FORTSCHREIBUNG ZENTRENKONZEPT - Aspekte der Stadtplanung - Stadt Mannheim
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©Stadtmarketing Mannheim GmbH_Daniel Lukac 2 INHALT RUBRIK 3 1. Einleitung 4 1.1 Ausgangslage und Aufgabenstellung 4 1.2 Vorgehensweise 5 1.3 Stadtentwicklung und Einzelhandel 7 1.3.1 Allgemeine Trends der Einzelhandelsentwicklung 7 1.3.2 Handelsendogene und handelsexogene Faktoren 7 1.3.3 Städtebauliche Wirkungen der Einzelhandelsentwicklung 10 2. Einzelhandelsstandort Mannheim 11 2.1 Räumliche Einordnung der Stadt Mannheim 11 2.2 Einzelhandelsangebot 12 2.2.1 Gesamtstädtisches Einzelhandelsangebot 12 2.2.2 Nahversorgungssituation 18 2.3 Zentrenstruktur der Stadt Mannheim 22 2.3.1 Kriterienkatalog zur Abgrenzung der zentralen Versorgungsbereiche 22 2.3.2 Veränderungen in der Zentrenstruktur gegenüber dem Zentrenkonzept 2009 24 2.3.3 Zentrenhierarchie in der Stadt Mannheim 24 2.4 Ziele des Zentrenkonzeptes 27 2.5 Prognose des Verkaufsflächenbedarfs 28 2.5.1 Grundlagen und Annahmen 28 2.5.2 Verkaufsflächenprognose 2020 für Mannheim 30 2.6 Maßnahmenkonzept zur Stärkung des Einzelhandels 32 2.6.1 Planungsvorgaben der Regionalplanung 32 2.6.2 Grundsätze zur räumlichen Einzelhandelsentwicklung 34 2.6.3 Sortimentszuordnung 35 2.6.4 Bauleitplanerische Umsetzung 37 2.6.5 Räumlicher Entwicklungsrahmen für die Einzelhandels- entwicklung 38 3. Stadtbezirke 42 3.1 Innenstadt/ Jungbusch 43 3.2 Neckarstadt-West 48 3.3 Neckarstadt-Ost 50 3.4 Schwetzingerstadt/ Oststadt 53 3.5 Lindenhof 55 3.6 Sandhofen 57 3.7 Schönau 59 3.8 Waldhof 61 3.9 Neuostheim/ Neuhermsheim 64 3.10 Seckenheim 66 3.11 Friedrichsfeld 68 3.12 Käfertal 70 3.13 Vogelstang 73 ©Stadtmarketing Mannheim GmbH_Daniel Lukac 3.14 Wallstadt 75 3.15 Feudenheim 77 3.16 Neckarau 79 3.17 Rheinau 81 Glossar83 Anhang87
4 RUBRIK ©Stadtmarketing Mannheim GmbH_Daniel Lukac 1. EINLEITUNG 1.1 AUSGANGSLAGE UND AUFGABENSTELLUNG und andererseits die perspektivische Einzelhandelsentwicklung in der Stadt Mannheim aufzuzeigen. Im April 2009 hat der Gemeinderat einstimmig das Zentrenkonzept beschlossen. Das Zentrenkonzept sollte die funktionale Position der Gleichzeitig wurde auf Basis der aktualisierten Daten das bisherige Gesamtstadt nach außen gegenüber den Nachbarstädten sichern und Instrumentarium zur Steuerung des Einzelhandels überprüft und gleichzeitig nach innen die Versorgungsfunktion der Stadtteilzentren angepasst. Damit werden die Voraussetzungen geschaffen, die durch stärken. Diesem Konzept liegen Daten aus den Jahren 2006/2007 das Baurecht bestehende Möglichkeit, die Einzelhandelsentwicklung zugrunde. Seither hat sich die Einzelhandelslandschaft in Mannheim auf der Grundlage städtebaulicher Ziele räumlich zu steuern, umset- sowohl im Bereich der Nahversorgung als auch der oberzentralen zen zu können. Angebote deutlich verändert. Im Gutachten wurden die folgenden Arbeitsschritte durchgeführt: Darüber hinaus hat es seit der Erarbeitung des Gutachtens zum Zen- trenkonzept 2009 bau- und planungsrechtliche Änderungen sowie ▪▪ Ermittlung der derzeitigen Versorgungssituation und des Einzel- höchstrichterliche und obergerichtliche Rechtsprechung (z.B. zu handelsbesatzes der Stadt Mannheim, Großflächigkeit, zentralen Versorgungsbereichen) gegeben. ▪▪ Ermittlung des Entwicklungsbedarfs des Einzelhandels bis zum Jahr 2025, Um auch weiterhin die Entwicklung der Innenstadt und der zentralen ▪▪ Festlegung strategischer Ziele, Bereiche in den Stadtteilen positiv begleiten zu können, hat die Stadt ▪▪ Erarbeitung eines Maßnahmen- und Zentrenkonzeptes, Mannheim das Büro Dr. Acocella Stadt- und Regionalentwicklung in ▪▪ Bewertung verschiedener Standorte auf ihre allgemeine Eignung Lörrach mit der Erarbeitung eines Gutachtens zur Fortschreibung des für die Ansiedlung von Einzelhandel. Zentrenkonzeptes von 2009 beauftragt. Das vom Büro Dr. Acocella Stadt- und Regionalentwicklung vorgeleg- Ziel der Fortschreibung des Zentrenkonzeptes ist einerseits, einen te Gutachten (Beschlussvorlage Nr. V183/2016 Fortschreibung Zent- Überblick über die aktuelle Situation des Einzelhandels zu erhalten renkonzept; Anlage: Gutachten als Grundlage für die Fortschreibung
1. EINLEITUNG 5 des Zentrenkonzeptes der Stadt Mannheim; im Folgenden abgekürzt: Die Attraktivität zentraler Bereiche wird nicht allein durch das Bericht Büro Dr. Acocella) bildet die wesentliche Planungsgrundlage Einzelhandelsangebot, sondern auch durch die Funktionsmischung für die Ausformulierung des vorliegenden Konzeptes. sowie die städtebaulichen und verkehrlichen Bedingungen geprägt und charakterisiert. Entsprechend wurden in die Bewertung der Das Zentrenkonzept soll auch weiterhin als Grundlage und Orien- Entwicklungsfähigkeit dieser Bereiche neben dem Einzelhandel auch tierung für die Bauleitplanung dienen, den Gesamtrahmen für die andere zentrenprägende Funktionen wie Dienstleistungen, Gastro- Beurteilung von Einzelvorhaben darstellen sowie Planungs- und nomie etc. sowie städtebauliche und verkehrliche Rahmenbedingun- Investitionssicherheit für den Einzelhandel schaffen. gen einbezogen. Das Dienstleistungsangebot (einzelhandelsnahe Damit kann auch das Vorgehen bei Prüfverfahren oder Anfragen von und sonstige Dienstleistungen) wurde im Rahmen der Erhebung des Investoren beschleunigt und optimiert werden. Einzelhandelsangebotes in den zentralen Versorgungsbereichen mit berücksichtigt. 1.2 VORGEHENSWEISE Ausgehend von der Ist-Situation wurde das bisherige Zentrensystem überprüft und angepasst. Die Methodik zur Erstellung des vorliegenden Gutachtens und zur Auf diesen Untersuchungen aufbauend werden dann Aussagen dazu Erfassung der notwendigen Datengrundlagen ist identisch zum Vor- getroffen, wie die künftige Einzelhandelsentwicklung in der Stadt gehen bei der Erarbeitung des vorherigen Gutachtens zur Fortschrei- Mannheim aussehen soll. Dafür ist entscheidend, welcher von der bung des Zentrenkonzeptes 2009 (siehe Bericht Büro Dr. Acocella, Nachfrageseite gedeckter zusätzlicher Verkaufsflächenbedarf in S. 23 ff.). Hierdurch wird eine größtmögliche Vergleichbarkeit erreicht. Mannheim zu erwarten ist und welche räumlichen Entwicklungsmög- lichkeiten dies eröffnet. Von erheblicher Bedeutung ist dabei, welche Den Ausgangspunkt des Zentrenkonzeptes bildet die Analyse der Ziele die Stadt Mannheim verfolgt, wobei auch die Entwicklungen im Ist-Situation. Angesichts der Notwendigkeit, die räumliche Lenkung Umland mit einzubeziehen sind. Dazu wurden auch die bestehenden des Einzelhandels städtebaulich zu begründen, sind hierfür nicht nur Ziele im Rahmen der Fortschreibung auf ihre weitere Gültigkeit hin das Einzelhandelsangebot, sondern ergänzend auch das Angebot an überprüft. Dienstleistungen sowie insbesondere die städtebauliche Situation in- nerhalb der zentralen Versorgungsbereiche zu berücksichtigen. Einen Daran anschließend wurde das bestehende instrumentelle Konzept weiteren Baustein bildet die Analyse der Nahversorgungssituation. überarbeitet. Dazu zählt die Überprüfung der Sortimentsliste und der Grundsätze zur räumlichen Einzelhandelsentwicklung. Zusätzlich Das Einzelhandelsangebot wurde im Zeitraum Oktober/ November sind Maßnahmen zur möglichen Weiterentwicklung abgeleitet 2014 auf der Basis einer flächendeckenden Begehung im gesamten worden. Stadtgebiet erfasst. Erhoben wurden dabei die Merkmale Verkaufs- fläche, Branche, Betriebsform und Lage differenziert nach zentralen Auf der Grundlage dieser Arbeitsschritte wurde der jetzt vorliegende Versorgungsbereichen, nicht integrierten Lagen und sonstigen Entwurf zur Fortschreibung des Zentrenkonzeptes erarbeitet, in dem integrierten Lagen. auch Handlungsansätze und Maßnahmen zur Sicherung und Weiter- entwicklung der zentralen Versorgungsbereiche vorgeschlagen Die Erfassung der Verkaufsflächen in den einzelnen Geschäften er- werden. folgte ebenso wie 2006/2007 sortimentsgenau: Die Betriebe wurden nicht entsprechend dem angebotenen Hauptsortiment insgesamt In die Erarbeitung des Zentrenkonzeptes wurden prozessbeglei- einer Branche zugerechnet (Schwerpunktprinzip), sondern jedes tend zwei Arbeitsgruppen mit einbezogen. Eine verwaltungsinterne Sortiment wurde einzeln mit der zugehörigen Verkaufsfläche erfasst Arbeitsgruppe bestehend aus den Fachbereichen der Dezernate IV (z.B. in Supermärkten auch Drogeriewaren). Die Ergebnisse werden und II (FB Stadtplanung bzw. FB Wirtschafts- und Strukturförderung) ausschließlich aggregiert dargestellt, da einzelbetriebliche Daten sowie eine Arbeitsgruppe mit Vertretern aus Verwaltung, Politik und dem Datenschutz unterliegen. Die Umsatzzahlen wurden jeweils auf Fachöffentlichkeit (Industrie- und Handelskammer Rhein-Neckar, Basis der erhobenen Verkaufsflächen und des durchschnittlichen Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald, Handels- sortimentstypischen Umsatzes pro m² hochgerechnet. Anders als im verband Nordbaden, BDS Kreisverband Mannheim, Verband Region Rahmen der Erhebung im Jahr 2006/2007 wurden zusätzlich auch Rhein-Neckar, Nachbarschaftsverband Heidelberg-Mannheim, Wer- Apotheken und Tankstellen erhoben. Dieser Unterschied bei der Er- begemeinschaft Mannheim-City). hebung wird bei vorgenommen Gegenüberstellungen der Daten der beiden Erhebungen berücksichtigt und kenntlich gemacht. In diesen Arbeitsgruppen wurden in mehreren Sitzungen in unter- schiedlicher Ausprägung und Intensität u.a. die inhaltliche Vorge- Seither erfolgte, größere Veränderungen im Einzelhandelsangebot hensweise, die Prognoseannahmen, die Zwischenergebnisse (z.B. der (Neuansiedlungen, Schließungen, Erweiterungen), die nicht mehr Ist-Situation), die Abgrenzung der zentralen Versorgungsbereiche bei den Berechnungen im Gutachten einbezogen werden konnten, und das Maßnahmenkonzept diskutiert und anschließend, ggf. nach wurden bei der aktuellen Bearbeitung mit berücksichtigt. Überarbeitungen, zur weiteren Bearbeitung abgestimmt.
6 RUBRIK ÜBERSICHT ABSTIMMUNGS- UND BETEILIGUNGSPROZESS 03.03.2015 Informationsvorlage zum Versand für Ausschuss für Umwelt und Technik (AUT) und Ausschuss für Wirtschafts- und Beschäftigungs- förderung: Erfordernis zur Fortschreibung des Zentrenkonzeptes, Untersuchungsrahmen, Zeitrahmen, Organisation 26.03.2015 1. Arbeitsgruppensitzung mit Vertretern aus Verwaltung, Politik und Fachöffentlichkeit: Aufgaben, Ziele, erste Ergebnisse des Gutachtens Büro Dr. Acocella, Bestandserhebung, Eckdaten, Prognoserahmen 15.06.2015 2. Arbeitsgruppensitzung mit Vertretern aus Verwaltung, Politik, Fachöffentlichkeit: Vorstellung weiterer Ergebnisse des Gutachtens, Sortimentsliste, Steuerungskonzept, Zentrenhierarchie 25.06.2015 Informationsveranstaltung Bezirksbeiräte und Gewerbevereine Stadtteile Mitte: Bericht über Ergebnisse des Gutachtens Büro Dr. Acocella 30.06.2015 Informationsveranstaltung Bezirksbeiräte und Gewerbevereine Stadtteile Nord: Bericht über Ergebnisse des Gutachtens Büro Dr. Acocella 08.07.2015 Informationsveranstaltung Bezirksbeiräte und Gewerbevereine Stadtteile Süd: Bericht über Ergebnisse des Gutachtens Büro Dr. Acocella 15.07.2015 Informationsveranstaltung Bezirksbeiräte und Gewerbevereine Stadtteile Ost: Bericht über Ergebnisse des Gutachtens Büro Dr. Acocella 12.11.2015 5. Forum der Mannheimer Gewerbevereine: Bericht über Ergebnisse des Grundlagengutachtens Büro Dr. Acocella 15.02.- 07.03.2016 Veröffentlichung des Gutachtens Büro Dr. Acocella auf der Homepage der Stadt Mannheim 15.02.2016 Zusendung des Gutachtens an Kammern und Verbände mit der Bitte um Stellungnahme 31.05.2016 Ausschuss für Umwelt und Technik: Beauftragung der Verwaltung zur Erstellung eines Konzeptentwurfes 03.07.- 30.07.2017 Auslegung des Konzeptentwurfes auf der Homepage der Stadt Mannheim und Offenlage im Beratungszentrum Bauen und Umwelt; Schreiben bzw. E-Mail an Bezirksbeiräte, Gewerbevereine, Kammern und Verbände mit der Bitte um Stellungnahme Febr. 2018 Hauptausschuss / Ausschuss für Umwelt und Technik und ©Stadtmarketing Mannheim GmbH_Daniel Lukac Gemeinderat: Beratung und Beschluss des Zentrenkonzeptes
1. EINLEITUNG 7 Darüber hinaus wurde in vier zusammengefassten Sondersitzungen sorgung beklagt und Politik und Verwaltung zur Abhilfe aufgefordert. (Nord, Ost, Mitte, Süd), zu denen die Bezirksbeiräte und Gewerbe- Um die zentrenprägende Kraft insbesondere des Lebensmittelein- vereine eingeladen wurden, sowie einer Veranstaltung mit den örtli- zelhandels und die Nahversorgung möglichst großer Bevölkerungs- chen Gewerbevereinen die Möglichkeit angeboten, sich inhaltlich in teile aufrechtzuerhalten, bedarf es daher einer gezielten räumlichen den Bearbeitungsprozess einzubringen. Lenkung. Der anschließend ausgearbeitete Entwurf zur Fortschreibung des 1.3.21:Handelsendogene Abb. und handelsexogene Entwicklung der durchschnittlichen Faktoren Verkaufsfläche je Lebensmittelbe- Zentrenkonzeptes wurde in einer 2. Beteiligungsrunde für vier trieb in Deutschland von 2006 bis 2014 Wochen auf den Seiten der Stadt Mannheim im Internet ausgelegt. Die 1000Einzelhandelsentwicklung wird sowohl durch die Anbieter (han- Die Bezirksbeiräte, die Kammern, Verbände und Gewerbevereine delsendogene Faktoren) sowie die Konsumenten (handelsexogene 900 904 912 wurden darüber hinaus direkt angeschrieben und um Stellungnahme Faktoren) bestimmt. Bei der Betrachtung der 873Wechselbeziehungen 893 862 gebeten. Zusätzlich wurde der Entwurf in gedruckter Form im von800 handelsendogenen814 und handelsexogenen 821 Faktoren ist jedoch 790 Beratungszentrum Bauen und Umwelt (Collini-Center) zur Einsicht 768 dass der Einzelhandel nur teilweise auf die Bedürfnisse festzustellen, 700 Verkaufsfläche (m2) je Betrieb ausgelegt. Damit war die Möglichkeit angeboten, sich inhaltlich noch der Nachfrage reagiert. Die verschiedenen Entwicklungen im Einzel- einmal in den Bearbeitungsprozess einzubringen. handel 600 werden in hohem Maße durch diesen selbst bestimmt. Die im Rahmen dieser Beteiligungsverfahren eingebrachten Vor- 500 Handelsendogene Faktoren schläge und Anregungen wurden dann geprüft und ggf. in die jetzt 400 vorliegende Konzeption eingearbeitet. Betriebstypenentwicklung: Die Betriebstypenentwicklung als Folge des300 stetigen Bestrebens der Handelskonzerne Kostenstrukturen zu In der nebenstehenden Übersicht sind die Sitzungen und Veranstal- optimieren, ist in hohem Maße mit einem Anstieg der durchschnittli- 200 tungen chronologisch zusammengefasst. chen Verkaufsfläche und einer kontinuierlichen Abnahme kleiner(er) inhabergeführter 100 Fachgeschäfte verbunden (Filialisierung). Problema- tisch ist dies vor allem, weil die gestiegenen Flächenanforderungen 0 1.3 STADTENTWICKLUNG UND EINZELHANDEL – insbesondere 2006 2007im Lebensmitteleinzelhandel 2008 2009 2010 2011– in 2012die gewachsenen 2013 2014 baulichen Strukturen der Stadt-/ Ortsteilzentren oftmals nicht oder 1.3.1 Allgemeine Trends der Einzelhandelsentwicklung nur schwerlich zu integrieren sind. Die gesellschaftliche Aufgabe des Einzelhandels liegt in der Ver- Abb. 1: Entwicklung der durchschnittlichen Verkaufsfläche je Abb. 1: Entwicklung der durchschnittlichen Verkaufsfläche je Lebensmittelbe- sorgung der Bevölkerung mit Gütern. Im Lebensmittelbereich wird Lebensmittelbetrieb trieb in Deutschland vonin Deutschland 2006 bis 2014 von 2006 bis 2014 von den Städten und Gemeinden eine möglichst flächendeckende 950 Versorgung für die Bevölkerung angestrebt. Dem entgegen steht die 900 912 893 904 stetige Zunahme der Verkaufsflächen je Betrieb im Lebensmitte- 850 862 873 leinzelhandel, insbesondere bei Lebensmitteldiscountern aber auch 800 814 821 750 790 Supermärkten. Mit zunehmender Verkaufsfläche steigen (zumindest 768 700 tendenziell) auch der Umsatz und somit auch die Zahl der rechne- 650 Verkaufsfläche (m2) je Betrieb risch versorgten Einwohner an. Daraus resultiert wiederum, dass 600 das Einzugsgebiet je Betrieb wächst und das Versorgungsnetz in der 550 Folge ausdünnt. 500 450 400 Neben der Versorgungsaufgabe des Einzelhandels erzeugt dieser 350 an integrierten Standorten Funktionsdichte, Frequenz und Ange- 300 botsvielfalt. Dies gilt im Hinblick auf den Lebensmitteleinzelhandel 250 200 in besonderem Maße für die Stadt- und Ortsteilzentren. Größere 150 Lebensmittelgeschäfte nehmen hier wichtige Magnetbetriebs- und 100 Frequenzbringer-Funktionen wahr. 50 0 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Gerade in den Sortimenten Nahrungs- und Genussmittel sowie Dro- Quelle: Bericht Büro Dr. Acocella gerie/ Parfümerie löst sich der Einzelhandel von klassischen Stand- ortfaktoren wie „Einwohnerdichte im unmittelbaren (Wohn-)Umfeld“ Neben der stetig wachsenden durchschnittlichen Verkaufsfläche oder „hohe Passantenfrequenz“. Verstärkt wird diese Entwicklung der Lebensmitteldiscounter, ist die steigende durchschnittliche noch durch die wachsende Bedeutung des Online-Handels. Vieler- Verkaufsfläche je Lebensmittelbetrieb im Wesentlichen auf den orts werden deshalb die Entwertung traditioneller Einkaufsstandorte anhaltenden Rückgang kleiner Lebensmittelgeschäfte zurückzufüh- und -lagen sowie zunehmende Lücken in der verbrauchernahen Ver- ren. Von 2006 bis 2014 verringerte sich die Zahl dieser Betriebe um
8 1. EINLEITUNG Sortimentspolitik: Daneben verändern sich auch die einzelnen rd. 45%. Demgegenüber sind die Betriebszahlen von Supermärkten Betriebstypen selbst, z.B. im Hinblick auf ihr Warensortiment. Die und großen Supermärkten im gleichen Zeitraum um rd. 13% bzw. rd. klassische Branchenaufteilung wurde aufgebrochen, beispielsweise 21% angestiegen. Über alle Betriebsformen hinweg betrachtet ist durch sogenannte Aktionswaren der Lebensmitteldiscounter, die in von 2006 bis 2014 ein Rückgang an Lebensmittelgeschäften in einer Größenordnung von rd. 12% zu verzeichnen. Konkurrenz zu den entsprechenden Angeboten in den Innenstädten und sonstigen Zentren steht. Es ist aber zu beobachten, dass Rand- Demnach besteht ein Verdrängungswettbewerb zu Lasten kleinerer, und Ergänzungssortimente in größeren und großen Lebensmittelbe- oftmals an integrierten Standorten gelegener Betriebe. Infolgedes- trieben an Stellenwert verlieren und dem Kernsortiment Nahrungs-/ sen dünnt das wohnungsnahe Versorgungsnetz immer mehr aus und $EE Genussmittel mehr Entwicklung der Bedeutung und Fläche durchschnittlichen zukommt, Verkaufsfläche beispielweise je Lebensmittelbe- vielerorts lassen sich Standortkonzentrationen von Lebensmittelbe- trieb in Deutschland durch Ausweitung vondes 2006 bis 2014 Bio-Sortiments usw. Abb. 1: Entwicklung der durchschnittlichen Verkaufsfläche je Lebensmittelbe- triebtrieben mit unterschiedlichen in Deutschland von 2006 bis 2014Betriebsformen an Verkehrsknoten- 1000 punkten und stark frequentierten Straßen feststellen. Versand- und Onlinehandel: Der Versand- und Onlinehandel 1000 900 904 912 verzeichnete insbesondere in den Jahren 2012 und893 2013 absolut und 862 873 900 relativ Vergleichbare Entwicklungen sind auch in anderen Branchen 893 904 zu be- 912 800 einen deutlichen Zuwachs. 814 821 2014 stagnierte der Versand- und 873 790 obachten. Zum Beispiel beträgt die862 seitens der Betreiber geforderte Onlinehandel 768 gegenüber 2013 gemessen am Gesamteinzelhandels- 800 814 821 Mindestverkaufsfläche 790 von Drogeriemärkten seit dem Wegfall der 700 aufkommen jedoch. Wobei der Onlinehandel sich zwar absolut um Verkaufsfläche (m2) je Betrieb 768 Fa. 700Schlecker 500 m². Bei Neuansiedlungen werden meist Verkaufs- rund 2,8 Mrd. € steigern konnte, während der klassische Versandhan- Verkaufsfläche (m2) je Betrieb 600 flächen von 800 bis 1.000 m² realisiert. del rund 2,0 Mrd. € einbüßte. 600 500 Standortdynamik: 500 Die Betriebstypendynamik führt noch immer – Der mit Abstand größte Umsatzanteil im Online- und klassischen 400 teilweise gemeinsam mit den Trends seitens der Konsumenten – zu Versandhandel entfällt auf die Warengruppe Bekleidung. Ferner 400 haben geänderten Standortanforderungen hinsichtlich Verkehrsanbindung, 300 Unterhaltungselektronik/ Elektroartikel und Bücher insbeson- Grundstücks-/ Mietpreis etc. Die Funktionsmischung größerer und dere im Onlinehandel vergleichsweise hohe Anteilswerte. Schuhe 300 200 großer Einzelhandelsstandorte an peripheren Standorten trägt zu ei- haben als Warengruppe sowohl im Online- als auch im klassischen 200erhöhten Konkurrenzsituation mit den Innenstädten und Stadt-/ ner Versandhandel hohe Anteilswerte. Lebensmittel und Drogerieartikel 100 Ortsteilzentren bei, wodurch für diese Entwicklungshemmnisse erzielen demgegenüber nur Umsatzanteile von rd. 2% bzw. rd. 3%. 100 entstehen (können). Einzelstandorte von Lebensmittelbetrieben an 0 Bezogen auf den Gesamteinzelhandel beträgt der Umsatz des On- 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 nicht 0 integrierten Standorten stehen in Konkurrenz mit Wohnge- line- und Versandhandels bei den Waren des täglichen Bedarfs bisher 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 biets- und auch Zentrenstandorten solcher Betriebe. noch weniger als ein Prozent. Abb. 2: Entwicklung der Anzahl der Lebensmittelbetriebe in Abb. 3: Entwicklung des Online- und Versandhandelsumsatzes am $EE Entwicklung der durchschnittlichen Verkaufsfläche je Lebensmittelbe- Deutschland insgesamt und nach Betriebsformen von 2006 bis Gesamteinzelhandelsumsatz von 2006 bis 2014 trieb in Deutschland von 2006 bis 2014 Abb. 2: Entwicklung der Anzahl der Lebensmittelbetriebe in Deutschland 2014 insgesamt und nach Betriebsformen von 2006 bis 2014 15,0 130% kleine LM-Geschäfte Supermärkte 12,5 120% Große Supermärkte SB-Warenhäuser Discounter 11,1 11,1 110% Gesamt 10,0 9,2 Prozent 100% 7,5 8,2 7,8 7,2 7,4 6,8 7,0 90% 5,0 80% 70% 2,5 60% 0,0 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 50% 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Quelle: Bericht Büro Dr. Acocella Quelle: Bericht Büro Dr. Acocella
200 100 1. EINLEITUNG 9 0 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Abb. 4: Absolute Entwicklung des Online- und Versandhandelsum- Sortiment Nahrungs-/ Genussmittel mit einer um rd. 33% höheren satzes von 2006 bis 2014 Kaufkraft im Jahr 2015 gegenüber 2005 sogar sehr deutlich. 50 Versandhandel 7,2 Mobilität: Die insgesamt hohe Mobilitätsbereitschaft führt dazu, 9,2 45 Onlinehandel dass zumindest von einem Teil der Bevölkerung auch zur Grundver- sorgung häufig nicht wohnungs-/ wohnortnahe Einzelhandelsstand- 40 41,9 $EE orteEntwicklung aufgesucht der durchschnittlichen werden. In der FolgeVerkaufsfläche kommt es zujeeiner Lebensmittelbe- Schwächung 11,7 39,1 trieb in Deutschland von 2006 bis 2014 35 der Einzelhandelsstandorte an zentralen und sonstigen integrierten 12,3 1000 Standorten bis hin zum Wegfall der Nahversorgung im eigentlichen Umsatz in Mrd. € 30 12,0 Sinne. 900 15,2 13,6 904 912 16,7 27,6 873 893 25 16,3 862 800 Konsumgewohnheiten: 814 Die821 Veränderung der Konsumgewohnheiten 790 20 21,7 768 führt in Verbindung mit einer Veränderung der Lebensstile zu einer 700 Verkaufsfläche (m2) je Betrieb 18,3 Neubewertung der verschiedenen Einzelhandelsstandorte. Bei Le- 15 15,5 13,4 bensmitteleinkäufen 600 dominiert in großen Teilen der Gesellschaft das 10 One-Stop-Shopping, bei dem in größeren zeitlichen Abständen große 10,0 10,9 500 5 Warenmengen eingekauft werden. Dagegen werden höherstufige Zentren, vor allem Innenstädte, häufig gezielt für den Einkauf spezi- 400 0 eller Sortimente wie Bekleidung, Schuhe oder Schmuck aufgesucht. 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 300 Weiterhin findet zunehmend der Trend zum Erlebniseinkauf statt. Quelle: Bericht Büro Dr. Acocella Dies 200 stellt für Innenstädte und höherstufige Zentren, die sich durch eine hohe Multifunktionalität auszeichnen, eine Chance dar. Es ist Abb. 5: Umsatzanteile im Online- und im Versandhandel 2014 nach 100 auszugehen, dass sich das Einkaufsverhalten angesichts der davon Warengruppen steigenden Mobilitätskosten und des demografischen Wandels sowie 0 2006 2007 Bedeutung der zunehmenden 2008 2009des2010 2011 2012 Onlinehandels 2013 weiter 2014 verändern 100% wird. 90% Sonstige Abb.Medikamente 6: Relative Kaufkraftentwicklung je Einwohner (Bundesdurch- 80% Tierbedarf schnitt) 2005 bis 2015 in den Sortimenten Nahrung/ Genussmittel, Lebensmittel 70% Lebensmittelhandwerk, Drogerie/ Parfümerie Bürobedarf Schmuck/ Uhren 60% 150% Spielwaren Auto, Motorrad Nahrungs-/Genussmittel und Zubehör 50% 140% Haus- und Heimtextilien Lebensmittelhandwerk DIY/ Blumen Drogerie/Parfümerie 40% 130% Drogerieartikel Telekomm., Handy u. Zubehör 30% 120% Bild- und Tonträger Hobby und Freizeitartikel 20% Möbel und Dekoration 110% Computer und Zubehör 10% Haushaltswaren und -geräte 100% Schuhe 0% Bücher Online- und Onlinehandel klass. 90% U-Elektronik/ E-Artikel Versandhandel Versandhandel Bekleidung 80% Quelle: Bericht Büro Dr. Acocella 70% Handelsexogene Faktoren 60% 50% Einkommen/ einzelhandelsrelevante Kaufkraft: Die veränderten 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Kostenbelastungen bei privaten Haushalten (z.B. Energie- und Mobi- litätskosten) führen in einigen Sortimenten zu einem Rückgang des Quelle: Bericht Büro Dr. Acocella Anteils der einzelhandelsbezogenen Konsumausgaben am Einkom- men. In den für die Grund- und Nahversorgung in besonderem Maße Soziodemografische Entwicklung: Die Einwohnerzahl in Deutsch- bedeutsamen Sortimenten Nahrungs-/ Genussmittel, Lebensmittel- land wird auf Grund der nur moderat ansteigenden Geburtenrate handwerk und Drogerie/ Parfümerie ist die Kaufkraft je Einwohner trotz anhaltender Zu-/ Einwanderungen langfristig abnehmen. in den letzten zehn Jahren bundesweit jedoch angestiegen, im Hinzu kommt, dass der Anteil der älteren Menschen kontinuierlich
10 1. EINLEITUNG zunimmt und die durchschnittliche Haushaltsgröße rückläufig ist. Wohngebieten zurück. Die durch den Konzentrationsprozess im Diese Entwicklungen haben für den Einzelhandel große Bedeutung, Lebensmitteleinzelhandel ausgelöste Erhöhung der durchschnittli- z.B. hinsichtlich der Erreichbarkeit von Grund-/ Nahversorgungs- chen Betriebsgröße hat letztlich größere Einzugsbereiche zur Folge. einrichtungen oder auch das Angebot an gesundheitserhaltenden/- Der bestehende Verdrängungswettbewerb reduziert das Angebot fördernden Artikeln. zunehmend auf standort- und betriebstypenbezogen optimierte Betriebe. Eine fußläufige bzw. wohnortnahe Nahversorgung durch 1.3.3 Städtebauliche Wirkungen der Einzelhandelsentwicklung Lebensmittelbetriebe in Wohnlagen ist wegen der Ausdünnung des Versorgungsnetzes häufig nicht mehr gewährleistet. Diese Entwick- Die anhaltende Suburbanisierung der Handelsstandorte bzw. das lung verläuft dabei entgegen dem Ziel einer möglichst flächende- Streben von Betreibern, Projektentwicklern und Investoren nach ckenden Grund-/ Nahversorgung, d.h. einer „Stadt der kurzen Wege“. nicht oder teilintegrierten Standorten gefährdet die Rentabilität Betroffen ist letztlich vor allem der mobilitätseingeschränkte Teil der zentrenbezogener Entwicklungskonzepte sowie von Investitionen Bevölkerung. Mit dem wachsenden Anteil älterer Menschen steigt so der öffentlichen Hand und der privaten Wirtschaft in den Zentren. die Zahl potenziell unterversorgter Haushalte. Die dadurch fehlende wirtschaftliche Perspektive führt zum Rückzug weiterer Einzelhandelsunternehmen aus den Innenstädten und Die städtische Verkehrssituation gerät in ein Spannungsfeld. Das sonstigen Zentren. Flächenwachstum im Handel reduziert die Möglichkeiten, die städ- tischen Funktionen Wohnen und Versorgung zu mischen und damit Die aus betriebswirtschaftlichen Effizienzgründen für erforderlich das Individualverkehrsaufkommen zu reduzieren. Die Größe des erachtete Mindestverkaufsfläche steigt in zahlreichen Einzelhandels- Einzugsgebietes suburbaner Einzelhandelsstandorte führt zu einem branchen (auch im Lebensmitteleinzelhandel und bei Drogeriemärk- zusätzlichen Anstieg des motorisierten Individualverkehrs (MIV). ten) an und erschwert in Kombination mit der seitens der Betreiber, Projektentwickler und Investoren oftmals angestrebten eingeschos- Der Flächenverbrauch der modernen Betriebstypen für großflächige, sigen Bauweise die Integration der Betriebe in die gewachsenen eingeschossige Verkaufsräume und komfortable Pkw-Stellplatzan- Strukturen der Zentren. lagen sowie die Fokussierung dieser Betriebstypen auf motorisierte Konsumenten aus einem möglichst großen Einzugsgebiet führen zu Die Multifunktionalität der Innenstädte und sonstigen höherstufigen zusätzlichen Umweltbelastungen. Zentren sowie die kleinteiligen Strukturen in den zentralen Lagen insgesamt drohen in einem noch stärkeren Maße abhanden zu Die aufgezeigten Probleme beeinträchtigen den in den Zentren und kommen. an sonstigen integrierten Standorten ansässigen Einzelhandel immer häufiger. Erforderlich ist daher bei Ansiedlungen von Einzelhan- Die wohnungsnahe Grundversorgung ist nicht mehr garantiert. Als delsbetrieben die konsequente Berücksichtigung der Ziele und der Folge der Suburbanisierung ziehen sich der Handel und auch andere Grundsätze des Zentrenkonzeptes. Infrastruktureinrichtungen (z.B. Poststellen, Bankfilialen) aus den
RUBRIK 11 ©Stadtmarketing Mannheim GmbH_Ben van Skyhawk 2. EINZELHANDELSSTANDORT MANNHEIM 2.1 RÄUMLICHE EINORDNUNG DER STADT MANNHEIM Der Einzelhandelsbesatz in Mannheim ist mit einer Vielzahl von Anbietern, von denen einige sogar überregionale Marktbedeutung Die im Dreiländereck von Baden-Württemberg, Hessen und Rhein- erreichen, stark ausgeprägt. Der Einzelhandelsstandort Mannheim land-Pfalz liegende Metropolregion Rhein-Neckar gehört mit rund ist der stärkste Einkaufsmagnet in der Region und profitiert von der 2,4 Mio. Einwohnern zu den größten Ballungsräumen in Deutschland. zentralen Lage, der guten Erreichbarkeit, dem guten Parkplatzan- Die Universitätsstadt Mannheim ist mit rund 336.000 Einwohnern gebot und der Angebotsvielfalt. Die vergleichsweise leicht unter- (wohnberechtigte Bevölkerung am 31.12.2016; Kommunale Statistik- durchschnittliche Kaufkraft der Einwohner in Mannheim wird durch stelle) das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum in einer aus den be- erhebliche Kaufkraftzuflüsse aus dem Umland wettgemacht. nachbarten Oberzentren Ludwigshafen und Heidelberg sowie einer Reihe von Mittelzentren gebildeten polyzentrischen Gebietsstruktur. Um die Anziehungskraft von Einzelhandelsstandorten darzustellen, lassen sich die Zentralitätsziffern heranziehen. Die Zentralitätsziffer Die zentrale Lage, die günstigen topographischen Bedingungen gibt an, inwieweit der örtliche Einzelhandel in der Lage ist, über- und eine hervorragende Infrastruktur machen die Stadt Mannheim örtliche Kundschaft anzuziehen. Ein Wert über 100 bedeutet eine zum Mittelpunkt der Region. Insbesondere die regionalen und überdurchschnittliche Einzelhandelszentralität und ein Wert unter überregionalen Verkehrsfunktionen tragen zu der Lagegunst bei. Im 100 bedeutet entsprechend eine unterdurchschnittliche Einzelhan- motorisierten Individualverkehr (MIV) bildet das bestehende, dichte delszentralität. Autobahnnetz (A 5, 6, 61, 67, 656, 659) das Hauptgerüst, das von leistungsfähigen Bundes- (B 36, 37, 38, 38a, 44) und Landesstraßen Die Übersicht in der folgenden Tabelle 1 zeigt die Einzelhandelsdaten ergänzt wird. Zentraler innerstädtischer Verkehrsverteiler ist der ausgewählter Zentren in der Metropolregion Rhein-Neckar. Sie lässt Stadtring, der den historischen Stadtkern umschließt. Weitere wichti- erkennen, dass die Stadt Mannheim eine herausragende Stellung ge Verkehrsträger sind der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) als Einkaufsstandort im regionalen Vergleich einnimmt. Die GfK- und die Bahn, der Regionalflugplatz sowie die Wasserwege Rhein und Zentralitätskennziffer beträgt 2016 ca. 151, d.h. in Mannheim werden Neckar mit den Hafenanlagen. rund 50% mehr Ausgaben getätigt, als Kaufkraft in Mannheim selbst vorhanden ist.
12 2. EINZELHANDELSSTANDORT MANNHEIM Neben der Stadt Mannheim verfügen aber auch andere Ober- und Eine große Herausforderung hinsichtlich der Erreichbarkeit der Mittelzentren über eine hohe Einzelhandelszentralität und haben mit Mannheimer City ist die geplante langjährige Großbaustelle rund entsprechenden Projekten und Maßnahmen ihre Zentralität steigern um den Abriss der Hochstraße Nord und den Neubau in ebenerdiger können. Lage als Stadtstraße in Ludwigshafen – die wichtigste Verbindung zwischen Mannheim und der Pfalz. Der Abriss der Hochstraße Nord Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass in der Metropol- soll voraussichtlich im Frühjahr 2020 beginnen. Für das ca. 290 Mil- region Rhein-Neckar in den letzten Jahren zahlreiche große Projekt- lionen Euro teure Projekt in Ludwigshafen ist mit einer achtjährigen entwicklungen im Einzelhandel umgesetzt wurden. Bauzeit zu rechnen. Tab. 1: Einzelhandelskennzahlen in ausgewählten Zentren der Vor dem dargestellten Hintergrund wird die Stadt Mannheim auch Metropolregion Rhein-Neckar zukünftig alle Anstrengungen unternehmen müssen, um ihre Positi- on als attraktiver Einkaufsstandort in der Region festigen zu können. Gemeinde Einwohner Einzelhandels- Einzelhandels- Einzelhandels- kaufkraft Index umsatz Index zentralität Mannheim 299.844 99,62 151,40 151,96 2.2 EINZELHANDELSANGEBOT Ludwigshafen 163.832 92,78 107,12 115,45 Heidelberg 154.715 99,43 120,34 121,02 2.2.1 Gesamtstädtisches Einzelhandelsangebot Worms 81.010 98,13 123,58 125,92 Neustadt 52.564 108,01 122,90 113,78 Im Oktober/ November 2014 wurden in der Stadt Mannheim 1.854 Speyer 49.855 106,87 143,72 134,47 Einzelhandelsbetriebe erfasst. Auf einer Gesamtverkaufsfläche von Weinheim 43.892 118,88 143,44 120,65 rund 632.525 m² erzielten diese einen Umsatz von rund 2.412,5 Mio. €. Viernheim 33.276 100,74 217,83 216,22 Heppenheim 25.001 105,69 136,93 129,55 Der Vergleich zur bundesweit durchgeführten Handels- und Gast- Schwetzingen 21.494 111,34 239,40 215,00 stättenzählung (HGZ) von 1993 und zur Erhebung 2006 zeigt, dass Hockenheim 21.011 103,79 181,77 175,13 das große Verkaufsflächenwachstum im Einzelhandel vor 2006 Index Bundesdurchschnitt = 100; Quellen: GfK Geomarketing (Kennziffern Stand 2016), stattgefunden hat. Statistische Landesämter (Bevölkerungsstand zum 1.1.2015 auf Grundlage des Zensus 2011 – Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung) Quelle: Metropolregion Rhein-Neckar GmbH (Hrsg): Upgrade your business. Standort Rhein- Im Betrachtungszeitraum von 2006 bis 2014 hat die Flächenpro- Neckar 2017 duktivität in der Stadt Mannheim leicht zugenommen. Dabei ist die Als größere regional bedeutsame Projekte sind dabei zu nennen: Zahl der Betriebe um rd. 14% zurückgegangen, wohingegen die Ge- ▪▪ Ludwigshafen: Rhein Galerie mit 30.000 m² Verkaufsfläche (Sep- samtverkaufsfläche nahezu stagniert und der Gesamtumsatz leicht tember 2010) angestiegen ist. ▪▪ Heidelberg: Baumarkt in der Bahnstadt mit 20.000 m² Verkaufsflä- che (Herbst 2010) Tab. 2: Einzelhandelsangebot der Stadt Mannheim Vergleich 2014, ▪▪ Neustadt: Decathlon auf 2.500 m² Verkaufsfläche (Ende 2013) 2006 und HGZ 1993 ▪▪ Speyer: Postgalerie mit 15.000 m² Verkaufsfläche (November 2012) 20141) 20062) HGZ 19933) Änderung Änderung ▪▪ Frankenthal: Möbelhaus Ehrmann mit 19.000 m² Verkaufsfläche zu 2006 zu 1993 (Oktober 2013) Betriebe 1.491 1.729 1.467 -14% +2% ▪▪ Weinheim: Weinheim Galerie mit 10.000 m² Verkaufsfläche (März VKF (m2)4) 618.325 603.075 434.500 +3% +42% 2010) Umsatz (Mio. €) 2.130,9 1.949,7 1.643,8 +9% +30% ▪▪ Weinheim: 3-Glocken-Center mit 13.000 m² Verkaufsfläche (2015) 1) ohne Lebensmittelhandwerk ▪▪ Bensheim: Fachmarktzentrum mit 8.500 m² Verkaufsfläche (Juli 2) ohne Lebensmittelhandwerk (Apotheken und Tankstellen nicht erhoben) 3) ohne Apotheken (Lebensmittelhandwerk und Tankstellen nicht enthalten) 2015) 4) Werte auf 25 m2 gerundet Quelle: Bericht Büro Dr. Acocella; HGZ = Handels-und Gaststättenzählung Darüber hinaus sind weitere Einzelhandelsgroßprojekte in der Region Der Rückgang der Zahl der Betriebe ist Ausdruck des Verkaufs- bereits im Bau bzw. werden derzeit geplant. Hier sind vor allem das flächenanstiegs pro Betriebseinheit in den vergangenen Jahren. geplante neue Fachmarktzentrum Bergstraße in Weinheim (rund Insbesondere kleinere Geschäfte können dem wachsenden Konkur- 20.000 m² Verkaufsfläche) sowie größere Einzelhandelsprojekte u.a. renzdruck oft nicht mehr standhalten. Nach dem erheblichen Ver- in Germersheim (Einkaufszentrum mit 12.000 m² Verkaufsfläche), kaufsflächenwachstum zwischen 1993 und 2006 ist eine gewisse Sät- Haßloch (Fachmarktzentrum mit ca. 13.000 m² Verkaufsfläche) und tigung eingetreten, so dass die Verkaufsfläche seit 2006 insgesamt auch in Heidelberg (Bahnstadt: „Westarkaden“ mit 9.000-10.000 m², nahezu stagniert. Angesiedelt haben sich seit 2006 eher Betriebe mit Möbelhaus XXXL mit ca. 25.000 m² Verkaufsfläche) zu nennen. höheren Flächenproduktivitäten, u.a. Lebensmitteldiscounter. Ähn- liche Entwicklungstendenzen sind auch in vielen anderen Städten zu verzeichnen.
596,4 691,6 247330,0 447,3 518,7 185497,5 298,2 345,8 2. EINZELHANDELSSTANDORT MANNHEIM 123665,0 13 149,1 172,9 61832,5 0,0 0,0 0,0 In der nachfolgenden Tabelle ist das Einzelhandelsangebot in der Abb. 7: Betriebe Größenklassen nach Größenklassen in der Stadt Stadt Mannheim nach Sortimentsgruppen differenziert dargestellt. Mannheim Betriebe und Verkaufsfläche – Vergleich 2014 zu 2006 100% Tab. 3: Einzelhandelsangebot in der Stadt Mannheim 90% Sortimente Verkaufs- 412,5Umsatz Bindungs- fläche in m2 in Mio. € quote 80% Nahrungs-/Genussmittel 112.150 578,1 100% 70% Lebensmittelhandwerk 6.425 82,1 96% Drogerie/Parfümerie 18.575 99,1 130% 60% Apotheke 4.850 187,2 111% 50% PBS; Zeitungen/Zeitschriften 5.650 19,1 75% Blumen/Zoo 11.750 26,0 81% 40% kurzfristiger Bedarf 159.400 991,6 102% 30% Bekleidung und Zubehör 106.750 416,6 261% Schuhe, Lederwaren 18.325 65,4 261% 20% Sport/Freizeit 30.275 93,4 309% 10% Spielwaren/Hobby/Basteln/ 14.400 39,0 109% Musikinstrumente 0% GPK/Geschenke/Haushaltswaren/ Betriebe Betriebe Verkaufsfläche Verkaufsfläche 28.650 36,1 189% 2014 2006 2014 2006 Bestecke Haus-/Heimtextilien 14.325 28,5 130% > 2.000 qm 801 bis =< 2.000 qm 401 bis =< 800 qm 201 bis =< 400 qm 101 bis =< 200 qm 51 bis =< 100 qm =< 50 qm mittelfristiger Bedarf 217.800 703,4 208% Quelle: Bericht Büro Dr. Acocella Uhren/Schmuck 4.375 35,5 163% Foto/Optik 7.700 47,7 166% Unterhaltungselektronik/ In Abb. 8 ist das Einzelhandelsangebot der Stadt Mannheim differen- 16.325 174,3 166% Neue Medien ziert nach Stadtbezirken und Bedarfsbereichen dargestellt. Aus der Elektro/Leuchten 16.075 56,9 122% Abbildung geht die überproportionale Bedeutung des Stadtbezirkes Teppiche/Bodenbeläge 10.125 19,6 181% baumarkt-/gartencenterspezifische Innenstadt/Jungbusch hervor, welche auf die Lage des zentralen Sortimente 70.450 97,9 83% Versorgungsbereiches Innenstadt mit seiner hohen Dichte an Möbel 115.000 204,6 224% Geschäften in diesem Bezirk zurückzuführen ist. Hier dominiert der sonstiges 15.375 81,1 119% mittelfristige Bedarfsbereich mit den typischen innerstädtischen langfristiger Bedarf 255.325 717,5 146% Leitsortimenten wie Bekleidung, Schuhe und Sportartikel. Summe 632.525 2.412,5 134% PBS = Papier/ Bürobedarf/ Schreibwaren Eine vergleichsweise hohe Verkaufsflächenausstattung weisen zu- GPK = Glas/ Porzellan/ Keramik Verkaufsfläche auf 25 m2 gerundet; durch Rundungen kann es zu Abweichungen der Summen dem die Bezirke Sandhofen, Vogelstang, Neckarau und Neckarstadt- kommen Ost auf. In diesen vier Stadtbezirken befinden sich großflächige Quelle: Bericht Büro Dr. Acocella Einkaufscenter an den Ausfallstraßen ins Umland. Dort werden In Abb. 7 sind die Einzelhandelsbetriebe in der Stadt Mannheim insbesondere Produkte des kurz- und / oder langfristigen Bedarfs differenziert nach Größenklassen im Vergleich zwischen 2014 und angeboten. 2006 dargestellt. Die Verteilung des Angebots auf die Stadtbezirke hat sich gegenüber 2014 wiesen rd. 64% der Einzelhandelsbetriebe in der Stadt Mann- 2006 nicht wesentlich verändert. heim eine Verkaufsfläche von weniger als 100 m² auf (2006 = 65%). 7,7% aller Betriebe verfügten über mehr als 800 m² Verkaufsfläche und erfüllten somit das Kriterium der Großflächigkeit (2006 = 6,4%). 7% der gesamtstädtischen Verkaufsfläche entfielen 2014 auf Betriebe mit einer Verkaufsfläche von unter 100 m² (2006 = 8%). Die großflä- chigen Betriebe vereinten hingegen rund 70% der gesamtstädtischen Verkaufsfläche auf sich (2006 = 67%). Somit ist seit 2006 keine deutliche Veränderung hinsichtlich der Größenklassen der Betriebe festzustellen. Der leichte Rückgang von kleinflächigen Betrieben entspricht dem bundesweiten Trend.
14 Abb. 8 RUBRIK EINZELHANDELS- ANGEBOT IN DER STADT MANNHEIM NACH BEZIRKEN UND BEDARFS- BEREICHEN
2. EINZELHANDELSSTANDORT MANNHEIM 15 Beurteilung des Einzelhandelsangebots vor dem Hintergrund der Bei den Sortimenten Papier, Büro, Schreibwaren/ Zeitungen und Nachfrage Zeitschriften sowie Blumen/ Zoo sind in Mannheim hingegen leichte a) Bindungsquote Kaufkraftabflüsse festzustellen. Die Gesamtbindungsquote der Stadt Mannheim beträgt rund 134% Gegenüber 2006 sind im kurzfristigen Bedarfsbereich keine wesent- (mit Apotheken, Lebensmittelhandwerk und Tankstellen). In der lichen Veränderungen zu verzeichnen. Stadt Mannheim sind somit per Saldo deutliche Kaufkraftzuflüsse zu verzeichnen. Darin wird die oberzentrale Versorgungsfunktion der Insgesamt weist der mittelfristige Bedarfsbereich eine Bindungs- Stadt Mannheim deutlich. quote von rd. 208% auf. Diese ist seit 2006 konstant geblieben. Beim Vergleich der Bindungsquote der Stadt Mannheim zeigt sich, Bei den innenstadtprägenden Sortimenten Bekleidung und Zubehör, dass diese seit 2006 von rund 145% auf 139% (ohne Apotheken, Le- Schuhe/ Lederwaren und Sport/ Freizeit sind ebenso wie 2006 per bensmittelhandwerk und Tankstellen)1 leicht zurückgegangen ist. Saldo sehr hohe Kaufkraftzuflüsse zu verzeichnen. Der Anstieg der Bindungsquote gegenüber 2006 ist bei Sport/ Freizeit am höchsten. Abb. 9: Bindungsquoten in der Stadt Mannheim nach Sortimenten Dies ist insbesondere auf die Ansiedlung eines großen Fahrradfach- – Vergleich 2014 zu 2006 (ohne Apotheken, Lebensmittelhandwerk marktes und von Decathlon (inzwischen geschlossen) zurückzufüh- und Tankstellen) ren. Nahrungs-/ Genussmittel 2014: rd. 139% Im Sortimentsbereich Haus-/ Heimtextilien ist hingegen ein Drogerie/ Parfümerie 2006: rd. 145% Rückgang von 162% auf 130% seit dem Jahr 2006 festzustellen. Das PBS/ Zeitungen/ Zeitschriften Blumen/ Zoo kurzfristiger Bedarfsbereich Sortiment wird vor allem in den großen Mannheimer Kaufhäusern Bekleidung und Zubehör auf deutlich geringerer Fläche angeboten. Schuhe/ Lederwaren Sport/ Freizeit Spielwaren/ Hobby Lediglich bei dem Sortiment Bücher konnte im mittelfristigen Be- Bücher darfsbereich keine Bindungsquote von über 100% erreicht werden. GPK/ Haushaltswaren mittelfristiger Haus-/ Heimtextilien Bedarfsbereich Die Bindungsquote ist seit 2006 von 128% auf 80% gesunken. Grund Uhren/ Schmuck hierfür ist ein deutlicher Verkaufsflächenrückgang durch Geschäfts- Foto/ Optik Medien schließung bzw. Sortimentsumstellung in den Kaufhäusern und Elektro/ Leuchten SB-Warenhäusern. Sicherlich macht sich hier auch die zunehmende Teppiche/ Bodenbeläge Bedeutung des Online-Einkaufs bemerkbar. Baumarkt-/ Gartenmarkt langfristiger Möbel Bedarfsbereich Sonstiges Im langfristigen Bedarfsbereich sind mit einer Bindungsquote 0% 50% 100% 150% 200% 250% 300% 350% von rund 146% ebenfalls per Saldo deutliche Kaufkraftzuflüsse zu PBS = Papier/ Bürobedarf/ Schreibwaren verzeichnen. GPK = Glas/ Porzellan/ Keramik Quelle: Bericht Büro Dr. Acocella Ebenso wie 2006 sind mit Ausnahme des Sortimentsbereiches Für die jeweiligen Bedarfsbereiche (kurz-, mittel-, und langfristig) Bau- und Gartenmarkt (83%) bei allen Sortimenten des langfristigen ergibt sich für die Stadt Mannheim ein differenziertes Bild: Bedarfsbereiches per Saldo Kaufkraftzuflüsse zu verzeichnen. Im kurzfristigen Bedarfsbereich sollte jede Stadt eine möglichst Insbesondere das Sortiment Möbel weist mit einer Bindungsquote vollständige rechnerische Versorgung ihrer eigenen Bevölkerung ge- von rd. 224% eine Versorgungsfunktion auf, die weit über die Stadt währleisten. Das bedeutet, dass in diesem Bedarfsbereich Bindungs- Mannheim hinausgeht, wobei die saldierten Kaufkraftzuflüsse seit quoten von 100% erreicht werden sollten – in Mannheim beträgt 2006 noch einmal gestiegen sind. diese rd. 102%. Rein rechnerisch wird somit in der Stadt Mannheim eine Vollversorgung erzielt. In den Sortimentsbereichen Medien und Teppiche/ Bodenbeläge sind die Bindungsquoten gegenüber 2006 deutlich gesunken. Der Im Sortimentsbereich Nahrungs-/ Genussmittel, der eine besonders Rückgang bei Medien hat sich durch die geänderte Zuordnung von hohe Nahversorgungsrelevanz besitzt, liegt die Bindungsquote bei Computerspielen zu Spielwaren ergeben. Auch der Online-Einkauf rund 100%. hat bei diesem Sortiment eine entsprechende Auswirkung. Bei Teppi- chen/ Bodenbelägen ist dagegen ein deutlicher Verkaufsflächenrück- Per Saldo wird ein deutlicher Kaufkraftzufluss im Sortimentsbereich gang auf Grund von Geschäftsschließungen und Sortimentsumstruk- Drogerie/ Parfümerie mit einer Bindungsquote von rund 130% erzielt. turierungen in bestehenden Geschäften festzustellen. 1 Im Jahr 2006 wurden im Rahmen der Erhebung zwar Betriebe des Lebensmittelhandwerks erhoben, aber keine Apotheken und Tankstellen. Daher beziehen sich die im Bericht vorge- nommenen Vergleiche nur auf Einzelhandelsbetriebe i.e.S., dies schließt Lebensmittelhandwerk, Apotheken und Tankstellen aus.
1757,25 1562,00 16 2. EINZELHANDELSSTANDORT 1366,75 MANNHEIM 1171,50 976,25 781,00 b) Angebot nach Lage Im Bezirk Innenstadt/ Jungbusch sind dagegen über drei Viertel Im Folgenden wird das Einzelhandelsangebot der Stadt Mannheim 585,75 der Verkaufsfläche innerhalb des zentralen Versorgungsbereiches differenziert nach Lage der Betriebe dargestellt. Neben der Innen- 402900 Innenstadt angesiedelt (vgl. Abb. 12). Insbesondere in den Bezirken 390,50 stadt und den sonstigen zentralen Versorgungsbereichen erfolgt eine Sandhofen, Vogelstang, Neuostheim/ Neuhermsheim und Rheinau 362610 weitere Untergliederung 195,25 in nicht integrierte und sonstige integrierte befindet sich der überwiegende Anteil der Verkaufsfläche in nicht in- Standorte. 322320 tegrierten Lagen. Dort sind die schon oben erwähnten großflächigen 0,00 Einkaufszentren 282030 verortet. Aber auch in den Bezirken Neckarstadt- Abb. 10: Anzahl der Betriebe, Verkaufsflächen- und Umsatzanteile Ost, Waldhof, Käfertal und Neckarau ist über die Hälfte der Verkaufs- in Mannheim nach Lage 241740 flächen des Bezirkes an nicht intergierten Standorten angesiedelt. Bei diesen Bezirken 201450 handelt es sich um Bezirke mit einer großen Gesamtangebot Mannheim zentrenrelevante Verkaufsflächenausstattung, in denen große Einzelhandelsschwer- Sortimente 161160 punkte, wie beispielsweise Fachmarktzentren, an nicht integrierter ∑ 1.854 ∑ 632.525 ∑ 2.412,5 ∑ 405.500 ∑ 1.952,5 100% Lage zu finden sind. In den Bezirken mit geringer Verkaufsfläche, wie 120870 90% Wallstadt, Lindenhof und Feudenheim, ist das Einzelhandelsangebot 80580 fast ausschließlich innerhalb der zentralen Versorgungsbereiche 80% (Stadtteil- und Nahversorgungszentren) und in sonstigen intergier- 40290 70% ten Lagen zu finden. 0 60% Abb. 11: Verkaufsflächenanteile in Mannheim nach Lage – Vergleich 50% 2014 und 2006 40% Gesamtangebot zentrenrelevante Mannheim Sortimente 30% ∑ 618.325 ∑ 603.075 ∑ 391.600 ∑ 402.900 100% 20% 90% 10% 80% 0% Betriebe VKF Umsatz VKF Umsatz 70% 60% Onlinehandel klass. ZVB Innenstadt sonstige zentrale Bereiche sonstige integriert nicht integriert Versandhandel Quelle: Bericht Büro Dr. Acocella 50% 40% Insgesamt hat sich die räumliche Verteilung des Einzelhandelsan- gebots gegenüber 2006 in der Stadt Mannheim nur geringfügig 30% geändert. Im Vergleich zu anderen Städten fällt der vergleichsweise 20% geringe Anteil an Betrieben in der Innenstadt in Bezug zum ver- gleichsweise hohen Verkaufsflächenanteil auf. Grund hierfür sind die 10% vielen großen Betriebe, die typisch für die Mannheimer Innenstadt 0% sind. 2014 2006 2014 2006 Bei Betrachtung der zentrenrelevanten Sortimente zeigt sich, dass ZVB Innenstadt sonstige zentrale Bereiche sonstige integriert nicht integriert- gut 70% der Verkaufsfläche in zentralen Versorgungsbereichen und Quelle: Bericht Büro Dr. Acocella an sonstigen integrierten Standorten angesiedelt ist. Bei Betrachtung der Verkaufsfläche nach Sortimentsbereichen und Vergleicht man die Verkaufsflächenanteile der Betriebe nach Lagen Lagen in Mannheim (vgl. Abb. 13) wird deutlich, dass der überwiegen- in der Stadt Mannheim mit der Erhebung aus dem Jahr 2006 (vgl. de Anteil der Verkaufsfläche des mittelfristigen Bedarfsbereiches in- Abb. 11) zeigt sich, dass die zentralen Versorgungsbereiche zugunsten nerhalb des zentralen Versorgungsbereiches Innenstadt angesiedelt der nicht integrierten Standorte leicht an Bedeutung verloren haben. ist (was auch der Funktion der Innenstadt entspricht). Jedoch fällt auf, dass sich ein ebenfalls großer Anteil in nicht integrierten Lagen Wie bereits 2006 sind in den meisten Mannheimer Bezirken die (überwiegend großflächige Einkaufszentren und Fachmarktzentren) Verkaufsflächen überwiegend an nicht integrierten Standorten befindet. angesiedelt.
Abb. 12 RUBRIK 17 VERKAUFS- FLÄCHEN NACH STADTBEZIRKEN UND LAGE © Stadt Mannheim
200 100 18 2. EINZELHANDELSSTANDORT MANNHEIM 0 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Abb. 13: Verkaufsflächen nach Sortimentsbereichen und Lage in Tab. 4: Bindungsquoten im kurzfristigen Bedarfsbereich und im Mannheim Sortimentsbereich Nahrungs-/ Genussmittel auf Stadtbezirks- ebene 200.000 in qm Stadtbezirk Bindungsquote Bindungsquote kurzfristiger Bedarf Nahrungs-/ Genuss- ZVB Innenstadt mittel sonstige zentr. Bereiche sonst. integr. Lage Innenstadt/ Jungbusch 191% 144% 150.000 nicht integr. Lage Neckarstadt-West 74% 88% Neckarstadt-Ost 128% 140% Schwetzingerstadt/ 84% 67% Oststadt 100.000 Lindenhof 68% 50% Sandhofen 161% 181% Schönau 87% 96% Waldhof 70% 72% 50.000 Neuostheim/ 157% 190% Neuhermsheim Seckenheim 57% 46% Friedrichsfeld 38% 13% 0 Nahrungs- und sonst. kurzfr. mittelfristiger langfristiger Käfertal 59% 56% Genussmittel Bedarf Bedarf Bedarf Vogelstang 182% 221% Wallstadt 90% 105% Quelle: Bericht Büro Dr. Acocella Feudenheim 71% 61% Neckarau 126% 129% 2.2.2 Nahversorgungssituation Rheinau 46% 32% Mannheim gesamt 102% 100% Zur Beurteilung der quantitativen Nahversorgungssituation lassen Quelle: Bericht Büro Dr. Acocella; eigene Zusammenstellung sich die Bindungsquoten für den kurzfristigen Bedarfsbereich insgesamt und der für die Nahversorgung besonders bedeutsa- Im Stadtbezirk Schwetzingerstadt/ Oststadt sind deutliche Kauf- me Sortimentsbereich Nahrungs-/ Genussmittel heranziehen. Im kraftabflüsse bei Nahrung/ Genuss zu verzeichnen, während im kurzfristigen Bedarfsbereich wird gesamtstädtisch eine Bindungs- kurzfristigen Bereich insgesamt nur geringere Kaufkraftabflüsse quote von 102% erreicht, d.h. per Saldo fließt in geringem Umfang festzustellen sind. Kaufkraft nach Mannheim. Mit einer Bindungsquote von rund 100% im Sortiment Nahrungs-/ Genussmittel ist auch die Versorgung der In den Stadtbezirken Lindenhof, Waldhof, Seckenheim, Friedrichs- Bevölkerung Mannheims rein rechnerisch gewährleistet. feld, Käfertal, Feudenheim und Rheinau sind teilweise deutliche Kaufkraftabflüsse sowohl bei Nahrung/ Genussmittel als auch im Differenzierter stellt sich die Situation dar, wenn man die einzelnen kurzfristigen Bereich insgesamt zu verzeichnen. Stadtbezirke betrachtet (vgl. Tab. 4). Für die Beurteilung der Nahversorgungssituation ist aber die räum- Die Stadtbezirke Innenstadt/ Jungbusch, Neckarstadt-Ost, Sandhofen, liche Verteilung der Nahversorgungsstandorte innerhalb einer Stadt Neuostheim/ Neuhermsheim, Vogelstang und Neckarau verzeichnen entscheidender als der quantitative Aspekt der Bindungsquoten. im kurzfristigen Bedarfsbereich und im Sortiment Nahrung/ Genuss erhebliche Kaufkraftzuflüsse. Sie übernehmen damit Versorgungs- Abb. 14 zeigt alle Lebensmittelbetriebe im Stadtgebiet von Mann- funktion für angrenzende Teilbereiche der Stadt Mannheim. heim (Erhebung Oktober/ November 2014). Dabei wurden wie be- reits bei der letzten Fortschreibung (2006) als Nahversorgungsstand- In den Stadtbezirken Neckarstadt-West und Schönau sind sowohl orte auch kleinere Lebensmittelgeschäfte mit einer Verkaufsfläche im Sortiment Nahrung/ Genussmittel als auch im kurzfristigen von weniger als 100 m² herangezogen, da auch solche Betriebe einen Bedarfsbereich insgesamt relativ geringfügige Kaufkraftabflüsse zu wichtigen Beitrag zur Versorgung eingeschränkt mobiler Menschen verzeichnen. leisten können. Seit der letzten Erhebung ist die Zahl von aktuell 113 Betrieben (2006: 112) trotz Schließungen, Neuansiedlungen und Ver- Dies gilt auch für den Stadtbezirk Wallstadt, wo im kurzfristigen lagerungen von Lebensmittelbetrieben fast unverändert geblieben. Bedarfsbereich insgesamt ein relativ geringfügiger Kaufkraftabfluss zu verzeichnen ist, während im Sortiment Nahrung/ Genuss rein Unverändert ist eine hohe Dichte an Lebensmittelbetrieben inner- rechnerisch mehr als eine Vollversorgung der Bevölkerung besteht. halb bzw. am Rand der Wohnbauflächen insbesondere im Stadtbezirk
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