KOMPAKT Wie Unternehmen Beschäftigungspotenziale von Frauen noch besser nutzen können - Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung
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Wie Unternehmen Beschäftigungspotenziale von Frauen noch besser nutzen können Attraktivität, flexible Arbeitszeitmodelle und Berufsorientierung KOMPAKT Zentrale Ergebnisse • Insgesamt zeigt sich, dass es in Berufen, in de- nen überproportional viele Frauen oder Män- ner arbeiten, deutlich mehr Fachkräfteengpäs- se gibt als in Berufen, die zu etwa gleichen • Die Entwicklung der Erwerbstätigkeit von Teilen von Frauen und Männern ausgeübt wer- Frauen spielt insbesondere vor dem Hinter- den. Zwei Drittel aller Engpassberufe sind grund zunehmender Fachkräfteengpässe auf männertypische Berufe. dem Arbeitsmarkt eine zentrale Rolle. In den letzten Jahren konnten Unternehmen in eini- • Dort, wo es 2013 noch besonders viel Potential gen Berufen mit einer vermehrten Beschäfti- gab, reagierten die Unternehmen auf die Fach- gung von Frauen einer weiteren Verschlimme- kräfteengpässe, indem sie mehr Frauen einge- rung der Fachkräfteengpässe entgegenwirken. stellt haben. So ist die Zahl der Frauen in Unternehmen sind immer stärker gefordert, männertypischen Engpassberufen von 192.480 mit einer gezielten Ansprache von Frauen als Frauen im Jahr 2013 auf 226.985 im Jahr 2017 attraktiver Arbeitgeber für diese Zielgruppe gestiegen (Anstieg des Frauenanteils um 12,8 wahrgenommen zu werden. Prozent). In männertypischen Berufen, die 2013 nicht eng waren, war nur ein Anstieg von • Die Erwerbsbeteiligung von Frauen ist in den 5,1 Prozent zu verzeichnen. letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Inzwi- schen sind drei von vier Frauen erwerbstätig. • Zwar haben sich die Fachräfteengpässe in den Allein zwischen 2013 und 2017 ist die Zahl der letzten Jahren in fast allen Berufen verschärft. sozialversicherungspflichtig beschäftigten In männertypischen Engpassberufen, in denen Frauen um 1,2 Millionen gestiegen. Prozentual der Frauenanteil gestiegen ist, war diese Ent- besonders stark gestiegen ist die Zahl der hoch- wicklung aber weniger stark. qualifizierten Frauen mit Hochschul- oder Fort- bildungsabschluss (+ 16,3 bzw. + 12,0 Prozent). • Der Anstieg der Frauenerwerbstätigkeit ist Bei den beruflich qualifizierten Frauen ohne zum einen der besseren Infrastruktur bei der Fortbildungsabschluss fiel der Anstieg etwas Kinderbetreuung und Pflege von Angehöri- geringer aus (+ 7,4 Prozent). Allerdings macht gen zu verdanken. Zum anderen haben viele diese Gruppe mit 8,6 Millionen beschäftigten Unternehmen die Vereinbarkeit von Beruf Frauen nach wie vor die größte Gruppe aus. und Familie verbessert. Ausführliche Analysen und weitere Fakten über die Fachkräftesituation erhalten Sie unter: www.kofa.de/fachkraefteengpaesse-verstehen 1
• Da Frauen in den meisten Familien immer dungssystem ist die Zahl der Frauen in den noch den größten Teil der Kinderbetreuung letzten Jahren stark gesunken. Im Jahr 2018 und Pflegearbeit leisten, sind flexible Ar- wurden nur 37 Prozent der neuen Ausbil- beitszeitmodelle wie beispielsweise Teilzeit- dungsverträge von weiblichen Auszubilden- arbeit eine der Voraussetzungen für die Er- den abgeschlossen. Darüber hinaus konzent- werbsbeteiligung vieler Frauen. Daher riert sich mehr als die Hälfte aller Bewerber- arbeiten Frauen eher in Berufen, wenn es innen für Ausbildungsstellen auf zehn Aus- dort die Möglichkeit einer Teilzeitbeschäfti- bildungsberufe – und das bei 327 anerkann- gung gibt. So ist der Frauenanteil in männer- ten Ausbildungsberufen im dualen System. typischen Engpassberufen, in denen Unter- Da auf dem Arbeitsmarkt insbesondere Fach- nehmen zusätzliche Teilzeitbeschäftigung kräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung geschaffen haben, zwischen 2013 und 2017 gesucht werden, ist dies ein wichtiges Hand- um 15,6 Prozent gestiegen. lungsfeld. • Der Grundstein für eine geschlechtsspezifi- • Jungen und Mädchen unterscheiden sich in sche Berufswahl wird schon sehr früh im ihren Interessen und Erwartungen an Aus- Berufsorientierungsprozess von Jungen und bildung und Berufswelt. So sind bei Mäd- Mädchen gelegt. Dementsprechend spielt ei- chen beispielsweise künstlerisch-sprachliche ne geschlechtsneutrale Berufsorientierung oder auch soziale Interessen stärker ausge- mit einer zielgruppengerechten Ansprache prägt als bei Jungen. Unternehmen können eine zentrale Rolle. damit punkten, wenn sie diese Interessen von Mädchen direkt adressieren und aufzei- • Gerade junge Mädchen müssen noch syste- gen, welche Möglichkeiten in ihren Ausbil- matischer an ein breiteres Berufsspektrum dungsberufen bestehen, diese zu entfalten. herangeführt werden. Im dualen Ausbil- 1. Berufe mit einem unterdurchschnitt- In den männertypischen Engpassberufen sind Frauen ge- lichen Frauenanteil sind besonders häufig rade auf Ebene der beruflich Qualifizierten, wo es die größten Lücken auf dem Arbeitsmarkt gibt, in vielen Be- von Fachkräfteengpässen betroffen rufen wenig vertreten. In geschlechtstypischen Berufen gibt es deutlich mehr Tabelle 1: Fachkräfteengpässe als in Berufen, die zu etwa gleichen Anzahl der Engpassberufe nach Geschlechtstypik Teilen von Frauen und Männern ausgeübt werden – un- Geschlechtstypik abhängig davon, ob es sich dabei um einen männer- oder einen frauentypischen Beruf 1) handelt. Die meisten Fach- frauentypische Mix- männertypische kräfteengpässe liegen in männertypischen Berufen vor. Berufe berufe Berufe Knapp zwei Drittel aller Engpassberufe sind männertypi- kein Eng- 83 210 156 sche Berufe (Tabelle 1). Hierbei muss berücksichtigt wer- passberuf den, dass es auch fast drei Mal so viele Männerberufe wie Eng- Frauenberufe gibt. Aber auch innerhalb der männertypi- 51 73 228 passberuf schen Berufe gibt es anteilig mehr Engpassberufe (59,4 Quelle: KOFA-Berechnungen auf Basis von Sonderauswertungen der Bundesagentur für Arbeit (BA), Prozent) als innerhalb der frauentypischen Berufe (38,1 2018; Stand: 31. Dezember 2017 Prozent). In männertypischen Berufen, die 2013 zu den Engpassbe- 1) Als männertypischer/frauentypischer Beruf wird ein Beruf bezeichnet, wenn mehr als 70 Prozent der Beschäftigten männlich/weiblich sind rufen zählten, ist der Frauenanteil stärker gestiegen (siehe KOFA-Studie 4/2017). (+ 12,8 Prozent) als in männertypischen Berufen, die 2013 2
nicht eng waren (+ 5,1 Prozent) (Abbildung 1). Absolut ist mit gestiegenem Frauenanteil schwächer: So verringerte die Anzahl der Frauen in männertypischen Engpassberu- sich die Engpassrelation in männertypischen Engpassbe- fen von 192.480 Frauen im Jahr 2013 auf 226.985 im Jahr rufen, in denen der Frauenanteil gesunken ist, um gut ein 2017 gestiegen (+ 34.505). Drittel von 124 auf 83 (- 33,1 Prozent). In männertypischen Engpassberufen, in denen der Frauenanteil gestiegen ist, Der Frauenanteil in frauentypischen Engpassberufen ist hat sich die Engpassrelation lediglich um ein Viertel von dagegen sogar leicht gesunken. Dies spricht dafür, dass 116 auf 89 verringert (- 23,3 Prozent) (Abbildung 2). es in diesen Berufen umgekehrt gelungen ist, mehr Män- ner für diese Berufe zu gewinnen. Besonders stark ist die Zahl der hochqualifizierten Frau- en mit Hochschul- oder Fortbildungsabschluss gestiegen (+ 16,3 Prozent bzw. + 226.968 und + 12,0 Prozent bzw. Abbildung 1: Veränderung des Frauenanteils an allen + 170.174). Bei den beruflich qualifizierten Frauen fiel der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zwischen 2013 Anstieg etwas geringer aus (+ 7,4 Prozent bzw. + 597.764), und 2017 allerdings macht diese Gruppe mit 8,6 Millionen beschäf- 15% tigten Frauen nach wie vor die größte Gruppe aus. 12,8% 12% Abbildung 2: Zusammenhang zwischen Frauenanteil und durchschnittlicher Engpassrelation in männertypischen 9% Engpassberufen; Arbeitslose je 100 gemeldete Stellen 6% 5,1% 150 -23,3 % -33,1 % 3% 124 116 120 0% 89 -0,9% -0,8% -0,7% -0,8% 90 83 -3% frauentypische Mixberufe männertypische Berufe Berufe 60 Kein Engpassberuf Engpassberuf 30 Quelle: KOFA-Berechnungen auf Basis von Sonderauswertungen der Bundesagentur für Arbeit (BA), 2018 0 Berufe, in denen sich Berufe, in denen sich der der Frauenanteil Frauenanteil verringert hat oder erhöht hat gleich geblieben ist 1.1 Unternehmen konnten mit einer vermehrten Durchschnittliche Engpassrelation 2013 Beschäftigung von Frauen einer weiteren Durchschnittliche Engpassrelation 2017 Verschlimmerung der Engpässe entgegenwirken Quelle: KOFA-Berechnungen auf Basis von Sonderauswertungen der Bundesagentur für Arbeit (BA), 2018 Insgesamt hat sich die Engpasssituation in den letzten Jahren kontinuierlich verschärft. Es zeigt sich jedoch, dass in männertypischen Engpassberufen, in denen Un- Doch wie ist es Unternehmen gelungen, mehr Frauen für ternehmen den Frauenanteil erhöhen konnten, sich die sich zu gewinnen? Fachkräfteengpässe weniger stark verschärft haben als in anderen männertypischen Engpassberufen. Die Engpassrelation gibt an, wie viele Arbeitslose mit der passenden Qualifikation auf 100 gemeldete Stellen kom- men. Eine geringe Engpassrelation gibt somit einen ver- schärften Engpass aus Unternehmenssicht an. Insgesamt hat sich die Engpassrelation in allen Berufen verringert und die Probleme der Unternehmen, passend qualifizier- te Fachkräfte zu finden, haben sich verschlimmert. Aller- dings ist die Verringerung der Engpassrelation in Berufen 3
2. Flexible Arbeitsbedingungen erhöhen die Attraktivität von Berufen für Frauen Der Anteil von Frauen in bestimmten Berufen und der Dies kann verschiedene Ursachen haben. So können An- Anteil der Beschäftigten, die in diesen Berufen in Teilzeit gebote für flexible Arbeitsbedingungen fehlen, die eine arbeiten, hängen eng zusammen (Abbildung 3). Vereinbarkeit zulassen, oder es mangelt an passenden Rahmenbedingungen für den Wiedereinstieg wie bei- Abbildung 3: Zusammenhang zwischen Teilzeit- spielsweise Qualifizierungsangebote oder zielgruppenge- beschäftigung und Frauenanteil rechte Stellenanzeigen. Hinzu kommt, dass sich viele Frauen in der Altersgruppe 45+ vielleicht von vornherein gegen bestimmte – vorwiegend männertypische – Eng- 80% 75,8% 71,3% 75,0% passberufe entschieden haben. Hier spielt die Berufsori- Durchschnittlicher Frauenanteil in Prozent 69,8% 70% entierung eine wichtige Rolle (siehe Kapitel 3). 60,3% 60% 48,4% Abbildung 4: Der Frauenanteil in Engpassberufen und 50% Nicht-Engpassberufen nach Altersgruppen 40% 33,1% 30% 60% 20% 11,4% 50% 10% 0% 1-10% 10-20% 20-30% 30-40% 40-50% 50-60% 60-70% Über 70% (442) (316) (209) (133) (78) (51) (30) (22) 40% Anteil Teilzeit (Anzahl der Berufe der jeweiligen Gruppe in Klammern) Quelle: KOFA-Berechnungen auf Basis von Sonderauswertungen der Bundesagentur für Arbeit (BA), 2018 30% Daher zeigt sich, dass Frauen tendenziell eher in männer- 20% unter 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 über typische (Engpass-)Berufe gehen, wenn es in diesen Be- 20 bis bis bis bis bis bis bis bis bis bis 70 24 29 34 39 44 49 54 59 64 69 rufen auch Teilzeitangebote gibt. Zusätzlich kann die Möglichkeit, flexible Arbeitszeitangebote zu nutzen, für Nicht Engpassberufe 2017 Engpassberufe 2017 mehr Frauen Anreiz sein, in Teilzeit oder sogar in Vollzeit Quelle: KOFA-Berechnungen auf Basis von Sonderauswertungen der Bundesagentur für Arbeit (BA), 2018 zu arbeiten, da dies die Vereinbarkeit von beruflichen und familiären Aufgaben fördert. 2.1 Unternehmen können den Wiedereinstieg von 2.2 In männertypischen Engpassberufen, in denen Frauen nach der Familienphase noch gezielter för- zusätzliche Teilzeitbeschäftigung geschaffen wur- dern de, hat sich der Frauenanteil erhöht Nicht immer gelingt die Rückkehr von gut qualifizierten In männertypischen Engpassberufen, in denen Unter- Müttern nach der Familienphase in den Arbeitsmarkt. nehmen zusätzliche Teilzeitbeschäftigung geschaffen ha- Auch andere familiäre Verpflichtungen, wie beispielswei- ben, ist der Frauenanteil zwischen 2013 und 2017 um ei- se die Pflege von Angehörigen, führen insbesondere bei nen Prozentpunkt und damit um 15,6 Prozent gestiegen Frauen dazu, dass sie weniger arbeiten als sie könnten (Abbildung 5). Dies entspricht 30.545 zusätzlich beschäf- bzw. möchten. tigten Frauen. In Berufen, in denen Unternehmen keine entsprechende Teilzeitbeschäftigung geschaffen haben, In der Altersgruppe, in der viele Frauen typischerweise ist der Anteil um 0,4 Prozentpunkte gesunken. aus der Familienphase zurückkommen, ist der Frauenan- teil an allen Beschäftigten in Nicht-Engpassberufen hö- her als in Engpassberufen (Abbildung 4). 4
Abbildung 5: Veränderung des Frauenanteils in 3. Ein ausgeglichenes Geschlechter- männertypischen Engpassberufen zwischen 2013 und 2017 verhältnis in Berufen beginnt schon bei in Abhängigkeit von zusätzlicher Teilzeitbeschäftigung der Berufsorientierung 12% Es zeigt sich, dass je ausgeglichener das Geschlechterver- 11,0% 10,6% hältnis in einem Beruf, umso geringer ist die Wahr- 10% scheinlichkeit, dass es in diesem Beruf Fachkräfteeng- 8% 7,4% pässe gibt. Der Grundstein für eine geschlechts- 6,4% spezifische Berufswahl wird schon sehr früh im Berufs- 6% orientierungsprozess von Mädchen und Jungen gelegt. Gerade junge Mädchen müssen noch systematischer an 4% ein breiteres Berufsspektrum herangeführt werden. So 2% konzentriert sich mehr als die Hälfte aller Bewerberinnen für Ausbildungsstellen (55 Prozent) auf zehn Ausbil- 0% Berufe, in denen der Teilzeitanteil Berufe, in denen der Teilzeitanteil dungsberufe – und das bei 327 anerkannten Ausbil- gestiegen ist (64 Berufe) gesunken oder gleichgeblieben ist (11 Berufe) dungsberufen im dualen System (BA, 2019). Anteil Frauen 2013 Anteil Frauen 2017 Viele Unternehmen sind schon heute sehr aktiv, um Mäd- chen gezielt auch für männertypische Berufe und ihre Hinweis: Nur Berufe, bei denen es zusätzliche Teilzeitbeschäftigung gab und die Zahl der Vollzeitbeschäftigten mindestens konstant geblieben ist. Unternehmen zu begeistern (z.B. Teilnahme am Girls‘ Quelle: KOFA-Berechnungen auf Basis von Sonderauswertungen der Bundesagentur für Arbeit (BA), 2018 Days). In akademischen Männerberufen beispielsweise im MINT-Bereich gelingt die Gewinnung von Frauen teil- Die Schaffung von Teilzeitangeboten ist jedoch kein All- weise schon gut, aber bei Ausbildungsberufen ist das In- heilmittel, um Fachkräfteengpässe zu lindern. Viele frau- teresse der Frauen an männertypischen Berufen sogar entypische Engpassberufe sind schon heute durch hohe leicht rückläufig (Anger et al., 2018). Teilzeitanteile gekennzeichnet (Abbildung 6). In der Al- tenpflege, einem Beruf mit einem flächendeckenden Abbildung 7: Entwicklung des Frauenanteils an neu Fachkräftemangel, arbeiten 53 Prozent aller (überwiegend abgeschlossenen Ausbildungsverträgen weiblichen) Beschäftigten in Teilzeit. Dementsprechend sind in vielen frauentypischen Engpassberufen andere 650.000 44% Handlungsempfehlungen gefragt als in vielen männer- typischen Berufen, die durch (zusätzliche) Teilzeitange- 43% bote für neue Zielgruppen attraktiv werden können. 42% 42% 42% 600.000 Abbildung 6: Teilzeitanteil in frauentypischen, 41% 41% 40% männertypischen und Mixberufen 40% 40% 40% 39% 60% 56,6% 550.000 50% 47,7% 38% 38% 40% 37% 31,2% 30% 24,5% 500.000 36% 08 09 10 18 16 12 14 13 17 15 11 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20% 13,9% Neu abgeschlossene Ausbildungsverträge Anteil Frauen 10% 6,2% Quelle: KOFA-Berechnungen auf Basis von Daten des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), 2019 0% frauentypische Berufe Mixberufe männertypische Berufe Kein Engpassberuf Engpassberuf Auch unabhängig von der Fachrichtung münden immer Quelle: KOFA-Berechnungen auf Basis von Sonderauswertungen der Bundesagentur für Arbeit (BA), 2018 weniger Mädchen in eine Ausbildung im dualen System ein (Abbildung 7). Während 2002 noch 43 Prozent aller Ausbildungsanfänger im dualen System weiblich waren, waren es 2018 nur noch 37 Prozent. 5
Diese Entwicklung hängt auch damit zusammen, dass Mädchen direkt adressieren und aufzeigen, welche Mög- immer mehr Jugendliche Abitur machen und studieren lichkeiten in ihren Ausbildungsberufen bestehen, diese zu möchten. 2017 waren 54,4 Prozent aller Abiturienten Mäd- entfalten. Insbesondere wenn in dem Unternehmen schon chen (Statistisches Bundesamt, 2018). weibliche Auszubildende beschäftigt sind, können diese als Vorbild dienen und gezielt als Botschafterinnen in Für die Berufswahl spielen viele Aspekte eine Rolle. Nach Schulen oder auf Ausbildungsmessen eingesetzt werden. wie vor sind Gespräche mit Eltern und Freunden ganz zentral. Wichtig ist für Jugendliche also, was andere Men- Abbildung 8: Berufliche Interessen von Abiturienten schen über einen Beruf bzw. ein Unternehmen denken nach Geschlecht (IfD Allensbach, 2017). Praktisch- 3,17 technische 2,58 Mädchen für männertypische Ausbildungsberufe zu be- Interessen geistern, erfordert also besonderes Engagement der Un- Intellektuell- 3,00 forschende ternehmen mit einer gezielten Ansprache der jungen Interessen 2,67 Mädchen. Und nur durch weibliche Vorbilder in verschie- Künstlerisch- 2,28 sprachliche denen Berufen kann nach und nach ein Wandel der ge- Interessen 2,94 sellschaftlichen Wahrnehmung von Berufen stattfinden. 2,86 Soziale Interessen 3,48 Gerade die steigende Zahl an Abiturientinnen ist eine Unternehmer- 3,29 wichtige Zielgruppe für Unternehmen. Um als Ausbil- ische 3,14 Interessen dungsbetrieb für Mädchen attraktiv zu sein, ist ein ziel- gruppengerechtes Marketing entscheidend. Jungen und Kulturelle 2,62 Interessen 2,64 Mädchen unterscheiden sich in ihren Interessen und Er- wartungen an die Ausbildung. So sind bei Mädchen bei- 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 spielsweise künstlerisch-sprachliche oder auch soziale In- Männlich Weiblich teressen stärker ausgeprägt (Abbildung 8). Unternehmen können damit punkten, wenn sie diese Interessen von 1 = interessiert mich wenig, 5 = interessiert mich sehr; Quelle: KOFA-Berechnungen auf Basis des NEPS, 2017 (KOFA-Studie 3/2017) Literatur Anger, Christina / Koppel, Oliver / Plünnecke, Axel / Röben, Enno IfD Allensbach – Institut für Demoskopie Allensbach, 2017, Die / Schüler, Ruth Maria, 2018, MINT-Herbstreport 2018. MINT – Qua- McDonald’s Ausbildungsstudie 2017 – Job von morgen! Schule von lifizierung und Zuwanderung zur Stärkung von Forschung und Di- gestern. Ein Fehler im System?, https://karriere.mcdonalds.de/do- gitalisierung. Gutachten für BDA, BDI, MINT Zukunft schaffen und croot/jobboerse-mcd-career-blossom/assets/documents/McD_Aus- Gesamtmetall, Institut der deutschen Wirtschaft Köln, https:// bildungsstudie_2017.pdf [19.2.2019] www.iwkoeln.de/fileadmin/user_upload/Studien/Gutachten/ Risius, Paula / Malin, Lydia / Flake, Regina, 2017, Ausbildung oder PDF/2018/MINT-Herbstreport-2018.pdf [19.2.2019] Studium? Wie Unternehmen Abiturienten bei der Berufsorientie- Bundesagentur für Arbeit – BA, 2019, Berufsausbildungsstellen rung unterstützen können, KOFA-Studie 3/2017, Studie im Rahmen und Bewerber für Berufsausbildungsstellen (Monatszahlen), des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförder- Deutschland, – September 2018, https://statistik.arbeitsagentur. ten Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (KOFA), https:// de/Statistikdaten/Detail/201809/iiia5/ausb-ausbildungsstellen- www.kofa.de/fileadmin/Dateiliste/Publikationen/Studien/KOFA_ markt-mit-zkt/ausbildungsstellenmarkt-mit-zkt-d-0-201809-pdf.pdf Studie_Ausbildung_oder_Studium.pdf [19.2.2019] [19.02.2019] Statistisches Bundesamt (Destatis), 2018, Bildung und Kultur – All- Burstedde, Alexander / Risius, Paula, 2017, Fachkräfteengpässe in gemeinbildende Schulen, Schuljahr 2017/18, Fachserie 11, Reihe 1, Unternehmen. Rezepte gegen den Fachkräftemangel: Internatio- https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/Bildung- nale Fachkräfte, ältere Beschäftigte und Frauen finden und bin- ForschungKultur/Schulen/AllgemeinbildendeSchu- den, KOFA-Studie 4/2017, Studie im Rahmen des vom Bundesmi- len2110100187004.pdf?__blob=publicationFile [20.2.2019] nisterium für Wirtschaft und Energie geförderten Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (KOFA), https://www. kofa.de/service/publikationen/detailseite/news/kofa-stu- die-42017-fachkraefteengpaesse-in-unternehmen-reaktio- Autoren: Dr. Anika Jansen, Dr. Regina Flake, Dr. Lydia Malin nen-auf-den-fachkraeftemangel [19.2.2019] Stand: Februar 2019 6
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