GElebte Vielfalt Sammlung erfolgreicher Integrationsbiografien - Digitale AWO-Brücke
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INHALT 03 Einleitung: So gelingt Integration 04 Georgiana Abbas 05 Reem Al Hamdi 06 Simona Atanasova 07 Mohammad Al-Khalipha 08 Hanim Baysal 09 André del Barrio Colorado 10 Voichita Cuzeac 11 Mioara Boboc 12 Abbas Elgadi 13 Nursel Ergün 14 Otto Hünemörder 15 Aliona Gospodarencu 16 Darina Gotzen 17 Veronica Ianculov 18 Loreta Licheva 19 Natalia Malanciuc 20 Tatjana Chochlunow 21 Bedia Torun 22 Liana Opalka 23 Bahriye Mehmeti 24 Mohammad Teymoori 25 Dana Kareem Rashid 26 Lucia Timpert 27 Danail Veselinov 28 Dilyana Veselinova 29 Hüriyet Yilmaz 30 Ciriacoula Nalbadidaci 31 Ana-Maria Benedic 32 Impressum 2
So gelingt Integration! In einer vielfältigen Gesellschaft gibt Gemeinsam statt einsam, so lautet ein es Herausforderungen, aber auch viele wichtiger Grundsatz unseres Verbandes. Chancen. Trotz aller Herausforderungen Unser Ziel ist es, alle Menschen in Gelsen- haben wir es hier in Gelsenkirchen ge- kirchen zusammenzubringen, Isolation meinsam geschafft, unsere demokrati- vorzubeugen sowie die gelungene Inte- schen Grundwerte wie Solidarität, gration in den Gelsenkirchener Alltag Toleranz, Gerechtigkeit und Freiheit nie zu unterstützen. Nachbarn sollen zu aus den Augen zu verlieren. Jeden Tag Nachbarn werden und miteinander ins engagieren sich vor Ort tausende Men- Gespräch kommen, anstatt bloß neben- schen für ein gelungenes Miteinander einander zu leben. mit Herz und tragen entscheidend dazu bei, Brücken zwischen den unterschied- So leisten wir unseren Beitrag zu einer lichsten Menschen mit vielfältigem Le- demokratischen und freien Gesellschaft bensstil in unserer Stadt zu errichten. in unserer Heimat, und zwar für jeden Wir leben in einer bunten und vielfälti- Einzelnen. Denn ob alteingesessen oder gen Gesellschaft, in der jeder Mensch neu zugezogen, alt oder jung, mit oder seinen Platz finden kann. ohne Behinderung – wir alle gemeinsam sind Gelsenkirchen. In dieser Broschüre haben wir unter zahlreichen gelungenen Gelsenkirchener Herzlichst, Integrationsbeispielen einige ausge- Gudrun Wischnewski, wählt, die mit ihrer Geschichte Mut ma- Geschäftsführerin chen und aufzeigen, dass sich jeder AWO Gelsenkirchen/Bottrop Mensch verwirklichen kann. Sie ist als Auftakt gedacht, weitere Biografien werden folgen. 3
Georgiana Abbas 37 Jahre alt, kommt aus Rumänien, lebt seit 16 Jahren in Deutschland » Es ist ein besonderes Gefühl, wenn man Menschen helfen kann, die an einem Punkt sind, an dem man in der Vergangenheit selbst war. In Gelsenkirchen ist das möglich, denn hier werden Betroffene zu Beteiligten. Deutschland ist mein Zuhause geworden. Das habe ich gemerkt, als ich nach acht Jahren zum ersten Mal zurück nach Rumänien gereist bin und das Ruhrgebiet vermisst habe. Deutschland ist die Zukunft meiner Familie. Und wenn ich meine Kinder ansehe, « dann weiß ich: Sie sind die Zukunft Deutschlands. 4
Reem Al Hamdi 36 Jahre alt, kommt aus Syrien, lebt seit 5 Jahren in Deutschland » In Damaskus habe ich als Buchhalterin gearbeitet, hier in Deutschland bin ich seit zwei Jahren in einer Asylunterkunft beschäftigt. Es war eine große Um- stellung für mich, von einer computerbasierten Arbeit ins Ehrenamt zu wechseln, aber es macht mich stolz, wenn ich anderen geflüchteten Menschen helfen kann. Für mich funktioniert Integration nicht wie ein Schalter, der sich eines Tages ein- fach plötzlich umlegt. Viel eher ist der Prozess wie ein langwieriger Weg, der durch jeden noch so kleinen Schritt ein kleines bisschen kürzer wird. Ich stehe jeden Morgen auf und freue mich darauf, weiter nach vorne zu laufen. « 5
Simona Atanasova 31 Jahre alt, kommt aus Bulgarien, lebt seit 5 Jahren in Deutschland » Meinem Ehemann zuliebe, der als Handballspieler einen Vertrag auf Schalke bekommen hat, bin ich nach Gelsenkirchen gekommen. Gelsenkirchen ist die erste Stadt in Deutschland, die ich kennengelernt habe. Es ist egal, wo ich auf der Welt wohnen werde, Gelsenkirchen wird in meinem Herz bleiben. Ich war bei Gelsensport als Sportfachkraft beschäftigt, und wir haben uns für Sport und In- tegration engagiert. Ich würde zugewanderten Menschen empfehlen, so schnell wie möglich die Sprache zu lernen, Arbeit zu finden, sportlichen Hobbys nachzu- gehen und nicht isoliert zu Hause zu bleiben. « 6
Mohammad Al-Khalipha 33 Jahre alt, kommt aus Syrien, lebt seit 5 Jahren in Deutschland » Mein erster Freund in Deutschland war ein Journalist namens Joachim, den ich der bei der AWO in Sachsen kennenlernte. Ich war aus Syrien geflohen und noch neu in Deutschland. Er unterstützte mich dabei, meinen Juraabschluss anerkennen zu lassen und ermutigte mich, mich ehrenamt- lich zu engagieren. Dann zog ich nach Gelsenkirchen, und seitdem arbeite ich bei der AWO als Sozialbetreuer in der Flüchtlingshilfe. Mein nächstes Ziel: Ich möchte Sozialrecht studieren, um geflüchteten Menschen auch juristisch zur Seite stehen zu können. « 7
Hanim Baysal 26 Jahre alt, kommt aus der Türkei, lebt seit 20 Jahren in Deutschland » Ich komme ursprünglich aus einem kleinen kurdischen Dorf in der Türkei, mit acht Jahren kam ich ohne jegliche Sprachkenntnisse nach Gelsenkirchen. Mein Leben wurde von engagierten und fürsorglichen Lehrern geprägt, die das Potenzial in mir gesehen und gefördert haben. Die Wertschätzung und Offenheit, die ich erleben durfte, möchte ich unbedingt an andere Menschen weitergeben. Das Leben verläuft nicht linear, aber ich bin stolz, dass ich gelernt habe, damit umzugehen. « 8
André del Barrio Colorado 28 Jahre alt, seine Eltern kommen aus Spanien, lebt seit seiner Geburt in Deutschland » Ich bin als Sohn von spanischen Zuwanderern in Deutschland geboren und aufgewachsen. Schon seit meiner Kindheit war ich stets mit den verschiedensten Kulturen in Kontakt, sei es in der Schule, im Sportverein oder bei der Arbeit. Ein Leben ohne kulturelle Vielfalt stelle ich mir langweilig vor. Ich freue mich sehr, dass heute zugewanderte Menschen Hilfe und Unterstützung bei der Integration bekommen. « 9
Voichita Cuzeac 54 Jahre alt, kommt aus Rumänien, lebt seit 3 Jahren in Deutschland » Ich bin mit 51 Jahren nach Deutschland gekommen. Hier wurde mir von vie- len Menschen der Mut geschenkt, mich neu zu erfinden. Viele Menschen schwär- men immer über das tolle System in Deutschland, doch viel zu selten spricht man über die Schönheit dieses Landes: charmante Städte, beeindruckende Schlösser, Burgen und atemberaubende Wälder! « 10
Mioara Boboc 44 Jahre alt, kommt aus Rumänien, lebt seit 9 Jahren in Deutschland » Sprachkurse sind für eine gelungene Integration unerlässlich. Ich bin stolz, dass ich dank meiner Deutschkenntnisse selbstbestimmt in Deutschland leben kann. Doch die Sprache ist nur ein Schlüssel zur Integration. Man muss trotzdem mutig genug sein, um die Tür zu all den neuen Möglichkeiten zu öffnen. Dazu gehört auch, dass man mit unterschiedlichen Menschen in Kontakt kommt, sich vernetzt und vor allem Freunde gewinnt. « 11
Abbas Elgadi 41 Jahre alt, kommt aus dem Sudan, lebt seit 16 Jahren in Deutschland » Meine Familie kommt aus dem Sudan, aber ich bin in den Vereinigten Arabischen Emiraten aufgewachsen. Als junger Medizinstudent kam ich nach Marburg. Doch als meine Eltern zurück in die Heimat mussten, musste auch ich mein Studium abbrechen. Im Sudan verweigerte ich den Militärdienst und mir wurde die Hochschulzulassung entzogen. Es war ein langer Weg, bis ich endlich wieder nach Deutschland zurückkehren durfte. Nun plane ich, endlich mein Studium nachzuholen – « doch diesmal wird es Soziale Arbeit. 12
Nursel Ergün 46 Jahre alt, kommt aus der Türkei, lebt seit 25 Jahren in Deutschland » Ich bin in der Türkei in einer großen Familie mit neun Geschwistern aufge- wachsen. Mit einundzwanzig zog ich mit meinem jetzigen Ehemann, einem Deutschtürken, nach Gelsenkirchen. Ich bin eher zurückhaltend, deswegen war der Anfang im neuen Land nicht leicht. Was mir besonders geholfen hat, waren die Frauencafés der AWO. In ungezwungener, respektvoller und offener Atmo- sphäre werden dort regelmäßig Begegnungen ermöglicht – unabhängig von Alter, Herkunft, Religion, Kultur und Bildungsgrad.« 13
Otto Hünemörder 44 Jahre alt, lebt seit seiner Geburt in Gelsenkirchen » Natürlich sollten wir alle Menschen gleich behandeln, aber das bedeutet doch nicht, dass wir alle gleich sind. Es ist die Vielfalt, die unsere Gesellschaft so stark macht. Wir kommen nicht weit, wenn wir Menschen nur nach dem beurteilen, was sie nicht können, anstatt nach den individuellen Stärken eines jeden Einzelnen zu suchen. Ich bin sehr froh, dass man nach vielen Jahren Ar- beitslosigkeit hier an mich geglaubt hat. Die Arbeit bei der AWO und der Kontakt zu unterschiedlichsten Menschen bringen mich täglich dazu, meine eigenen Ge- danken und Ängste zu hinterfragen. Ich schätze es sehr, dass so viel meiner « Arbeit mit Selbstreflexion zu tun hat. 14
Aliona Gospodarencu 31 Jahre alt, kommt aus Moldawien, lebt seit 4 Jahren in Deutschland » Was ich in Gelsenkirchen besonders schätze, sind die vielen starken und selbstbewussten Frauen, mit denen ich mich engagiere – Frauen, die in der Ver- gangenheit auch Unterstützung in Anspruch nehmen mussten, aber mit der Zeit aufgeblüht und über sich selbst hinausgewachsen sind. Es inspiriert und macht Mut, wenn man Menschen wie sich selbst so positiv repräsentiert sieht. Dieses Gefühl möchte ich unbedingt weitergeben. « 15
Darina Gotzen 55 Jahre alt, kommt aus Bulgarien, lebt seit 10 Jahren in Deutschland » In Gelsenkirchen wird nicht bloß über Vielfalt und Toleranz gesprochen, es wird hier gelebt – und das spüren die Menschen, die zu uns kommen. Natürlich können wir nicht zaubern und Probleme einfach verschwinden lassen, doch wir setzen alles daran, um gemeinsam Lösungen zu finden. Woran ich merke, dass wir erfolgreich sind? Wenn die Menschen nicht zu uns zurückkehren, weil sie Hilfe brauchen, sondern weil sie uns einfach wiedersehen möchten. « 16
Veronica Ianculov 45 Jahre alt, kommt aus Rumänien, lebt seit 5 Jahren in Deutschland » Viele Zugewanderte sind zu Beginn überfordert, sei es wegen der unbe- kannten Sprache oder des neuen Systems, wegen eines Kulturschocks oder an- fänglicher Isolation. Auch mir ging es so. Dass ich nun selbst in einer Position bin, in der ich Neuankömmlinge beim Integrationsprozess unterstützen kann, ist ein besonderes Gefühl. Bei uns sind Hilfsangebote keine Schablonen, die für alle gleich sind. Menschen sind auf die beste Art und Weise verschieden – das wird hier verstanden. « 17
Loreta Licheva 56 Jahre alt, kommt Bulgarien, lebt seit 17 Jahren in Deutschland » Ich habe in Bulgarien zu einer Zeit gelebt, die noch stark von kommunistischem Denken geprägt war. Trotz des politischen Umbruchs schien mir alles so schwarz-weiß – dabei wollte ich doch das Bunte erleben. So kam ich schließlich nach Deutschland und kurz darauf zur AWO, wo ich am eigenen Leib erfahren habe, wie selbstverständlich und schön Diversität sein kann. Hier fühle ich mich nicht nur verstanden, sondern lerne auch, meine Mitmenschen zu verstehen. « 18
Natalia Malanciuc 40 Jahre alt, kommt aus Moldawien, lebt seit 4 Jahren in Deutschland » Heimat ist für mich kein Ort, sondern das Gefühl, das meine Familie in mir auslöst. In Deutschland sind wir glücklich und fühlen uns wohl, deswegen fühlen wir uns hier zuhause. Ganz einfach. Wir respektieren die Regeln und Pflichten und schätzen das multikulturelle Miteinander. Besonders stolz bin ich auf meine Kinder, weil sie jeden Tag Vielfalt und Toleranz mit einer beeindruckenden « Selbstverständlichkeit leben. 19
Tatjana Chochlunow 38 Jahre alt, kommt aus Kasachstan, lebt 20 Jahren in Deutschland » Als ich als 18-Jährige aus Kasachstan nach Deutschland kam, hatte ich keine großen Erwartungen, und der Start war etwas wacklig. Ich kann mich daran erinnern, wie kompliziert selbst die kleinsten Herausforderungen wirkten, sei es auch nur ein Telefonat auf Deutsch. Doch ich habe mir immer wieder gesagt: „Ich muss weiterkommen. Ich will weiterkommen.“ Ich bin überzeugt, dass man nur dann profitieren kann, wenn man sich auf andere Länder, Kulturen und Sprachen einlässt. Man lernt, das Leben aus anderen Perspektiven zu sehen und öffnet sich für so viele bereichernde Erfahrungen.« 20
Bedia Torun 63 Jahre alt, kommt aus der Türkei, lebt seit 34 Jahren in Deutschland » Mehr als die Hälfte meines Lebens habe ich mittlerweile in Deutschland verbracht. Hier habe ich wunderbare Menschen kennengelernt und einschnei- dende Erfahrungen gemacht, die mich geprägt haben. Es ist zu meiner Lebens- aufgabe geworden, Brücken zwischen den verschiedensten Menschen zu bauen und Barrieren einzureißen. Bereits als kleines Mädchen habe ich davon geträumt, Menschen zu helfen und zusammenzubringen. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, auf die letzten Jahrzehnte zurückzublicken und zu erkennen, wie viel Positives man erreicht hat. Deutschland ist meine Heimat geworden. Ich bin sogar davon überzeugt, dass meine Seele auch nach meinem Leben weiterhin hier « verweilen wird. 21
Liana Opalka 42 Jahre alt, ihre Eltern kommen aus Portugal, lebt seit ihrer Geburt in Deutschland » Ich bin als Tochter von portugiesischen Gastarbeitern in Gelsenkirchen aufgewachsen und hatte schon immer Interesse an interkultureller Arbeit. Mit der AWO kam ich in Kontakt, weil ich mich während der Flüchtlingswelle 2015 ehrenamtlich in der Emscher-Lippe-Halle engagierte. Seit 2018 leite ich die städtische Flüchtlingsunterkunft. Es gibt zwar viele Vorurteile, aber die kann ich nicht bestätigen, denn bei uns wird stets Toleranz und Respekt gelebt. « 22
Bahriye Mehmeti 57 Jahre alt, kommt aus dem Kosovo, lebt seit 20 Jahren in Deutschland » Ich komme aus dem Kosovo und bin mit meiner Familie aus politischen Gründen nach Deutschland gekommen. Ich hatte das Glück, einen Job bei der AWO zu bekommen. Hier wird pure Menschlichkeit gelebt und ich bin stolz, ein Teil davon zu sein. Was mich am meisten beeindruckt, sind die Fortschritte der letzten Jahre. Viele Angebote, die ich mir zu meiner Anfangszeit gewünscht hätte, werden nun schon ganz selbstverständlich angeboten. Die Unterstützung « stagniert nicht, sondern passt sich ständig neu an. 23
Mohammad Teymoori 25 Jahre alt, kommt aus Afghanistan, lebt seit 4 Jahren in Deutschland » Ich bin vor über vier Jahren als Flüchtling nach Deutschland gekommen, und die Anfangszeit war schwer. Die Flüchtlingshilfe stand mir dabei stets zur Seite. Die Teams halfen mir nicht nur bei Behördengängen, sondern entdeckten auch Potenzial in mir, das ich zunächst selbst nicht sehen konnte. Nun arbeite ich selber in der Flüchtlingshilfe und kann meine Erfahrung an Neuankömmlinge weitergeben. Es ist ein Privileg für mich, dass ich nun ein sicheres und glückliches Leben in Deutschland führen darf.« 24
Dana Kareem Rashid 33 Jahre alt, kommt aus dem Irak, lebt seit 25 Jahren in Deutschland » Ich bin Ende der 1990er Jahre mit meinen Eltern aus Bagdad geflohen, damals war ich noch ein Kind. Die Reise war schwierig und strapazierend. Wir haben drei Jahre gebraucht, bis wir in Deutschland ankamen, wo uns schließlich Asyl gewährt wurde. Ich ging hier zur Schule und studierte, da für mich Bildung immer sehr wichtig war. Kritisches Denken und selbstbestimmtes Handeln sind für mich der Grundstein einer Demokratie. Das versuche ich in meiner Arbeit auch an andere Menschen weiterzugeben. « 25
Lucia Timpert 71 Jahre alt, kommt aus Rumänien, lebt seit 40 Jahren in Deutschland » Mich hat es 1974 aus Rumänien nach Deutschland verschlagen – für die Liebe. In meiner Heimat hatte ich bereits rumänische und englische Philologie studiert, doch hier wurde mein Studium nicht anerkannt. Meine Passion für die Sprache schenkte mir jedoch den Willen, für meine Wünsche zu kämpfen. So landete ich, wenn auch mit Umwegen, bei der VHS als Dozentin. Meine Sprachkenntnisse geben mir ein Gefühl der Sicherheit, schließlich sind sie das grundlegendste Medium für menschliche Begegnungen. Was wäre das Leben schon ohne die Fähigkeit, kommunizieren zu können? Zurzeit bin ich bei der Dia- « konie beschäftigt und engagiere mich für Vielfalt. 26
Danail Veselinov 29 Jahre alt, kommt aus Bulgarien, lebt seit 5 Jahren in Deutschland » Anfangs kommen einem die ersten Schritte im neuen Land klein und unbe- deutend vor, doch wenn man zurückblickt merkt man, was für einen weiten und beeindruckenden Weg man bereits gegangen ist. Nun kann ich Menschen beglei- ten, die ebenfalls neu in diesem wundervollen Land sind. Eine schönere Arbeit « kann ich mir nicht vorstellen. 27
Dilyana Veselinova 27 Jahre alt, kommt aus Bulgarien, lebt seit 5 Jahren in Deutschland » Ich arbeite bei Gelsensport. Wir vermitteln viele kostenlose Sportangebote in über 200 Sportvereinen und helfen den Menschen dabei, sich anzumelden. Gerade für zugewanderte Kinder ist das eine bereichernde Erfahrung, denn Sport funktioniert ganz ohne komplizierte Sprachkenntnisse und Vorurteile. Ganz spie- lerisch können sie so Freundschaften schließen, Deutschkenntnisse erwerben und ihr Selbstbewusstsein stärken – und manchmal entdecken wir sogar kleine Talente!« 28
Hüriyet Yilmaz 48 Jahre alt, kommt aus der Türkei, lebt seit 41 Jahren in Deutschland » Ich bin das dritte Kind einer türkischstämmigen Arbeiterfamilie und die erste, die einen akademischen Abschluss erreicht hat. Doch der Weg dorthin war nicht immer geradlinig und einfach. Ich habe mich in meinem Leben immer wieder neu erfunden und habe mir selbst versprochen, niemals in meiner Entwicklung zu erstarren. Mit 35 Jahren entschied ich mich dazu, meine Karriere als Einzelhandelskauffrau an den Nagel zu hängen und ein duales Studium der sozialen Arbeit zu beginnen. Als ich das Zeugnis in meinen Händen hielt, war meine Familie beinahe stolzer als ich selbst – und wieso auch nicht? Ohne ihre « Unterstützung hätte ich es niemals geschafft. 29
Ciriacoula Nalbadidaci 62 Jahre alt, kommt aus Griechenland, lebt seit 55 Jahren in Deutschland » Ich bin als griechisches Gastarbeiterkind nach Deutschland gekommen. Ich gehöre zur zweiten Gastarbeitergeneration und hatte einen Traum, nämlich zu studieren. Zu dieser Zeit war es sehr selten, dass Gastarbeiterkinder und noch seltener Gastarbeitertöchter studiert haben. Meinen Traum habe ich verwirklicht – auch, weil ich auf meinem Lebensweg Menschen begegnet bin, die mich unterstützt haben. Es war für mich ein Privileg, hier studieren zu können. Seit einigen Jahrzehnten bin ich nun Sozialarbeiterin und Sozialtherapeutin. Wenn ich zurückblicke, dann kann ich heute sagen: „Mensch, glaube an deine Träume, mach etwas dafür, und du wirst auf Menschen « treffen, die dich unterstützen werden.“ 30
Ana-Maria Benedic 34 Jahre alt, kommt aus Rumänien, lebt seit 7 Jahren in Deutschland » Als ich nach Deutschland gekommen bin, habe ich die ersten zwei Jahre in einer Wäscherei gearbeitet. Ich war sehr froh, Arbeit gefunden zu haben, obwohl ich noch nicht gut Deutsch konnte. In der Zwischenzeit hatte ich von der AWO erfahren, dass eine Schulung zum Integrationslotsen für Zugewanderte angebo- ten wird. Ich war davon begeistert. Im Rahmen der Schulung und später im Ein- satz als Integrationslotsin habe ich von der Möglichkeit gehört, eine Umschulung beim Kommunalen Ordnungsdienst der Stadt Gelsenkirchen zu machen. Die ersten sechs Monate waren sehr schwer für mich, da meine Deutschkennt- nisse noch nicht optimal waren und ich zwei kleine Kinder zu Hause hatte. Mein Mann, meine Mutter und das KOD-Team haben mich sehr unterstützt. Dafür bin ich sehr dankbar. Mittlerweile bin ich beim KOD beschäftigt, und mir macht die Arbeit viel Freude, da ich jetzt auch Menschen im Alltag unterstützen kann. « 31
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