Für einen gesunden Nachwuchs - Agrarmanagement - Für einen gesunden Nachwuchs
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Agrarmanagement Für einen gesunden Nachwuchs Die Weichen für gesunde und fitte Kälber werden bereits vor der Geburt gestellt, denn das Wohlbefinden der Kuh hat In aller Kürze Zettel: © Tryfonov - fotolia.com Auswirkungen auf die Entwicklung ihres Kalbes. Wie die • Hochwertiges Kolostrum erfordert Zukunft der Kälber bereits in den letzten Wochen vor der spätestens eine Woche vor der Kal- bung die Fütterung mit hochwerti- Geburt beeinflusst werden kann, lesen Sie in diesem Beitrag. gem Eiweiß und Energie. • Eine maximale Nährstoffzufuhr in den ersten Lebenswochen wirkt sich auf die lebenslange Leistungs- fähigkeit der Organe positiv aus. • Das Energieniveau von der zweiten bis achten Lebenswoche ist ent- scheidend für die Anlage des Funk- tionsgewebe der Euteranlage. lanz, also die sogenannte DCAB müsse möglichst gering (
Agrarmanagement heitserreger). Beim »ColostroCeck« und mit Deckel) verabreicht werden, (kleiner Messbecher mit Auslauf) muss damit diese über den Schlundrinnen-Ef- nur gemessen werden, wie lange das fekt auch im Labmagen landet. Wasser Kolostrum in dem gefüllten Becher hingegen gehöre in den Pansen, um den braucht, bis es ausgelaufen ist. 20 Sek. Futterbrei anzuwässern. Deshalb sollten entsprechen hier 20 Brix-%. Ab 22 Brix die Kälber das Wasser von der Wasser- (mehr als 50 lgG/l) sei das Kolostrum oberfläche z.B. in einem Eimer saufen. sehr hochwertig. Das Kalb komme ohne entsprechende »Gelb, zäh und von alten Kühen macht Antikörper zur Welt. »Bei einem gänz- Biestmilch nicht automatisch hochwer- lich ungeschützten Kalb mit einem tig – messen ist deshalb unabdingbar«, gänzlich ungeschützten Darm ohne rät Kraus. Weist Kolostrum weniger als jeglichen Schutz ist Durchfall nahezu 22 Brix % auf, könne es mit hochwer- vorprogrammiert«, weiß Kraus. Je- tiger Biestmilch aufgewertet werden. der Futtermittellieferant habe richtige Hierzu empfahl Kraus: »Kolostrum in Selen-Hefe im Angebot: Theoretisch 500-ml-Plastikflaschen oder Gefrier- könnten drei unterschiedliche Mine- beuteln (flach) einfrieren und in bis zu ralfutter verabreicht werden: Eines für höchstens 40° C warmem Wasser auf- Laktierende, ein spezielles für Trocken- Das Refraktometer zeigt, wie hoch der Ge- tauen.« steher und eines (zwei Wochen vor halt an Immunglobulinen im Kolostrum ist. dem Kalben) mit Selen-Hefe. Triesdorf Beim »ColostroCeck« (kleiner Messbecher Hochwertiges Kolostrum gebe seinen Kühen nur zweierlei: eines mit Auslauf, links), muss nur gemessen werden, wie lange das Kolostrum braucht, Hochwertige Biestmilch müsse inner- für Laktierende und eines für Trocken- bis es ausgelaufen ist. Foto: Kustermann halb der ersten 5 Std. nach der Geburt steher (mit Selen-Hefe). Und das mit in ausreichender Menge (3 l für ein entsprechendem Erfolg. normales Kalb) verabreicht werden – je Soja- oder Rapsschrot seien dazu sehr früher, desto besser! Es sei nachgewie- Triesdorfer Tränkekonzept geeignet. sen, dass Kälber, die mindestens 150 g Laut Kraus braucht das Kalb für Fort- Vitamin E sei wichtig, um Kuh und Kalb Immunglobuline (IgG) erhalten haben, bewegung, Verdauung und Wärme- ordentlich zu schützen. Selen liege seit »signifikant überlebensstärker und regulation, sowie für die Reaktion des einigen Jahren in verschiedenen For- krankheitsunanfälliger« sind. Immunsystems einen gewissen Erhal- men vor: Geschützte Selen-Hefe (die Hochwertiges Kolostrum erfordert spä- tungsbedarf, der bei Temperaturen einzige organische Form von Selen) ist testens eine Woche vor der Kalbung die unter 0° C um bis zu 33 % ansteigt. in der Transitphase der Kuh über die Fütterung mit hochwertigem Eiweiß Deshalb sei im Winter zwingend eine Plazenta (zu 90 %) auf das Kalb über- und Energie (Raps- oder Sojaschrot Zugabe von 2 l Milch erforderlich. tragbar. Der Enzymbestandteil sei ver- und Getreide oder Körnermais). Hit- Wichtig sei zu wissen, dass sich eine ma- antwortlich, dass der Stoffwechsel von zestress, wenig Futteraufnahme macht ximale Nährstoffzufuhr in den ersten Kuh und Kalb reibungslos funktioniert. vor allem im Sommer erforderlich, dass Selenmangel äußere sich vor allem bei Futter nicht warm wird, dass zweimal Fleckviehkälbern mit fehlendem Saug- täglich gefüttert wird und die Kühe an reflex. Über Mineralstoff verabreicht, den Futtertisch gelockt werden, somit erfordere die Selengabe (organisch also genug fressen. gebundenes Selen in Form von »Selen- hefe« oder »Selen-Methionin«) keinen Vorsicht beim Drenchen zusätzlichen Arbeitsaufwand. »Wer Se- Trinkt das Kalb nicht oder nicht so viel, lenhefe in der Transitphase verabreicht, wird es in Triesdorf per Flasche und Na- stellt fest, dass sich innerhalb von zwei sen-Schlund-Sonde (bis 11 mm Durch- Wochen bei den Kälbern etwas massiv messer) gedrencht. Langsam einführen, verändert: Sie haben getrunken, wer- dass der Schlauch abgeschluckt werden den viel fitter und vitaler«, so Kraus. kann. Beim Rausziehen abknicken, da- mit nichts in die Lunge nachläuft. Das Biestmilch überprüfen dürfe aber nur einmal – nach der Ge- Refraktometer mit automatischer burt – passieren, weil die Milch so in den Temperaturkompensation (ATC) und Pansen gelangt. Später gedrenchte Käl- einer Messwertskala zwischen 0 bis 32 ber bekämen vielfach Durchfall, weil die Für eine erfolgreiche Brix % zeigen, wie hoch der Gehalt an Milch in den Labmagen gehöre. Milch Kälberaufzucht! Immunglobulinen im Kolostrum ist: müsse immer über einen hochgestellten 87534 Oberstaufen im Allgäu www.weissachmuehle.de Antikörper gegen Antigene (Krank- Nuckeleimer (möglichst durchsichtig Allgäuer Bauernblatt 35/2020 27
Agrarmanagement die Anlage des Funktionsgewebes der Euteranlage. Eine später erhöhte Ver- sorgung kann einen Mangel nicht mehr ausgleichen. Die Programmierung der Euteranlage sei also mit acht Wochen Für den Einsatz abgeschlossen. von Milchaustau- scher (MAT) gilt: 1 l Vollmilch Tipps vom Experten entspricht ca. Bei ad libitum darf sich der Landwirt 160 g MAT. aber nicht erschrecken: Hier sei der Kot Foto: Kathrin deutlich weicher, was aber ganz normal Wiedemann und kein Durchfall sei. Es sei zwar vor- geschrieben, früh schon Wasser und Lebenswochen auf die lebenslange Leis- • Fleckviehkälber mit täglichen Zunah- Futter vorzulegen, bis zum 35. Lebens- tungsfähigkeit der Organe sehr positiv men von 1 000 g brauchen 9 l Voll- tag sei die Futteraufnahme aber ziem- auswirkt. Versorgungslücken in diesem milch oder 1,4 kg MAT. lich überschaubar, egal ob die Tränke Zeitraum können später nicht mehr rationiert oder ad libitum verabreicht aufgeholt werden. Aus diesem Grund Kraus plädierte dafür, dass entweder wird. Kraus riet zur Ansäuerung in flüs- werden in Triesdorf die Kälber in den Vollmilch oder Milchaustauscher ohne siger Form (in der Regel eine Kombi- ersten vier Lebenswochen immer »ad pflanzliches Eiweiß verwendet wird. nation von mehreren verschiedenen libitum« gefüttert und danach bis zur Vollmilch sei nur komplett durch MAT Säuren zur breiten Abdeckung des Erre- elften Woche langsam abgetränkt. So- ersetzbar, wenn nur Magermilchpulver gerspektrums) und mit Wasser vorver- lange sich die Kälber in Einzelhaltung und Süßmolkepulver enthalten ist. Wei- dünnt (1:4) anzuwenden. Hier werden mit Eimertränke befinden, wird die zenprotein und Sojaproteinkonzentrat dann Ungenauigkeiten bei der Dosie- Vollmilchtränke auf einen pH-Wert von haben im MAT nichts verloren, weil rung und die Ausflockung vermieden. 5,3 angesäuert. Erst danach bekommen das junge Kalb pflanzliches Eiweiß nicht Wichtig sei die Zulassung der Säuren sie Milchaustauscher, bei dem die Säure verdauen könne. Kraus empfahl, gene- als Futtermittel. Und warme Milch wird bereits enthalten ist. rell nicht unter 45 % Magermilchpulver lieber getrunken, vor allem im Winter. zu gehen. Beim Fett sei darauf zu ach- Restmilch wird in Triesdorf den älte- Kälber richtig tränken ten, dass nur »raffiniertes Pflanzenfett« ren Kälbern in Gruppenhaltung verab- • Kälber müssen von Anfang an ad li- verwendet wird. Die Erhitzung des Fet- reicht. Tägliches Reinigen der Tränke- bitum gefüttert werden, eine spätere tes führe dazu, dass sich die Fettkristal- Eimer hält Kraus bei angesäuerter Milch Umstellung kann leicht zu Durchfäl- le zerkleinern und sie sich in der Milch nicht für zwingend erforderlich. len führen. besser auflösen. Bei rohem Pflanzen- Beim Kälberfutter ist das Wichtigste, • Bis zum dritten Tag bekommen die fett, etwa von Raps oder Sonnenblume, dass das Futter schmeckt. Sowohl Ge- Kälber Biest-/Muttermilch, die am können die Kälber auf diese Energie treide, als auch Rauhfutter sind für vierten und fünften Tag auf pH 5,8, nicht zugreifen. Palm- und Kokosfett eine gute Ausbildung der Pansenzot- danach auf pH 5,3 angesäuert wird. sei erhitzt und als »ordentliches Fett« ten nötig: Nur Stärke zieht die Zotten Für die Zeit vom 22. bis 77. Tag steht für Milchaustauscher geeignet. nach außen, Heu bringt Pansenvolu- ihnen ein Tränkeautomat zur Ver- men. Optimal ist eine Kombination von fügung (beginnend mit 12 bis 14 l Metabolische Kraftfutter und Rauhfutter. Isomaltu- wird bis zum Schluss auf 2 l/Tag ab- Programmierung lose-Melasse (enzymatisch bearbeite- getränkt). Je mehr die Kälber in den ersten Le- te Melasse aus der Zuckerrübe) – fast • Durch die Ansäuerung kann relativ benswochen aufnehmen, desto weni- fließfähig wie Wasser und geschmack- temperaturunabhängig gefüttert ger haben sie im späteren Leben Stoff- lich beinahe wie Gummibärchen – regt werden. Dennoch wird Warmsauer- wechselprobleme: Pro 100 g Zunahme zum Fressen an. tränke (30 bis 35° C) empfohlen. in den ersten Wochen geben die Tiere • Für den Einsatz von Milchaustauscher als Jungkühe 150 l mehr Milch: Das Hygiene ist das A und O (MAT) gilt: 1 l Vollmilch entspricht ca. Energieniveau von der zweiten bis ach- Bei Erregern wie etwa Coli, Rota Co- 160 g MAT. ten Lebenswoche sei entscheidend für rona, Kryptosporidien, Chlamydien oder Kokzidien im Stall muss Desinfek- tion und Hygiene angegangen werden, eventuell sogar Mutterschutzimpfung. Bei Durchfall müsse man den Erreger kennen. Wenn bei fünf Kälbern kein Erreger festgestellt wird, liege es an der agrar-fachversand.com Tränke. Franz Kustermann 28 Allgäuer Bauernblatt 35/2020
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