ad- äquat reagieren zu können. Der hohe Zeit- und Komplexitätsdruck macht es erforderlich, dass Bewegungsab- läufe im Spiel nicht mehr bewusst gesteu- ert werden müssen, sondern stattdessen 22
3. Anforderungen Vorwort der und Sportart Tischtennis | 23 Inhaltsverzeichnis automatisiert ablaufen. Der Spieler kann 3. Schlagtechniken müssen gut differen- dadurch seine Aufmerksamkeit auf die ziert werden können Antizipation und den Einsatz der eigenen taktischen Mittel lenken, ähnlich einem Neben der gut ausgeprägten Wahrneh- Musiker, der nicht mehr auf die Noten mung, die auch der extreme Zeitdruck achten muss, sondern seine Aufmerksam- erfordert, verlangt der Komplexitätsdruck keit ganz auf die musikalische Interpreta- nach einer sehr hohen Differenzierungs- tion legen kann. Für die Methodik folgt fähigkeit der Spieler, besonders in Bezug daraus, dass besonders im Technikanwen- auf die Rotation des Balles. Gelenkwinkel dungstraining häufig wiederkehrende und Beschleunigungen müssen innerhalb Spielzüge standardmäßig trainiert wer- eines Ballwechsels fortwährend an den den sollten. Beim Verbessern der Technik, gegnerischen Ball angepasst und variiert z. B. am Balleimer, sind Tischtennisspieler werden. Die durch den Zeitdruck erfor- auf hohe Wiederholungszahlen ange- derlichen automatisierten Schlagtechni- wiesen. Auf den Einsatz taktischer Mittel ken müssen zusätzlich zu ihrer Stabilität und damit das „Mitdenken“ des Spielers auch noch variabel verfügbar sein. Das bei der Schlagausführung darf dabei aber heißt, sie müssen sich einerseits an den nicht verzichtet werden! Regelmäßige gegnerischen Ball anpassen können und Übungen müssen deshalb frühzeitig er- andererseits den Gegner durch eigene Va- gänzt werden durch taktische Aufgaben riation unter Druck setzen (beispielswei- und unregelmäßiges Spiel mit dem Ziel se durch ein Abknicken des Handgelenks des Punktgewinns. kurz vorm Balltreffpunkt, um den Gegner auszuspielen). Der hohe Zeit- und Komplexitätsdruck sorgt darüber hinaus dafür, dass Anfän- Für die Methodik beim Techniklernen ger ohne methodische Hilfen (siehe Kap. heißt dies, dass die Beherrschung und Vari- 2.2.) kaum in der Lage sind, das Tischten- ation von Rotation zentral im Lernprozess nisspiel mit seinen technischen Anforde- ist. Bereits in der Phase der Ballgewöh- rungen zu erlernen. Unerlässlich ist des- nung beim Anfängertraining sollte auf die halb zum einen das Herausnehmen des Differenzierung von Rotation hingewirkt Zeitdrucks beim Techniklernen durch die werden. Im Technikanwendungstraining Veränderung der Rahmenbedingungen ist es im Besonderen das Aufschlag-Rück- (Vergrößerung der Distanzen, Verlangsa- schlag-Spiel, welches gezielt unter dem mung des Spiels, Einschränkung der Plat- Aspekt Differenzierung trainiert werden zierungsmöglichkeiten etc.). Zum anderen muss, aber auch das Spiel mit und gegen müssen Schlagtechniken zunächst verein- „Material“ sollte mit einbezogen werden. facht werden durch eine Abwandlung Bei der Technikverbesserung müssen die der Zielbewegung oder auch durch die Schlagtechniken durch das Spiel von Fin- Zerlegung der Bewegung mit isolierter ten, durch den Einsatz von viel und wenig Schulung der Teile und späterem Zusam- Rotation und Tempo verfeinert werden. mensetzen. Differenzielles Lernen kann im Training Zeitdruck und Komplexität müssen dann dabei helfen, die große Bandbreite an Va- im Verlauf des Trainingsprozesses sukzes- riationsmöglichkeiten zu entdecken und sive gesteigert werden, um das Spielni- individuelle Bewegungsvorlieben heraus- veau kontinuierlich steigern zu können. zufinden. 23
24 24| | 4. Tischtennis muss als „Problemstellungs- hen, was der Gegner macht, sondern ich spiel“ verstanden werden, bei dem Wahr- muss auch eine Idee davon haben, was nehmung und Antizipation gut ausge- ich als nächstes machen will. Für das me- prägt sein müssen thodische Vorgehen bedeutet dies, dass Aufgabenstellungen zur Wahrnehmung Je weniger Zeit ein Spieler zur Verfügung und Antizipation bereits das Anfänger- hat, desto hilfreicher ist es, wenn er sich training begleiten und zwar dadurch, mehr Zeit zur Vorbereitung des Schlags dass frühzeitig der Blick auf den Gegner nehmen kann. Diese Vorbereitungszeit bzw. Spielpartner gelenkt wird, den es kann er durch eine gute Antizipation gilt „auszuspielen“. Im Verlauf des Tech- verlängern. Um antizipieren, also voraus- nikanwendungstrainings wird Tischtennis ahnen zu können, was und wohin der mehr und mehr zum „Problemstellungs- Gegner spielen wird, braucht der Spieler spiel“ (Muster in Trainerbrief 03.2012, eine sehr gute Wahrnehmung der gegne- S.17), bei dem sich die Spieler ständig Auf- rischen Handlung. Das Lesen und Inter- gaben stellen, die gelöst werden müssen. pretieren der „Signale“ des Gegners (z. B. Die Technik ist dabei das Werkzeug, mit frühzeitiges Erkennen langer Aufschläge, dessen Hilfe die taktischen Mittel (Tem- um diese angreifen zu können, aber auch po, Rotation, Platzierung und Flughöhe) das Erkennen taktischer Änderungen oder eingesetzt werden, um diese Aufgaben Nervosität des Gegners) läuft beim Tisch- zu lösen, sprich den Punktgewinn zu er- tennis quasi permanent im Hintergrund reichen. Das Miteinander-Wetteifern um während eines Ballwechsels ab. Die Si- Punkte wiederum sollte immer wieder ins gnale müssen jedoch nicht nur erkannt Zentrum des Trainings gerückt werden, werden, sondern auch in eigene, schnell verbunden mit der pädagogischen Auf- abzurufende Entscheidungs- und Hand- gabe, den „Wettkampfstress“ als positive lungsstrukturen umgesetzt werden. Mit sportliche Herausforderung zu sehen. einfachen Worten: ich muss nicht nur se- 4. Technik lernen Spielorientierte Anfängermethodik 4.1. Voraussetzungen zum sportmotorischen Voraussetzungen der Lernen Kinder heutzutage notwendig. In Lang- zeitstudien konnte gezeigt werden, dass durch die zunehmende Urbanisierung 4.1.1. Motorische und Technologisierung die Bewegungs- Voraussetzungen umfänge sechs- bis zehnjähriger Kinder nur noch ca. eine Stunde pro Tag betra- gen. In den siebziger Jahren waren es Bevor wir uns dem Thema Technik lernen noch drei bis vier Stunden täglich (vgl. Bös zuwenden, ist ein kurzer Blick auf die u. a. 2001). „National und international 24
4. Technik lernen | 25 Vorwort und Inhaltsverzeichnis 25
26 26| | nimmt die Bewegungszeit in Freizeit und Deutschen Tennis Bundes stellt in diesem Alltag von Kindern und Jugendlichen ab, Zusammenhang folgende Formel auf: daraus resultiert eine Abnahme der moto- „Techniklernen = Koordinationslernen rischen Leistungsfähigkeit. Darüber hin- + Bewegungslernen“ (Schönborn 1998, aus belegte eine Untersuchung bezüglich S.83). der Fitness 10-jähriger Kinder im 20-Jah- res-Vergleich zwischen 1980 und 2000 eine Abnahme der Ausdauerleistungs- fähigkeit, Sprungkraft und Flexibilität um 10-20% sowohl bei Jungen als auch 4.1.2. Kognitive bei Mädchen“ (Graf u. a. 2006). Diese Er- kenntnisse decken sich auch mit den Pra- Voraussetzungen xiserfahrungen vieler Trainer. Ausgepräg- te koordinative Fähigkeiten, gepaart mit Folgt man den Gedanken des Gehirnfor- einer guten allgemeinen Fitness können schers Prof. Dr. Manfred Spitzer, so ler- bei einem Großteil der Kinder nicht mehr nen wir fortwährend und können quasi vorausgesetzt werden. „nicht nicht lernen“ (vgl. Spitzer 2012). Synapsen – die neuronalen Verknüpfung, Für das methodische Vorgehen bedeutet über die eine Nervenzelle in Kontakt zu dies, dass zunächst die (Weiter-)Entwick- einer anderen Zelle steht – werden stän- lung des „Körper- und Bewegungsgefühls dig aufgebaut, umgebaut und auch wie- als Lernvoraussetzung der Kinder“ im Mit- der gelöscht. Je öfter ein Impuls über eine telpunkt des Techniklernens stehen sollte Synapse fließt, desto dicker wird sie und (vgl. Hotz 1995). Komplexe technische An- Signale können schneller übertragen wer- forderungen müssen deshalb verringert den. Lernen kann demnach als eine Art werden und das sichere Treffen des Bal- „Spuren legen im Gehirn“ verstanden les in verschiedenen (Spiel-)Situationen werden. Je öfter wir dieser Spur nachge- in den Mittelpunkt rücken. Zudem muss hen, – also je intensiver und häufiger wir der Trainer mehr Zeit für das Erlernen von beispielsweise eine Schlagbewegung aus- Schlagtechniken einplanen und auch klei- führen – desto mehr wird diese Spur aus- nere Lernerfolge wahrnehmen und aner- gebaut von einem „Trampelpfad“ bis hin kennen. zu einer regelrechten „Autobahn“. Koordinative Inhalte werden zu ständigen Umzulernen – also die gewohnten Wege Begleitern des Anfängertrainings, denn nicht mehr zu benutzen und an ihrer Stel- Kinder mit guter Koordination verletzen le neue Wege zu legen – ist sehr schwie- sich weniger, lernen schneller und steuern rig und zeitaufwendig, denn auch die ihre Bewegungen besser. Zwischen dem Lerngeschwindigkeit nimmt ab dem 17. achten und zwöften Lebensjahr befinden Lebensjahr deutlich ab. Daraus folgt für sich Kinder in der so genannten „sensib- das Erlernen von (Schlag-)Techniken, len Phase“ für koordinatives Training (vgl. dass möglichst früh das Richtige gelernt DTTB Lehrplan Koordinationstraining im werden muss. Dabei spielt die Verarbei- Tischtennis), wodurch die Verknüpfung tungstiefe auch eine wichtige Rolle. In- von Technikerwerb und Training der all- formationen – z. B. der Handgelenkein- gemeinen koordinativen Fähigkeiten satz beim RH-Topspin – werden besser besonders lohnenswert wird. Richard behalten bzw. länger gespeichert, wenn Schönborn, langjähriger Cheftrainer des man über den Sinn bzw. die Bedeutung 26
4. Technik lernen | 27 Vorwort und Inhaltsverzeichnis nachdenken muss (welchen Teil des Kör- pers kann man beim Rückhand-Topspin am schnellsten bewegen ...?). Da das Ge- hirn an vorhandenes Wissen anknüpft, ist es darüber hinaus wichtig, Analogien zu bilden (Rückhand-Topspin = Frisbeewurf) und Zusammenhänge und Regeln anstel- le einzelner Details zu vermitteln (siehe die „übergeordneten Schlagmerkmale“ in Kapitel 4.4.1.). Auch das Ansprechen vieler Sinne und das Verwenden unterschiedlicher Me- thoden sorgt dafür, dass das Gelernte auch behalten wird und immer neue, di- Positive Emotionen beschleunigen den ckere Verknüpfungen im Gehirn entste- Lernprozeß hen können. Das Gehirn fungiert dabei quasi als ein „paradoxer Schuhkarton“: Je mehr schon drin ist, desto mehr passt in Gang, der positive Gefühle wie Freu- noch hinein (vgl. Spitzer 2012)! Bezogen de und Glück auslöst. Wenn wir von et- auf das Bewegungslernen hieße dies: Je was wirklich begeistert sind, aktiviert das mehr Bewegungserfahrungen möglichst Gehirn die so genannten „Emotionalen früh gemacht werden, desto mehr (und Zentren“, durch die neuroplastische Bo- schwierigere) Bewegungsmuster können tenstoffe (wie z. B. Dopamin) freigesetzt dazu kommen. Und umgekehrt: je weni- werden, die wie „Dünger“ auf die Synap- ger Bewegungserfahrungen vorhanden sen wirken und für die Neubildung und sind, desto schwieriger ist es, neue zu ma- Festigung von Nervenzellverknüpfungen chen ...! Es gilt also im Anfängertraining sorgen. „So werden alle jene Vernetzun- eine große „Bewegungsschatzkiste“ an- gen im Hirn verstärkt, ausgebaut, gefes- zulegen, in der frühzeitig Vorhand- und tigt, die für die erfolgreiche Bewältigung Rückhandschläge in ihrer Variationsbrei- einer Herausforderung, für das Lösen ei- te und in Verbindung mit der Beinarbeit nes Problems, für die Aneignung einer (kennen-) gelernt werden. Fähigkeit oder die Verankerung neuen Wissens aktiviert worden sind“ (Endres/ Hüther 2014, S. 27). Man kann also durch- aus sagen, dass positive Emotionen Lern- prozesse stark beschleunigen und dafür 4.1.3. Die Rolle der sorgen, dass das Gelernte auch besser Emotionen beim Lernen behalten wird. Aufgabe des Trainers ist es deshalb, den Technikerwerb mit positi- ven Gefühlen zu begleiten und möglichst Entdeckerfreude und Gestaltungslust viele Anreize zu schaffen, die den Spieler werden von einem Berufsgenossen Spit- für die Sache begeistern. Dies kann z. B. zers, dem Hirnforscher Gerald Hüther, als dadurch geschehen, dass bei den Spielern Urtrieb des Menschen bezeichnet. Wird die Neugier geweckt wird (z. B. die Lust dieser Trieb befriedigt, so setzt das Ge- am Entdecken der Bewegungsmöglich- hirn eine Art Belohnungsmechanismus keiten des Handgelenks beim Aufschlag, 27
78 78| | Vorhand-Flip 78
4. Technik lernen | 79 Vorwort und Inhaltsverzeichnis VH-Flip Ausholphase Schlagphase und Ausschwung- Balltreffpunkt phase Beine und Grundstellung ein- Gewicht ist auf Keine Veränderung Rumpf nehmen, rechten rechtem Bein, der Stellung Fuß unter den Tisch Oberkörper stark stellen nach vorne über den Tisch beugen, rechte Schulter absenken Arm, Schläger Richtung Schuss-Flip Schläger schwingt Hand und Ball vorbringen, (1. und 2. Bildreihe): zum Netz aus Schläger Unterarm leicht an- Unterarm und winkeln, Handgelenk Handgelenk dyna- nach hinten bewegen misch nach vorne (Schuss-Flip) oder oben beschleuni- locker nach unten gen, Schlägerblatt anwinkeln (Spin-Flip) leicht geschlossen Spin-Flip (3. Bildreihe): Wie oben, aber Schläger mehr schließen und Ball dünn treffen, dabei stärker von unten nach oben be- schleunigen Ziel der Antwort auf kurz gespielte Bälle, um das Spiel mit Vorwärtsrota- Bewegung tion zu eröffnen. Gegner unter Druck setzen durch Tempo- und Rotationsvariationen in Verbindung mit einer guten Platzierung. Bewegungs- Schuss-Flip: analogien Handgelenkeinsatz wie bei einer „Backpfeife“ oder einem „Klapps auf den Po“ Spin-Flip: Handgelenkeinsatz wie beim „Werfen einer Angelrute“ 79
80 80| | Rückhand-Flip (und Bananen-Flip) Flip-Variationen Durch die extreme Beweglichkeit des Handgelenks kann der Rückhand-Flip sehr va- riantenreich gespielt werden. In der 3. Bildreihe ist der Bananen-Flip zu sehen, bei dem das Handgelenk sehr stark verwrungen und der Ball seitlich getroffen wird. 80
112 112| | Kurzer Schupf 1. „Schneller als der Ball“ Kurzer Unterschnitt-Aufschlag in Mitte. Der Rückschläger legt den Ball mit Vorhand oder Rückhand volley aus der Luft kurz zurück. Wiederholen bis der Rückschläger 3x erfolgreich ist. Zu beachten: Der Rückschläger steht in der Grundstellung wie bei der Aufschlagerwartungshaltung im Wettkampf und startet seine Schlagausführung entsprechend (Abstand zum Tisch halten)! 2. „Drop-Kick-Schupf“ Ausführung wie bei Übung 1, doch nun spielt der Rückschlä- ger den Ball sofort nach dem Aufprall kurz zurück. Nach ca. 2 min. wird nach dem Rückschlag frei gespielt und es kann ein Wechsel des Aufschlags nach zwei Punkten erfol- gen, um wettkampfnäher zu trainieren. 3. Kurzspiel mit Vorhand und Rückhand Kurzer Unterschnitt- oder Seitschnitt-Aufschlag abwechselnd in Vorhand- und Rückhand-Seite. Der Rückschläger spielt den Ball von Rückhand mit Rückhand kurz und von Vorhand mit der Vorhand kurz. Für den Wechsel von Vorhand und Rückhand ist nur eine 180°-Drehung von Elle und Speiche des Unterarms nötig. Anschließend schupft der Aufschläger den Ball lang auf den Wechselpunkt und der Rückschläger spielt VH-Topspin auf Punkt. Variation: Der Aufschläger flippt die kurzgelegten Bälle oder mischt Flip und Schupf. 4. „Kurz-Kurz“ Kurzer Unterschnitt- oder Seitschnitt-Aufschlag ganzer Tisch, Rückschlag kurz ganzer Tisch. Der Aufschläger spielt eben- falls wieder kurz. Das Kurz-Kurz-Spiel geht solange, bis der Aufschläger diese Situation mit einem langen Schupf in VH auflöst. Dann VH-Topspin mit freier Platzierung. Variationen: 1. Der Rückschläger ist derjenige, der zuerst lang spielen darf, 2. Langer Schupf in RH oder sogar ganzer Tisch, 3. Flip statt Schupfball Zu beachten: Wenn ein Spieler aus Versehen den Ball z. B. schon beim Rückschlag zu lang spielt, dann ist der Partner angehalten, sofort mit Topspin zu antworten. Die Übung kann auch als Wettkampfform gespielt werden. Dabei erhält immer derjenige Aufschlag, der den letzten Punkt erzielt hat. 112
4. Technik lernen | 113 Vorwort und Inhaltsverzeichnis Aufschlag – Unterschnitt-Seitschnitt-Variationen 1. Rotationsparcours 1 2 3 4 Die vier Stationen Station 1 = Seitschnitt, Station 2 = Seit-Unterschnitt aus der Perspektive Station 3 und 4 = Unterschnitt-Seitschnitt eines VH-Pendel- Beim Rotationsparcours erfolgt zunächst ein freies Erpro- aufschlags ben, bei dem die Spieler alle Standard-Variationen (VH- und RH-Pendelaufschlag und VH-Überkopf) spielen sollten. Danach machen einzelne Spieler ihre gelungenen Aufschläge vor und der Trainer weißt auf die technische Ausführung hin. Zum Abschluss wird der Parcours noch einmal durchlaufen. 2. „Rotationsprüfung“ am Tisch mit Partner Die Spieler übertragen ihre neu gelernten Bewegungen vom Parcours auf den „echten“ Aufschlag am Tisch. Der Spielpart- ner fungiert als „Returnbrett“, d. h. er hält seinen Schläger gerade zum Tisch und lässt die Aufschläge des Partners vom Schläger abprallen. Wechsel nach 15-20 Aufschlägen. Die Spieler beobachten dabei genau, wohin der Ball abspringt und versuchen die Richtung des Absprungs durch kleine Ver- änderung der eigenen Schlägerblattstellung beim Aufschlag zu beeinflussen. 3. „Schattenaufschlag“ Die komplette Aufschlag-Bewegung wird als Schatten-Bewe- gung „in Echtzeit“ ausgeführt. Das Handgelenk wird dabei maximal beschleunigt. Sofort im Anschluss wird der Auf- schlag mit Ball mit exakt der gleichen Bewegung gespielt. Der Trainer macht den Spieler auf eventuelle Abweichungen zur Schattenbewegung aufmerksam. 4. Wettkampf mit Tennisregel Die Spieler spielen einen Satz bis 11 im Kaisertisch-Spiel. Dabei gilt die Zusatzregel, dass jeder Aufschläger einen „Se- cond-Service“ wie beim Tennis hat, falls der erste Aufschlag fehlschlägt. Der Trainer hält die Spieler dazu an, den „ersten Aufschlag“ mit hohem Risiko und mit den neu gelernten Schnittvariationen zu spielen. 113
114 114| | 4.5.5. Methodische werkzeug“ für Anfänger und Fortge- Reihen zur Einführung schrittene sind. Spezialtechniken wie der Sidejump oder auch der Kreuzschritt wer- von Beinarbeitstechniken den hier ausgeklammert. In diesem Kapitel werden nur die Lauf- Für eine detailliertere Betrachtung aller techniken Sidestep und Ausfallschritt Beinarbeitstechniken sei an dieser Stelle sowie das Umlaufen der Rückhand be- auf den Lehrplan „Schlag- und Beinar- trachtet, da diese Techniken das „Grund- beitstechniken“ des DTTB verwiesen. 114
4. Technik lernen | 115 Vorwort und Inhaltsverzeichnis Sidestep 1. „Natürlich steppen“ Der Sidestep ist abgeleitet aus einer natürlichen, flüssigen Bewegung der Beine beim seitlichen Springen, bei dem die Beine quasi ineinanderlaufen bzw. nachgezogen werden. Bei der Übung wird nun diese natürliche Sprungbewegung sukzessive zu einem Sidestep entwickelt. Dazu laufen die Spieler einmal quer durch die Sporthalle mit folgender Schrit- tabfolge: 1. Lockere, in aufrechter Position langsam ausgeführte seit- liche Sprünge, bei denen die Füße sich beim Nachziehen berühren 2. Tiefer gehen des gesamten Körpers bis hin zur TT-Grund- stellung 3. Beine bleiben beim Laufen im breiten Abstand zueinan- der 4. Die seitliche Laufbewegung wird zunehmend über die Fußgelenke gesteuert und beschleunigt Der Trainer achtet bei der Übung auf ungünstige Laufbewe- gungen, wie z. B. • „Schlurfgeräusche“, die durch ein Schleifen des hinteren Beines beim Nachziehen entstehen • Nach außen gespreizte Füße, die ein Abdrücken über die Außenkante der Fußballen verhindern • Einen zu geringen Abstand der Beine ab Schritt 3 2. Schattenübung mit Zahlen Eine bekannte Beinarbeitsübung, wie z. B. „Falkenberg“ wird als Schattenübung ausgeführt nach Zahlen-Kommandos des Trainers. 1 = Rückhand-Konter / Rückhand-Topspin 2 = Vorhand-Topspin aus der Rückhand 3 = Vorhand-Topspin aus der Vorhand Der Trainer variiert die Zahlenfolge und kann bis zu fünf Zah- len in Folge rufen. Die Spieler müssen die Zahlenfolge in die korrekte Technik übersetzen und achten dabei besonders auf den Einsatz der Sidesteps beim Umlaufen der Rückhand und beim Steppen in die Vorhand. Vor den Zahlenkommandos können kleine Trippelschritte auf der Stelle (Tappings) zur Aktivierung gemacht werden. 115
116 116| | 3. Sidesteps am Balleimer Für das Erlernen der Sidesteps ist das Zuspiel am Balleimer unerlässlich, da der Trainer hier das Zuspieltempo adäquat dosieren kann und keine Blockfehler das Training bremsen. Spielform „Step-Meister“: Die Spieler spielen VH-Topspin aus der VH- und aus der RH-Seite regelmäßig. Wer schafft die meisten VH-Topspins nacheinander? 4. Vorhand-Topspin „kleine Beinarbeit“ Spieler A spielt VH-Topspin aus Vorhand und Mitte. Spieler B spielt VH-Block. Spieler A achtete darauf, immer aus der Bewegung zu spielen und nicht stehenzubleiben. Spieler B blockt passiv und kon- trolliert, indem er die Bälle in der steigenden Phase nimmt und nur mit einer leichten Bewegung zum Ball geht (Ball „abtropfen“ lassen). Spielform: Die einzelnen Spielpaarungen treten gegeneinander an. Schafft Spieler A vier Topspins in Folge, wechselt die Übung und Spieler B versucht vier Topspins zu spielen. Jedes Paar be- kommt einen Punkt, wenn beide die vier Topspins geschafft haben. Sieger ist das Paar, das zuerst fünf Punkte erreicht! 116
4. Technik lernen | 117 Vorwort und Inhaltsverzeichnis Umlaufen der Rückhand (Umspringen) 1. VH-Topspin aus der Rückhand Spieler A positioniert sich in der tiefen Rückhand-Seite des Tisches und spielt VH-Topspin gegen RH-Block diagonal. Der Blockspieler spielt die Bälle unregelmäßig in das RH-Feld, so dass sich der Topspin-Spieler mit Hilfe von Sidesteps op- timal zum Ball bewegen muss. Dabei achtet er darauf, auch weit neben dem Tisch zu spielen, um Blockbälle, die über die Seitenauslinie gespielt werden, optimal zurückzuspielen. 2. VH-Topspin mit Umlaufen der Rückhand Nach einem RH-Konter diagonal umläuft Spieler A die Rückhand und spielt einen VH-Topspin in die Rückhand von Spieler B. Dieser blockt entweder in Tischmitte oder in die Vorhand von Spieler A, welcher darauf einen Topspin auf Punkt spielt. Beim Umlaufen achtet Spieler A darauf, den Sidestep nach außen mit einer Öffnung des Körpers zu kombinieren. 3. VH-Topspin aus der Rückhand unregelmäßig Spieler A spielt einen kurzen US-Aufschlag. Spieler B re- tourniert mit einem langen Schupfball in Rückhand oder in Tischmitte. Spieler A muss jeweils mit VH-Topspin eröffnen. Nach einer Einspielzeit von 2-3 min. soll Spieler A versuchen, auf Punkt zu spielen mit folgender Platzierung: • Von Tischmitte auf den Wechselpunkt von B • Aus der Rückhand in die tiefe Rückhand von B 4. VH-Topspin nach Kurzlegen Wie Übung drei, nur das jetzt noch ein kurzer Rückschlag eingebaut wird. Durch diese Variation wird der Topspin-Spie- ler zusätzlich gezwungen, sich wieder schnell vom Tisch zu lösen, um den VH-Topspin auch aus dem Umlaufen spielen zu können. Spieler B macht dazu nun einen kurzen Aufschlag mit Unter- schnitt in Tischmitte. Spieler A legt den Ball kurz und Spieler B schupft wieder lang in Mitte oder Rückhand. Spieler A ant- wortet mit einem VH-Topspin in Rückhand der frei über den ganzen Tisch geblockt wird. Danach Spiel um den Punkt. 117
118 118| | Ausfallschritt 1. Basketballspiel mit „Sternschritt-Gebot“ Zum Aufwärmen wird Basketball gespielt. Vor jedem Pass (Wurf zum Mitspieler) muss mindestens ein Ausfallschritt (im Basketball „Sternschritt“ genannt) erfolgen. 2. „Zonenlauf“ Die Spieler positionieren sich mindestens drei Meter entfernt vom Tisch (z. B. an der TT-Umrandung). Nach Zahlen-Kommandos des Trainers sprinten die Spieler zum Tisch und berühren mit der Schlaghand nacheinander 2 1 die vom Trainer genannten Zonen. Dabei müssen sie sich zu jeder Zone mit Sidesteps bewegen. 4 3 1 = rechts vorne, 2 = links vorne, 3 = rechts hinten, 4 = links hinten Der Trainer variiert für jeden Durchgang die Zahlenfolge und kann zwei bis vier Zahlen in Folge rufen. Die Spieler müssen die Zahlenfolge in die korrekte Berührung der Tischzonen übersetzen und achten dabei besonders auf den Einsatz des Ausfallschritts bei den Zahlen eins und zwei, sowie auf kor- rekte Sidesteps beim Erlaufen der nächsten Zonen nach der Zahlenreihenfolge. Vor den Zahlenkommandos können kleine Trippelschritte auf der Stelle (Tappings) zur Aktivierung gemacht werden. 118
4. Technik lernen | 119 Vorwort und Inhaltsverzeichnis 3. Rückschlag von außen Der Aufschläger macht kurze Aufschläge von der Tischmitte entweder weit in die Rückhand- oder in die Vorhandseite des Rückschlägers. Letzterer flippt die Bälle, muss dabei aber den Ausfallschritt nach vorn in Vorhandseite mit dem rechten Bein ausführen und in Rückhandseite mit dem linken! 4. Abwehr mit Ausfallschritten Spieler A spielt VH-Topspin in die weite Rückhand und Vor- hand von Spieler B. Letzterer spielt RH- und VH-Abwehr, die er jeweils mit einem Ausfallschritt einleitet. 119
120 120| | 5. Technik verbessern Methodik der Bewegungs- bzw. Fehlerkorrektur 5.1. Verbessern statt Darüber hinaus haftet dem Begriff „Feh- korrigieren – ler“ immer etwas negatives an. Vermittle ich als Trainer meinem Spieler, dass er et- Grundgedanken zum Lehren was „falsch macht“, schwingt für diesen und Lernen von Bewegungen immer auch eine Abwertung seiner Per- son bzw. seiner spielerischen Fertigkeiten Das nun folgende Kapitel behandelt das mit. In Folge dessen wird er versuchen, so genannte „Kerngeschäft“ eines Trai- Fehler zu vermeiden, um nicht abgewer- ners. Ein Großteil des Trainings widmet tet zu werden oder, im Wettkampf häufig der Trainer diesem Bereich und zwar zu beobachten, um ja nichts falsch zu ma- nicht nur in Form von Balleimer-Training, chen (und dann den passiveren Ball spie- sondern auch durch seine Kommentare len, der dem Gegner die Initiative über- innerhalb von Übungsphasen, Trainings- lässt). wettkämpfen usw. Das Verbessern der technischen Fertigkeiten der Spieler ist Die Suche nach (Bewegungs-)Fehlern eigentlich permanent präsent und macht kann auch zur Obsession und der Trainer eben den Kern des Anfänger- und Fortge- damit zum „Fehlerdetektiv“ werden, der schrittenen Trainings aus. An dieser Stelle die Qualität seiner Arbeit am Erfolg seiner muss nun kurz erläutert werden, warum detektivischen Bemühungen misst (vgl. von Technik „verbessern“ die Rede ist und Bremer 1990, S. 21). Um diese Gefahr zu nicht von „Fehlerkorrektur“, ein Begriff, umgehen und nicht auf die Vermeidung der häufig in der Fachliteratur und im von Fehlern fixiert zu sein, sollten Fehler allgemeinen Sprachgebrauch verwendet als notwendige Bestandteile des Lernpro- wird. „Spricht man von korrigieren, dann zesses betrachtet werden. Beim Übergang setzt dies voraus, dass es zwei eindeutig von einer alten zu einer neuen Bewegung bestimmbare Kategorien gibt: richtig und gelangt der Körper immer in einen insta- falsch. Denn das lateinische Verb corrigere bilen, und damit „fehlerhaften“ Zustand hat folgende Hauptbedeutungen: „etwas (vgl. Schöllhorn 1999, S. 7). Das Lernen Krummes gerade richten, berichtigen, vollzieht sich durch Information über ge- jemanden zurechtweisen“ (vgl. Wolters machte oder vielleicht entstehende Fehler. 1999). Tischtennis-Techniken können aber Insofern sind sie eine wichtige Rückmel- nicht in richtig oder falsch eingeteilt wer- dung für den Spieler. Bewegungsfehler, den, denn Schlagtechniken sind, wie be- die beim Übergang von einer alten zu ei- reits erwähnt, nur das Mittel zum Zweck ner neuen (Schlag-)Bewegung entstehen, des Punktgewinns. Die Wege zum Punkt- sollten vom Trainer deshalb sogar gelobt gewinn können sehr unterschiedlich sein, werden. Zeigen sie doch, dass der Spieler denn den idealen Vorhand-Topspin – in seine Bewegung bereits verändert, aber Anlehnung z. B. an einen perfekten Rück- noch nicht die nötige Sicherheit in der Be- wärtssalto – gibt es nicht. wegung erlangt hat. 120
Vorwort und 5. Technik verbessern | 121 Inhaltsverzeichnis 121
132 132| | 6. Technik anwenden Methodik für Fortgeschrittene 6.1. Leitgedanken Zu Beginn des Kapitels erfolgt jedoch zu- nächst ein kurzer Einführung zum Thema Tischtennis ist keine verlaufs-, sondern „Einspielen“, da dies quasi das Aufwär- eine zielorientierte Sportart. Schlagtech- men für das Technik-Anwendungstrai- niken sind demzufolge immer nur „Mit- ning ist. tel zum Zweck“, den Punkt zu gewinnen (Beim Tischtennis gibt es schließlich keine „B-Note“ wie beim Eiskunstlauf!). Ent- 6.2. Das Einspielen scheidend für die Qualität eines Schlages ist die Ökonomie der Bewegung, ihre vari- Selbstverständlich für jeden fortgeschrit- able Verfügbarkeit und die Fähigkeit, ihre tenen Tischtennis-Spieler ist das Einspie- automatisierte Form auch gegen äußere len sowohl vor Wettkämpfen, als auch vor und innere Widerstände durchsetzen zu einem systematischen Training. Das Ein- können (vgl. Martin 1989, S. 58ff). Diese spielen ist quasi der immer wiederkehren- Qualität versetzt den Spieler einerseits in de Teil des Technikanwendungstrainings die Lage, die vier taktischen Mittel (Rota- und erfüllt drei wichtige Funktionen: tion, Tempo, Platzierung und Flugkurve) in sinnvoller Zusammensetzung anzuwen- • Es sorgt für die Erwärmung des Kör- den und andererseits adäquat auf takti- pers und Steigerung der Beweglich- sche Mittel des Gegners zu reagieren. keit • Es trägt zum Gewinn von Ballgefühl, Es muss im Technik-Anwendungstraining Rhythmus und Sicherheit während also darum gehen, dem Spieler ein Reper- der Ausführung der Techniken bei toire an technischen Grundmustern zu • Es bereitet die Spieler auf typische vermitteln, die ihm einerseits Stabilität Spielsituationen im Wettkampf vor und Sicherheit beim Schlag geben, um die technische Fertigkeit im entscheiden- den Moment auch durchsetzen zu kön- Zu diesem Zweck wird das komplexe nen. Andererseits müssen sie den nötigen Tischtennisspiel – genau wie bei der An- Handlungsspielraum lassen, die takti- fängermethodik – zunächst stark verein- schen Mittel auch variabel einsetzen zu facht und dann zunehmend komplexer können (vgl. Reum/Langham 2000). gestaltet. Das heißt, die Abfolge steigert sich vom einfach-regelmäßigen bis hin Der Abschnitt „Übungsdesign“ in diesem zum kombiniert unregelmäßigen Spiel Kapitel erläutert, wie Übungen in diesem (siehe Kap. 6.3.1.). Sinne variiert und gestaltet werden kön- nen und welchen Einfluss unterschiedli- Das folgende Einspielprogramm in zehn che Zielsetzungen und Wechselmethoden Schritten hat sich dazu in der Praxis be- auf den Charakter einer Übung haben. währt. 132
Vorwort und 6. Technik anwenden | 133 Inhaltsverzeichnis 133
134 134| | Konter- und Topspinspiel (einfach, 9. Kurzer Aufschlag - kurzer Rückschlag regelmäßig) Spieler A Spieler B 1. VH-Konter gegen VH-Konter diago- KAS in RH Kurz legen nal, Zeit: 1-2 min. kurzlegen S/F in RH 2. VH-Topspin gegen VH-Block diagonal, RHT frei Freies Spiel Zeit: jede Seite 2-3 min. 10. Freies Aufschlag-Rückschlagspiel mit 3. RH-Konter gegen RH-Konter diago- langen und kurzen Aufschlägen, nal, Zeit: 1-2 min. Wechsel alle zwei Aufschläge, Zeit: 4-5 min. 4. RH-Topspin gegen RH-Block diagonal, Zeit: jede Seite 2-3 min. Als Vorbereitung auf einen wichtigen Wettkampf empfiehlt es sich, das volle 5. VH-Topspin gegen VH-Topspin aus der Programm durchzuspielen. In etwa eine Halbdistanz, Zeit: 2-3 min. halbe Stunde muss dafür eingeplant wer- den. Die Schritte sechs bis zehn können Beinarbeit (einfach und kombiniert dabei individuell modifiziert werden, je regelmäßig) nach Spielsystem der Spieler. 6. Kleine Beinarbeit: VH-Topspin aus VH Beim Einspielen für das systematische und Tischmitte gegen VH-Block (al- Training reicht es aus, die Schritte eins ternativ auch VH-Topspin aus RH und bis fünf durchzuspielen, während die Mitte gegen RH-Block), Zeit: jede Sei- Schritte sechs bis zehn modifiziert in Form te 2-3 min. von Beinarbeits- und Aufschlag-Rück- schlag-Übungen trainiert werden können. 7. Kleine Falkenberg-Übung, Zeit: jede Seite 2-3 min. Anfänger, die sich im Übergang zum Fortgeschrittenen-Training befinden, Spieler A Spieler B müssen zunächst einmal die Schritte eins RHK/RHT aus RH RHK/RHB in RH bis fünf „kultivieren“. Was für viele mit- in RH tel- bis höherklassige Spieler Routine ist, muss vom Trainer in einer Fortgeschritte- VHT aus RH in RH RHB in Mitte nen-Gruppe noch Stück für Stück etab- VHT aus Mitte RHB in RH liert werden. Zudem sind die Spieler meist noch nicht in der Lage, die Schritte sechs bis zehn adäquat zu spielen. Besonders Aufschlag-Rückschlag (kombiniert der Aufschlag-Rückschlag-Part mit dem regelmäßig und unregelmäßig) Kurz-Kurz-Spiel stellt eine große Heraus- forderung dar. Aus diesem Grund sollte 8. Kurzer Aufschlag - langer Rückschlag als sechster Schritt zunächst die RH- und VH-Topspin-Eröffnung aus dem RH-Schup- Spieler A Spieler B fen heraus trainiert werden. Anschließend KAS in Mitte S/F in VH kann dann noch das Spielen von kurzen Aufschlägen und die darauffolgende VHT frei Freies Spiel VH-Topspin-Eröffnung eingeübt werden. 134
Vorwort und 6. Technik anwenden | 135 Inhaltsverzeichnis EINSPIEL-VARIATIONEN Beispiele zur Differenzierung Um das Einspielen abwechslungsreicher • VH-Konter einspielen über die Tisch- zu gestalten und auch näher an das Wett- mitte. Die Spieler dürfen sich dabei kampfspiel Tischtennis heranzuführen, nicht bewegen! Beide Spieler versu- sollten immer wieder Einspiel-Variatio- chen durch Veränderung der Gelenk- nen in unregelmäßigen Abständen ein- winkel (im Arm aber auch im Rumpf), gestreut werden. Die Variationen können den Ball dennoch zurückzuspielen. dabei u. a. die Wahrnehmung oder auch das Differenzieren der Techniken betref- • Die Spieler variieren ihre Gelenk-Win- fen. Im Folgenden werden einige Beispie- kelgeschwindigkeiten beim Topspin- le für Variationen aufgeführt. Ergänzend spiel gegen Block, d. h. der Topspin- zu diesen Beispielen sollte ebenfalls in spieler verändert das Tempo durch unregelmäßigen Abständen das parallele die unterschiedliche Gewichtung der Einspielen praktiziert werden, mit dem Anteile von Oberarm, Unterarm und Ziel, den parallelen Ball als taktische Vari- Handgelenk an der Gesamtbewe- ante sicher im Schlagrepertoire zu haben. gung. Abkürzungen VH Vorhand RH Rückhand T Topspin K Konter B Block SCH Schuss S Schupf F Flip AB Abwehr A Aufschlag KA Kurzer Aufschlag LA Langer Aufschlag WP Platzierung auf den „Wechselpunkt“ (bzw. Ellenbogen) = Entscheidungspunkt zwischen Vorhand & Rückhand Mitte Platzierung in die Tischmitte freies Spiel Ballwechsel mit dem Ziel des Punktgewinns zu Ende spielen Abkürzungsverzeichnis der Schlagtechniken und Platzierungen 135
136 136| | • Die Spieler variieren beim Einspielen Beispiele für Zählformen die Balltreffpunkte, d. h. der Ball wird bewusst in der steigenden oder der • Einspielen als Wettkampf. In Satz- fallenden Phase getroffen in Verbin- form werden die Grundtechniken ge- dung mit einer Veränderung der Posi- spielt (z. B. ein Satz VH-Topspin gegen tion am Tisch. RH-Block). Der Aktiv-Passiv-Wechsel findet nach einem Satz statt. Die bei- • Die Spieler variieren ihre Bewegungs- den Zahlen werden addiert. Der Ver- ausführung z. B. beim Topspin gegen lierer sammelt die Bälle für die nächs- Topspin, indem sie starken Side-Spin te Übung. kreieren, hohe und flache Flugkurven spielen oder auch das Handgelenk • Einspielen nach Punktevorgaben. Die kurz vor dem Balltreffpunkt abkni- Spieler spielen sich entsprechend ih- cken, um den Ball parallel zu spielen. rem ritualisierten Ablauf ein. Dabei wird erst zur nächsten Übung / Tech- Beispiele zur Wahrnehmung nik übergegangen, wenn das zuvor eigens gesetzte Ziel erreicht ist, z. B. • Die Spieler kontern über die RH-Dia- eine fehlerfreie Anzahl von Ballkon- gonale. Spieler A hebt nach einigen takten. Auch der Trainer kann eine Bällen die Nicht-Schlaghand und Spie- Gesamtkontaktzahl beider Spieler als ler B muss parallel spielen. VH-Konter Ziel vorgeben (z. B. fünfzig RH-Kon- nun über die VH-Diagonale, alles in- ter). Erschwert wird das Erreichen der nerhalb eines Ballwechsels! Gesamtzahl durch die Vorgabe, dass für jeden Fehler zwei Ballkontakte • Spieler A zieht VH-Topspin diagonal. abgezogen werden. Spieler B dreht nach ca. 2-4 Blocks den Schläger auf die andere Belagseite. • „Einspiel-Scrabble“. Zwei Gruppen Dies ist das Signal für B, den Ball pa- spielen gegeneinander (pro Tisch ein rallel auf Punkt zu ziehen. Spieler A Ball). Beim Erreichen einer vorgege- versucht, den Ball zu blocken. benen Ballkontaktanzahl (z. B. 10 feh- lerfreie Kontakte) erhalten die Spieler • Regelmäßiges diagonales Kontern, an einem Tisch einen Scrabble-Spiel- nach 2-5 Bällen spielt Spieler A den stein. Am Ende des Einspielens trifft Konter in Vorhand oder Mitte, Spieler sich jede Mannschaft und hat zwei B kontert mit Vorhand zurück. Minuten Zeit, aus den erbeuteten Steinen Wörter zu bilden. Die Mann- Motivierend für Spieler sind auch immer schaft mit der höheren Punktzahl ge- wieder unterschiedliche Zählformen, die winnt. Gewertet wird z. B. die Wertig- den ansonsten routinierten Ablauf etwas keit der eingesetzten Spielsteine oder aufpeppen können. auch die Anzahl der verwendeten Steine und der gefundenen Wörter (vgl. Hummel/Winterboer 2010). 136
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