Neues zu Diagnostik und Therapie der Alzheimer-Demenz
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Institut für Studien zur Psychischen Gesundheit Mannheim Neues zu Diagnostik und Therapie der Alzheimer-Demenz Prof. Dr. Georg Adler adler@ispg-mannheim.de Institut für Studien zur Psychischen Gesundheit (ISPG) Richard-Wagner-Str. 2 68165 Mannheim Tel. 0621-4004 6190; Fax: 0621-4004 6191 Bad Kreuznach, 10.3.2018
Ursächlich wirksame Therapieoptionen Verminderung der ß-Amyloid-Produktion - ß-Sekretase-Hemmer Verstärkung der ß-Amyloid-Elimination - monoklonale Antikörper, aktive Immunisierung
Allgemeines zu den aktuell durchgeführten krankheitsmodifizierenden Therapiestudien • Ansatzpunkt: Beta-Amyloid • Patienten in frühen Krankheitsstadien • Fortführung ggf. vorbestehender Therapien • Nachweis von Beta-Amyloid-Pathologie – mit Liquor • Beta-Amyloid ↓ • Tau-Protein ↑ – mit Amyloid-PET • „positiv“
Laufende Therapiestudien am ISPG Studienname DAYBREAK EMERGE EARLY Substanz Lanabecestat Aducanumab JNJ - 5486 1911 BACE-Hemmer monoklonaler Ak BACE-Hemmer Sponsor Eli Lilly Biogen Janssen Alter 55-85 50-85 60-85 Kognition MMS 20-26 MMS 27-30, MMS 27-30, keine Gedächtnisstörungen Gedächtnisstörungen Beta-Amyloid- Amyloid-PET Amyloid-PET LP Nachweis oder LP oder LP MRT Ausschluss Ausschluss + Ausschluss vaskuläre Läsionen Laufzeit 18 Monate + OLE 18 Monate + OLE 4 ½ Jahre + OLE Rekrutierungsende März 2018 September 2018 März 2020
Früherkennung der Alzheimer-Demenz (1) • Fluktuieren der kognitiven Leistungsfähigkeit • Sozialer Rückzug, Depression und Ängste oft Jahre vor der Demenzdiagnose Jost BC and Grossberg GT (1996)
Früherkennung der Alzheimer-Demenz (1) • Fluktuieren der kognitiven Leistungsfähigkeit • Sozialer Rückzug, Depression und Ängste oft Jahre vor der Demenzdiagnose Jost BC and Grossberg GT (1996)
Früherkennung der Alzheimer-Demenz (2) • Zunehmende häufige Gedächtnis-Aussetzer und kognitive Blackouts. • Subjektive Gedächtnisstörungen.
Konstruktion einer Checkliste für kognitive Blackouts • Interviews mit Patienten mit leichter Alzheimer-Demenz über ihre Symptome bei Krankheitsbeginn. • Konstruktion einer Checkliste mit etwa 20 Items. • Untersuchung dieser Liste bei 82 Teilnehmern eines Demenz- Präventionsprogramms (54 ohne kognitive Beeinträchtigung, 18 mit LKB vom amnestischen Typ und 10 mit leichter Alzheimer-Demenz.
Checkliste für kognitive Blackouts (CKB)
Prospektive Evaluation der CKB: Methode • Teilnehmer:130 aufeinanderfolgende Patienten aus der Gedächtnissprechstunde – 81 Frauen (62,3%) und 49 Männer (37,7%) im Alter von 50 bis 85 Jahren (Mittel: 62,7 Jahre). Patienten mit anderen Demenz- erkrankungen als Alzheimer-Demenz, mit Parkinson-Syndrom oder klinischen Kriterien für eine depressive Störung wurden nicht in die Auswertung miteinbezogen. • Untersuchung der kognitiven Leistungsfähigkeit mit dem SIDAM und dem computergestützten Merkfähigkeits- und Aufmerksamkeitstest (MAT) • Erhebung von subjektiven Gedächtnisstörungen (SGS) – (1) Haben Sie das Gefühl, dass Ihr Gedächtnis nachlässt? – (2) Machen Sie sich deswegen Sorgen? – (3) Haben Sie das Gefühl, dass Ihr Gedächtnis schlechter als das vergleichbarer Gleichaltriger ist? Adler G et al. (2018) Cognitive blackouts in mild cognitive impairment and Alzheimer‘s dementia. Dementia Geriatr Cogn Disord Extra 8:72-76
Prospektive Evaluation der CKB: Ergebnisse (1) • Kognitive Leistungsfähigkeit: keine kognitive Beeinträchtigung (KKB) bei 67 Personen (51,6%), eine leichte kognitive Beein- trächtigung vom amnestischen Typ (aLKB) bei 41 (31,5%) und eine milde Alzheimer-Demenz (mAD) bei 22 (16,9%). • Signifikante Gruppenunterschiede des CKB-Score für Personen mit KKB, aLKB und mAD (p 7) um 12,3 % (p 7) für aLKB oder mAD: 69,2%, negativer prädiktiver Wert: 84.8%. Adler G et al. (2018) Cognitive blackouts in mild cognitive impairment and Alzheimer‘s dementia. Dementia Geriatr Cogn Disord Extra 8:72-76
Prospektive Evaluation der CKB: Ergebnisse (2) • Negative Korrelationen mit den SIDAM-Syndromen – CKB-Score x MMSE: -0,426 (p
Erhöhung des CKB-Score bei Patienten mit erhöhtem HbA1c Untersuchung einer gemischten Gruppe von 113 Patienten aus der Gedächtnissprechstunde, davon 38 (33,6%) mit aLKB und 15 (13,3%) mit mAD. Diagnose eines komorbiden Diabetes mellitus bei 13 Patienten (11,5%).
CKB als Funktion des HbA1c bei nicht-diabetischen, nicht-dementen Probanden 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 4,6 4,7 4,8 4,9 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 5,5 5,6 5,7 5,8 5,9 6,0 6,1 n=245; Adler G et al. (2018) in Vorbereitung
Risikofaktoren für Demenz • frühe Zeichen der Erkrankung: – kognitive Leistungsminderung (objektiv und subjektiv) – neurobiologische Veränderungen (Hippokampusatrophie im MRT, vermindertes ß1-42-Amyloid im Liquor – Depression • nicht beeinflussbare Merkmale: – Alter, Geschlecht, Genetik (familiäre Belastung), Bildung – in der Vergangenheit: Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht, Hypercholesterinämie, Hyperhomocysteinämie • beeinflussbare Merkmale:
Beeinflussbare Risikofaktoren der Alzheimer-Demenz • Diabetes mellitus • Hypercholesterinämie • Arterielle Hypertonie • Übergewicht • Hyperhomozysteinämie • Körperliche Inaktivität • Geistige Inaktivität • Schlafstörungen • Depressivität • Rauchen
Zeitablauf der Alzheimer-Demenz: lange präsymptomatische Phase aus: Jack CR et al. (2010)
Von beeinflussbaren Risikofaktoren zur Prävention: methodische Überlegungen • die Hälfte der Demenzfälle auf vaskuläre Risiko- faktoren zurückführbar (Barnes & Yaffe 2011) • mögliche Überschätzung des Potentials der Beein- flussung von Gefäßrisikofaktoren durch deren Interdependenzen (Norton et al. 2014) • unterschiedlich gute Operationalisierungsmöglich- keiten für die verschiedenen Gefäßrisikofaktoren (HbA1c vs. Blutdruck) • Zeitpunkt und Dauer der Exposition gegenüber den Risikofaktoren vs. geeigneter Zeitpunkt und Dauer für die Interventionsmaßnahmen • Länge des Beobachtungszeitraums für die Unter- suchung des Erfolgs der Interventionsmaßnahmen
Homocystein • natürlich vorkommende Aminosäure • entsteht im Eiweißstoffwechsel • erhöhter Homocysteinspiegel ist ein Gefäßrisikofaktor • der Homocysteinspiegel lässt sich durch Folsäure senken • Ansatz für Demenzprävention: die FACIT-Studie (Durga ea 2007): – durchgeführt 1999 bis 2004 in den Niederlanden. – 818 Personen zwischen 50 und 70 Jahren mit erhöhten Homozysteinwerten aus der Allgemeinbevölkerung wurden drei Jahre lang doppelblind mit 800 µg Folsäure pro Tag oder Plazebo behandelt. – Die kognitive Leistungsfähigkeit wurde bei beiden Gruppen vor und nach der Studie untersucht. – Bei den mit Folsäure behandelten Patienten waren Gedächtnisleistung und Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit höher als bei den Kontrollpersonen!
KogifitPlus: Ein Präventionsprogramm
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