Geschlechtsspezifische Unterschiede der Alzheimer demenz - sonderdruck aus der neuropsychiatrie, Band 22, nr. 1/2008, s. 1-15

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Geschlechtsspezifische Unterschiede der Alzheimer demenz - sonderdruck aus der neuropsychiatrie, Band 22, nr. 1/2008, s. 1-15
Geschlechtsspezifische Unterschiede
                                  der Alzheimer Demenz

Sonderdruck aus der Neuropsychiatrie, Band 22, Nr. 1/2008, S. 1–15
Geschlechtsspezifische Unterschiede der Alzheimer demenz - sonderdruck aus der neuropsychiatrie, Band 22, nr. 1/2008, s. 1-15
Ist Alzheimer Demenz bei Frauen häufiger als bei Männern ?
Die Alzheimer Demenz ist in allen Altersgruppen bei Frauen häufiger als bei
Männern. In der Altersgruppe 65-69 leiden 0.7% der Frauen und 0.6% der
Männer an Alzheimerkrankheit. Die Zahlen steigen mit zunehmendem Alter
bei Männern und bei Frauen exponentiell an und erreichen bei 85-89-jährigen
                                                                                Psychiatrie, Psycho-
8.8% bei Männern und 14.2% bei Frauen. Neue Fälle treten in einem Jahr bei
                                                                                therapie, Public Mental
0.22% der Frauen und 0.09% der Männer in der Gruppe der 60-64-Jährigen
                                                                                Health und Sozial-
auf. Bei 85-89-Jährigen ist die Rate der Neuerkrankungen pro Jahr mit 4.15%
                                                                                psychiatrie
bei Frauen fast doppelt so hoch wie die 2.42%-Rate der Männer.

Wie sieht die Situation in Österreich aus?
Da Frauen insgesamt ein höheres Lebensalter als Männer erreichen ist der
überwiegende Anteil der österreichischen Alzheimer Kranken weiblichen Ge-
schlechts. Im Jahr 2000 waren 74.1% aller Kranken mit Alzheimer Demenz
Frauen, aber nur 25.9% Männer.

Gibt es Unterschiede in der klinischen Ausprägung der Demenz zwischen
Frauen und Männern?                                                             Zeitungsgründer
Eine Reihe von Untersuchungen zeigen mehr sprachliche, amnestische, se-         Franz Gestenbrand, Innsbruck
mantische und Orientierungsdefizite bei Frauen als bei Männern. Vor allem       Hartmann Hinterhuber, Innsbruck
                                                                                Kornelius Kryspin-Exner †
in den Bereichen Sprache und verbales Gedächtnis überraschen die Resultate
wegen des bekannten Leistungsvorteils von gesunden älteren Frauen in all-
gemeiner Kognition, Sprache und verbalem Gedächtnis. Im Bereich Verhal-
tensstörungen haben Frauen mit Alzheimer Krankheit häufiger Depressionen        Redaktion
während Männer häufiger Aggressionen aufweisen.                                 Hartmann Hinterhuber, Innsbruck
                                                                                Ullrich Meise, Innsbruck

Verläuft die Alzheimer Krankheit bei Frauen anders als bei Männern?
Es gibt widersprüchliche Studienergebnisse. Einige Studien zeigen, dass die
Erkrankung bei Frauen rascher als bei Männern verläuft. Dem stehen Studi-       Wissenschaftliches
energebnisse gegenüber die keine Unterschiede im Verlauf zeigen, vor allem      Organ
wenn für wichtige Ko-faktoren wie Alter, Bildungsgrad und Demenzschwere-        • pro mente austria
grad korrigiert wird.                                                             Dachverband der Sozialpsy-
                                                                                  chiatrischen Gesellschaften
                                                                                • Österreichische Alzheimer
Sprechen Frauen anders als Männer auf Therapie an?                                Gesellschaft
Dafür gibt es keine überzeugende Evidenz. Es gibt jedoch Untersuchungen,        • Österreichische Gesellschaft
die darauf hinweisen, dass Frauen mehr Nebenwirkungen auf Cholinesterase-         für Bipolare Erkrankungen
                                                                                • Österreichische Gesellschaft
hemmer haben als Männer. Dies dürfte aber kein geschlechts-spezifischer Ef-       für Kinder- und Jugend-
fekt sein, sondern vielmehr auf das geringere durchschnittliche Körpergewicht     psychiatrie
von Frauen und die daraus resultierende geringere Clearence von Cholineste-     • Österreichische
rasehemmern zurückzuführen sein. Geschlechts-spezifische Unterschiede be-         Schizophrenie­gesellschaft
stehen in der Pharmakokinetik neuerer Antipsychotika. Frauen zeigen größere
Prolaktinerhöhungen, mehr Gewichtszunahme, eine höhere Frequenz von me-
tabolischem Syndrom und QT-Verlängerungen mit der Gefahr von Torsade de
Pointes Arrhythmien.

Welche Unterschiede bestehen in der sozialen Versorgung zwischen
Frauen und Männern?
2/3 der PflegegeldbezieherInnen sind Frauen. Im Schnitt leben 1/3 der Pfle-
gegeldbezieherInnen alleine. Pflege und Betreuung von DemenzpatientInnen
erfolgt zu 80% in den Familien und hier vorwiegend von Ehefrauen und Töch-
tern. 74% der pflegenden Angehörigen leisten Pflege rund um die Uhr. Bei
mobilen Diensten liegt der Frauenanteil am Personal bei 91%. In teilstatio-
nären und stationären Einrichtungen liegt der Anteil der weiblichen Beschäf-
tigten bei durchschnittlich 84%. Pflege-und Betreuungsarbeiten werden also
sowohl im familiären als auch im institutionalisierten Bereich zum ganz über-
wiegenden Teil von Frauen erbracht.                                             Dustri-Verlag Dr. Karl Feistle
                                                                                    http//:www.dustri.de
                                                                                      ISSN 0948-6259
Neuropsychiatrie, Band 22, Nr. 1/2008, S. 1–15
 Übersicht
 Review
                                 Geschlechtsspezifische Unterschiede
                                 der Alzheimer Demenz
                                 Reinhold Schmidt1, Eva Assem-Hilger2, Thomas Benke3, Peter Dal-Bianco2,
                                 Margarete Delazer3, Gunther Ladurner4, Kurt Jellinger5, Josef Marksteiner6,
                                 Gerhard Ransmayr7, Helena Schmidt8, Elisabeth Stögmann2, Johannes Wancata9
                                 und Christina Wehringer10

                                 Gemeinsam mit folgenden BetreiberInnen von Gedächtnisambulanzen in Österreich:
                                 Christian Bancher11, Klaus Berek12, Christian Eggers13, Peter Fischer14,
                                 Bernhard Iglseder15, Christian Lampl16 , Peter Kapeller17, Friedrich Leblhuber18,
                                 Georg Psota19 und Margarete Uranüs20

                                 1
                                      Univ.-Klinik für Neurologie, Medizinische Universitätsklinik Graz
                                 2
                                      Univ.-Klinik für Neurologie, Medizinische Universität Wien
                                 3
                                      Univ.-Klinik für Neurologie, Medizinische Universität Innsbruck
                                 4
                                      Univ.-Klinik für Neurologie, Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Salzburg
                                 5
                                      Institut für Klinische Neurobiologie, Wien
                                 6
                                      Univ.-Klinik für Psychiatrie, Medizinische Universität Innsbruck
                                 7
                                      Abteilung Neurologie und Psychiatrie, Allgemeines Krankenhaus, Linz
                                 8
                                      Institut für Medizinische Molekularbiologie und Medizinische Biochemie,
                                      Medizinische Universität Graz
                                 9
                                      Univ.-Klinik für Psychiatrie, Medizinische Universität Wien
                                 10
                                      Bundesministerium für Soziales und Konsumentenschutz, Wien
                                 11
                                      Abteilung für Neurologie Landeskrankenhaus Waldviertel, Horn
                                 12
                                      Abteilung für Neurologie am Bezirkskrankenhaus Kufstein
                                 13
                                      Abteilung für Neurologie, Barmherzige Brüder, Linz
                                 14
                                      Psychiatrische Abteilung, Sozialmedizinisches Zentrum Ost, Wien
                                 15
                                      Univ.-Klinik für Geriatrie, Christian Doppler Klinik, Salzburg
                                 16
                                      Abteilung für Allgemeine Neurologie und Schmerzmedizin, Kooperationsspital
                                      Barmherzige Schwestern und Barmherzige Brüder, Linz
                                 17
                                      Abteilung für Neurologie, Landeskrankenhaus Villach
                                 18
                                      Neurologisch-Psychiatrische Gerontologie, Nervenklinik Linz
                                 19
                                      Gerontopsychiatrisches Zentrum, Psychosoziale Dienste, Wien
                                 20
                                      Gerontopsychiatrische Abteilung, Landesnervenklinik Sigmund Freud, Graz

Schlüsselwörter:                                 Dieses Projekt wurde durch einen         8.8%. Die Inzidenz ist ebenfalls
Demenz      –    Alzheimer       Demenz      –   Unrestricted Grant von Pfizer            in allen Altersgruppen bei Frauen
Geschlechtsunterschiede – Epidemiologie          Austria unterstützt                      höher. In Österreich sind Alzheimer-
– Behandlung – Pflege                                                                     Kranke >60 Jahre in 74.1% Frauen.
                                                                                          Mehrere Studien beschreiben mehr
                                                                                          sprachliche, mnestische, semantische
Keywords:                                        Geschlechtsspezifische Unter­schie­      und Orientierungsdefizite bei Frauen
Dementia – Alzheimer dementia – sex              de der Alzheimer Demenz                  mit Demenz, wobei methodische
differences – epidemiology – treatment           Frauen haben eine höhere Prävalenz       Mängel als Ursache dieses Befundes
– care                                           der Alzheimer Erkrankung. Sind in        möglich sind. Ähnliches gilt für
                                                 der Altersgruppe 65-69 Jahre etwa        Ergebnisse die rascheren Verlauf des
                                                 0.7% der Frauen und 0.6% der Männer      kognitiven Abbaues bei Alzheimer-
© 2008                                           betroffen, so steigen diese Frequenzen   Patientinnen beschreiben. Frauen
Dustri-Verlag Dr. Karl Feistle
ISSN 0948-6259
                                                 bei 85-89-jährigen auf 14.2% und         zeigen in allen Untersuchungen ein
Schmidt et al                                                                                                                                  

breiteres Spektrum von demenz-                   Sex differences in Alzheimer                     and post-menopausal hormonal
assoziierten Verhaltensauffälligkeiten           disease                                          changes. Interactions between gender
mit einer besonderen Häufung                     The prevalence of Alzheimer disease              and response to treatment, if any, are
von Depressionen, während Män­                   is higher in women than in men. In the           subtle and have large intra-individual
ner häufiger aggressives Ver­hal­                age group 65-69 years 0.7% of women              variability. In Austria, two thirds
ten zeigen. Es gibt eine Reihe                   and 0.6% of men suffer from the                  of patients receiving attendance
biologischer Erklärungen für ge­                 disease with increasing frequencies of           allowance are women. Care takes
schlechts-spezifische Unterschiede               14.2% and 8.8% in individuals aged               place in 80% by the families and is
in der klinischen Präsentation der               85-89 years. The incidence is also               provided by women in 78%. The
Alzheimer-Demenz. Sie reichen von                higher in demented women. In Austria             rate of female care-givers in partly
unterschiedlicher Hirnmorphologie                74.1% of Alzheimer patients older                institutionalized care units is 91% in
und Funktion mit höherer Sus­                    than 60 years are women. Several                 nursing homes it is 84%.
zeptibilität für Alzheimer-Pathologie            studies report more pronounced
bei Frauen und größerer kognitiver               language, mnestic, semantic and
Reserve bei Männern, bis zu                      orientation deficits in women, but
Geschlechtsunterschieden in der                  methodological shortcomings might                Epidemiologie
Expression antioxidativer Enzyme                 be responsible for this finding. The
und postmenopausaler hormoneller                 validity of results reporting a more             Prävalenz bei Frauen und Män­
Veränderungen. Wenn eine Inter­                  rapid cognitive decline in women                 nern
aktion zwischen Geschlecht und                   can also be questioned. Women have
Therapieresponse besteht, so ist                 a broader spectrum of dementia-                  Um mögliche Fehlereinflüsse zu
sie gering und individuell variabel.             related behavioural symptoms with                minimieren, werden im Folgenden
Zwei Drittel der Pflegegeldbezieher              a predominance of depression, while              überwiegend Daten verwendet, die
in Österreich sind Frauen. Pflege                aggression is more frequent in men               aus Meta-Analysen bzw. gepoolten
und Betreuung erfolgt zu 80%                     than in women. Biological explana­               Re-Analysen von Einzelstudien
im familiären Kontext und wird                   tions for gender-specific differences in         stammen. In Tabelle 1 sind zwei
zu 78% von Frauen erbracht. Bei                  the phenotype of Alzheimer´s disease             Meta-Analysen     zur     Prävalenz
den mobilen Diensten liegt der                   include different brain morphology               von Demenzen, gepoolt und für
Frauenanteil der Bediensteten bei                and function with higher susceptibility          Alzheimer Demenz und vaskuläre
91% in teilstationären und bei 84% in            for pathological lesions in women                Demenz getrennt, dargestellt. [1-
stationären Einrichtungen.                       and greater cognitive reserve in men.            4]. Hofman et al. [1] berichten bei
                                                 Sex differences were also reported for           den unter 75-Jährigen eine höhere
                                                 expression of antioxidative enzymes              Prävalenz für Männer und bei

                                                                                                                           Vaskuläre
  Alter                 Alle Demenzen                                      Alzheimer-Demenz
                                                                                                                            Demenz

                Hofman et al.      Lobo et al.            Rocca et al.         Lobo et al.              Hy et al.           Lobo et al.
                    [1]               [2]                    [3]                  [2]                     [4]                  [2]

                W         M       W          M            W          M        W              M        W             M      W              M

  60-64     0,5           1,6     --         --                               --             --        --            --    --             --
                                                         0,4         0,3
  65-69     1,1           2,2     1,0       1,6                               0,7        0,6          1,0           0,7    0,1        0,5

  70-74     3,9           4,6     3,1       2,9                               2,3        1,5          2,1           1,5    0,6        0,8
                                                         3,6         2,5
  75-79     6,7           5,0     6,0       5,6                               4,3        1,8          4,5           3,1    0,9        1,9

  80-84     13,5         12,1    12,6       11,0                              8,4        6,3          9,0           6,4    2,3        2,4
                                                         11,2       10,0
  85-89     22,8         18,5    20,2       12,8                             14,2        8,8         17,4           12,8   3,5        2,4

  90-94     32,2         32,1                                                                        31,0           23,7
                                 30,8       22,1         24,7       40,9     23,6       17,6                               5,8        3,6
   95+      36,0         31,6                                                                        48,9           39,8

Tabelle 1: Punkt-Prävalenz-Raten (%) von Demenzerkrankungen nach Meta-Analysen (M = Raten für Männer, W =
           Raten für Frauen)
Geschlechtsspezifische Unterschiede der Alzheimer Demenz                                                                   

den über 75-Jährigen eine höhere
                                                                    Alle              Alzheimer             Vaskuläre
Prävalenz für Frauen. Lobo et al.                 Alter
                                                                  Demenzen             Demenz                Demenz
[2] berichtet ähnliche Resultate. Bei
den 65-69-Jährigen bestand ebenfalls                              W         M        W          M          W         M
eine höhere Prävalenz für Männer,
bei allen älteren Studienteilnehmern             60-64            --        --        --         --        --         --
hatten aber Frauen eine höhere
Prävalenz. Alzheimer-Demenz ist                  65-69           0,25      0,24     0,22       0,09       0,03      0,12
in allen Altersgruppen bei Frauen
häufiger [2,4], während eine andere              70-74           0,47      0,64     0,38       0,30       0,08      0,16
Meta-Analyse nur bis zum Alter von
                                                 75-79           1,75      1,37     1,03       0,69       0,32      0,39
90 Jahren eine höhere Prävalenz für
Frauen berichtet. Bei den über 90-               80-84           3,41      2,76     2,73       1,48       0,45      0,83
Jährigen wird in dieser Studie eine
deutlich höhere Prävalenz für Männer             85-89           5,38      3,88     4,15       2,42       0,61      0,62
berichtet [3]. Die Studie von Lobo et al
[2] berichtet als einzige Untersuchung           90-94
geschlechtsabhängige Prävalenzraten                              8,17      4,01     6,97       2,00       0,70      1,09
für vaskuläre Demenzen. Bis zum                   95+
Alter von 84 Jahren besteht eine
höhere Prävalenz für Männer und            Tabelle 2: Ein-Jahres-Inzidenz-Raten (%) in EURODEM [8] (M = Raten für
bei den über 85-Jährigen eine höhere                  Männer, W = Raten für Frauen)
Prävalenz für Frauen.

Einige Autoren weisen darauf hin, dass     und über dem 80. Lebensjahr bei den      für gleichaltrige Männer aufgrund
die hier beschriebenen Ergebnisse          Frauen höher. Unter den "jüngeren"       ihrer geringeren Lebenserwartung
bezüglich der Geschlechtsverteilung        alten Männern war die Inzidenz für       mit nur 16%.
von Alzheimer und vaskulärer               vaskuläre Demenzen etwas höher
Demenz nur für Europa und Nord­            als bei den gleichaltrigen Frauen,
amerika als einigermaßen be­legt           während Frauen in allen Altersstufen
gelten können. Studien, die in an­         ein etwas höheres Risiko für eine        Absolute Zahlen in Öster­
deren Weltregionen wie Asien oder          Demenz vom Alzheimer-Typ hatten.         reich
Afrika durchgeführt wurden, finden         Die EURODEM-Studie berichtet für
bezüglich der Geschlechtsverteilung        alle Demenzen in den Altersgruppen       Die Geschlechtsverteilung der öster­
von Alzheimer und vaskulärer               über 75 Jahren eine höhere Inzidenz      reichischen Bevölkerung im Al­
Demenz teilweise unterschiedliche          für Frauen als für Männer [8]. Bei 65-   ter über 60 Jahren ist in Tabelle 3
Ergebnisse [5,6].                          69-Jährigen fanden sich nahezu idente    dargestellt.
Da sich die Prävalenz aus Inzidenz         Inzidenzraten für beide Geschlechter,    Da Frauen insgesamt ein höheres
und Krankheitsdauer, die bei den           bei 70-74-Jährigen höhere Inzidenz­      Lebensalter als Männer erreichen, ist
Demenzen vor allem durch die               raten bei den Männern. Die Inzidenz      in allen Altergruppen der Anteil an
Sterblichkeit bestimmt ist, ergibt,        für die vaskuläre Demenz war in          Frauen größer, wobei bei den über
wollen wir im Folgenden diese beiden       allen Altersgruppen bei den Männern      90-Jährigen bereits mehr als drei
Parameter genauer betrachten.              höher als bei den Frauen, während bei    Viertel Frauen und weniger als ein
                                           der Alzheimer Demenz die Inzidenz        Viertel Männer sind.
                                           in allen Altersgruppen bei den Frauen    Auch wenn bei den jüngeren Al­ters­
Inzidenz bei Frauen und Männern            höher als bei den Männern war.           gruppen die Inzidenz und die Prä­
                                                                                    va­lenz bei den Männern teilweise
Eine der ersten Übersichtsarbeiten,        Das Lebenszeitrisiko an einer            höher als bei den Frau­en ist, führt die
die sich mit Geschlechtsunterschieden      Demenz zu erkranken ist vor allem        er­wähnte Ge­schlechts­zusammen­set­
der Inzidenz beschäftigt hat, berichtete   durch die höhere Lebenserwartung         zung der älte­ren Bevölkerung dazu,
anhand von zehn Einzelstudien aus          von Frauen bedingt. Ott et al [9]        dass in Absolutzahlen deutlich mehr
Europa, den USA und Japan ein              beziffern die Wahrscheinlichkeit,        Frauen als Männer unter De­menz­
einheitliches Ergebnis [7]. Bis zum        im weiteren Lebensverlauf an einer       erkrankungen leiden (Tabel­le 4). Dies
80. Lebensjahr war die Inzidenz für        Demenz zu erkranken, für Frauen im       trifft sowohl für die Alzheimer als
alle Demenzen bei den Männern              Alter von 65 Jahren mit 34,5% und        auch für die vaskuläre Demenz zu.
Schmidt et al                                                                                                               

                    Frauen     Männer                                                                 Jährliche
  Altersgruppen                                                          Krankenbestände
                     (%)        (%)                                                                Neuerkrankungen
                                                                       Frauen        Männer      Frauen         Männer
   60-64 Jahre          51,6       48,4
                                                Alle Demenzen            68,0            32,0      68,1             31,9
   65-69 Jahre          53,9       46,1
                                              Alzheimer Demenz           74,1            25,9      70,5             29,5
   70-74 Jahre          58,1       41,9
                                               Vaskuläre Demenz          62,7            37,3      56,4             43,6
   75-79 Jahre          66,4       33,6

   80-84 Jahre          69,1       30,9
                                           Tabelle 4: Krankenbestände (prävalente Fälle) und jährliche Neuer­krankungen
   85-89 Jahre          72,5       27,5               an Demenz bei den über 60-Jährigen in Österreich im Jahr 2000:
                                                      prozentuelle Verteilung der Geschlechter (United Nations Population
   90-94-Jahre          76,6       23,4
                                                      Division 2004, 10)
   95-99 Jahre          78,8       21,2
                                                                                Männer                     Frauen
   100 + Jahre          83,9       16,1
                                                                        Keine                     Keine
                                                                                     Demenz                     Demenz
                                                                       Demenz                    Demenz
    60 + Jahre          59,3       40,7
                                                  60-64 Jahre           33,87            80,75    19,88             47,70
Tabelle 3: Österreichische Bevöl­ke­
                                                  65-69 Jahre           34,92            83,26    20,50             48,87
           rung über 60 Jahren im
           Jahr 2000: prozentuelle                70-74 Jahre           44,75        106,70       26,27             62,63
           Verteilung der Geschlechter            75-79 Jahre           77,63        185,09       45,56         108,64
           pro Altersgruppe (United
                                                  80-84 Jahre           125,07       298,20       73,41         175,02
           Nations Population Divi­
           sion 2004)                              85+ Jahre            185,96       443,40       109,15        260,24

                                           Tabelle 5: Sterblichkeitsraten (pro 1000 Personenjahre) innerhalb von 4 Jahren
                                                      [11]

Sterblichkeit     bei     Frauen     und   Geschlechtsunterschiede                  Die Darstellung von kognitiven Do­
Männern                                    in Kognition und Verhalten               minanzmustern für einzelne Per­s­onen
                                                                                    ist daher schwierig, ebenso wie die
In der EURODEM-Studie wurde                Kognitive Leistungsunterschiede zwi­     Vorhersage einer geschlechterspezifi-
aus sechs europäischen Feldstudien         schen gesunden Frauen und Männern        schen Prävalenz bei der Entwicklung
eine Meta-Analyse zur Sterblichkeit        sind ein vielbeachtetes Thema.           von kognitiven und Verhaltensstö-
durchgeführt (Tabelle 5; 11).              Viele Studienresultate der letzten       rungen im Alter, nicht zuletzt des-
                                           De­­kade lassen eine Dichotomie          halb, weil die meisten Studien jun-
In allen Altersgruppen war die             frauen- und männerspezifischer kog­­     ge ProbandInnen untersuchten. Ein
Sterblichkeit der demenzkranken            nitiver Leistungen vermuten [14-15].     Vergleich alter, überwiegend nicht
Männer deutlich höher als jene der         Demnach kann zwi­schen Testresul-        dementer Frauen und Männer zeig-
demenzkranken Frauen. Ähnliche             taten mit hypo­the­tischem Frauen-       te bei weiblichen Probanden einen
Ergebnisse kommen auch aus einer           (z.B. Wahrnehmungs­ge­­schwindigkeit,    Leistungsvorteil gegenüber männli-
prospektiven    Bevölkerungsstudie         ver-bale Fähig­kei­ten) und solchen      chen Probanden bei Gedächtnis und
an 85-Jährigen [12]. Frauen im             mit Männer­vorteil (z.B. Raumkog­        kognitiver Geschwindigkeit, obwohl
Alter von 65 Jahren haben eine             nition, mathe­matisches Problemlö­sen,   die Frauen dieser Stichprobe eine ge-
um etwa 25% höhere verbleibende            Zahlen­verarbeitung) unterschieden       ringere formale Schulbildung hatten
Lebenserwartung als Männer. So             wer­den. Es ist anzumerken, dass die     und mehr Frauen institutionalisiert
durchleben sie im Mittel auch eine         Gruppenunterschiede meist ge­ring        und verwitwet waren [16]. Auch
deutlich längere Lebensspanne mit          und die Streuung innerhalb der Ge-       andere Studien kognitiv gesunder
einer Demenz [13].                         schlechtergruppen groß ist. Gleiches     älterer Menschen [17-19] fanden
                                           gilt für die Abhängigkeit vom ange-      signifikant bessere Gedächtnislei-
                                           wandten Testverfahren.                   stungen bei Frauen, zum Teil auch
                                                                                    erwar­tungs­gemäß bessere räumliche
Geschlechtsspezifische Unterschiede der Alzheimer Demenz                                                                         

Ver­arbeitung bei Männern; einige             nen nicht sensitiv [21-24]. In diesen       Kognition, Sprache und verbalem
dieser Befunde blieben über die Jahre         Untersuchungen, die Gesamtscores            Gedächtnis [16,17,20]. Dazu muss
stabil [20].                                  über mehrere kognitive Leistungen           kritisch angemerkt werden, dass ko-
Die Frage nach geschlechtstypischen           bilden, konnten keine geschlechts-          gnitive Funktionen außer von der
kognitiven Defiziten im Alter und             abhängigen Unter­schiede festgestellt       Grunderkrankung von vielen weite-
bei dementiellen Syndromen ist vor            werden. In einigen Vergleichsstudi-         ren Faktoren beeinträchtigt werden
allem in der neuropsychologischen             en mit genauerer Erfassung einzel-          können. Dazu sind bei der Demenz
Beurteilung von Bedeutung. Der                ner kognitiver Teil­bereiche wurden         vor allem Schweregrad und Abbau-
folgende Abschnitt gibt einen                 jedoch signifikante Gruppenunter-           rate [25], demographische und psy-
kurzen Überblick über Studien, in             schiede zwischen männ­­lichen und           chosoziale Merkmale (z.B. Schul-
denen geschlechtstypische kognitive           weiblichen Demenz­patienten, meist          jahre, Beruf, soziale Um­gebung),
Defizite und Verhaltensstörungen bei          bei Patienten mit Alzheimerkrankung         sowie körperliche Begleiterkrankun-
Demenzpatienten untersucht wurden             berichtet (Ta­belle 6). Diese Studien       gen und Risiko­faktoren zu nennen.
und diskutiert Zusammenhänge                  zeigen eine höhere Prävalenzrate für        Nur wenige Studien zu geschlecht-
zwischen geschlechtstypischen kog­            sprachliche, mnestische, semantische        stypischen kognitiven Defiziten bei
nitiven Defiziten, klinischen und             und Orien­tierungsdefizite bei Frauen       der Demenz haben mehrere dieser
demographischen Variablen.                    mit Demenz. Vor allem in den Berei-         wichtigen Ko­variablen berücksich-
Screenings und Standard-Unter­                chen Sprache und verbales Gedächt-          tigt [26,27]. Bayles et al. [30] fand
suchungsbatterien, in denen ein Ge-           nis überraschen die Resultate wegen         ein Verschwinden von Unterschie-
samtscore für kognitive Leis­tun­gen          des bereits genannten Leistungsvor-         den bei Sprachleistungen wenn der
erstellt wird, sind für geschlechtstypi-      teils von gesunden älteren Frauen           De­menz­schweregrad berücksichtigt
sche kognitive Defizite im allgemei-          ge­gen­über Männern in allgemeiner          wurde. Andere Schwächen der Un­

        kognitive und                                                    Geschlechts-
                                              Leistung(en)                                                Autoren
      Verhaltensdomäne                                                   abhängigkeit

                                      Benennen, Wortfindung                 F
Schmidt et al                                                                                                           

ter­suchungen sind das Fehlen lon-         Untersuchungen etc.) nur bedingt         rektur für den Demenzschweregrad
gitudinaler Erhebungen, die Nicht­         vergleichbar. Damit ergibt sich eine     bestehen.
berücksichtigung psy­chia­­tri­scher Ko-   insgesamt inkonsistente Datenlage.
morbidität und das Fehlen patholo-         Eine Reihe von Autoren beschreiben
gischer Kor­rela­tio­nen. Es bleibt also   eine raschere Progredienz des klini-     Biologische       Grundlagen     ge­
unklar, wie ge­schlechterspezifische       schen Verlaufes bei Frauen [38-40].      schlechts­­­spezifischer Unter­schie­
Ausprä­gun­­gen und Verteilungsmu-         Einen Überblick von Studien zum          de bei Alzheimer Demenz
ster der Neurodegeneration mit den         Verlauf von kognitiven Symptomen
er­hobenen geschlechtstypischen kog­       und Verhaltensauffälligkeiten bei        Morphologie und Funktion
nitiven Defiziten korrelieren [36].        Alzheimerkranken in Abhängigkeit         Unterschiede in den kognitiven
Interessante Aspekte ergeben sich in       vom Geschlecht gibt Tabelle 7. Die       Funk­tionen zwischen Männern und
einer Studie mit Alltagsbezug, die         Studie von Brayne et al. [42] fand       Frauen ergeben sich möglicherweise
nicht nur quantitative sondern auch        ausgeprägtere Verschlechterungen im      aus funktionellen und strukturellen
qualitative    Leistungsunterschiede       MMSE-Wert bei Frauen im Vergleich        Unterschieden im Aufbau des Gehirns.
zwischen den Geschlechtern bei             zu Männern. Andere Autoren führen        Es besteht ein geschlechtsbedingter
Na­vi­gationsaufgaben (Wegfindung          die beschriebenen Geschlechtsdiffe-      Dimorphismus im Hypothalamus mit
im Krankenhaus) erfasste [37]. Das         renzen in erster Linie auf die höhe-     zweifach höherer Zahl von Neuronen
Ausmaß des kognitiven Abbaus war           re Lebenserwartung bei Frauen und        bei Männern, das Planum tempora-
bei Männern und Frauen mit Alz-            Unterschiede im Ausbildungsgrad          le/vordere Sylvische Furche ist links
heimer-Erkrankung in diesem Test           zurück [47]. Eine qualitative hoch-      bei Männern grösser als bei Frauen.
vergleichbar, es fanden sich jedoch        wertige Studie mit homogener und         Frauen haben einen voluminöseren
Hinweise auf geschlechtsspezifische        repräsentativer Stichprobe und ei-       hinteren Balken und zytoarchitek-
Strategien bei der Aufgabenlösung          nem bis zu 8 Jahre langen Beobach-       tonische Untersuchungen weisen
(Männer benützten visuell-räumli-          tungszeitraum ist besonders hervor-      auf niedrigere Dichte und Anzahl
che, Frauen verbale Kapazitäten). In       zuheben, da sie auch pathologische       von Neuronen in der Hirnrinde und
der Zusammenschau ist festzuhalten,        Korrelationen durchführte und den        reziproker Zunahme von Neuropil/
dass mehrere Vergleichsstudien ge­         prämorbiden kognitiven Status be-        Neuronen- fortsätzen im weiblichen
schlechtstypische kognitive De­fizite      rücksichtigte [35]. In dieser Unter-     Kortex bei gleicher Kortexdichte hin
in den Bereichen Sprache, Orientiert-      suchung konn­ten keine signifikanten     [53]. Männliche Feten verlieren we-
heit und Gedächtnis er­fas­sen, jedoch     Geschlechts­unterschiede gefunden        niger überproduzierte Neurone als
wichtige Kovariaten häufig nicht be-       werden, weder im zeitlichen Verlauf      weibliche, ein Unterschied der die
rücksichtigt haben. Diesen Befunden        des kognitiven Abbaus, noch im Ri-       stärkere Anfälligkeit von Knaben
stehen andere Studien gegenüber, bei       siko für die Entwicklung einer De-       auf frühe Hirnschäden und die hö-
denen keine geschlechtstypischen           menz.                                    here Frequenz der Demenz bei
kognitiven Defi­zite beobachtet wur-                                                Frauen zumindest teilweise erklä-
den [35].                                  Wie ebenfalls aus Tabelle 7 ersicht-     ren könnte. Wegen der größeren
                                           lich besteht eine relativ eindeutige     Ausdehnung des kortikalen Neuropils
                                           Studienlage für geschlechtsspezi-        (Neuronenfortsätze) bei der Frau
Verlauf der Alzheimer Demenz               fische Unterschiede der Demenz-          kann jeder schädigende Prozess
bei Frauen und Männern                     assozi­ierten Verhaltensauffälligkei-    stärkere funktionelle Defizite infolge
                                           ten (Be­ha­vioural and Psychological     des Verlustes von mehr dendritischen
Bei der Interpretation von Studien­        Symp­toms of Dementia, BPSD).            Verbindungen pro Neuron verursa-
ergebnissen zu geschlechts­spe­zi­         Frauen zeigen ein breiteres Spektrum     chen. Auch daraus können sich ge-
fischen Unterschieden im Ver­lauf der      an unterschiedlichen BPSD-Sympto-        schlechtsspezifische Vor- aber auch
Alzheimer Demenz sind eine Reihe           men bei deutlich höherer Prävalenz       Nachteile für kognitive Funktionen
limitierender Faktoren zu berück-          depressiver Symptome [48,49]. Es         ergeben.
sichtigen. Vor­ allem die Heteroge-        muss jedoch erwähnt werden, dass         Das größere Neuropilvolumen bei
nität der untersuchten Populationen        eine große Studie an mehr als 28.000     Frauen geht ohne Unterschiede
hin­sicht­lich Alter, Bildungsgrad und     institutionalisierten PatientInnen mit   der Neuronengröße und des Astro­
Demenzschweregrad ist zu nennen.           Alzheimer De­menz über keine ent-        zytenvolumens einher. Männer ha-
Zudem sind die Daten aufgrund              sprechenden Ge­schlechtsunterschiede     ben dagegen höhere Neuronendichte
von Unterschieden im Studiende-            berichtete [46].                         ohne Unterschiede in der Kortexdic-
sign (retrospektiv/ prospektiv, Dauer      Männer zeigen häufiger aggressive        ke. Dies weist darauf hin, dass Män-
des Follow-Up Zeitraumes, Art und          Tendenzen [43,46, 50-52]. Der Un-        ner kleinere Neuroneneinheiten besit-
Umfang der neuropsychologischen            terschied bleibt auch nach der Kor-      zen, wogegen die Neuroneneinheiten
Geschlechtsspezifische Unterschiede der Alzheimer Demenz                                                                 

    Autoren                     Studiendesign                                       Ergebnisse

                                Prospektiv
   Barnes [35]                                                   Kognitive Verschlechterung über 5-8 Jahre: F = M
                       N=848 (Angehörige eines Ordens)

                       Retrospektiv (Datenbank: MDS)
                                                                              BPSD allgemein: F < M
 Buchanan [41]      N=49.607 (PflegeheimbewohnerInnen mit
                                     AD)

                                 Prospektiv                    Kognitive Verschlechterung innerhalb eines 2-jährigen
   Brayne [42]
                         N=1111 (Kohorte > 75 Jahre)                            Zeitraumes: F > M

                                Prospektiv
   Cohen [33]                                                              Depressive Symptome: F > M
                    N=514 (ambulante PatientInnen mit AD)

                               Retrospektiv
   Eastley [43]                                                           Physische Aggressivität: F < M
                    N=262 (ambulante PatientInnen mit AD)

                                                             Physische und verbale Aggressivität, Umherwandern, sozial
                       Retrospektiv (Datenbank: SAGE)
                                                                           inadäquates Verhalten: F < M
 Fernandez [44]    N=400.000 (PflegeheimbewohnerInnen mit
                                                                      Halluzinationen, Wahnsymptome: F = M
                                M. Parkinson)
                                                                           Depressive Symptome: F > M

                       Retrospektiv (Datenbank: SAGE)
  Gambassi [45]                                                               Kognitiver Status: F < M
                  N=1.492 (PflegeheimbewohnerInnen mit AD)

                                                             Physische Aggressivität, Umherwandern, sozial inadäquates
                       Retrospektiv (Datenbank: SAGE)
                                                                                 Verhalten: F < M
     Ott [46]       N=28.367 (PflegeheimbewohnerInnen mit
                                                             Depressive Symptome, Halluzinationen, Wahnsymptome: F
                                     AD)
                                                                                        =M

                                                                           Depressive Symptome: F = M
                                Prospektiv
     Ott [32]                                                              Emotionale Labilität: F > M
                    N=125 (ambulante PatientInnen mit AD)
                                                                           Biorhythmusstörungen F < M

Tabelle 7: Geschlechtsdifferenzen im klinischen Verlauf der Alzheimer Demenz

           F: Frauen: M: Männer; AD: Alzheimer Demenz; BPSD: Behavioural and Psychological Symptoms of Dementia;
           MDS: Minimum Data Set; SAGE: Systematic Assessment of Geriatric Drug Use via Epidemiology

der Frau zahlenmäßig geringer aber      bei gesunden Menschen ergaben zwi-      teren Gyrus cinguli und im medioba-
größer sind. Lateralitätsunterschiede   schen 58 und 95 Jahren eine alters-     salen Schläfenlappen. Hier bestehen
zeigen größere neuronale Somata in      abhängige Abnahme des Volumens          keine Geschlechtsunterschiede [55].
der linken Hemisphäre bei Frauen,       der grauen Substanz um 2,4 cm3          Neuere MRT-Messungen ergaben
Unterschiede die die Rechtshändig-      (-0,18 %) pro Jahr und Erweiterun­      eine ubiquitäre Hirnatrophie in der
keit der Frau, Sprachvorteile, und      gen der Liquorräume um 2,5 cm3          7. und 8. Dekade, vorwiegend in pri-
ihre Tendenz zu beidhändiger Aktivi-    (0,20 %) pro Jahr. Die Abnahme des      mären Rindenanteilen, Gyrus angula-
tät erklären können [54].               kortikalen Volumens zeigt sich vor-     ris, Gyrus parietalis superior und im
Voxel-basierende morphometrische        wiegend im Frontal-, Parietal- und      Hippokampus, gleichfalls ohne si-
Untersuchungen des Hirnvolumens         Temporalkortex, nicht aber im hin-      chere Geschlechtsunterschiede [56].
Schmidt et al                                                                                                             

In Hinblick auf geschlechtsspezifische    Metabolismus und hormonelle Fak­         rende Hormon, von entscheidender
Unterschiede      der     Hirnfunktion    toren                                    Bedeutung in der Pathogenese der
zeigen Männer in funktionellen MRI        Geschlechterspezifische Unterschiede     Alzheimer- Krankheit ist. Es wird
Studien stärkere Aktivierung im           bestehen in der Aufregulierung anti-     vermutet, dass die Zunahme dieses
rechten oberen Parietalkortex und         oxidativer Abwehrmechanismen in          Hormons und nicht die Abnahme des
im linken unteren Parietallappen          Form einer Erhöhung der Superoxid        Östrogens in der Menopause den pri-
als Frauen, bei qualitativ gleicher       Dismutase und Glutathion- Peroxi­        mär kausalen Faktor für kognitiven
Leistung. Solche Daten weisen             dase-Aktivitäten sowie jener von 4-      Abbau darstellt [66]. Dieser Befund
auf geschlechtsspezifische Unter­         Hydroxynonenal, einem Marker für         ist von besonderem Interesse, wenn
schiede in der Hirnaktivierung bei        oxidativen Schaden bei Alzheimer         es um die Interpretation der Women
kognitiven Anforderungen hin [57].        Demenz. Studien weisen darauf            Health Initiative geht, in der das Risiko
Funktionelle Unterschiede wurden          hin, dass diese Mechanismen bei          für Demenz bei postmenopausalen
auch im limbischen System bei             Frauen geringer ausgeprägt sind als      Frauen durch Hormonersatztherpie in
Alzheimerkranken beschrieben. Wäh­        bei Männern und sehen darin eine         Form von Östrogen plus Progesteron
rend bei gesunden Kontrollen keine        mögliche Ursache für die höhere          nicht vermindert, sondern sogar
Unterschiede im Volumen und in der        Prävalenz der Alzheimer-Demenz           erhöht wurde [67]. Es ist nicht un-
Perfusion des limbischen Systems          beim weiblichen Geschlecht [61].         wahrscheinlich, dass die Gabe von
bestehen, finden sich bei Morbus          Andere Untersuchungen zeigen ge-         Östrogen und Progesteron bei die-
Alzheimer, trotz signifikanten Befalles   schlechtsspezifische Unterschiede in     sen älteren Frauen nicht nur nicht
bei beiden Geschlechtern, spezifische     der mitochondrialen Toxizität von        in der Lage war, ein adäquates
Unterschiede: nur Männer zeigen eine      Aβ-Peptid auf, wobei junge Frauen        Funktionieren der Hypothalamus-
Atrophie im orbitofrontalen Kortex,       durch Östrogene vermutlich infol-        Hypophysen-Gonaden-Achse               zu
mittleren und dorsalen Cingulum,          ge Aufregulierung antioxidativer         ge­währleisten, sondern dass          die
Hypothalamus, Corpus mamillare            Enzyme besser geschützt scheinen         Ga­be exogener Hormone den Krank­
und eine relative Hypoperfusion im        [62].                                    heitsprozess sogar noch verschlech-
vorderen und mittleren Cingulum,          Das Absinken des Östrogenspiegels        terte. Der reine Blick auf Östrogen
während Frauen ausschliesslich eine       bei Frauen in der Menopause wurde        ohne Berücksichtigung der ande-
Atrophie des vorderen Thalamus            wiederholt mit kognitivem Abbau und      ren Hormone der Hypothalamus-
aufweisen [58].                           Alzheimer-Demenz in Verbindung           Hypophysen-Gonaden-Achse kann
Rezente funktionelle Untersuchun-gen      gebracht. Die positive Wirkung von       augenscheinlich in die Irre führen.
heben die Bedeutung geschlechtsab­        Östrogen wird in zahlreichen Unter­
hängiger kompensatorischer Mecha­­        suchungen beschrieben und unter-
nismen als Ursache klinischer Unter­      schiedliche Mechanismen werden
schiede hervor. In diesen Studien ha-     dafür verantwortlich gemacht. Diese      Geschlechtsunterschiede
ben Männer mit Alzheimer-Demenz           beinhalten die Aufregulierung der        bei medikamentöser Be­
oder frontotemporaler Demenz bei          Acetycholin-Aktivität [63]. Östro­       handlung der Alzheimer Er­
deutlich niedrigerem Metabolismus         gen stimuliert aber auch axonales        krankung
gleiche kognitive Leistungen wie be-      Sprouting in CA1 Neuronen der
troffene Frauen [59,60]. Eine mögli-      erwachsenen Ratte, ein anderer           Antidementiva
che Interpretation dieses Befundes ist    Faktor der für geschlechts-spezifi-
eine höhere kognitive Reserve bei         sche Unterschiede von Alzheimer-         Cholinesteraseinhibitoren und der
Männern ohne dass das neuroanato-         Patienten von Bedeutung sein mag,        NMDA-Antagonist Memantine sind
mische oder neuro­chemische Substrat      vor allem wenn man bedenkt, dass         die effektivsten und weitest­ver­brei­
dafür bekannt ist. In diesem Kontext      Neuronenverlust in dieser Region         teten Medikamente für die Behand-
sind die klinisch-pathologischen Be­      des Hippokampus bei Patienten mit        lung der Alzheimer-Demenz [68-70].
funde der Catholic Clergy Study in-       Alzheimer-Demenz und raschem ko-         Daten bezüglich möglicher diffe-
teressant, weisen sie doch darauf hin,    gnitivem Abbau beschrieben wurde         rentieller Wirksamkeit bei den Ge-
dass eine gleichermaßen ausgeprägte       [64]. Östrogen reduziert nicht nur die   schlechtern existieren nur für Choli-
Alzheimer-Pathologie sich bei Frauen      Aß-Toxizität [62], sondern vermindert    nesterasehemmer. Evidenz für etwaig
klinisch eher als Demenz manifestiert     auch die Aß-Produktion in Neuronen       unterschiedliches Ansprechen kommt
als bei Männern [36].                     [65]. Es muss erwähnt werden, dass       von tierexperimentellen Stu­dien [71-
                                          rezente Arbeiten darauf hinweisen,       73] und einigen kli­nischen Studien
                                          dass auch ein anderes Hormon der         welche sich der Frage der Interaktion
                                          Hypothalamus-Hypophysen-Gona­            von Geschlecht und Behandlungs-
                                          den-Achse, nämlich das luteinisie-       antwort widmeten [74-79]. Tabel-
Geschlechtsspezifische Unterschiede der Alzheimer Demenz                                                                   

           Author                  CHE                        Methodik                              Ergebnisse

                                                                                                 Männchen zeigten
                                                                                                 Verbesserung in der
                                                6 weibliche und 6 männliche Rhesusaffen
                                                                                              Testdurchführung in den
       Buccafusco [71]           Donepezil        (>20 Jahre) wurden mit 4 Dosen von
                                                                                             3 höheren Dosen während
                                                   Donepezil über 5 Wochen therapiert
                                                                                             diese bei Weibchen erst bei
                                                                                               höchster Dosis erfolgte.

                                                                                                 Bei Ratten war der
                                                                                            Plasmaspiegel bei Weibchen
                                                 Einzelne iv und einzelne und multiple
                                                                                            niedriger. Bei Mäusen hatten
        Monbaliu [72]           Galantamin     orale Gabe bei Ratten, Mäusen, Hasen und
                                                                                            Weibchen höhere Spiegel und
                                                               Hunden
                                                                                             bei Hunden bestand keine
                                                                                             Abhängig vom Geschlecht

                                                   Vergleich der Enzymaktivität und          Signifikant größerer Effekt
                                                kognitiven Leistung in unterschiedlichen        im zerebralen Kortex,
         Wang [73]              Rivastigmin     Hirnregionen, Herz –und Skelettmuskel        Striatum und Hippokampus
                                                    und Plasma in alters-gemachten               zu unterschiedlichen
                                                  männlichen und weiblichen Ratten          Zeitpunkten und Dosierungen

                                                                                            ApoE4 war ein Prädiktor für
                                               460 Alzheimer Patienten aus kontrollierter
                                                                                            negative Therapieresponse,
         Farlow [76]              Tacrin            randomisierter Studie mit ApoE
                                                                                            wobei diese Assoziation vor
                                                          Genotypisierung
                                                                                             allem bei Frauen bestand

                                                                                             Nach 3 Monaten Therapie
                                                                                              hatten Männer eine 73%
                                                                                             höhere Wahrscheinlichkeit
                                                107 Alzheimer Patienten einer Memory
                                Tacrin oder                                                   für Therapieresponse als
       MacGowan [79]                            Klinik aus einer offenen doppel-blinden
                                Galantamin                                                  Frauen, aber der anfängliche
                                                            Therapie Studie
                                                                                              Vorteil der Männer blieb
                                                                                              nicht über den gesamten
                                                                                              Studienverlauf erhalten.

Tabelle 8: Tierexperimentelle und klinische Studien zu geschlechtsspezifischen Unterschieden in der Therapieantwort
           auf im Handel befindliche Cholinesterasehemmer

le 8 gibt ein Zusammenfassung der      lungsantwort auf Cholinesterase-           ohne dass ähnliche Effekte im peri-
Unter­suchungen mit den Cholineste­    hemmer hin. Eine Studie bei älteren        pheren Nervensystem be­standen [73].
rasehemmern Donepezil, Galantamin      Rhesusaffen zeigte eine höhere Sen-        Obwohl somit einige Studien vorlie-
und Rivastigmin.                       sitivität für kognitionsverstärkende       gen welche für Unterschiede in der
                                       Effekte bei Männchen [71]. In einer        Therapieantwort auf Cholinesteras-
Tierexperimentelle Studien             anderen Untersuchung zeigte sich           einhibitoren spre­chen, bleibt unklar
                                       eine stärkere cholinerge Hemmung           wo sich diese Effekte manifestieren.
Eine Reihe von Studien weist auf Ge-   im zerebralen Kortex, Hippocampus          Sie können auf Enzymebene oder
schlechtunterschiede in der Behand-    und Striatum bei weiblichen Ratten,        anderen Kom­ponenten des choliner-
Schmidt et al                                                                                                         10

gen Systems oder auch im Metabolis-        response besteht, wie sie in einzelnen   von Agitiertheit/Psychose bei De-
mus der Substanzen evident werden.         Untersuchungen berichtet wird, so ist    menz dokumentiert [88]. Keine dieser
Letztlich ist festzuhalten, dass die Er-   sie sehr gering und zeigt große indi-    Studien hatte jedoch die geschlechts-
gebnisse auf Studien an Tieren beru-       viduelle Variabilität. Die berichteten   spezifische Wirkung und Nebenwirk-
hen, welche normalerweise nicht den        Effekte sind jedenfalls nicht konsi-     ung als Hauptzielparameter.
klinischen oder neuropathologischen        stent und können nicht in spezifischen
Phänotyp der Alzheimer-Demenz              Therapieempfehlungen münden.             Generell unterscheidet sich die
entwickeln.                                Trotz des weitgehenden Fehlens           Pharmakokinetik von Antipsycho-
                                           von geschlechtsspezifischen Unter­       tika bei Frauen und Männern [89].
                                           schieden in der Therapieantwort gibt     Geschlechtsspezifische Unterschie-
Klinische Studien                          es Studien, die darauf hinweisen,        de in den Plamaspiegel wurden für
                                           dass Frauen mehr Nebenwirkungen          Frauen bisher nur für Clozapin und
Die Ergebnisse bezüglich Be­               auf Cholinesteraseinhibitoren ha­ben     Olanzapin nachgewiesen, während
hand­lungsantwort auf Choli­neste­         als Männer [80]. Aufgrund bis­her be-    für Risperidon, Ziprasidon, Quetia-
raseinhibitoren    bei    Alz­heimer­      stehender Ergebnisse scheint dieser      pin und Aripiprazol bisher kein di-
patienten in Abhängigkeit vom Ge-          Befund aber nicht geschlechtsspezi-      rekter Einfluss des Geschlechts auf
schlecht sind inkonsistent. Mehrere        fisch zu sein, son­dern durch generell   Plasmaspiegel nachgewiesen wurden
Studien weisen darauf hin, dass Frau-      geringeres Ge­wicht von Frauen und       [90-92]. Hyperprolaktinämie, wie sie
en besser auf Therapie ansprechen          daraus resultierende geringere Cle-      besonders unter Risperidon und Ami-
als Männer [74-76]. Andere Autoren         arence von Cholinestersehemmern          sulprid gefunden wird, ist bei Frauen
berichten über eine dreifache Inter-       verursacht zu sein [81].                 im Vergleich zu Männern stärker aus-
aktion zwischen Ge­schlecht, Apoli-                                                 geprägt. Die meisten Studien zeigen,
poprotein E- Genotyp und Behand-                                                    dass Clozapin und Olanzapin mit der
lungsantwort [76,79]. Die Studie von       Neuere Antipsychotika                    stärksten Gewichtszunahme, insbe-
Farlow [76] berichtet über eine mo-                                                 sondere bei Frauen einhergehen. Die
derate Behandlungsantwort auf Tac-         Patienten, die an einer Demenz er-       wenigen vorliegenden Studien zu
rin bei männlichen ApoE4-Trägern,          krankt sind, leiden zu 60 bis 90%        diesem Thema berichten auch über
während ApoE4- Trägerinnen kaum            auch an anderen neuropsychiatri-         eine höhere Prävalenz des metabo-
auf Tacrin ansprachen. Im Gegensatz        schen Symptomen. Zur Behandlung          lische Syndroms bei Frauen. Es gibt
dazu hatten Frauen mit dem ApoE 2          einer psychotischen Symptomatik          keine sichere Evidenz, dass es ge-
oder 3 Genotyp die stärkste Behand-        bei Demenz finden Antipsychotika         schlechtsspezifische    Unterschiede
lungsantwort aller analysierten Sub-       An­wendung. Es ist hervorzuheben,        in der Häufigkeit und Schwere von
gruppen. Die Studie von MacGowan           dass in Österreich nur Risperidon in     akuter Dystonie oder anderen Bewe-
[79] ist die Auswertung einer offenen      dieser Indikation zugelassen ist. Für    gungsstörungen gibt. Frauen besit-
Therapiestudie zu Tacrin und Galan-        Olanzapin und Risperidon [82-85]         zen hingegen ein erhöhtes Risiko für
tamin. Die Therapieantwort wurde           liegen mehrere Placebo-kontrollierte     QT-Verlängerung mit der Gefahr von
mittels MMSE bestimmt und ein              Studien vor. Auch für Quetiapin [86]     Torsades de Pointes- Arrhythmien.
gleichbleibender oder besserer Score       und Ariprizaol [87] gibt es zumindest    Trotz der Hinweise für geschlechts­
im Beobachtungszeitraum wurde als          eine Placebo-kontrollierte Studie, die   spezifische Unterschiede im Ne­ben­
positive Therapieantwort gewertet.         die Wirksamkeit in der Behandlung        wirkungsprofil der neueren Antipsy-
Nach 3 Monaten bestand bei 76% der
Männer aber nur 52% der Frauen eine
positive Therapieantwort auf Tacrin                                       Prolaktinerhöhung
und ähnliche Ergebnisse bestanden
für Galantamin. Es bestand eine In-                                       Gewichtszunahme
teraktion mit dem ApoE4 Genotyp.
Männliche Trä­ger zeigten eine gerin-                            Inzidenz des metabolischen Syndroms
gere Therapieantwort, Trägerinnen
eine bessere Therapie­antwort.
                                                              Inzidenz von Torsade de pointes-Arrhytmien
Unserer Meinung nach sind die
bisherigen Daten zur geschlechts­
abhängigen Therapie­antwort auf                                           Osteoporoserisiko
Cholinesterasehemmer inkonklusiv.
Wenn überhaupt eine Interaktion            Tabelle 9: Geschlechtsspezifische Unterschiede für die neueren Antipsychotika
zwischen Geschlecht und Therapie­                     (bei Frauen stärker ausgeprägt als bei Männern)
Geschlechtsspezifische Unterschiede der Alzheimer Demenz                                                               11

chotika bleibt die Beurteilung etwa-     treuungseinrichtungen. Die Er­fahrung      45% und im ambulanten Bereich um
iger klinischer Konsequenzen derzeit     der letzten Jahre zeigt, dass die Ein-     rund 80% erhöht [96].
noch spekulativ (Tabelle 9).             stufungskriterien dem tatsächlichen        Das Durchschnittsalter der Pflege­
                                         Betreuungsbedarf leicht und mittel-        geldbezieherInnen liegt bei 78 Jahren
                                         schwer dementer Personen nicht aus-        und knapp 2/3 davon sind Frauen.
Antidepressiva                           reichend gerecht werden, jedoch der        Der Frauenanteil steigt mit zuneh-
                                         Zugang in das System gewährleistet         mendem Alter an und beträgt ab der
Wie für die Antipsychotika gibt es       ist. Daher treffen Rückschlüsse aus        Alterskategorie 80 plus rund ¾ aller
auch für die Antidepressiva kei-         dem Daten­­material der Pflegevorsor-      Pflegegeldbezieher [97]. Im Schnitt
ne prospektiven Studien über ge-         ge, ausgenommen der Stufenzuord-           leben 1/3 der PflegegeldbezieherIn-
schlechtsspezifische Unterschiede in     nung nach den Pflegegeldgesetzen,          nen alleine. Kor­relierend mit der Zu-
Wirkung und Nebenwirkungsrate bei        auch für die Gruppe der dementen           nahme des Betreuungsbedarfes sinkt
Patienten, die an einer Demenz lei-      Personen zu. Geschätzt ist der Anteil      die Zahl derer, die alleine leben suk-
den. In einer Vergleichsstudie bei de-   dementer Personen unter den Pflege-        zessive auf 12% [95]. Das monatli-
pressiven Patienten zeigte sich, dass    geldbezieherInnen mit rund 20% an-         che Einkommen, korrelierend mit der
Frauen Sertralin, Män­ner dagegen        zunehmen [95]. Die Einführung des          unterschiedlichen Pensionshöhe von
Imipramin besser vertragen. Schwin-      Pflegegeldes hat vielfältige Anreize       Frauen und Männern, liegt entspre-
del und Übelkeit sind die Symptome,      im sozialen Versorgungsbereich ge-         chend der Stichprobe 2004 der Pen-
die bei Frauen zum Abbruch einer         setzt. Erstmals wurden das Angebot,        sionsneuzugänge des Sozialministe-
Imipramin-Therapie führen. Dys-          die Kosten und der Bedarf analysiert.      riums in knapp 60% der Fälle unter
pepsie, ge­störte Sexualfunktion und     Die Themen Alter, Hilfe, 24-Stunden        860 Euro und nur 7% haben mehr als
Miktions­störungen lassen Männer die     Betreuung, die Pflegesituation gene-       1790 Euro monatlich zur Verfügung.
Sertralin-Therapie abbrechen [93].       rell und zunehmend auch das Thema
                                         Demenz werden öffentlich diskutiert.       Die entsprechenden Absolutzahlen
                                         Das Pflegegeld verbesserte die finan-      von PflegegeldbezieherInnen können
                                         zielle Situation der älteren Genera-       Tabelle 11 entnommen werden.
Geschlechtsspezifische                   tion, insbesondere der Frauen (41%         Die Pflege und Betreuung erfolgt
Unter­schiede der sozialen               geringere Durchschnittspension als         vorrangig (zu 80%) im familiären
Ver­sorgung dementer Per­                Männer), ermöglicht den Zukauf an          Kontext und wird zu 78% von Frauen
so­nen                                   Hilfe zur Eigenpflege und bei der          erbracht. Bei Ausfall der Ehepartne-
                                         Betreuung naher Angehöriger. Der           rinnen übernehmen im Regelfall die
Ungeachtet der Brisanz der de­           vermehrte Bedarf an professioneller        Töchter die Pflege. Die räumliche
mografischen Entwicklung gibt es         Pflege hat die Zahl der Beschäftigten      Nähe ist ein wesentlicher Aspekt.
nur unzureichende Daten zur sozialen     seit Einführung der Pflegevorsorge in      Rund 80% erreichen die Angehö-
Versorgung dementer Per­sonen. Die       stationären Einrichtungen um rund          rigen binnen 30 Minuten [95]. Die
Darstellung der Ver­sorgungssituation
dementer Personen in Österreich
stützt sich auf Datenmaterial aus der                       Männliche             Weibliche          Männliche und
                                             Alter
Pflegevorsorge Österreich. Die Pfle-                          PGB                  PGB               weibliche PGB
gevorsorge in Österreich [94] umfasst
                                             0 – 20            0,7%                 0,5%                  0,6%
im We­sentlichen eine zweckgebun-
dene Geldleistung zur (teilweisen)           21 – 40           0,8%                 0,7%                  0,7%
Ab­deckung des pflegebedingten
Mehraufwandes, Maßnahmen zur                 41 – 60           2,0%                 2,0%                  2,0%
Unterstützung pflegender Ange­hö­
riger und den Ausbau der sozialen            61 – 80           7,0%                 10%                   9.0%
Dienste. Der Aufwand für die Pflege-
vorsorge betrug 2003 2,91 Mrd. Euro           81 +            43,0%                61,0%                 57,0%
[95]. Das entspricht 1,3% des Brut-
toinlandsproduktes. Davon entfallen          Gesamt            3,0%                 6,0%                  4,0%
1,74 Mrd. Euro auf Pflegegelder der
Länder und des Bundes, 0,67 Mrd.         Tabelle 10: Anteil der PflegegeldbezieherInnen (PGB) in der Bevölkerung in
Euro auf Alten- und Pflegeheime,                     Ab­hängig­keit vom Alter.
0,33 Mrd. Euro auf Behindertenheime                  [AK-Bericht Pflegevorsorge 2003, Bevölkerung 2001
und 0,17 Mrd. Euro auf ambulante Be­                 (Statistik Austria)]
Schmidt et al                                                                                                            12

          Alter                     Frauen                     Männer                zu­nehmend erwerbstätig und daher
                                                                                     nicht mehr in der Lage sind, Betreu-
          0 – 20                     5.034                       6.932               ungsrollen uneingeschränkt zu über-
         21 – 40                     7.894                      10.413               nehmen. Ein Entlastungsangebot für
                                                                                     pflegende Angehörige dementer Per-
         41 – 60                     18.044                     19.843
                                                                                     sonen muss ausgebaut und erweitert
         61 – 80                     83.243                     47.318               werden [95,98]. Interessante Ansätze
           81 +                     138.903                     36.592               zeigt ein Projekt zur Neuorientierung
                                                                                     der kommunalen Seniorenpolitik auf
         Summe                      253.118                     121.098
                                                                                     [101]. In sechs deutschen Kommu-
                                                                                     nen wurde gemeinsam mit Senio-
Tabelle 11: Altersstruktur der PflegegeldbezieherInnen Stichtag 31.12.2005           rInnen ein umfassendes Betreuungs-
            (Arbeitskreisbericht 2005)                                               konzept entwickelt. Eckpunkte sind
                                                                                     eine Einbeziehung der noch aktiven
ergänzende Unterstützung bei der          einzelne, kleine Einheiten haben sich      SeniorInnen im niederschwelligen
Betreuung durch Freunde, Nachbarn         auf die Betreuung dementer Personen        Bereich,        Kooperationsstrukturen
etc. steigt, vom Gesundheitszustand       spezialisiert. Es fehlen generell struk-   pro­fes­sioneller und informeller Pfle­
abhängig, von 6 Stunden bis auf 30        turelle Angebote, wissenschaftlich         gerInnen und eine Ausrichtung hin
Stunden wöchentlich an [98]. Der          fun­dierte Pflegekonzepte und Ausbil­      zur aktiven Mitverantwortung der
Zeitaufwand zur Pflege verwirrt/des­      dungsprogramme für das Personal.           BürgerInnen.
orientierter und psychisch kran­ker       Diese Mängel zeichnen sich in einer        Untersuchungen der Belastungs­situa­
PensionsbezieherInnen liegt im Ver-       hohen Fluktuation des Personals ab.        tion pflegender Angehöriger zeigen,
gleich zu körper­lich be­einträchtigten   Eine Studienarbeit der Hochschule          dass sich BetreuerInnen dementer Per-
Pensions­be­zieherInnen deutlich hö-      für angewandte Psychologie Zürich          sonen häufig bis fast immer überlastet
her und rund 1/3 dieser Personen er-      stellt Therapieansätze und Modelle         fühlen. Als Gründe werden der enor-
hält eine 24 Stunden Betreuung [95].      zur praktischen Umsetzung dar und          me zeitlichen Aufwand, die „ständige
Professionelle Unterstützung durch        liefert Anregungen zur Diskussion          Anwesenheit“, Isola­tion, mangelnde
mobile Dienste wird in rund 33%           mit Verantwortlichen [99].                 Anerkennung, insbe­sondere bei Frau-
der Fälle genutzt. Trotz des Aus­         Das Angebot anderer betreuter Wohn-        en, und ungeteilte Verantwortung an-
baus des mobilen Sektors um 18%           formen ist auf den Kreis der geistig-      geführt [95,98]. Entsprechend diesen
seit 1999 in Österreich ist, mit          oder mehrfachbehinderten Menschen          Analysen sind die Entlastungsange-
Ausnahme Vorarlbergs, das Angebot         fokussiert. Das Ange­bot für demente       bote aus­ge­richtet. Das Angebot reicht
im Vergleich zu skandinavischen           Personen ist vernachlässigbar und          von Beratung – Pflegetelefon, Pflege­
Ländern unterentwickelt (Ludwig           nicht erfasst.                             scheck, Qualitätssicherung, Hilfsmit-
Boltzmann Institut). Der schwarz­         Das Angebot an Tagesseniorenzen-           teldatenbank – über Urlaub mit Pfle-
graue Pflegemarkt spielt mit geschätzt    tren, geriatrischen Tageszentren und       gegeldbeziehern oder Ersatzpflege
rund 1000 bis 6000 Vollbeschäftigten      Tagesheimen ist in einzelnen Re­           zur Erholung von der Pflege bis hin
eine wichtige Rolle. Diese Schätzung      gionen unterschiedlich ausgebaut.          zu finanziellen Unterstützungen bei
bezieht illegale Pflegevereine mit        Schwerpunkte finden sich in Wien mit       der Pflege (www.pflegedaheim.at).
ein.                                      rund 100.000 Besuchen pro Jahr und         In Österreich fehlt, ausgenommen
Es gibt 57.412 Plätze in Alten- und       einem flächendeckenden gemischten          Vorarlberg, ein niederschwelliges
Pflegeheimen, wobei das Verhältnis        Angebot in Vorarlberg. Einzigartig in      Angebot an sowohl örtlich als auch
Wohnplatz zu Pflegeplatz 3:1 beträgt.     Österreich gibt es in Vorarlberg einen     zeitlich unmittelbar verfügbarer „Er­
Seit 1997 gab es eine Zunahme um          örtlich regio­nalen Mix aus Laien-         satzpflege“. Die Situation der pro-
18,8% an Plätzen (Arbeitskreisbe-         diensten, Krankenpflegevereinen und        fessionellen PflegerInnen stellt sich
richt Pflegevorsorge 2005 – Seite         Trägerorganisationen.                      folgendermaßen dar:
109, Vorarlberg 2005). Rund 7% der        74 % der pflegenden Angehörigen            Bei den mobilen Diensten liegt der
PflegegeldbezieherInnen leben in          dementer Personen leisten Pfle­ge          Frauenanteil am Personals bei 91%.
Alten- oder Pflegeheimen, alle üb-        rund um die Uhr [100]. Chro­nischer        Es besteht ein Trend hin zur Qualifi-
rigen zu Hause. Etwa 60% aller in         Schlafentzug, Angst­zu­stände, sozi-       zierung mit extrem hohen Zuwächsen
Pflegeheimen lebenden Älteren sind        ale Isolation, kör­per­liche Belastung,    beim niedrig ausgebildeten Pflege-
dement. Bezogen auf diesen hohen          vermehrter Beruhigungsmittelkon-           und Betreuungspersonal, überwie-
Anteil dementer Personen ist das de-      sum, finan­ziel­le und innerfamiliäre      gend in Teilzeitbeschäftigung (25
menzorientierte Angebot bei der Pfle-     Probleme charakterisieren die Situa­       Wochenstunden).
ge und Betreuung gering. Lediglich        tion. Hinzu kommt, dass Frauen
Geschlechtsspezifische Unterschiede der Alzheimer Demenz                                                                                13

In teilstationären und stationären Ein-       [9]    Ott A, Breteler M, van Harskamp F,       [23]   Stern Y. Cognitive reserve and
                                                     Stijnen T, Hofman A: Incidence and              Alzheimer disease. Alzheimer Dis
richtungen liegt der Anteil der weibli-
                                                     risk of dementia – the Rotterdam                Assoc Disord 2006;20:112-17.
chen Beschäftigten bei durchschnitt-                 study. Am J Epidemiol 1998; 147:         [24]   O'Hara R, Thompson JM, Kraemer
lich 84%. Der im Vergleich relativ                   574-580                                         HC et al. Which Alzheimer patients
hohe Anteil männ­licher Beschäftig-           [10]   Wancata J., Musalek M., Alexand-                are at risk for rapid cognitive de-
                                                     rowicz R., Krautgartner M.: Num-                cline? J Geriatr Psychiatry Neurol
ter erklärt sich aus dem ärzt­lichen                 bers of dementia sufferers in Europe            2002;15:233-38.
Personal (46% Männer) und den                        between the years 2000 and 2050.         [25]   McPherson S, Back C, Buckwalter
subsummierten Zivildienern (100%                     European Psychiatry 2003, 18, 306-              JG, Cummings JL, Gender-related
Männer) im weiteren Personal. Ge-                    313                                             cognitive deficits in Alzheimer's dis-
                                              [11]   Jagger C, Andersen K, Breteler M,               ease. Int Psychogeriatr. 1999;11:117-
genüber 1999 zeigt sich auch hier ein                Copeland J, Helmer C, Baldereschi               122
deutlicher Trend zur Qualifizierung                  M, et al. Prognosis with dementia        [26]   Ripich DN, Petrill SA, Whitehouse
als Resultat der verbesserten Ausbil-                in Europe: a collaborative study of             PJ, Ziol EW. Gender differences in
dung, wobei Vollzeitbeschäftigung                    population-based cohorts. Neurol-               language of AD patients: a longitu-
                                                     ogy 2000; 54 (Suppl. 5): S16-S20                dinal study. Neurology 1995;45:299-
überwiegt.                                    [12]   Aevarsson O; Svanborg A; Skoog I:               302.
                                                     Seven-year survival rate after age 85    [27]   Henderson VW, Buckwalter JG.
                                                     years: relation to Alzheimer disease            Cognitive deficits of men and women
                                                     and vascular dementia. Arch-Neurol.             with Alzheimer's disease. Neurology
                                                     1998; 55: 1226-32                               1994;44:90-96.
Literatur                                     [13]   Bickel H. Epidemiologie der Demen-       [28]   Marra C, Ferraccioli M, Gainotti G.
                                                     zen. In Förstl H, Bickel H, Kurz A              Gender-related dissociations of cat-
[1]   Hofman, A, Rocca WA, Brayne C,                 (Hg.): Alzheimer Demenz. Springer,              egorical fluency in normal subjects
      Breteler MMB, Clarke M, Cooper                 Berlin Heidelberg 1999                          and in subjects with Alzheimer's
      B, et al. The prevalence of dementia    [14]   Gallagher C, Burke T. Age, gender               diseaseNeuropsychology 2007, 21:
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