20 Jahre Postgesetz Bestandsaufnahme der Markt-, Wettbewerbs- und Universaldienstentwicklung - Bundesnetzagentur

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20 Jahre Postgesetz Bestandsaufnahme der Markt-, Wettbewerbs- und Universaldienstentwicklung - Bundesnetzagentur
20 Jahre Postgesetz
Bestandsaufnahme der Markt-, Wettbewerbs-
und Universaldienstentwicklung
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   20 Jahre Postgesetz

Bestandsaufnahme der Markt-, Wettbewerbs- und
                    Universaldienstentwicklung
                          Stand: 10. April 2018
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Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas,
Telekommunikation, Post und Eisenbahnen

Abteilung 3 - Post / Beschlusskammer 5
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53113 Bonn
Tel.: +49 228 14-0
Fax: +49 228 14-8872
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Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis ................................................................................................................................................................................3

           1.          Einführung ............................................................................................................................................................................... 5
           2.          Marktsituation ........................................................................................................................................................................ 6
           2.1         Briefmarkt / lizenzpflichtiger Bereich ......................................................................................................................... 6
           2.1.1       Schrittweise Marktöffnung ............................................................................................................................................... 6
           2.1.2       Mengen- und Umsatzentwicklung ................................................................................................................................ 7
           2.1.3       Stand des Wettbewerbs ..................................................................................................................................................... 11
           2.1.4       Entwicklung Lizenznehmer ............................................................................................................................................ 12
           2.1.5       Arbeitsbedingungen Lizenznehmer / Untersuchungen der Bundesnetzagentur 2007, 2009, 2013 15
           2.1.6       Mitarbeiterentwicklung.................................................................................................................................................... 17
           2.1.7       Entwicklung Teilleistungen ............................................................................................................................................ 18
           2.1.8       Preisentwicklung ................................................................................................................................................................. 21
           2.1.9       Ausblick Briefmarkt ........................................................................................................................................................... 23
           2.2         Paketmarkt ............................................................................................................................................................................. 26
           2.2.1       Umsatz- und Absatzentwicklung ................................................................................................................................. 26
           2.2.2       Stand des Wettbewerbs ..................................................................................................................................................... 27
           2.2.3       Entwicklung Preise ............................................................................................................................................................. 29
           2.2.4       Ausblick ................................................................................................................................................................................... 30
           3.          Versorgung mit Postdienstleistungen / Universaldienst ................................................................................... 32
           3.1         Entwicklung Filialen, Briefkästen, Brieflaufzeiten Deutsche Post AG ......................................................... 32
           3.2         Beitrag Wettbewerber zum Universaldienst ........................................................................................................... 34
           3.3         Entwicklung Beschwerdeaufkommen ....................................................................................................................... 35
           3.4         Schlichtung ............................................................................................................................................................................ 37
           3.5         Finanzierung Universaldienst........................................................................................................................................ 38
           4.          Ergebnis Bestandsaufnahme / Zusammenfassung............................................................................................... 39
Impressum............................................................................................................................................................................................ 41
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1.        Einführung
Die Verabschiedung des Postgesetzes (PostG) am 17. Dezember 1997 bildete den Schlusspunkt eines
langjährigen Prozesses zur Ausgestaltung des ordnungspolitischen Rahmens für die Postmärkte. Die
gesetzgebenden Körperschaften des Bundes und der Länder einigten sich auf einen Rechtsrahmen, der in
logischer Fortführung der Postreformen I und II 1die Öffnung des Briefmarktes für den Wettbewerb zur Folge
hatte. Die Geschicke der Deutschen Post AG und ihrer (potentiellen) Wettbewerber, wie auch die
Grundversorgung der Bevölkerung mit angemessenen, ausreichenden und erschwinglichen
Postdienstleistungen werden seitdem durch das PostG maßgeblich bestimmt.

Vor allem die im Gesetz angelegten Befugnisse der Regulierungsbehörde zur Entgelt- und
Netzzugangsregulierung, der Lizenzierung, der Vorgaben zur schrittweisen Marktöffnung sowie die Vorgaben
zum Umfang und zur Qualität des Post-Universaldienstes haben mit zu der Entwicklung des Postmarktes, wie
wir Ihn heute sehen, beigetragen. Die Wettbewerbsverhältnisse auf den einzelnen Marktsegmenten, der
Service- und Leistungsumfang wie auch die Preiseentwicklungen wurden hierdurch geprägt.

Eine objektive Betrachtung des Erfolgs des Postrechtsrahmens und die in diesem Zusammenhang nicht
ausbleibende Frage, ob sich das PostG auch 20 Jahre nach Verabschiedung noch als hinreichend zeitgemäß
erweist, bedarf – neben einer rechtlichen Auseinandersetzung mit den einzelnen postgesetzlichen Regularien
– auch einen Blick auf die wirtschaftlichen Auswirkungen, die die Marktregulierung mit sich gebracht hat.
Daneben ist auch zu berücksichtigen, dass zahlreiche weitere Vorgaben und Entwicklungen außerhalb der
originären Regulierung die Verhältnisse auf den Postmärkten mit beeinflusst haben. Hier sind insbesondere
die Möglichkeiten der digitalen Kommunikation und des E-Commerce zu nennen, die zum Zeitpunkt des
Inkrafttretens des PostG noch keine Rolle gespielt haben.

Im Folgenden werden die Markt- und Wettbewerbsverhältnisse der relevanten Postmarktsegmente Brief und
Paket, die wesentlichen Entwicklungen beim regulierten Unternehmen Deutsche Post AG und ihrer
Wettbewerber sowie die Entwicklungen bei Umfang und Qualität der Universaldienstversorgung aufgezeigt,
die sich seit dem Jahr 1997 eingestellt haben.

1   Die Postreformen I und II in den Jahren 1989 bzw. 1994 hatten primär die Schaffung eigenständiger
privatwirtschaftlicher Unternehmen zum Ziel.
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2.     Marktsituation
2.1    Briefmarkt / lizenzpflichtiger Bereich

2.1.1 Schrittweise Marktöffnung
Bis zum Inkrafttreten des PostG zum 01. Januar 1998 war die Beförderung schriftlicher Mitteilungen
ausschließlich der Deutschen Bundespost Postdienst bzw. dem Nachfolgeunternehmen Deutsche Post AG
vorbehalten. Lediglich in Einzelfällen wurde - auf Grundlage des bis zum 31. Dezember 1997 befristeten
Gesetzes über das Postwesen - durch den Bundesminister für Post und Telekommunikation Ausnahmen
vom Beförderungsvorbehalt erteilt.2 Zudem erfolgte bereits ab dem 01. Januar 1996 die schrittweise
Marktöffnung für die Beförderung von Massensendungen (Direktwerbesendungen). Mit dem PostG von 1997
wurde dann der stufenweise Übergang vom Monopol zur vollständigen Marktöffnung gesetzlich vorgegeben.

Die Deutsche Post AG erhielt zunächst bis zum 31. Dezember 2002 eine befristete gesetzliche Exklusivlizenz
für die Beförderung von Briefsendungen mit einem Einzelgewicht von weniger als 200 Gramm und einem
Einzelpreis bis zum Fünffachen des am 31. Dezember 1997 geltenden Einzelpreises für Postsendungen der
untersten Gewichtsklasse. Die vollständige Marktöffnung war zum 01. Januar 2003 vorgesehen. Jedoch wurde
mit dem ersten Gesetz zur Änderung des PostG vom 02.09.2001 die Exklusivlizenz der Deutschen Post AG bis
zum 31. Dezember 2007 verlängert. Im dritten Gesetz zur Änderungen des Postgesetzes vom 16. August 2002
wurde festgelegt, dass Anfang 2003 sowie Anfang 2006 der Exklusivbereich weiter reduziert wird. Zum
01. Januar 2008 erfolgte – mit fünfjähriger Verspätung gemessen am ursprünglichen Öffnungsziel – die
vollständige Öffnung des Briefmarktes.

Der Transformationsprozess vom Monopol der Deutschen Post AG zu einem vollständig für den Wettbewerb
geöffneten Briefmarkt hat somit insgesamt zehn Jahre betragen.

Der Prozess der schrittweisen Marktöffnung fällt in einen Zeitraum, in dem der Briefmarkt noch weniger
stark vom Druck der E-Substitution beeinflusst wurde und das Mengenvolumen noch zugenommen hat (vgl.
hierzu Kap. 2.1.9.). Von diesem grundsätzlich positiven Marktumfeld konnten die Wettbewerber aufgrund des
gesetzlichen Monopols somit nur eingeschränkt partizipieren; die Wettbewerbsentfaltung wurde durch die
Exklusivlizenz deutlich beeinträchtigt.

Nicht zuletzt die innovativen und höherwertigen Dienstleistungen der Wettbewerber haben es gleichwohl
ermöglicht, auch während der Beschränkungen durch die Exklusivlizenz, am Marktgeschehen teilzunehmen
(vgl. hierzu auch Kap. 2.1.2. Mengen- und Umsatzentwicklung).

Zum Verständnis und Bewertung der bestehenden Marktverhältnisse, insbesondere mit Blick auf die noch
immer überschaubaren Marktanteile der Wettbewerber, ist der verhältnismäßig lange Zeitraum der
Marktöffnung mit zu berücksichtigen.

2 Z. B. Ausnahmen für die Beförderung von Kuriersendungen und Briefen mit einem Mindestpreis vom zehnfachen des Entgelts für

 einen gewöhnlichen Brief; vgl. BMPT-Amtsblattverfügungen 6/1994 und 42/1994
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2.1.2 Mengen- und Umsatzentwicklung
Der Briefmarkt unterliegt in den letzten 20 Jahren einem starken Veränderungsprozess, dessen Ende noch
nicht erreicht ist.

Die Phase der schrittweisen Marktöffnung bis Ende 2007 fiel in einen Zeitraum, in der der Gesamtmarkt noch
gewachsen ist. Das Mengenwachstum in den 90er Jahren hielt zunächst auch im neuen Jahrtausend an und
hat in der Folge mit dazu geführt, dass das Sendungsvolumen im Jahr 2007 mit rund 17,7 Mrd. Sendungen
seinen Höhenpunkt erreicht hat.

Danach ging es - mit wenigen Ausnahmen - stetig bergab. Während in den Jahren 2008 / 2009 mit der Finanz-
und Weltwirtschaftskrise zudem verstärkt konjunkturelle Einflüsse den Rückgang der Mengen und Umsätze
getrieben haben dürften, ist in den folgenden Jahren auch davon auszugehen, dass verändertes
Kommunikationsverhalten - insbesondere die E-Mail-Nutzung - zum Rückgang des Briefaufkommens
geführt hat (vgl. hierzu Kap. 2.1.9.).
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Über den gesamten Zeitraum 1998 bis 2017 betrachtet liegt das aktuell erwartete Briefaufkommen mit rund
15,7 Mrd. Sendungen (noch) über dem Niveau zum Ende der 90er Jahre. Gegenüber dem Höchststand im Jahr
2007 ist das Briefaufkommen im gesamten Briefmarkt jedoch um mittlerweile rund zwei Mrd. Briefe
gesunken. Der größte Mengenrückgang war im Jahr 2009 infolge der Konjunktureintrübung aufgrund der
Finanz- und Wirtschaftskrise zu verzeichnen.

Abbildung 2: Mengen- und Umsatzentwicklung 1998 bis 2017p (in Mrd. Stück / in Mrd. €)

Das Mengenaufkommen bei der Deutschen Post AG und ihren Wettbewerbern hat sich im Zeitablauf
unterschiedlich entwickelt. Während die Deutsche Post AG zu Beginn der 2000er Jahre ihr Mengenvolumen
noch steigern konnte, hat sie seit dem Jahr 2009 stetig Rückgänge zu verzeichnen. So befördert sie mittlerweile
mehr als 3 Mrd. Sendungen weniger als im Vergleich zum Höchststand im Jahr 2007. Auch im Vergleich zu
1998 liegt ihr Mengenaufkommen nunmehr um rund zwei Mrd. Sendungen niedriger.

Im Gegensatz hierzu konnten die Wettbewerber der Deutschen Post AG ihre Sendungsmengen sowohl in den
Jahren der Teilliberalisierung des Briefmarkts bis Ende 2007, als auch in den Folgejahren stetig steigern.
Ausgehend von deutlichen Steigerungen – wenngleich auf niedrigem Niveau – in der Anfangsphase der
Marktöffnung, erreichten die Wettbewerber im Jahr 2005 ein Sendungsvolumen von mehr als einer Mrd.
Briefe und im Jahr 2015 von mehr als zwei Mrd. Für das Jahr 2017 erwarten die Wettbewerber ein
Mengenanstieg auf rund drei Mrd. Sendungen. 3

Die Wettbewerber der Deutschen Post AG haben es somit geschafft, auch in einem schrumpfenden
Gesamtmarkt ihr Sendungsvolumen kontinuierlich zu steigern.

3   Betrachtet werden hier Briefsendungen, die die Wettbewerber ohne Nutzung des Teilleistungszugangs bei der Deutschen
Post vollständig – allein oder im Kooperationsverbund - selbst befördern.
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Abbildung 3: Mengenentwicklung Deutsche Post AG und Wettbewerber 1998 bis 2017p (in Mrd. Stück)

20,0

18,0
                                                   1,6 1,4
16,0                   0,3 0,4 0,5 0,6 0,9 1,1 1,6
                 0,2                                                   1,5 1,7 1,8 1,9
           0,1                                                                         2,0 2,0
                                                                                               2,4 2,8 3,0
14,0

12,0

10,0

    8,0                16,3 16,1 16,0 16,0 16,1 15,8 15,7 16,1 16,0
          14,9 15,3                                                    14,8 14,7 14,9 14,4 14,1
                                                                                                13,9 13,3
    6,0                                                                                                   12,9 12,7

    4,0

    2,0

    0,0

                                              Wettbewerber              DPAG

Materiell am bedeutsamsten war während der Zeit Exklusivlizenz der Deutschen Post AG die Möglichkeit der
Betätigung der Wettbewerber im Rahmen der sog. D-Lizenz. Danach konnten Wettbewerber bei Vorliegen
eines qualitativ höherwertigen Angebots 4 – im Vergleich zum üblichen Universaldienstangebot – tätig
werden, und zwar auch in Gewichts- und Preisbereichen, die für den Bereich des Universaldienstangebots nur
der Deutschen Post AG vorbehalten waren.

Bei Leistungen im Rahmen der D-Lizenz stand rein die Leistungskomponente im Fokus der
wettbewerblichen Betätigung und hat zum damaligen wirtschaftlichen Erfolg der Wettbewerber in der
Frühphase der Marktöffnung maßgeblich beigetragen.

Rückgänge hatten die Wettbewerber lediglich in den Jahren 2008 / 2009 zu verzeichnen. Ein Grund hierfür
dürfte u. a. in der Insolvenz der ehemaligen Holdinggesellschaft PIN Group S.A. Ende 2007 zu finden sein. 5
Aber auch die Finanz- und Weltwirtschaftskrise dürfte zum Rückgang beigetragen haben.

Der Gesamtumsatz im deutschen Briefmarkt war bis zum Jahr 2007 bei ca. zehn Mrd. € stabil. Seitdem ist auch
hier bis zum Jahr 2014 ein kontinuierlicher Rückgang zu erkennen. Ursache sind hauptsächlich

4   z. B. taggleiche Zustellung, termingenaue Zustellung, Übernachtzustellung, Sendungsverfolgung u.a.

5   Zahlreiche PIN-Tochtergesellschaften, insbesondere in NRW, wurden geschlossen; einige wurden verkauft und
weitergeführt. Entsprechendes Mengenvolumen ging dem Wettbewerb infolgedessen verloren.
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Umsatzausfälle aufgrund gesunkener Mengen, aber z. B. auch aufgrund von Preismaßnahmen der Deutschen
Post AG.

Das Anwachsen der Umsätze in den Jahren 2015 und 2016 ist - neben Mengenwachstum auf Seiten der
Wettbewerber - auch den jüngsten Preiserhöhungen bei Standard- und Maxibriefen bei der Deutschen
Post AG geschuldet. Im Vergleich zu Beginn der 2000er Jahre hat die Deutsche Post AG gleichwohl rund zwei
Mrd. € an Umsätzen eingebüßt.

Im Gegensatz dazu haben es die Wettbewerber infolge höherer Mengen geschafft, ihren Umsatz von etwa
100 Mio. € im Jahr 1998 auf knapp 1,5 Mrd. € im Jahr 2016 zu steigern.

Abbildung 4: Umsatzentwicklung Deutsche Post AG und Wettbewerber 1998 bis 2017p (in Mrd. €)

11,0
10,0              0,2 0,2 0,3
       0,1 0,1                   0,4 0,5 0,7 1,1 1,1
 9,0                                                       0,8
                                                                 0,9 0,9                         1,5 1,5
                                                                         0,9
 8,0                                                                           1,0 1,1 1,1 1,2
 7,0
 6,0
 5,0   9,7 9,9 10,1 10,0 9,9 9,5 9,5
                                     9,2 9,0 9,0 8,8
 4,0                                                 8,3 8,1 8,0
                                                                 7,6 7,5 7,5 7,6 7,8 7,8
 3,0
 2,0
 1,0
 0,0

                                             DPAG      Lizenznehmer

Die Rückgänge bei den Umsätzen der Deutschen Post AG lassen sich – neben Einbußen aufgrund gesunkener
Mengen - auch auf einzelne Sachverhalte zurückführen. So hatten im Jahr 2003 insbesondere die
Preissenkungsvorgaben des ersten Price-Cap-Maßgrößenverfahrens zum Umsatzrückgang beigetragen. Aber
auch Preismaßnahmen, die die Deutsche Post AG als Reaktion auf wettbewerbliche Herausforderungen selbst
veranlasst hatte, sind hier zu nennen. So haben insbesondere die in den Jahren 2008 und 2010
vorgenommenen Absenkungen der Teilleistungsentgelte (Erhöhung der Rabatte) zu Umsatzschmälerungen
auf Seiten der Deutschen Post AG geführt. Dabei zielte die Entscheidung zur Absenkung ihrer
Teilleistungsentgelte im Jahr 2010 im Wesentlichen darauf ab, die mit der Einführung der Umsatzsteuer auf
Teilleistungen einhergehende Preissteigerungen für ihre Kunden abzumildern.
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2.1.3 Stand des Wettbewerbs
Die Wettbewerber der Deutschen Post AG haben ihre Marktanteile auf dem Briefmarkt in den vergangenen
Jahren kontinuierlich steigern können. Von einem funktionsfähigen und chancengleichen Wettbewerb, der
sich selbst trägt, ist der Briefmarkt weiterhin entfernt.

Die Deutsche Post AG verfügt als marktbeherrschendes Unternehmen im Jahr 2016 über einen Marktanteil
von rund 82,2 Prozent nach Mengen sowie von rund 84,3 Prozent nach Umsätzen. Der Anteil der
Wettbewerber liegt demnach bei 17,8 Prozent bzw. 15,7 Prozent.

Den etwas höheren Marktanteil der Deutschen Post AG nach Umsätzen dürfte nicht zuletzt auf
Umsatzsteigerungen infolge der Preiserhöhungen der letzten Jahre zurückzuführen sein.

Abbildung 5: Marktanteil Deutsche Post AG und Wettbewerber 1998 bis 2016 (nach Mengen, in %)

Abbildung 6: Marktanteil Deutsche Post AG und Wettbewerber 1998 bis 2016 (nach Umsätzen, in %)

Den Wettbewerbsunternehmen war es in den letzten knapp 20 Jahren möglich, ihre Marktanteile trotz einem
langwierigen Marktöffnungszeitraum, den Auswirkung der Banken- und Weltwirtschaftskrise in den Jahren
2008/2009, dem allgemeinen Markttrend zurückgehender Sendungsmengen und trotz der Deutschen Post AG
als einer der leistungsfähigsten Postgesellschaften weltweit, stetig zu steigern.
12 | BUNDESNETZAGENTUR

Mit Marktanteilen von 15,7 bzw. 17,8 Prozent sind zwar noch nicht Verhältnisse erreicht worden, die sich die
Wettbewerber möglicherweise erhofft haben und die für einen sich selbsttragenden Wettbewerb erforderlich
wären. Nichtsdestotrotz ist der Wettbewerb in der Lage, auf die Deutsche Post AG - mindestens regional -
einen merkbaren Preis- und Wettbewerbsdruck auszuüben, insbesondere bei den Geschäftskunden.

Der Geschäftskundenbereich steht für mehr als 90 Prozent des gesamten Sendungsvolumens. Seit Beginn der
Marktöffnung konzentrieren sich die Wettbewerber der Deutschen Post AG primär auf diesen Bereich. Der
Anteil der Beförderung von Sendungen von Geschäftskunden an andere (sog. „B2X“ – business-to-anyone)
beträgt im Jahr 2015 bei den Wettbewerbern mehr als 96 Prozent.

Briefdienstleistungen für Privatkunden (sog. „C2X“ – consumer-to-anyone) werden demgegenüber seit jeher
nahezu ausschließlich von der Deutschen Post AG erbracht. Aber auch bei der Deutschen Post AG beträgt der
Anteil der Privatkundensendungen am Beförderungsvolumen im Jahr 2015 nur noch etwa neun Prozent, mit
weiter fallender Tendenz. Mitte der 90er Jahren betrug der Privatkundenanteil (C2X) noch etwa 15 Prozent.
Bezogen auf den gesamten Briefmarkt beträgt der Anteil „C2X“ ca. sieben Prozent, der Anteil „B2X“ ca. 93
Prozent.

Abbildung 7: Anteil B2X- und C2X-Sendungen an Gesamtmenge (in %)

                                                   7

                                              93

                                        C2X        B2X

2.1.4 Entwicklung Lizenznehmer
Die Zahl der Wettbewerber auf dem deutschen Briefmarkt hat sich vor allem in den Anfangsjahren der
Marktöffnung schnell und deutlich gesteigert. Zeitweise verfügten mehr als 1.500 Wettbewerber über eine
gültige Lizenz und waren damit in der Lage am Marktgeschehen teilzunehmen.

Seit einigen Jahren ist die Zahl der Lizenznehmer allerdings wieder rückläufig. Viele Unternehmen haben ihre
Lizenz zurückgegeben, weil sie nicht mehr am Markt agieren, ihr Gewerbe abgemeldet haben oder auch in
Folge von Insolvenz aus dem Markt ausgeschieden sind. Einige Lizenzen wurden auch durch die
Bundesnetzagentur widerrufen.

Bis zum Jahr 2017 haben von den insgesamt rund 3.000 erteilten Lizenzen, rund 2.000 Lizenznehmer ihre
Lizenz wieder zurückgegeben und sind nicht mehr am Markt aktiv.
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Abbildung 8: Lizenzentwicklung 1998 bis 2017

Aktuell ist zu beobachten, dass die Zahl neu erteilter Lizenzen und die Zahl derjenigen Lizenznehmer, die aus
dem Markt ausscheidet sich in etwa aufwiegt, sodass die Zahl der Unternehmen mit einer gültigen Lizenz bei
rund 1.000 stagniert. Von den rund 1.000 gültigen Lizenzen sind etwa 60 Prozent für das gesamte
Bundesgebiet gültig und etwa 40 Prozent regional begrenzt.

Die Lizenznehmer erbringen zumeist lokale oder regionale, in einigen wenigen Fällen überregionale Ende-zu-
Ende-Dienstleistungen. Im Zeitablauf haben sich zudem Kooperationsverbünde zwischen den Wettbewerbern
gebildet („Mail Alliance“ mit rund 120 Unternehmen sowie „P2“ mit mehr als 35 Unternehmen), um eine
möglichst bundesweite Flächendeckung zu erreichen.

Ein Teil der Lizenznehmer hat sich zudem ganz oder überwiegend auf das Angebot von
Konsolidierungsdienstleistungen spezialisiert, bei dem Briefsendungen mehrerer Versender gesammelt,
vorsortiert und anschließend in die Briefzentren der Deutschen Post AG zur Weiterbeförderung eingeliefert
werden.

Die geografische Verteilung der Lizenznehmer zeigt, dass sich nahezu bundesweit alternative
Briefdienstleister niedergelassen haben.

Der früher gelegentlich erhobene Vorwurf des Rosinenpickens, also einer Konzentration der Wettbewerber
auf lukrative Großstadt- und Ballungsregionen, ist angesichts der räumlichen Verteilung der Unternehmen
nicht aufrechtzuhalten. Denn – neben den Ballungsgebieten Rhein-Ruhr, Stuttgart, München und Berlin –
sind auch in vielen anderen, oftmals auch nur gering besiedelten Regionen Wettbewerber, insbesondere auch
größere Wettbewerber, aktiv.
14 | BUNDESNETZAGENTUR

Abbildung 9: Regionale Verteilung der Lizenznehmer

Dass sich die Lizenznehmer in Ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und Bedeutung insgesamt sehr
heterogen darstellen, lässt sich anhand der Unternehmenskonzentration in Abhängigkeit vom Umsatz
aufzeigen. Von sämtlichen Lizenznehmern, die am Markt aktiv sind und Umsätze generieren, erwirtschaften
mehr als die Hälfte (ca. 57 Prozent) der Lizenznehmer lediglich ein Prozent des gesamten Umsatzes der auf alle
Wettbewerber entfällt. Umgekehrt erwirtschaften die oberen, d. h. die umsatzstärksten 21 Prozent der
Lizenznehmer etwa 94 Prozent des Wettbewerberumsatzes. Dabei entfällt auf die oberen fünf Prozent fast
zwei Drittel des Umsatzes.
BUNDESNETZAGENTUR | 15

Abbildung 10: Unternehmenskonzentration Lizenznehmer nach Umsatz (ohne DPAG, in %)

Umsatzanteil

 100                                                                                               100; 100
   90
   80
   70
   60
   50
   40                                                                             95; 35
   30
   20
   10                                                 57; 1         74; 4                        Anteil
                                                                              79; 6           Wettbewerber
    0
        0                 20             40                60               80               100

Rein quantitativ betrachtet bedeutet dies, dass von den rund 1.000 Lizenznehmern letztlich nur wenige für
den materiellen Erfolg der Wettbewerber stehen. Beim großen Rest handelt es sich überwiegend um kleine
Unternehmen, nicht selten auch um Kleinstunternehmen.

Bei den Kleinstunternehmen (rund 150 Unternehmen) handelt es sich um Betriebe mit einem Umsatz von
weniger als 10.000 € p. a., bei denen zumeist nur der Firmeninhaber (ggf. mit Familienangehörigen) arbeitet.

Etwa 35 Unternehmen erwirtschaften Umsätze von über 10 Mio. € p. a. (in 2015). Im Jahr 2008 waren es im
Vergleich nur 18 Unternehmen.

2.1.5 Arbeitsbedingungen Lizenznehmer / Untersuchungen der Bundesnetzagentur 2007, 2009, 2013
Die Bundesnetzagentur hat seit 2007 verschiedene Berichte über die wesentlichen Arbeitsbedingungen im
lizenzierten Briefbereich an den Beirat bei der Bundesnetzagentur abgelegt. Die letzte Vollerhebung wurde im
Jahr 2013 durchgeführt.

Die Erhebungen zeigen, dass das Lohnniveau bei den Wettbewerbern der Deutschen Post AG seit dem Jahr
2007 in West- und Ostdeutschland merklich angestiegen ist.
16 | BUNDESNETZAGENTUR

 Tabelle 1: Entwicklung der Stundenlöhne Lizenznehmer (ohne Deutsche Post AG, in €) *
Gewichtete
Studenlöhne                  Briefzusteller                   Verteilkräfte, Fahrer             Verkauf und Verwaltung
im
Durchschnitt

                 VE            VE             VE       VE          VE            VE          VE        VE         VE
                 2013          2009           2007     2013        2009          2007        2013      2009       2007

D insgesamt           9,46        7,94          7,28     9,46          8,40           7,67    14,16     12,42       10,97
West                  9,74        8,50          7,71     9,74          8,79           8,09    14,78     12,82       11,24
Ost                   8,53        6,87          6,18     8,53          7,11           6,15    12,21      9,63        9,23

* Vollerhebung (VE)

Eine an die Vollerhebung vom Jahr 2013 anschließende Untersuchung der Arbeitsbedingungen bei den
Subunternehmern der lizenzierten Unternehmen hat ergeben, dass der Brutto-Stundenlohn im Jahr 2013 im
Bereich der gewerblich Beschäftigten in den Transportunternehmen durchschnittlich 8,31 € pro Stunde
betrug. Der durchschnittliche Brutto-Arbeitslohn im kaufmännischen Subunternehmerbereich lag 2013
bundesweit bei 10,10 €.

Ende 2016 hat die Bundesnetzagentur mit der Generalzolldirektion eine Zusammenarbeitsvereinbarung zur
Bekämpfung der Schwarzarbeit getroffen. Die geschlossene Vereinbarung regelt die gegenseitige
Unterstützung beider Behörden. Die Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) teilt der Bundesnetzagentur ihre
Erkenntnisse über Verstöße von Postdienstleistern gegen gesetzliche Arbeitsbedingungen (anzumeldende
Beschäftigungsverhältnisse, Mindestlohn, Urlaubsgewährung, Abführen von Sozialabgaben etc.), aber auch
über das Erbringen von Postdienstleistungen ohne erforderliche Anzeige oder Lizenz (beides bußgeldbewehrt)
mit. Die Bundesnetzagentur teilt die hierzu von ihr gewonnenen Erkenntnisse an die FKS mit. Wenn
erforderlich, finden auch gemeinsame Prüfungen vor Ort statt.
BUNDESNETZAGENTUR | 17

2.1.6 Mitarbeiterentwicklung
Im Jahr 2016 waren im Briefbereich der lizenzierten Unternehmen 176.214 Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer beschäftigt, davon 146.826 bei Deutschen Post AG und ihren Tochtergesellschaften sowie
29.388 bei den Wettbewerbern.

Im Jahr 1998 lag die Zahl der Beschäftigten bei mehr als 194.000. Insbesondere in den Jahren 1998 bis 2003 hat
sich die Zahl der Beschäftigten bei der Deutschen Post AG reduziert. In den letzten Jahren haben sich die
Mitarbeiterzahlen bei Wettbewerbern und Deutscher Post AG in Summe kaum noch verändert. 6

Abbildung 11: Mitarbeiterentwicklung bei Wettbewerbern und Deutsche Post AG im Briefbereich
1998 bis 2016

    200.000
                    17.650
    175.000
                                      28.328
                                                        30.942            20.163            29.388
    150.000

    125.000

    100.000
                    177.188
     75.000                           153.546                             149.182           146.826
                                                        144.620

     50.000

     25.000

           0
                     1998              2003              2008              2012              2016

                                           DP AG      Wettbewerber

Im Gegensatz zur Gesamtentwicklung verringert sich die Zahl der bei der Deutschen Post AG beschäftigen
Beamten auch in den vergangenen Jahren stetig.

Im Jahr 1995 7 waren bei der Deutschen Post AG noch mehr als 127.000 Beamte beschäftigt. Im Jahr 2016
betrug die Zahl noch 32.976, mit deutlich sinkender Tendenz. Im Durchschnitt der letzten fünf Jahre
verringert sich Zahl der Beamten um rund 2.300 p. a.

6   Eine genaue Abgrenzung zwischen Tätigkeiten im Briefbereich und angrenzenden Bereichen wird aufgrund struktureller
Veränderungen der Wertschöpfungsketten und Geschäftsmodelle der Brief­ und Logistikbranche zunehmend schwieriger.

7   Seit dem Jahr 1995 wird bei Neueinstellungen der Deutschen Post AG von Gesetzes wegen kein Beamtenstatus mehr
gewährt.
18 | BUNDESNETZAGENTUR

Abbildung 12: Entwicklung Beamtenzahl bei der Deutschen Post AG – 1997 bis 2016
110.000
                                                                                      Beamte
100.000

 90.000

 80.000

 70.000

 60.000

 50.000

 40.000

 30.000

2.1.7 Entwicklung Teilleistungen
Zur Förderung des Wettbewerbs auf dem Markt für lizenzpflichtige Postdienstleistungen ist das
marktbeherrschende Unternehmen Deutsche Post AG mit ihren verbundenen Unternehmen gesetzlich
verpflichtet, Zugänge zu ihren Briefnetzen zu gewähren.

Beim Angebot von Teilleistungen erbringt die Deutsche Post AG nur einen Teil der zur postalischen
Wertschöpfungskette gehörenden Leistungen. Vorleistungen (auch „teilleistungsrelevante Eigenleistungen“
genannt) werden von den einliefernden Kunden bzw. Wettbewerbern erbracht. Zu diesen Wettbewerbern
gehören insbesondere die sog. Konsolidierer, die Briefsendungen verschiedener Versender einsammeln und
zur Weiterbeförderung durch die Deutsche Post AG zusammenführen und teilleistungskonform aufbereiten.

Die Zugänge zu diesen Teilleistungen stehen Wettbewerbern und Kunden (Großversendern) zu gleichen
Bedingungen zur Verfügung und sind vom marktbeherrschenden Unternehmen diskriminierungsfrei zu
gewähren.

Während zu Beginn der schrittweisen Öffnung des Briefmarkts im Jahr 1998 der Wettbewerb zunächst von
konkurrierenden Ende-zu-Ende-Dienstleistungen geprägt war, also Beförderungsdienstleistungen, bei denen
vom Einsammeln der Briefsendungen bis zur Zustellung beim Empfänger sämtliche Stufen der postalischen
Wertschöpfungskette durch den Wettbewerber eigenständig erbracht wurden, entwickelte sich seit dem Jahr
2005 zunehmend ein Wettbewerbsmodell, das auf dem Zugang zum Netz der Deutschen Post AG basiert.

So lieferten Wettbewerber - neben den vollständig selbst erbrachten Beförderungsleistungen in Höhe von
2,8 Mrd. Briefen im Jahr 2016 - zusätzlich weitere rund 1,4 Mrd. Sendungen im Rahmen von
Teilleistungsverträgen zur Weiterbeförderung bei der Deutschen Post AG ein.
BUNDESNETZAGENTUR | 19

Abbildung 13: Sendungsmengen der Wettbewerber im Briefbereich nach Produktgruppen (in Mrd. Stück)

 3,0

 2,5

 2,0

 1,5

 1,0

 0,5

 0,0
        2005    2006     2007     2008     2009    2010     2011   2012    2013     2014    2015    2016

                                Vollständig erbrachte Leistungen       Teilleistungen

Teilleistungen haben für den Markt eine große Bedeutung. In 2016 wurden knapp zehn Mrd. Sendungen mit
einem Umsatz von rund 4,6 Mrd. € als Teilleistungen befördert. Dies sind rund 63 Prozent aller
Briefsendungen im Briefmarkt bei ca. 49 Prozent des Gesamtumsatzes.

Dabei handelt es sich ausnahmslos um Sendungen mit Sonderkonditionen. Die von der Deutschen Post AG
gewährten Preisermäßigungen liegen derzeit zwischen ein Prozent und bis zu 44 Prozent bezogen auf den
regulären Briefpreis, je nach erbrachter Vorleistung des Einlieferers, nach der eingelieferten Sendungsmenge
und nach dem Vertragstyp.
20 | BUNDESNETZAGENTUR

Abbildung 14: Sendungsmengen im Briefbereich gesamt / Teilleistungen (in Mrd. Stück)

Seit dem Jahr 2001 hat die Deutsche Post AG zwischen 73 (niedrigster Wert, 2015) und 606 (Höchstwert, 2003)
Teilleistungsverträge für den Zugang zu Briefzentren BZA/BZE (Briefzentrum Abgang / Briefzentrum
Eingang) mit Endkunden neu abgeschlossen. Hierbei handelt es sich um Großversender, die aufgrund hohen
Sendungsaufkommens die erforderlichen Mengenvoraussetzungen zur Einlieferung in Briefzentren mit der
eigenen Geschäfts- bzw. Werbepost erreichen.

Mit Wettbewerbern hat die Deutsche Post AG im gleichen Zeitraum zwischen zwei (niedrigster Wert, 2002)
und 201 (Höchstwert, 2005) Teilleistungsverträge BZA/BZE neu abgeschlossen. Der sprunghafte Anstieg im
Jahr 2005 resultierte aus dem Beginn des Konsolidierungs-Geschäftsmodells der Wettbewerber.
BUNDESNETZAGENTUR | 21

Abbildung 15: Entwicklung der Neuabschlüsse der Teilleistungsverträge BZA und BZE seit 2000

2.1.8 Preisentwicklung
Die Preise für die gängigen Basis-Produkte der Deutschen Post AG weisen seit Beginn der Marktregulierung
im Jahr 1998 insgesamt nur moderate Veränderungen auf. Während mit Beginn des ersten Price-Cap-
Verfahrens ab 2003 zunächst durchweg Entgeltreduzierungen zu verzeichnen waren, haben sich in den Jahren
bis 2013 die Preise nur geringfügig verändert. Erst mit den Preiserhöhungen beim Standardbrief ab dem Jahr
2013 ging die langjährige Phase stabiler Preise zu Ende.

Dennoch ist festzustellen, dass im Vergleich zum Jahr 1998 lediglich der Standard- und der Maxibrief höhere
Preise aufweisen. Kompakt- und Großbrief sowie die Postkarte liegen unterhalb der Preise von 1998. Das
aktuelle Price-Cap-Verfahren sieht vor, dass die Preise für die nationalen und internationalen Basis-Produkte
sowie der Zusatzleistungen (Einschreiben u. a.) bis Ende 2018 unverändert bleiben. Etwaige
Preisveränderungen sind demnach ggf. erst ab dem Jahr 2019 wieder möglich.

 Tabelle 2: Preisentwicklung Basis-Produkte der Deutschen Post AG 1998 bis 2016
                         1998-    2003-                2006-
                                             2005                 2013     2014      2015     ab 2016
                         2002     2004                 2012
Standardbrief bis 20 g     0,56    0,55       0,55         0,55    0,58     0,60      0,62       0,70
Kompaktbrief bis 50 g      1,12    1,00       0,95         0,90    0,90     0,90      0,85       0,85
Großbrief bis 500 g        1,53    1,44       1,44         1,45    1,45     1,45      1,45       1,45
Maxibrief bis 1000 g       2,25    2,20       2,20         2,20    2,40     2,40      2,40       2,60
Postkarten                 0,51    0,45       0,45         0,45    0,45     0,45      0,45       0,45
22 | BUNDESNETZAGENTUR

Die von der Deutschen Post AG angebotenen Briefbeförderungsleistungen sind auch nach den jüngsten
Preiserhöhungen beim Standardbrief erschwinglich. Im Vergleich zur Entwicklung des
Lebenshaltungskostenindex seit Anfang 1998 bleibt die durchschnittliche Briefpreisentwicklung bei den
Basisprodukten deutlich hinter der Inflation zurück.

Abbildung 16: Entwicklung Inflationsrate und Briefpreise 1998 - 2016

Das Diagramm kann folgendermaßen gelesen werden: Ein Produktkorb, der die durchschnittliche Nachfrage
nach den gängigsten Briefdienstleistungen abbildet und Ende 1997 durchschnittlich 1,00 € gekostet hat, wäre
bei einem Durchschnittspreis in Höhe von 1,279 € im Jahr 2016 inflationsbereinigt genauso teuer / günstig
wie Ende 1997. Der derzeitige Durchschnittspreis beträgt jedoch lediglich 1,057 €. 8

8   Hier ist darauf hinzuweisen, dass der Nachweis der Erschwinglichkeit im Sinne der PUDLV eine genaue Nachbildung der
durchschnittlichen Nachfrage eines Haushalts im Jahr 1997 nach Briefdienstleistungen erfordert. Die hier vorgenommene
Gewichtung entspricht nicht exakt der durchschnittlichen Nachfrage eines Haushalts im Jahr 1997, kann aber als plausible
Annäherung hieran gesehen werden.
BUNDESNETZAGENTUR | 23

2.1.9 Ausblick Briefmarkt
Die Veränderung im Kommunikationsverhalten, insbesondere bei schriftlichen / textlichen Nachrichten,
schreitet immer weiter voran. Während im Jahr 1997 in Deutschland noch durchschnittlich 400 Mio. SMS und
weniger als 7 Mrd. E-Mails jährlich versandt wurden, sind es im Jahr 2015 rund 22 Mrd. SMS und über 600
Mrd. E-Mails. Hinzu kommen die in den 90er Jahren noch unbekannten Social-Media-Dienste wie WhatsApp,
Twitter oder Facebook. Allein in Deutschland werden zusätzlich zu E-Mails und SMS mittlerweile täglich
mehr als 400 bis 500 Mio. WhatsApp-Nachrichten versandt, mit weiter steigender Tendenz.

Die zunehmende Nutzung elektronischer Kommunikationsformen hat dabei das Sendungsaufkommen
physischer Briefkommunikation bislang weniger stark beeinflusst, als die Masse an versandten
Kurznachrichten, Mitteilungen und E-Mails vermuten lassen könnte. In diesem Zusammenhang ist zudem
festzustellen, dass erste elektronische Medien, wie z. B. die SMS, ihren Nutzungs-Zenit (Höchstmenge in 2012:
163 Mio. SMS täglich) bereits überschritten haben und zunehmend durch Messenger-Dienste wie WhatsApp
abgelöst werden.

Einen größeren Einfluss auf das klassische Briefaufkommen dürfte perspektivisch in der zunehmenden
Online-Bereitstellung von Mitteilungen, Rechnungen, Konto- und Auftragsinformationen etc. über Online-
(Kunden)Portale zu sehen sein, die in der Regel direkt beim Absender der Nachricht geführt werden. Immer
mehr Banken, Mobilfunkanbieter, Energieversorger oder mittlerweile auch verstärkt
Versicherungsgesellschaften bieten diesen Service an bzw. setzen die Nutzung ggf. zwingend voraus. Ein
zunehmender Teil der Korrespondenz mit diesen Unternehmen erfolgt somit nur noch digital und auch nicht
mehr notwendigerweise mit E-Mails. Diese werden dann allenfalls zur Information des Kunden versandt, dass
z. B. die aktuelle Monatsrechnung im Online-Kundenkonto bereitsteht und abgerufen werden kann.

Auch Initiativen, die zur einer stärkeren Nutzung eines rechtssicheren E-Mail-Verkehrs (De-mail) sowie zur
stärkeren Nutzung elektronischer Kommunikation mit Behörden und Gerichten führen, dürften Einflüsse auf
die weitere Mengenentwicklung im Briefmarkt haben.

Im Zuge eines zunehmenden Substitutionsdrucks werden für alle Teilbereiche der Briefpost Rückgänge
erwartet. Dabei bildet die klassische Privat- und Geschäftskundenpost mit einem erwarteten
durchschnittlichen Rückgang zwischen 1,8 Prozent und 4,8 Prozent p. a. das obere Ende und Werbesendungen
mit einem prognostizierten Rückgang zwischen 0,4 Prozent und 2,3 Prozent p.a. das untere Ende der
Bandbreite ab (siehe Tabelle 3).

Für die Dekade 2010 – 2020 werden für den gesamten Markt Rückgänge zwischen 1,4 Prozent und 3,4 Prozent
p. a. erwartet.
24 | BUNDESNETZAGENTUR

 Tabelle 3: Entwicklung Briefmengen 2010-2020 (in %)

                                               Mengenveränderung             Durchschnittliche Änderungsrate
                                                  2010-2020                             pro Jahr

                                             maximal            minimal        maximal            minimal

Private Briefpost                                 -33,8             -16,6            -4,0               -1,8

Geschäftliche Briefpost an Unternehmen            -39,2             -21,7            -4,8               -2,4

Geschäftliche Briefpost an
                                                  -32,9             -17,2            -3,9               -1,9
Privatpersonen

Werbesendungen                                    -20,4              -4,1            -2,3               -0,4

Pressesendungen (Fremdzustellung)                 -28,1             -18,3            -3,2               -2,0

Gesamt                                            -28,9             -13,3            -3,4               -1,4

Quelle: WIK

Ausgehend vom Jahr 2007, in dem das größte Sendungsvolumen erzielt wurde, beträgt der Rückgang bis
einschließlich 2016 etwa 1,3 Prozent p. a. und liegt somit am unteren Rand des durchschnittlich erwarteten
Mengenrückgangs.

Die zunehmende E-Substitution kann gleichwohl perspektivisch zu erheblichen Mengenrückgängen führen.
Die Entwicklung in anderen europäischen Ländern zeigt in welchem Umfang das Mengenvolumen
(adressierte Briefe) seit Anfang der 2000er Jahre zurückgeht.
BUNDESNETZAGENTUR | 25

Tabelle 4: Rückgang Briefmengen in augewählten Ländern seit 2000 (in %)

                                 Rückgang Briefmengen            Rückgang Briefmengen
                                 (adressiert) seit 2000          (adressiert) in 2016

Dänemark                                                  -74                            -19

Schweden                                                  -42                             -6

Niederlande                                               -60                           -7,9

Norwegen                                                  -31                          -10,9

Großbritanien                                             -35                             -3

Finnland                                                  -33                             -7

Deutschland                                               -5,4                             -

Quelle: UPU, Geschäftsberichte, eigene Berechnungen

Ein Extrembeispiel stellt die Entwicklung der Briefmengen in Dänemark dar. In keinem europäischen Land ist
die Digitalisierung weiter fortgeschritten: Angefangen bei der elektronischen Patientenakte, einer
einheitlichen elektronischen Signatur für jeden Bürger, dem Online-Bürgerportal bis hin zur mittlerweile
zwingenden Nutzung eines digitalen Postkastens, der sog. "E-Boks", die für jeden Dänen ab dem 15.
Lebensjahr verpflichtend ist. In der Folge ist das gesamte Briefvolumen in den Jahren 2000 bis 2016 um
insgesamt 74 Prozent zurückgegangen.

Im Jahr 2016 hat sich dieser Trend nochmals verstärkt. Der Gesamtmarkt (mengenbezogen) ging - obgleich
schon auf niedrigem Niveau - nochmals um 19 Prozent zurück.
26 | BUNDESNETZAGENTUR

2.2      Paketmarkt

2.2.1 Umsatz- und Absatzentwicklung
Eine zum Briefmarkt völlig entgegengesetzte Entwicklung zeigt der Paketmarkt. 9 Ausgehend von einem
weitgehend stagnierenden Mengenvolumen in den 90er Jahren – Mitte der 90er waren sogar leichte
Mengenrückgänge zu verzeichnen – hat ab dem Jahr 2000 der Markt deutlich an Dynamik gewonnen.

In den letzten 15 Jahren haben sich Mengen und Umsätze mehr als verdoppelt. Während Mitte der 90er Jahre
mit der Beförderung von etwa 1 Mrd. Paketen p. a. etwa 3,4 Mrd. € erwirtschaftet wurde, beförderten die
Paketdienstleister im Jahr 2016 mehr als 2,5 Mrd. Sendungen und erreichten Umsätze von rund 10,2 Mrd. €.

Abbildung 17: Entwicklung Umsätze und Absätze Paketmarkt 1995 - 2016

Ausgehend vom Umsatzvolumen hat der Paketmarkt den Briefmarkt mittlerweile überholt. Auch hierdurch
wird der Bedeutungswandel im Postmarkt quantitativ sichtbar: Pakete nehmen im Vergleich zu Briefen an
Bedeutung immer weiter zu. Ein Ende der positiven Entwicklung ist bislang für das Standardpaketsegment
nicht abzusehen.

9   Hier wird ausschließlich das Segment der Standardpaketbeförderung betrachtet; Express- und
Kurierbeförderungsleistungen bleiben außen von.
BUNDESNETZAGENTUR | 27

2.2.2 Stand des Wettbewerbs
Bei Betrachtung der Marktanteilsentwicklung der sog. „Big 5“-Anbieter im Paketmarkt (also DP DHL, Hermes,
DPD, UPS und GLS) 10 ist festzustellen, dass seit Ende der 90er Jahre nur sehr geringe Verschiebungen bei den
Marktanteilen stattgefunden haben.

Abbildung 18: Entwicklung Marktanteile (nach Mengen) 1999 - 2015 (in %)

Der größte Anbieter kann mit 49 Prozent wie schon Ende der 90er Jahre etwa die Hälfte des Marktes für sich
vereinnahmen. Auch bei den anderen Anbietern sind die Verschiebungen nur geringfügig.

Ein ähnliches Bild zeigt die Marktanteilsentwicklung bezogen auf die Umsätze. Hier zeigt sich, dass der größte
Anbieter seinen Marktanteil gegenüber 1999 leicht um drei Prozentpunkte auf 45 Prozent steigern konnte.
Auch bei den anderen Anbietern gibt es nur moderate Verschiebungen. Eine Ausnahme stellt der im Jahr 1999
umsatzseitig kleinste Anbieter („Nr. 5“) dar, der seinen Marktanteil bis zum Jahr 2015 um mehr als die Hälfte
auf 13 Prozent steigern konnte.

10   Der Anteil der sonstigen Anbieter bleibt aufgrund deren geringen Relevanz (Anteil < 1 Prozent) unberücksichtigt.
28 | BUNDESNETZAGENTUR

Abbildung 19: Entwicklung Marktanteile (nach Umsätzen) 1999 - 2015 (in %)

Unabhängig von der Entwicklung des jeweiligen unternehmensspezifischen Marktanteils, konnten alle
großen fünf Anbieter vom dynamischen Standard-Paketmarkt und dem damit einhergehenden enormen
Sendungs- und Umsatzwachstum partizipieren.

Mit Blick darauf, dass das Mengenwachstum im Wesentlichen durch den E-Commerce also durch klassische
B2C-Versandrelationen getrieben wird, ist zudem feststellen, dass die ehemals klassischen B2B-Anbieter, die
früher das B2C-Segement kaum bedient haben, vom Mengen- und Umsatzwachstum in besonderem Maße
partizipieren.

Der Anteil der B2C-Sendungen nimmt infolge des E-Commerce kontinuierlich zu und beträgt mittlerweile ca.
56 Prozent der insgesamt im Paketmarkt beförderten Sendungen.

Abbildung 20: Anteil B2C, B2B und C2X-Sendungen an Gesamtmenge (in %)

                                            C2X
                                             7

                         B2B
                          37

                                                      B2C
                                                       56
BUNDESNETZAGENTUR | 29

Mit Blick auf aktuelle Entwicklungen, wonach weitere große finanzstarke Anbieter in die Paketzustellung
einsteigen, bleibt abzuwarten, inwieweit dies – auch bei einem weiter steigenden Marktvolumen – zu
Veränderungen der bislang weitgehend statisch wirkenden Marktanteilsverhältnisse der bisherigen „Big 5“
führen wird.

2.2.3 Entwicklung Preise
In den letzten zehn Jahren haben sich die Durchschnittspreise je Standardpaket insgesamt leicht erhöht.
Während im Jahr 2005 der Durchschnittspreis 3,84 € pro Paket betrug, beträgt dieser im Jahr 2015 rund 4,08 €.
Dies entspricht einer Erhöhung um insgesamt rund 6 Prozent. Für das Jahr 2016 ist gleichwohl ein marginaler
Rückgang des Durchschnittspreises auf 4,07 € festzustellen:

Abbildung 21: Entwicklung Durchschnittspreise im Paketmarkt 2005 - 2016 (in €)
 4,40

 4,20

 4,00

 3,80

 3,60

 3,40

 3,20

 3,00
           2005       2010       2011       2012       2013       2014       2015        2016

Bei ausschließlicher Betrachtung der Durchschnittspreise der Deutschen Post DHL ist demgegenüber in den
letzten zehn Jahren eine Steigerung von insgesamt rund zehn Prozent festzustellen. Die Durchschnittspreise
der Deutschen Post DHL sind somit stärker gestiegen als im Branchendurchschnitt.

Bei Betrachtung der Listenpreise der Deutschen Post DHL für bestimmte Paketprodukte und Päckchen zeigt
sich folgende Entwicklung:
30 | BUNDESNETZAGENTUR

 Tabelle 5: Entwicklung Päckchen und Paketpreise Deutsche Post DHL 1998-2017 (in €)
                         1998         2003         2006       2010      2013      2016        2017
Päckchen (bis 2 kg)       3,53         4,10         3,90       4,10       4,10     4,50*       4,50*
Paket bis 5 kg            5,62         6,70         6,90       6,90       6,90      6,99        6,99
Paket bis 10 kg           6,39         9,70         6,90       6,90       6,90      8,99        9,49
Paket bis 20 kg           9,46        13,00         9,90     11,90**   11,90**   14,99**     16,49**

*Päckchen bis 1 kg: 4,00 €; **inkl. Umsatzsteuer

Danach ist – wie schon bei den Preisen für die Brief-Basisprodukte – auch für die Einzelpreise im Bereich der
Paketbeförderung festzustellen, dass im Zeitablauf zumeist nur moderate Erhöhungen stattgefunden haben.
Lediglich bei Paketen bis 20 kg haben sich auch im Zuge des Wegfalls der Umsatzsteuerfreiheit auf diese
Leistungen ab dem Jahr 2010 die Preise für Privatkunden und sonstige Einzelversender sichtbar erhöht.

Wenn neben dem Standardpaketmarkt auch Sendungen, die als Express- oder Kuriersendungen befördert
werden, betrachtet werden, ist festzustellen, dass deren Durchschnittspreise in den vergangenen 10 Jahren
stagnierten bzw. leicht zurückgegangen sind:

Abbildung 22: Preisentwicklung Express- und Kuriersendungen (in €)

 30,00

 25,00

 20,00

 15,00
                  2006             2010               2012             2016

                                   Kurier          Express

2.2.4 Ausblick
Im Bereich der Standardpaketbeförderung werden weiterhin signifikante Zuwächse erwartet. Die
Entwicklungen im Bereich des E-Commerce und die weitere Verzahnung mit der Möglichkeit mobilen
Online-Einkaufs (per Smartphone) sprechen für eine Fortsetzung des seit Jahren ungebrochenen
Wachstumstrends.

Zudem haben im Paketmarkt produktionsbedingte Veränderungen die Beförderungskette beschleunigt,
indem Verbesserungspotentiale umgesetzt wurden. Außerdem ist eine weitere Flexibilisierung der letzten
Meile aufgrund einer fortschreitenden Digitalisierung zu erwarten, die es ermöglicht, die Zustellwünsche der
Kunden umzusetzen, bevor der erste Zustellversuch an der Haustür unternommen wird.
BUNDESNETZAGENTUR | 31

Insbesondere Veränderungen im Konsumentenverhalten, die sich im Wesentlichen in der Entwicklung des
Onlinehandels widerspiegeln, zeigen einen anhaltenden Trend, der sich auch in den kommenden Jahren
fortsetzen dürfte.

Abbildung 23: Umsatzentwicklung im B2C-Onlinehandel 1999 - 2016 (in Mrd. €)

 50,0
                                                                                                                            44,0
 45,0
                                                                                                                     39,8
 40,0                                                                                                         37,1
                                                                                                       34,7
 35,0                                                                                           31,3
 30,0                                                                                    26,3
                                                                                  23,9
 25,0                                                                      21,8
                                                                    19,7
 20,0                                                        17,8
                                                      15,7
                                               13,8
 15,0                                   12,1
                                 10,2
 10,0                      7,5
                     4,6
  5,0    1,1   2,3
  0,0
        1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016

Quelle: GfK, HDE

Im Jahr 1999 betrug der Umsatz im B2C-Onlinehandel lediglich eine Mrd. €. Zu dieser Zeit, beschränkten sich
(heute) große Online-Anbieter im Wesentlichen auf den Verkauf von Büchern und CD´s. Der klassische
Versandhandel (Quelle, Neckermann u. a.) erfolgte damals noch weitgehend auf dem üblichen Weg (also per
Bestellschein, der per Briefpost verschickt wurde, per Telefon oder per Fax) – nicht aber online.

Seit Anfang der 2000er Jahre zeigt der Entwicklungstrend stetig nach oben. Selbst in den konjunkturell
angespannten Jahren 2002 / 2003 wie auch im Jahr 2009 sind die Umsätze im B2C-Onlinehandel kräftig
gestiegen. Im Jahr 2016 beträgt der prognostizierte Umsatz durch E-Commerce ca. 44 Mrd. €, mit weiter
steigender Tendenz. Mit dem Bereich Lebensmittelversand rückt zudem allmählich ein Bereich in den Fokus,
in dem weiteres enormes Wachstumspotential für den Onlinehandel besteht.

Die weitere Entwicklung des Standard-Paketsegments als auch des Express- und (lokalen) Kurierbereichs, die
im Zuge von „sameday“- Zustellungen und in Ballungszentren sogar Ein- bis Zwei- Stunden-Zustellungen
neue Bedeutung erhalten, dürfte hierdurch weiter positiv beeinflusst werden.
32 | BUNDESNETZAGENTUR

3.      Versorgung mit Postdienstleistungen / Universaldienst
3.1     Entwicklung Filialen, Briefkästen, Brieflaufzeiten Deutsche Post AG
Kurz nach der Wiedervereinigung verfügte die Deutsche Bundespost über mehr als 29.000 Filialen. Der
Rückbau erfolgt dann zu einem Großteil in den 90er Jahren, sodass zum Zeitpunkt des Inkrafttretens des
Postgesetzes noch rund 15.000 Filialen vorgehalten wurden. Anfang der 2000er Jahre wurde die Anzahl der
Filialen nochmals reduziert und hat sich in den letzten Jahren bei rund 13.000 Filialen eingependelt. Die
PUDLV gibt eine Mindestzahl von 12.000 vor.

Die Filialen der Deutschen Post AG werden hauptsächlich im Agenturbetrieb geführt. Teilweise werden sie
auch durch die Postbank betrieben. Über unternehmenseigene Filialen verfügt die Deutsche Post AG kaum
noch.

Eine ähnliche Entwicklung zeigt die Zahl der Post-Briefkästen: Ausgehend von mehr als 140.000 Briefkästen
Ende der 90er Jahre, hat die Deutsche Post AG in kurzer Zeit Anfang der 2000er Jahre Briefkästen in großer
Zahl abgebaut. In Anlehnung an eine frühere Selbstverpflichtung hält sie seitdem die Zahl der Briefkästen bei
etwa 110.000 konstant.

Die PUDLV gibt hinsichtlich der Versorgung mit Post-Briefkästen lediglich ein Entfernungskriterium vor
(d. h. Kunden in Wohngebieten haben maximal 1.000 Meter zurückzulegen, bis sie einen Briefkasten
erreichen). Allein nach dem Entfernungskriterium wäre eine flächendeckende Versorgung grundsätzlich auch
mit weniger Briefkästen erreichbar. Die Deutsche Post hält somit – gewissermaßen freiwillig – mehr Filialen
und Briefkästen vor, als sie nach den Vorgaben der PUDLV müsste.

Abbildung 24: Entwicklung stationärer Einrichtungen und Briefkästen der Deutschen Post AG 1997 - 2017
BUNDESNETZAGENTUR | 33

Die Brieflaufzeiten der Deutschen Post AG für die Beförderung von Einzelbriefsendungen hat sich mit Blick
auf die Quote der am nächsten Werktag zugestellten Briefe (E+1) insgesamt nur geringfügig verändert und
liegt derzeit bei rund 89 Prozent. Die Quote der bis zum übernächsten Werktag zugestellten Einzelbriefe (E+2)
liegt mit derzeit 98,5 Prozent weitgehend unverändert auf dem Niveau von 1998.

Die nach PUDLV geforderten Laufzeitvorgaben (80 % E+1 und 95 % E+2) sind somit hinreichend erfüllt.

Abbildung 25: Entwicklung Brieflaufzeiten (E+1 / E+2) aus Verbrauchersicht 1998 – 2017 (in %)

 100
  90                98,9                   98,9                   99,4                   98,5
             88,1                   87,9                   93,7                   88,7
  80
  70
  60
  50
  40
  30
  20
  10
   0
                1998                   2004                   2011                  2017

                                              E+1    E+2

Die Bundesnetzagentur hat bis Ende 2004 eigene Laufzeitmessungen aus Verbrauchersicht vorgenommen. Es
wurde diejenige Laufzeit ermittelt, die sich ab Einwurf eines Briefes in den Briefkasten oder ab dessen
Einlieferung bei einer Annahmestelle zu üblichen Geschäftszeiten bis zur Zustellung beim Empfänger
ergeben.

Die Laufzeitmessungen der Deutschen Post AG beziehen sich demgegenüber auf die innerbetriebliche
Laufzeit. Das heißt, gemessen wird diejenige Zeit, die sich ab dem Zeitpunkt der Leerung des Briefkastens bzw.
ab dem Zugang in die Bearbeitung bei der Deutschen Post AG ergibt.
34 | BUNDESNETZAGENTUR

Die Laufzeit nach innerbetrieblicher Sicht ist gegenüber der Verbrauchersicht grundsätzlich kürzer:

Abbildung 26: Brieflaufzeiten – Verbrauchersicht / betriebliche Sicht

Auch aus betrieblicher Sicht hat sich die Laufzeit seit dem Jahr 1998 nur geringfügig verändert. Während im
Jahr 1998 die E+1-Laufzeitquote bei über 94 Prozent lag, beträgt sie in 2016 rund 93 Prozent. Die
innerbetriebliche Laufzeitquote E+2 liegt seit 1998 nahezu unverändert bei rund 99 Prozent.

Die Laufzeitmessungen der Deutschen Post AG richten sich nach der in der Europäischen Norm EN 13850
festgelegten Messmethodik. Gemessen wird die sog. Transit-Zeit, die der betrieblichen Laufzeit entspricht. Es
handelt es sich um ein Messverfahren, das mit den europäischen Vorgaben in Einklang steht und in vielen
europäischen Ländern Anwendung findet.

Seit der Einstellung der eigenen Laufzeitmessungen erfolgt die Prüfung der Einhaltung der nationalen
Qualitätsnormen gemäß PUDLV durch die Bundesnetzagentur auf der Grundlage der Messdaten der
Deutschen Post AG. Dafür ermittelt die Deutsche Post AG neben den Laufzeitdaten aus betrieblicher Sicht
nach der Norm EN 13850 auch eine zusätzliche Auswertung mit den Laufzeitdaten aus Verbrauchersicht.
Auch die Ergebnisse aus Verbrauchersicht lagen immer über den Anforderungen der PUDLV

3.2   Beitrag Wettbewerber zum Universaldienst
Hinsichtlich des Beitrags der Wettbewerber zur flächendeckenden Versorgung ist zwischen Brief und Paket zu
unterscheiden:

Zu Beginn der Marktöffnungsphase verfügten Wettbewerber im Briefbereich naturgemäß über keine bzw. nur
eine äußerst geringe Zahl an stationären Einrichtungen und Briefkästen.

Im Jahr 2006 Jahren konnten Wettbewerber bereits rund 2.000 stationäre Einrichtungen (zumeist
Verkaufsstellen von Briefmarken) und rund 5.400 Briefkästen aufweisen. Im Jahr 2015 haben sie diese weiter
gesteigert: auf ca. 5.100 stationäre Einrichtungen und rund 7.000 Briefkästen.

Im Paketbereich bestanden demgegenüber - insbesondere mit den Hermes-Paketshops - schon seit vielen
Jahren zahlreiche Alternativen für Kunden (insbesondere auch Privatkunden) Pakete abzuholen und
aufzugeben. Im Jahr 2008 existierten bereits mehr als 16.000 Paketshops von Wettbewerbern. Im Zuge des
Aufbaus von Paketshops auch bei anderen großen Paketdienstleistern hat sich die Zahl im Jahr 2015 auf mehr
als 28.000 Paketshops erhöht.
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