TÄTIGKEITSBERICHT 2018 - inklusive Statistik 2017 40 Jahre Wiener Frauenhäuser - Frauenhäuser Wien
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„Ich habe mich gefühlt wie ein Vogel im Käfig, ich konnte nicht raus, ich konnte nicht sein wie ich bin. Das Frauenhaus hat mir geholfen, diese Tür zu öffnen und hinauszufliegen wie ein Vogel. Das Frauenhaus hat die Tür geöffnet.“* Cover Wiedergabe der Originalgrafik zur Ausstellung „Am Anfang war ich sehr verliebt... – 40 Jahre Wiener Frauenhäuser“, Wiener Volkskundemuseum, 2018. (*Bewohnerin eines Wiener Frauenhauses im Zuge eines Workshops zur Ausstellung Grafik: Matthias Klos „Am Anfang war ich sehr verliebt…“, 2017) 2 3
Impressum Inhaltsverzeichnis Medieninhaberin, Herausgeberin: Verein Wiener Frauenhäuser Amerlingstraße 1/6, 1060 Wien Layout: www.studiojakub.com Druck: „agensketterl“ – eine Marke der Print Alliance HAV Produktions GmbH Vorwort 6 @2019 Verein Wiener Frauenhäuser Rede anlässlich des Frauenpreises der Stadt Wien 8 Vereinsstruktur 10 Dank für Subventionierung und Spenden 12 40 Jahre Wiener Frauenhäuser im Volkskundemuseum Wien 16 Ausstellung zum Jubiläum 40 Jahre Wiener Frauenhäuser: „Am Anfang war ich sehr verliebt …“ 18 Events, Events, Events – das Jubiläumsjahr 2018 im Überblick 27 Zivilcourage Walk & Talk 32 Haus der Geschichte Österreich: Eröffnungsausstellung Aufbruch ins Ungewisse – Österreich seit 1918 35 Interview mit Geschäftsführerin Andrea Brem 36 Benefizabend im Wiener Rathaus: 40 Jahre gegen Gewalt an Frauen! 37 Statistik der vier Wiener Frauenhäuser 2017/2018 44 Statistik der Beratungsstelle 2017/2018 48 Statistik des Übergangswohnbereichs 2017/2018 53 Öffentlichkeitsarbeit, Vernetzung, Kooperation – 2017 60 Öffentlichkeitsarbeit, Vernetzung, Kooperation – 2018 65 4 5
Vorwort Vorwort Das Jahr 2018 stand ganz im Zeichen unseres 40-jährigen – ein wirklich würdiger Rahmen, um verdientermaßen die Erfolge der Frauenhaus- Jubiläums! arbeit in den vergangenen 40 Jahren zu feiern, nicht zuletzt auch als Wertschätzung für all unseren Mitarbeiterinnen und UnterstützerInnen! Zahlreiche KünstlerInnen In den 40 Jahren ihres Bestehens konnten die Wiener und Live-Acts traten zugunsten unserer Klientinnen auf und sorgten für fantastische Frauenhäuser tausenden Frauen und Kindern helfen, sich aus Stimmung. Dafür möchte ich mich sehr herzlich bedanken! einer Gewaltsituation zu befreien und sich ein neues Leben aufzubauen. Das Jubiläumsjahr 2018 war ein inhaltlich und eventtechnisch so intensives, dass wir uns erlauben, im vorliegenden Bericht auch die Statistik 2017 zusammenzufassen. Politische und rechtliche Verbesserungen wie das Gewaltschutzgesetz wurden we- LAbg. Martina Ludwig-Faymann sentlich von der Frauenhausbewegung mitinitiiert – und sind heute Basis unserer Vorsitzende des Vereins Neben unserem Jubiläum gab es 2018 auch weiteren Anlass zur Freude: Geschäfts- Wiener Frauenhäuser täglichen Arbeit. Der Verein selbst hat sich in diesen 40 Jahren stetig weiterentwi- führerin Andrea Brem durfte sich gleich über zwei Auszeichnungen freuen, das Gol- ckelt: Was 1978 in einer kleinen Altbauwohnung begann, umfasst heute vier profes- dene Verdienstzeichen des Landes Wien sowie den Frauenpreis der Stadt Wien in der sionell ausgestattete und vertraglich gut abgesicherte Frauenhäuser. Zusätzlich dazu Kategorie „Gewaltschutz“. Wir gratulieren! bietet der Verein heute eine ambulante Beratungsstelle und einen umfangreichen Übergangswohnbereich. Wir danken an dieser Stelle außerdem all unseren FreundInnen, Kooperationspart- nerInnen und UnterstützerInnen auf allen Ebenen für die gelebte Solidarität! Und wir Das Jubiläumsjahr 2018 war ein äußerst vielfältiges und intensives. Bereits seit dem danken der Stadt Wien sehr herzlich dafür, dass wir unser 40-jähriges Jubiläum ge- Frühjahr 2017 wollte das Jubiläumsjahr geplant und vorbereitet werden – und zwar bührend feiern konnten – sowie für die konsequente Unterstützung unserer gesam- ganz dem professionellen Anspruch des Vereins entsprechend: durch inhaltlich de- ten Arbeit. tailliert ausgearbeitete Veranstaltungen, die aktiv zur Prävention und Bewusstseins- bildung beitragen. 40 Jahre Wiener Frauenhäuser bedeuten 40 Jahre Arbeit für von häuslicher Gewalt Leider mussten wir uns 2017 und 2018 von drei überaus verdienten Vereinsmitgliedern für immer betroffene Frauen und Kinder, die unsere Mitarbeiterinnen entscheidend unterstützen verabschieden. konnten. Häufig stellt das Frauenhaus einen Wendepunkt hin zu einem gewaltfreien, selbstbestimmten Leben dar. Positive Fakten und Zahlen, aber auch der bestehende Sabine Oberhauser war ab März 2004 im Vorstand und zuletzt bis zu ihrem Tod stv. Vorsitzende des Backlash und dringend nötige, aktuelle feministische Forderungen fanden Eingang Vereins Wiener Frauenhäuser. in unsere Jubiläumsausstellung „Am Anfang war ich sehr verliebt … – 40 Jah- re Wiener Frauenhäuser“ im Wiener Volkskundemuseum. In monatelanger Arbeit Ingrid Smejkal war ab 1998 Mitglied unseres Vereins. entwickelte ein Kernteam rund um Geschäftsführerin Andrea Brem ein Konzept, das gemeinsam mit dem Volkskundemuseum erfolgreich umgesetzt wurde. Die Aus- Maria Jonas war seit 40 Jahren, also von Beginn an, Mitglied des Vereins Wiener Frauenhäuser, 2006 stellung bot wichtige Einblicke in das Thema Gewalt gegen Frauen und gab neben wurde sie als stv. Kassierin auch Mitglied des Vorstands. historischen Rückblicken sowohl Mitarbeiterinnen als auch betroffenen Frauen eine Stimme. Das Rahmenprogramm zur Ausstellung umfasste zahlreiche Expertinnenge- Wir haben drei äußerst engagierte Mitkämpferinnen verloren, die den Verein aktiv und konsequent spräche und Podiumsdiskussionen – wichtige Gelegenheiten zum inhaltlichen Aus- unterstützt und wesentliche Meilensteile in der politischen Frauenarbeit gesetzt haben. tausch und Sich-Vernetzen. Wir werden euch immer in Erinnerung behalten und in eurem Sinne weiterarbeiten. Im November 2018 fand unser feierlicher Benefizabend im Wiener Rathaus statt 6 7
Rede anlässlich des Frauenpreises der Stadt Wien Rede anlässlich des Frauenpreises der Stadt Wien (Dezember 2018, gekürzte Fassung) Meine Damen und Herren, 2018 war ein besonderes Jahr für mich. Ich bekomme diesen wunderbaren Preis, Andrea Brem Sexismus, Vorurteile hinsichtlich sexueller Orientierung – immer gemeinsam zu dis- Geschäftsführerin wir haben anlässlich unseres 40-jährigen Jubiläums eine große Ausstellung über die kutieren. Ich persönlich finde, dass es wahnsinnig wichtig ist, gegen all diese Graus- Verein Wiener Frauenhäuser Wiener Frauenhäuser organisiert, im November fand unsere Benefizgala im Rathaus lichkeiten aufzutreten, doch als Feministin möchte ich auch, dass weiterhin explizit statt. Und wir wissen nun, wir bekommen ein 5. Frauenhaus! Welch große Freude! Ich Frauenpolitik vorangetrieben wird. Und ich danke deshalb der Stadträtin, dass ich danke allen voran der Stadt Wien und Stadträtin Kathrin Gaál – dieses Bekenntnis zu heute einen Frauenpreis erhalte und keinen „Geschlechterpreis“. den Frauenhäusern und zur fortschrittlichen Frauenpolitik ist keine Selbstverständ- lichkeit. Und ich bin Feministin und mag ihn nicht, den Wohlfühlfeminismus: Dort, wo es fein und angenehm ist, bin ich Feministin, dort, wo ich aufstehen und anecken muss, wie Gleichzeitig aber gab es 2018 viele traurige Schlagzeilen zu unserem Themenbe- beim Thema der gemeinsamen Obsorge, #me too oder Quoten, spiele ich dann doch reich. Wir haben es zuletzt alle gelesen: Vor kurzem wurde ein 16-jähriges Mädchen wieder lieber mit den Jungs oder auch dem Mainstream, distanziere mich von den von seinem afghanischen Freund getötet – welch eine Vergeudung von Leben, wie Feministinnen. Nur Feministinnen können sich als solche bezeichnen, die auch bereit unfassbar traurig, und es tut auch weh, weil es Vorurteile scheinbar bestätigt. Wir alle sind, „lästig“ zu sein. wissen, dass Gewalt gegen Frauen keine Frage der Herkunft oder Religion ist. Aber auch bei Menschen, die neu in unserem Land sind und aus sehr konservativ-patriar- Doch genug jetzt. Es soll ja heute um Ehrung und Dank gehen! chalischen Gegenden kommen, müssen wir ebenso wie bei allen anderen klarstellen, dass Frauen und Männer gleichwertig sind, dass Frauen und Kinder niemals Besitz Danke an unseren Vorstand, besonders an Martina Ludwig-Faymann für ihr langjäh- sind und Gewalt niemals tolerierbar ist. Wir sind in unserer Arbeit in den Frauen- riges Engagement und ihre Unterstützung, wann immer sie notwendig war! Danke an häusern manchmal mit mittelalterlichen Rollenvorstellungen konfrontiert – das ak- die Frauen in meinem Büro, besonders an meine Stellvertreterin Susanne Deutsch! zeptieren wir nicht, wir haben nicht umsonst so viele Jahre um Gleichberechtigung Danke an das tollste Leiterinnenteam der Welt, mit manchen dieser Frauen kämpfe gekämpft. ich seit mehr als 25 Jahren. Ich danke euch so sehr für eure Solidarität, euren Einsatz und eure Expertise! Und danke an alle Mitarbeiterinnen und alle, die sich tagtäglich Gleichzeitig müssen wir laut und deutlich sagen, dass es humanitäre Pflicht ist, Men- gegen Gewalt an Frauen einsetzen schen zu helfen, die flüchten müssen – diese Tatsache ist nicht diskutierbar! Und wir müssen dem Vorurteil, dass es „die Migranten“ sind, die Frauen töten, eben- Und: Dieser Preis gebührt uns allen, all den hunderten Frauen, die sich in den 40 so entschlossen entgegentreten, wie Haltungen in manchen Communities, die das Jahren im Verein Wiener Frauenhäuser engagiert und sich für misshandelte Frauen Machtungleichgewicht von Frauen und Männern bestärken. Ein schwieriger Spagat, eingesetzt haben. gerade jetzt, wo sich der Ton gegen Menschen, die nicht in Österreich geboren sind, verschärft. Wenn wir hören, dass Menschen, die nicht ausreichend Deutsch können, von der Mindestsicherung ausgeschlossen, aber gleichzeitig Deutschkurse gestri- chen werden, dann macht mich das sprachlos und ich weiß genau, wen das trifft: Frauen, die nicht aus dem Haus gehen durften, die wenig Bildung erleben durften – sie können sich damit noch schwerer aus einer Gewaltbeziehung befreien. Wir Feministinnen müssen wachsam sein, egal, woher der Wind weht. Wir müssen differenzieren und klar benennen, wo es Handlungsbedarf gibt. Ich stelle mir daher öfters die Frage, ob es der richtige Weg ist, alle Probleme dieser Zeit – Rassismus, 8 9
Vereinsstruktur Vereinsstruktur Stand Der Verein Wiener Frauenhäuser Vorstand des Vereins Wiener Frauenhäuser Dezember 2018 Einrichtungen führte mit Ende 2018 Vorsitzende LAbg. Martina Ludwig-Faymann »» 4 Frauenhäuser mit insgesamt 175 Plätzen für gewaltbetroffene Frauen Stellvertreterinnen Dr.in Elisabeth Hlavac, Dr.in Helene Klaar und deren Kinder Kassiererin LAbg. Gabriele Mörk »» 1 Beratungsstelle, in der gewaltbetroffene Frauen ambulante Beratung erhalten Kassiererin Stellvertreterin Maria Jonas »» 1 Übergangswohnhaus sowie Übergangswohnungen als vorübergehende »» Wohnmöglichkeit für Frauen nach einem Aufenthalt im Frauenhaus Schriftführerin Doris Bures »» 1 Büro der Geschäftsführung für die zentrale Verwaltung Rechnungsprüferinnen Mag.a Eva Maria Luger, Mag.a Sonja Steßl und Leitung des Vereins Finanzierung Leiterinnen der Einrichtungen Die Finanzierung der Wiener Frauenhäuser erfolgte aus Mitteln der Gemeinde Wien, vertreten durch die Magistratsabteilung 57 (für Frauenförderung und Koordinierung von Frauenangelegenheiten), Dr.in Marion Gebhart. Die MA 57 ist Teil der Wiener 1. Wiener Frauenhaus: Stadtverwaltung, in der Geschäftsgruppe von Stadträtin Kathrin Gaál. Inhaltliche Leitung Mag.a Hildegard Köhler-Trendl Personal und Organisatorische Leitung Mag.a Zuzana Cukerova Für psychosoziale und juristische Prozessbegleitung erhielt der Verein eine Förderung 2. Wiener Frauenhaus: vom Bundesministerium für Verfassung, Reformen, Deregulierung und Justiz. Inhaltliche Leitung Mag.a (FH) Ines Ganahl Die Beratungsstelle erhielt als Familienberatungsstelle auch eine Subvention vom Personal und Organisatorische Leitung Mag.a (FH) Raphaela Abbas Bundesministerium für Frauen, Familien und Jugend. 3. Wiener Frauenhaus: Inhaltliche Leitung DSAin Irma Lechner Geschäftsführung Personal und Organisatorische Leitung DSAin Claudia Bernatz, MBA 4. Wiener Frauenhaus: Geschäftsführerin DSAin Andrea Brem Inhaltliche Leitung DSAin Martina Hopp Geschäftsführerin Stellvertreterin Susanne Deutsch Personal und Organisatorische Leitung (interimsmäßig) Mag.a Barbara Cimander Assistentin der Geschäftsführerin DSA Ingrid Dohnal in Beratungsstelle: Personaladministration Krassimira Besic Inhaltliche Leitung Mag.a Adelheid Kröss Buchhalterin Elfriede Rappelsberger Personal und Organisatorische Leitung DSAin Christina Matschi, MAS Sekretärin Claudia Grössbauer Übergangswohnbereich: Inhaltliche Referentin, Öffentlichkeitsarbeit Angelika Hipfinger, BA Gesamtleitung DSAin Ingrid Dohnal 10 11
Dank für Subventionierung und Spenden Dank für Subventionierung und Spenden Andrea Brem, Verein Wiener Frauenhäuser Förderungen und Subventionen: Projekte & besondere Aktionen: schöne Momente – die in Krisensituationen wie jenen unse- Antrag mit Begründung und Angabe der genauen Kosten an die Von Anbeginn an wurde der Verein Wiener Frauenhäuser sei- Der Verein Wiener Frauenhäuser legt besonderen Wert darauf, rer Klientinnen besondere Bedeutung haben. Zusätzlich dazu Geschäftsführung, die diesen Antrag genehmigt. Pro Frau gibt tens der Stadt Wien, zuletzt unter Stadträtin Kathrin Gaál, so- auch den von häuslicher Gewalt direkt betroffenen oder mitbe- finanziert der Club das Projekt „Empowerment nach dem es natürlich einen Maximalrahmen, wenn dieser überschritten lide subventioniert; die Zahlung der Gehälter, Mieten, Lebens- troffenen Kindern der Klientinnen spezielle Betreuung zukom- Frauenhaus: survivors vernetzen!“, das speziell stark iso- wird, ist ein Beschluss durch den Vorstand vonnöten. mittel und Anschaffungen, die gesamte Erhaltung und Führung men zu lassen. Möglich ist dies unter anderem durch Projekte, lierte Frauen, bei denen sich nach der Zeit im Frauenhaus die der Einrichtungen, Fortbildungen und ähnliche Notwendig- die im Laufe der Jahre entwickelt wurden und dank großarti- Frage nach sozialen Kontakten und neuen – auch beruflichen Soforthilfen wurden für die verschiedensten Anliegen und keiten werden von der MA 57 unter der Leitung von Marion ger, engagierter SpenderInnen finanziert werden können: – Perspektiven stellt, miteinander vernetzt. Problemstellungen ausbezahlt, besonders für Gerichtskosten, Gebhart gefördert und kontrolliert. An dieser Stelle möchten Kosten für anwaltliche Vertretung in besonders schwierigen Si- wir unseren Dank für diese langjährige, stets respektvolle und Der Rotary Club Wien-Stephansplatz sponsert seit Jahren un- Herzlichen Dank auch an alle Menschen, die unsere Bene- tuationen, Medikamente, Jahreskarten der Wiener Linien, Geld unterstützende Zusammenarbeit aussprechen. Gerade in un- sere „Therapeutische Bubengruppe“, in der zwei Kollegen fizgala im Wiener Rathaus besucht und unsere Arbeit damit für Dokumente, für Kindergärten und Hort, geringfügiges Not- serem Tätigkeitsfeld der Gewaltschutzarbeit stärkt es uns den der Männerberatung Wien mit den in den Frauenhäusern le- wertgeschätzt und unterstützt haben! falltaschengeld als Überbrückungshilfe, Deutschkurse, Thera- Rücken, ein so engagiertes, überzeugtes Stadtratsbüro hinter benden Buben arbeiten. Themen sind dabei vor allem positive piekosten für Kinder, Möbel, Waschmaschinen, Bettzeug und uns zu wissen. – und gewaltfreie – Bilder von Männlichkeit, das Arbeiten mit Über spezielle Projekte hinaus werden derzeit wöchentliche viele andere Dinge, die Frauen benötigen, wenn sie aus dem Grenzen sowie das Fördern der eigenen Selbstsicherheit und kindertherapeutische Gruppen über Spenden finanziert, Mal-, Frauenhaus in eine neue Wohnung ziehen. stabiler sozialer Kontakte. Das Engagement des Rotary Club Tanz- oder tiergestützte Therapie kommen ebenso zum Einsatz Darüber hinaus erhält der Verein eine Förderung im Rahmen Wien-Stephansplatz ermöglichte außerdem bereits Spielge- wie Clownpädagogik oder motopädagogische Gruppen. Für die Da wir im vorliegenden Tätigkeitsbericht die Zahlen der Jahre der Psychosozialen und Juristischen Prozessbegleitung durch räte und andere Notwendigkeiten, die allesamt unseren Kin- Frauen (und auch einige Kinder) können wir erfreulicherweise 2017 und 2018 zusammenfassen, ist es leider nicht möglich, das Bundesministerium für Verfassung, Reformen, Deregulie- dern und Jugendlichen zugutekommen. Auch 2018 durften wir in allen Häusern Deutschkurse sowie Nachhilfe für die Kinder an dieser Stelle alle privaten Spenderinnen und Spender so- rung und Justiz, unsere Beratungsstelle erhält im Rahmen der uns wieder über eine sehr großzügige Spende freuen. Tausend anbieten. Um diese wertvollen Angebote für unsere Kinder und wie Spendenaktionen aufzulisten. Gedankt sei Ihnen aber allen Familienberatung eine Förderung durch das Bundesministeri- Dank für diese wichtige Unterstützung! Jugendlichen fortsetzen zu können, sind wir auch weiterhin sehr herzlich – egal, ob es sich um einzelne private Spender- um für Frauen, Familien und Jugend. auf Spenden angewiesen. Innen, Spendeninitiativen und -aktionen, Charity-Events, Sach- spenden oder den Kauf von Galatischen im Rahmen unseres Spenden: Eine ganz besondere Weihnachtsaktion wird nun bereits seit Finanzielle Soforthilfen: Benefizabends handelte. Durch private Spenden sowie Spenden von Vereinen, Organi- mehreren Jahren vom Rotary Club Vienna-International orga- sationen und Unternehmen bietet sich uns darüber hinaus die nisiert: Jedes Jahr warten wunderschöne, liebevoll persönlich Frauen, die bei uns leben, befinden sich nahezu immer in ei- Möglichkeit, sogenannte „Soforthilfen“ an Klientinnen auszu- verpackte Weihnachtsgeschenke auf unsere Frauen und Kin- ner finanziell prekären Situation. Ihnen bei dringendem Bedarf Jeder Euro, den Sie an uns überwiesen haben, und jede Sach- zahlen und Projekte zu finanzieren. der in den Wiener Frauenhäusern. Auch gemeinsame Ausflüge, ein wenig unter die Arme greifen zu können, stellt eine große spende werden verlässlich an unsere Frauen und Kinder wei- die vom Club finanziert werden, ermöglichen unbeschwerte, Bereicherung in unserer Arbeit dar. Wenn eine Frau dringenden tergegeben! Tausend Dank für diese so wichtige Unterstüt- Bedarf hat, aber kein Geld, stellen die Mitarbeiterinnen einen zung! 12 13
40 Jahre Wiener Frauenhäuser im Volkskundemuseum Wien „Am Anfang war ich sehr verliebt…“ Matthias Beitl, Direktor Volkskundemuseum Wien – 40 Jahre Frauenhäuser Wien Das Volkskundemuseum Wien gilt wohl als ein kleinerer Player in der Wiener Muse- umsszene. Hinter seinem fast lieblichen Ambiente verbirgt sich jedoch eine Sammlung mit über 200.000 Objekten zu historischer Alltagskultur und Volkskunst aus weiten Einladung zur Teilen Europas. FÜHRUNG DURCH DIE AUSSTELLUNG Die Europäische Ethnologie (Volkskunde) ist eine Kulturwissenschaft, die gesellschaft- liche Entwicklungen beobachtet, analysiert und reflektiert. Diese Wissenschaft greift nur für Mitarbeiterinnen der Frauenhäuser Phänomene und individuelle Perspektiven auf, um sie zur Diskussion zu stellen. In die- durch die Kuratorin Anne Wanner sem rezenten Zugang auf die historischen Sammlungen versteht sich das Museum als politischer Ort, als Ort der Verhandlung von gesellschaftlichen Prozessen. am 09. Mai 2018 Die Genese der Frauenhäuser ist ein gesellschaftlicher und damit politischer Prozess um 18:00 Uhr per se und so ein herausforderndes kulturwissenschaftliches Forschungsfeld, das in 14 Monaten von einem Team rund um Anne Wanner und Andrea Brem erstmals um- im Volkskundemuseum fassend für eine Ausstellung aufgearbeitet wurde. Eine Empirie inklusive der Aufsamm- lung von aussagekräftigen Ausstellungsobjekten in einer Sphäre individueller prekärer in der Laudongasse 15-19, Schicksale war für sich alleine eine große Aufgabe, die zudem eine hohe Sensibilität erforderte. Zudem haben sich beide Institutionen – der Verein Wiener Frauenhäuser und im 8. Wiener Gemeindebezirk das Volkskundemuseum Wien – auf einen gemeinsamen Lern- und Verständnisprozess während der Ausstellungsproduktion eingelassen, der durchaus spannend, kontrovers Im Anschluss an die Führung findet von 19:00 bis ca. 20:30 ein Open Space, und vor allem produktiv war. Das Ergebnis – die Ausstellung – spricht für sich. Das moderiert von Margot Scherl, zum Thema Ziel der Ausstellung war schlicht, kursierende Klischees über die Frauenhausarbeit im „Was braucht die Frauenhausbewegung in den nächsten zehn Jahren?“ statt. Kopf der Menschen zu verschieben und die entsprechende Aufmerksamkeit für gesell- Ausklingen lassen wollen wir den Abend bei Wein, Käse und Brot im netten Garten des schaftliches Handeln zu schaffen. Volkskundemuseums! Rückblickend lässt sich das Projekt als eines der herausragenden Ausstellungsprojekte der letzten Jahre bezeichnen. Rund 19.000 BesucherInnen haben die Schau von Mai bis September besucht. Es fanden unzählige Veranstaltungen nicht nur im Rahmen von Anmeldungen für den 09. Mai 2018 bitte bis spätestens 02. Mai 2018 an Vermittlungsprogrammen statt. Das Museum wurde mit dieser Ausstellung zu einer johanna.dohnal@frauenhaeuser-wien.at Informationsplattform für speziell Interessierte genauso wie für NGOs, Behörden und öffentliche Stellen. Weiters gab es eine Kooperation mit dem alljährlichen im Volkskun- Wir freuen uns auf Euch! demuseum Wien stattfindenden Kurzfilmfestival dot.dot.dot. Ausstellungseröffnung : 26. April 2018 um 19:00 Uhr Die inhaltlichen und organisatorischen Herausforderungen dieses Projekts waren au- ßerordentlich groß, und wir blicken auf ein zutiefst ergreifendes, umfassendes und nachhaltig notwendiges Werk zurück. Wiedergabe einer Veranstaltungseinladung aus dem Jubiläumsjahr 2018 16 17
Ausstellung zum Jubiläum 40 Jahre Wiener Frauenhäuser Ausstellung zum Jubiläum 40 Jahre Wiener Frauenhäuser „Am Anfang war ich sehr verliebt …“ Angelika Hipfinger „Zu Beginn des Projekts wurde ich gefragt: Warum eine Ausstellung? Warum kein Buch, warum kein Film? Ich denke, dass Gewalt ein Thema ist, bei dem es nicht ausreicht, darüber zu lesen oder etwas darüber zu hören. In das Thema Gewalt muss man HINEINGEHEN, man muss es nachempfinden, die Leute berühren. Wo könnte man das besser als in einer Aus- Ausstellungseröffnung 40 Jahre Wiener Frauenhäuser im Volkskundemuseum stellung – einem Raum, den man selbst aktiv betritt?“ Foto: kollektiv fischka/kramar_Volkskundemuseum Wien Andrea Brem Am 27. April 1978 wurde der Verein Soziale Hilfen für gefähr- Der Verein selbst hat sich in diesen 40 Jahren enorm weiter- Geschäftsführerin Verein Wiener Frauenhäuser dete Frauen und ihre Kinder gegründet. Im November 1978 entwickelt: Was 1978 mit einer kleinen Altbauwohnung be- eröffnete das erste Frauenhaus in Wien. Die vom Verein Wiener gann, umfasst heute vier Frauenhäuser, eine ambulante Be- Frauenhäuser und dem Volkskundemuseum Wien in Koopera- ratungsstelle und einen Übergangswohnbereich. Immer unter „Am Anfang war ich sehr verliebt …“ tion entwickelte Ausstellung nahm das 40-jährige Jubiläum der Prämisse des konkreten Schutzes vor Gewalttätern wurde zum Anlass, erstmals in einer musealen Gesamtschau auf die die Betreuungsarbeit ständig weiterentwickelt und professio- Ausstellung zum Jubiläum 40 Jahre Frauenhäuser Geschichte und Entwicklung der Wiener Frauenhäuser zurück- nalisiert. 27.04.2018 – 30.09.2018 im Wiener Volkskundemuseum zublicken. Ausgangspunkt waren die politischen und gesell- schaftlichen Umbrüche der 1970er Jahre, die die Gründung Ziel der Ausstellung war von Anfang an, die oft hart erkämpften Ein Projekt des Vereins Wiener Frauenhäuser in Kooperation mit dem Volkskundemuseum Wien unter der Leitung von des ersten Frauenhauses ermöglichten – und die dennoch Errungenschaften der Frauenhausbewegung – parallel zum Direktor Matthias Beitl. weiterhin bestehende Brisanz des Themas: Aktuell ist jede Aufbrechen gesellschaftlicher Tabus – sichtbar zu machen so- vierte bis fünfte Frau in Österreich von Gewalt durch ihren Ehe- wie BesucherInnen durch die Darstellung der Probleme, mit Konzept und Kuratierung: Anne Wanner mann oder Partner betroffen. denen Frauen auf ihrem Weg aus der Gewalt konfrontiert sind, Idee, Konzept und Co-Kuratierung: Andrea Brem zu sensibilisieren. Inhaltliche Mitarbeit: Hildegard Köhler-Trendl, Irma Lechner, Angelika Hipfinger, Ingrid Dohnal, Adelheid Kröss und viele weitere Mitarbeiterinnen des Vereins Wiener Frauenhäuser Ausstellungsgestaltung: koerdtutech – Irina Koerdt, Sanja Utech, Susanne Quehenberger Ausstellungsgrafik: Perndl+Co – Katharina Lutzky, Gerhard Bauer, Therese Wagner, Vera Kühn Öffentlichkeitsarbeit: Gesine Stern, Angelika Hipfinger, Stefanie Brottrager 18 19
Ausstellung zum Jubiläum 40 Jahre Wiener Frauenhäuser n 30% ge d lun n – ha ffen iss M t Wa ch 7 i u besuchten die P 10 m bra ge 20% Daten 1991 Daten 17.418 17.121 36% machten eine L besuchten eine Frauenhaus Frauen Kinder Misshandlung mit Waffengewalt 21% 9% Schule Österreich Wien Mistelbach 1978 1982 1984 insgesamt insgesamt bleiben 1–14 Tage bleiben 1–3 Monate bleiben bis zu 17% gaben kein 1996 einem Jahr 23% 1980 2017 verbrachten 624 Frauen 2017 2017 Frauenhaus 1999 1986 Linz Frauenhaus 2002 davon waren 84 mit Messer, 1991 St. Pölten und 640 Kinder insgesamt Frauenhaus 1992 Frauenhäuser Anzahl der betreuten 7 mit Schusswaffe und 11% 69.742 Frauenhaus Wels Frauenhaus Wien Innviertel 1994 Frauenhaus Amstetten 1982 Frauen und Kinder 16 mit anderen Waffen bleiben bis zu bleiben bis zu Steyr einem halben Jahr einem Monat Frauenhaus Sozialhilfezentrum/ Vöcklabruck Frauenhaus Mödling 2004 Im Vergleich: 2007 gab es 52 Misshandlungsfälle bei Bildungsgrad 1989 Frauenhaus denen Waffen verwendet wurden. Davon 38 mit Messer, Tage im Frauenhaus. der Klientinn Burgenland / 1978–1979 7 mit Schusswaffe und 7 mit anderen Waffen. Frauenhaus 2008 Salzburg 1994 Eisenstadt 172 Frauen Aufenthaltsdauer 1993 239 Kinder 1. Frauennot‑ Frauennotwohnung 2011 wohnung Kufstein 1991 Frauenhaus Wiener Neustadt 1980–1996 2. Frauennotwohnung Frauenhaus Neunkirchen 5.710 Frauen 1990 1985 Kufstein 1998 Hallein 2005 9.917 Kinder Frauenhaus Frauennotwohnung Frauenhaus Frauenhaus Wohin gingen die Verein Frauen Dornbirn 1981 helfen Frauen Tirol/ Pinzgau Kapfenberg 1997–2002 Frauen nach dem 11% Frauenhaus? 2.397 Frauen Frauenhaus Frauenhaus 1987 1981 2.209 Kinder Häufigkeit der gingen zurück in ihre Wohnung ohne Mann 2007 Tirol Frauennotwohnung des 2001 Frauenhaus Inanspruchnahme Frauenzentrum Osttirol Frauenhaus Graz 2003–2017 Fraueneinrichtungen 75% 1982 Frauenhaus Zusammenschlüsse g Oberkärnten 1997 8.515 Frauen War schon einmal tun 13% rich ilfe e Ein Frauenhaus Lavanttal h Spittal ein slosen 8.116 Kinder im Frauenhaus Österreichischer Frauenhäuser Frauenhaus en in zog Wohnu ng zu 5% a.d. Drau Klagenfurt de r 19% Villach en te ng ann 1.873 andere Institutionen / i g k Be % Behörden ung ohn e Betreuungen waren einmal im in 25% sonstige Institution 18 Polizei neu en in e im Frauenhaus Notrufe 10% Frauenhaus zogen in eine 13% eW AÖF ZÖF zog 5,1 18% Autonome Österreichische Zusammenschluss Frauenhäuser Österreichischer Frauenhäuser Bekannte/ Verwandte Woher wissen die Frauen 13% 7% Gründung: 1988 Gründung: 2013 AÖF ZÖF Interventionsstelle 1999 618 Frauen 1.015 Frauen 12% vom Frauenhaus? 644 Kinder 1.064 Kinder Platzanfragen/Tag 11% waren zweimal g Frauenhelpline gegen zum Männergewalt im Frauenhaus 1.633 1.708 0800/222555 Amt für Jugend 8% Man und Familie Internet in keiner Dachorganisation Notrufe am Frauen Kinder Frauenhausnotruf 8% Spital/ Ärztin keine Daten Medien sonstige 7% waren öfter insgesamt insgesamt 3% 2% 1% 3% als zweimal Bildtext: Statistiken aus der Ausstellung 40 Jahre Wiener Frauenhäuser 1. Station der Ausstellung 40 Jahre Wiener Frauenhäuser Grafik: Perndl+Co Foto: kollektiv fischka/kramar_Volkskundemuseum Wien unbewusste Akzeptanz von Rollenbildern und Machtver- „My my my Delilah Why why why Delilah So before they multimedial – interaktiv – partizipativ hältnissen?“ wurden visuell aufbereitet. Statistiken zu den come to break down the door Forgive me Delilah I just kaum vorhandenen Frauen in Führungspositionen großer Un- couldn‘t take any more She stood there laughing I felt the Umso mehr war von Beginn an klar: Es geht um Geschichten knife in my hand and she laughed no more.“ (Tom Jo- ternehmen waren ebenso zu sehen wie stereotype Geschlecht- von unglaublichem Mut, den Frauen auf ihrem Weg aus der nes; deutsche Fassung gesungen von Peter Alexander) errollenbilder in der Werbung, in Kinderbüchern, Schulmateria- Gewalt aufbringen. Dieser Mut sollte nicht in die üblichen Text- lien oder diversen Ratgebern für Frauen. tafeln gefasst werden – die Ausstellung sollte BesucherInnen vielmehr mittels Objekten und Aktion „abholen“. Kampf ums Frauenhaus Besonders prägnant wirkten großflächig dargestellte Songtex- te auf die AusstellungsbesucherInnen: Sowohl ältere Hits als Dementsprechend wurde die Ausstellung von Grund auf als Der weitere Rundgang durch die Ausstellungsräumlichkeiten auch gegenwärtige Texte spiegelten die hohe Toleranz gegen- interaktiver Rundgang konzipiert: multimedial durch Projek- führte zu historischem Material: Anhand von Infomaterialien im über sexistischen und gewaltverherrlichenden Inhalten wider. tionen, interaktiv durch das Abrufen zahlreicher Audios und Laufe der 40 Jahre, historischen Gesetzbüchern, Briefen und Rapper wie Capital Bra oder Farid Band und Kollegah, die mit Videos auf Tablets und Screens sowie „real-analog“ und sehr Vereinsdokumenten wurde der beharrliche Kampf für ein ers- dem Musikpreis „Echo“ ausgezeichnet wurden, prägen aktuell schlicht durch die Ausstellung ganz persönlicher Objekte, die tes Frauenhaus nachvollziehbar. Originalfotos und Objekte wie eine ganze Jugendkultur. im Rahmen ihrer jeweiligen Gewalt- und Fluchtgeschichte ihre ein riesiger Schlüsselbund der ersten Wiener Frauenhäuser spezielle Bedeutung entfalteten. boten detaillierte Einblicke in den damaligen Alltag der Gewalt- „Ich geb‘ Frauen auch Rechte, wenn meine Linke verletzt ist Kille dein Camp Bitch und bei bösen Da- schutzarbeit. Zu sehen waren auch historische Dokumente wie men Rutscht mir öfter mal die Hand aus wie bei Original-Scheidungsurteile aus dem 19. Jahrhundert, Fotos von Sexistischer Backlash Ölmassagen.“ (Farid Bang) Demonstrationen zum Internationalen Frauentag in den 1980er Jahren, erste Zeitungsberichte über „Ein Haus für geschlage- Ausgangspunkt der Ausstellung war der aktuelle gesellschaft- „Ich bau Aggressionen ab durch Vergewaltigungen ne Frauen“, interne Dienstbücher der Frauenhäuser, Fotos einer von Bordsteinschlampen.“ (Farid Bang) liche Kontext, in welchem Gewalt von Männern gegen Frauen Weihnachtsfeier für Frauen und Kinder im ersten Wiener Frauen- überhaupt erst stattfinden kann: Fragen wie „Welche Frau- „Kid, ich würde lügen, wenn ich sagen würde: Nein, haus sowie zahlreiches Bild- und Briefmaterial rund um Johanna Eröffnung der Beratungsstelle der Wiener Frauenhäuser 1992: Frau- enministerin Johanna Dohnal (li.) mit der Wiener Vizebürgermeisterin enbilder vermitteln Werbung, Musik und Medien? Und ich habe nie ´ne minderjährige Bitch missbraucht.“ Dohnal, die sich für die Wiener Frauenhäuser ganz besonders Ingrid Smejkal welche Rolle spielen diese Bilder für die bewusste oder (Farid Bang) engagiert hatte, dafür jedoch auch herber Kritik ausgesetzt war. Foto: Verein Wiener Frauenhäuser 20 21
Ausstellung zum Jubiläum 40 Jahre Wiener Frauenhäuser Von Beginn an sollte die Ausstellung keinesfalls eine Abhand- Flucht und anhaltender Bedrohung, aber auch von Empow- Gewalt und Gefährdung lung ÜBER die Klientinnen der Wiener Frauenhäuser sein, erment und dem Weg in ein selbstständiges und gewaltfreies sondern Dreh- und Angelpunkt der Ausstellung sollten die Leben: Diese Geschichten stammen aus dem Buch „Am Anfang Auch die konkrete Bedrohung durch Gewalttäter – historisch betroffenen Frauen selbst sein. Aus dem Blickwinkel der war ich sehr verliebt…“, das zum 30-jährigen Jubiläum der wie gegenwärtig – fand mehrere Ebenen der Darstellungsform: Betroffenen und teils direkt von ihnen selbst wurden die Ge- Wiener Frauenhäuser erschienen ist. Sie wurden von Mitarbei- Sei es in Drohbriefen an die damalige Frauenministerin Johan- schichte und die aktuelle Arbeit der Frauenhäuser sowie die terinnen eingelesen, um nochmals sicherzustellen, dass die In- na Dohnal, aktuellen Briefen an die Frauenhäuser oder durch Lebenswelt gewaltbetroffener Frauen geschildert. In der mo- timsphäre der betroffenen Frauen nicht verletzt wird. Polizeiprotokolle und Auszüge aus Gerichtsurteilen. Als sehr in- natelangen Vorarbeit zur Ausstellung wurden umfangreiche tensiv und eindringlich erlebt wurde die Darstellung der derzeit Workshops* mit interessierten Klientinnen der Frauenhäuser Ebenso fanden entsprechende Workshops mit den Mitarbeite- stark ansteigenden Cybergewalt: Über eine Beamer-Projektion durchgeführt. In diesen wurde u.a. erarbeitet, welche Objekte rinnen der Wiener Frauenhäuser statt. In diesen wurde vor al- wurden immer 3 AT 3G wiederkehrende 13:05Drohungen an eine95%Frau via und welche Begriffe für sie im Kontext Frauenhaus zentral sind. lem reflektiert und gesammelt, welche Gegenstände (Objekte) Smartphone eingeblendet – und visualisierten damit die stän- Im Zuge der ursprünglich sehr kompakt geplanten Workshops sie auf Anhieb mit dem Frauenhaus assoziieren – und auch aus dige Präsenz der Herr GewaltAund Angst, wie sie Klientinnen der entfaltete sich in der Folge ein emotionaler und kreativer Pro- diesen Sammlungen wurden zahlreiche Objekte in die Ausstel- Wenn du Frauenhäuser nicht täglich erleben. zess, der zahlreiche persönliche Geschichten, Gegenstände und lung eingebracht. zurückkommst, siehst du Sichtweisen der betroffenen Frauen in die Ausstellung einfließen deine Kinder nie wieder 14:54 Klientinnen der Frauenhäuser müssen ihr Hab und Gut beim Umzug ließ.* Die Frauen konnten öffentlich erzählen und teilhaben las- häufig provisorisch in Müllsäcken und großen Taschen transportieren; Ausstellung 40 Jahre Wiener Frauenhäuser sen, ohne sich dabei jedoch in irgendeiner Art und Weise „ou- Justiz und häusliche Gewalt Ich werde dich umbringen ten“ zu müssen. Die Betroffenen selbst im Mittelpunkt – und Foto: Verein Wiener Frauenhäuser lassen. Ich kenne genug gleichzeitig vor voyeuristischen Blicken geschützt. Neben der direkten Betroffenheit der Frauen widmete sich ein Leute, die das für Geld Themenblock dem gesetzlichen Rahmen, in welchem häusli- machen. 15:03 che Gewalt aktuell existiert. Anhand von Gerichtsurteilen oder *Diese Workshops schenkten uns Schreiben von Prozessbegleiterinnen wurde dargelegt, wie Ich weiß, wo du bist. als Frauenhaus-Mitarbeiterinnen breit das Spektrum der juristischen Handhabe gegen Bezie- 15:11 eine unglaubliche Welle an Wert- hungsgewalt inzwischen ist – und wie selten dieses ausge- schätzung und positivem Feedback schöpft wird. Ich kenne jeden deiner Schritte 15:12 für unsere Arbeit. Dafür und für Auch die großen Hürden, die Frauen in Gerichtsverfahren über- die aktive Partizipation, die Einbli- winden müssen, wurden sichtbar gemacht. Jahrelange Verfah- Glaube mir, das Ende wird cke in ihre ganz persönlichen Ge- ren um die Obsorge von Kindern wurden anhand von Falldoku- nicht schön sein. 15:29 mentationen nachvollziehbar. Fälle, in denen gewaltbetroffene schichten, sind wir den beteiligten Frauen teilweise jahrelang um die Obsorge und Sicherheit ihrer Frauen sehr dankbar. Kinder fürchten müssen und damit auch in ihrer weiteren Le- Pass auf, dass dir nicht das bensplanung blockiert sind. Gleiche passiert, wie den [ermordeten] Frauen, die in Viele der in diesen Workshops genannten Objekte hielten der Zeitung stehen 15:38 Einzug in die Ausstellung. Das Tagebuch einer Klientin ließ AusstellungsbesucherInnen in die erlebte Gewaltgeschichte Den Schutz vor Gefährdung spürbar machen der Frau eintauchen. Ein rosa T-Shirt, das eine Frau auf der Typische SMS-Nachrichten eines Gefährders Flucht vor ihrem Mann getragen hatte und mit welchem sie ins „Am eigenen Leib“ spürbar wurde der nötige Schutz durch Grafik: Perndl+Co Frauenhaus kam, zeigte die akute Gefährdung auf, in welcher die Institution Frauenhaus in der sogenannten „Sicherheits- sich die betroffenen Frauen befinden. Wenn diese Frauen ins schleuse“: Jedes der Wiener Frauenhäuser ist durch eine der- Die Wiener Frauenhäuser nutzen verschiedenste Wege, um Frauen artige Sicherheitsschleuse nach außen abgesichert – Hochsi- Die betroffenen Frauen im Mittelpunkt Frauenhaus flüchten oder in ein neues Leben nach dem Frau- die Notrufnummer 05 77 22 zukommen zu lassen. enhaus starten, geschieht dies oft sehr provisorisch und mit Foto: kollektiv fischka/kramar_Volkskundemuseum Wien cherheitstüren und Videoüberwachung inklusive. Eine solche Einerseits wurden also die Dynamiken häuslicher Gewalt so- bescheidenen Mitteln: Dies verdeutlichten ausgestellte Koffer Schleuse wurde für die Ausstellung extra nachgebaut, um die wie die oft hohe Gefährdung der Frauenhausklientinnen darge- und große, schwarze Müllsäcke, in denen die Frauen häufig ihr Mittels Audio-Interviews berichteten Frauen von ihren Gewaltge- Hochsicherheitseinrichtung Frauenhaus greifbar zu machen. stellt. Andererseits bot die Ausstellung auch detaillierte Einbli- persönliches Hab und Gut transportieren. schichten und ihrem Alltag im Frauenhaus. Zahlreiche persönli- Im Inneren der Sicherheitsschleuse schilderten Klientinnen in cke in die Perspektive betroffener Frauen: che Objekte der Klientinnen erzählten Geschichten von Gewalt, Audios ihre Gedanken beim ersten Betreten ebendieser. 22 23
Ausstellung zum Jubiläum 40 Jahre Wiener Frauenhäuser Sinne ins Hier und Jetzt zurückzuholen.“ (aus: Katalog Vernetzung & Kooperation zur Ausstellung „Am Anfang war ich sehr verliebt…“ - 40 Jah- re Wiener Frauenhäuser, S. 51) Als essenzieller Bestandteil der täglichen Arbeit in den Wiener Frauenhäusern wurden auch Institutionen und Kooperations- partnerInnen dargestellt: Im Laufe von 40 Jahren hat sich eine Blick in den Spiegel engmaschige Zusammenarbeit mit Polizei, Justiz, Interventi- onsstellen, Jugendämtern, anderen Frauen-, aber auch Män- Schlusspunkt der Ausstellung bildeten jene Fragen, die Mitar- nerberatungsstellen entwickelt, die umfassende Beratung und beiterinnen im Gewaltschutz immer wieder gestellt werden: Betreuung sowie einen verbesserten Schutz von Opfern häus- „Warum bleiben Frauen in Gewaltbeziehungen oder kehren licher Gewalt ermöglicht. zum Gewalttäter zurück?“ Die Ausstellung thematisierte die vielfältigen Gründe dafür und Betroffenheit der Kinder spielte die Frage gleichzeitig an die BesucherInnen zurück: Wann zieht man selbst in der Beziehung Grenzen? Was erträgt Häusliche Gewalt betrifft stets auch die Kinder der jeweiligen man selbst für die Liebe? Familie. Diese (Mit-) Betroffenheit der involvierten Kinder war im Zuge der Ausstellung ein zentrales Thema, das ausreichend Zitat eines Kindes in einem Wiener Frauenhaus Foto: kollektiv fischka/kramar_Volkskundemuseum Wien Platz finden sollte. Kinder kamen als ZeugInnen, als Betroffene von Gewalt sowie als Frauenhaus-BewohnerInnen zu Wort – fährdungen prägen den Arbeitstag. Für die betroffenen Frauen etwa in einem Brief aus den 1980er Jahren, in welchem Kinder und Kinder geht es stets „ums Ganze“. eine eigene „Kinder-Hausversammlung“ einforderten, um ihre Anliegen einbringen zu können. Gezeigt wurde aber auch die Vielfalt der täglichen Frauen- hausarbeit – von der Akutbetreuung einer mitten in der Nacht Klar visualisiert wurde die erlebte Gewalt anhand von Kinder- Antworten auf die Frage: Warum bleiben Frauen oft lange Zeit in von zuhause geflüchteten Frau über Rechtsberatung, Beglei- zeichnungen oder auch Protokollen und Gutachten zu z.B. der Gewaltbeziehungen? tung zu Ämtern bis hin zum Austauschen von Glühbirnen oder Foto: Karl Valent_dotdotdot Angst eines Kindes davor, dass der Vater das Haustier, das in dem Einholen von Kostenvoranschlägen. Hands-on-Mentalität, der Wohnung verblieben war, vernachlässigen oder quälen Der Katalog zur Ausstellung ist unter 01/485 30 30 Stressresistenz, Krisenfestigkeit und hohe fachliche Kompe- könnte. oder verein@frauenhaeuser-wien.at erhältlich. tenz zeichnen die tägliche Frauenhausarbeit aus. Wichtiger Bestandteil der täglichen Arbeit ist dabei auch die professi- Blick in den Spiegel: Wann zieht man selbst Grenzen in der Beziehung? Ebenso wurde der speziell für die Betreuung der Kinder entwi- onelle und effiziente Vernetzung mit Institutionen wie Polizei, Foto: kollektiv fischka/kramar_Volkskundemuseum Wien ckelte Kinderbereich in den Wiener Frauenhäusern dargestellt Jugendamt, Familiengerichtshilfe etc. – hier stehen den betroffenen Kindern speziell ausgebildete Mitarbeiterinnen zur Seite, die sie in ihrer Zeit im Frauenhaus Auch in diesem Teil der Ausstellung wurde durch teils sehr per- gezielt begleiten und unterstützen. Zwei Audio-Interviews von sönliche Objekte greifbar, was in der „Institution Frauenhaus“ nunmehr Erwachsenen, damals von Gewalt betroffenen Kin- konkret geleistet wird. Als Beispiel sei an dieser Stelle ein Glas dern, rundeten das Thema ab. Wasser genannt: „Jeder Frau, die die Beratungsstelle des Vereins Wiener Frauenhäuser aufsucht, wird zu- nächst ein Glas Wasser angeboten. Dies ist nicht nur Das Frauenhaus als Arbeitsplatz eine Willkommensgeste. Die erlebten Misshandlungen sind mitunter traumatisierend für die Betroffenen. In Mitarbeiterinnen von Frauenhäusern sind in ihrer täglichen den Beratungsgesprächen kann das Erzählen über die Arbeit enormen Belastungen und konkreter Bedrohung aus- erlebte Gewalt dazu führen, dass die Frauen die glei- chen körperlichen und psychischen Stressreaktionen gesetzt. Auch diese Tatsache thematisierte die Ausstellung zeigen wie in der unmittelbaren Gewaltsituation. Ein und bot seltene Einblicke in die Frauenhäuser als Arbeitsplatz. Schluck Wasser kann helfen, die Erinnerungen zu un- Komplexe und schwierige Situationen, akute Krisen und Ge- terbrechen und die Frauen durch die Aktivierung der 24 25
Events, Events, Events – das Jubiläumsjahr 2018 im Überblick Angelika Hipfinger Das 40. Jubiläum der Wiener Frauenhäuser war rückblickend vor allem von einem geprägt: Ein Termin jagte den nächsten, eine Vielzahl an großen und kleinen Veranstaltungen fand statt – rund um das Kernthema Gewalt gegen Frauen sowie die Er- rungenschaften und Erfolge der Frauen(haus)bewegung, die es zu verteidigen und voranzutreiben gilt. Einladung zum ExpertInnen-Gespräch „Viel erreicht, viel zu tun“ – Herausforderungen in der Die folgenden Seiten bieten einen kurzen Überblick über die Gewaltschutzarbeit vielfältigen Aktionen und Diskurse rund um „40 Jahre Wiener am 17. Mai 2018 Frauenhäuser!“. Blick in den Spiegel 18:00 Uhr Führung der Kuratorin Mag.a Anne Wanner durch die Ausstellung April 2018 19:00 Uhr Diskussion mit Pressekonferenz und Vernissage der Ausstellung „Am Anfang Regina Brandstetter, DSAin, Amt für Jugend und Familie war ich sehr verliebt …“ Barbara Ille, DSAin, Interventionsstelle Mit einer Pressekonferenz mit Stadträtin Sandra Frauenber- Mag.a Adelheid Kröss, Verein Wiener Frauenhäuser ger, Martina Ludwig-Faymann, Vorsitzende des Vereins Wiener Mag.a Christine Miklau, Familienrichterin Frauenhäuser, Geschäftsführerin Andrea Brem und Volkskun- Dr.in Ursula Schrall-Kropiunig, Staatsanwaltschaft demuseums-Direktor Matthias Beitl wurde die Jubiläumsaus- Mag.a Petra Smutny, LL.M., Rechtsanwältin stellung „Am Anfang war ich sehr verliebt …“ am 26. April Mag.a Regine Vrzal, Landespolizeidirektion Wien 2018 in einem restlos überfüllten Saal eröffnet. Unzählige Gäste nutzten die erste Gelegenheit, sich die Ausstellung an- Moderation: zusehen. Michaela Gosch, Geschäftsführerin Frauenhäuser Steiermark In den nächsten Monaten wurde die Ausstellung von einem Eintritt frei themenspezifischen Rahmenprogramm begleitet. Die Basis im Volkskundemuseum Wien dafür bildeten zwei Kommunikationsebenen: Einerseits sollte Laudongasse 15-19, 1080 ein breit gefächertes Publikum möglichst niederschwellig die Möglichkeit bekommen, sich über häusliche Gewalt und Frau- enhausarbeit zu informieren (Ausstellung und Kulturvermitt- lung). Andererseits boten Podiumsdiskussionen umfassendes Ausstellung 40 Jahre Wiener Frauenhäuser Expertinnenwissen sowie Raum für Diskussion und Austausch Foto: kollektiv fischka/kramar_Volkskundemuseum Wien für besonders Interessierte. Wiedergabe einer Veranstaltungseinladung aus dem Jubiläumsjahr 2018 26 27
Events, Events, Events – das Jubiläumsjahr 2018 im Überblick rerin Frauenhäuser Steiermark, dem Publikum Gelegenheit zu Expertinnen-Wissen trifft Vernetzung & Diskussion Diskussion und Vernetzung. Kulturvermittlung, Vernetzung und Prävention Austausch & Vernetzung Zusätzlich zur allgemeinen Besuchsmöglichkeit der Ausstel- Für Mitarbeiterinnen der im Verein ZÖF – Zusammenschluss lung fand im Zuge der Kulturvermittlung des Volkskundemuse- Österreichischer Frauenhäuser assoziierten Frauenhäuser ums Wien von April bis September 2018 wöchentlich mindes- wurde ein eigener Abend mit Führung, Open Space zum Thema tens eine öffentliche Führung durch die Ausstellung statt. „Frauenhaus 2030“ und Zeit für bundesländerübergreifenden Austausch und Vernetzung organisiert. Des Weiteren fanden mehrere Informationsveranstaltungen speziell für PädagogInnen statt. Es wurde zudem ein zielgrup- pengerechtes Vermittlungsprogramm für SchülerInnen ab 16 Juli und August 2018 Jahren entwickelt, anhand dessen zahlreiche SchülerInnen- gruppen informiert und sensibilisiert werden konnten. Die WE‘RE IN THIS TOGETHER NOW Rückmeldungen der SchülerInnen waren durchwegs positiv, Programmschwerpunkt des dotdotdot Kurzfilmfestivals in Ko- mehrmals wurde der Wunsch geäußert, die Ausstellung doch operation mit dem Verein Wiener Frauenhäuser allen SchülerInnen in ganz Österreich zu zeigen. 3. Juli 2018 bis 24. August 2018 Zusätzlich dazu erfolgten Führungen mit der Kuratorin der Im Juli und August fand zum vierten Mal das dotdotdot Open Ausstellung sowie Spezialführungen mit Leiterinnen der Wie- Air Kurzfilmfestival im Garten des Volkskundemuseums statt. ner Frauenhäuser, unter anderem mit verschiedensten Orga- Rund 150 Kurzfilme wurden an 24 Filmvorführungstagen ge- nisationen und MultiplikatorInnen. Hildegard Köhler-Trendl zeigt. Mit Programmen, die sich mit der Notwendigkeit der und Irma Lechner sei in diesem Zusammenhang sehr Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen befassen, dockte dot- herzlich für ihr außergewöhnliches Engagement und das dotdot an die Ausstellung an. Im Zuge dessen gab es in Ko- Weitertragen ihrer Expertise gedankt! operation mit dem Verein Wiener Frauenhäuser zwei spezielle gemeinsame Anlässe: Podiumsdiskussionen & Kooperationen Aktuelle, unter den Nägeln brennende Themen wurden im öf- Am 8. August fand der Workshop „Keine Gewalt gegen Frau- Martina Ludwig-Faymann, Vorsitzende Verein Wiener Frauenhäuser Andrea Brem, Geschäftsführerin der Wiener Frauenhäuser fentlichen Rahmenprogramm zur Ausstellung diskutiert: Foto: kollektiv fischka/kramar_Volkskundemuseum Wien Foto: kollektiv fischka/kramar_Volkskundemuseum Wien en! Zivilcourage Walk & Talk“ mit Irma Lechner, Leiterin ei- nes der vier Wiener Frauenhäuser, statt. Mai 2018 Am 17. August wurden unter dem Motto „Am Anfang war ich sehr verliebt …“ sechs Kurzfilme gezeigt, die das Thema „Herausforderungen in der Gewaltschutzarbeit“ Gewalt gegen Frauen in ihrer jeweiligen Poetik behandeln. Im – Expertinnengespräch Anschluss an die Filmvorführungen fand ein öffentliches Film- Am 17.5.2018 diskutierten folgende Expertinnen die aktuellen gespräch statt, moderiert von Lea Susemichel (Zeitschrift an. Herausforderungen in der Gewaltschutzarbeit: schläge), mit Andrea Brem (Geschäftsführerin des Vereins Wie- ner Frauenhäuser) und Bernd Kühbauer (Männerberatung Wien). Regina Brandstetter, Amt für Jugend und Familie Barbara Ille, Interventionsstelle Wir danken dem Team von dotdotdot und dem Volks- Andrea Brem, Verein Wiener Frauenhäuser kundemuseum für diese Kooperation, bei der vor allem Christine Miklau, Familienrichterin auch ein sehr junges Publikum mit den Anliegen des Ursula Schrall-Kropiunig, Staatsanwaltschaft Vereins in Berührung kommen konnte. Unser ganz Petra Smutny, LL.M., Rechtsanwältin besonderer Dank gilt Lisa Mai, der Leiterin des Kurzfilm- Regine Vrzal, Landespolizeidirektion Wien festivals, die uns mit ihrer unermüdlichen Energie, ihrer Eröffnung der Jubiläumsausstellung am 26. April 2018 Anschließend bot Moderatorin Michaela Gosch, Geschäftsfüh- Freude am Film und ihrer positiven und konstruktiven Foto: kollektiv fischka/kramar_Volkskundemuseum Wien 28 29
September 2018 „Der große Unterschied mit wenig Folgen: Feminismus wie weiter?“ – Podiumsdiskussion und Finissage der Ausstellung Zum feierlichen Abschluss der Jubiläumsausstellung beleuch- teten am 27. September 2018 fünf Expertinnen und Aktivistin- nen, worin die Stärken, aber auch die Hürden der gegenwärti- gen Frauenbewegung bestehen. Der Themenbogen am Podium spannte sich dabei weit über verschiedenste Aspekte des Lebens als Frau: vom vermeint- lichen „generation gap“ im Feminismus über die Frage der Podiumsdiskussion (gemeinsamen) Obsorge in Verbindung mit häuslicher Gewalt, die aktuelle ökonomische Lage und Mehrfachbelastung von Frauenmorde Filmgespräch mit (v.l.n.r.) Andrea Brem (Geschäftsführerin Verein Frauen bis hin zu den Möglichkeiten der Vernetzung und Lob- Wiener Frauenhäuser), Bernd Kühbauer (Männerberatung Wien) und Lea Susemichel (Zeitschrift an.schläge) byarbeit von und für Frauen. Foto: Tobias Raschbacher_dotdotdot Unter der Moderation von Journalistin Sibylle Hamann diskutierten: Ausstellung 27.4.–30.9.2018 als Schlagzeile Art professionell, aber auch persönlich sehr beein- druckt hat. Danke Lisa und Deinem Team, dass wir ein Elfriede Hammerl, Journalistin und Autorin Teil dieses tollen Festivals sein durften! Lena Jäger, Aktivistin Frauenvolksbegehren Helene Klaar, Rechtsanwältin „Frauenmorde als Schlagzeile: Darstellung von Gewalt gegen Martina Schöggl, Obfrau The Sorority Sonja Aziz Donnerstag Juristische Prozessbegleiterin Asiye Sel, Referentin Frauen und Familie, AK Wien 30.8.2018 Frauen in den Medien“ – Podiumsdiskussion Andrea Brem Am 30.8.2018 wurde der Umgang der Medien mit dem Thema Geschäftsführerin Wiener Frauenhäuser Irene Brickner Gewalt gegen Frauen beleuchtet. Die Diskussion folgender Ex- Frauen- und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál und Vereinsvor- Journalistin DER STANDARD pertinnen und Experten moderierte NEWS-Journalistin Tessa sitzende Martina Ludwig-Faymann sprachen die feierlichen 18 Uhr Kuratorinnenführung Christoph Feurstein Prager: Schlussworten zur Finissage der Jubiläumsausstellung „Am 19 Uhr Podiumsdiskussion Journalist ORF Alexander Warzilek Anfang war ich sehr verliebt …“. Geschäftsführer Presserat Sonja Aziz, Juristische Prozessbegleiterin Moderation: Tessa Prager Volkskundemuseum Wien Journalistin NEWS Andrea Brem, Geschäftsführerin Wiener Frauenhäuser Christoph Feurstein, Journalist ORF November 2018 Alexander Warzilek, Geschäftsführer Presserat Wiedergabe einer Veranstaltungseinladung aus dem Jubiläumsjahr 2018 Benefizabend im Wiener Rathaus Kritisch hinterfragt wurden einerseits das nach wie vor gängi- Festliches Highlight des Jubiläumsjahres 2018 war der Bene- ge victim blaming sowie die Bagatellisierung von Gewalt von fizabend des Vereins Wiener Frauenhäuser im Wiener Rathaus, Männern gegen Frauen durch die Verwendung von Begriffen der am 23. November stattfand. Alle Details zur großen Bene- wie „Familiendrama“ oder „Sexverbrechen“. Auch die Be- fizparty sind im entsprechenden Nachbericht im vorliegenden einflussung von Gerichtsverhandlungen durch einseitige, Tä- Tätigkeitsbericht zu finden. ter-geprägte Berichterstattung wurde thematisiert; ebenso wie die Auswirkungen der Nennung besonders grausamer Details, welche die Familien und Angehörigen teilweise selbst aus den Medien erfahren. Betont wurden jedoch auch partielle Fortschrit- te im Umgang der Medien mit dem Thema Gewalt gegen Frauen. 30 31
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