Frauen in der industriellen Forschung - Mehr Schwung für Europa Konferenzbericht: Berlin, 10 - Oktober 2003
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Frauen in der industriellen Forschung Mehr Schwung für Europa Konferenzbericht: Berlin, 10. - 11. Oktober 2003
Impressum Herausgeber Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Referat Publikationen; Internetredaktion 11055 Berlin Bestellungen schriftlich an den Herausgeber Postfach 30 02 35 53182 Bonn oder per Tel.: 01805 - 262 302 Fax: 01805 - 262 303 (0,12 Euro/Min.) E-Mail: books@bmbf.bund.de Internet: http://www.bmbf.de Redaktion Projektträger im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) Gestaltung Projektträger im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) Druckerei Buch- und Offset-Druckerei GmbH Richard Thierbach, Mühlheim an der Ruhr Bonn, Berlin 2004 Gedruckt auf Recyclingpapier
Frauen in der industriellen Forschung Mehr Schwung für Europa Konferenzbericht: Berlin, 10. - 11. Oktober 2003
4 An der Organisation der Konferenz und der Vorbereitung die- ser Veröffentlichung waren viele beteiligt, denen für ihre Unter- stützung gedankt werden soll. Unser Dank gilt zunächst Ulrike Ufert-Hoffmann und Jürgen Bartsch, Direktor der Dresdner Bank in Berlin, dafür, dass wir an diesem wunderbaren Ort tagen durften. Außerdem gilt unser Dank: dem Team des EU-Büros für die Organisation der Konferenz: Christiane Wehle, Katja Goertz, Monika Schuler, Klaudia Wallau und Christine Zirkel; Nina Sartori und Cornelia Schneider für die Erstellung des Konferenz- berichts. Dank gilt auch dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF): Christina Hadulla-Kuhlmann, Maria Brosch, Julie Klein und Hildegard Brands, sowie der EU-Generaldirek- tion Forschung: Vera Fehnle, Marianna Major und Valerie Gobbe für die Vorbereitung, Dr. Rainer Gerold, Direktor Wissen- schaft und Gesellschaft, Pierre Bismuth und Amy Simpson von Schlumberger Ltd. für die CEO Initiative.
5 Bericht zur Konferenz Frauen in der industriellen Forschung - Mehr Schwung für Europa 10. – 11. Oktober 2003, Berlin Im Oktober 2003 war die Dresdner Bank am Pariser Platz in Berlin Gastgeber für die Konferenz "Frauen in der industriel- len Forschung - Mehr Schwung für Europa". Das Gebäude wurde von dem Architekturbüro von Gerkan, Marg und Partner entworfen und 1997 eröffnet. Es bietet Platz für über 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschiedener Unternehmenseinheiten, darunter die Repräsentanzen der Allianz Group und des Vorstandes der Dresdner Bank AG, sowie der Geschäftsleitung der Dresdner Bank Region Ost. Es ist außerdem Forum für Gesprächsrunden, Lesungen, Vorträge, Konzerte und Konferenzen wie "Frauen in der industriellen Forschung". Konferenzorganisation: Kontaktstelle „Frauen in die EU-Forschung“ EU-Büro des BMBF, PT-DLR Veranstalter: Bundesministerium für Bildung und Forschung Europäische Kommission
6 Edelgard Bulmahn Vorwort Vorwort Ich freue mich über das große Interesse der deutschen und europäischen Unternehmen an der Konferenz "Frauen in der industriellen Forschung - Mehr Schwung für Europa", die am 10. und 11. Oktober 2003 in Berlin stattfand. 350 Expertinnen und Experten diskutierten gemeinsam, wie dauerhaft mehr Frauen für die industrielle Forschung in Europa gewonnen werden können. Alle waren sich einig: Um im internationalen Wettbe- werb konkurrenzfähig zu sein, müssen wir die Innovations- fähigkeit des Europäischen Forschungsraumes verbessern. Edelgard Bulmahn Nur bei voller Einbeziehung des vorhandenen Potenzials an Bundesministerin für Forscherinnen kann das anspruchsvolle Ziel, Innovationen zu Bildung und Forschung schaffen und unsere Gesellschaft fortschrittlich zu gestalten, verwirklicht werden. Es muss uns gelingen, eine Kultur zu schaffen, die die sich wandelnde Rolle der Frau in der heuti- gen Gesellschaft nicht nur akzeptiert, sondern die damit ver- bundenen Chancen erkennt und nutzt. Der im Rahmen der neuen EU-Initiative zur Stärkung der Beteiligung von Frauen in der industriellen Forschung (Women in Industrial Research - WIR) vorgelegte Sachver- ständigenbericht hat den Handlungsbedarf sehr deutlich ge- macht und gemeinsame Aktionen gefordert. Die notwendi- gen Veränderungen werden nur in der Zusammenarbeit von Frauen und Männern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Poli- tik möglich sein. Die besten Strategien müssen verglichen, diskutiert und umgesetzt werden. Die Konferenz "Frauen in der industriellen Forschung - Mehr Schwung für Europa" war ein großer Schritt auf diesem Weg. Edelgard Bulmahn Bundesministerin für Bildung und Forschung
Vorwort Philippe Busquin 7 Vorwort In der derzeitigen Situation, in der bei der Erreichung der Zie- le von Lissabon und Barcelona nur langsam Fortschritte ge- macht werden, muss Europa nicht nur mehr finanzielle Res- sourcen mobilisieren, um die Ziele von Lissabon und Barcelo- na zu erreichen, sondern auch die Humanressourcen besser nutzen. Bis zum Jahr 2010 wird Europa weitere 700.000 Forsche- rinnen und Forscher benötigen; die Mehrheit von ihnen wird im privaten Sektor arbeiten. Ohne eine bessere Entwicklung und Nutzung des Potenzials hoch qualifizierter Frauen wird Europa nicht in der Lage sein, dieses Ziel zu erreichen. In Berlin haben wir zusammen mit über 350 Expert- Philippe Busquin innen und Experten aus der ganzen Welt, in erster Linie aus EU-Kommissar für führenden Forschungsunternehmen und der Industrie, disku- Forschung tiert, welche Schritte unternommen werden müssen, um den Wandel in Europa zu beschleunigen. Konzertierte Aktionen sind erforderlich, wenn die Zahl der Forscherinnen in der In- dustrie bis zum Jahr 2010 vervierfacht werden soll, wie dies von der hochrangigen Expertengruppe "Frauen in der Indus- triellen Forschung" (Women in Industrial Research) vorgeschla- gen wurde. Andrew Gould, CEO von Schlumberger Ltd., hatte die Initiative ergriffen und eine Gruppe von Managern interna- tionaler, in der Forschung tätiger Unternehmen gegründet. In Berlin stellte er den "Wake up Call from CEOs" vor, ein Posi- tionspapier, das von sieben CEOs unterzeichnet ist, die sich dazu verpflichten, in fünf Schlüsselbereichen aktiv zu wer- den. Die Industrie hat somit die Führungsrolle bei der För- derung von Veränderungen übernommen. Dies kann jedoch nicht nur auf Unternehmen beschränkt bleiben: Auch im uni- versitären Bereich ist ein radikaler Wandel in der Forschungs- kultur notwendig. Bildungseinrichtungen und die Gesell- schaft als Ganzes müssen mehr Frauen für die Forschung und technologische Entwicklung in Europa gewinnen. Die Ergebnisse und Empfehlungen, die in dieser Publi- kation vorgestellt werden, bieten eine wichtige Grundlage für Aktionen auf europäischer, nationaler, regionaler und institutioneller Ebene. Der Aktionsplan wird gemeinsam mit den Mitgliedstaaten, den Unternehmen, öffentlichen Einrich- tungen und anderen Beteiligten weiter verfolgt. Ich möchte allen danken, die sich an der Vorbereitung, der Organisation und den Diskussionen der Konferenz beteil- igt haben. Philippe Busquin EU-Kommissar für Forschung
8 Inhalt Frauen in der industriellen Forschung Mehr Schwung für Europa Konferenzbericht: Berlin, 10. - 11. Oktober 2003 Ergebnisse und Empfehlungen: Die WIR-Konferenz auf einen Blick Helga Ebeling, EU Kommission, Generaldirektion Forschung..............................................................................................................................10 Kapitel 1 - Eröffnung: Frauen in der industriellen Forschung - Mehr Schwung für Europa Europa braucht mehr Forscherinnen Philippe Busquin, EU-Kommissar für Forschung ....................................................................................................................................................14 Die Tore zur Karriere öffnen Wolf-Michael Catenhusen, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung ....................................................................16 Die Wirtschaft sieht dringenden Handlungsbedarf Andrew Gould, Schlumberger Ltd. ............................................................................................................................................................................18 Positionspapier der Chief Executive Officers (CEOs) Schlumberger Ltd., Airbus, Siemens, Air Liquide, EADS, Hewlett Packard, Rolls Royce ................................................................................23 Ein Alarmsignal für Europas Unternehmen - Präsentation des WIR - Berichtes Prof. Dr. Helga Rübsamen-Waigmann, Bayer AG ................................................................................................................................ ....................24 Statistische Analysen und gute Beispiele in Unternehmen - Präsentation der WIR - Studie Prof. Dr. Danièle Meulders, Université Libre de Bruxelles .....................................................................................................................................28 Chancengleichheit im Fokus der Wirtschaft - Einige Unternehmen gehen mit gutem Beispiel voran Susan Bowick, Hewlett-Packard Company, Gill Gordon, Schlumberger Ltd., Dr. Peter Ramm, Siemens AG ................................................29 Kapitel 2 - Wichtige Aktionsfelder: Berichte aus den Workshops Workshop 1 - Junge Wissenschaftlerinnen Barbara Schwarze, Kompetenzzentrum Frauen in Informationsgesellschaft und Technologie ...................................................................31 Workshop 2 - Karrieren von Frauen in der industriellen Forschung Isabel Beuter, Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung (CWS) ........................................................................................36 Workshop 3 - Stärkung der Beteiligung von Frauen an Innovationen und Unternehmensgründungen Dr. Friederike Welter, Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) ..............................................................................40 Workshop 4 - Verbesserung der Informationsgrundlage Christa Revermann, Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft ...................................................................................................................44 Workshop 5 - Frauen auf Spitzenpositionen in der industriellen Forschung Isabel Beuter, Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung (CWS) ........................................................................................50
Inhalt 9 Kapitel 3 - Beiträge zum Abschluss der Konferenz Reflexionen über die Konferenz Prof. Dr. Teresa Rees, Cardiff University, Vereinigtes Königreich ........................................................................................................................54 Grußrede im Namen von Letizia Moratti, Ministerin für Bildung, Hochschulen und wissenschaftliche Forschung, Italien Prof. Dr. Francesca Cantù, Università degli Studi Roma Tre, Italien ....................................................................................................................56 Positionspapier von Claudie Haigneré, Ministerin für Forschung und neue Technologien, Frankreich Michèle Baron, Ministère à la Recherche et aux Nouvelle Technologies ...........................................................................................................57 Anhang Kurzbiographien der Sprecherinnen und Sprecher.......................................................................................................................................58 Teilnehmerinnen und Teilnehmer ......................................................................................................................................................................70 Programm ...................................................................................................................................................................................................................77
10 Zusammenfassung Ergebnisse und Empfehlungen: Die WIR-Konferenz auf einen Blick Die Konferenz brachte einen deutlichen Konsens: Die Europa braucht mehr Frauen in der industriellen Forschung und mehr Frauen, die Naturwissenschaften und Technik Geschlechtergleichheit in der europäischen Forschung studieren! muss dringend auch von der Wirtschaft verbessert wer- Bei der Eröffnung der Konferenz unterstrich Kommissar Philippe Busquin, Generaldirektion Forschung, dass Europa den. Europa braucht mehr Frauen in der industriellen in den nächsten Jahren 700.000 zusätzliche Forscherinnen und Forscher braucht, um das vom Europäischen Rat im Früh- Forschung - und mehr Frauen, die Naturwissenschaften jahr 2002 in Barcelona vereinbarte Ziel, die Investitionen für Forschung und Entwicklung bis 2010 auf 3 % des Bruttoinland- und Technik studieren. Von Helga Ebeling. produktes (BIP) zu erhöhen, zu erreichen. Bereits heute ist et- wa die Hälfte der Forscherinnen und Forscher in der Europä- Mehr als 350 Fachleute aus über 40 Ländern, mehrheitlich ischen Union in der Wirtschaft beschäftigt. Und in den letzten aus der Wirtschaft aber auch aus Forschungsinstituten, Uni- Jahren war der Zuwachs an Forscherinnen und Ingenieur- versitäten und Hochschulen, nationalen Regierungen, inter- innen in der industriellen Forschung und Entwicklung am nationalen Organisationen und statistischen Ämtern trafen höchsten (33% im Zeitraum 1995 bis 2000). Dennoch lag der sich in Berlin, um geeignete Maßnahmen zur stärkeren Ein- Anteil von Forscherinnen im Wirtschaftssektor in der EU zu- stellung und Förderung des Verbleibs und der beruflichen letzt lediglich bei 15% (variierend von 9% in Österreich bis zu Entwicklung von Frauen in der industriellen Forschung zur 28% in Irland bzw. 55% in Lettland). Stärkung der europäischen Forschung und der Wettbewerbs- Wolf-Michael Catenhusen, Staatssekretär im Bundesminis- fähigkeit Europas zu diskutieren. Konsens war, dass die Gleich- terium für Bildung und Forschung, forderte die Unterneh- stellung von Frauen in Unternehmen aus wirtschaftlichem men vor allem auf, mehr Wissenschaftlerinnen einzustellen. Interesse dringend vorangebracht werden muss. Er unterstrich dabei die Notwendigkeit, vor allem in Deutsch- Der Anfang des Jahres von einer internationalen Exper- land die Kinderbetreuung deutlich zu verbessern. tengruppe im Auftrag der Europäischen Kommission vorge- legte “WIR-Bericht: Frauen in der industriellen Forschung. Vorstandsvorsitzende übernehmen die Führung: Es besteht Ein Alarmsignal für Europas Unternehmen” war Ausgangs- Dringlichkeit aus wirtschaftlichem Interesse! punkt und Grundlage für die Diskussionen über wirkungs- volle Strategien zur Steigerung der Beteiligung von Frauen Andrew Gould (CEO, Schlumberger) stellte die in seinem Un- und praktische Beispiele aus Unternehmen. Der Bericht hatte ternehmen bereits umgesetzten Veränderungen und den von erstmalig Daten zur Situation von Frauen in der industriellen ihm initiierten “Alarmschlag der Unternehmensleitungen” vor. Forschung in Europa zusammengetragen und analysiert. Die Eine Gruppe international führender FuE Unternehmen ver- Ergebnisse wurden von der Vorsitzenden der Expertengrup- pflichtet sich zur Verstärkung der Begabungsreserven in Eu- pe, Prof. Dr. Helga Rübsamen-Waigmann (Bayer AG) und der ropa, die Anzahl der Frauen in Wissenschaft und Technik zu Berichterstatterin, Prof. Dr. Teresa Rees (Universität Cardiff) verdoppeln und sicherzustellen, dass ihre Fertigkeiten von vorgestellt. Prof. Dr. Danièle Meulders (Freie Universität Brüs- der Wirtschaft zum Vorteil aller bestmöglich genutzt werden. sel) ergänzte diese Informationen durch die Präsentation der Diese Unternehmen teilen die Zukunftsvision, dass Frauen Ergebnisse eines EU-Forschungsprojektes (“WIR-Studie: zukünftig maßgeblich Entscheidungen über industrielle FuE Women in industrial research. Analysis of statistical data and mitbestimmen sollen. Sie wollen das Thema gemeinsam in good practices of companies”), das die Europäische Beschäf- das öffentliche Bewusstsein rücken. tigungsstatistik und beispielhafte Entwicklungen in Unter- nehmen im Detail untersucht hatte. Zur Vervollständigung Die Vorstandsvorsitzenden und das Topmanagement der des Gesamtbildes lag zur Konferenz ebenfalls die neue Pub- beteiligten Unternehmen werden likation: “Women in industrial research. Good practice in com- panies in Europe” vor, die erstmals Vergleichsdaten aus Unter- + öffentlich Stellung beziehen und das Konzept nehmen zur Beteiligung von Frauen in der industriellen For- ihrer Unternehmen vorstellen; schung und beispielhafte Ansätze aus 20 Unternehmen aus 12 Ländern Europas vorstellt. + beispielhaft eine Professur für eine Frau in Natur-
Zusammenfassung 11 und Ingenieurwissenschaft fördern oder andere + Förderung der Debatte auf internationaler, natio- strategische Partnerschaften mit Universitäten naler, regionaler und institutioneller Ebene, eingehen, um Frauen zu Naturwissenschaft und Technik zu ermutigen; + Vereinbarung von Zielen für die zukünftige Ent- wicklung, + Veränderungen einleiten im eigenen Unternehmen und durch Kooperation mit anderen Unterneh- + Identifizierung beispielhafter Entwicklungen, um men und Universitäten; von den Besten lernen zu können, + bestehende nationale und internationale Pro- + Verbindung quantitativer und qualitativer Unter- gramme zur Unterstützung von Frauen in der suchungen, industriellen Forschung nutzen; + Entwicklung aussagekräftiger Indikatoren für + die wirtschaftlichen Faktoren untersuchen zur Benchmarking und Erfolgskontrolle, Verbesserung der internen und öffentlichen Dis- kussion. + Anwendung von Strategien und Übertragung vorbildlicher Ansätze, Die Vorstandsvorsitzenden von AIRBUS, AIR LIQUIDE, EADS, HEWLETT PACKARD, ROLLS ROYCE, SCHLUMBERGER und SIE- + Konzentration auf inter-institutionelle und inter- MENS haben diese Selbstverpflichtung bereits unterzeichnet. nationale Aktivitäten, Weitere Unternehmen und Forschungseinrichtungen äußer- ten auf der Konferenz ihre Absicht, sich dieser Initiative anzu- + Schaffung eines europäischen Informationsportals schließen. Gemeinsam wollen sie beispielhaft wirken und im Internet und Standards setzen. In der Abschlussdiskussion erläuterten Susan Bowick (Vizepräsidentin für Personal, Hewlett-Packard), Gill + Organisation einer Folgekonferenz. Gordon (Direktorin für Personal, Schlumberger) und Dr. Peter Ramm (Vizepräsident für Weltweite Personalpolitik und Workshop 1 Rechtsangelegenheiten, Siemens AG) das wirtschaftliche In- teresse an der Gleichstellung von Frauen und Männern und Junge Wissenschaftlerinnen - Wie können mehr junge der Berücksichtigung ethnischer Gruppen und weshalb ihre Frauen für eine Karriere in der industriellen Forschung Unternehmen entsprechende Maßnahmen eingeleitet haben. gewonnen werden? Was können Unternehmen, Schulen und In fünf Workshops und Plenarsitzungen wurden aktu- Hochschulen tun? elle Forschungsergebnisse und Praxisbeispiele diskutiert als Basis für weitere Aktivitäten. Alle Workshops wurden von Ma- + Ein erfolgreiches Beispiel für die Weckung des nagerinnen bzw. Managern oder Vorstandsmitgliedern gelei- Interesses junger Mädchen für Forschung und tet und auch die Berichterstatter/innen und die Diskussions- Technologie ist der deutsche "Girls Day", an dem teilnehmer/innen kamen mehrheitlich aus der industriellen 2003 mehr als 100.000 12- bis 16- jährige Mädchen Forschung. nahezu 4.000 Unternehmen, Forschungseinrich- Wichtigste Schlussfolgerung: Die Förderung von Frauen in der tungen und Universitäten besucht haben. Dieses industriellen Forschung und Entwicklung ist von entschei- Modell könnte international oder auf europä- dender Bedeutung für den wirtschaftlichen Erfolg eines ischer Ebene übertragen werden. Unternehmens und bedarf der vollen Unterstützung seitens der Unternehmensspitze. + Einzelne Universitäten haben sehr erfolgreich Diese Schlussfolgerung wurde von allen Vorstandsvorsitzenden den Anteil der Studentinnen in Fächern wie Elek- unterstützt und durch die Unterzeichnung des Positionspa- trotechnik, Maschinenbau, Informatik und Physik piers dokumentiert. auf bis zu 40% erhöht, während andere Hoch- schulen lediglich 3% erreichen. Diese positiven Zur Forcierung erforderlicher Veränderungen sind folgende Beispiele sollten durch ein internationales Ran- Schritte notwendig: king der erfolgreichsten Hochschulen besser sichtbar gemacht werden.
12 Zusammenfassung + Der Mangel an Professorinnen erschwert jungen beider Partner (dual careers) sollten erfolgreiche Frauen die Orientierung an Vorbildern. Der Anteil Initiativen wie Partnerjob.com international und an Professorinnen sollte systematisch erfasst und inter-sektoral übertragen und auf öffentliche von den Hochschulen veröffentlicht werden. Forschungseinrichtungen und Hochschulen aus- gedehnt werden; + Ein nachahmenswertes Beispiel für Erfahrungs- austausch, Stärkung internationaler Netzwerke + zur Forcierung der erforderlichen Veränderungen und Ausbildung von Botschafterinnen für Frauen und Erhöhung der Transparenz und Sichtbarkeit in der Technologie, Informations- und Kommuni- erfolgreicher Strategien sollte ein europäischer kationswissenschaften ist die Internationale Preis "Bester Arbeitsplatz für Frauen in Forschung Sommeruniversität für Frauen in der Technik und Entwicklung" vergeben werden. (IIWE, Paris, Einbeziehung von Vorbildern aus ca. 50 Ländern). Workshop 3 + Übertragung erfolgreicher Mentoring- und Prak- Stärkung der Beteiligung von Frauen an Innovationen und tikaprogramme für Studentinnen in Naturwissen- Unternehmensgründungen. Was kann getan werden, um die schaften und Technik, wie z.B. dem YOLANTE Beteiligung von Frauen am Innovationsprozess zu erhöhen? Netzwerk von Siemens. Solche Beispiele sollten besser sichtbar gemacht und ihre Übertragung + Erweiterung der Debatte über Frauen in der gefördert werden. industriellen Forschung auf die Themen Inno- vation, Unternehmensgründungen und Infor- Workshop 2 mations-/Kommunikationstechnologien; Karrieren für Frauen in der industriellen Forschung und posi- + Schülerinnen und Studentinnen sollten frühzeitig tive Beispiele aus Unternehmen. Was können Unternehmen über Möglichkeiten der Unternehmensgrün- tun, um Frauen zu fördern, die Forschungskultur und Rahmen- dungen informiert und entsprechend qualifiziert bedingungen zu verändern und mehr Frauen in Spitzenposi- werden. Entsprechende Managementqualifika- tionen zu bringen? tionen sollten in naturwissenschaftlichen und technischen Studiengängen vermittelt werden; + Auf europäischer Ebene sollte ein Diversity Champ- ions Network geschaffen werden, dem die Diver- + Förderung realistischer Vorbilder, insbesondere sity, Gleichstellungs- bzw. Personalmanager von Vorstellung innovativer Unternehmerinnen und Unternehmen angehören, um Veränderungen zu Förderung von Mentoring-Programmen für Un- forcieren und regelmäßig zu erfassen; ternehmerinnen; + Alternative berufliche Karrierewege sollten unter - + dem Zugang zu Finanzmitteln für wachstumsori- stützt und Managementfunktionen zeitlich be- entierte Unternehmen insbesondere in innovati- grenzt werden. Die Einführung einer Jobrotation ven und schnell wachsenden Branchen sollte würde es Forscherinnen und Forschern ermögli- mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden; priva- chen, auch aus Managementfunktionen wieder te Finanzmittel sollten durch öffentliche Mittel in die Forschung zurückzukehren. verstärkt werden; Karriereunterbrechungen sollten nicht nur aus Gründen der Kinderbetreuung, sondern auch für + Organisation jährlicher Konferenzen zu Themen die Weiterbildung akzeptiert werden. Verände- wie "Frauen und geistiges Eigentum" gemeinsam rungen der Arbeitskulturen und neue Arbeitszeit- mit dem Europäischen Patentamt; modelle (flexible Arbeitszeiten und Teilzeit) sind erforderlich; + Bereitstellung statistischer Daten und Analysen über Unternehmerinnen in innovativen und + zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und der Unterstützung der Karrieren
Zusammenfassung 13 Hochtechnologiebranchen; nehmen, Institutionen und auf internationaler Ebene (Verbesserung der Information, Vernet- + Schaffung eines Europäischen Büros für Unter- zung, Vermittlung von Verhandlungstechniken; nehmenseigentümerinnen mit regionalen/natio- Beispiele sind "fast tracks" in der Wirtschaft oder nalen Filialen, das Informationen über nationale "springboards", beispielsweise zur Vorbereitung Aktivitäten, Programme und gute Beispiele koor- auf Führungsaufgaben in Deutschland und in diniert, zusammenträgt und weiter verbreitet, den USA); eine Marketingstrategie zur Erhöhung der Sicht- barkeit (innovativer) Unternehmerinnen entwik- + Mentoring-Programme auf interinstitutioneller kelt und Forschungsaufträge zur Verbesserung und internationaler Ebene; der Wissensgrundlagen vergibt. + Veränderung des öffentlichen Images von Frauen Workshop 4 in der industriellen Forschung und Verstärkung der Medienpräsenz von Wissenschaftlerinnen; Verbesserung der grundlegenden Informationen zur Situation von Frauen in der industriellen Forschung - Was + Veröffentlichung einer Liste mit den 50 Top- besagen Zahlen und Fakten, was muss getan werden, um Wissenschaftlerinnen in Europa; mehr geschlechtsdifferenzierte, vergleichbare Daten auf Unternehmensebene, für verschiedene Sektoren, Länder zu + Kooperation mit Medien und Frauenorganisatio- erhalten? Wie kann die qualitative Forschung verbessert wer- nen; den? + Berücksichtigung von Indikatoren zu Frauen in + Verbindung der Datenerhebung mit einer quali- Führungspositionen in der privaten und öffentli- tativen Analyse und mit Strategien zur Umset- chen Forschung im Rahmen des nationalen und zung des Wandels; internationalen Benchmarking von Frauen in Entscheidungspositionen. + Förderung der Debatte über die Zielsetzung auf institutioneller, nationaler und internationaler Politische Perspektiven und endgültige Schluss- Ebene; folgerungen + Entwicklung aussagekräftiger Benchmarking- Die Vertreter der Europäischen Kommission, Generaldirektion Indikatoren und exakte Erfolgskontrolle; Forschung (Dr. Rainer Gerold, Direktor), des Bundesminister- iums für Bildung und Forschung (Hartmut Grübel, MinDirig), + Spezifizierung des Bedarfs an geschlechtsdiffe- der italienischen EU-Präsidentschaft (Prof. Dr. Francesca Cantù) renzierten Daten mit Blick auf den Nutzen für und des französischen Ministeriums für Forschung und neue Unternehmen. Technologien (Michèle Baron) unterstrichen zum Abschluss, dass die Konferenz entscheidend dazu beigetragen habe, das Workshop 5 Thema Frauen in der industriellen Forschung ganz oben auf die politische Agenda zur Umsetzung der Ziele von Lissabon Frauen in Spitzenpositionen in der industriellen Forschung - und Barcelona zu setzen und nationale Regierungen, Unter- die Bedeutung von Vorbildern, Netzwerken und Mentoring - nehmen, Universitäten und Forschungseinrichtungen aufzu- Wie können die Leistungen von Frauen in der industriellen fordern, Aktionen einzuleiten. Forschung besser sichtbar gemacht, ihre Position gestärkt und das öffentliche Image der industriellen Forschung verän- dert werden? + Karriere-Trainings für Wissenschaftlerinnen und Ingenieurinnen in Zusammenarbeit von Unter-
14 Eröffnung: Frauen in der industriellen Forschung - Mehr Schwung für Europa Kapitel 1 Kapitel 1 Eröffnung: Frauen in der industriellen Forschung - Mehr Schwung für Europa Europa braucht mehr Forscherinnen Bei der Eröffnung der Konferenz betonte Forschungs- kommissar Philippe Busquin die Bedeutung der Euro- päischen Kommission für die Durchsetzung der Gleich- stellung von Frauen in der Forschung. Conny Czymoch moderierte die Eröffnung der Konferenz. Philippe Busquin: Ich möchte Sie alle zu dieser Konferenz in Philippe Busquin Berlin begrüßen. Ich freue mich sehr, dass die deutsche Regie- EU-Kommissar für rung die Initiative ergriffen und diese erste Konferenz über Forschung Frauen in der industriellen Forschung in Europa organisiert hat. Ich möchte auch der Dresdner Bank danken, die Gastge- unterstreicht diesen Ansatz und betont besonders, dass mehr berin der Konferenz ist und uns die Gelegenheit bietet, an Frauen an den Entscheidungsprozessen beteiligt sein sollten. einem historischen Ort in Europa zu tagen. Es ist wichtig, dass Frauen auch Forschungsziele in bestimm- ten Bereichen bestimmen, da sie möglicherweise Themen- Was unternimmt die Europäische Kommission zur Verbes- stellungen und Vorgehensweise anders sehen als Männer. serung der Situation von Frauen in der Forschung? Der Um das ganz klar zu sagen: Das Thema stellt eine Herausfor- WIR-Bericht war ein Teil dieser Arbeit, aber welche weite- derung für alle Beteiligten dar. Die Kommission fordert nicht ren Initiativen gibt es? Über welche Aktivitäten werden nur Unternehmen und Forschungseinrichtungen auf, Frauen wir auf der Konferenz sprechen? in der Wissenschaft zu fördern und ihre berufliche Entwick- lung zu unterstützen. Wir alle müssen Frauen unterstützen - Philippe Busquin: Das Thema "Frauen in der Wissenschaft" ist die Generaldirektion Forschung in ihren Bereichen genauso in den letzten Jahren zu einem wichtigen Schwerpunkt bei wie die nationalen Regierungen und die staatlichen For- der Entwicklung des Europäischen Forschungsraums gewor- schungsorganisationen. den. Im Jahr 2000 unterstrich der erste Bericht zum Thema Frauen in der Wissenschaft in Europa1 die Notwendigkeit der Warum haben sie den privaten Sektor ausgewählt? Integration der Gender-Dimension in die europäische For- schungspolitik und Forschungsprogramme. Weiter betonte Philippe Busquin: Als Wissenschaftler weiß ich, dass Wissen er die Wichtigkeit der Verbesserung der statistischen Daten nur dann zählt, wenn es auf Fakten basiert. Wir haben das zu Frauen in der Forschung, um Indikatoren für ein Bench- bereits gehört. Das spezifische Problem in der industriellen marking zu entwickeln. Bereits Ende 1999 war das Defizit an Forschung bestand darin, dass wir noch nicht einmal wuss- Daten zu Frauen in der industriellen Forschung offenkundig. ten, wie viele Forscherinnen in diesem Bereich arbeiten. Für Die Kommission hat die Empfehlungen des Berichtes sehr den öffentlichen Bereich verfügen wir inzwischen über ge- ernst genommen. Wir haben verstanden, wie wichtig es ist, nauere Daten und haben eine klarere Vorstellung davon, was die Beteiligung der Frauen an der europäischen Forschung zu auf nationaler und europäischer Ebene passiert. Nicht zuletzt verbessern, dass die Gender-Dimension durchgängig in die dank der Arbeit der Helsinki-Gruppe "Frauen und Wissen- Forschungsprogramme und -projekte einbezogen werden schaft"2. Dieser Ansatz hat eine eigene Dynamik entwickelt. muss, und dass eine stärkere Beteiligung der Frauen in den Natürlich müssen die Vergleichbarkeit der Daten zwischen EU-Forschungsprojekten erforderlich ist. Wir haben auch ver- den Mitgliedstaaten und die Transparenz weiter verbessert standen, dass bei der Evaluierung von Forschungsprogram- werden. Doch selbst bei eingeschränkter Vergleichbarkeit men die Gender-Perspektive zu berücksichtigen ist. will man die Situation natürlich verbessern, wenn man fest- Der neue Bericht "Frauen in der Industriellen Forschung" (WIR) 1Osborn, Mary et al (2000) Science policies in the European Union: Promoting excellence through mainstreaming gender equality, Luxemburg: Amt für Amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Union 2Expertengruppe zum Thema "Frauen in der Wissenschaft". Die Regierungen aller EU Mitgliedstaaten, der Kandidatenländer und der dem EU-Forschungsrahmenprogramm assoziierten Staaten haben für den Bereich Frauen in der Wissenschaft zuständige Vertreterinnen der Ministerien oder Wissenschaftlerinnen als Mitglieder benannt. Die Helsinki-Gruppe ist erstmals im November 1999 zusammengetreten.
Kapitel 1 Eröffnung: Frauen in der industriellen Forschung - Mehr Schwung für Europa 15 stellt, dass sein Land unterdurchschnittlich abschneidet. Das Plan vorlegen. Das wichtigste Hauptauswahlkriterium für die ist einer der Gründe, warum solche Daten und Berichte so Projekte, die Exzellenz, bleibt hiervon unbeeinflusst. Das steht wichtig sind. Die Helsinki-Gruppe hat einen hervorragenden nicht im Widerspruch zu dem Gleichberechtigungsgrund- Bericht über den öffentlichen Forschungsbereich vorgelegt, satz oder der Stärkung der Beteiligung von Frauen. Es gibt aber für die privatwirtschaftliche Forschung fehlten uns bis- exzellente Frauen in der Forschung. Die Beteiligung von her nahezu alle Daten. Dank des WIR-Berichtes wissen wir Frauen wird somit also im Kontext der Exzellenz berücksich- heute mehr. Wir wissen, dass die Präsenz von Frauen in der tigt. Forschung, insbesondere in den Spitzenpositionen, im priva- Im 5. Forschungsrahmenprogramm haben wir den Anteil von ten Sektor leider noch geringer ist als im öffentlichen Bereich. Frauen in den Evaluierungsgruppen auf 27 % gesteigert. Das Der Anteil der Forscherinnen beläuft sich gerade einmal auf war ein Fortschritt, aber wir müssen mehr tun, um unser 40 %- 15%, was deutlich weniger ist als die gut 30% im öffentlichen Ziel zu erreichen. Ich darf darauf hinweisen, dass dies höher Sektor. Dies zeigt, dass Fortschritte in der industriellen For- liegt als der derzeitige Gesamtanteil der Frauen in der For- schung noch dringender erforderlich sind, und, dass die Hür- schung. den möglicherweise höher und auch anders gelagert sind. Welche Bedeutung hat diese Konferenz, was erwarten Sie Hat es Sie überrascht, dass nur 15 % Frauen in der indu- von ihr? striellen Forschung arbeiten? Philippe Busquin: Erstens, es ist eine große Leistung, dass die Philippe Busquin: Nicht wirklich. Wir haben das schon erwar- Konferenz so schnell nach der Vorstellung der Ergebnisse ge- tet. Aber wir brauchten genaue Zahlen, um die Situation ge- genüber der Kommission stattfindet. Zweitens, liegen außer nauer zu verstehen und analysieren zu können. Deshalb ist dem Bericht der hochrangigen Expertengruppe zu Frauen in der WIR-Bericht so wichtig. Ich möchte nochmals die sehr der industriellen Forschung inzwischen auch die Ergebnisse gute und schnelle Arbeit der Sachverständigengruppe beto- einer umfassenden Analyse statistischer Daten und von "Good nen. Im Januar dieses Jahres habe ich den Bericht erhalten, Practice" - Beispielen vor. Drittens werden die Diskussion und der auch deutlich unterstreicht, dass Unternehmen entschlos- die in der Diskussion gewonnenen Ergebnisse eine Dynamik sen sind, aktiv auf Veränderungen hinzuwirken. Ich möchte und Aufbruchstimmung erzeugen, die den zukünftigen Ent- den Verantwortlichen von Schlumberger danken, dass sich wicklungen weiteren Schwung verleiht. durch ihre Initiative, eine Gruppe von CEOs gebildet hat, die Fortschritte in der industriellen Forschung können nur in Zu- für die Forcierung der notwendigen Veränderungen die Vor- sammenarbeit mit der Wirtschaft und durch das Engagement reiterrolle wahrzunehmen bereit sind. der Unternehmen selber erreicht werden. Die Unternehmen der CEO-Gruppe werden ein Vorbild für andere Unternehmen Einige Industrieunternehmen haben bereits auf die Ergeb- sein. Die wichtigsten Akteure haben sich in Bewegung gesetzt. nisse des Berichtes reagiert. Gab es weitere Initiativen sei- Die Europäische Kommission und die nationalen Regierungen tens der EU, um die Sache voranzutreiben? können diesen Prozess fördern. Wir können über die Strate- gien der Unternehmen informieren und sie verbreiten. Letzt- Philippe Busquin: Ja. Das 6. Forschungsrahmenprogramm der endlich liegt es aber an den Unternehmen selbst, Verände- Europäischen Union, dessen Fördervolumen etwa 5 % der ge- rungen umzusetzen. Die Unternehmen haben erkannt, dass samten Forschungsförderung in Europa entspricht, hat die es ebenso fähige Frauen wie Männer gibt, und dass sie dieses strategische Aufgabe, den europäischen Forschungsraum zu Potenzial brauchen. gestalten. Durch die erzielten Fortschritte werden sich die Aussichten Im 6. Forschungsrahmenprogramm wurde das Gender Main- für Frauen weiter verbessern. Davon wird auch die Forschung streaming eingeführt. Wir verlangen von all denen, die Pro- profitieren, die diese Talente dringend braucht. jektanträge stellen, Informationen über die Integration und Situation von Frauen in der Forschung. Die Antragsteller müs- sen für die neuen Förderinstrumente einen Gender Action
16 Eröffnung: Frauen in der industriellen Forschung - Mehr Schwung für Europa Kapitel 1 Die Tore zur Karriere öffnen In seiner Eröffnungsrede hob Staatssekretär Wolf-Michael Catenhusen die politische Bedeutung der Tatsache, dass die WIR-Konferenz in Deutschland stattfand, hervor. Er betonte, nicht nur erfolgreiche Frauen, sondern auch für Chancengleichheit engagierte Männer sind als Vorbilder in der Gesellschaft wichtig. Die Fragen stellte Conny Wolf-Michael Catenhusen Staatssekretär im Czymoch als Moderatorin der Konferenz. Bundesministerium für Bildung und Forschung Herr Catenhusen, als Vertreter des BMBF sind Sie sicherlich stolz, dass die Konferenz jetzt hier stattfindet? vor einer demographischen Entwicklung, wo wir nur dann, Wolf-Michael Catenhusen: Ja, hierfür gibt es mehrere Gründe: wenn wir die Potenziale qualifizierter Frauen für Führungs- Die deutsche Forschungsministerin, Frau Bulmahn, hatte einen positionen ausschöpfen in unserer hochtechnisierten und persönlichen Ehrgeiz diese Konferenz nach Deutschland zu wissensbasierten Gesellschaft, diese Gesellschaft auch voran- holen, weil wir in Deutschland hinsichtlich der Repräsentanz bringen können. Eine Zukunft ohne das Potenzial qualifizier- von Frauen in der Forschung noch viel zu tun haben. Wir hof- ter Frauen ist nicht vorstellbar für Deutschland, dann disku- fen, dass durch diese Konferenz an die Verantwortlichen in tieren wir nämlich ersatzweise, wie wir im "brain gain" Fach- der Politik, in der Wissenschaft und in der Industrie ein Signal kräfte aus aller Welt anwerben, das kann nicht sein. Das Po- gegeben wird, diesen Zustand zu ändern. Ein Land wie Deutsch- tenzial ist da, die Qualifizierung der Frauen ist bis zur Ebene land kann seinen Bedarf an qualifizierten Führungskräften des Ph.D da. Wir müssen die Tore aufmachen, um Frauen die nur dann wirklich ausschöpfen, wenn Frauen in ganz ande- Karrierechancen zu öffnen. Wir müssen bei Frauen auch den rem Maße als bisher in verantwortlichen Positionen vertreten Mut haben, die Anfang Dreißiger in Führungspositionen zu sind. Wir können zudem von deutscher Seite stolz darauf sein, bringen, um den beginnenden Generationenwechsel zu be- dass Frau Prof. Rübsamen-Waigmann die Expertengruppe schleunigen. Das Bundesministerium für Bildung und For- "Women in Industrial Research" geleitet hat. Ich weiß, wel- schung setzt sich mit seiner Politik aktiv für Frauen in der For- chen unglaublichen Karriereweg sie unter den gegebenen schung ein, etwa durch die Schaffung von Kompetenzzentren Bedingungen in Deutschland zurückgelegt hat. Ihre Person oder die Förderung der Datenbank "FemConsult", wo Wissen- ist ein Beispiel für jüngere Frauen in Deutschland, dass man schaftlerinnen aller Fachrichtungen deutschlandweit erfasst auch in Deutschland Karriere machen kann. werden. Teilen Sie den Optimismus, dass 2020 in Deutschland Und die Frage nach Vorbildern? genau so viele Frauen wie Männer in Führungspositionen der Wirtschaft zu finden sind? Wolf-Michael Catenhusen: Wir versuchen, Frauen in Führungs- positionen der öffentlich finanzierten Forschung zu bringen. Wolf-Michael Catenhusen: Ich weiß, das dies eine schwierige Hierzu gehört eine Personalplanung, die sich die Gewinnung Aufgabe ist und möchte dies am Beispiel der Politik verdeutli- von Frauen und ihre schrittweise Entwicklung für Führungs- chen: Wir haben in Deutschland in der einen oder anderen Par- positionen zum Ziel setzt. Die rechtlichen Rahmenbedingung- tei 1988 eine Quote eingeführt und jetzt haben wir den Zustand en an den Forschungseinrichtungen haben wir hierfür geschaf- überwunden, dass Frauen in der Politik nur Alibis sind. Ich weiß fen. Es gibt aber einen anderen wichtigen Punkt: Wir brauchen aus der Politik, dass ohne außergewöhnliche Anstrengung die auch Männer, die in unserer Gesellschaft Vorbild dafür sind, Situation nicht geändert wird. Sie muss aufgebrochen werden, dass sie diesen Prozess selbst wollen und aktiv begleiten. Män- aber ich habe keine Zweifel daran, dass das geht, wenn der ner überzeugen wir nämlich auch dadurch, dass es Männer gesellschaftliche Wille da ist und wenn vor allem die Weit- gibt, die diesen Prozess nicht aus Zwang, sondern selbst mit sichtigkeit in unserer Gesellschaft vorhanden ist. Wir stehen Überzeugung unterstützen; das setzt mit Gleichstellung in
Kapitel 1 Eröffnung: Frauen in der industriellen Forschung - Mehr Schwung für Europa 17 Führungspositionen an, bedeutet aber auch eine neue Form von Partnerschaftlichkeit. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat einige Schritte zur Verbesserung von Ver- einbarkeit von Familie und Beruf unternommen, so etwa die Finanzierung des Ganztagsschulprogramms oder die Förder- ung von Kindertagesstätten an Forschungseinrichtungen. Frauen müssen aber letztlich auch den Prozess, der zur Gleich- berechtigung führt, in Selbstorganisation und Selbstvernet- zung durchkämpfen, denn es gibt natürlich auch, wenn Frau- en stärker in Führungspositionen rücken, Konkurrenz zwisch- en Männern und Frauen. Es gilt das Leistungsprinzip. Ich hof- fe aber, dass heute mehr Männer der jüngeren Generation wissen, dass dieser Prozess notwendig ist. Die Dresdner Bank am Pariser Platz in Berlin
18 Eröffnung: Frauen in der industriellen Forschung - Mehr Schwung für Europa Kapitel 1 Die Wirtschaft sieht dringenden Handlungsbedarf Andrew Gould, Chief Executive Officer (CEO) von Nachfolgeplanung. Das heißt nicht, dass wir überall gleicher- maßen erfolgreich sind. Viele Länder, in denen wir vertreten Schlumberger Ltd., Frankreich, präsentierte während der sind, insbesondere in den weniger entwickelten Teilen der Welt, haben entweder eine kleine Bevölkerung oder schlech- Eröffnungsrunde ein Positionspapier, in dem sich die Un- te Bildungssysteme, und dies führt zu erheblichen Herausfor- derungen. Indem wir unser Unternehmen nach unseren Be- ternehmen Airbus, Air Liquide, EADS, Hewlett Packard, dürfnissen ausrichten, finden wir die Bereiche, in denen wir unsere Neueinstellungen verstärken müssen während sich Rolls Royce, Schlumberger und Siemens zu verschiedenen unsere Branche weiterentwickelt. Dies hat zu unseren derzei- tigen Bemühungen in Russland und China geführt - zwei Maßnahmen verpflichten, um Frauen wirksam für die Ländern, die entscheidend für unsere Zukunft sind. Warum unterstreiche ich unseren Erfolg im Bereich der Natio- Wirtschaft anzuwerben. Einleitend dazu hielt er die im nalitätenvielfalt? Ganz einfach deshalb, weil sehr viele der In- strumente und sehr viel Wissen über Gender Diversity sich Folgenden abgedruckte Rede, in der er die Bemühungen aus unserer guten Erfahrung mit nationaler Vielfalt ergeben. Es ist jetzt entscheidend, dass die Erfahrungen von einer Gene- seines Unternehmens zur Förderung von Frauen aus ganz ration zur nächsten weitergegeben werden und dass ihre Inter- aktion unterstützt wird. Die Überwindung natürlicher Vorur- persönlicher Sicht darstellt. teile und die Verteidigung des Status Quo haben jahrelange Arbeit, viele Anstrengungen, brillante Erfolge und schmerz- Exzellenzen, meine sehr verehrten Damen und Herren, haftes Scheitern mit sich gebracht, bis wir dort angelangten, wo wir heute stehen. Das Gesamtergebnis ist jedoch ein spek- es ist eine Ehre, hier zu sein. Es ist immer schwer, in einem sol- takulärer Erfolg. Nicht nur im Hinblick auf die Vielfalt, son- chen Bereich eine proaktive Haltung einzunehmen, und keine dern auch als positiver Einfluss auf unser Unternehmen. Wenn Organisation weiß das besser als Schlumberger. Sie einem Kunden im Nahen Osten oder in Lateinamerika ei- Vor ungefähr 25 Jahren entschied der Vorsitzende von Schlum- nen Schlumberger Manager anbieten können, der nach den berger, dass die Ingenieure des Unternehmens - damals über- besten internationalen Standards ausgebildet wurde und die wiegend Franzosen und Amerikaner - alle Länder, in denen gleiche Nationalität hat wie der Kunde, dann erhalten Sie da- wir aktiv sind, proportional zur Anzahl der in dem Land benö- durch eine Glaubwürdigkeit, die ein Ausländer niemals er- tigten Ingenieure vertreten sollten. Diese Überlegungen wa- langen kann. ren unternehmerische Überlegungen; für ein globales Unter- nehmen bedeutet die Interaktion mit Kunden, dass Mitarbei- ter aus ihren jeweiligen Kulturen eingestellt werden. Wir ver- kaufen ihnen komplexe Technologien, und die kulturelle Affi- nität, die durch die Vielfalt bei unseren Kunden erreicht wur- de, ist inzwischen ein wichtiger Wettbewerbsvorteil. Eine Voraussetzung für den Erfolg dieser Idee war Chancen- gleichheit, unabhängig von der Nationalität. Es ist gut mög- lich, dass ich der letzte europäische oder amerikanische CEO bei Schlumberger sein werde, da die Gruppe des oberen Ma- nagements bei Schlumberger heute aus 23 Personen besteht, die 11 Nationalitäten vertreten. Unsere Überzeugung, dass wirkliche Chancengleichheit herrscht, hat uns die besten Mit- arbeiter verschafft, unabhängig davon, wo sie geboren wur- Kulturelle Transformation - Die Veränderung einer Unternehmenskultur benötigt 10 bis 20 Jahre den, und im Ergebnis bilden wir einen außergewöhnlichen Schmelztiegel für Talente. Auf allen Unternehmensebenen gibt es Mitarbeiter verschie- 1994 entschieden wir, dass wir der Gender Diversity die glei- dener Nationalitäten. Wir beobachten sie ab dem Zeitpunkt che Aufmerksamkeit zukommen lassen sollten wie der natio- ihrer Einstellung, über ihre gesamte Laufbahn und begleiten nalen Vielfalt. Es hatte bereits vereinzelte und sporadische sie mit speziell auf sie zugeschnittenen Mechanismen zur Versuche in dieser Richtung gegeben, die jedoch kaum einen
Kapitel 1 Eröffnung: Frauen in der industriellen Forschung - Mehr Schwung für Europa 19 langfristigen Erfolg aufweisen konnten. Auch hier handelte + Die Akzeptanz von Frauen in allen Bereichen der es sich wieder um eine unternehmerische Entscheidung - wa- universitären Bildung und ihre herausragenden rum sollte man dem Unternehmen die Hälfte des intellektu- Leistungen haben das Engagement von Frauen ellen Potenzials weltweit vorenthalten? Auch hier sahen wir am Arbeitsplatz und das Engagement der Gesell- uns wieder den gleichen Widerständen und Vorurteilen gegen- schaft, sie an den Arbeitsplatz zu binden, unver- über. Oft brachte ich sogar vor Managern aus allen Teilen der meidlich werden lassen. Es liegt im Interesse der Welt die gleichen Argumente vor, die wir bei den französischen gesamten Gesellschaft sicherzustellen, dass den und amerikanischen Ingenieuren genutzt hatten, die sich vor persönlichen und beruflichen Bedürfnissen von 20 Jahren gegen die Vielfalt gesperrt hatten. Frauen entsprochen wird. Wie Sie diesen Folien zur Nachfolgeplanung entnehmen kön- nen, sind Frauen mittlerweile auf dem Vormarsch. Meiner + Wie Christopher Caldwell in der Financial Times Meinung nach ist der endgültige Erfolg des Unterfanges je- schrieb: "2020 werden Frauen ihre Forderungen doch noch nicht gesichert. nicht mehr lautstark vortragen müssen. Jedes Unternehmen, das überleben will, wird diesen Wünschen schon im Voraus gerecht werden." Erfolgsgeschichten und Rollenvorbilder sind wichtig. Pioniere und Entdecker haben den Nachfolgenden den Weg immer geebnet, und ihre Erfahrungen stehen für Erfolg oder Schei- tern, dem nachgeeifert oder das verworfen werden kann. Ich möchte Ihnen als Beispiel von drei Erfolgsgeschichten bei Schlumberger berichten. Diese Frauen wissen, dass ich sie heute als Rollenvorbild benutze und haben meine Teilnahme an dieser Konferenz begeistert unterstützt. Carol ist eine selbstbewusste, eigenwillige, offene, positive In- Erfolgsplanung. Ausgehend von der aktuellen Zusammensetzung unserer formatikerin. Sie programmiert seit 22 Jahren Software für Unternehmensleitung erwarten wir, dass der Anteil von Frauen kurzfristig von 9% komplexe Beschaffungs- und Interpretationssysteme. Sie ist auf 13% steigt, langfristig sogar 23% erreichen wird. von der Software-Ingenieurin zur Bereichsmanagerin aufge- Ich möchte mich im Weiteren meines Vortrags mit den stiegen, und sie ist sehr, sehr gut darin, eng verflochtene Teams Gründen befassen, warum dies so ist und was getan werden zu motivieren. Sie hat in unseren Forschungszentren in Austin muss, um die Fortschritte, die wir erzielt haben, zu sichern. und Houston, Texas, gearbeitet. Zunächst möchte ich jedoch noch einmal kurz abschweifen. Sie ist Mutter und Ehefrau. Seit ihr Ehemann Opfer des Zusam- Die unternehmerischen Argumente für eine nationale menbruchs des Neuen Marktes wurde, ist sie die Hauptverdie- Vielfalt lagen nicht auf der Hand; die unternehmerischen nerin in der Familie. Carol ist eine pragmatische und realisti- Gründe für Gender Diversity hingegen sind nicht nur offen- sche Projektmanagerin; sie unterhält sich gerne mit jedem im sichtlich, sie sind von entscheidender Bedeutung. Folgende Unternehmen. Diese Direktheit zusammen mit ihrem Sinn Fakten verdeutlichen dies: für Humor haben ihr enormen Respekt und die Loyalität vie- ler Mitarbeiter bei Schlumberger eingebracht. Ich wollte es + 70 % der Studienanfänger an der School of Medi- eigentlich nicht ansprechen, aber Carol sagte mir, ich könnte cine des Imperial College in London sind Frauen. gerne erwähnen, dass sie dies alles erreicht hat, obwohl sie 70 % der Studienanfänger in allen lebenswissen- seit 17 Jahren an Multipler Sklerose leidet. schaftlichen Studiengängen sind Frauen. Catherine ist General Manager von Schlumberger Oilfield Services in Kanada. Ich traf Catherine zum ersten Mal vor 13 + In nicht allzu ferner Zukunft werden die Hälfte Jahren, als sie Ingenieurin auf einer Bohrinsel in Nigeria war. aller 35jährigen Rechtsanwälte Frauen sein. Wie Sie war verantwortlich für ein Team aus drei Nigerianern und werden Unternehmen ihre Rechtsabteilungen für Ausrüstung im Wert von 2 Millionen Dollar bei Schlumber- weiter betreiben können, wenn sie nicht den ger, und sie half ihren Kunden, wichtige fachliche Entschei- Anforderungen der Frauen entsprechen, die den dungen zu treffen. Damals war dies eine relativ ungewöhnli- Wunsch nach Kindern haben und entsprechende che Position für eine junge Frau Anfang 20. Glücklicherweise Leistungen erwarten? ist eine von Catherines wichtigsten Eigenschaften ihre Hart- näckigkeit, die sie dorthin gebracht hat, wo sie heute steht.
20 Eröffnung: Frauen in der industriellen Forschung - Mehr Schwung für Europa Kapitel 1 Sie hat einen Ingenieur von Schlumberger geheiratet und viel kommuniziert. Sie unterrichtet und publiziert aktiv seit wurde zur Vorreiterin der Planung von zwei Karrieren, Mutter- 1975. Heute ist sie wissenschaftliche Beraterin und Business schaftszeiten und anderen Politiken, die in Zusammenhang Development Managerin für komplexe Projekte der Ölförde- mit der Gender Diversity stehen. Für den heutigen Konferenz- rung. tag hat sie explizit angemerkt, dass ihrer Meinung nach weni- Roopa ist außerdem eine stolze Mutter, die trotz ihrer Vollzeit- ger neue Politiken erforderlich sind als vielmehr eine größere stelle aktiv am Leben ihres Sohnes teilgenommen hat. Flexibilität seitens der Unternehmen. Die Frauen, die ich vorgestellt habe, sind beispielhafte Rollen- Catherine ist eine von drei Frauen in einer Gruppe von insge- vorbilder. Sie haben unterschiedliche Hintergründe und Er- samt 27 General Managern, die die Schlumberger Aktivitäten fahrungen. Eine ist Softwareexpertin und FuE-Managerin; die weltweit vor Ort leiten. 3 von 27 ist vielleicht keine kritische zweite ist Field Operations Managerin; die dritte Wissenschaft- Masse, steht aber für eine Stimme, die gehört wird. lerin und Vertriebsexpertin. Sie alle sind Mütter. Jede von ihnen Roopa ist Geophysikerin und eine Führungspersönlichkeit. ist für unser Unternehmen sehr wichtig. Gemeinsam ist ihnen Sie begann ihre Karriere vor 22 Jahren als Senior Development ihre starke Persönlichkeit und die Kommunikationsfähigkeiten Engineer in einer Interpretation Development Gruppe in (auch wenn diese ganz unterschiedlich ausfallen), ihre abge- Houston, Texas. Nach drei Jahren wurde sie in den Bereich rundete berufliche Entwicklung und ausgeglichener Arbeits- Aktivitäten in Fernost versetzt und verbrachte die nächsten und Lebensstil. Jede ist eine Inspiration für die Ingenieure sieben Jahre in Singapur, Bangkok und Kuala Lumpur. Sie führ- und Wissenschaftler bei Schlumberger. te vor Ort wichtige neue Technologien ein und berichtet viel Seit neun Jahren fördern wir Gender Diversity bei Schlum- Positives über ihre Erfahrungen mit der Ausbildung von Field berger. Der Erfolg ist nicht auf allen Ebenen gleich, aber wir Engineers und den Kundenkontakten. Roopa erinnert sich leb- haben deutliche Fortschritte gemacht. Fünfzehn Prozent haft an ihren damaligen Manager, einen Mann, der ursprüng- unserer Mitarbeiter ohne Anspruch auf Überstundenvergü- lich überzeugt war, dass Frauen entweder in die Forschung tung sind Frauen, und 9 % unserer Manager sind Frauen. Sie oder an den Herd gehörten - nicht in den Außendienst. Nach- können anhand dieser Pyramide erkennen, dass 15 % der Neu- dem sie ein Jahr zusammen gearbeitet hatten, wurde er jedoch einstellungen in den Bereichen Field Engineer, Research zu ihrem größten Unterstützer. Scientist oder Product Engineer Frauen sind, was zu einer be- Roopa wechselte dann den Unternehmensbereich und wurde trächtlichen Anzahl, nämlich insgesamt 2500 Frauen, führt. Location Managerin in Indonesien, wo sie ein Softwareunter- Die nächste Stufe ist die eigentliche Herausforderung: ein nehmen aufzog. Sie schaffte den Sprung zur Leiterin einer Stu- Umfeld anzubieten, in dem Frauen darauf vertrauen, dass sie diengruppe Öl- und Gasreserven, die Kunden dabei unterstütz- eine Reihe von Entwicklungsmöglichkeiten haben in einem te, diese genauer und effizienter zu erschließen. Rahmen, der ihren beruflichen und persönlichen Zielen glei- Roopa erzählt fesselnde Geschichten aus ihrer Vergangenheit, chermaßen gerecht wird. auch wenn sie sie selbst für ganz normal hält. Sie hat viele gu- te Erinnerungen und ein paar Horrorgeschichten parat. Die Zulassung zum Studiengang Geophysik wurde ihr 1971 zunächst verweigert, weil sie eine Frau war und es "Sicherheitsbedenken" bei geologischen Exkursionen gab. Sie und ihr Vater konnten die Bedenken der Universität entkräften, und sie wurde die erste Frau, die Geophysik studierte und dann mit einer Gold- medaille als beste aller Studierenden ihres Jahrgangs abschloss. Während sie in Asien arbeitete, wurde sie während einer Zeit der Unruhen aus Jakarta evakuiert und durfte nicht zurück- kehren, als dies ihren männlichen Kollegen erlaubt wurde. Sie betont, dass die Unterstützung ihres Freundes- und Kol- legenkreises ihr in diesen schwierigen Zeiten sehr geholfen habe. Im Verlauf ihrer gesamten Karriere hat Roopa immer Frauen in technischen Berufen bei Schlumberger
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