Frankreich bereitet den Deutschen in Australien ein déjà-vu - DMKN

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Frankreich bereitet den Deutschen in Australien ein déjà-vu - DMKN
Frankreich bereitet den
Deutschen in Australien ein déjà-vu
Der Zuschlag für das 37 Mrd. Euro U-Bootprojekt
ging an DCNS
Raimund Wallner

Sieger in Australien:
SHORTFIN BARRACUDA Block 1A
(artist impression: DCNS)

„DCNS aus Frankreich wurde als unser be-      benen U-Booten eröffnen möchten.“ Hat          deten australische Tochterunternehmen
vorzugter internationaler Partner für den     Turnbull mit der Regierungsentscheidung        (tkMS-A, DCNS-A) und beriefen als de-
Entwurf von 12 zukünftigen U-Booten aus-      die Antwort auf die dritte Frage gegeben?      ren Chairman bzw. CEO zwei völlig unter-
gewählt; die kommerziellen Bedingungen        Existierte tatsächlich eine nukleare „hidden   schiedliche einheimische Persönlichkeiten:
sind Gegenstand weiterer Diskussionen.“       agenda“? Verteidigungsministerin Marise        Die Deutschen einen erfahrenen Indust-
Gute Nachrichten auch für die struktur-       Payne bestreitet das vehement.                 riemanager, der schon bei der Leitung des
schwache Region, die Australiens Premier-                                                    erfolgreich verlaufenen ANZAC-Fregatten-
minister Malcolm Turnbull da am 26. April     In Kiel, Cherbourg und Kobe                    projekts mit dem deutschen Lizenzgeber
vor der Kulisse der südaustralischen Werft    entstanden die ehrgeizigsten                   B+V zusammengearbeitet und sich dabei
ASC in Adelaide verkündete, bittere Pillen    U-Boot-Entwürfe aller Zeiten                   im australischen Marineschiffbau einen
aber für die deutschen und japanischen                                                       Namen gemacht hatte; die Franzosen ei-
Wettbewerber. Kurz vor den für 2. Juli an-    Die drei am 20. Februar letzten Jahres be-     nen zuletzt als Büroleiter des australischen
gesetzten Parlamentswahlen konnte der         kannt gegebenen Wettbewerber im „Com-          Verteidigungsministers tätig gewesenen,
Premier versprechen, dass „diese Investiti-   petitive Evaluation Process“ (CEP) genann-     im Amtsbereich ausgezeichnet vernetzten
on in Höhe von 50 Mrd. [australischen] Dol-   ten Auswahlverfahren, tkMS, DCNS und           ehemaligen U-Boot-Offizier. Die Japaner,
lar 1.100 australische Arbeitsplätze direkt   japanische Regierung (mit den Werften          bei denen die Regierungsseite direkt als
und weitere 1.700 australische Jobs in der    Mitsubishi und Kawasaki Heavy Industries,      Wettbewerber auftrat, waren offensicht-
Versorgungskette generiert.“ Fast 30 Jahre    MHI/KHI) arbeiteten schon seit langer Zeit     lich noch bis Frühjahr 2016 überzeugt, vor-
nach dem Verlust des COLLINS-Projekts für     an ihren australischen U-Boot-Entwürfen.       erst ohne Projektbüro in Australien auszu-
HDW an die Schweden hat das Unterneh-         Unter Verweis auf meinen Beitrag im Ma-        kommen, und zählten auf entsprechendes
men als tkMS nun erneut eine Niederlage       rineForum 6-2015 erspare ich mir hier die      Engagement ihres Botschafters in Canber-
zu verkraften.                                technischen Einzelheiten zu dem aus Frank-     ra. Sie schienen darauf zu vertrauen, dass
   Woran hat es gelegen, aus welchen Grün-    reichs nuklearem BARRACUDA hervorge-           Premierminister Tony Abbotts Handschlag
den knallten in Cherbourg die Champagner-     gangenen SHORTFIN BARRACUDA (DCNS),            mit seinem Kollegen Shinzo Abe den U-
korken, warum ist in Kiel und Kobe Wunden     dem Neuentwurf Typ 216 (tkMS) und dem          Boot-Auftrag so gut wie besiegelt habe.
lecken angesagt? Im MarineForum Heft          aus Japans SORYU weiterentwickelten GO-           Die Wettbewerber erkannten im Verlauf
5-2016 stellte der deutsch-australische Au-   RYU.                                           des CEP immer deutlicher, für wie wichtig
tor Hans Ohff in seinem Sachstandsbericht       Das CEP-Team wurde in Doppelspitze von       aus beschäftigungspolitischen Gründen
die entscheidende Frage: „Was will Austra-    einem aktiven australischen und einem          ein kompletter Bau des gesamten „Future
lien?“ und deutete mit seiner persönlichen    pensionierten amerikanischen Konterad-         Submarine Program“ (FSP) im Lande ge-
Antwort gleichzeitig die vordergründigen      miral geführt. Zur Beaufsichtigung des CEP     halten wird, obwohl ausdrücklich auch die
Vorzüge der drei Wettbewerber an: „Exklu-     hatte die australische Regierung ein „Ex-      Vorlage der Optionen „Bau in Übersee“ und
siver Zugang zu japanischer Technologie,      pert Advisory Panel“ unter Führung eines       „hybrid build“ (erste Boote in Übersee) ver-
von globaler deutscher U-Boot-Erfahrung       ehemaligen amerikanischen Marineminis-         langt war. Als erster hatte sich tkMS bereits
profitieren oder lieber mit den Franzosen     ters eingerichtet; zwei weitere US-Admirale    im Oktober 2014 dazu bekannt, das gesam-
gehen, die der Royal Australian Navy (RAN)    im Ruhestand berieten das CEP-Team. Die        te Programm bei der Werft ASC zu bauen,
in der Zukunft den Weg zu nuklear getrie-     beiden europäischen Konkurrenten grün-         und erklärt, dies sei zu einem Festpreis von

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Frankreich bereitet den Deutschen in Australien ein déjà-vu - DMKN
20 Mrd. AUD möglich. Der Chairman von
tkMS-A machte sich diese Position zu eigen
und verteidigte in einer Senatsanhörung
den Standpunkt, die Boote könnten in Aus-
tralien zum selben Preis und in der gleichen
Zeit gebaut werden wie in Kiel. Auch wolle
man die Werft ASC kaufen und moderni-
sieren und plane, sie zum Service-Zentrum
für tkMS-U-Boote der ganzen Asien-Pazi-
fik-Region auszubauen. Anfang Septem-
ber bestätigte der Vorstandsvorsitzende
von tkMS bei seinem Besuch in Australien
erneut den Festpreis von 20 Mrd. AUD für
12 Boote und versicherte, dass tkMS über
70 % davon im Lande ausgeben würde. Der
„Daily Telegraph“ zitierte ihn mit der Aussa-
ge „... eine Gruppe wie die unsere hat tiefe
Taschen und wenn wir etwas versprechen
müssen wir auch liefern“.
  Anders taktierten die Franzosen; sie be-      Verteidigungsminister Andrews besucht Japan (Foto: JMOD)
kannten sich erst ab Juli 2015 zu einem
vollständigen Bau im Lande und vertraten        sen, dass sich Andrews mehrere Stunden         während des Besuchs: Ein pensionierter
offen die Auffassung, dass die effizienteste    auf der Kieler Werft aufgehalten, dort er-     Vizeadmiral soll gegenüber den australi-
Variante der „hybrid build“ sei, mit entspre-   fahren habe, dass tkMS in 50 Jahren 161 U-     schen „ABC-News“ geäußert haben, dass
chender Ausbildung des australischen Per-       Boote für 20 Marinen gebaut habe und bei       der Mangel an befähigten Schweißern in
sonals während des Baus von bis zu zwei         einem Hubschrauber-Rundflug über das           Adelaide die erfolgreiche Verarbeitung des
Booten in Frankreich. Kostenvorstellungen       Werftgelände hätten ihn 9 Boote in unter-      extrem hochfesten Stahls für japanische U-
wurden nur vage und zurückhaltend preis-        schiedlichen Bau- oder Reparaturzustän-        Boote erschweren könnte. Zwei Stabsoffi-
gegeben. Im Nikkei-Interview betonte der        den beeindruckt. Die klare Botschaft sei bei   ziere waren überzeugt, dass es weltweit
CEO von DCNS-A, dass seine Firma für das        ihm angekommen: Deutschland ist eine In-       keine besseren nichtnuklearen U-Boote als
FSP die beste Technologie einsetzen werde,      dustriemacht und U-Boote ihre Spezialität.     die japanischen gäbe. „Wir befürchten eine
die Frankreich besitze. Frankreichs eigene         Die Franzosen präsentierten die traditi-    Proliferation nach China, wenn unser Wis-
U-Boote seien äußerst leistungsfähig und        onsreiche DCNS-Werft in Cherbourg, lie-        sen einmal in australischen Händen ist“,
ihre Stealth-Signaturen einzigartig. Diese      ßen wissen, dass dort bis heute über 100       hieß es im selben Blatt. Mit den Meldungen
Technologie sei noch nie mit anderen ge-        U-Boote gebaut worden seien, und wur-          wurden japanische offizielle Beteuerungen
teilt worden. Dies sei nur möglich, weil die    den nicht müde zu betonen, dass U-Boot-        konterkariert, man habe die Option „Bau im
französische Regierung das australische         Technologie, gerade aufgrund ihrer Bedeu-      Lande“ fest im Blick.
FSP zu einem strategischen Programm er-         tung für die nukleare Abschreckung, zu den        Hartnäckig hatte sich der Verdacht ei-
klärt habe. Ja, man werde zum Festpreis         bestgehüteten Staatsgeheimnissen zähle,        nes „Captain‘s Pick“ in den meisten aus-
anbieten, sei aber derzeit noch nicht in der    die man mit keinem Land außer jetzt Aus-       tralischen Medien festgesetzt, d.h. eines
Lage, verbindliche Zusagen zu treffen.          tralien bereit sei zu teilen. Über Andrews‘    bereits seit 2014 zwischen Abbott und
  Die Japaner, die überhaupt erst 2014          Eindrücke war zu lesen, es sei „gigantisch“    Abe abgesprochenen Zuschlags für Ja-
die gesetzmäßigen Voraussetzungen zum           gewesen. Kein Wunder, die volle Auslas-        pan. Zur Erinnerung: Abbotts Ausrufung
Waffenexport geschaffen hatten, hielten         tung der Werft mit den Aktivitäten zum         des CEP sollte den Gerüchten einer abge-
sich mit Versprechungen zurück. Bei ei-         Serienbau der 6 über 5.000 t verdrängen-       karteten „Option J“ die Grundlage neh-
ner mit „submarine summit“ bezeichne-           den nuklear getriebenen Boote des Typs         men und nichts weiter ermöglichen, als
ten Konferenz in Adelaide im März 2015          BARRACUDA zu sehen gibt einen Vorge-           das „Beste für Australien“. Noch Ende Au-
nahmen weder Repräsentanten der bei-            schmack auf das, was Australien mit sei-       gust 2015 verhielt sich eine japanische In-
den Bauwerften noch der Regierungssei-          nem 12 fast ebenso große Boote umfas-          dustriedelegation in Adelaide zugeknöpft
te teil, lediglich zwei Vizeadmirale a.D.       senden FSP beabsichtigt: „Think big“.          und ungeschickt hinsichtlich Fragen nach
hielten Vorträgen und gaben Interviews.            Obwohl bei Andrews‘ Besuch in Japan         Kooperationsmöglichkeiten mit der „loka-
Anfang Mai 2015 erst bewilligte Verteidi-       Anfang Juni 2015 es angesichts pazifisti-      len Versorgungskette“, d.h. der Einbindung
gungsminister Nakatani die Teilnahme am         scher Widerstände im Land unausgespro-         australischer Firmen, sollte der Zuschlag
CEP, bekräftigte Japans Absicht zur strate-     chen blieb, dass ein japanischer U-Boot-       an Japan gehen. Mit dem 15. September
gischen Partnerschaft mit Australien und        Entwurf in Diensten der RAN von Tokyo als      2015 war der Captain‘s Pick dann plötz-
kurz darauf gab der Nationale Sicherheits-      bedeutender Baustein für eine zukünftige       lich vom Tisch, als Malcolm Turnbull in
rat grünes Licht zur Freigabe von Geheim-       US-japanisch-australische Dreierallianz ge-    einem parteiinternen Coup Tony Abbott
informationen im Rahmen des CEP.                sehen wird, nahm Andrews zweifellos diese      ablöste und neuer Premierminister wur-
  Im April 2015 flog Abbotts Verteidi-          Schlussfolgerung mit nach Hause. Natür-        de. Turnbulls Amtsübernahme versprach
gungsminister Andrews in Begleitung von         lich verstanden es auch die beiden Werf-       auch Ungemach für den japanischen Wett-
Marineexperten und Journalisten nach            ten MHI und KHI in Kobe, den Minister mit      bewerber, weil dem Premier eine gewisse
Deutschland und Frankreich, um dort sei-        ihrem Potenzial zu beeindrucken. Ein Licht     Chinanähe nachgesagt wird, und mögli-
ne Ministerkollegen von der Leyen und Le        auf ihren Novizenstatus im Rüstungsex-         cherweise Rückenwind für den deutschen
Drian zu treffen und die Bauwerften zu          port warfen die Japaner mit offensichtlich     – seine Ehefrau war zu dem Zeitpunkt Eh-
besichtigen. In den Zeitungen war zu le-        unkoordinierten Interviews ausgerechnet        renpräsidentin der deutsch-australischen

MarineForum 7/8-2016                                                                                                                  11
Frankreich bereitet den Deutschen in Australien ein déjà-vu - DMKN
Industrie- und Handelskammer. Am 21.           französische, bis 2080 geplante Entwick-        und dementierten Mutmaßungen, dass die
September ernannte Turnbull die Senato-        lungsprogramm für Wissenschaft, Ausbil-         Integration des für das FSP gesetzten Füh-
rin Marise Payne zum ersten weiblichen         dung und Forschung.                             rungs- und Waffeneinsatzsystems nur auf
Verteidigungsminister des Landes.                Die Deutschen, nicht Mitglied in die-         einem japanischen Boot genehmigt würde.
                                               sem exklusiven Club, reagierten mit tech-       Dafür machten jedoch Äußerungen eines
Der Propagandakrieg                            nischen Klarstellungen und zeigten auf,         US-Admirals Schlagzeilen, wonach die Ja-
                                               dass Pumpstrahlantriebe ungeeignet sei-         paner derzeit eindeutig die Technologie-
Kaum hatten mit Ablauf des 30. November        en für das Niedriggeschwindigkeitsspek-         führerschaft bei konventionellen U-Booten
2015 die drei Wettbewerber ihre Entwür-        trum, in dem sich nichtnukleare U-Boote         besäßen. Ein anonymes australisches Auto-
fe fristgerecht eingereicht, entbrannten Ak-   die meiste Zeit bewegten. Dagegen habe          renteam rechnete daraufhin Anfang April
tivitäten, die am besten mit „Propaganda-      man einen Leichtgewichtspropeller ent-          im „Australian Defence Reporter“ mit allen
krieg Jeder gegen Jeden“ bezeichnet werden     wickelt, der aus Komposit-Kohlefaser be-        pro-japanischen Mythen ab. Japan habe gar
können. Vermutlich im Sold der jeweiligen      stehe und auf der 212A-Klasse bereits im        keine hoch entwickelte U-Boot-Technolo-
Wettbewerber stehende Journalisten sorg-       Einsatz erprobt werde. Mitte März trat der      gie, im Gegenteil, SORYU sei sogar COLLINS
ten täglich in mehreren Blättern und Blogs     tkMS-Vorstandsvorsitzende zusammen              in den meisten Feldern unterlegen.
für neue Spekulationen und Analysen, für       mit dem Deutschen Botschafter im Inter-            Dann war unter Berufung auf „two peo-
Unterstellungen technischer Defizite gegne-    nationalen Presseclub in Canberra auf und       ple familiar with the matter“ am 20. April
rischer Entwürfe, für politisch-strategische   stellte u.a. in Aussicht, dass seine Firma im   im „Wallstreet Journal“ plötzlich vom Aus-
Hypothesen, für Diffamierung von Perso-        Falle des Zuschlags in Adelaide das „digi-      scheiden Japans aus dem Wettbewerb zu
nen, für an Xenophobie grenzende anti-ja-      tal shipyard“-Konzept einführen und die         lesen, weil die japanische Lösung vor dem
panische Veröffentlichungen und für Kon-       Vorteile der deutschen Transformation zu        Hintergrund mangelnder Erfahrung im Ma-
spirationstheorien in Bezug auf chinesische    „Industrie 4.0“ zum Tragen bringen werde,       rineschiffbau in Übersee als zu risikobe-
und vor allem amerikanische Einflussnahme.     was nichts weniger bedeute als die nächs-       haftet beurteilt worden sei. Die deutsche
   Im Februar 2016 machte der CEO von          te Phase der Industriellen Revolution. Dar-     Firma sei höchstwahrscheinlich als Spit-
DCNS-A mit einer Veröffentlichung auf sich     über hinaus werde man das bereits beste-        zenreiter hervorgegangen. Dass am 13. Ap-
aufmerksam, in der er von einer strategi-      hende Tochterunternehmen substanziell           ril bereits die Gattin des Premiers von ihrer
schen Partnerschaft beider Länder schrieb.     zu einem Exzellenz-Zentrum für Schiffbau        Ehrenpräsidentschaft bei der deutsch-aus-
                                                                                               tralischen Industrie- und Handelskammer
                                                                                               zurückgetreten war, glaubten die Deut-
                                                                                               schen folglich als Indikation zu ihren Guns-
                                                                                               ten werten zu können.

                                                                                               Mutmaßungen um Gründe,
                                                                                               Fehler, Einflüsse
                                                                                               Zwei Tage früher als die Gerüchteküche es
                                                                                               verbreitet hatte, am 26. April, verkündete
                                                                                               Premierminister Turnbull den Zuschlag an
                                                                                               DCNS. Das lag keinesfalls nur an dem Druck,
                                                                                               der durch die Leckage über das Ausscheiden
                                                                                               der Japaner aufgebaut worden war. Es war
                                                                                               auch deshalb Eile geboten, weil der Regie-
                                                                                               rungschef am 11. Mai beabsichtigte, bei-
                                                                                               de Häuser des Parlaments aufzulösen, um
HMAS „Rankin“ COLLINS-Klasse in Schnorchelfahrt                                                für den 2. Juli Bundeswahlen auszurufen.
                                                                                               Da die Regierung während der Wahlkampf-
Frankreich sei eine „complete submarine        erweitern, das die RAN langfristig nicht nur    periode keine Haushaltsbeschlüsse mehr
power“ hieß es darin, die einerseits im sel-   im Bereich U-Boote, sondern auch ander-         verabschieden kann, war die vorgezogene
ben Club wie die USA und Großbritannien        weitig unterstützen könne.                      Bekanntgabe, 12 neue U-Boote in Adelaide
spiele, weil es selbst nur noch über nukle-      Trotz der Ablösung des japanaffinen Ab-       bauen zu wollen, ein willkommenes 50-Milli-
ar angetriebene U-Boote verfüge, anderer-      bott durch Turnbull blieb der japanische        arden-Dollar-Wahlversprechen, das mehrere
seits aber auch konventionellen Antrieb be-    Wettbewerber zunächst Favorit in den            tausend neue Arbeitsplätze in Südaustrali-
herrsche. Mit Frankreich werde Australien      Medien – nun nicht mehr aufgrund des            en zusichert.
diesem Club beitreten und regional über-       mutmaßlichen Deals zwischen den Regie-            Die Japaner sollen verloren haben, weil
legene Fähigkeiten erlangen, mit Zugang        rungschefs, sondern wegen des strategi-         man in ihrer Unerfahrenheit im Rüstungs-
zu Technologien, die sich von nuklearen        schen Interesses der USA an einer zukünf-       export ein zu großes Risiko sah. Die zwar
Raketen- und Angriffs-U-Booten herleiten.      tigen Dreierallianz. In der „Financial Times“   inoffizielle, aber von einflussreichen Perso-
Bestes technisches Beispiel sei die exklusiv   hieß es, sowohl die Franzosen wie auch die      nen subtil lancierte Unterstützung der USA
im Rahmen des SHORTFIN BARRACUDA-              Deutschen seien gegenüber dem japani-           schien ihnen nicht geholfen zu haben, viel-
Designs Australien verfügbar zu machen-        schen Entwurf ins Hintertreffen geraten,        leicht war sie eher kontraproduktiv, denn
de Pumpstrahl-Antriebstechnologie, wie         Erstere aufgrund von Sicherheitsbedenken        nichts kränkt die Australier mehr als Anspie-
sie nur die drei genannten Clubmitglieder      der USA, Letztere, weil sie noch nie ein der-   lungen in Richtung „51. Staat der USA“. Es ist
besäßen. DCNS schlage vor, von Beginn des      art großes U-Boot gebaut hätten. Offizielle     auffällig, dass Turnbull bei seiner Ergebnis-
FSP an Exzellenz-Zentren in Australien auf-    Verlautbarungen aus Washington bekräf-          bekanntgabe ausdrücklich und namentlich
zubauen, die eingebettet werden in das         tigten indes die Neutralität der USA im FSP     die drei ehemaligen US-Admirale und den

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Frankreich bereitet den Deutschen in Australien ein déjà-vu - DMKN
Ex-US-Marineminister als verantwortliche
Beteiligte im CEP erwähnte, so als wollte er
sagen: „Seht, wie unabhängig wir uns trotz-
dem entschieden haben“. Widerstände ge-
gen den Export von japanischer Amtsseite
und Industrie seien unüberhörbar gewesen,
Tokyos Repräsentanten hätten nur mäßig
überzeugt, das Zugeständnis an einen kom-
pletten Bau im Lande sei zu spät gekommen,
und schließlich sei an den propagandistisch
verbreiteten technischen Defiziten vermut-
lich doch etwas Wahres – so lassen sich die
Analysen in den Medien zusammenfassen.
Zwar gab es in japanischen Medien Vermu-         Typ 216 von HDW (Grafik: tkMS)
tungen, dass die U-Boot-Entscheidung mit
einem Kotau des Chinafreundes Turnbull in        Referatsebene. Darüber hinaus hat der Ins-      Typs 214 handle, d.h. des Export-Entwurfs
Richtung Peking zu tun haben könnte, die         pekteur der Marine in „Down Under“ sehr         „von der Stange“. In der Tat hat Typ 216 als
Frage, ob Tokyo nun seine Beziehungen mit        beeindruckt. Auch das Auswärtige Amt            „Zweidecker“ weit mehr Design-Verwandt-
Canberra überdenken werde, beantwortete          erkannte die geopolitische und rüstungs-        schaft mit U212A, also dem Premiumboot
ein japanischer Analyst jedoch mit der Fest-     wirtschaftliche Dimension des U-Boot-Ge-        für die eigene Marine, dem „Besonderen und
stellung, dass eine vertiefte Sicherheitspart-   schäfts mit einem Land wie Australien. Be-      Einzigartigen“, worauf die Australier so gro-
nerschaft mit Australien nicht nur weiterhin     sonders der Botschafter zeigte bei seinen       ßen Wert legen.
in Japans Interesse sei, sondern dass strate-    unterstützenden Bemühungen vor Ort kei-           Dass die Deutschen noch nie ein Boot
gisch gesehen Japan Australien mehr brau-        nerlei Berührungsängste mit der Rüstungs-       über 2.400 t gebaut haben, stimmt. Dass
che als umgekehrt.                               industrie. „Le Mannschaft“, wie sie Heiko       es schwierig bis unmöglich wäre, die gefor-
   Warum verloren die Deutschen? Man hört        Borchert im Griephan 21/16 kürzlich an-         derte Verdrängung von über 4.000 t für den
in Australien, dass DCNS sowohl die RAN          mahnte, quasi eine konzertierte Aktion in       Typ 216 durch „up-scaling“ eines kleineren
als auch die amerikanischen Gutachter im         Schwarz-Rot-Gold, war das insgesamt je-         Designs zu realisieren, ist Unsinn, denn der
CEP-Team von den Vorteilen des Pumpstrahl-       doch noch nicht.                                Nachweis wurde schon erbracht: Für das FSP
                                                                                                 ist in etwa eine Verdoppelung der Verdrän-
                                                                                                 gung gegenüber dem bisher größten Boot
                                                                                                 deutscher Provenienz, des DOLPHIN-AIP für
                                                                                                 Israel, gefordert. Bei der Entwicklung von
                                                                                                 U212A als Nachfolger von U206A handelte
                                                                                                 es sich aber bereits um eine Verdreifachung
                                                                                                 der Verdrängung. Trotzdem war U212A von
                                                                                                 Anfang an ein Erfolg! Warum führte tkMS
                                                                                                 dieses einfache Argument nicht öffentlich
                                                                                                 ins Feld? Stattdessen konnten die Medien-
                                                                                                 konsumenten fast täglich von den unein-
                                                                                                 holbaren Exporterfolgen des mächtigen
                                                                                                 Konzerns in den letzten 50 Jahren lesen, al-
Premierminister Turnbull und Verteidigungsministerin Payne verkünden das Ergebnis (Foto:         so mit Booten „von der Stange“. Hinzu kam,
malcolmturnbull.com)                                                                             dass die Deutschen ohne Not – 50 Mrd. AUD
                                                                                                 sind kein Austeritätsbudget – erneut über
Antriebs überzeugt habe. Der französische          In meinem Beitrag vor einem Jahr hatte        den Preis gewinnen wollten. Die frühe und
Entwurf soll gegenüber Typ 216 über den          ich die Autoren Yule/Woolner zitiert, bei de-   immer wieder bestätigte Zusage des Fest-
gesamten Geschwindigkeitsbereich als der         nen es zu den Gründen, warum 1987 Ko-           preises von 20 Mrd. AUD, verbunden mit der
leisere bewertet worden sein und über er-        ckums gegen IKL/HDW den Zuschlag erhielt,       unglaubwürdigen Behauptung, in Adelaide
heblich leistungsfähigere Sonarsysteme ver-      heißt: „ ... die Deutschen waren zu konser-     könne genauso kostengünstig und schnell
fügen. Außerdem hätten die Deutschen mit         vativ in ihrem Design, und da die Schwe-        gebaut werden wie in Kiel, war vielleicht ein
ihrem „digital shipyard“-Konzept die Zweifel     den auf alles eingingen, was die Australi-      gravierender Fehler.
an einem erfolgreichen „up-scaling“ von den      er verlangten, hätten auch die Deutschen
bisher maximal gebauten 2.400 auf über           nachziehen sollen ... aber diese Botschaft      Schlussbemerkungen
4.000 t nicht aus dem Weg räumen können.         erkannten die Deutschen nicht ... sie woll-
Darüber hinaus habe der geschickte Schach-       ten die Grundforderungen erfüllen und über      Anders als in Frankreich – und auch in Aus-
zug überzeugt, dass DCNS das CEP-Angebot         den Preis gewinnen“. Diesmal war das De-        tralien – werden U-Boote in der Deutschen
weitgehend in seinem Canberra-Büro erar-         sign nicht konservativ und ging z.T. über die   Marine allenfalls als operative Komponen-
beitete – und nicht wie tkMS im Mutterhaus.      Grundforderungen hinaus, es war sicher das      ten wie Minenabwehrkräfte oder Korvet-
  Festzuhalten bleibt, dass die Medien-          Beste, wozu deutsche Ingenieurkunst in der      ten gesehen. Dies dürfte den aufmerksa-
kampagne aufwendig und die politische            Lage ist, und vermutlich dem französischen      men Australiern nicht verborgen geblieben
Unterstützung für deutsche Verhältnis-           Vorschlag technisch ebenbürtig. Erstaunlich     sein, die sich aus strategischen Gründen
se ungewöhnlich engagiert war – von der          deshalb, dass tkMS nicht ständigen Wieder-      für das kostspieligste Rüstungsprojekt al-
Bundeskanzlerin über die Verteidigungsmi-        holungen in den Medien entgegentrat, wo-        ler Zeiten entschieden und am Ende einen
nisterin und die Staatssekretäre bis hin zur     nach es sich um eine „up-scaled“ Version des    Partner auswählten, der sich von vornhe-

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Frankreich bereitet den Deutschen in Australien ein déjà-vu - DMKN
rein strategisch aufstellte: Seit über hun-
dert Jahren Alliierter und eine pazifische     Deutscher Schiffbau
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Macht – wenn auch mit relativ bescheide-
ner militärischer Präsenz in den regionalen
„Überseeischen Territorien“ – und ein Land
mit fast vollständig auf modernste, global
operierende U-Boote gestützter nuklea-
rer Abschreckung. Zu diesem Club gehört        Lukrative Nischen besetzt
Deutschland nicht.
  Die Entwurfs-Philosophie deutscher U-        Hans Jürgen Witthöft
Boote der Nachkriegszeit – kompakte Bau-
weise nach dem Grundsatz „so klein wie

                                               N
möglich und so groß wie nötig“ – wurde
von den Einsatzbedingungen des Kalten                ach jahrelangen Negativmeldungen      dann auch einigermaßen zufrieden dazu.
Krieges geprägt. In Australien war diese             über den angeblichen Niedergang       Grund für seine demonstrative Zuversicht
Philosophie von Beginn an nicht gefragt,       des deutschen Schiffbaus, der mancher-      ist, dass in den ersten vier Monaten des
sondern „think big“. Der aus dem nuklea-       orts auch tatsächlich nachzuvollziehen      laufenden Jahres bei den deutschen Werf-
ren Schwesterdesign abgeleitete SHORT-         war, scheinen die verbliebenen Werften      ten Neubauaufträge über neun Schiffe im
FIN BARRACUDA mit seinen fast 5.000            nach durchgreifenden Umstrukturierun-       Wert von 1,3 Mrd. Euro eingegangen sind.
Tonnen wird trotz neuartigster schallab-       gen wieder Fuß gefasst zu haben. Das ging   Darin sind die erst kurz zuvor eingegange-
sorbierender Beschichtungsmethoden und         jedenfalls aus den Ausführungen des Ver-    nen Bestellungen des malaysischen Gen-
struktureller akustischer Verspiegelung ein    bandes für Schiffbau und Meerestechnik      ting-Konzerns über insgesamt zehn Schiffe
gefährlich großes Zielmaß für die Aktiv-       (VSM) im Laufe seiner Jahrespressekon-      noch nicht enthalten, da dieser Auftrag mit
Sonarortung bilden. Nukleargetriebene U-       ferenz in Hamburg deutlich hervor. „Wir     einem Volumen von 3,5 Mrd. Euro erst im
Boote haben unbeschränkte Höchstfahrt-         können mit gewisser Beruhigung auf den      Mai unterzeichnet wurde. Ebenso nicht ent-
reserven, mit denen sie sich von einem         globalen Kollaps im Schiffbau blicken“,     halten ist der Auftragssegen über vier Ro/
„Datum“ (Position der Detektion) schnell       erklärte VSM-Präsident Harald Fassmer       Ro-Schiffe bei der Flensburger Schiffbau-
und weit entfernen können. Ein konventi-
onelles Boot dieser enormen Größe dage-
gen kann selbst bei voll aufgeladenen Bat-
terien vermutlich nicht viel mehr als eine          Superjacht „Romea“ gebaut von A&R (Foto: A&R)
halbe Stunde Höchstfahrt laufen. Der von
den Australiern offenbar so hochgeschätz-
te, energiezehrende Pumpstrahl-Antrieb
wird diesen Umstand noch verschlechtern.
  Im CEP-Team saßen U-Boot-Fachleute,
die natürlich um diese Parameter wissen.
Ich schließe deshalb nicht aus, dass es ei-
ne „hidden agenda“ geben könnte, die den
Übergang zum nuklearen Schwesterent-
wurf vorsieht. Nach einer fünfjährigen De-
signphase wird mit dem Bau erst in den
2020er Jahren begonnen und ab 2030 in
Dienst gestellt. Genug Zeit also, wenn bis
dahin Australien, nicht zuletzt angesichts
der Seemacht Chinas, bereit sein sollte, in
den Club der „nukes“ aufzusteigen.
  Potenziellen Bedarf aus dem Portfolio von
tkMS wird es mit Sicherheit weiterhin geben.
In Norwegen und Polen wartet auf die Deut-
schen die nächste Gelegenheit, mit „lessons
learned“ gegen die „équipe tricolore“ anzu-
treten, und es wird dort nicht um die Be-
schaffung eines enorm teuren und unter-
motorisierten „Leviathan“ gehen.         L

Kapitän z. See a.D. Wallner war U-Boot-
kommandant, Geschwaderkommandeur
und Verteidigungsattaché in Tokyo. Als
das australische Projekt SEA 1000 ab 2008
begann, war er als Referatsleiter für Unter-
wassersysteme in der Rüstungsabteilung
des BMVg in die amtsseitige Unterstüt-
zung der deutschen Industrie eingebun-
den.

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