Gesamtsanierung "Ambassador House", Opfikon bei Zürich - Fahrni
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02-2018 FASSADE | FAÇADE – REPORT | 29 Vom Hotel Renaissance zum Bürogebäude Gesamtsanierung «Ambassador House», Opfikon bei Zürich 1 Das im Jahr 1987 erbaute Geschäftshaus «Ambas tisch wurden von der Bauherrschaft hohe Ziele definiert, Autoren sador» mit dem sich darin befindenden Hotel Renais soll doch «LEED Platinum» angestrebt werden. Ein Stan- Maurizio Mazzoleni Pascal Schwarz sance war technisch und kommerziell nicht mehr dard für nachhaltiges Bauen, der bei Sanierungen nur sel- Fahrni Fassadensysteme AG aktuell und bedurfte einer Gesamtsanierung. Die ten erreicht werden kann. Lyss optimale Lage befindet sich gleich gegenüber dem neuen Entwicklungsgebiet Glattpark in Opfikon bei Aussenfassaden EG bis 6. OG Zürich. Erschlossen ist das Gebiet mit dem öffentli Die gesamten Aussenfassaden der sieben Geschosse, chen Verkehr durch die Glattalbahn, die Stadt Zürich total rund 11 000 m2, wurden als einhäutige Fensterband und der Flughafen sind in weniger als 10 Minuten elemente in einem neu entwickelten Aluminium-Profilsys- erreichbar. tem mit 90 mm Bautiefe ausgeführt. Der Betonstützen- raster beträgt 8 m, die Fensterelemente weisen einen Die Pläne der Architekten sahen vor, das Gebäude mit Achsraster von 2667 mm (3.–6. OG) und 4000 mm (1. beeindruckenden Dimensionen (Abmessungen 55×160 m) und 2. OG) auf. Die Normgeschosshöhe beträgt 3,05 m. bis auf die Beton-Tragstruktur abzubrechen. Gewisse Total gibt es 809 Stk. festverglaste Fensterelemente. Die Gebäudeeinschnitte wurden durch zusätzliche Beton- 3-fach-Isolierverglasung hat innen wie aussen ein Ver- decken eliminiert und die Fassaden begradigt. Weiter bundsicherheitsglas mit folgendem Aufbau: VSG 12/2 mm / wurden die Haustechnikgeschosse mit zwei markanten SZR 16 mm / ESG 6 mm / SZR 16 mm / VSG 8/2 mm. Die Glasbögen abgerissen, womit der Hochhausstatus verlo- technischen Werte betragen: 0,6 W/m2K / LT = 60% / ren ging, was bei den Bauvorschriften gewisse Erleichte- g = 34% / Lichtreflexion = 12%. rungen möglich machte. Dafür wurde der obere Kubus mit Als Zugänge für die Feuerwehr sind in zurückgesetzten den Geschossen 3.–6. OG verlängert, sodass er über das Nischen total 27 Stk. Interventionsflügel mit 1,2×2,0 m 2. OG hinausragt und die kubische Erscheinung nochmals grossen, nach innen öffnenden Flügeln eingebaut. hervorhebt. Im Gebäudeinnern wurden Decken herausge- Aussen auf jedem Fensterrahmen ist eine Aluminium- schnitten und zwei grosse lichtspendende Atrien sowie zarge mit 295 mm Bautiefe montiert. Diese farblos elo- zwei kleinere Innenhöfe erstellt. Das Erdgeschoss und die xierten Neuprofile sind auf Gehrung geschnitten, was sechs Obergeschosse bieten inskünftig 57 000 m2 Nutz- optisch einem hellen und umlaufenden Bilderrahmen fläche, in den sechs Untergeschossen befinden sich für gleichkommt. Das Lichtmass der äusseren Zarge ent- heutige Verhältnisse komfortable 1120 Parkplätze. Energe- spricht dem Lichtmass der inneren Isolierverglasung
30 | REPORT – FASSADE | FAÇADE 02-2018 Vertikalschnitt Aussenfassade 3.–6. OG Vertikalschnitt Aussenfassade Atrium 4. OG ① 3-fach-Isolierverglasung ② Lamellenstoren ③ Aluminiumzarge ④ Blechverkleidung ⑤ Fensterprofil ⑥ Keramikplatten Horizontalschnitt Aussenfassade 3.–6. OG
02-2018 FASSADE | FAÇADE – REPORT | 31 und den inneren Betonkanten der Decke und der Brüs- tung. Um einen späteren Glaswechsel zu ermöglichen, mussten im Innenbereich oben und unten Schattenfugen ausgebildet werden, die ein Entfernen der inneren Glas- leisten möglich machen. Ausserdem wurde die obere Schattenfuge in der Dimension so ausgebildet, dass je nach späterem Mieterwunsch auch noch ein innerer Blendschutz montiert werden kann. In den seitlichen Profilen der Aussenzarge sind Sto- rennuten vorhanden, damit der äussere Sonnenschutz ohne optisch störende Führungsprofile durchgehend geführt ist. Die 90 mm breiten Lamellenstoren sind samt Endschiene im Farbton RAL 9006 Weissaluminium aus- geführt. Die in der Umbauphase ergänzten Betonbrüstungen wurden alle mit Einlegeschienen versehen. Die darauf montierte durchlaufende Unterkonstruktion, auf welche die Fensterbänder montiert wurden, diente ebenfalls der Lastaufnahme der schweren Keramikplatten im Brüs- tungsbereich. Die vertikal gerippten Keramikplatten mit 800 mm Höhe im horizontalen Bereich sind mittels eines 2 ausgeklügelten Edelstahl-Clip-System fixiert worden, welche auch ein späteres Auswechseln einer Einzelplatte ermöglichen, ohne andere Platten demontieren zu müs- sen. Jede der total 4125 Keramikplatten hat ein Gewicht Anlieferung 1 Gesamtansicht Thurgauerstrasse von 34 kg und ist viermal fixiert. Der dunkle Ton wurde Auf der bahnseitigen Nordwestfassade erfolgte eine zweimal gebrannt und mit einer speziellen, auf Wunsch neue Einteilung der bestehenden Anlieferung mit 2 Kopffassade Chatzenbach des Architekten nicht ganz deckenden, leicht perlmutt- Rampe im 1. Obergeschoss. Die rund vier Meter zurück- schimmernden Glasur überzogen. Diese dunklen Kera- versetzte Fassadenfront mit einer Länge von 110 m und mikflächen bringen die hellen Aluminiumzargen der Höhe von 3,20 m erhielt eine neue 4-mm-Aluminiumb- Fenster nochmals speziell zur Geltung, insbesondere bei lechverkleidung samt integrierten zusätzlichen 28 Stk. wechselndem Wetter, wenn die Keramik ihren Schimmer Türen in EI30/60-Anforderung. Um die Scharfkantigkeit teilweise verändert. beizubehalten, wurden die Verkleidungsbleche ringsum Wie im ersten und zweiten Obergeschoss wurden im Erd- gesägt und nicht gekantet. Die Oberflächenbehandlung geschoss 92 Stk. möglichst grossfeldrige Elemente von des gesamten Anlieferungsbereichs ist schwarz matt 4,55 m Breite geplant. Mit einer Elementhöhe von 3,4 m eloxiert und hebt sich damit von der hellen Aussenfas- stellten diese Dimensionen hohe Anforderungen an die sade ab. über 1000 kg schweren 3-fach-Isolierverglasungen. Die Unterkonstruktion musste statisch verstärkt werden, um Atrien der enormen Kräfte Herr zu werden. Total 140 Felder erga- Die zwei Atrien mit den Abmessungen 15×31 m verlau- ben eine Glasfläche von rund 2000 m2. Zwei grosse Wind- fen vom Erdgeschoss bis zum 6. Obergeschoss und sind fänge mit Schiebetüranlagen auf der Südwest- und der über dem 2. Obergeschoss mit einer Dachverglasung Fotos Südostfassade dienen als Haupteingänge. geschlossen. Fahrni Fassadensysteme AG Horizontalschnitt Aussenfassade Atrium 4. OG
32 | REPORT – FASSADE | FAÇADE 02-2018 3 4 3 Atrium mit Dachverglasung In den Aussenbereichen über der Dachverglasung bein- die auf eine wärmegedämmte Stahlunterkonstruktion haltet die Fassade insgesamt 584 Stk. Fensterelemente mit fixiert wurde. Die aufwendige Dachkonstruktion wurde 4 Ansicht Alpenstrasse den Abmessungen 1,33×2,80 m. Die Verglasung besteht seitlich mit Aluminiumblech verkleidet, damit ein einheit- auch hier aus einer 3-fach-Isolierverglasung mit innerem liches Erscheinungsbild ohne unterschiedliche Materiali- und äusserem Verbundsicherheitsglas mit den Werten: sierung erreicht werden konnte. Die Verglasung besteht Ug = 0,6 W/m2K / LT = 71% / g = 47% / Lichtreflexion = 14%. aus einem Dreifachisolierglas samt emaillierten Stufen auf Durchgehende äussere vertikale Lisenen aus neuen den Breitseiten mit Ug = 0,6 W/m2K / LT = 35% / g = 19%. Strangpressprofilen weisen ebenfalls entsprechende Die Absturzsicherheit der für Wartungszwecke begeh- Storennuten für den Sonnenschutz auf. Im Deckenbe- baren Gläser wird mittels eines raumseitigen Verbundsi- reich zwischen den Lisenen befindet sich der Storen- cherheitsglases (VSG) aus TGV im dreifachen Isolierglas kasten aus 3-mm-Aluminiumblechen. Auch bei den Sto- sichergestellt. Bautafel renkästen wurde die Scharfkantigkeit beibehalten und Die 930 m 2 der beiden Dachverglasungen wurden mit daher die gekanteten Bleche mit vorgehängten gefräs- zweimal 10 Stk. Lüftungsflügeln versehen. Je zwei Bauherrschaft: Interswiss Immobilien AG, Zug ten 4-mm-Aluminiumblechen, in SSG-Verfahren aufge- Motoren mit 400 mm Hub ergeben einen freien Lüf- c/o Credit Suisse Asset Manage- klebt, kaschiert. tungsquerschnitt von 1,1 m 2 pro Lüftungsflügel. Die ment (Schweiz) AG, Zürich Im Innenbereich, unter der Dachverglasung, vom ersten Verglasung der Lüftungsflügel besteht aus einem Balintra AG / Immoship AG c/o UBS Fund Management bis zum zweiten Obergeschoss, gibt es total 536 Stk. 2-fach-Isolierglas mit emaillierten Stufen und einem (Switzerland) AG, Basel Fensterelemente mit 2-fach-Isolierverglasung (Ug = 1,1 W/ U g -Wert von 1,1 W/m 2K. Architektur: Stücheli m2K / LT = 78% / g = 51%). Architekten AG, Zürich Totalunternehmer: Halter AG, Die sehr schmalen festverglasten Elemente weisen eine Dachaufbauten Gesamtleistungen, Zürich Breite von nur 667 mm auf und sind 3,2 m hoch. Insgesamt Drei Dachaufbauten mit beeindruckenden 4000 m 2 Fassadenplaner: Atelier P3 AG, 8 Stk. integrierte RDA-Flügel stellen das Brandschutzkon- Fassadenflächen wurden mit konventionellen Trapez- Zürich (Ausführung) Ausführung Fassaden: zept sicher. blechen Montana SP45 (Voll-Lochung) im Farbton RAL Fahrni Fassadensysteme AG, 9006 Weissa luminium verkleidet. Insgesamt 7 Türen Lyss Höfe und 15 Serviceöffnungen stellen die Zugänge zu den Zwei kleinere Höfe von jeweils 7×15 m, vom 3. bis 6. Ober- Technikräumen sicher. geschoss laufend, spenden zudem weiteres Licht in den Etagen. In den oben offenen Innenhöfen wurden total Nutzer 294 Stk. EI30-Elemente montiert. Die Abmessungen In der Startzeit des Umbaus 2015, und noch bis zur der Elemente betragen hier wie in den oberen Berei- Fertigstellung Ende 2017, herrschte, wie allgemein chen der Atrien 1,33×2,80 m. Die Konstruktion ist optisch bekannt ist, ein grosses Überangebot an Geschäfts- Zahlen/Fakten identisch mit den Atriumsfassaden, Ausnahme bildet die flächen im Gross r aum Zürich. Trotz dieser Situation EI30-Brandschutzanforderung an Unterkonstruktion, entschied sich die Bauherrschaft zum Totalumbau. Geschosszahl: 6 Untergeschosse Alu-Profilsystem und 3-fach-Isolierverglasung. Dank des nachhaltigen Konzepts sowie der flexiblen 7 Obergeschosse Raumgestaltung ist es gelungen, mit dem Telekommu- Mietfläche gesamt: 57 000 m2 Dachverglasung nikationsanbieter Sunrise einen Ankermieter zu finden. Bürofläche: 38 000 m2 Restaurant/Läden: 7000 m2 Das Glasdach ist zwischen dem zweiten und dritten Ober- Mit weiteren Mietern, wie zum Beispiel Spaces, einem Logistik/Lager: 12 000 m2 geschoss als isolierte Sonderkonstruktion in Aluminium internationalen Anbieter für Gemeinschaftsbüros, ist Gesamtvolumen: 200 000 m3 auf Stahlträgern geplant worden. Die Glasfelder weisen nun kurz nach Fertigstellung bereits die Hälfte der Auto-Parkplätze: 1120 Stk. Velo-Parkplätze: 300 Stk. Abmessungen von 1,33×2,66 m auf und sind wie Shed- Mietflächen vergeben, womit die weitsichtige Strate- Bausumme: CHF 140 Millionen dächer einseitig mit einem Gefälle von 8,7% geneigt. Zwi- gie der Investoren nicht zuletzt der hohen Qualität des schen den Feldern verläuft eine Edelstahl-Wasserrinne, Gebäudes wegen aufgegangen ist. ♦
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