KOMPAKT Wie Unternehmen Beschäftigungspotenziale von Frauen noch besser nutzen können - Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung

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Wie Unternehmen Beschäftigungspotenziale
von Frauen noch besser nutzen können
Attraktivität, flexible Arbeitszeitmodelle und Berufsorientierung

                     KOMPAKT

  Zentrale Ergebnisse                                               • Insgesamt zeigt sich, dass es in Berufen, in de-
                                                                      nen überproportional viele Frauen oder Män-
                                                                      ner arbeiten, deutlich mehr Fachkräfteengpäs-
                                                                      se gibt als in Berufen, die zu etwa gleichen
  • Die Entwicklung der Erwerbstätigkeit von                          Teilen von Frauen und Männern ausgeübt wer-
    Frauen spielt insbesondere vor dem Hinter-                        den. Zwei Drittel aller Engpassberufe sind
    grund zunehmender Fachkräfteengpässe auf                          männertypische Berufe.
    dem Arbeitsmarkt eine zentrale Rolle. In den
    letzten Jahren konnten Unternehmen in eini-                     • Dort, wo es 2013 noch besonders viel Potential
    gen Berufen mit einer vermehrten Beschäfti-                       gab, reagierten die Unternehmen auf die Fach-
    gung von Frauen einer weiteren Verschlimme-                       kräfteengpässe, indem sie mehr Frauen einge-
    rung der Fachkräfteengpässe entgegenwirken.                       stellt haben. So ist die Zahl der Frauen in
    Unternehmen sind immer stärker gefordert,                         männertypischen Engpassberufen von 192.480
    mit einer gezielten Ansprache von Frauen als                      Frauen im Jahr 2013 auf 226.985 im Jahr 2017
    attraktiver Arbeitgeber für diese Zielgruppe                      gestiegen (Anstieg des Frauenanteils um 12,8
    wahrgenommen zu werden.                                           Prozent). In männertypischen Berufen, die
                                                                      2013 nicht eng waren, war nur ein Anstieg von
  • Die Erwerbsbeteiligung von Frauen ist in den                      5,1 Prozent zu verzeichnen.
    letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Inzwi-
    schen sind drei von vier Frauen erwerbstätig.                   • Zwar haben sich die Fachräfteengpässe in den
    Allein zwischen 2013 und 2017 ist die Zahl der                    letzten Jahren in fast allen Berufen verschärft.
    sozialversicherungspflichtig beschäftigten                        In männertypischen Engpassberufen, in denen
    Frauen um 1,2 Millionen gestiegen. Prozentual                     der Frauenanteil gestiegen ist, war diese Ent-
    besonders stark gestiegen ist die Zahl der hoch-                  wicklung aber weniger stark.
    qualifizierten Frauen mit Hochschul- oder Fort-
    bildungsabschluss (+ 16,3 bzw. + 12,0 Prozent).                 • Der Anstieg der Frauenerwerbstätigkeit ist
    Bei den beruflich qualifizierten Frauen ohne                      zum einen der besseren Infrastruktur bei der
    Fortbildungsabschluss fiel der Anstieg etwas                      Kinderbetreuung und Pflege von Angehöri-
    geringer aus (+ 7,4 Prozent). Allerdings macht                    gen zu verdanken. Zum anderen haben viele
    diese Gruppe mit 8,6 Millionen beschäftigten                      Unternehmen die Vereinbarkeit von Beruf
    Frauen nach wie vor die größte Gruppe aus.                        und Familie verbessert.

Ausführliche Analysen und weitere Fakten über die Fachkräftesituation erhalten Sie unter:
www.kofa.de/fachkraefteengpaesse-verstehen
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• Da Frauen in den meisten Familien immer                                          dungssystem ist die Zahl der Frauen in den
    noch den größten Teil der Kinderbetreuung                                        letzten Jahren stark gesunken. Im Jahr 2018
    und Pflegearbeit leisten, sind flexible Ar-                                      wurden nur 37 Prozent der neuen Ausbil-
    beitszeitmodelle wie beispielsweise Teilzeit-                                    dungsverträge von weiblichen Auszubilden-
    arbeit eine der Voraussetzungen für die Er-                                      den abgeschlossen. Darüber hinaus konzent-
    werbsbeteiligung vieler Frauen. Daher                                            riert sich mehr als die Hälfte aller Bewerber-
    arbeiten Frauen eher in Berufen, wenn es                                         innen für Ausbildungsstellen auf zehn Aus-
    dort die Möglichkeit einer Teilzeitbeschäfti-                                    bildungsberufe – und das bei 327 anerkann-
    gung gibt. So ist der Frauenanteil in männer-                                    ten Ausbildungsberufen im dualen System.
    typischen Engpassberufen, in denen Unter-                                        Da auf dem Arbeitsmarkt insbesondere Fach-
    nehmen zusätzliche Teilzeitbeschäftigung                                         kräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung
    geschaffen haben, zwischen 2013 und 2017                                         gesucht werden, ist dies ein wichtiges Hand-
    um 15,6 Prozent gestiegen.                                                       lungsfeld.

  • Der Grundstein für eine geschlechtsspezifi-                                 • Jungen und Mädchen unterscheiden sich in
    sche Berufswahl wird schon sehr früh im                                       ihren Interessen und Erwartungen an Aus-
    Berufsorientierungsprozess von Jungen und                                     bildung und Berufswelt. So sind bei Mäd-
    Mädchen gelegt. Dementsprechend spielt ei-                                    chen beispielsweise künstlerisch-sprachliche
    ne geschlechtsneutrale Berufsorientierung                                     oder auch soziale Interessen stärker ausge-
    mit einer zielgruppengerechten Ansprache                                      prägt als bei Jungen. Unternehmen können
    eine zentrale Rolle.                                                          damit punkten, wenn sie diese Interessen
                                                                                  von Mädchen direkt adressieren und aufzei-
  • Gerade junge Mädchen müssen noch syste-                                       gen, welche Möglichkeiten in ihren Ausbil-
    matischer an ein breiteres Berufsspektrum                                     dungsberufen bestehen, diese zu entfalten.
    herangeführt werden. Im dualen Ausbil-

1. Berufe mit einem unterdurchschnitt-                                        In den männertypischen Engpassberufen sind Frauen ge-
lichen Frauenanteil sind besonders häufig                                     rade auf Ebene der beruflich Qualifizierten, wo es die
                                                                              größten Lücken auf dem Arbeitsmarkt gibt, in vielen Be-
von Fachkräfteengpässen betroffen                                             rufen wenig vertreten.

In geschlechtstypischen Berufen gibt es deutlich mehr                         Tabelle 1:
Fachkräfteengpässe als in Berufen, die zu etwa gleichen                       Anzahl der Engpassberufe nach Geschlechtstypik
Teilen von Frauen und Männern ausgeübt werden – un-                                                                       Geschlechtstypik
abhängig davon, ob es sich dabei um einen männer- oder
einen frauentypischen Beruf 1) handelt. Die meisten Fach-                                           frauentypische               Mix-            männertypische
kräfteengpässe liegen in männertypischen Berufen vor.                                                   Berufe                  berufe              Berufe
Knapp zwei Drittel aller Engpassberufe sind männertypi-                        kein Eng-
                                                                                                             83                   210                     156
sche Berufe (Tabelle 1). Hierbei muss berücksichtigt wer-                      passberuf
den, dass es auch fast drei Mal so viele Männerberufe wie
                                                                               Eng-
Frauenberufe gibt. Aber auch innerhalb der männertypi-                                                       51                    73                     228
                                                                               passberuf
schen Berufe gibt es anteilig mehr Engpassberufe (59,4
                                                                              Quelle: KOFA-Berechnungen auf Basis von Sonderauswertungen der Bundesagentur für Arbeit (BA),
Prozent) als innerhalb der frauentypischen Berufe (38,1                       2018; Stand: 31. Dezember 2017
Prozent).
                                                                              In männertypischen Berufen, die 2013 zu den Engpassbe-
1) Als männertypischer/frauentypischer Beruf wird ein Beruf bezeichnet,
   wenn mehr als 70 Prozent der Beschäftigten männlich/weiblich sind          rufen zählten, ist der Frauenanteil stärker gestiegen
   (siehe KOFA-Studie 4/2017).                                                (+ 12,8 Prozent) als in männertypischen Berufen, die 2013

                                                                          2
nicht eng waren (+ 5,1 Prozent) (Abbildung 1). Absolut ist                                          mit gestiegenem Frauenanteil schwächer: So verringerte
die Anzahl der Frauen in männertypischen Engpassberu-                                               sich die Engpassrelation in männertypischen Engpassbe-
fen von 192.480 Frauen im Jahr 2013 auf 226.985 im Jahr                                             rufen, in denen der Frauenanteil gesunken ist, um gut ein
2017 gestiegen (+ 34.505).                                                                          Drittel von 124 auf 83 (- 33,1 Prozent). In männertypischen
                                                                                                    Engpassberufen, in denen der Frauenanteil gestiegen ist,
Der Frauenanteil in frauentypischen Engpassberufen ist                                              hat sich die Engpassrelation lediglich um ein Viertel von
dagegen sogar leicht gesunken. Dies spricht dafür, dass                                             116 auf 89 verringert (- 23,3 Prozent) (Abbildung 2).
es in diesen Berufen umgekehrt gelungen ist, mehr Män-
ner für diese Berufe zu gewinnen.                                                                   Besonders stark ist die Zahl der hochqualifizierten Frau-
                                                                                                    en mit Hochschul- oder Fortbildungsabschluss gestiegen
                                                                                                    (+ 16,3 Prozent bzw. + 226.968 und + 12,0 Prozent bzw.
Abbildung 1: Veränderung des Frauenanteils an allen
                                                                                                    + 170.174). Bei den beruflich qualifizierten Frauen fiel der
sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zwischen 2013
                                                                                                    Anstieg etwas geringer aus (+ 7,4 Prozent bzw. + 597.764),
und 2017
                                                                                                    allerdings macht diese Gruppe mit 8,6 Millionen beschäf-
     15%
                                                                                                    tigten Frauen nach wie vor die größte Gruppe aus.
                                                                                  12,8%
     12%                                                                                            Abbildung 2: Zusammenhang zwischen Frauenanteil und
                                                                                                    durchschnittlicher Engpassrelation in männertypischen
     9%                                                                                             Engpassberufen; Arbeitslose je 100 gemeldete Stellen

     6%                                                                  5,1%                             150
                                                                                                                                -23,3 %                                -33,1 %
     3%                                                                                                                                                          124
                                                                                                                          116
                                                                                                          120

     0%
                                                                                                                                          89
              -0,9%     -0,8%              -0,7% -0,8%                                                    90                                                                     83

     -3%
              frauentypische                  Mixberufe                männertypische
                  Berufe                                                   Berufe                         60

             Kein Engpassberuf                Engpassberuf
                                                                                                          30

Quelle: KOFA-Berechnungen auf Basis von Sonderauswertungen der Bundesagentur für Arbeit (BA),
2018
                                                                                                           0
                                                                                                                      Berufe, in denen sich                Berufe, in denen sich der
                                                                                                                        der Frauenanteil                Frauenanteil verringert hat oder
                                                                                                                           erhöht hat                         gleich geblieben ist

1.1 Unternehmen konnten mit einer vermehrten
                                                                                                                 Durchschnittliche Engpassrelation 2013
Beschäftigung von Frauen einer weiteren                                                                          Durchschnittliche Engpassrelation 2017
Verschlimmerung der Engpässe entgegenwirken
                                                                                                    Quelle: KOFA-Berechnungen auf Basis von Sonderauswertungen der Bundesagentur für Arbeit (BA),
                                                                                                    2018
Insgesamt hat sich die Engpasssituation in den letzten
Jahren kontinuierlich verschärft. Es zeigt sich jedoch,
dass in männertypischen Engpassberufen, in denen Un-                                                Doch wie ist es Unternehmen gelungen, mehr Frauen für
ternehmen den Frauenanteil erhöhen konnten, sich die                                                sich zu gewinnen?
Fachkräfteengpässe weniger stark verschärft haben als
in anderen männertypischen Engpassberufen.

Die Engpassrelation gibt an, wie viele Arbeitslose mit der
passenden Qualifikation auf 100 gemeldete Stellen kom-
men. Eine geringe Engpassrelation gibt somit einen ver-
schärften Engpass aus Unternehmenssicht an. Insgesamt
hat sich die Engpassrelation in allen Berufen verringert
und die Probleme der Unternehmen, passend qualifizier-
te Fachkräfte zu finden, haben sich verschlimmert. Aller-
dings ist die Verringerung der Engpassrelation in Berufen

                                                                                                3
2. Flexible Arbeitsbedingungen erhöhen
die Attraktivität von Berufen für Frauen

Der Anteil von Frauen in bestimmten Berufen und der                                                                              Dies kann verschiedene Ursachen haben. So können An-
Anteil der Beschäftigten, die in diesen Berufen in Teilzeit                                                                      gebote für flexible Arbeitsbedingungen fehlen, die eine
arbeiten, hängen eng zusammen (Abbildung 3).                                                                                     Vereinbarkeit zulassen, oder es mangelt an passenden
                                                                                                                                 Rahmenbedingungen für den Wiedereinstieg wie bei-
Abbildung 3: Zusammenhang zwischen Teilzeit-                                                                                     spielsweise Qualifizierungsangebote oder zielgruppenge-
beschäftigung und Frauenanteil                                                                                                   rechte Stellenanzeigen. Hinzu kommt, dass sich viele
                                                                                                                                 Frauen in der Altersgruppe 45+ vielleicht von vornherein
                                                                                                                                 gegen bestimmte – vorwiegend männertypische – Eng-
                                             80%                                                           75,8%
                                                                                        71,3%
                                                                                                  75,0%                          passberufe entschieden haben. Hier spielt die Berufsori-
Durchschnittlicher Frauenanteil in Prozent

                                                                                                                     69,8%
                                             70%                                                                                 entierung eine wichtige Rolle (siehe Kapitel 3).
                                                                              60,3%
                                             60%

                                                                    48,4%                                                        Abbildung 4: Der Frauenanteil in Engpassberufen und
                                             50%
                                                                                                                                 Nicht-Engpassberufen nach Altersgruppen
                                             40%
                                                           33,1%
                                             30%                                                                                  60%

                                             20%
                                                   11,4%
                                                                                                                                  50%
                                             10%

                                             0%
                                                   1-10%   10-20% 20-30% 30-40% 40-50% 50-60% 60-70% Über 70%
                                                   (442)   (316)   (209)  (133)  (78)    (51)   (30)   (22)                       40%

                                                    Anteil Teilzeit (Anzahl der Berufe der jeweiligen Gruppe in Klammern)

Quelle: KOFA-Berechnungen auf Basis von Sonderauswertungen der Bundesagentur für Arbeit (BA), 2018                                30%

Daher zeigt sich, dass Frauen tendenziell eher in männer-                                                                         20%
                                                                                                                                          unter 20       25      30     35     40     45     50     55     60     65     über
typische (Engpass-)Berufe gehen, wenn es in diesen Be-                                                                                     20 bis        bis     bis    bis    bis    bis    bis    bis    bis    bis     70
                                                                                                                                                24       29      34     39     44     49     54     59     64     69
rufen auch Teilzeitangebote gibt. Zusätzlich kann die
Möglichkeit, flexible Arbeitszeitangebote zu nutzen, für                                                                                     Nicht Engpassberufe 2017                Engpassberufe 2017
mehr Frauen Anreiz sein, in Teilzeit oder sogar in Vollzeit
                                                                                                                                 Quelle: KOFA-Berechnungen auf Basis von Sonderauswertungen der Bundesagentur für Arbeit (BA), 2018
zu arbeiten, da dies die Vereinbarkeit von beruflichen
und familiären Aufgaben fördert.

2.1 Unternehmen können den Wiedereinstieg von                                                                                    2.2 In männertypischen Engpassberufen, in denen
Frauen nach der Familienphase noch gezielter för-                                                                                zusätzliche Teilzeitbeschäftigung geschaffen wur-
dern                                                                                                                             de, hat sich der Frauenanteil erhöht
Nicht immer gelingt die Rückkehr von gut qualifizierten                                                                          In männertypischen Engpassberufen, in denen Unter-
Müttern nach der Familienphase in den Arbeitsmarkt.                                                                              nehmen zusätzliche Teilzeitbeschäftigung geschaffen ha-
Auch andere familiäre Verpflichtungen, wie beispielswei-                                                                         ben, ist der Frauenanteil zwischen 2013 und 2017 um ei-
se die Pflege von Angehörigen, führen insbesondere bei                                                                           nen Prozentpunkt und damit um 15,6 Prozent gestiegen
Frauen dazu, dass sie weniger arbeiten als sie könnten                                                                           (Abbildung 5). Dies entspricht 30.545 zusätzlich beschäf-
bzw. möchten.                                                                                                                    tigten Frauen. In Berufen, in denen Unternehmen keine
                                                                                                                                 entsprechende Teilzeitbeschäftigung geschaffen haben,
In der Altersgruppe, in der viele Frauen typischerweise                                                                          ist der Anteil um 0,4 Prozentpunkte gesunken.
aus der Familienphase zurückkommen, ist der Frauenan-
teil an allen Beschäftigten in Nicht-Engpassberufen hö-
her als in Engpassberufen (Abbildung 4).

                                                                                                                             4
Abbildung 5: Veränderung des Frauenanteils in                                                            3. Ein ausgeglichenes Geschlechter-
männertypischen Engpassberufen zwischen 2013 und 2017                                                    verhältnis in Berufen beginnt schon bei
in Abhängigkeit von zusätzlicher Teilzeitbeschäftigung                                                   der Berufsorientierung

     12%                                                                                                 Es zeigt sich, dass je ausgeglichener das Geschlechterver-
                                                                 11,0%
                                                                              10,6%                      hältnis in einem Beruf, umso geringer ist die Wahr-
     10%                                                                                                 scheinlichkeit, dass es in diesem Beruf Fachkräfteeng-
     8%                             7,4%
                                                                                                         pässe gibt. Der Grundstein für eine geschlechts-
                      6,4%                                                                               spezifische Berufswahl wird schon sehr früh im Berufs-
     6%                                                                                                  orientierungsprozess von Mädchen und Jungen gelegt.
                                                                                                         Gerade junge Mädchen müssen noch systematischer an
     4%
                                                                                                         ein breiteres Berufsspektrum herangeführt werden. So
     2%                                                                                                  konzentriert sich mehr als die Hälfte aller Bewerberinnen
                                                                                                         für Ausbildungsstellen (55 Prozent) auf zehn Ausbil-
     0%
            Berufe, in denen der Teilzeitanteil          Berufe, in denen der Teilzeitanteil             dungsberufe – und das bei 327 anerkannten Ausbil-
                gestiegen ist (64 Berufe)                gesunken oder gleichgeblieben ist
                                                                     (11 Berufe)
                                                                                                         dungsberufen im dualen System (BA, 2019).

             Anteil Frauen 2013              Anteil Frauen 2017
                                                                                                         Viele Unternehmen sind schon heute sehr aktiv, um Mäd-
                                                                                                         chen gezielt auch für männertypische Berufe und ihre
Hinweis: Nur Berufe, bei denen es zusätzliche Teilzeitbeschäftigung gab und die Zahl der
Vollzeitbeschäftigten mindestens konstant geblieben ist.                                                 Unternehmen zu begeistern (z.B. Teilnahme am Girls‘
Quelle: KOFA-Berechnungen auf Basis von Sonderauswertungen der Bundesagentur für Arbeit (BA), 2018
                                                                                                         Days). In akademischen Männerberufen beispielsweise
                                                                                                         im MINT-Bereich gelingt die Gewinnung von Frauen teil-
Die Schaffung von Teilzeitangeboten ist jedoch kein All-                                                 weise schon gut, aber bei Ausbildungsberufen ist das In-
heilmittel, um Fachkräfteengpässe zu lindern. Viele frau-                                                teresse der Frauen an männertypischen Berufen sogar
entypische Engpassberufe sind schon heute durch hohe                                                     leicht rückläufig (Anger et al., 2018).
Teilzeitanteile gekennzeichnet (Abbildung 6). In der Al-
tenpflege, einem Beruf mit einem flächendeckenden                                                        Abbildung 7: Entwicklung des Frauenanteils an neu
Fachkräftemangel, arbeiten 53 Prozent aller (überwiegend                                                 abgeschlossenen Ausbildungsverträgen
weiblichen) Beschäftigten in Teilzeit. Dementsprechend
sind in vielen frauentypischen Engpassberufen andere
                                                                                                         650.000                                                                                       44%
Handlungsempfehlungen gefragt als in vielen männer-
typischen Berufen, die durch (zusätzliche) Teilzeitange-                                                                      43%

bote für neue Zielgruppen attraktiv werden können.                                                                    42%
                                                                                                                                      42%
                                                                                                                                                                                                       42%

                                                                                                         600.000
Abbildung 6: Teilzeitanteil in frauentypischen,                                                                                               41% 41%
                                                                                                                                                          40%
männertypischen und Mixberufen                                                                                                                                   40%
                                                                                                                                                                         40%                           40%
                                                                                                                                                                                 39%
     60%        56,6%
                                                                                                         550.000
     50%                   47,7%                                                                                                                                                         38%           38%

     40%                                                                                                                                                                                        37%
                                            31,2%
     30%
                                                       24,5%                                             500.000                                                                                       36%
                                                                                                                      08

                                                                                                                              09

                                                                                                                                      10

                                                                                                                                                                                               18
                                                                                                                                                                                 16
                                                                                                                                                    12

                                                                                                                                                                  14
                                                                                                                                                           13

                                                                                                                                                                                        17
                                                                                                                                                                         15
                                                                                                                                             11
                                                                                                                                           20

                                                                                                                                                                       20

                                                                                                                                                                                      20
                                                                                                                                                         20
                                                                                                                                                  20

                                                                                                                                                                20

                                                                                                                                                                               20
                                                                                                                                    20

                                                                                                                                                                                             20
                                                                                                                            20
                                                                                                                    20

     20%
                                                                         13,9%
                                                                                                                          Neu abgeschlossene Ausbildungsverträge                   Anteil Frauen
     10%                                                                           6,2%
                                                                                                         Quelle: KOFA-Berechnungen auf Basis von Daten des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), 2019
     0%
             frauentypische Berufe             Mixberufe           männertypische Berufe

               Kein Engpassberuf               Engpassberuf
                                                                                                         Auch unabhängig von der Fachrichtung münden immer
Quelle: KOFA-Berechnungen auf Basis von Sonderauswertungen der Bundesagentur für Arbeit (BA), 2018
                                                                                                         weniger Mädchen in eine Ausbildung im dualen System
                                                                                                         ein (Abbildung 7). Während 2002 noch 43 Prozent aller
                                                                                                         Ausbildungsanfänger im dualen System weiblich waren,
                                                                                                         waren es 2018 nur noch 37 Prozent.

                                                                                                     5
Diese Entwicklung hängt auch damit zusammen, dass                       Mädchen direkt adressieren und aufzeigen, welche Mög-
immer mehr Jugendliche Abitur machen und studieren                      lichkeiten in ihren Ausbildungsberufen bestehen, diese zu
möchten. 2017 waren 54,4 Prozent aller Abiturienten Mäd-                entfalten. Insbesondere wenn in dem Unternehmen schon
chen (Statistisches Bundesamt, 2018).                                   weibliche Auszubildende beschäftigt sind, können diese
                                                                        als Vorbild dienen und gezielt als Botschafterinnen in
Für die Berufswahl spielen viele Aspekte eine Rolle. Nach               Schulen oder auf Ausbildungsmessen eingesetzt werden.
wie vor sind Gespräche mit Eltern und Freunden ganz
zentral. Wichtig ist für Jugendliche also, was andere Men-              Abbildung 8: Berufliche Interessen von Abiturienten
schen über einen Beruf bzw. ein Unternehmen denken                      nach Geschlecht
(IfD Allensbach, 2017).
                                                                        Praktisch-                                                                              3,17
                                                                        technische
                                                                                                                                                  2,58
Mädchen für männertypische Ausbildungsberufe zu be-                     Interessen

geistern, erfordert also besonderes Engagement der Un-                  Intellektuell-                                                                          3,00
                                                                        forschende
ternehmen mit einer gezielten Ansprache der jungen                      Interessen                                                                 2,67

Mädchen. Und nur durch weibliche Vorbilder in verschie-                 Künstlerisch-                                                     2,28
                                                                        sprachliche
denen Berufen kann nach und nach ein Wandel der ge-                     Interessen                                                                        2,94
sellschaftlichen Wahrnehmung von Berufen stattfinden.                                                                                                    2,86
                                                                        Soziale
                                                                        Interessen                                                                                     3,48
Gerade die steigende Zahl an Abiturientinnen ist eine                   Unternehmer-                                                                              3,29
wichtige Zielgruppe für Unternehmen. Um als Ausbil-                     ische
                                                                                                                                                                3,14
                                                                        Interessen
dungsbetrieb für Mädchen attraktiv zu sein, ist ein ziel-
gruppengerechtes Marketing entscheidend. Jungen und                     Kulturelle                                                                2,62
                                                                        Interessen                                                                 2,64
Mädchen unterscheiden sich in ihren Interessen und Er-
wartungen an die Ausbildung. So sind bei Mädchen bei-                                    0,0       0,5       1,0       1,5       2,0       2,5           3,0       3,5
spielsweise künstlerisch-sprachliche oder auch soziale In-
                                                                                               Männlich              Weiblich
teressen stärker ausgeprägt (Abbildung 8). Unternehmen
können damit punkten, wenn sie diese Interessen von                     1 = interessiert mich wenig, 5 = interessiert mich sehr;
                                                                        Quelle: KOFA-Berechnungen auf Basis des NEPS, 2017 (KOFA-Studie 3/2017)

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                                                                        Risius, Paula / Malin, Lydia / Flake, Regina, 2017, Ausbildung oder
PDF/2018/MINT-Herbstreport-2018.pdf [19.2.2019]
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Bundesagentur für Arbeit – BA, 2019, Berufsausbildungsstellen           rung unterstützen können, KOFA-Studie 3/2017, Studie im Rahmen
und Bewerber für Berufsausbildungsstellen (Monatszahlen),               des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförder-
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[19.02.2019]
                                                                        Statistisches Bundesamt (Destatis), 2018, Bildung und Kultur – All-
Burstedde, Alexander / Risius, Paula, 2017, Fachkräfteengpässe in       gemeinbildende Schulen, Schuljahr 2017/18, Fachserie 11, Reihe 1,
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nale Fachkräfte, ältere Beschäftigte und Frauen finden und bin-         ForschungKultur/Schulen/AllgemeinbildendeSchu-
den, KOFA-Studie 4/2017, Studie im Rahmen des vom Bundesmi-             len2110100187004.pdf?__blob=publicationFile [20.2.2019]
nisterium für Wirtschaft und Energie geförderten
Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (KOFA), https://www.
kofa.de/service/publikationen/detailseite/news/kofa-stu-
die-42017-fachkraefteengpaesse-in-unternehmen-reaktio-                  Autoren: Dr. Anika Jansen, Dr. Regina Flake, Dr. Lydia Malin
nen-auf-den-fachkraeftemangel [19.2.2019]                               Stand: Februar 2019

                                                                    6
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