GEOÖKONOMIK UND NULLSUMMENSPIEL - KONSEQUENZEN FÜR DIE HANDELSPOLITIK - ECON.STAT LECTURE UNIV. PROF. GABRIEL FELBERMAYR, PHD INNSBRUCK, 4. APRIL 2022

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GEOÖKONOMIK UND NULLSUMMENSPIEL - KONSEQUENZEN FÜR DIE HANDELSPOLITIK - ECON.STAT LECTURE UNIV. PROF. GABRIEL FELBERMAYR, PHD INNSBRUCK, 4. APRIL 2022
Geoökonomik und Nullsummenspiel -
Konsequenzen für die Handelspolitik

econ.stat lecture

Univ. Prof. Gabriel Felbermayr, PhD

 Innsbruck, 4. April 2022
GEOÖKONOMIK UND NULLSUMMENSPIEL - KONSEQUENZEN FÜR DIE HANDELSPOLITIK - ECON.STAT LECTURE UNIV. PROF. GABRIEL FELBERMAYR, PHD INNSBRUCK, 4. APRIL 2022
Agenda

 • Slobalisation und die Gründe dafür

 • Strategische Rivalität und Nullsummenlogik

 • Wirtschaftssanktionen als „War by Other Means“

 • Schlussfolgerungen für die EU Handelspolitik

SEITE 2 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
GEOÖKONOMIK UND NULLSUMMENSPIEL - KONSEQUENZEN FÜR DIE HANDELSPOLITIK - ECON.STAT LECTURE UNIV. PROF. GABRIEL FELBERMAYR, PHD INNSBRUCK, 4. APRIL 2022
Slobalisation: de iure

 De jure Globalisierungsindexb) Anzahl neuer handelspol. Maßnahmen
 1800
102
 1600 protektionistisch
100
 1400 liberalisierend
 98
 1200
 96
 1000
 94
 92 800

 90 600

 88 400

 86 200

 84 0
 2000 2003 2006 2009 2012 2015 2018 2009 2011 2013 2015 2017 2019 2021
Q: KOF und Global Trade Alert, 2021. Eigene Darstellung und Berechnungen.
SEITE 3 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
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Slobalisation: de facto

Index der Gütermarktglobalisierung Anteil (%) ausländischer Inputs im Export
110 30
 USA
105 25 China
 Eurozone
100 20

95 15

90 10

85 5

80 0
 2000 2004 2008 2012 2016 2020 2005 2008 2011 2014 2017 2020
Q: OECD, CPB und eigene Berechnungen.
SEITE 4 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
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Gründe für Slobalisation

 • Neuer Protektionismus erklärt kausal circa 40% der Abschwächung des
 Handelswachstum seit 2010 (Kinzius et al, 2019)
 • „Murky Protectionism“ besonders schädlich wegen Unsicherheit und
 fehlender Transparenz (Evenett, 2013)
 • „Normalisierung“ Chinas
 • Gravity: Ohne Absenkung von Handelsbarrieren wächst Handel mit der
 selben Rate wie BIP
 • Präferenzen: Einkommenselastizitäten für nicht-handelbare Güter
 könnten größer als 1 sein

SEITE 5 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
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Warum neue Handelsbarrieren

 Eine Auswahl von Gründen
 1. Globalisierung als Projekt der Eliten / Rückkehr nationalstaatlicher
 Identifikation (Braml & Felbermayr, 2020)
 2. Zunehmende Ungleichheit durch Globalisierung
 3. Theorie des Föderalismus: Optimaler Integrationsgrad könnte sich
 aufgrund exogener Veränderungen reduziert haben.
 4. Handelspolitik zur Durchsetzung nicht-handelspolitischer Ziele: Umwelt,
 Arbeitsstandards, Menschenrechte, u.s.w.
 5. Zusammenbruch kooperativer Gleichgewichte: Versuch der
 opportunistischen Manipulation der Terms-of-Trade
 6. Geostrategische Rivalität: Vom Positivsummenspiel der
 Handelsökonomik zum Nullsummenspiel der Politikwissenschaft
SEITE 6 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
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Hyperglobalisierung: China als Gewinner

• 1990-2008: Hyperglobalisierung (Rodrik) BIP, lfd. USD Mrd.
 − Zollabbau 50
 − Schaffung der WTO (1995),
 Beitritt Chinas Nov. 2001 40
 2032
 − Unilaterale Reformen
 30
 − Regulatorische Kooperation USA
 − ... 20
 Fragmentierung der Produktion
 10
 Große aggregierte Handelsge-
 winne im „Norden“ und „Süden“ CHN
 0
 Große Konvergenz (R. Baldwin)

 1980
 1986
 1992
 1998
 2004
 2010
 2016
 2022
 2028
 2034
 2040
SEITE 7 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
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Das China Syndrom

 Industriebeschäftigung, Mio.

 18

 16

 14

 12

 10
 1990
 1994
 1998
 2002
 2006
 2010
 2014
 2018
SEITE 8 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
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Ende des liberalen Zeitalters

 • Frühe 1990er Jahre:
 − Ende des Systemwettbewerbs mit Kommunismus
 − Alle Länder (+/-) demokratische Marktwirtschaften

SEITE 9 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
GEOÖKONOMIK UND NULLSUMMENSPIEL - KONSEQUENZEN FÜR DIE HANDELSPOLITIK - ECON.STAT LECTURE UNIV. PROF. GABRIEL FELBERMAYR, PHD INNSBRUCK, 4. APRIL 2022
Ende des liberalen Zeitalters

 • Frühe 1990er Jahre:
 − Ende des Systemwettbewerbs mit Kommunismus
 − Alle Länder (+/-) demokratische Marktwirtschaften

 • 2008: Ende des (Washington) Konsens
 − Vertrauen in “westliches” Modell erschüttert
 − Neue geostrategische Rivalitäten,
 Systemwettbewerb
 − Blackwill und Harris (2016) „War by other means“

SEITE 10 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
Ende des liberalen Zeitalters

 • Frühe 1990er Jahre:
 − Ende des Systemwettbewerbs mit Kommunismus
 − Alle Länder (+/-) demokratische Marktwirtschaften

 • 2008: Ende des (Washington) Konsens
 − Vertrauen in “westliches” Modell erschüttert
 − Neue geostrategische Rivalitäten,
 Systemwettbewerb
 − Blackwill und Harris (2016) „War by other means“

  Rückkehr von Machtpolitik und Nationalismus
 in die internationale Politik
  Krise des kooperativen Multilateralismus

SEITE 11 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
Vor- und Nachteile der Arbeitsteilung

 An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations
 (1776)
 • Freier Wettbewerb und Arbeitsteilung, intra- und international
 als Quelle von Wohlstand
 • Kritisiert die Ausbeutung von Handelspartnern mit beggar-thy-
 neighbour Praktiken (Zölle, Subventionen, ...)

Quelle: Wikipedia.
 SEITE 12 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
Vor- und Nachteile der Arbeitsteilung

 An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations
 (1776)
 • Freier Wettbewerb und Arbeitsteilung, intra- und international
 als Quelle von Wohlstand
 • Kritisiert die Ausbeutung von Handelspartnern mit beggar-thy-
 neighbour Praktiken (Zölle, Subventionen, ...)

 • Aber: Arbeitsteilung schafft Abhängigkeiten und erfordert
 Vertrauen
 • Smith: „…defence, however, is of much more importance
 than opulence“ (Book IV, Chapter II, p. 465)
  Daher ggf. Beschränkung des Außenhandels (Navigation
 Acts)

Quelle: Wikipedia.
 SEITE 13 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
Defence much more important than opulence

 • GATT Art XXI: Ausnahmen bei Bedrohung der nationalen
 Sicherheit
 • Section 232: US Stahl- und Aluminiumzölle (bald Autos ?)
 • Dominanzlogik = Nullsummenlogik. WTO nicht dafür gemacht.

SEITE 14 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
Defence much more important than opulence

 • GATT Art XXI: Ausnahmen bei Bedrohung der nationalen
 Sicherheit
 • Section 232: US Stahl- und Aluminiumzölle (bald Autos ?)
 • Dominanzlogik = Nullsummenlogik. WTO nicht dafür gemacht.

SEITE 15 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
 ?
Agenda

 • Slobalisation und die Gründe dafür

 • Strategische Rivalität und Nullsummenlogik

 • Wirtschaftssanktionen als „War by Other Means“

 • Schlussfolgerungen für die EU Handelspolitik

SEITE 16 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
Kooperation im Welthandelssystem

• Kein Anreiz zu unilateralem Abbau von Importzöllen: Verschlechterung
 der Terms-of-Trade (t-o-t)
• Abweichung von Niedrigzollsituation unilateral vorteilhaft: Verbesserung
 der t-o-t
 Gefangendilemma: Opportunistisches Verhalten ist die dominierende
 Strategie.

Quelle: Felbermayr, PWP 2018.
SEITE 17 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
Kooperation im Welthandelssystem

• Kein Anreiz zu unilateralem Abbau von Importzöllen: Verschlechterung
 der Terms-of-Trade (t-o-t)
• Abweichung von Niedrigzollsituation unilateral vorteilhaft: Verbesserung
 der t-o-t
 Gefangendilemma: Opportunistisches Verhalten ist die dominierende
 Strategie.

 Bsp: Felbermayr et al. Im Melitz-Modell, JIE, 2013
 • Nash-Gleichgewicht mit Zöllen von 25-40%
 • Auch kleine Volkswirtschaften setzen optimale Zölle > 0

 Ganz ähnlich: Wettbewerb um Firmen (Ossa, 2011)
Quelle: Felbermayr, PWP 2018.
SEITE 18 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
Der Erfolg von GATT und WTO

Bagwell & Staiger (2002, 2022)
• Kern des Problems sind t-o-t Externalitäten
• GATT/WTO dient als Forum für wiederholte Spiele
• Verhandlungen basieren auf dem Austausch von Marktzugang
• Nach den Grundsätzen der Meistbegünstigung und des National
 Treatment
• Und Regeln für (tit-for-tat) Sanktionen
• Effektive Internalisierung von t-o-t Externalitäten
• Die Zielfunktionen der Regierungen sind = wobei die
 Gleichgewichtsergebnisse des Landes sind (z.B. realer Konsum), 
 Wohlfahrt

Quelle: Felbermayr, PWP 2018.
SEITE 19 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
Die Rolle von Vertrauen in “rule of law”

Bagwell/Staiger (2002, 2022): keine externen Effekte in Payoff-Funktion
• Aber funktioniert die Theorie noch, wenn = , ≠ ? Z.B., =
 
 , mit beiden partiellen Ableitungen positiv?
 
Quelle: Felbermayr, PWP 2018.
SEITE 20 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
Die Rolle von Vertrauen in “rule of law”

Bagwell/Staiger (2002, 2022): keine externen Effekte in Payoff-Funktion
• Aber funktioniert die Theorie noch, wenn = , ≠ ? Z.B., =
 
 , mit beiden partiellen Ableitungen positiv?
 
• Pathologischer Fall (Trump-Präferenzen)? Nein. Verhaltensökonomie,
 Politikwissenschaft (Powell, 1991)
• Lazear/Rosen-Turnier anstelle eines Positivsummenspiels
• Welches Gewicht hat die relative Position in der Zielfunktion? Hängt
 von Vertrauen ab, dass die Handelspartner bestimmte basale
 Normen einhalten (rule-of-law)

Quelle: Felbermayr, PWP 2018.
SEITE 21 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
Kooperation im Welthandelssystem

 1− 
 • Zielfunktion eines Landes : = / / mit ( BIP, 
 Bevölkerung, indiziert ein rivalisierendes Land. ∈ 0,1 misst
 Systemwettbewerb (Vertrauen)
 • Bagwell-Staiger erfordert = 1. Positiv-Summen-Spiel.
 1948-2008: GATT/WTO System hat funktioniert ( = 1 ):
 • 1948-1990: weil unter Mitgliedern kein Systemwettbewerb bestand
 • 1990-2008: „End-of-History“ Narrative / US Hegemonie

SEITE 22 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
Kooperation im Welthandelssystem

 1− 
 • Zielfunktion eines Landes : = / / mit ( BIP, 
 Bevölkerung, indiziert ein rivalisierendes Land. ∈ 0,1 misst
 Systemwettbewerb (Vertrauen)
 • Bagwell-Staiger erfordert = 1. Positiv-Summen-Spiel.
 1948-2008: GATT/WTO System hat funktioniert ( = 1 ):
 • 1948-1990: weil unter Mitgliedern kein Systemwettbewerb bestand
 • 1990-2008: „End-of-History“ Narrative / US Hegemonie

 Seit 2008: Neuer Systemwettbewerb zwischen „West“ und „Ost“, d.h. < 1:
 Null-Summen-Spiel
 Wenn < 1, bricht die Theorie zusammen – zusätzliche Externalität /
 Sicherheitsbedenken

SEITE 23 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
EU-US Handelskrieg: Simulationsergebnisse

Effekte auf das Reale BIP im Mrd. USD in USA und China

 Status Quo Eskalation
 nur USA beide nur USA beide
 3.5

 -2.6 -2.2
 -5.7
 -9.3 -9.5

 USA China
 -30.4
 -33.7
Quelle: Felbermayr & Steininger. Status Quo: im März 2019 verhängte Zölle mit ihrer Höhe.
Eskalation: Verzollung des Gesamthandels mit 25%.
SEITE 24 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
Trade wars: “good, and easy to win”?

 • Falsch, wenn das Ziel
 die Maximierung des
 Prokopfkonsums ist.

 • Richtig, wenn es
 darum geht, einen
 geostrategischen
 Herausforderer auf
 Distanz zu halten.

Strategischer Einsatz von Unsicherheit als Machtmittel

Quelle: Twitter.
SEITE 25 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
Si vis pacem, para bellum
Stabilität durch Sanktionsdrohung

 • In wiederholten Spielen kann die Drohung von Sanktionen das kooperative
 Gleichgewicht herbeiführen: Entzug von Marktzugang
 • Glaubwürdige Sanktionen verbleiben „off-equilibrium“; keine Umsetzung. Aber
 Glaubwürdigkeit ist nicht immer gegeben
 − Problem mit der Anreizkompatibilität (Umsetzung der Drohung ist teuer)
 − Z.B., weil „Typ“ der Handelspolitiker nicht bekannt ist

SEITE 26 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
Si vis pacem, para bellum
Stabilität durch Sanktionsdrohung

 • In wiederholten Spielen kann die Drohung von Sanktionen das kooperative
 Gleichgewicht herbeiführen: Entzug von Marktzugang
 • Glaubwürdige Sanktionen verbleiben „off-equilibrium“; keine Umsetzung. Aber
 Glaubwürdigkeit ist nicht immer gegeben
 − Problem mit der Anreizkompatibilität (Umsetzung der Drohung ist teuer)
 − Z.B., weil „Typ“ der Handelspolitiker nicht bekannt ist

 • Investitionen in Glaubwürdigkeit:
 − Delegation der Entscheidung über Vergeltungsmaßnahmen an
 unabhängige technokratische Institution
 − Regelbasierte (automatische) Anordnung von Vergeltungsmaßnahmen
 − Interne Kompensation der Verlierer (Felbermayr / Herrmann)
 • Stärke der Sanktion: Größe/Tiefe des eigenen Marktes

SEITE 27 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
Agenda

 • Slobalisation und die Gründe dafür

 • Strategische Rivalität und Nullsummenlogik

 • Wirtschaftssanktionen als „War by Other Means“

 • Schlussfolgerungen für die EU Handelspolitik

SEITE 28 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
Anzahl der Sanktionsepisoden nimmt zu

Anzahl der Sanktionsregime in Kraft nach offiziellem Ziel
 300
 250
 200
 150
 100
 50
 0
 1950
 1952
 1954
 1956
 1958
 1960
 1962
 1964
 1966
 1968
 1970
 1972
 1974
 1976
 1978
 1980
 1982
 1984
 1986
 1988
 1990
 1992
 1994
 1996
 1998
 2000
 2002
 2004
 2006
 2008
 2010
 2012
 2014
 2016
 2018
 Politikwechsel Destabilisierung eines Regimes
 Bewendung eines territorialen Konfliktes Abwendung eines Krieges
 Terrorismusbekämpfung Beendigung eines Krieges
 Beachtung von Menschenrechten Demokratisierung
 Q: Kirilakha, Felbermayr et al., 2021. Daten der https://www.globalsanctionsdatabase.com/
SEITE 29 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
Relative Attraktivität der Sanktionstypen verändert sich

 500 70% 1950 1982 2019
 60%
 400
 50%
 300 40%

 30%
 200
 20%
 100
 10%

 0 0%

 Sanctions

 Restrictions
 Trade Sanctions

 Arms Embargoes

 Military Sanctions
 1950
 1955
 1960
 1965
 1970
 1975
 1980
 1985
 1990
 1995
 2000
 2005
 2010
 2015

 Financial

 Travel
 Other Sanctions Travel Restrictions
 Financial Sanctions Military Sanctions
 Arms Embargoes Trade Sanctions
 Q: Kirilakha, Felbermayr et al., 2021. Daten der https://www.globalsanctionsdatabase.com/
SEITE 30 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
Erfolgsquoten steigen – was heißt das?
100%
 Failed
 Was heißt „Erfolg“? GSDB verwendet
 90% offizielle Aussagen
 80% Höhere Erfolgsquoten wenn
 70% − Bessere Sanktions-"Technologie"
 60% Partial Success − Absender „größer“ als Zielland
 Negotiated
 50% Settlement − Sanktionen sind umfassend
 40% − Wenig Substitute (bei Waren oder
 30% Handelspartnern)
 20% Total Success − Länder pflegen traditionell
 freundschaftliche Beziehungen
 10%
 0%
 − Sanktionen sind in ein breiteres
 Maßnahmenbündel eingebettet
 1950
 1953
 1956
 1959
 1962
 1965
 1968
 1971
 1974
 1977
 1980
 1983
 1986
 1989
 1992
 1995
 1998
 2001
 2004
 2007
 2010
 2013
 2016
 2019

Q: Kirilakha, Felbermayr et al., 2021. Daten der https://www.globalsanctionsdatabase.com/
SEITE 31 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
GSDB: Handelseffekte umfassender Sanktionen

 Ökonometrische Ex-Post-
 Evaluation: Erfahrungen
 aus existierenden
 Sanktionsepisoden der
 Vergangenheit

 Simulation der gesamt-
 wirtschaftlichen Effekte mit
 einem Handelsmodell
 (indirekte Effekte durch
 Handelsumlenkung und
 -59% -93%
 BIP-Anpassung)

Q: Dai, Felbermayr et al., 2021, Timing the Impact of Sanctions on Trade. https://doi.org/10.4337/9781839102721.00031

SEITE 32 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
Beispiel: Russland

 BIP pro Kopf in KKP, 2017 USD Anteil am Welt-BIP (USD, in %)
30000 3.5%

 3.0%
25000

 2.5%
20000

 2.0%
15000
 1.5%

10000
 1.0%

 5000
 0.5%

 0 0.0%

Q: Weltbank, eigene Darstellung. Schattierte Fläche: Ära Putin.
SEITE 33 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
Ex post Evaluation der Krim-Sanktionen gegen Russland

Effekte auf das reale BIP (in %) durch Sanktionen im Zuge der Krim-Annexion

Q: Chowdhry, Felbermayr et al., 2020, The Economic Costs of War By Other Means, www.ifw-kiel.de/publications/kiel-policy-brief/2020/
the-economic-costs-of-war-by-other-means-15301/

SEITE 34 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
Ex post Evaluation der Krim-Sanktionen gegen Russland
Effekte auf das reale BIP (in %) durch Sanktionen im Zuge der Krim-Annexion

 1.0

 0.5

 0.0
 -0.10
-0.5 -0.23

-1.0

-1.5

-2.0

 Österreich
 Estland

 Polen

 Slovenien

 Schweiz

 Rumänien

 Türkei
 Finnland

 Belgien

 Kroatien
 Italien
 Slowakei

 Bulgarien

 Tschechien

 Zypern

 Luxemburg

 Dänemark

 Deutschland
 Norwegen

 Frankreich

 Neuseeland
 Australien

 Südkorea
 Irland
 Japan

 Portugal
 Litauen

 Ungarn

 Schweden

 Malta
 Lettland

 USA

 Kanada
 Niederlande

 Griechenland

 Spanien
 Albanien

 UK
Q: Chowdhry, Felbermayr et al., 2020, The Economic Costs of War By Other Means, www.ifw-kiel.de/publications/kiel-policy-brief/2020/
the-economic-costs-of-war-by-other-means-15301/

SEITE 35 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
Ex-Ante: Langfristige Effekte eines Decoupling mit Russland

Reales Prokopfeinkommen, in % des Basiswertes LVA -2.02
 EST -1.98
 SVK -1.68
 CZE -1.16
 CYP -1.15
 BGR -1.11
 GRC -0.95
 FIN -0.88
 +0.55 HUN -0.86
 -9.71 SVN -0.83
 POL -0.78
 BEL -0.51
 HRV -9.71
 -0.49
 DEU -0.4
 -0.40 LUX -0.33
 IRL -0.32
 ITA -0.31
 -0.16 -0.28 ROM -0.28
 AUT -0.28
 SWE -0.26
 PRT -0.25
 -0.31 ESP -0.22
 FRA -0.16
 CHE -0.12
 NLD -0.12
 GBR -0.09
 DNK -0.04
 NOR 0.55

 Q: Felbermayr et al., 2022. Annahme Handel zwischen EU, US, UK, JPN, CAN, KOR und RUS wird komplett eingestellt. Langfristige Effekte auf reales BIP pro Kopf.

SEITE 36
Ex-Ante: Langfristige Effekte eines Decoupling mit Russland

 58.8

 1.9
 0
 -0.1 -9.1 -5.7 -9.7 -0.2
 -45.2

 -96.4 -97.7
-140
 Russland

 Russland

 Russland

 Russland

 Russland
 US+EU

 US+EU

 US+EU

 US+EU

 US+EU
 Bilaterale Exporte zu Importe von Gesamt- Reales
 Exporte Drittstaaten Drittstaaten exporte BIP/Kopf

 Q: Felbermayr et al., 2022. Annahme Handel zwischen EU, US, UK, JPN, CAN, KOR und RUS wird komplett eingestellt.
 SEITE 37 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
Ex-Ante: Langfristige Effekte eines Decoupling mit Russland

Q: Felbermayr et al., 2022. Annahme Handel zwischen EU, US, UK, JPN, CAN, KOR und RUS wird komplett eingestellt.
SEITE 38 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
Lf Effekte eines Finanzmarkt Decoupling mit Russland
 Langfristige Effekte auf das reale BIP pro Kopf (in %)
 2.0 0.2 0.2
 0.0 0.0
 0.0 0.0
 0.0 0.0
 -0.1 -0.1
 -2.0 -0.2
 -0.2
 -0.2
 -4.0 -0.3 -0.4

 -6.0 -0.6

 -8.0 -0.8
 -8.4
 -10.0 -1.0
 RUS KGZ TJK BLR XSU KOR ARM GEO AZE KAZ UKR
Q: Kiel Institut. Szenario: Russland kann nicht mehr auf importierte Finanzdienstleistungen zugreifen. Langfristige Effekte auf das reale BIP pro Kopf.
SEITE 39 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
Lf Effekte eines Finanzmarkt Decoupling mit Russland
 Langfristige Effekte auf das reale BIP pro Kopf (in %)

 ESP 0.00 LUX -0.10
 SWE 0.01 EST -0.10
 AUT 0.01 HRV -0.06
 NOR 0.01 LTU -0.06
 DNK GRC -0.06
 0.02
 SLV -0.05
 ITA 0.04
 BEL -0.05
 DEU 0.04
 LVA -0.04
 BGR 0.05 POL -0.04
 HUN 0.05 SVN -0.03
 CZE 0.08 FIN -0.02
 CYP 0.16 NLD -0.01
 SVK 0.17 FRA -0.01
 IRL 0.21 ROU 0.00

Q: Kiel Institut. Szenario: Russland kann nicht mehr auf importierte Finanzdienstleistungen zugreifen. Langfristige Effekte auf das reale BIP pro Kopf.
SEITE 40 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
Agenda

 • Slobalisation und die Gründe dafür

 • Strategische Rivalität und Nullsummenlogik

 • Wirtschaftssanktionen als „War by Other Means“

 • Schlussfolgerungen für die EU Handelspolitik

SEITE 41 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
Neues Paradigma der EU-Handelspolitik

 • 2021 Trade Policy Review: „Open strategic autonomy“ with the help of
 „sustainable and assertive trade policy“; Nachvollzug von Entwicklungen
 anderswo (US, CHN, RUS, IND, ...)
 • Durchsetzungsfähig (assertive)? Drängen auf Reziprozität
 − Z.B. Internationales Beschaffungsinstrument (International Procurement
 Instrument)
 − Z.B. Instrument zur Bekämpfung von Zwangsmaßnahmen (Anti-Coercion
 Instrument)
 • Tragen mehr und mehr automatische Sanktionsinstrumente zur Durchsetzung
 eines kooperativen Gleichgewichts bei?
 • Zurück zu Schelling (1950er Jahre)

SEITE 42 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
Neues Paradigma der EU-Handelspolitik

 • Vermehrung von (unabhängigen? handelspolitischen und nicht
 handelspolitischen) Zielen, geringe Anzahl von (unabhängigen?) Instrumenten
 (die meisten im Bereich der Handelspolitik)
 • Wiederaufleben von Tinbergen (1952): Bedarf neuer Instrumenten
 − CO2-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM)
 − Lieferkettengesetz
 • WTO-Kompatibilität ist bei all diesen Entwicklungen ein Problem
 • Bedrohung durch protektionistischen Missbrauch

SEITE 43 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
Zum Grenzausgleich

 • Lange Tradition im GATT/WTO, einen Grenzausgleich für indirekte Steuern
 zuzulassen, verankert in Artikel II GATT (Inländerbehandlung)
 − Wie MWSt? Einbeziehung von Einfuhren, Befreiung von Ausfuhren
 − Basiert auf dem Prinzip der Nicht-Diskriminierung
 − Effizient angesichts der politischen Heterogenität, praktikabel
 − Handelsschutzmaßnahmen wie Ausgleichszölle bei Regelverstößen
 − Zurückweisung an der Grenze aufgrund von SPS/TBT-Bestimmungen
 • Welche anderen Politikunterschiede dürfen ausgeglichen werden?
 − Unterschiede bei den CO2-Preisen? CBAM
 − Unterschiede in der Sozial-, Umwelt-, ... Regulierung, die die relativen Kosten
 beeinflussen?
 − Unterschiede bei den Löhnen?

SEITE 44 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
Zum Grenzausgleich

 • Diskussionen über Agrar- und Lebensmittelsektor (Tierschutz), Arbeitsnormen
 (ILO-Kernnormen), andere Umweltfragen (biologische Vielfalt, Ozeane, ...)
 • Ökonomie: Grenzausgleich ist legitim, wenn es globale externe Effekte gibt
 − Aber welche externen Effekte sind zulässig?
 − Amartya Sen (1970) "The impossibility of a Paretian Liberal": Warnung
 − Bereinigung der Präferenzen erforderlich - "physische Externalitäten" ok,
 "moralische" nicht? Eine Form von "regula aurea" einführen?
 • Völkerrecht: Auf der Grundlage globaler ("multilateraler") Verträge (z. B. UN-
 Menschenrechte) - aber von den reichen Ländern durchgesetzt?
 − Widerspruch zu WTO-Prinzipien
 − Anpassung aufgrund von Produktmerkmalen, nicht von Produktionsprozessen
 − Unterschiedliche und besondere Behandlung für "Entwicklungsländer"

SEITE 45 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
Welche “binnenwirtschaftliche” Reformen?

 Populismusresilienz steigern
 • Sozialsystem muss seine Glaubwürdigkeit als Versicherungsinstrument wieder
 erlangen: Versicherung erlaubt mehr ins Risiko zu gehen
 • Handelspolitik muss konsistent mit anderen Politikzielen gemacht werden:
 außen- und sicherheitspolitisch, umweltpolitisch, ...

 Wirtschaftsmodell überprüfen
 • Hohe handelspolitische Unsicherheit wird nicht weggehen, wenn Zölle wieder
 fallen
 • Länder mit große Handelsbilanzüberschüssen sind verletzlich

  Entscheidende Rolle der EU

SEITE 46
Ist die WTO noch zu retten?

 In der gegenwärtigen Form und in der gegenwärtigen geostrategischen Lage: Nein

 • WTO hat 164 höchst heterogene Mitglieder – jedes mit Vetomacht
 • WTO schafft es seit Gründung nicht, ihre Regeln à jour zu halten – weil „one-size-
 fits-all“ nicht mehr adäquat ist
 • Unpassendes Regelwerk führt zwingend zu „jurisdictional overreach“: USA (und
 andere) blockieren die WTO Berufungsinstanz. Damit ist WTO auf GATT (vor 1995)
 zurückgeworfen
 • EU sollte sich mit anderen „like-minded“ Ländern auf plurilaterale Abkommen
 verständigen, in oder außerhalb der WTO, und mit Streitbeilegungsmechanismus

SEITE 47 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
Wie ökonomische Souveränität der EU sichern

• EU muss ihren Sonderweg beenden: Internationale Wirtschaftspolitik und
 Sicherheits-& Machtpolitik zusammen denken und zusammenführen (J. Pisani-
 Ferry, Kamin et al. 2021)
• Glaubwürdige Sanktionsinstrumente entwickeln, z.B.
 − um Zwangsmaßnahmen (weaponized interdepedence) zu begegnen (Anti-
 Coercion Instrument)
 − Reziprozität zu erzwingen (International Procurement Instrument)
• Sanktionen = Einschränkung des Zugangs zum EU Binnenmarkt. Daher ist
 Binnenmarkt der wichtigste Asset der EU: Ausbau unter Beachtung der
 Subsidiarität (Infrastruktur, digitale Dienstleistungen, Schengen reparieren, ...)
• Euro neu denken: nicht nur ein geldpolitisches, auch ein handelspolitisches und
 vor allem machtpolitisches Instrument

 SEITE 48 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
Vielen Dank für die
 Aufmerksamkeit!

SEITE 49
Handel kann Ungleichheit verschärfen

Theoretische Forschung seit mehr als 200 Jahren
• Ricardo – Viner (1815, 1937): Neoklassische Ambiguität
• Stolper – Samuelson (1941): Existenz absoluter Verlierer
• Basierend auf Melitz (2003): Matthäus-Effekt
Einige offene Fragen David Ricardo

• Ökonometrische Identifikation absoluter Verlierer
• Horse race: Handel vs. Technologie vs. Institutionen
 Empirie: Handel erklärt weniger als 20% der Ungleich-
 heitsdynamik
 • DEU: Felbermayr et al. (JEEA, 2018)
 • Survey: Elhanan Helpman (HUP Book, 2018) Wolfgang Stolper

SEITE 50 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
Compensation Failure

 Globalisierungsprozess bringt fast zwingend Ver-
 änderung in Bruttoeinkommensverteilung hervor
 − Verschiebung relativer Positionen (Status)
 − Trotz aggregierter Gewinne, absolute Verlierer
 möglich
 -> Liberalisierung nicht Pareto-optimal
 Jeffry Frieden, Harvard

Kaldor-Hicks Kompensation theoretisch möglich, praktisch extrem schwierig
− Informationsbedarfe (counterfactuals) enorm
− Glaubwürdigkeitsproblem
− Kann Anpassungsanreize zunichte machen (-> aggregierte Gewinne
 erodieren)
− …
SEITE 51 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
Hyperglobalisierung und globale Mittelklasse

 • Eine entstehende
 „globale“ Mittel-
 klasse

 • Mittelklasse der
 alten
 Industriestaaten
 im Stress

 • Boomzeiten für
 die globale
 „Elite“

SEITE 52 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
Der optimale Grad der Integration

Grenznutzen/ Optimum: Grenznutzen = Grenzkosten der Integration
Grenzkosten
 Vorteile
 Grenznutzen • Teilnahme an internationaler
 Arbeitsteilung
 • Abbau von Handelsbarrieren
 • Harmonisierung von
 Regulierung

 Nachteile
 Grenzkosten der Integration • Einheitliche Politik bei
 heterogenen Präferenzen
 • Souveränitätsverlust

 Zölle Invest. NTBs Arb. WU Integrationsgrad
 53
 Quelle: Braml und Felbermayr, 2018.
 SEITE 53 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
Der optimale Grad der Integration

Grenznutzen/ Optimum: Grenznutzen = Grenzkosten der Integration
Grenzkosten
 Vorteile
 Grenznutzen • Teilnahme an internationaler
 Arbeitsteilung
 • Abbau von Handelsbarrieren
 • Harmonisierung von
 A Nettovorteil ver-
 Regulierung
 tiefter Integration

 Nachteile
 Grenzkosten der Integration • Einheitliche Politik bei
 heterogenen Präferenzen
 B
 • Souveränitätsverlust
 C

 Integrationsgrad
 Optimaler Integrationsgrad
 Quelle: Braml und Felbermayr, 2018.
 54
 SEITE 54 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
Veränderung der optimalen regionalen Integration

Grenznutzen/ Beispiel UK
Grenzkosten
 Verschiebung der Grenz-
 Grenznutzen nutzenkurve nach Unten durch
 • höhere multilaterale
 Offenheit
 • Einführung des €
 Verschiebung der Grenz-
 kostenkurve nach Oben
 • Masseneinwanderung
 Grenzkosten der Integration • Osterweiterung
 B  Optimaler Grad der
 Integration gefallen?

 Optimaler Integrationsgrad Integrationsgrad
 Quelle: Braml und Felbermayr, 2018.
 55
 SEITE 55 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
Tinbergen: Ziele und Instrumente

Anteil der EU-FTAs mit unkonventionellen
Zielen • Sollen unabhängige Ziele erreicht
 100 werden, braucht es dazu ≥ 
 unabhängige Instrumente
 80
 • Wenn > entstehen zwangsläufig
 60
 Zielkonflikte und mindestens ein Ziel
 40 wird nicht erreicht
 20 • Neue Ziele überfrachten die
 Handelspolitik; führen zu neuen
 0
 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020
 Handelsbarrieren
 Bürgerliche und politische Rechte  Nimmt die Anzahl der Ziele zu,
 Umweltschutz braucht es neue Instrumente
 Wirtschaftliche und soziale Rechte
 Sicherheit
Q: Lechner (2020).
SEITE 56 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
Handel auch nach “Greening” sinnvoll

Simulierte Realeinkommenseffekte in % BIP, Annahme 29 $/t CO2-Kosten
 Handelsgewinne CO2-Kosten des Internat. Handels

 Nutzen der int. Handelsteilung ist um etwa 2 Größenordnungen größer als Umweltkosten.
Quelle: Shapiro, 2016.
SEITE 57 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
China seit dem WTO-Beitritt 2001

 De facto Importoffenheita) De jure Globalisierungsindexb)

190 100
170 95
150
 90
130
 85
110
 80
 90

 70 75

 50 70
 2000
 2002
 2004
 2006
 2008
 2010
 2012
 2014
 2016
 2018
 2020

 2000
 2002
 2004
 2006
 2008
 2010
 2012
 2014
 2016
 2018
 2020
Quelle: a) CPB, Mengenindex der Güterimporte relativ zu globaler Industrieproduktion (2007=100),
b) KOF. eigene Berechnungen und Darstellung.
 SEITE 58 Felbermayr – Geoökonomik und Nullsummenspiel
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