Fußball, Identität und Politik: Ausgewählte Clubbeispiele - Referent: Jens C. König
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Fußball: Mehr als ein Sport portgemeinschaften können immer auch als politische Gemeinschaften verstanden werden. Die politische Dimension meint dabei nicht nur die Rolle gesellschaftlicher und politischer Eliten im Rahmen des Sports und seinen Großveranstaltungen, sondern bezieht sich dann ebenso auf Lebensstilmuster, alltägliche Praktiken und Identitätskonstruktionen.
Fußball: Mehr als ein Sport „Neben seiner Eigenschaft, eine populäre Sportart zu sein, ist der Fußball auch immer ein Spiegel unserer Bewusstseinslage Er ist ein Spielplatz unserer Wünsche und Hoffnungen, ein Märchenwald, in dem die Träume vom Groß- und Starkwerden geträumt werden.“
Fußball: Mehr als ein Sport „Die Sprache des Fußballs ist universell, jeder kennt und beherrscht sie. Fußball vereint den Intellektuellen mit dem Arbeiter, versöhnt für kurze Momente Arm und Reich miteinander und bietet in der sich individualisierenden Welt eines der letzten gemeinsamen Erlebnisse“ Dietrich Schulze-Marmeling
Fußball: Mehr als ein Sport „Fußball ist ein globales Phänomen. Weltweit wird das Spiel nach denselben Regeln gespielt und steht jenseits sozialer, politischer und ökonomischer Schranken allen offen. Allerdings sind die Stadien keine heile Welt. Intoleranz, Aggression und Rassismus begleiten auch den Fußball und bleiben eine Herausforderung für Politik und Gesellschaft.“
Inhalt der Präsentation • Identitätsgrundlagen • Fußball, nationale Identität und Politik • Fußball, mein Verein und Identität • Ausgewählte Clubbeispiele aus Schottland, Italien, Spanien und Argentinien • Schlussfolgerungen
I. Identitätsgrundlagen Î Identität als Antwort auf die Frage, wer man ist Î Personale und soziale Identität Î Die soziale Identität leitet eine Person aus ihrem Wissen über die eigene Zugehörigkeit zu einer oder mehreren sozialen Gruppen ab Î Soziale Identität besteht aus einem Geflecht verschiedener, sich überlagernder und unterschiedlich gewichteter Identitäten
I. Identitätsgrundlagen: Quellen der Identität Î Askriptive Quellen (Alter, Geschlecht etc.) Î Kulturelle Quellen (Clan, Stamm, die Sprache etc.) Î Territoriale Quellen (Dorf, Stadt, Großstadt etc.) Î Politische Quellen (Fraktion, Clique, Führer etc.) Î Wirtschaftliche Quellen (Beruf, Arbeitgeber etc.) Î Soziale Quellen ( Freunde, ein Club oder Team etc.)
I. Identitätsgrundlagen: Beispiel Fußball Î Kollektive Identität und konstitutive Abgrenzung von der in-group gegenüber sogenannten out- groups ist beim Fußball klar erkennbar Î Die zugeschriebenen Quellen der Identität sind sehr unterschiedlich Î Das Spiel befriedigt emotionale Bedürfnisse Î Es erfolgt eine symbolische Konfrontation in den Fan-Blöcken und der (Ver)Kleidung Î Innerhalb der Gruppe „einer Seite“ herrscht kooperative Zusammenarbeit
I. Identitätsgrundlagen: Beispiel Fußball Î Es existieren Rituale und eine gemeinsame Symbolik, d.h. einheitliche Kommunikationsformen Î Fußball als der Katalysator bzw. Verdichter bestehender Verhältnisse Î Die Mannschaft und ihr Spiel werden als Ausdruck einer spezifischen, gemeinschaftlichen Existenz verstanden Î Diese gemeinschaftliche Existenz ist nicht willkürlich, sondern hat sich bereits „außerhalb“ der Fußballwelt manifestiert
I. Identitätsgrundlagen: Beispiel Fußball Î Sowohl die umgebende gesellschaftliche Realität, kollektive Bewusstseinsformen und Utopien werden mannigfaltig in das Spiel und seinen Kontext transplantiert Î Die Gemeinschaft vergewissert sich ihrer selbst und bestätigt, aktualisiert und bestärkt die eigene Identität Î Die Fähigkeit der Gemeinschaftsveranstaltung Fußball zur Identitätsstiftung ist zeit- und raumübergreifend Î Mit dem Fußball werden seit Jahrzehnten vorhandene oder vorgestellte Gemeinschaftszugehörigkeiten im öffentlichen Raum ausgedrückt und bestätigt
II. Fußball, nationale Identität und Politik Î Ganze Nationen haben sich über den Fußball definiert und mit ihm identifiziert Î Freund-Feind-Schemata sind gängig beim Fußball Î Laut Paul Auster sind „Krieg und Revolutionen im Zeitalter der Medien durch Fußball ersetzt worden Î Fußball dient der Bildung von Vorurteilen und Feindbildern ebenso wie der Völkerverständigung und Freundschaft Î Auch Intoleranz, Aggression und Rassismus begleiten den Fußball Î Sport und Fußball im Besonderen sind nicht unpolitisch
II. Fußball, nationale Identität und Politik Î Fußball erfüllt heute eine wichtige Rolle in der nationalen Identitätsbildung und Integration Î Mit dem Fußball lassen sich Entwicklungen in Politik und Gesellschaft verknüpfen Î Oft sind bei wichtigen Spielen hohe Politiker anwesend Î Oft werden Ehrungen und Auszeichnungen durch das Staatsoberhaupt oder den Regierungschef vorgenommen Î „Staatsvolk“, „Staatsgebiet“, „Regierung“ und 4.) „Fußballnationalmannschaft“?
II. Fußball, nationale Identität und Politik
Die emotionale Ebene eines Fußballspiels ist das geeignete Vehikel für nationale Identitätsmuster...
„Ich hatte unsere Jungs, die in den Tod gegangen waren, vor Augen.“
III. Fußball, mein Verein und Identität Î Vermittlung der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gemeinschaft Î Bei Fußballvereinen erfolgt die Konstruktion der „Clubidentität“ über verschiedenste Quellen Î „Mein Verein“ steht für Heimat, Sicherheit und Geborgenheit Î Fußballvereine prägen Identitäten durch Rivalität und Differenz (Derbys) Î Verschiedene (Extrem-)Formen der Identifikation und Politisierung des jeweiligen Vereins
III. Fußball, mein Verein und Identität: Wo sind wir daheim?
IV. Ausgewählte Clubbeispiele
IV. Ausgewählte Clubbeispiele: Derbys Î Derbys verdeutlichen die identitätsstiftende Kraft von Fußballvereinen Î Oft werden diese brisanten Partien von geografischen, sozialen, politischen, religiösen oder ethnischen Selbstzuweisungen überlagert, die wiederum identitätsverstärkend wirken Î Derbys sind ein weltweites Phänomen
IV.1 Celtic Glasgow und Glasgow Rangers Î Religiös-historisch aufgeladenes Stadtderby Î Kampf verschiedener Klassen und Konfessionen Î Englische Krone und irisch-stämmige Celts Î „The Old Firm“ als symbolischer Religions-, National, Klassen- und Stammesduell
IV.1 Fußball und Religion
IV.2 Lazio und AS Rom Î Politisierte Fankurven in Italien Î Ideologisch aufgeheiztes Hauptstadtduell Î Faschistisches und rassistisches Gedankengut Î Politisch heterogene Zuschauerstrukturen
IV.2 Politisierte Ränge
III.2 Politisierte Ränge
IV. 3 Real Madrid und FC Barcelona Î Konkurrenz der Städte Î Konkurrenz der historischen Regionen Î Zentralmacht gegen Katalonien Î International hochrelevantes Derby Î El Clásico
IV.3 Spanien gegen Katalonien
IV.4 Boca Juniors und River Plate Î Fußball dominiert den argentinischen Sportbetrieb Î Historische und stadtteilbedingte Rivalität Î Kampf von Arm gegen Reich Î „Superclásico“ als Jahrhundertereignis
IV.4 Stadtteil und soziale Klasse
IV.4 Stadtteil und soziale Klasse
V. Schlussfolgerungen Î Fußball ist in einen sozio-kulturellen Kontext eingebettet Î Fußballvereine machen verschiedene Identitätsangebote Î Es existiert eine ganze Bandbreite von der sportlichen Identifikation bis hin zu extremen Ideologien Î Fußball agiert als Barometer nationaler (regionaler etc.) Empfindlichkeit, als Abbild der Realität, als Spiegel der Gesellschaft, als internationale Sprache oder als Ersatzreligion
V. Schlussfolgerungen Î Fußball kann zivilisieren, kanalisieren, soziale Solidarität und Integration fördern Î Fußball ist weder Krieg noch ein Allheilmittel, er ist von Natur aus weder gut noch böse, aber er ist das, was wir aus ihm machen
Literaturauswahl Avanatrio, Vito 2007: „Auschwitz ist eure Heimat“, in: Stern.de. . 15. Juli 2009. BPB 2006 (Hrsg.): Fußball – mehr als ein Spiel, in: Informationen zur politischen Bildung, 1. Quartal 2006, Bonn: BPB. Dunker, Robert 2009: Tief unter der Gürtellinie, in: Die Welt, 16. Juni 2009. S. 22. Ehlers, Mathias 2009: Derby in der Pralinenschachtel, in: Spiegel Online, . 11. Juli 2009. Giurgi, Paulin 2008: Gewalt bei Sportereignissen – Fußball und Hooliganismus: der Hooligan im Mann, Marburg: Tectum Verlag. Krähe, Helmut 2008: Der nie genug bekommt, in: WAS, Nr. 44, 2. November 2008. S. 15. Lenhard, Michael 2002: Vereinsfußball und Identifikation in Deutschland Phänomen zwischen Tradition und Postmoderne, Hamburg: Verlag Dr. Kovac.
Literaturauswahl LPBBW 2006: Fußball und Politik, in: Der Bürger im Staat, 56. Jg., H. 1 (2006). Spinnen, Burkhard 2009: Eine Niederlage für den Fußball, in: Die Welt, 2. Mai 2009. S. 7. Stern.de. 2005: Sperre nach Faschistengruß, in: Stern.de. . 15. Juli 2009. Stern.de 2006: „Alle in denselben Ofen“, in: Stern.de. . 15. Juli 2009. Wahl, Alfred 1995: Fußball und Nation in Frankreich und Deutschland, in: Francois, E. / Siegrist, H. / Vogel, J. (Hrsg.) 1995: Nation und Emotion - Deutschland und Frankreich im Vergleich ; 19. und 20. Jahrhundert, Göttingen : Vandenhoeck und Ruprecht Verlag. Wallrodt, Lars / Leroi, Roland 2009: Ein bisschen Fritz Walter im Herzen, in: WAS, Nr. 25, 21. Juni 2009. S. 18.
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