Freiburger Barockorchester Abendprogramm - Wolferls Erste
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Ihringer Barriqueorchester ABONNEMENTKONZERT Dienstag, 12. Februar 2019, 20 Uhr Philharmonie Berlin, Kammermusiksaal Donnerstag, 14. Februar 2019, 20 Uhr Konzerthaus Freiburg, Rolf-Böhme-Saal Freitag, 15. Februar 2019, 20 Uhr Liederhalle Stuttgart, Mozartsaal Wolferls Erste Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Giuseppe Maria Cambini www.hugodesign.de und Johann Christoph Friedrich Bach Weingut Dr.Heger Weinhaus Heger OHG Bachenstraße 19 -21 D-79241 Ihringen/Kaiserstuhl Tel. +49 (0)7668 - 995110 www.heger-weine.de
Wolferls Erste Wolfgang Amadeus Mozart Sinfonie Es-Dur, KV 16 Sinfonie D-Dur, KV 19 Sinfonie F-Dur, KV 19a Sinfonie B-Dur, KV 22 5 Kontretänze, KV 609 Giuseppe Maria Cambini Concerto Nr. 3 D-Dur für Flöte und Orchester Johann Christoph Friedrich Bach Sinfonia d-Moll, WFV 1:3 Daniela Lieb Flöte Freiburger Barockorchester Gottfried von der Goltz Violine und Leitung Ruhe jetzt, Wolfgang! Begabungen zur Entfaltung zu bringen, das ist die Kunst. Im Interesse aller Konzertbesucher möchten wir Kunst und Kultur leben von starker Unterstützung und guter Förderung. Nur Sie höflich darum bitten, lautes Husten mit einem so können Menschen kulturelle und künstlerische Leidenschaft entwickeln Taschentuch zu dämpfen. und deren Ergebnisse genießen. Die Sparkasse hilft dabei, dass das gelingt. Das Konzert wird vom SWR aufgezeichnet und im Wenn’s um Geld geht SWR 2 Mittagskonzert am 2. April 2019 ab 13:05 Uhr gesendet. 3
Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791) Wolfgang Amadeus Mozart Sinfonie D-Dur, KV 19 Sinfonie B-Dur, KV 22 für 2 Oboen, 2 Hörner, Streicher und Basso continuo für 2 Oboen, 2 Hörner, Streicher und Basso continuo Allegro Allegro Andante Andante Presto Molto allegro Giuseppe Maria Cambini (1746 – 1825) Wolfgang Amadeus Mozart Concerto Nr. 3 D-Dur 5 Kontretänze, KV 609 für Flöte solo, 2 Oboen, 2 Hörner, Streicher für Flöte, Trommel und Streicher und Basso continuo Allegro Johann Christoph Friedrich Bach (1732 – 1795) Adagio assai Rondeau (Allegro moderato) Sinfonia d-Moll, WFV 1:3 für Streicher und Basso continuo Allegro Wolfgang Amadeus Mozart Andante amoroso Sinfonie F-Dur, KV 19a Allegro assai für 2 Oboen, 2 Hörner, Streicher und Basso continuo Allegro assai Wolfgang Amadeus Mozart Andante Presto Sinfonie Es-Dur, KV 16 für 2 Oboen, 2 Hörner, Streicher und Basso continuo Molto allegro Andante Presto * * * Pause * * * 4 5
Wolferls Erste, oder: Über die Lust am Beginnen „Aller Anfang ist schwer“, heißt es im Volksmund. Ein Sprichwort, das für den jungen Mozart uninteressant g ewesen sein dürfte. Nein, der junge Mozart lässt sich eher mit einem musik- und bildungshungrigen, nimmersatten Krokodil vergleichen, wie es Nikolaus Harnoncourt ein- mal getan hat: „Man muss sich das so vorstellen: In eine normale bürgerliche Familie wird ein Krokodil hinein geboren. Der Vater Leopold, selbst ein angesehener Musiker, merkt sofort, was los ist, hört auf zu komponie- ren und widmet sich ganz der Erziehung seines Kindes. Der Knabe, der nie eine Schule besucht hat, hatte die höchste Bildung, das kam alles vom Vater.“ Überhaupt der Vater, Leopold Mozart. Musiker, Kom- ponist, Homme de lettres. Bereits in jungen Jahren ein profilierter Organist und Geiger. Später graduierter Bac- calaureus der Philosophie an der Salzburger Universität, seit 1743 Mitglied der fürsterzbischöflichen Hofkapelle und ab 1763 ihr Vizekapellmeister. In den 1740er und 50er Jahren war Leopold ein sehr produktiver Komponist und galt früh als Vertreter der modernen Sinfonie. Kam noch hinzu, dass er als leidenschaftlicher Leser und Natur- wissenschaftler ein Bewunderer des Aufklärers Johann Christoph Gottsched war, mit Christian Fürchtegott Gellert in Briefkontakt stand und mit Christoph Martin Wieland befreundet war. In Wolfgangs Geburtsjahr 1756 veröffentlichte er seinen gelehrten Versuch einer gründ lichen Violinschule (der bis zu seinem Tod 1787 in drei Auflagen erschien und in mehreren Übersetzungen über ganz Europa Verbreitung fand). Wolfgangs Vater war alles andere als ein durchschnittlicher Komponist und Musiker seiner Zeit. Dem Sohn vermittelte er als Privat- lehrer eine breite Bildung, und anhand von Menuetten schulte er ihn zum Komponisten (die erste Komposition Wolfgang Amadeus Mozart im Jahre 1763 des Kleinen war das Menuett KV 1). Für den angehenden (anonymes Ölgemälde, evtl. von Pietro Antonio Lorenzoni) Komponisten Mozart wurde der Tanz zum Nukleus 6 7
seines Stils, und nicht von ungefähr erfüllt der Ende 1787 in Wien zum k.k. Kammermusicus ernannte Erwachsene in späteren Jahren routiniert seine Pflicht, Tänze für die kaiserlichen Bälle in der Redoute zu schreiben. Hierzu gehören die um 1787 komponierten fünf Kontretänze KV 609, von denen der letzte kurz vor Mozarts Tod 1791 entstanden ist. Sie schlagen den Bogen zu seinen Anfängen als Salzburger Wunderkind und artikulieren zugleich die Essenz seines reifen Stils (besonders gut hörbar im ersten Kontretanz, der gleich zu Beginn „Non più andrai“ aus Le nozze di Figaro zitiert). Überblickt man seine gesamte Biografie, dann enthält der junge Mozart im Kern bereits den erwachsenen Mozart. „Denn ich kann so ziemlich […] alle art und styl vom Compostitions annehmen und nachahmen“, schreibt Mozart am 7. Februar Jahr 1778 aus Mannheim an den Vater, während er sich mit der Mutter auf der Reise nach Paris befindet. Nach diesem Prinzip lernt der junge Mozart von klein auf, entwickelt sich später der erwachsene Mozart beständig weiter; nicht als Nachahmer, Eklektiker, sondern im Dialog und Austausch mit anderen Musikern und anderer Musik. Aneignen – verarbeiten – neu denken. Dieser Dreischritt prägt Mozarts gesamtes Dasein als Komponist und spielt auf seinen zahlreichen Reisen eine große Rolle. Am 11. September 1778 schreibt er aus Paris nach Hause: „Denn, ich versichere Sie, ohne Reisen (wenigstens Leute von Künsten und Wissenschaften) ist man wohl ein armseliges Geschöpf !“ Eine der tonangebenden Persönlichkeiten in Paris ist der Komponist Giuseppe Maria Cambini (1746 –1825), der mit seinen Instrumentalwerken, vor allem seinen konzertanten Sinfonien, im Concert spirituel und im Concert des amateurs große Erfolge feiert. Mozart scheint ihn gleich bei der ersten Begegnung verprellt zu haben, Giuseppe Maria Cambini indem er ihn (und seine Musik) in einem Salon vor (Gemälde unbekannter Herkunft) fachkundigem Publikum mit seiner eigenen Brillanz 8 9
förmlich erschlug: „Cambini ein welscher maestro hier eigene Kompositionsversuche hineinschreiben. Seine […] den habe ich, unschuldigerweis die augen in der ers- sonstigen Kompositionsautographe wurden stets vom ten zusammenkunft beym le gros, ausgelöscht. […] Nu, Vater durchgesehen, und in nahezu jedem finden sich das wird ihm halt nicht geschmeckt haben...“ (Brief an den Änderungen von Leopolds Hand. Vater, 1. 5. 1778). Cambinis Flötenkonzert, das heute Mozarts erste Sinfonie KV 16 ist in jeder Hinsicht ein Abend erklingt, dürfte wohl nach seiner Begegnung mit Ausnahmewerk. Nach Erinnerung der Schwester Nannerl Mozart entstanden sein, wahrscheinlich in den 1780er lag der Vater krank im Bett, und die Kinder durften (aus Jahren. In ihm äußert sich eine sichere Beherrschung des Rücksichtnahme) nicht ans Klavier. In dieser unbeauf- kompositorischen Handwerks, die eindeutig mehr Wert sichtigten Situation machte sich der kleine Wolfgang an auf Zurschaustellung der virtuosen Fertigkeiten des die Komposition einer Sinfonie – ein immenser Sprung Solisten legt als auf die Darstellung eines vielschichtigen von den Pariser Sonaten zu einem Orchesterwerk! Die im musikalischen Geschehens. Typisch ist eine Aneinander- Schriftbild des Autographs sichtbaren Schwierigkeiten des reihung einzelner Motivblöcke und Phrasen, die sich oft Jungen mit der Tinte und einer schlecht geschnittenen aus der Wiederholung ihrer Bestandteile zusammen- Feder zeigen, dass hier nicht der Vater im Hintergrund setzen. Dadurch stellt sich schnell der Eindruck eines agierte. Schon der Beginn der Sinfonie ist ungewöhnlich, ausschließlich linearen Verlaufs ein, der ohne Bezüglich- auch wenn er die antithetische Eröffnung ( forte – piano) keiten und Querverbindungen auskommt. Bestimmt durch den ersten Hauptgedanken des Eingangssatzes aus meint Mozart auch Cambinis Musik, wenn er vor der den Sinfonien der Londoner Komponisten Karl Friedrich persönlichen Begegnung mit ihm seinem Vater erzählt Abel und Johann Christian Bach (die Mozart persönlich „Ban grimm [Baron Grimm] und ich, lassen oft unser kannte) übernommen hat. Allerdings schreibt Wolfgang Musikalischen Zorn über die hiesige Musick aus NB: einen in sich abgeschlossenen Forte-Beginn, der sich unter uns.“ (5. 4. 1778). Das Pariser Publikum hingegen vorwärts wie rückwärts lesen lässt: ein Palindrom, wie ist von gerade dieser Musik begeistert. Sie ist eben ausge- gemacht für den jungen Sprachkünstler, der später gerne sprochen gut gemachte Unterhaltung. Nicht mehr – aber Juxgedichte schreibt oder Briefe mit gnagfloW trazoM auch nicht weniger. unterschreibt. An diesen kurzen, lauten Beginn schließt sich ein überdimensional langer, leiser Nachsatz an, Kommen wir zur ersten großen Reise des kleinen „Wolferl“ gefolgt von einer dramatischen Überleitung, die ein für und damit zu seinen Anfängen als Sinfoniker: einer die neuere Sinfonik der Zeit typischer Trommelbass Westeuropareise, die am 9. Juni 1763 in Salzburg ihren (Bewegung der Bassstimme in Achtelrepetitionen) kenn- Anfang nimmt und die Familie in den nächsten dreiein- zeichnet. Ein punktierter, zweiter Hauptgedanke mit halb Jahren durch Deutschland, Belgien, Frankreich und anschließendem Laufwerk und Synkopen mündet im Holland führt, mit längeren Aufenthalten in Paris und Epilog der Exposition. Was macht der junge Komponist London. In Paris hat der Achtjährige Anfang 1764 seine nun in Durchführung und Reprise? Er verarbeitet nur ersten Sonaten für Klavier und Violine komponiert das Palindrom und seine Fortführung (also die erste (KV 6 & 7), und in London erhält er Mitte 1764 von Hälfte der Exposition) und schreibt deshalb danach eine seinem Vater Leopold sein erstes, eigenes Notenheft. verkürzte Reprise, die mit dem zweiten Hauptgedanken In dieses, später „Londoner Skizzenbuch“ genanntes einsetzt (mit dem Material, das nicht in der Durch Notizbuch durfte der Junge, frei von väterlicher Aufsicht, führung verarbeitet wurde). Die Form erwächst also aus 10 11
dem Inhalt! „Ermahne mich, dass ich dem Waldhorn Da sich die Durchführung komplett an den Ablauf der etwas zu thun gebe“, soll der Junge beim Komponieren Exposition hält, schreibt Mozart hier erstmalig keine ver- seiner Schwester gesagt haben, und tatsächlich bekommt kürzte Reprise. Im Kopfsatz der vierten Sinfonie KV 22 das Horn im zweiten Satz der Sinfonie einen exponier- wiederum verlässt der junge Komponist die bisherige ten Auftritt: Inmitten harmonischer Klangflächen und Statik eines antithetischen Beginns und schreibt einen der angespannten Stimmung einer dreiteiligen Opern- Hauptgedanken mit größerem melodischem Fluss, der szene in Moll (mit düster pochendem Bassmotiv und dynamisch bewegter ist: Forte-Piano-Forte-Piano. Dieser triolischen Tremoli der Streicher) tragen die Hörner ein Eröffnungssatz ist handwerklich dichter gearbeitet als eigenes Dur-Thema vor. Den dritten Satz seiner ersten die anderen, motivisch in sich geschlossen, mit bewusst Sinfonie schreibt Mozart als fröhliches Rondo mit zwei reduziertem Material. Die gleiche Entwicklung findet Zwischenspielen und dreimalig erklingendem Refrain. in den langsamen Mittelsätzen statt. In KV 19 wie 19a herrscht ein sanglicher Serenadenton, mit Liegetönen Damit hat das junge Wolferl für sich eine erste Form, in den Hörnern zur Melodie in den Violinen. Während Sinfonien zu schreiben, gefunden. Betrachtet man vor KV 19 noch eher Klangflächen als prägnante Thematik dem Hintergrund von KV 16 die nächsten beiden ausbildet (wie KV 16), finden sich in KV 19a zwei klar Londoner Sinfonien KV 19 und KV 19a sowie die in erkennbare Themen, die in anderer Harmonik durchge- Den Haag entstandene Sinfonie KV 22 von 1765, dann führt werden und über ein neues Motiv in einer echten lässt sich an ihnen der erstaunliche Entwicklungsgang Reprise münden. KV 22 geht wieder einen Schritt eines angehenden Komponisten studieren, der mit traum- weiter: ein Klagegesang in (der für den späteren Mozart wandlerischer Sicherheit einen Weg zwischen Einfluss so bedeutsamen Tonart) g-Moll präsentiert eine enge, und Eigenständigkeit beschreitet und immer souveräner sukzessive Verzahnung der beiden Geigenstimmen – ein über sein Handwerkszeug sowie die damit verbundene bisschen wie in der g-Moll-Sinfonie KV 550 von 1788. Umsetzung eigener musikalischer Ideen verfügt. Die Das Material ist hier noch reduzierter (zweiter und erster Sinfonie KV 19 folgt demselben Formverlauf wie KV 16, Hauptgedanke sind identisch, nur andere Tonart), und allerdings verzichtet Mozart auf die Wiederholung der erstmalig schreibt der junge Mozart einen zweiteiligen Exposition und lässt die Musik bruchlos weiterlaufen. Sonatensatz ohne Durchführung. Noch kurz zu den Um aber dennoch ohrenfällig den Beginn der Durch Schlusssätzen: Sie sind alle in der Rondoform geschrie- führung zu markieren, springt das Orchester unisono in ben, KV 19 verlässt kaum das Vorbild KV 16, während den harmoniefremden Ton Ais. Wie in der ersten Sinfonie der Kehraus von KV 19a weniger vorhersehbar ist (man wird anschließend der erste Teil der Exposition verarbei- merkt ihm an, dass der Komponist nun mit der Erwar- tet, sodass logischerweise die Reprise mit ihrem zweiten tung der Hörer zu spielen beginnt). In KV 22 findet sich Hauptgedanken einsetzt. Im Kopfsatz von KV 19a geht ein dramaturgisch überaus clever konstruiertes Finale, Mozart noch einen Schritt weiter und führt nach seiner das im Formverlauf zwischen voller (Refrain) und redu- Vorstellung den ersten Hauptgedanken in einem Kanon zierter Orchesterbesetzung (Couplet) wechselt und vor durch. Außerdem spielt er mit dem antithetischen Beginn: dem Schluss (verwandt mit dem Refrain) ein rhetorisch den Forte-Piano-Kontrast im ersten Hauptgedanken spannendes, retardierendes Moment einbaut, mit dem dreht er im zweiten Hauptgedanken um in Piano-Forte. der Zuhörer noch einmal in die Irre geführt wird. 12 13
An seinen ersten vier Sinfonien zeigt sich, dass Mozart die Vorbilder Abel und Bach genau studiert hat. Eine Sinfonie von Karl Friedrich Abel hat er sogar zu Studien- zwecken komplett abgeschrieben. Sie fügt sich so nahtlos in die Reihe seiner frühen Sinfonien ein, dass sie lange Zeit unter der Nummer „KV 18“ Mozart zugeschrieben wurde. Zugleich prägt jede Sinfonie eigene Wege neben diesen Vorbildern aus. Einfluss und Eigenständigkeit sind aufs Vorteilhafteste miteinander verbunden. Die Sinfonie d-Moll von J. C. Bachs jüngstem Bruder Johann Christoph Friedrich, dem „Bückeburger Bach“ (1732 –1795), hat der junge Mozart nicht gekannt. Sie gehört auch nicht in sein künstlerisches Umfeld, ist aber Bestandteil seiner zeitlichen Umgebung, entstanden vor 1768. Sie ist dreisätzig angelegt, wie die frühen Mozart- Sinfonien, allerdings nur für Streicher (mit Cembalo) komponiert. Deutlich klingt in ihr ein italienischer Streicherstil à la Antonio Vivaldi an, verbunden mit einem dramatisch überschäumenden Gestus des „Sturm und Drang“ der 1760er Jahre, der im Kopfsatz etwas von einer Aria agitata aus der Opera seria hat. Dieser Eröffnungssatz geht direkt in den langsamen, zweiten Satz über, einem mit Dämpfern zu spielenden Andante amoroso, mit dem das musikalische Geschehen ins Reich der komischen Oper wechselt: eine naiv-sentimentale Rührungsarie, mit ironischen Seufzern! Der Schlusssatz vereinigt den barocken Tanzsatz einer französischen Bourrée mit den italienischen Stilelementen eines italie- nischen Concerto grosso. Von Stilkopien zu reden wäre allerdings verfehlt, denn der „Bückeburger Bach“ kreiert aus diesen Ingredienzen einen eigenständigen Sinfoniestil. Rund zehn Jahr später, im Jahr 1778, besucht er übrigens seinen Bruder Johann Christian Bach in London, der ihn dort mit der Musik Mozarts und Glucks vertraut macht, Johann Christoph Friedrich Bach die seinen späteren Stil nachhaltig beeinflussen sollte. (Gemälde von Georg David Matthieu) Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen… 14 15
Mozart ist wahrscheinlich der einzige diskursive Kompo- nist der Musikgeschichte gewesen (man könnte vielleicht noch Händel dazuzählen), der den Austausch mit der Musik seiner Zeit brauchte, um etwas gänzlich Eigenes zu schaffen. In seinen Werken spiegeln sich sämtliche musi- kalische Errungenschaften der Zeit wider. Sie werden aber nicht enzyklopädisch oder gar eklektisch wiederge- geben, sondern vielmehr anverwandelt und als Teil von Mozarts Personalstil auf ein höheres Niveau gebracht. Ihren Ursprung hat Mozarts ungewöhnliche Schaffens- weise in seiner Jugendzeit: in „Wolferls“ neugieriger Lust am Beginnen. Henning Bey Dr. Henning Bey studierte Musikwissenschaft, Neuere Deutsche Literaturgeschichte und Klassische Archäo logie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und Jedem Einzelnen hören Historical Musicology am King’s College London. wir ganz genau zu. 1995 Magister Artium, 2003 Promotion zum Dr. phil. Pausen-Bonbon spendiert von uns. mit einer interdisziplinären Gattungsstudie zu Haydns www.holzmarkt-apotheke.de und Mozarts Sinfonik nach 1782 im Kontext zeitge Freiburg · Kaiser-Joseph-Str. 255 nössischer Musiktheorie, Ästhetik und eines Kanons schöner Künste. Von 2000 bis 2006 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Neuen Mozart-Ausgabe in Salzburg, war er zwischen 2006 und 2015 verantwortlich für Dramaturgie, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Freiburger Barockorchester. Seit Juli 2015 ist er Chef dramaturg der Internationalen Bachakademie Stuttgart. 16 17
Daniela Lieb Gottfried von der Goltz Nach ihrer Ausbildung zur Gottfried von der Goltz hat staatlich geprüften Musik- sich als Barockgeiger und schullehrerin an der Berufs- als künstlerischer Leiter des fachschule für Musik in Freiburger Barockorchesters Dinkelsbühl studierte Daniela einen international beachte- Lieb an der Hochschule ten Namen gemacht. Wie im für Musik und Darstellende 18. Jahrhundert üblich, leitet Kunst Frankfurt/Main den er das FBO vom Pult des Studiengang Orchestermusik Konzertmeisters aus. und schloss diesen mit einer Sein Repertoire erstreckt sich Auszeichnung ab. vom Frühbarock bis in die Im Anschluss legte sie das Konzertexamen ab und absol- musikalische Gegenwart, illustriert durch eine breite vierte außerdem den Studiengang Historische Interpre- Diskografie, die ihn als ungemein vielseitigen und flexi- tationspraxis bei Prof. M. Schneider und Prof. K. Kaiser. blen Musiker ausweist. Vor allem mit CD-Einspielungen Am Royal Conservatory Den Haag studierte sie zusätz- der lange zu Unrecht vergessenen Musik des Dresdner lich die Solistenklasse bei Barthold Kuijken. Sie war zwei Barock und der vier Bach-Söhne hat sich Gottfried von der Jahre Mitglied der Jungen Deutschen Philharmonie be- Goltz in Fachkreisen den Ruf eines Spezialisten erworben. vor sie von 1999 bis 2000 unter Vertrag mit dem Staats- Neben seinen zahlreichen Auftritten mit dem FBO arbei- theater Darmstadt stand. Seit einiger Zeit spielt Daniela tet Gottfried von der Goltz regelmäßig (als Gastdirigent Lieb freiberuflich in Konzerten und CD-Produktionen und als Solist) mit den Berliner Barocksolisten, dem mit namhaften Orchestern, wie z. B. Balthasar-Neumann- Württembergischen Kammerorchester Heilbronn, dem Ensemble, La Stagione, Concerto Köln und natürlich dem hr-Sinfonieorchester, dem Tafelmusik Baroque Orchestra Freiburger Barockorchester unter Leitung von Gustav und anderen Ensembles zusammen. Für einige Jahre war Leonhardt, René Jacobs, Philippe Herreweghe, Thomas er dem Norsk Barokkorkester als künstlerischer Leiter Hengelbrock und Pablo Heras-Casado. eng verbunden. 2004 erhielt sie den 1. Preis beim Lenzewsky Wettbewerb Gottfried von der Goltz hegt auch eine große Leiden- im Bereich Kammermusik. schaft für Kammermusik, der er in unterschiedlichen Daniela Lieb hat bis 2006 als Lehrbeauftragte im Fach Formationen nachgeht. Als Professor an der Hochschule Querflöte an der Hochschule Frankfurt unterrichtet. für Musik Freiburg ist er ein gefragter Lehrer für barocke Seit Januar 2016 ist sie festes Mitglied im Freiburger und moderne Violine. Barockorchester und ab 2018 spielt sie regelmäßig bei Concentus Musicus Wien. 18 19
BarockConsort und Dorothee Mields, Rameaus Oper „Hippolyte et Aricie“ an der Berliner Staatsoper unter der Leitung von Sir Simon Rattle, Mozarts „Don Giovanni“ dann im Rahmen einer Asientour unter René Jacobs. Außerdem ist das FBO zu Gast in der Londoner Wigmore Hall, dem Wiener Musikverein, beim Bachfest Leipzig Freiburger Barockorchester sowie in Granada, wo „Figaros Hochzeit“ erklingt. Es begann mit einer spontanen Idee und entwickelte sich zu einer einzigartigen, musikalischen Erfolgsgeschichte: In einer Silvesternacht vor mehr als 30 Jahren entschlossen sich Freiburger Musikstudenten dazu, ein Orchester zu gründen, das sich ganz der historisch informierten Auf- führungspraxis widmet. Als „Freiburger Barockorchester“ konzertierten die Musiker und Musikerinnen erstmals 1987 im Freiburger Umkreis – heute ist der Klangkörper welt- berühmt. Neben den eigenen Konzertreihen in Freiburg, Stuttgart und Berlin gastiert das FBO in den bedeutends- ten, internationalen Konzertsälen und gilt als eines der profiliertesten Alte-Musik-Ensembles weltweit. Zahlreiche namhafte Solisten arbeiten regelmäßig mit dem Ensemble zusammen, darunter Isabelle Faust, Christian Gerhaher, Kristian Bezuidenhout, Sandrine Piau, Pablo Heras-Casado, Jean-Guihen Queyras oder René Jacobs. Doch nicht nur in konzertanter, sondern auch in disko- graphischer Hinsicht setzt das FBO Maßstäbe. In enger Kooperation mit dem Label Harmonia mundi konnte das Ensemble für seine Aufnahmen zahllose Preise entgegen- nehmen. Das FBO samt seinen beiden künstlerischen Leitern Gottfried von der Goltz und Kristian Bezuidenhout glänzt auch in der Saison 2018/19 erneut mit abwechslungs reichen und hochkarätig besetzten Konzertprogrammen. So erklingen u. a. französische Arien mit Sandrine Piau, Weihnachtskantaten von A. Scarlatti mit dem Freiburger 20 21
Gleisnost Anz:Layout 1 03.04.2018 14:02 Uhr Seite 1 Flöte Daniela Lieb Oboe Ann-Kathrin Brüggemann Maike Buhrow Fagott Carles Vallès Horn Bart Aerbeydt Gijs Laceulle Versteht Gleisnost nur Bahnhof? Perkussion Charlie Fischer Dafür kennen und schätzen uns unsere Kunden seit fast 30 Jahren: Wir von Gleisnost verstehen etwas von Bahnhöfen, Zügen und Fahrkarten. Aber das ist längst nicht alles: wir reservieren auch gern Ihr Zimmer aus einer Auswahl Violine 1 Gottfried von der Goltz Martina Graulich von hunderttausenden Hotels weltweit. Wir buchen Ihr Flugticket oder Ihre Christa Kittel Urlaubs-Pauschalreise. Für Ihre Mobilität am Ziel haben wir den passenden Gerd-Uwe Klein Kathrin Tröger Mietwagen. Wenns aufs Wasser geht: darf es Fähre oder Kreuzfahrt sein? Und alles mit der gleichen Leidenschaft, die Sie von uns kennen. Violine 2 Petra Müllejans Daniela Helm Reisen auf allen Wegen: Beatrix Hülsemann Wir freuen uns auf Ihre nächste Brigitte Täubl Buchung bei uns! Viola Ulrike Kaufmann Werner Saller Annette Schmidt Cello Stefan Mühleisen ...beim Freiburger Stadttheater Bertoldstraße 44 · 79098 Freiburg Guido Larisch Telefon 0761 205513- 0 · Telefax 0761 205513-199 info@gleisnost.de ...im Bahnhof Freiburg-Littenweiler ...in der Freiburger Radstation Kontrabass James Munro Lindenmattenstraße 18 · 79117 Freiburg Wentzingerstraße 15 · 79106 Freiburg Telefon 0761 205513- 0 · Telefax 0761 205513 -198 Telefon 0761 205513- 0 · Telefax 0761 205513 -199 Cembalo Torsten Johann littenweiler@gleisnost.de radstation@gleisnost.de 22 23
Vorschau Opus 3 Concerti grossi von Händel, Avison, Geminiani, Vivaldi, Hasse, Locatelli u. a. Sonntag, 10. März 2019 | 20 Uhr Liederhalle Stuttgart, Mozartsaal Unsere Kritiker hören auf alle Feinheiten. Montag, 11. März 2019 | 20 Uhr Konzerthaus Freiburg, Rolf-Böhme-Saal Freiburger Barockorchester UNABHÄNGIG. Gottfried von der Goltz Violine und Leitung KRITISCH. AKTUELL. 25
CD-Neuerscheinung FAMILIEN Joseph Haydn Klaviersonaten Hob. XVI:6, 20 & 48 TICKET Der ideale Einstieg für junge Konzert- besucher und Familien! Für alle FBO- Konzerte erhalten Sie für noch verfügbare Plätze ab der 2. Kategorie ein Familienticket für maximal 4 Kinder bis 16 Jahre (à 5 Euro) plus eine volljährige Begleitperson (15 Euro). harmonia mundi HMM 902273 Kristian Bezuidenhout Hammerklavier Die CD ist seit Januar 2019 im Handel erhältlich. Für Bestellungen wenden Sie sich bitte an den BZ-Kartenservice, Tel. 0761 – 496 8888 27
Impressum WO GIBT’S TIPPS, Redaktion | Martin Bail Satz und Layout | Herbert P. Löhle | www.triathlondesign.com Gestaltung | Hugo Waschkowski Litho und Druck | schwarz auf weiss, Freiburg | www.sawdruck.de TERMINE Umweltfreundlich gedruckt auf chlorfrei gebleichtem, holzfreiem Papier. Freiburger Barockorchester GbR & TICKETS Ensemblehaus, Schützenallee 72, D-79102 Freiburg Tel. 07 61-7 05 76-0, Fax 07 61-7 05 76-50 info@barockorchester.de | www.barockorchester.de ONLINE? Intendant und Geschäftsführer | Hans-Georg Kaiser Justitiar, Referent des Intendanten | Andreas Bräunig Dramaturgie, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit | Martin Bail Marketing/Development | Kristine Kupferschmidt Projektmanagement und Controlling | Sebastian Dedemeyer Tour- und Projektmanagement | Stefan Lippert Assistenz Projekt- und Tourmanagement | Elena Bender Buchhaltung | Tobias Schill Office Management | Alexandra Böminghaus Notenbibliothek | Uwe W. Schlottermüller Bild- und Tonaufnahmen während des Konzertes sind nicht gestattet. Gleich nachschauen: Programmänderungen vorbehalten. Verkaufspreis EUR 3,00 Der Verkauf unserer Programmhefte beginnt in Freiburg bereits eine Woche vor dem entsprechenden Konzert in der Musikabteilung (Untergeschoss) der Buchhandlung Rombach, Bertoldstr. 10. 28
Das Freiburger Barockorchester Förderer wird aus Mitteln der Stadt Freiburg und des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg institutionell gefördert. Die Gesellschaft der Freunde und Förderer des Freiburger Barockorchesters e. V. unterstützt Sponsoren seit 1990 die Arbeit des FBO, indem sie z. B. als Mitveranstalter von Abo- und Sonderkonzerten auftritt. Die Stiftung Baden-Württem- bergische Ensemble-Akademie ist Trägerin des Ensemblehauses und Veranstalterin der Kinder- Medienpartner und Jugendkonzerte des FBO sowie der Konzertreihe „Schlag 6“. In Kooperation mit Südwestdeutsche Konzertdirektion Stuttgart Erwin Russ GmbH Freiburger Barockorchester GbR Ensemblehaus Schützenallee 72 Das FBO ist Konzertpate D-79102 Freiburg der Stuttgarter Musikschule Telefon 07 61 / 7 05 76-0 Fax 07 61 / 7 05 76-50 info@barockorchester.de www.barockorchester.de Das FBO unterstützt KULTUR FÜR ALLE Stuttgart e. V.
Sie können auch lesen